Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 13, 1908, Sweiter Theil., Image 11

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    , Merm- Hchreihebrikk von
L Tizztk Junktmngki.
i——0:
No. 801. Wisse Se, Mister Edi
thot, es gibt allerhand Fuhlö in die
Welt, awtver die alletschlimmste sin
doch die alte Fuhls un als e Nuhl
mache sich die Ptebels setbst dazu. E
paar Dag zurück sin ich sor e
Tschehnsch in die Lahdsch von die
«Verschtvorene und vereidigte
Schweschtere vom vierblätterige Bom
meranzeblatt«, wo ich früher en hoche
Stuhl eingenomme, awwer schon seit
e paar Jahr zurück rieseint hen. Well,
ich hen grad dazu gesüht emol auszu
gehn un dann hen ich auch meine
Duhs zu bezahle gehabt un do hen
ich gedenlt, was machts aus-, du kannst
ja grad so gut emal hingehn, mehbie,
daß die Wedesweilern mitgehn duht.
Die Wedesweilern is auch mit gange
un zu mein Surpreis is e ganze Latt
von die Schtveschtere da gewese.
Wie all die alte Geschäfte erledigt
ware un keine neue Geschäfte da ware,
do hot die Groß-Ohn- und Hoch
schweschter gefragt, ob noch Jemand
ebhes zum Wohl un Beste von die
Lahdsch zu sage hätt un do hat die
Mtß Bollmann gesagt. sie hätt ebbes,
was se gern gleiche deht, vorzubringe.
Go ehett, hat die Miß Schehrmann
gesagt un do hot die Schweschter
Bollmann gesagt, sie deht die Moh
schen mache, daß mer en Liepjiehrball
ussmache dehte un das deht meine, en
altsäschende, un dann hat se ecksplehnd
was das meine duht. Jn die erschte
Lein dehte die Lehdies zu all das-Biß
neß tende, das meint das Tictets ver
tause, das Tickeäs abnemme un das
Flohrmennetschment un in Fäckt alles.
Dann awwer noch e anneres Ding, die
Lehdies müßte auch die Mennsohts
frage, das meint inweite. sie zu den
« Tanz zu nemme un müßte alle Eck
spenzes trage. So sor Jnstenz müßte
se die Tickets tause, sor den Scheel
ruhm, die Drints un das Sovper be
zahle un müßte. wenn alles immer
wär, auch die Schentelmänner widder
lud-inspi-»
»I- Its-so Ins-.
Meil, zuerfcht hot niemand von die
Schwefchtekz die Eidie gegliche, awwer
wie meet die Peappofifchen den zweite
Gedanke gen-we ben, do hot es ganz
different zu uns geguckL Schuhr ge
nug is die Mohfchen angenomme
worde un mer hen reiteweq Kam-nir
thees elecktet, wo zu die differente
Sache hen tende folle. Jch hen die
Eidie gehabt, daß mer einfach fein
Hoöband frage dehi inii zu den Danz
zu tomme; fell is awwer nit die Eidie
gewefe, f re m d e Schentelmänner hen
mer frage müffe un do hen ich mich
denn mein Kopp verbroche, wie ich das
mache folt un wo ich in die Eil en
fremde Schenkelman hernecncne follt
mitaus zu fiehle. Mit einem mal is
mich der Wedesweiler eingefalle un
do ben ich widder e wenig ruhiger ge
fühlt.
Gleich am nächste Morgen fin ich
zu den Wedesweiler un hen ihn inwei
iet mich mich zu den Danz zu gehn.
Ei tell fuh, es is meine Jntenfchen
gewefe, die Such in en große Schehp
zu fickfe. Er hot geprammifit un den
Weg fin ich alfo ahlrecht gewefe. Wie
der Abend von den Bahl iomnie is,
do sin ich in e Kerritfch, wo ich mich
geordert gehabt hen. bei den Medus
sweiter dorgefahre un sin inseit un hen
gefragt, ob er reddig wär. Jch hen
awwet noch e ganze Weil warte müsse,
jbitaht et is noch trit mit seine Tot
lette fertig gewese. Die Zeit hen ich
mit e Kimmelche in sehr nutzbkingen
det Weise ausgefüllt Wie er fertig
war-, hen ich ihn e Bottenhohl- Butet
angesteckt un dann sin met in die Ker
ritsch iottgefnhre zu die habt. An den
Weg hen ich ihn e ganze Latt schöne
Sache gesagt, wei ich hen en rehgeller
Fahl aus mich gemacht, ich wär putti
nier im Stand gewese un hätt seine
hand gehalte.
Jn die Hahl hen ich zueticht feine
Kleider gefcheckt un dann sin met in
ieit. Jch hen gesagt: »Nun Mistet
Wedesweilek, wenn ich die Ehre
hatvwe könnt, emol mit Jhne zu
walze, dann deht ich mich arig getickelt
fühle.« Er hot en Bau gemacht un
dann hen mer gewalzt tu biet die
Bänd. Wie der Danz iwwek -war,
ben ich ihn an fein Nlait nefiibtt Un
hen ihn gefragt, ob er nit en Drint
hen wollt un do hot er gesagt »Schuhr
Ding«. Mer sm dann an die Bat
gange un hen eins genomme, wo ich
oss Kohrs sor bezahlt hen un den Weg
is es weiter gange bis der Bahl e End
genomme hat. Jch hen dann den We
desweiler gesagt, er sollt sich reddig
mcahkhr. for daß ich ihn heimnanme
d ; awwer denke Se, der hätt dazu
gesii lt heim zu gehn? Ratt motscht
Er ot gesagt, er deht es ganz gut
gleiche un was sollt mer denn ermi
hau mit den angebrochene Abend an
fange. Do sin mer denn also sitze ge
bliwwe un ich hen getriet, daß es mich
ganz iwwel geworde is. Jch hen den
Philipp, was mein Hosband is. un
wo von die Missus Wedesweiler in
weitet worde war, e paar mal sitt
sGeld srage müsse. Endlich war der
Wedesweiler reddig zu gehn un er
wär auch gange, wann er nur ehbel
jgewese wär, er is awwer so tänkt obb
sgewese, daß er hardlie gehn hat könne.
TEi tell jah, ich hen en schrecktiche Bat
ter gehabt, bis ich ihn in die Kerritsch
gehabt hen un noch viel mehr, bis ich
ihn widder autseit hatt’. Wenn der
Dreiwer nit geholse hätt, dann wär
.er mehbie ietzt noch in die Kerritsch
IWelL der Liepjiehr bahl is ja ganz
schön gewese, awwer ich hen genug da
von un mich triegt niemand mehr
«dazu. Awwer ich hen auch «ebbes da
bei Nerntt nämlich, daß wann en
Mann nit weiß, wann et genug hat,
daß er dann e Haht is un das is all,
was der Wedesweiler gewese is.
Mit beste Riegard5,
Yours,
Lizziehansstengei.
W
Probe-les Mittel.
»Aber, Herr Dottos, nun hab’ ich
schon wenigstens fünf Minuten meine
sunae herausgestreckt, und Sie haben
sie noch nicht einmal angesehen!«
»Ganz unnöthiq, liebe Frau s—
ich wollte nur in Ruhe das Rezept
schreibe-it«
Die gebildete Köchin.
»Aber Marie, brauchen Sie doch
nicht so entsetzlich viel Seise!«
»Joii, Madamken, haben Sie sich
doch nich so! Se wissen ja, mai ber
olle Liebia sagt: »Der Verbrauch von
Seese is en Maßstab for de Kultur
von ’ne Nation«!«
Das unsachliche Rezept
Arzt (bei wiederholtem Besuch):
»Aber Froschbauer, ich sagte Ihnen
doch das leßteMaL Sie sollen si
von Jbrer Frau ein Kamillenbab
machen lassen und die lranle Hand
darin haben! Haben Sie das nicht
gethan?"
Bauer: ,,Nee, Herr Doktor!«
Arzt: »Sobann sagte ich Ihnen,
Sie sollen die Hand in präparirie
Watte durch Ihre Frau einwickeln
lassen! — Jst das geschean«
Bauer: «Nee, Herr Doktor!«
Arzt: »Warum denn nicht?«
Bauer: »Herr Doktor, i hob gar ta,
Fraa!« ,
Herr (zum hausirer): »Ist das
diese-sichere Schrei-, das Sie mikvak
empfehlen, auch wirklich sicher-TM «
Hauf-ter: »Ohne Rwecsels der, ber,
es- erfunden hal, ist sriiber selber ein-s
brechen ’gangen!«
s
Aufmerksam schienst-.
Vie deutschen Familiennamen
Von Dr. P. Castorbi.
Noch im zehnten nnd elften Jaker
hundert hatte jedermann in Deutsch-»
land nur einen Namen. Als abers
die Bevölkerung allmählich dichteri
wurde, als die Krenzziige stärkeres
Aus-« nndEinwanderunq auch im
Jnnern Deutschlands nnd leb-!
dasteren Handelsverkehr herbei
führten und damit auch die ahl der
gerichtlichen Verträge und rinndenj
wuchs, genügte bald der eine Name
nicht mehr zur genaueren Bezeichnung
der Person. Dazu lam, daß die Men
ge der alten Personennamen sehr zu
sammengeschmolzen war und daher
vielkLeute denselben Namen trugen.
Wenn eine Urkunde von 1095 in B
sel von siebzehn Personen mit. einsa
chen Namen unter-schrieben ist, darun
ter zweimal Burchard und zweimal
Kuno, so ist das doch recht unvollkom
men. Oder man denke sich, dasz die
siehzehn Johannes, die in Frankfurt
an der Oder im Jahre 1506——07 stu
dierten, oder gar die nennundachtzig
Karl, die 1590 in den Mündenersinw
benschulen saßen, weiter keinen Namen
hätten, welche heillose Verwirrung
würde das geben! So sah man sich
denn etwa vom zwölften Jahrhundert
an gezwungen, durch Zusätze zunächst
die Träger gleicher Namen voneinan
der zu unterscheiden; und solche Zu
Iape zur srnoen war ja leicht genug.
Man konnte den Vatersnamen hinzu
setzen oder das Amt und die Beschäfti
gung oder denWohnsitz oder ausfallen
de Eigenschaften, man konnte das und
man tat es auch Wenn nun solches
Zusätze auf die Nachkommen übergin-?
gen, also an der Familie hafteten, so
waren sie Familiennamen geworden
Diese große Wendung trat nicht
überall gleichzeitig ein« sondern zu
ganz verschiedenem um Jahrhunderte
auseinander liegenden Zeiten, im An
schluß an die Entwickelung der einzel
nen Länder und Landschaften.
Die ersten Familiennamen finden
wir in den großen Handelsstädten in
Süddeutschland und am Rhein, von
1106 an. Jn Frankfurt am Main
und Quedlinburg traten sie in der er
sten Hälfte, in Nordhausen in der
zweiten Hälfte des dreizehnten Jahr
hunderts auf, in Hamburg 1250 bis
1270, in Mecklenburg um die Mitte;
des vierzehnten Jahrhunderts. Zu
nächst erschienen einzelne Familien
namen bei dem Adel und den Patri
ziern, ihnen folgten die Handwerker-,
in den Städten rasch, langsam das
Land. Jn Bremen wurden die Fami
liennamen erst im sechzehnten lJahr
hundert allgemein, im Osnabriickifchm
und Lippischrn haftete noch im vori
gen Jahrhundert der Name in den
Bauerschaften weniger an der Person
als am Hofe. Die hannoversche Re
gierung fchärfte in einer Verfügungs
vom Jahre 1826 den Ostfriesen ein, s
jederzeit feststehende Familiennamens
zu führen. Und die Juden sind über- s
haupt erst durch die Gesetzgebung in
Oestereich unter Josef li» in Preußen
durch Hardenbergs Editt vom ll.
März 1812 gezwungen worden, Fa
miliennamen anzunehmen. Was das
bei in Oesterreich für gerader un
glaubliche Namen gegeben wurden, da
von weiß K. E. Franzos in Halbasien
zu erzählen. Jch nenne daraus nur:
Pulverbestandteil, Temperaturwechsel,
Kanalgeruch aber auch Veilchendnft
und Küssemich
Treten wir nun der Erklärung un
serer Familiennamen näher, so hauen
toir drei Schichten zu unterscheiden,
erstens altdeut·che Personennamen,
zweitens tirchliche Personennacnen,
drittens Namen, die von Beschäfti
gang, Eigenschaften, Herlunft, Woh
nung hergenommen sind
Die beiden ersten Schichten enthul
s-« u-··- Jenas-»s, »u- »so qui-tu nu-.
einzelne Personen bezeichnet hatten,
oder anders ausgedrückt, sie sind daz,
was wir jetzt Vornamen nennen. Man
setzte eben, unt eine Person genauer zu
bezeichnen, zu ihrem Namen den die-J
Vaters hinzu, und zwar im Norm-m
tiv oder Genetiv oder mit dem Worte
Sohn (son, sen). So entstanden die
Familiennamen: Heinrich, Hindert-H
jostsries.), Henrici, Hei-rein Hinrichsenz
I-ries. Genetiv der Mehrheit zeigt Ha
kena Hierhin gehören auch, um noch
einige Beispiele zu nennen: Wolf, Hel
mer (Helmhart, wovon auch Hemm
ding stammt), Hattmann,Hahiie-11atici,
wenn es hagenmann (Heinemann) ist;
es kann aber auch zu Johannes geho
ren und leitet uns so zur zweiten
Schicht, aus der ich beispielsweise noch
nenne: Nikolaus, Nickels, Nitoiai,
Nitlassen, Klaussem Stephan, Stei
sen usw.
Die Familiennamen der dritten
Schicht sind dagegen von Hause aus
nur als Familiennamen denkbar und
gebräuchtich. Zunächst sind sie herge
nommen von der Beschäftigung Wie
mancher sieht jetzt wohl stolz herab auf
den kleinen handle-retten dem doch sein
Name sagt, daß er von einem solchen
herstammt; denn der Name ist ein
Stammbaum, der weit hinausreicht in
eine Zeit, aus der die meisten Fami
kieen von ihren Ahnen keine Kunde ha
n.
Und da manche haust-werte und Be
schäftigungen in den verschiedenen Ge
sendenäeutschlands ganz verschiedene
eseich ngen haben, so zeigen uns
dic Namen zugleich, wo die Familie
zur Zeit der Entstehung ihres Namens
gelebt hat. Man denke an die Nanienz
Fieischer, Fleifchhauer, Schlachter,
Metzger, Knochenyauer, Kiiter, Kutt
ler usw. Hierher gehört: Koch, Mül
ler Clatinisiert Motitor) und der häu
figfte deutsche Familiennaine (tvenn
wir die Zusammensetzungen niitrech
nen) Meyer, Meier,, Mejer, Maier
usw« Eickemeyer, Lohmeyer usw« d. i.
ursprünglich Aufseher oder Verwalter
eines Landguies. Und was ift wohl
ein Patfchdreber? Auf gut sächsifch
der Inhaber einer Badestube, ein Bad
siüber.
Zahlreiche Namen liefern ferner
Werkzeuge und Kleidungsftücke (der
Name Schaumlöffel ziert den Koch,
Klingspor den Reiter, Ledderhose
den Landstnecht), Speisen und Ge
:r«cinte (Pfannekuchen, Fettmilch,
Sauerinaft, Krautwurst), Eigenschaf
ten (de Witt, wobei de der Artikel ist),
Firaufe, plattdeutschKruse lder Kraus
l)aarige), Lange, Kluge, Kühn, Wol
zogen, Sanftleben, und Körperteile
iGroßtopf- Langbein). Die Satz
namen sind meist voll Scherz und
Spott: Haltaufderheide, Bitendüwel
iBeisz den Teufel), Rümenapf Mäu
lllc Ucll ALUFI-, Skycuuculclq ULIUBUUZ —
tanz
Die letzte große Gruppe liefert uns
die Herkunst und Wohnstätte. Da er
scheinen Länder und Völker, Städte
und Dörfer und sonstige Oertlich
keiten, nicht zum wenigsten Häuser;
denn auch diese hatten in älterer
Zeit vielfach Namen, nicht blon die
Wirtshäuser und Apothelen, und
häufig waren die namengebenden
Gegenstände an dem Hause bildlich
angebracht, gemalt, geschnitzt oder in
Stein gehauen, da das gewöhnliche
Volk nicht lesen konnte. Hierhin ge
hören Familiennamen wie Holland,
Franke, Krusemarl, Brandstetter, von
Zobeltitz liiberhaupt »die Adels
namen), Bernstein, Busch,« Oster
mann, Utermöhle lAus der Mühle),
Molfenter lzum Olfenter: z. Kamel).
Schon aus dieser kurzen Uebersicht
iiber unsere Familiennamen erhellt,
welch ein unendlicher Reichtum von
Beziehungen in ihnen steckt, wie die
ganze Lebensfülle der Heldenzeit und
des Mittelalters unseres Volkes hier
einen Niederschlag gesunden hat, und
wie wir in ihnen Denkmäler der deut
schen Sprache in allen ihren Mund
arien von der ältesten Zeit bis zur
Gegenwart besitzen. Jst schon dadurch
ihre Erklärung schwierig genug, so
kommt noch dazu die Mischung mit
fremden Bestandteilen, durch lateini
schen, französischen, italienischen und
besonders slawischen Einfluß.« Um
nur einige zu nennen, so ist Mitzlaff
lslaw. Mieczyslaw: Schwertruhm),
Flusahl (Schmied); Jtaliener sind
meist als Kunsthändley Konditoren
und Bankiers über die Alpen gezogen
lMilani. Bertinetti). Von Frankreich
haben wir vor allem Hugenotten und
bimigranten aufgenommen (von Cha
misso, Savignn). Endlich ist noch an
die hoffentlich siir immer überwundene
Zeit zu erinnern, in der man es für
schön, ja bei Gelehrten geradezu fiir
notwendig hielt, feinem ehrlichen
deutschen Namen den Edelrost des
Altertums künstlich anzusetzen (Ave
narius, Erhthropel).
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Lissabom
Das entsetzliche Rönigsattentat in
Portugal lenkt in erhöhtem Maße die
Aufmerksamkeit aus ein Land, das,
von der Hauptstadt abgesehen, dem in
ternationalen Touristenvertehr völlig
entrückt ist und von solchen wohl kaum
häufiger besucht wird als etwa
die türkische Provinz. Das liegt an
der Abgeschiedenheitsdes lusitanischen
Königreichs, denn wenn schon eine
Reise-nach Spanien viel Zeit und
viel weouto erfordert, so in eo na
türlich noch umständlichen auf dem
Landwege durch Spanien nach Por
tugal zu gelangen. lieberdies steht
es mit den Einrichtunaen nicht besser
als mit denen der spanischen, und
was das heißen will weiß jeder-, der
einmal ,,fern im Süd« zu eigtalten
Wintertagen in einem ,,Tken Ex
pieß« von Madrid nach Cadiz ge
fahren ist. Erst neuerdings wurde
der Touristenoerlehr nach Portugal
dadurch belebten das; die nach dem
Süden fahrenden Vergnügungsamp
fer die Hauptstadt anlaufen und
so eine bequeme Gelegenheit bieten,
wenigstens Lissabon und seine Um
gebung im Fluge kennen zu lernen.
Ob diese Bekanntschaft die Tou
risten immer in Enthusiasmus ver
sehn ist mir nach meinen Beobach
tungen etwas zweifelhaft, denn »auf
die ersten hinreifzenden Eindrücke,
die das wundervolle Stadtpanora
ma bei der Einfahrt des Schiffes in
den Tajo macht, folgt beim Durch
streifen der Stadt gewöhnlich eine
kleine Enttänschung. Das Aeuszere
verspricht mehr, als das Jnnere
hält. Lissabon ist nur seiner Lage
nach schön, sie Stadt an sich aber
bleibt hinter anderen berühmten
Siiidten des Südens zurück, denn
ihr fehlt das, was der Tourist, der
gern sehen und staunen möchte, am
schmerzlichsten vermißt: das Fremd
artigr. Die Architektur weist von
wenigen Ausnahmen abgesehen, eine
Emliche Gleichförmigkeit auf, und
Einwohner bieten in ihrem Aus
sehen, Gebahren und öffentlichen
Treiben ebenfalls kein großes Jn
teresse. Die Jnvasion der Mauren
hat hier nicht so befruchtend gewirkt
wie in Spanien und keine so vhan
tastisch - grandiosen Bauten hinter
lassen, wie tvir sie in Cordova, To
ledo, Granada bewundern. Dazu
gesellt sich noch der Umstand, daß in
Lissabon »gar nichts log« ist und alle
jene Stätten des Vergnügens und
der Zerstreuung fehlen, die man in
einer so großen Stadt-selbstverständ
lich zu sinden hofft. Es geht auf
den Straßen gegen alle südländische
Gewohnheit sehr still und eintönig
zu: schöne und schön geputzte Damen,
wie sie in spanischen und italienischen
Städten in so reicher Zahl das
Auge erfreuen, sieht man hier eben
so selten wie ein einladend delorir
tes Schausenster, und in den paar
Kaffeehäusern ist es auch nicht recht
lebendig. Etwas merkwürdig Freud
loses scheint über ganz Lissabon zu
liegen, und auf den Namen einer
amiisanten Stadt kann es kaum
Anspruch erheben.
Aus dieser örtlichen Stimmung
heraus läßt es sich vielleicht erklären,
daß die Mitglieder des Königshau
seg sich anscheinend auf »Reisen wohler
Iuljlclh ulp III ILILIL ins-»Uras. nuclob
1 war ein Herr von szinpathischem
Embonpoint und stand im 45. Le
bensjahr. Die geschwätzige Fama be
zeichnete ihn als einen genußfreudigen
Lebenstünstler, und ähnliche Nei
gungen werden auch den anderen
Mitgliedern der königlichen Familie
nachgesagt, sowohl der Königinmutter
wie der Königin Amalie und am
meisten dem Bruder des Königs-.
Nur der Kronprinz Louis Philipp,
ein hübscher Jüngling von 20 Jah
ren, war abweichender Sinnesari.
Königin Amalie ist eine -Orleans,
eine Tochter des 1894 verstorbe-«
nen Grasen von Paris-, also eine
Schwester des Kronprätendenten
Herzog Ludwig Philipp von Or
leans, der sich als ,,Chef des könig
lichen Hauses Frankreich« bezeirleiei.
Das Volk wirst dem Königs-hause
vor, daß es ihm fremd gegenüber
steht; soll doch die Königin nicht ein
mal die Landessprache beherrschen.
Aber mag König Karlos auch Feh
ler begangen haben, so muß man
ihm doch zugute halten, daß er in
schwierigen Lagen viel Tatt und»
Mäszigung gezeigt hat, und daß es;
weniger an ihm· als an den üblew
politischen und wirthschaftlichen Zu
ständen des Landes lag, wenn die
ses zu immer größerer Abhängigkeit
von Großbritannien gelangt ist.
Das höfische Leben macht sich in
Lissabon sehr wenig bemerkbar. Der
tönigliche Palast liegt weit ab vom
Stadtinnern und ist nebst seinem
schönen Pakt tin-zugänglich Lusti
ger und lustiger liegt das Schloß
Ajuda, die Residenz der Königinmut
ter, aus der Höhe über der Vorstadt
Velem Belem ist die tlassische Stätte
von Lifsaoonx hier steht das wunder
volle Kloster des Hieronymus mit
seinem weltberühmten Kreuzgang,
und mit Belern sind die Erinnerun
gen an Portugals große Zeit ver
knüpft: die Entdeckungen des Jn
fanten Heinrichs des Seefahrers
und die von hier ausgehende Expe
dition des Vasco da Gama, in deren
Verlauf der Seeweg nach Indien
gefunden wurde. Aber auch in Be
lem spürt man heute nichts mehr
von höfischem Glanz. Der König
hatte wenig Sinn für feierliche Gran
dezza und bestieg sein Auto oder
seinen Jagdwagen jedenfalls lieber
als die pomphafte Staatskarosse,
und auch die Königin zieht das
Sportleven mit feiner Freiheit je
dem steifen Zeremoniell vor· Nur
die alterthümlich uniformirte Schloß
qarde des Palastes in Belem mit
ihren drohenden Hellebarden erin
nert an die Prunkentfaltung frühe
rer Zeiten. Das höchst malerische
Ueber- und Nebeneinander der steil
die Hügel hinaustlimcnenden Stra
fren und der Bergterrassen entschii
digt sitr das Fehlen einer reizvollen
und bodenständigen Architektur. Jn
der Eidade Baixa, dem nach dem
verheerenden Erdbeben von 1755
neu gebauten Stadttheil, dem Sitz
des Geschäftslebens, sind die Stra
ßen geradlinig, wie z. B. die Augu
stastraße, die von dem am Tejo gele
genen Handelsplatz nach dem Rocio
führt. Der Rocio. richtiaer Platz
.-.-....--. »«--.—-—--—»—.-.- » . . -
Dom Pedro IV» zeichnet sich durch
ein seltsames Mosaikpflaster mit
wellenförmigen Ornamenten aus.
Die optische Wirkung dieses Orm
nients ist so beunruhigend, daß net
vösc Personen das Ueberschreiten des
Platzes lieber vermeiden, denn sie
haben die Empfindung, als ob der
Boden schwankt. Jm völligen Ge
gensatz-: zur Regelmiiszigteit der Lis
saboner City steht das krause Ge
wirr der Straßen in den alten
Stadttheilen und den Borstädten, und
fiir den Fremden sind diese ent
legenen Viertel mit ihren »kleinen
Leuten» und den hochbepackten Maul
tieren und Eseln auch weit interes
santer als die modernen Straßen.
Hohes Lob verdient die Reinlichteit
wie auch die strenge Ordnung, die
überall im öffentlichen Leben
herrscht. Ausfallend ist ferner der
vorzügliche Straßenbahndienst, der
sich hier mit einer Schnelligkeit ab
wickelt, die man in mancher nordi
schen Großftadt vergeblich herbei
sehnt. Das Militär macht in einer
Idretten Haltung einen recht guten
Eindruck.
EIN-- »Hu-»L- e-:..s. ZU «-:«1J «kf«-..
»e. U......,. ..«.» ,sp., .....,. »W
lange in Lissabon aufhalten, son
dern bald nach dem wundes-voll ro
mantischen Cintragebirge begeben,
das zwei Fahrtstunden von der
Hauptstadt entfernt bliegt und den
Glanzpuntt der Landschast rings
am Lissabon bedeutet. Die edlen.
Formen des Gebirges, die Nähe des
Meeres-, der Reichthum der Pflan
zenwelt, alles vereinigt sich hier zu
zauberhafter Wirkung. Hoch auf
einer Felsenkuppe liegt das Castello
da Pena, ein zwar dilettantisch ent-.
worfenes, aber in seiner maleri.schea
Verzwicktheit wie ein Phantaiege
bilde anmuthendes Bauwerk, dessen
Urheber zwei Deutsche sind: Prinz
Ferdinand von Sachsen-Koburg-Ko
hary, der Großvater des jetzigen
Königs, und Oberst von Eschwege.
Lissabon, und wenn es hoch
kommt Oporto und Eoimbra, das
sind die Städte Portugal-T die man
im Ausland kennt.
Viktor Ottmann.
W
Mauer war eine junge Farbige,
frisch aus dem Süden nach dem Nor
den verpflanzt. Eines Tages- brachte
sie ihrer Herrin, bei der sie diente, eine
Visitentarte. »Die Dame, die mir das
gegeben, sitzt im Parlor,« fügte sie
hinzu. ,,Eine andere Dame, die mit
ihr kam, steht noch vor der Tür.« —
»Aber, Maudy,« ries die Herrin des
Hauses, Weshalb-hast du denn nicht
beide Damen hereingelassen«? —
»Weil die andere, die draußen steht,
kein Ticket hatte.«
je sie
Der Großsiirst Nikolaj sollte eine,
Fahrt auf der Wolga machen. Große
Verlegenheit: wo einen zuverlässigen
Kapitän hernehmen? Man mietete ei
nen Engländer. Der Engländer ließ
die Kessel heizen — die Siederohre
plagten, der Dampfer geriet in
Brand. Man wollte löschen —- die
Feuerspritze arbeitete nicht. Man setz
te das Rettungsboot aus —- es lief voll
Wasser. Man Packte den Großsiirsten
in einen Rettungsring — der Ring
ging unter. Man warf ihm ein Tau
Dom Ufer-zu —- das Tau riß. Niko
laj ging unter· Zum Glück war er
auch kein echter Großsürst, sondern ein
Hechstapler· "
st- ets Itc
Menschenkenner sein, das genügt
noch lange nicht, um die Frauen zu
kennen.
Il· Sie II
Also ein einfacher Stuhl siir das
pennsylvanische Staatstapitol in Har
risburg hat 8761 gekostet. Ein Wun
Der, daß der Stuhl überhaupt da ist.
si- Ii- si·
Der Senator Stone stellte den An
trag, den Filipinos die Unabhängigkeit
für das Jahr 1943 zu versprechen.
Darüber wird sich die lebende Genera
tion der Jnsulaner wenig freuen.
Il- sk Il
Wenn den Leuten alles mißgliickt ist,
dann pflegen sie es mit dein Schwer
sten zu versuchen, d, h» sie sangen ein
neues Leben an.
II- dic sit
Der Bär und der Löwe haben ihre
Tatzen aus das arme Persien gelegt,
bereit den fetten Bissen zu versehn-kein
Cnfant terriblc.
s—- zi- III-V - CIVIFUIIVI, ’ « J
M«--· spøzcsp s
En Jck weeß nich, bei meiner ersten Frau war immer alles in schönster
Ordnung, wenn ick heim kam, habe ick meinen Stiefelluecht nie zu suchen
brauchen. —
Siex Ra, den hat sie dir jedenfalls immer gleich an den Kopf geworfen! «
Esset-ev
,,Soll Knecht Ruprecht deine Schwester mitnehmen, Max?«
»Nein, die sollst doch du bekam men!«