Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 03, 1908, Sweiter Theil., Image 11

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    Eikeim- Schreibebrief von
sinke Zank-ungel.
No. 304. —- -Well, Mister Edithor,
Sie mache sich gar kein Begriff, was
der Hund sor en Batter in unser
Haus gern-acht hat. Der Philipp, was·
mein bosband iß, un die Kids, die
hätte unner keine Umstände erlaubt.
daß der bund an die Stritt gedurst
hat. Se den gesagt. das Diehrche
wär noch viel zu klein tm könnt in
schlechte Gesellschaft komme. Ich deht
auch e kleines Bedbie nit an dieStritt
losse. wann es nit in Kompenie von
e gesetzte Person wör. Jetzt bitt’ ich
Jhne um einiges, halte Sie emol so
en Hund Dag un Nacht ins Haus!
Das is ja ebbes ganz schreckliches.
So en Hund gleicht doch auch als
emol bei Seinesaleiche zu sein. Das
Diehrche muß ja orsel lohnsomm
fühle un schließlich an gedrochenem
Herze sterrvr. Wie am erste Dag die
Kids in die Schul ware un der Phi
lipp bei den Wedesweiler, do bot der
»Lid«, wie mer ihn gerufe hen. so
jämmerlich gewinselt un angeivroe un
hot puttiniehr die Diehr mit sein
Kopp eingerennt, daß ich Simpettie
mit ihm gefühlt den. s
Jch lieu zuihn gesagt: »Nun Lid,:
luckehier, du host noch nit viel kam-i
men Sena, dikahs du bist noch zus
jung un es wär besser, wann du gar;
nit autseit die Di:hr gehn dehtsi.j
Awwer ich kann gut genug evoriesch-"
iiehte, daß du mit meine Kompeniel
nit sättisseit bist un sor den Riesen-:
will ich dich for e kleine Weil autseitz
lasse, answer behehk dich un wann ich
dich ruse un du kommst nit reitewea
ins Haus, dann kriegst du das: Fell
so verkloppt, »das-: du nit mehr weißt.
ok- du als Dackel usf die Welt komme
bist odder als PuhdeL Eo. jetzt
weißt du« was ich in die Sach denke
un fehtgitauh Jch hen ihm dieDiehk
ussgemacht un auiseit is er gewese.
Mei Gutneß, was hot der bund ange
stellt! Er is in die Jahrd erum ge
tschumvt. als wie krehsig. Well. den
ich gedenkt, do hen ich doch widder
emol ebbes gutes aedahn gehabt.
Jch hen dann mei Hauswerk gesin
nischt un hen gar nit mehr an den
Hund gedenkt bis es ufs eemol Zeit
war, das Dinner zu starte. Do sinich
awrver in die Jadrd gelauie un hen
gehallert: Lid, Lid, komm hier! Aw
-1ver es hot sich kein Lid un auch sonst
niemand sehn losse. Ich den dann
rnei Schalche iwtver den Kopp ge
hängt un tin an die Stritt, bitahs ich
den-gedenkt, mehbie er hot Komvennie
getrosse un spielt an die Stritt. Ato
wer von unsern Lid is nickc zu sehn
gewese, der war fort un ich sm in e
Eckseitement gewese, das war nit mehr
schön. Zu den Wedesweilee hen ich
nit gehn wolle« bikahs ich hen doch nit
shen wolle, daß der Phil ebbes von den
found ersadre duht. tvei der hätt mich
den Kovp abgerisse.
Well. ich den jeden Mensche an die
Ssttitt gefragt, ob er nit so en kleine
trummdeinige Hund gesehn hätt, wo
aus den Name Lid höre duht. Atower
niemand hat ihn gesehn gehabt. Wisse
Se, es is ia nit gewese, daß ich sor
die Kids odder den Philipp efsrehd
gewese wär, dasz ich nit besser gewußt
hen, als so en junge Hund an die
Stritt zu losse. O, » well, hen ich
schließlich gedenkt, der Dattel werd
schon widder komme, wann er hunan
kriege duht un sin heim gange. Mei
Dinner, woan den Stohf gekocht hat,
war ganz verbrotielt un es is nur«
noch ein Ding zu duhn aewese, näm
lich, daß ich es in die Garbetschkann
gewotfe hen. Ich hen reiteweg widdee
gestart e frisches Dinner zu priepehre
un do sin auch schon die Kids heim
komme. Jhre erschte Frag war oss
Kohrs wo der Lid is. Was weiß ich,
hen ich gesagt, denkt Ihr ich battere
mich auch noch um den Hund, ich hen
»auch mitaus das noch plentie Arbeit.
; Well, do hen se gestart im ganze
Esaus etum zu suche; in alle Ecke sin
ise geirawwelt, alle Klasseis un in
iFiickt das ganze Haus hen se uss
iden Kopp gestellt un wie se den Hund
"nit gesunne hen, do hen die alte Esel
angessanae zu greine, als wann sie
en Bruder gestorwe wär. Ich hen
arig emberrest gefühlt, bikahs ich sinqs
doch ennihau die Kahs von ihren
Schmerz gewese, wann ich auch nit
helfe hen könne. Well, wie der Phii
heim is komme, do hot das Suche noch
emol gestart un wie es kein Riesolt
gewwe hat, do het der Bennie gesagt:
»Ich frn schuhr, die Ma hot den arme
Lid getillt un dann ufsgebrennt, es
duht ecksiicktlie so schmelle in den
Haus« Wie er das gesagt «hot, do scn
die annere intluding den Philipp all
von die nämliche Opiniien gewese un
ich hen duhn un sage könne was ich
gewollt hen, es hat an ihre Eidie, dass.
ich den Hund aekillt hen, nicks
"ischehnsche könne. Ich hen gesagt:
Ihr macht mich sick mit eueren krumm
beinige Dackel un ich duhn setzt wert
iich wische, ich hiitt ihn geiillt, dann
wär ich wenigstens den Butter los.
Do hen se widder qegteint un se
könne sich unner die Ziriumstenzes
denke, was mir for e genußreiches
Dinner gehabt hatte. Mehr wie ein
mal hen die Buwe Niemarts gemacht,
wie, se hätte nie nit gedenkt, daß die
eigene Mutter zu e Mörderin wer’ti
könnt un das deth schohe, daß ich iei
Herz hätt un das-. ich sor den Riesen
auch nie nit an e Herzleide sterwe
könnt. Well, ich hen arig sohr gei
fühlt. Grad wie mer unser bische
Futter enunner gewiirgt hatte, do hot
uss eemol Jemand an die Kitschen-·««
dohe gegauii. Mee sin all usfge
ssprunge un hen aeguckt un schuhr ge
nug is es der Lid gewese, wo komme
is for sei Dinner zu hole. In die
erschte Lein hen ich ihn winnelweichs
verbarnmatschst un dann hen ich ihn e
gutes Miehl gewwe un es war widder
emal Pies in den Haus. Wie lana
es dauern wert-J Ich weis-, es nit.
Mit beste Rieaards
Yours
LiHie HanssiengeL
—
Deutlich.
Gast: »Brin«aen Sie mir ein Glas
Bier nnd etwas zu lesen!«
Kellnen »Seht wohl, mein Herr,
wünschen Sie vielleicht die Speise
tatte, die ist soeben erschienen!«
Konsultatiom
»Ich weiß nicht« was ich mit mei- «
nem Mann machen soll. Die ganze
Nacht spricht er im Traum.«
»L«assen Sie ihn am Tage zu Wort
toinmen.«
Zeittechnnng.
Köchin-: ,,Wo ist denn DeineMaina,
ns?«
Hänschent »Die ist vor zwei Stun
den aus Minuten zur Tante gegan
gen.«
Unbemisgte Selbsttkitit.
A.: »Das ist also die Badewanne,
die Sie verkaufen wollen; haben Sie
dieselbe schon langes-«
» EB.: »Drei Jahre, aber nur weni
benutzt!«
» Vom statements-L
; Unterofsizier tzu einem Rettuten
idet vergessen hat« seinen Tornister
auszuschnallen) »Sie altes Kameel
Inun kommen Sie schon gar ohne
Höcker zur Uebuna!«
Der Schweeensthee.
l Junge Frau (dem Herrn Leutnant
ihr Neugeborenes zeigend): »Geber«
Sie nur, Here Leutnsant, die Kleine
lächelt Sie ant«
Leuinant: »Na, na, wird halt keine
Ausnahme machen wollsen!«
Unieseeisltch.
Vater Cnachdem er seinem Söhn
chen den Stock zu kosten gegeben):
«Nun sage mit, warum ich Dich be
stkast habet«
Junge (heulend): »Na, so wal!
Erst schlägt er mich halb todt unt
nun weiß er selber nicht, warum?!·
sei-n Fräsen-n
( W
Fkifeun »Na, Max, wie wisle du denn deine Haare gefchnitten
haben?«
Max: »So wie mein Vater, in der Mitte ein rundes Loch!«
Wie is mein Geld ausgebe.
Aus der Art, wie die Menschen ihr
Geld verbrauchen, kann man leicht aus
ihren Charakter schließen. Der Mann,
der es in Gedlsachen nicht genau
nimmt, wird auch anderen Pflichten
gegenüber unzuverliissig sein. Einer,
der seine Taschen fest zuhalt, ver
schließt auch sein Herz, und der Ber
schwender, der alle Tage etwas draus
gehen läßt, ist geneigt, sich selbst weg
zuwerfen. Der unheilbare Pedant
führt bis zu seinem Todestage Buch,
und der Unordentliche wird niemals
wissen, was er besitzt.
Es gibt Menschen« deren einzige Be
friedigung es ist, durch Sparsamkeit
und Zusammenhalten des ihrigen je
desmal in eine höhere Steuerstufe auf
suriickem während andere das Geld
mit Schaufeln zum Fenster hinaus
werfen, damit nur der Staat nicht zu
viel bekommt. Manche reiche Leute
haben nie Geld, manche, die weniger
begütert sind, haben immer welches.
Es tann einer wiederholt große Erb
schasten machen und doch auf einem
Strohsack enden, und es kann einer
aus einem Strohsack geboren werden
und als Millionär sterben. Geld ges
tvinnen ist unter Umständen leicht, es
festzuhalten schwieriger.
Viele Menschen haben Geld nur siir
sich selbst, viele nur für andere. Beides
ist verkehrt; in derMitte liegt das rich
tige. Jeder Cent, der ausgegeben
wird, ohne dir oder anderen leibliche
oder geistige Förderung zu bringen, ist
verschwendet. Geld kann einem das
ganze Leben verbittern — ob man es
nun hat oder nicht! I
Man darf es nur als Mittel zum
Zweck, niemals als Selbstzweck an
sehen, sonst hat das Geld uns, anstatt
daß toir das Geld haben. —- Wie mit
allen irdischen Dingen, ist es auch mit
kein Gelde: es gleißt am meisten aus
lser Ferne; wenn man es besitzt, büßt
ei« den großen Theil seines Reizes ein.
Der Arme kann sich gewöhnlich nicht
rorstellen, daß der Reiche unter seinem
Golde seufzt. Ein Milliardär, der in
seiner Verzweiflung einen Mann an- l
nimmt, durch den er sein Geld unter i
die Leute bringen läßt, hat für Unbe- l
mittelte etwas Grotegles· Ererbtesl
oder gewonnenes Geld macht feinfüh
ligen Naturen nur geringe Freude;
dem durch Arbeit verdienten allein
haftet nichts Unedles an.
Manner verstehen in oer ureger ves
ser mit Geld umzugehen, als Frauen,
weil sie von jeher gearbeitet und ver
dient haben und disponiren können·
Mit ihrer größean wirthschaftlichen
Freiheit werden es auch die Frauen ler
nen. Kinder müßten vom Schuldn
tritt ab Taschengeld erhalten und den
Eltern über den VerbrauchRechenschaft
ablegen. Man sagt den Frauen nach,
daß sie an keinem Laden vorbeigehen
können, ohne ihr Geld zu »verguat
teln«, —« es gibt aber auch unzählige
Männer, die im Kaufen unnützer Sa
chen Großes leisten. .
Wer mit seinem Gelde haushalten
muß, —- und das müssen wohl die mei
sten,——wird gut thun, sicheinenlleber:
schlag zu machen, damit er nicht etwa
für Schönheitsmittel ebenso viel aus
gibt, wie für seine Ernährung Ein
Mensch, bei dem der Verbrauch von
Nagelcreme gleich hinter den Steuern
kommt, theilt sich sein Geld sicher
nicht richtig ein.
Mancher lebt in ewiger-Heizjagd und
verthut Unsummen mit Telegravhi-s
ren und Auto rasen, wo einfache Post
karten und die Straßenbahn auch ge
nügt hätten. . .. er versteht weder mit
der Zeit noch mit dem Gelde umzu
gehen. Beides trifft übrigens meist
Zusammen. Es gibt Menschen, die nie·
etwas von ihrem Gelde haben, die nach
; außen repräsentiren und im Fami
Jlientreise darben. Andere sind unver
Tsroren; anstatt ihre Schulden zu be
zahlen, gehen sie auf Reisen. Asletisch
Veranlagte spenden ihren Freunden
Selt, während sie selbst Wasser trin
ken; es kommt aber auch vor, daß Vä
ter Austern schlürfen und die Kinder
ihnen, Rindfleisch essend. zuschaueng
Ein Haushalt, in dem met-r Kuchen
als Brot verzehrt wird, tann nicht als
solide gelten; ebensowenig einer, wo
per Posten für Vergnügen alle anderen
tbersteigt.
Wer in oer Lage in, Umwand zu
treiben, thutwohl, erst init der allge
meinerLBehaglichteit des Lebens zu be
xinnen, ehe er sich auf Luxus einläßL
Eins muß aus dem anderen hervor
tvachsen: es wirkt unharmonisch, wenn
eine Tafel wundervoll gedeckt ist und
s dann nur Pelltartofseln und Hering
uessen gibt, — obwohl die an und
iir sich etwas sehr Gutes sind! Ein
ann, der seiner Gattin herrlich ge
hrbeitete alte Schränte schenkt, die eine
Zierde jedes Museums wären, muß ihr
uch Scheuersrau und Plättcrin hal
- en können. Wer sich Spitzentleider
ulegt, muß sie auch in einem »ersten
ause« arbeiten lassen; wer Reisens
inachen tann, soll nicht Jvegen der da-;
Zugebörigen Trinkgelder jammern! 1
Viele Menschen nehmen sich, wäh-»
rend sie beständig sparen, vor, ihrGeld
in Zutunft anzuwenden; nichts törich
ter als dies, denn sie können es später
verlieren oder sie werden zu alt und zu
Istumpf, um es zu genießen. Wer
Geld besitzt, hat geradezu die Ver
pflichtung, nicht zu tnickern, sondern
es auszugeben; wie Otto Ernst sagt:
»Millionäre sind dazu da, daß sie
Natives essen, nicht Hafersuppe!«
Es ist eine große Kunst, im Ver
hältniß immer die richtigeSumme siir
das Richtige auszugeben. Manchel
Leute drehen jeden Pfennig um und
vergeuden Thaler; andere scheinen es
siir unanständig zu halten, Geld zu
haben, und leugnen es hartnäckig,
im geheimen halten sie sich dann schad
los. Es gilt nicht sür schicklich, von
Geld zu reden; denen, die dies Thema
beständig im Munde führen, sehlt es
an Feingesühl
Was der liebe Nächste mit seinem
Gelde anfängt, ist den meisten ein Ge
genstand der Neugier und der Kritik;
sie sind immer überzeugt, daß sie selbst
die gleichen Summen bedeutend ,,niiß
licher« verwenden würden. Was aber
der eine ,,niitzlich« findet, kommt dem
anderen höchst überflüssig vor.
Geld hat unzählige Menschen ent
zweit und zusammengesührt; es ist die
Stelle, wo sast alle ,,sterblich« sind.
Glücksspiele, die zu plötzlichem Reich
thum verhelfen, führen ihren Namen
sehr mit Unrecht; durch Lotteriege
winne sind schon manche Charaktere,
manche Familien zugrunde gerichtet
worden.
Arm und reich find relative Be
griffe; einer lebt herrlich und in Freu
den mit einem Stimmchen, mit dem
der andere am ,,Hungertuche« nagt:
Reich ist der zu nennen, der etwas üb
rig hat, ganz gleich wieviel, und dies
,,iibrig haben« hängt von seinen Be
dürfnissen und der klugen Verwendung
seines Geldes ab, nicht von desseni
Menge.
Eine bekannte Regel sür dieEinthei
lung des Geldes mag nicht unerwähnt
bleiben: Wohne über Deine Verhält
nisse, nähte Dich ihnen entsprechend
und kleide Dich bescheidener-, als Deine
Verhältnisse es Dir gestatten. Welche
Thorheit, welche Verschwendung wirds
im letzten Punkte getrieben!
Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles!
heißt es im Faust; aber es ist ein ein
sältiges Kind aus dem Volle, dem die
ser Ausspruch in den Mund gelegt
wird, und Gretchen muß es noch er
fahren, daß eine Kleinigkeit, das Glück
nämlich, durchaus nicht amGolde hält!
Geld ist zwar etwas angenehmes, hat
aber thatsächlich nichts mit Glück oder
Unglück znthnn, —sonst müßten alle
Nabobs lachend und alle armen
Schlucker mit Leichenbittermienen
durch die Welt gehen, während es häu
fig umgekehrt ist. Bei Vollssesten.
sieht man die meisten vergnügten Ge
sichter.
Ein weiser Mann bat einst nicht um
Armuth oder Reichihum, sondern, daß
er sein »bescheiden Theil Speise« neb
Inen dürfe. —Geld ist an und iiir sich
nichts, es ist nur das, wozu wir es
machen, — und die schönste Verwen
dung des Geldes ist und bleibt doch,
jdaß wir uns Freunde machen können
’mit dem ,,ungerechten Mammon« —
Ida-Z heißt: mit unserem Gelde unseren
Mitmenschen Freude bereiten!
. A. Green
Øon der Fleischnahmng des
Kindes.
Wenn unerfahrene Leute sich ein
Thier anschaffen, einen jungen Hund,
eine Katze oder einen Vogel, so füttern
sie oft ihren Pslegling in übertriebe
ner Güte trank oder gar zu Tode, in
dem sie ihm Leckerbissen auf Leckerbis
sen verabreichen. Man schüttelt den
Kon über solche Unvernunft, aber wie
groß ist nicht die Zahl der Eltern, die
ihren Kindern gegenüber ganz ähnlich
verfahren! Kaum ist der Säugling
entwöhnt, so zerbricht sich schon die
junge Mutter den Kopf, was sic ihm
vorsetzen könnte. Und doch lehrt uns
die Erfahrung, daß noch monatelang,
fast bis zum Abschluß des zweiten Le
bensjahres die Milch. den Hauptbe
standtheil der Nahrung bilden muß u.
die Beitost nur aus- mehlhaltigen
Stoffen bestehen soll, die man am
besten mit Milch verkocht. Viele Leute
wollen die Beitost durch den Zusatz
von Fleischbriihe schmackhafter ma
chen; wenn das in sehr beschränktem
Maße geschieht, so kann man dagegen
nichts einwenden. Nöthig ist es aber
nicht, und ein reichlicherer und regel
mäßiger Genuß der Fleischbriihe ist
dem Kinde nicht beiötnmlich Diese
Brühe, die früher als Nährmittel so
sehr gepriesen wurde, enthält, wie die
neueren Untersuchungen zeigten, sehr
wenig wirkliche Nährstoffe, dafür aber
viele erregende und reizende Substan
zen, die den Magen und die Nerven
des Kindes sehr leicht ungünstig be
» einslussen können.
! Andere wieder, die das wissen, kön
snen den Zeitpunkt nicht abwarten, in
; dem sie dem Kinde Fleisch geben sollen,
s· denn Fleisch gibt Kraft, meinen sie.
Und doch soll man sich mit diesem
Kraftmittel gar nicht beeilen! Seinen
Bedarf an Eiweiß deckt das Kind voll
ständig aus Milch und dem Mehl der
Nahrung, und erst gegen den Schluß
des zweiten Lebensjahres, nicht früher
aber als nach Ablauf der ersten acht
zehn Lebensmonate, iann man es mit
Fleisch als Bleikost versuchen. Aber
auch dann sei man noch vorsichtig,
denn die kindlichen Verdauungsorgane
können das Fleisch noch nicht gut aus
nützen und eine Ueberladnng des Ma
gens kann nur Krankheiten hervorru
sen. Mit kleinen Portionen siingt
man an, bis zuletzt 2 bis 3 Unzen
Fleisch als die höchste Tagesration
für das Kind genügen.
Es ist aber nicht gleich, welches
Fleisch mir geben. Den Vorzug ver
dienen die leichtverdaulichen Sorten,
also Fleisch von Tauben und junaem
Geflügel, das aber ohne die unverdau
liche Haut gegeben werden soll. Wo
Geflügel nicht zu haben ist, empfiehlt
sich, zunächst Kalbfleisch zu wählen,
da dieses leichter zu verdauen ist als
Rindfleisch. Ob man das Fleisch ge
locht oder gebraten gibt, ist gleich, nur
müssen in beiden Fällen alle fchärferen
Gewürze vermieden werden. Unerläß
lich ist es aber, daß das Kind feine
Fleischportion in sein zertleinertem,
gehacktem Zustande erhält, da sein
Magen größere Stücke noch nicht auf
lösen und bewältigen kann. Bei die
sem Verfahren verbleibt man bis zum
vierten Jahre: nun kann man im
Laufe des dritten Lebensjahres den
Kindern hin und wieder auch des
Abends etwas Fleisch geben; freilich
gibt es Aerzte, die das nicht rathsam
finden.
Erst vom vierten Lebensjahre an
darf das Kind das Fleisch in der Zu
bereitung genießen, wie es für Erwach
sene auf den Tisch kommt; aber Ein
schränkungen aller Art sind noch notkp
wendig. Die Küche für Kinder muß
mild sein; von den verschiedenen
Fleischsorten sind fette als schwerer
verdaulich auszuschließen, geräuchertes
Fleisch erzeugt bei Kindern oft Ver
dauungsbeschwerdenz bis zum fünften
und sechsten Lebensjahre sind auch
Würste aller Art zu verbieten, weil sie
doch in der Regel scharf gepfeffert und
gesalzen sind und auch leicht zum Ver
derben neigen. Mit dem Darreichen
von Fischfleisch muß man auch zögern,
und zwar nicht allein der Gefahr we
gen, die die Gräten mit sich bringen,
sondern auch darum, weil das Fleisch
vieler Fische wegen seines Fettgehaltes
schwerverdaulich ist, und weil die
Fische, um sie fchmackhafter zu machen,
oft mit pitanten oder scharfen Gewür
zen zubereitet werden. Diese War
nung gilt noch mehr allerlei Konserven
und Delitatessen gegenüber, wie
Hering, Bücklinge, Sprotten, Sardi
nen, Anschovis, Sardellen oder gar
Lachs und Kaviar.
Leider können sich viele liebevolle,
aber unvorsichtige Eltern nicht versa
gen, die Kinder hin und wieder von
diesen pitanten Sachen toften zu lassen
Hund so beiihnen unnöthiae Gelüste zu
erzeugen.
Der Grundsatz »Nichts sur sem
der!« muß gerade am Familientische
streng gehandhabt werden, und vor
allem ist die Mutter berufen, über seine
Befolgung zu wachen. Er hat übri
gens nicht nur eine gute hhgienische
Seite sondern auch einen hohen er
ziehlichen Werth. Die Kinder gewöh
nen sich da alltäglich, daß sie sich diese-H
und jenes versagen müssen, und entsa
gen zu können, ohne sich darum glück
lich zu fühlen, ist siir das Leben von
ungemein hohem Werth.
Einen großen Fehler begehen ferner
die Eltern, wenn sie die Kinder zu dem
von ihnen erlaubten Fleischgenuß noch
besonders ausfordern. Viele Kinder
folgen dem Zuspruch und gewöhnen
sich, immer größere Portionen Fleisch
zu vertilgen Dadurch kommt aber
eine fehlerhafte Ernährung zustande;
bei diesem Uebermaß gedeihen die Kin
der gerade nicht, werden sogar eher
blutarm als die mäßigen Fleischesser.
Man geht ja kaum fehl, wenn man an
nimmt, daß in wohlhabenderen Krei
sen gerade durch einen zu starken
Fleischgenuß die Neigung zu allerlei
Krankheiten, wie Gicht und Nerven
störungen, gefördert werde
Auch bei Kindern reizt eine über
reichliche Fleifchtost sdie Nerven und
führt außerdem eine Frühreise in der
geschlechtlichen Sphäre herbei, die wir
in unserem sowieso aufgeregten Zeit
alter mit aller Kraft hintanhal ten soll
tm.
Es gibt Kinder, die gegen das
Fleisch einen mehr oder weniger aus
gesprochenen Widerwillen zeigen.
itlengstliche Mütter werden dadurch be
unruhigt, sie meinen. die Kinder wären
trank und fürchten, daß sie ohne die ac
hörigen Fleischmenaen von Kräften
kommen werden. Das ist nun nicht
richtig. Man kann die Kinder wohl
bei Kräften erhalten, wenn man den
Ausfall an Eiweiß, der bei Fleischent
haltung entsteht, durch Eier,Milch-s
nnd Mehlspeisen ersetzt, und die Kin
der werden bei dieser Kost soaar vor
züglich gedeihen. Zwingt man sie aber
durch alle möglichen Mittel zu der ih
nen nicht zusagenden Nahrung, so wer
den sie dadurch unwohl, sie bekommen
Magenstörungen, Erbrechen usw« und
schließlich kann sich bei ihnen ein aus«
gesprochener Fleischelel aus-bilden Sie
verweigern dann die Aufnahme jeg
licher Fleischnahrung, und dieser Zu
stand lann Monate und selbst Jahre
andauern und das Kind mehr schädi
gen als der friihere ganz tnappe
Fleischgenuß.
Für die ganze Kindheitsperiode ist
also Mäßigleit im Fleischgenuß nur
zu empfehlen. Gibt man allerdings
dem Kinde dabei nur die Beilost des
erwachsenen, starken Fleischessers, also
Kartoffeln und Gemüse, die sehr ge
sund sind, aber wenig Eiweiß enthal
ten, so wird das Kind dabei schwerlich
gedeihen. Da muß die Mutter aus
gleichend eingreifen und den Eiweißge
halt der Nahrung durch häufiaeres
Einfügen von Mehlspeisen, Nudeln,
Maltaroni. Milch- und Eierspeisen,
ferner aber auch durch Verwendung
von Quart und mildem weißen Käse
auf aeniigende Höhe bringen. Bei ei
ner solchen Kost werden ihre Kinder
wohl gedeihen, und unter Umständen
würde sie auch der Mutter selbst und
dem vielleicht zu sehr fleischvetwöhnten
Vater bekommen.
C. Fallenhorst.
Die Peccator-lass
Die Annahme der Enteignungövori
lagedurch das preußische Hurenhaus
ist, wie Fürst Bülow in feiner Befür
wortungsrede ganz richtig sagte, für
die Zukunft Preußens schwerwiegend
und wichtig, ob aber in dem Sinne, wie
die Regierung es meint, wird sehr die
Frage sein« Denn mag sie auch übiv
zeugt sein, daß Kultur und Zivllisatipn
die Maßregel erheischen, so stößt sie
doch auf der anderen Seite ein Bevöl
kerungselement ab, das durch versöhn
liche Politik vielleicht für loyale Hin
gabe an die preußischen Staatsinter
essen hätte gewonnen werden können.
Das Gesetz faßt mit gewaltsamer, har
Y ter Hand zu. Der große Bismarck, aus
s den sich der Kanzler beruft, hätte viel
; leicht ebenso gehandelt. Wenn es gro
1 ßen Zielen galt, gab- es teine Rücksicht
i für die etwaigen Opfer. Aber er war
auch seiner Erfolge sicher. Kann die
Regierung sagen, daß sie auch der Fol
j gen Herr werden wird?
Yie polnische Beoocrerun In ihr ou
durch für immer, oder wenigstensan
lange Zeit entfremdet. Das es so
kommen mußte, daran trägt diese frei
lich zum Theil selbst schuld, denn org-ne
die Aufrechterhaltung des Traums r
Wiederaufrichtung eines selbständigen
polnischen Reiches hätte sie nicht die ab
lehnende Haltung einnehmen können,
die freundlichem Entgegenkommen jede
Aussicht benahm. Die Führer der Na
tion haben es nicht verstanden, sich der
bistorischen Nothwendigteit ' unter u
ordnen, und politischen Ersorderni en
des Staatswesens-, in das sie unwider
ruflich eingeschlossen waren, zu fügen,
wie dies in Oesterreich der Fall, wo die
Polen einen bestimmten Faktor im Po
litischen Leben ausmachen. Sie haben
den Standpunkt der Verneinung ge
wählt und daraus ist dann derKonflilts
entstanden. Die deutsche und die pol
nische Nationalität lassen sich nicht mit
einander mischen; sie hätten ganz wohl
neben einander hergehen können, aber
teine durfte der anderen ihre Eigenart
aufdrängen wollen. Darin sind auf
beiden Seiten Fehler gemacht worden.
Der schlimmste vonSeitenIder preußi
schen Regierung als sie den Versuch
machte, das Volk im Gebrauch seiner
Muttersprache zu beschränken, dem un
geschickte Hände noch einen viel schlim
meren Ausdruck gaben als ursprünglich
beabsichtigt war.
Aus der Erkenn«tniß, daß alle solche
Versuche verfehlt sein mußten, ist dann
die Ostmarken-Politik entstanden, die,
was aus andere Weise nicht herbeige
sithrt werden konnte, durch räumliche
Verdrängung erzielen will. Sie will
thatsächlich demPolenthum den Boden
unter den Füßen abgraben. Eifriger
deutschländischer Patriotismus hat sich
zu dem Zweck mit freiwilligen Beiträ
gen daran betheiligt die Erfolge sind
aber zweifelhaft ge lieben· Mit dieser
Enteignungsvorlage geht nun die Re
gierung mit drastischem Anfassen auf
das Ganze. Das Herrenhaus wollte
sie etwas zahmer gestalten und hatte
wohl aus Rücksicht für die Standesge
nossen, die großen Güter, die sich seit
Jahren im Besitz einer Familie befin
den, ausgenommen wissen wollen; die
kleinen Ansiedler, die sich durch Kauf
ein kleines Anwesen erworben, kamen
ihm weniger in Betracht, aber Fürst
Biilow entgegnete ihnen, daß sie das
Odium der angeblichenVergewaltigung
doch bestehen ließen, derRegierung aber
die Möglichkeit nähmen, etwas durch
zusetzen. Schließlich haben die Argu
mente, die der Minister vorbrachte,
durchgeschlagen, hat das hohe Hans
nachgegeben. Nun kann die Regierung
nach Belieben vorgehen. Wer sich miß
liebig macht, wird enteignet, das heißt,
muß die Kaufsumme annehmen, dit
ihm nach amtlicher Schätzung zusteht,
und zum Wanderstab greifen. Dis
Maßregel verstößt gegen die Verfas
sung, die jedem Bürger des Landes den
gleichen Schutz seiner Rechte gewährlei
stet. Es ist ein Ausnahmegesetz, das
nnr die äußerste Nothwendiigkeit der
sogenannten Staatsraison hätte dik
tiren dürfen. Lag diese vor? Fürst
Biilow erklärt, daß das sdieAußenweli
gar nichts angeht. Womit erRecht hat·
wenn er dabei an Frankreich und En s
land dachte, die dem Deutschen Reich m
solchen Beziehungen allerdings nichts
vorzumerer haben, aber daß es ein
Weltsorum gibt, wo nach derMoral der
Geschehnisse gefragt wird, kann er doch
nicht ignoriren. Und dessen Urtheil
kann ihm nicht so ganz gleichgültig
sein. Selbstverständlich bleibt es sei
ner Regierung unbenommen, aus den
renitenten Polen Märtyrer ihres natio
nalen Bewußtseins zu machen.
-
.- W- «»-,—s-..W-·-i--»«.«»--s - .
Ein Anwalt in einer westlichenSiadt
hatte in einem andernTeile des Landes
geschäftlich zu tun. An seinem Bestim
mungsort eingetroffen, merkte er, daß
er den Namen der Firma, mit der er
unterhandeln sollte, vergessen hatte.
Längere Zeit bemühte er sich vergebens,
sein Gedächtnis wachzurufen, und
schließlich ieiegraphierte er an seinen
Partner um Information. Die Ant
wort-Depesche lautete: »Dein Geschäft
betrifft Smith Fc Brown. Dein eige
ner Name ist Btown.«
II- II L
Gleichsam um die Autowettlek New
York-Paris zu ermutigen, liegt der
Schnee in Wyoming nur 12 Fuß hoch,
abgesehen von den Stellen, wo et
längs der Straßen in Schneembss
aufgehäuft ist«