Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 10, 1908, Sweiter Theil., Image 11

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    Ofen-r Echnibthrikk non
Tinte Imckstmgei.
No. 305.· Ich hen Jhne geschriw
we, wie sich die Kids nn der alte Esel
von Phillip, was mein Hosband is,
gefreut hen, wie der Dattel widder is
komme. Jch muß sage, ich sin ja
auch sroh gewese, awwer ich hätt doch
so tein Wese un Gethn mache könne,
wie die Fellersch For e lange Storie
torz zu mache, es hot mich sicl ge
macht, iin ich möcht nor wisse, ob se
sich auch so freue dehte, wann ich
emol verlore deht gehn un deht mit
einem mal ganz uneclsperttet widder
komme, ich dente nit. Awwer ich hen
inein Meind in einem Ding ausge
macht, daß ich den Hund nit mehr
autseit das haus lasse deht un wann
et sich grad ufs den Kopp stelle deht.
Sell is osf Kohrs leichter gesagt
tote gedahn gewese. Wie die Buwe
in die Schul un der Philipp bei den
Wedesweilet gewese is, do hot der Lid
gestart in den Hang erum zu renne,
wie trehsig. Er is an die Diehr enuss
getschumpt un hot getreit, aus den
Windoh zu tschuinpe, atvwer an etaunt
von seine trumnibeinige, torze Bein
hot et das Fenster nii rietsche könne
Well, es hot mich so iniihd gemacht,
daß ich ihn am Liebste den Hals erum
gedreht hätt. Jch hen ihn e Dippche
mit Wasser hingestellt, das hot er mich
umgeschmisse « ich hen ihn en Sah
ser mit e Portsahietsch vom Obend
vorher hingestellt, do hot er die Sah
setsch genomme un hat se in den Par
lor an den Karpet gelegt un hot se
dort erum geschmiert, sodaß der Kat
pet guckt, als wann er in en Worscht
tessel mit gelacht worde wär. Un da
bei is es en echter Brossel Karpet ge
wese, wo ich emol in en Bargensehl
sor neun Dahler un siwtve un neunzig
Cents iaust hen! Och, ich sin ganz
außer mich sar Wuth gewese! Jch hen,
wie ich gesehn hen, was das Biest an
gericht gehabt hat, en alte Koht von
den Philipp genomme, diiahs ich hen
nicts annerschter iinne tönne un hen
den Koht nach den Dattel geworfe.
« Bei den Schlenter hen ich die Klacl
von den Mäntelpies erunner geworse
un der Lid is so geschiehrt gewese,
daß er in seine Desperehschen in die
Pehntrie gerannt is un en Sah in
mein Kuchedoh gemacht hat« daß der
ganze Doh erum gespläscht is worde.
Do hen ich mich awwer nit mehr holte
könne; ich hen gegreint wie e Behbie;
denle Se doch nur emol, jeht is de
nächste Dag Sonndag gewese un ich
beii tein Kuche gehabt! O, es is zu
schrecklich gewese. Das is awtoer im
mer noch nit alles gewese. Der Dattel
is jetzt mit seine schmierige Füsz in
den ganze Haus erum gelause un hot
mich die Steps un die Ruhms zuge
richt, daß es e Sinn un e Schehm
war.
Well, es geht alles nur so weit wie
es gehn duht; alles muß emol e End
neinme un wann das Dippche zu voll
werd, dann läuft es iwwer. Das
war mit mich der Kehö: ich hen ge
sagt: bis hierher un weiter gehts nit.
Jih hen den Händel von den Karpet
schwieper abgerisse un dann hen ich
Jagd uss den Dackel gemacht. Aw
wer ei tell jah, ich hätt nie nit in mei
Lewe gedenkt, daß e Dicht mit so
krumme Fiesz so lause könnt. Schie
.iviß, was hot mich der Hund in den
haus erum tschehse mache! Jch dente,
er hot sich so ebbes geahnt, daß er e
Lieiin iriege sollt, wenn ich ihn auch
gar nicks gesagt gehabt hen. Wisse Se,
ich hen ihn bei Surpreig nemme sglle.
thtehrs un daunstehrs sin ich ihn
nach; er is mich auch e pCCkMsl Up
ner die Fieß tomnie un dann hen ich
J
—
en Fall gehabt, daß das ganze haus.
geschehtt hat. Das hot osf Kohrs
meine Wuth noch immer größer ge
macht un mei Mädneß hat so lang
intrießt, bis ich ihn in den Keller ge
tornert hen. Dann is es awwer los
gange! Bei Galle, ich hen gar nit ge
denkt, daß so e Strengs in mich wärt
Jch hen uss ihn getloppt, bis er wie
en Pänntaht an den Rohr lgelege hat
un bis der Karpetshwieper so torz wie
e Lettpenzel war. Dann hen ich
meine Wuth sättisfeit gehabt un ich
hen mich an en Stuhl falle losse, bi
kahs ich sin ganz eckshahstet gewese.
For e Weil hat der Lid da gelege, wie
doht. Dann hen ich genohtiszt, wie er
sein Kopp gemuhst hat un wie er mit
dem lintshändige Auge nach mich ge
sguckt hat. Jch hen-gesät, als wann
ich schlase deht un wie der Hund das
genohtißt hat, do is er ausgetschumpt.
hot sich auf mich gesterzt un hat ge
start mich zu beiße sor—-fehr. Do
tann mer doch die Rohheit in so e
Ennimel sehn! Duht e arme wehrlose
Lehdie im Schlos iwwersalle un et
tiicke! Well. besor daß er e Tschehns
gehabt, mich mehr wie so ebaut drei- :
vertel Pfund Miet abzutnabbern, hen
ich ihn en Kick mit mein rechte Bor
derfuß gewwe, daß er bis an die Wahl
gefloge is
Jch denke, das hot sei Ehrgesiihl
verletzt. Er hot sich geduckt un is nach
die Gärret geschniett, wo er sich in e«
Eet vertroche hot. Dort is er liege ge
bliwwe un ich hen ihn den ganze Dag·
nit mehr gesehn. Sehn Se Mister;
Ebithor so duhn ich Kinner erziehets
Wann se nit hörn wolle wann mer in
Gutem zu se spreche duht, dann
kommt der Knippel un das macht im
mer noch die allerbeste Jmpreschen.
Jch sin schuhr, wann der Philipp un
die Kids mich mein Weg hen lasse,·
dann mach ich aus den Lid noch den
ansiendigsie Hund wo mer sich denke
tann un wo mer auch mit essohschjieh- ·
te kann. For den Demmetsch wo der
hund angericht hat, muß der Philipp
austomme un wann er es nit duht,
dann feduhs ich die Eckspenzes for die
Miehls, bitahs ich sin doch ganz sicher
nit zu blehme, da mer jetzt so en rau
bautzige nngebildete Bohrder hen.
Wenn sich der Lid nit behese duht,
dann is seine Guhs gekocht, das meint
ich bring ihn um. Mit beste Riegards
Yours
Lizzie Hansstengeb
--.--·-.—.
Schwer zu treffen. .
Kunde: »Na, hören Sie mal, nun
bin ich aber schon das dritte Mal
hier, ohne den Chef sprechen zu kon
nen, wann ist er denn überhaupt zu
sprechen?« »
Angestellter: »Ja. das ist sehr
schwer zu sagen: vor 12 Uhr kommt
er selten und nach 12 Uhr geht er
gleich wieder!«
Gute Anlagen.
A.: »Zu welchem Beruf zeigt denn
Dein Junge Anlaaen?«
B.: ,,Borliiufig schneidet er am
liebsten Gesichter.«
A.: »Nun, dann laß ihn doch Bar
bäek werden«
Ins der Schule.
»Frisze, warum kommst du so
spät?«
»Mein Vater hat mir iebraucht!«
»Na, da "hiitt’ er doch jemand an
der’n jebrauchen können!«
»Nee ——er hat mir verhauen!«
Falsch verstanden
Graf lzu einem Treiher): »Mir
kommt es so vor, als wenn ich Sie
schon mal aus der Jagd getroffen
habe.«
Treiben »Allerdings, Ew. Gna
den." s«
Graf: »Aber wo?«
Treiben »Am linlen Bein!«
Absettijnnk
Kaufmann: »Sie wollen mir diesen
Artikel doch niztt etwa nachmachen?«
Konkurrent: »Bilden Sie sich doch
nicht ein, daß ich mir von Ihnen et
was vor-machen lasse!"
Oefihrkithes Unternehmen
Gaft (im Alpenhotel zum Oberkell
ner, der mehrere Verbände trägt):
»Jena, wie schauen Sie denn aus?
Sie sind wohl auf einer Klettertour
abaestiirth
»Ach nein, ich habe es gestern ge
wagt, fltr einen Stammgast den
Hausschlrissel vom hause abzuholen.«
China ist noch lange nicht erwacht.
es hatte bloß im Schlafe gesprochen.
«
»
-- ·
Farmett Jch weeß gar nich, was Sie immer mit dem Alkohpl wollen«
s-— wik haben doch unsern Schar-pi, haben doch unser gutes Bier —- zu
W brauchen wir da den Alkoholi s s--·--·—-—s—-—-s- st- s · .« s «
Sus. scttts
. Judaqu m- Ueeieugeieaschmj
Ein wenig -beachtetes, aber doch
gewiß bemerkensswerthes Ereigniß des
vorigen Jahres war das 500jiibrige
Jubiliium eines der bedeutendsten
Nechtsinstitute der Gegenwart, der
Aktiengesellschaft Denn man sieht es
in der That» dieser Unternehmungs
form, die denEindruck einer modernen
und unter großziigigen wirthichaftli
chen Strömungen der Neuzeit zu Ans
sehen und Bedeutung gelangten Eins
richtung macht, nicht an, daß sie ein so
ehrwürdiges Alter besitzt und seit nicht
weniger als fünf Jahrhunderten in der
WirthschaftsgeschiOe eine hervorra
gendeStelle einnimmt. Mag man auch
sonst über das Wesen und den Charak
ter der Aktiengesellschaft denken wie
man will, man wird doch, ohne-dabei
ihreNachtheile übersehen oder als nicht
bestehend betrachten zu wollen, ihren
großen Einfluß und ihre Bedeutung
für die Entwicklung von handel und
Industrie, ja siir das gesammteWirthi
schastsleben nicht verkennen dürsem
Was dem einzelnen Geschäftsmanne,
.iiberhaupt dem Privatiapital, das
mehr an die Person gebunden ist, nicht
möglich war, nämlich große und kost
spielige Unterrehmungen ins Leben zu
rufen und erfolgreich zu betreiben, das
hat die Aktiengesellschaft infolge des
ihr eigenen Charakterzuges der beque
men und einfachen, besonders auch für
den einzelnen Unternehmer risikolose
ern Kapitalbeschaffung sertiggebracht.
YMan denke blos an die Ausführung
des vLehenssdersicherungsgedanten-L »die
X-—1-.
Iglllsc Vulkllllctl nupllulv (I.I·«u(,u(»
’ schwerlich hätte ein privater Geldmann
die erforderliche Summe zur Verfü
. gung gestellt, um die stee in die Wirt
lichkeit umzusetzen. Auf dem Wege der
Jgesellschaftlichen Betheiliguna dagegen
; gelang die herbeifchafsung der Gelder
und man- sieht heute, daß die Lebens
versicherungsidee niiylich und segens
reich gewirkt hat und noch wirkt.
Ebenso verdanken wir das vwaghalsige
Unternehmen des Seetransportes, wie
überhaupt die Nutzbarmachung des
Dampfes zu Wasser und Lande in der
» Hauptsache der Aktiengesellschaft, die
auch hier die Ausführung jener Pläne
. ermöglichte. Auf diesen wie auf an
J deren Gebieten hat somit die Aktienge
i sellschaft durch die rasche und erfolg
i reiche Ausführung neuer Gedanken
i bahnbrechend gewirkt und damit ans
tiererseits Industrie und Handel man
chen neuen Erwerbszwei erschließen
helfen.
Heute gibt es kaum noch ein Feld
swirthfchaftlichen Schaffens-, auf dem
I nicht die-Aktiengeselilfchaft thiitia ist
! Eine staunenswertke Summe von Ka
pitalkriiften ist in ihr untergebracht u.
arbeitet jahrein jahraus auf den ver
schiedenen Erwerbsgebieten.. Sie stellt
einen ganz beträchtlichen Theil des
Volksvermögens dar. Denn da die
Antheilscheine der Aktiengesellschaften
bekanntlich an beliebige Personen wei
terverkauft werden, so ist ein großer
Theil des Volkes an den Aktienunter
nehmungen materiell betheiligt. Hier
fest demnach dieBedeutung derAttien
gesellichaft fiir die gJammte Volks
wirtschaft ein, die, wie hier nur andeu
tungsweise erwähnt sein kann, sich
noch in manch anderer Hinsicht äußert.
Recht deutlich treten die Fortschrit
te, die das Attienwesen während die
ser 500jährigen Entwicklung genom
men hat« vor Augen, wenn wir einen
Vergleich zwischen der ersten Aktienges
sellschaft und derjenigen von heute
ziehen. Es ist natürlich, daß sich hier
bei hinsichtlich der Organisation und
des Wesens Verschiedenheiten ergeben,
trotzdem sind unvertennbar gewisse ge
metnfame Charakterzijge vorhanden,
die den Ursprung der heutigen vervoll
tommneten Wissenschaft aufjenes erste
Aktienunternehmen zurückführen Wie
es auch bei späteren Gründungen häu
fig der Fall war, wurde die erste At
tiengesellschaft gegründet, um der herr
schenden Geldnoth abzuhelfem mit der
die damaligen italienischen Städte Fu
slämpfen hatten. urn diesen Zuttano
zu beseitigen, wurden seitens der letz
teren häufig Anleihen aufgenonnnen,
zu denen zwar von privater Seite die
Mittel aufgebracht wurden, die alter
in den Händen der Regierung verblie
ben. Sie sorgte denn auch für Til
gnng und Zinszahlung. Die formelle
Erledigung dieser Anleiheaeschtiite
wurde in der Weise gehandhabt, daß
man die Besitzer der Antheile, die :-1 rn
tue-n nannte, in ein Staats-schinden
.bllch, das sogenannte tsnriusurium als
iuogatnvii (Antheilinhaber) eintrag,
während letzteren seitens des Staates
tdetBetrag derAntheile sowohl,at—:- nie
zer gewährenden nicht unbeträchtlichen
kZinsen sicher-gestellt wurden. Jene
Antheilintsaber waren somit Staatss
gläubiger und erhielten für ihre For
derungen einen aewissenTheil der-trin
Lnahmen an Steuern, Kolonialbesstzun
gen oder anderen realenWerthen inge
« schrieben, so daß sie hinsichtlich ihrer
t Ansprüche aedeckt waren. Man steht
thieraus, daß schon damals sich ein
t regelrechtes System der öffentlichen
J Anleihen und Schuldentilaung her
Lausgebildet hatte, das von dem heuti
Tgen Stande der Wissenschaft nicht
tsallzu weit entfernt ist«
Jm Jahre 1407 traten jene Staats-·
Is»gliiubiger zusammen, um sich auf lot
,poratider Grundlage zu vereiniaen.
’ Auf diese Weise entstand die erste Al
tiengesellschaft, nämlich die Bant des
St. Geotg in Genua. Das in den
Anleiben indestirte Kavital bildete
Tdas Altienlapital jener Bank, so daß
idie jeweiligen Staatsgläubiaer nun
» mehr Aktionäre dieses Instituts wur
. den. Ausgegeben waren etwa 50,000,
000 Lire, bestehend in Abschnitten zu
etwa 100 Lite. Da der Staat, wie
schon erwähnt, die öffentlichen An
teihen zu verzinsen pflegte, wurde die
ser Verzinsungsmodus zunächst auch
bei. der Attiengesellschaft beibehalten
und zwar bis zum Jahre 1818. Von
diesem Zeitpuntt an wurde an deren
Stelle dieBetheiligung amReinqewinn
’ der-Bank eingeführt und es erfolgte die
Zahlung einer Dividende Damit
wurde ein Modus geschaffen, der noch
heute als charakteristisches Merkmal in
der Attiengeszllschaft hervortritt.
Selbstverständlich erfuhr das erste Ak
tieninstitut auch in anderer Hinsicht im
Laufe der Zeit mancherlei Verände
rungen. Namentlich hinschtlich der
«.H«o«he des Attientapitals machten sich
solche bem rtbar; bald trat eine Ver
mehrung es Kapitals durch Ausnah
-"me neuer nothwendig gewordener An
leihen ein« während es sich durch Til
gung von Schuldbeträgen verminderte.
DieBeträge derAttienantheile konnten
von einer Person auf eine andere über
tragen werden, dazu war nur die Um
Jschreibung im Staatsschuldenbuche
und dieErtheilunq einerBescheinigunq
an den neuen Inhaber erforderlich.
»Auch sonst befanden sich die Aktien in
imancherlei Hinsicht im Genuß von
;Vrivilegien. Sie waren beispiels
; treise nicht pfändbar, wie ja auch die
Ithtien späterer Mrhunderte so die
jenigen der ersten preußischen Aktien
gesellschaften aus dem 17. Jahrhun
dert, seitens des Großen Kursürsten
vriFileaiFt waren» »
Beute-; 1-Ic«Ulglllllllllll-1ll Dieses ckslcn
’2lkttetrinstituts hatte mit der heutigen
Form gewisse übereinstimmende Züge.
Allerdings stanid Theilnahme an der
Generalversammlung nicht jedem Al
tionär ohne weiteres zu, wie es heute
der Fall ist, wenn er über den eine
Stimme ausmachenden Aktienbetrag
verfügt, sondern dazu war ein be
stimmter Minimalbesitz von Aktien er
forderlich. Auch konnte nur derjenige
Aktieninhaber werden, der in Genua
als Biirger eingetragen war. Privile
gien und Beschränkungen mancherlei
Art gaben somit der ersten Aktienge
sellschaft im Gegensatz zu der heutigen
demokratischen Organisation einen
mehr aristokratischen Charakter. Daß
dem Gedanken, der diesem Unterneh
snen zugrunde lag, eine große Zukunft
FAMIde sekn mußte, geht schon aus
dem langen Leben, dessen sich die Bank
des St. Georg erfreute, hervor. Sie
crreichte nahezu ein Alter von 400
Jahren: erst 1805 erfolgte durch das
Vorgehen Frankreichs ihre Auflösung.
Wurde auch neun Jahre später der
Versuch gemacht, die Bank des St.
Georg zu neuem Leben zu erwecken, so
waren diese Bestrebungen doch ohne
Erfolg. Anders war eg mit dem
Grundgedanken der Aktiengesellschaft
selbst; er hat sich nicht nur erhalten,
sondern ist in anderen Ländern zu
neuem Leben emporgebliiht, sodaß sich
die Attienunternehmungen heute über
die ganze Erde ausbreiten. Ein Justi
tut mit so ausgesprochen internationa
lem Charakter konnte freilich die jetzige
Höhe feiner Entwicklung nur erreichen
dadurch, daß itnn Wissenschaft und
Recht treu zur Seite standen. Und
wenn wir heute in den wichtigsten Kul
turstufen Umschau halten, so finden
wir, das-. die Grundzüge der Rechtsver
sassung übereinstimmend sind. Dabei
maren namentlich die Gedanken des
deutschen und englischen Aktienrechtz
vorbildlich
Es ist um so mehr Anlaß vorhan
den, gerade jetzt anläßlich des 500jäh
tigen Bestehens der Entwicklung und
Bedeutung der Aktiengesellschaft zu ge
denken als sie wesentlich dazu beigetra
gen hat, das gesammte Wirthschaftsx
leben umzugestalten Denn es kommt
in der Aktiengesellschaft tin-streitig ein
gewisser großziigiger Charakter des
Unternehmens zum Aus-druck- Das
liegt schon im erwähnten Vor-Zuge der
leichten Kapitalbeschaffung durch die
( «
L --..-.1--..r.-.-e» m-.«.(.-:-:-..«. ......
LIIU Ost unt-tu »Hu-us- uuu »· kut
. f U N
det. Knoitalfummen, wie sie durch das
Altienrechkja ohnehin zur Bedingung
gemacht werden, sind in der Hand des
einzelnen Privatmannng nicht häufig
vorhanden. Man kann deshalb mit
Recht sagen, daß jede Aktiengesellschaft
in gewissem Sinne ein Großbetrieb ist.
Die Vermehrung dieser Unterneh
mungssorm hat deshalb die Entwick
!ung zum Großbetriebe in reichem
Mße begünstigt Dadurch sind abe:
auch neue soziale Verhältnisse entstan
den. Denn mit der Zunahme der
Großbetriebe wächst die Zahl ihrer Be
amten und vermindert sich gleichzeitig
die Zahl der wirthschaitlich Selbst
ständigen
Freilich birgt die Entwickelung des
Altienwesensz auch unvertennbare
Nachtheile in sich. Das Wesen der At
tiengesellschast äußert sich in dem Cha
rakter des Gemeinschastsbetriebes.
Während im Privatbetriebe die Person
des Inhabers einzig und allein verant
wortlich fiir das Gedeihen des Unter
nehmen-I ist und ihm der Stempel der
Persönlichkeit ausdriickt, wird die At
tien esellschait von einer Anzahl von
Personen lder Direktion und dem Aus-:
grhtsrathl geleitet. Dass persönliche
.. nieresse ist also bei diesen, die als be
zählte Beamte sungiren, nicht in dem
. aße mit dem Unternehmen verwebt
nnd verwachsen wie beim Privatbe
trieb. Dazu kommt, daß die große
Anzahl der Aktionäre in ganz losem
ZusainscWhange mit dem Unternehmen
selbst stehen, die an deren inneren Ent
wickelung nur einen ganz mäßigen
oder gar keinen Anteil nehmen, da sie
in keiner Weise hierfür verantwortlich
sind. eDas Persönliche wird demnach
aus der Aktiengesellschaft zum großen
Teile ausgeschaltet. Man bemüht sich
deshalb, »diese nnd andere Nachtheile
durch eine Ausgestaltung des modernen
Altienrechts zu beseitigen, indem man
den Einfluß der Generalversammlun
gen, als beschließendes Organ, auf das
Unternehmen zu heben sucht. Jn
Frankreich soll zu diesem Zweck der
Vorschlag gemacht worden fein, den
« Attioniiren, die die Versammlung be
suchen, eine Entschädigung in Form
von Diäten zu gewähren. Jn Deutsch
land ist man dabei, das Aufsichts
rathsivesen zu reformiren, während in
England das Institut der Bücherrevi
soren als tontrollirendes Organ ein
geführt ist. So tauchen überall wich
tige voltswirthschaftlicheJ-nteresfen, ja
Aktiengesellschaft an die Oberfläche der
öffentlichen Diskussion spült.
Diese Probleme zu lösen, wird die
Aufgabe der Zukunft sein. Welch wich
tige volkswirtschaftliche Interessen, ja
Lebensinteressen der Nationen hiermit
verknüpft sind, haben so manche Vor
tommnisse der jüngsten Zeit gezeigt.
Und deshalb ist es gewiß nicht oler
Bedeutung, dafz dieses Jubiläum nicht
bloß an wichtige Entwickelungslehren
der Wirthfchaftsaeschichte, sondern
auch an die Aufgaben der Zukunft
erinnert. M i l R i ch t e r.
Die deutsche Herrschaft in Indien
Es scheint, daß England seines in
dischen Besitzes nach dem Russisch-Jn
panischen Kriege nicht wieder froh
werden sollte. Dieser Krieg, von dem
doch die klugen Männer in Downing
street heimlich-gehofft hatten, er werde
durch Befreiung vom russischen Alb
die britische Herrschaft in Jndien
sicherstellen, hat diese in Wirrlichkeii
heftiger als alles andere erschüttert
Man kann jetzt in englischen Blättern
lesen, wie gerade die russische Gefahr
es gewesen ist, die den Hindu das bri
tische Joch so lange geduldig tragen
ließ. Solange man noch befürchten
konnte, durch eine russische Eroberung
Jndieng vom Regen in die Traufe zu
kommen, hielten alle besonnenen Ele
mente unter den Eingeborenen zu den
bisherigen Herren. Nun haben sich
alle Bande frommer Scheu gelöst. Und
erst jetzt ist der indische Nationalismus
eine ernst zu nehmende Bewegung ge
worden. Britische Waaren werden boh
tottirt, und die Fälle gewaltsamer
Ausbrüche der Volksleidenschast meh
ren sich derart, daß ängstlichen Gemü-.
thern in England schon vor der Mög
lichleit eines abermaligen großen, all
gemeinen Aufstandes bange wird. Die
japanischen Siege haben auch in Jn
dien im Sinne einer asiatischen Re
naissance gewirkt. Der Glaube an die
Bestimmung des Europäerthums zur
Erdherrschaft ist geschwunden. Selbst
bei dem mohammedanischen Element,
das die Engländcr nach dem Grund
satz: Divtho (-t- nippe-m gegen die üb
rige Bevölkerung nuszuspielen suchen.
Waren es doch gerade reiche muselma
nische Familien, dic den Anfang damit
machten, die indische Jugend auf japa
nischen Schulen, statt wie früher in
England, studiren zu lassen. Diese
Belebung des indischen Natiorialge
süth durch den befreienden allasia
tischen Gedanken wird noch gefördert
durch die Rückwirkung der asiaien
feindlichen Politik der britischen Kom
nien. Das Vorspiel zu den japaner:
seindlichen Unruhen in- Vancouver
bildeten Ausschreitungen gegen einge
wanderie Hindus. Jn Australien gilt
für ist-itsin sub-stets aus Jndien die
selbe seindselige Gesetzgebung wie fiir
Chinesen und Japaner. Jn Siid
afrila ist am .1. Januar ein Einwan
derungsbeschräntung5-Gesetz in Kraft
getreten, das auch Jndier von der
Einwanderung praktisch ausschließt
Die indischen Nationalisten sind nun
TUUUJ COlllbIlUksJH sichs-l ullt Ukvlslsbbbsts
de verlegen, wenn die englischen Er
oberer, utu ihre Herrenstellung zu
rechtfertigen, auf lzivilisatorifche Lei
stungen, Eifenbahnen, Verwaltungs
organisationen usw« pochen. Sie
können darauf hinweisen, daß die
Hindus »Swadeschi« nicht bloß auf
dem Gebiete des Boytottg bewähren.
Jn Bombay zeugt ein ganzer Wald
von Schornsteinen von indischem Ge-:
werbesleiß. Ausgedehnte industrielle
Anlagen sind mit indischein Kapital
geschaffen und unterstehen indischer
Leitung« uin den selbständigen geisti
gen und lvirthschaftlichen Aufschwung
Indiens hat sich vor allein der ver
storbene Jamsetje Tata verdient ge
macht. Er spendete die Summe von
4 Millionen Mark für die Gründung
einer indischen Akadeinie der Wissen
schafien, die nun in Bangolare ihrer
Bestimmung übergeben worden ist.
Jahre hindurch bis zu seinem Tode,
beschäftigte ihn der Plan zur Schaf-·
fung einer indischen Eisen- unt-Stahl
industrie, den seine Söhne dann
durchführten. Ein Kapital von fast
::0 Millionen Mart ist für die Errich
tung von Eisen und Stahlwerken in
Sini Junction an der Bengal- Rang-—
pur - Eisenbahn, 200 englische Meilen
von Kaltutta entfernt, fast ausschließ
lich von Jndiern gezeichnet. Das
Direktorenlollegium besteht lediglich
aus indischen Geschäftsleuten in Bom
bay. Auch die Anlage von Staubeclen
an den westlichen Abhängen derGhats,
wozu ebenfalls Jamsetje Tata die
Anregung gab, soll jetzt in Angriss ge
nommen werden. Diese Wasserkräfte
sollen den Baumwollspinnereien in
——-....
Vom-day zugute kommen. Es fchlr al
so durchaus nicht an Anzeichen fiir ein
thatträftiges Bestreben des indischen
Volkes-, siir eine spätere politische Un
abhängigkeit die nothwendig mitth
schaftliche Grundlage zu schaffen. Chi
nesische und japanische Einflüsse helfen
die britische Herrschaft zu lockern. Die
Maßnahmen der Pelinger Regierung
zur Unterdrückung oder Einschränkung
des Opiumgenusses haben in erster Li
nie den Zweck, durch einen moralischen
Druck jeden englischen Widerstand zur
Unterbindung der Einfuhr indischen
Opiums nach China, die dessen Zah
lungsbilanz äußerst ungünstig beein
flußte, zu brechen. Der Opiumbau in
Jndien ist Staatsmonopol, konnte
also immer nur der briiischen Regie
rung, nicht dem indischen Volte zugute
tommen. Jm Jahre 1904—05 brach
te die indische Opiumerzeugung der
Regierung nicht weniger als 4,050,999
Pfd. St. ein. Da die öffentliche Mei
nung in England von jeher gegen den
Opiumhandel eingenommen war, hat
die englische Diplomatie unter dem ge
genwärtigen liberalen Regime schon
gute Miene zum bösen Spiel machen
müssen. Die indische Regierung
wird also in absehbarer Zeit eine ih
rer ersprießlichsten Einnahmequellen
verlieren müssen und einen Ersatz nur
durch vermehrten Steuerdrucl, also ,
iuus Uosren ihrer Pvpucarllcck gewin
nen können Größer noch ist die
Schwächung, die der englische Einfluß
in Indien durch die wirthschaftliche
Konkurrenz Japans erfährt Der Prä
sident der Oriental Fc Peninsular
Steamship Co. hat jüngst in bewegli
chen Worten darauf hingewiesen, daß
ihr früheres Monopol über die Schiff
jap. Rheedereien übergegangen ist.
Schmerzlicher noch müßte die Englän
der das Signal des Grafen Okuma
zur systematischen wirthschaftlichenEr
oberung Indiens durch Japan berüh
ren. Am Ende bleiben den Englän
dern nur noch die Lasten der Verwal
tung, während die gelben-Bundesge
nossen ernten, was sie säten.
Die indischen Nationalisten halten
augenblicklich in Surat ihren Jahres
tongreß ab. Zwischen den gemäßigten
und extremen Elementen ist es hierbei
zu heftigen Auseinandersetzungen ge
kommen, die in allgemeine Raufereien
ausarteten. Noch bilden die Gemä
ßigten die überwiegende Mehrheit;
trotzdem fürchtet die englische Presse
von dem Fanatismus der Extrenren
’ mehr, als sie von dem mildernden Ein
fluß der besonnenen Elemente er
hofft. Schließlich, meint »Dailu Te
legrapb«, würden die Exiremen über
die Gemäßigten triumphiren, wie
einst sdie Girondisten über die Jakobi
ner. Dabei vertreten schon die Gemü
ßigien Forderungen, die für die briti
sche Regierung unannehmbar sind;
rechte von viel größerer Wirksamkeit
als die, welche die dritte Dunia für
Rußland einschließt, obgleich die Vor
bedingungen für eine Konstitution in
viel geringerem Maße vorhanden sind.
Die Extremen marschiren natürlich
gerade auf das Ziel einer Losreißung
von englischer Herrschaft. Für eine
Erfüllung der nationalistischen Hoff
nungen hat es freilich noch gute Weile.
Die Bewegung wird erst von einer
dünnen. gebildeten Oberschicht getra
gen. 90 v. H. der Bevölkerung kennen
sie entweder nicht oder stehen ihr gleich-—
gültig gegenüber. Sie muß aber.
wenn auch langsam, so doch stetig an
Breite und Tiefe zunehmen und der
britischen Sorge um den indischen Be
sitz immer neue Nahrung geben.
-
Der Jgel glättet ruhig die Stacheln,
Sobald ein Strauß vorüber —
Der Mensch aber ärgert sich Tage und
Wochen
Nach jedem Nasenstiiber.
Ll .s. J- «
fahrt zwischen Bombay und Japan an .
darunter verfassungsmäßige VolkL-"
Um es allen recht zu machen, wird
man unseren Panzerschiffen schließlich
noch lose Gürtel anlegen müssen, die
nach Bedarf hoch Und niedrig geschr
ben werden können.
-I- ds- s
Jn Japan trifft man Vorkehrun
aen, um 40,00() Bauern mit ihren
Familien zur Besiedelung nach Korea
zu senden. Recht so! Asien fiir die
Asiaten.
It- 712 E
Mulai Hasid scheint des Krieges
müde zu sein, nicht weil er die Franzos
sen jetzt mehr liebt als früher, sonder-i
weil thn die Moneten offenbar setc
knapp geworden sind.
se . eiz Is:
Die Wirte von Freeburg, einen
freundlichen Oertchen in Jllinoig, he:
ben beschlossen, derProhibition ein Zit
geständnis zu machen: sie wollen ccn
Sonntag nur noch gegen bar verlaufen
und nicht mehr Kredit geben. Sie er
warten dadurch eine wesentliche Fdrdes
rung der Mäßigleit, oder man wird
den Pump auf die Wochentaqe verlu
gen.
si- Itc Eis
Der Lord Tweedmouth dürfte 1n
der nächsten Zeit seine Post vergeblich
nach Briesen des Deutschen Kaisers
durchsuchen.
sit Tr
Bisweilen kommt, nachdem des
Schlimmste überstanden ist — noch
Schlimmeres.
s- ie i
Man kann einen schönen Mund und
doch ein häßlicheö Maul haben.
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