Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 06, 1908, Sweiter Theil., Image 11

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    t schreibst-rief non
im- Hmckstkngki.
No. 300. —- Jch sin doch ietzt schon
for e lange Weil in dieses hier-Kon
trie un sin schon ziemlich eiaftemt zu
die Siesens, das meint das Wetter.
Ich weiß ganz gut, daß mer nie nit
an das Wetter diepende kann un daß
mer im Sommer un im Winter am
allerbeste ab is, wann mer sich mor
gens wann mer aus den Haus fort
geZn duht, e Winter-: nn e Sommer
ob etkobt, e Paar Robberbichts, en
Ombrella un en Moffler mitnemme
dicht. Wann mer ganz tehrsull sein
will, dann nimmt mer sich auch noch
e Behdhinaiubt un en Sonne-Om
virreila mit. Wie ich schon aeiagi den,
ich sin an das alles schon io vziemlich
qejuhit. awwek wie es diesen Winter
iehn duht, das is doch schon nit
mehr schön. Jch weiß ia off Kohrs
nit, ob alle Piebels es so nobtisse wie
ich, awwek wisse Se, ich sin in Nie
gard zu das Zweiter wie en Laub-·
iroich un ich nohtisse alle Tichehnfches
reiteiveg.
So hen mer for Jnitenz Wetter
gehabt, das bat ein fühle mache, als
wie Spring Wieder Mensch hat gut
gefühlt. Jch ben zu mich gedenkt.
bei Tichinio, bei den warme Wetter
is es eigentlich aar tein Jung mei
den-wie Winterwebr anzuziekiex ich
den mein midium Stoff angezoge un
am Vormittag is es ja auch ganz
gut gange. Wie ich mei Dinner ge
habt den« do sin mich uii eemol meine
Bein so talt qeworde, daß ich ge
schitvweri den un schuhr genug in
leß denn no Tenn, hen me: e Miit
gehabt, daß ich ein Schill nach den
annere gehabt ben. Ofi Hohes hen
ich e Kalt aeietscht wie alles. Am
nächste Morgen den ich mei Förtäpv
gewohre, mei schweres Unnerwebr un
Fnei Robberbubts an ich kann Jhne
f
Xllgc, Ich Im vervsul ftoy geil-eke.1
daß ich es aevabn heu. Awiver was
wer’n Se denke, am Nachmittag, do
is es widder warm aeivarde un ich
ben in mein dicke Stoff aeschivißt, wie
alles.
So aeht das reit elang un an die
WitepRieportS kann mer auch nit
mehr dienende. Wenn die Fellersch
e kalte Wer Waffe-keins dann iann
mer fchuhr fein, daß es Rege gibt,
un wann se saae, es- gibt Rege, dann
iann mer mitaus Daut dran die
nende, daß mer Sind-Wetter kriege
Die viele Tfchebnscheö meine auch sehr
viel in den Haus« Wei, es weiß ia
kein Mensch mehr, wie er das Haus
heize foll. Der Christ der duhtarig
leicht iriere un off Rohr-B duht er die
Forniß einfeue·re, sdaß es e Schehm
is. Schon e paar nral hen ich Nachts
ans den Bett eraus gemußt un ftn
in den Behsnient un hen das Feuer
in die Fötniß mitnva O Koan
den ich ihn dann e ganz aehörige
Dauntahling gen-we un die Selrna
is auch so enarie geworde, daß fe»
zu ihn aesaat hat« sie dehi es ießtihr
Bißneß mache, alle Abend befor daß
se ins Bett gehn deht, das Feuer in
die Förniß zu killr.
Jnftett daß der Cis-ist ietzt mit die
Selma en Kampranieis aemachthätt,
das meint, daß et ihr gepranimißt
hätt, in Ffuhtfcher nit mehr so arig
einzuheize, war er sattisfeiL mit den
neue Errehnschment, un ich denke, er
is froh gewese, daß er nit mehr zu
tende gebraucht hat. So ben
mer dann widder einal e cchreiilich
kalte Nacht gehabt. Es hat gefrore,
daß ich in knei Bett aeschiwwerthen
Jch hen mich mei Milts un mei
Bldnkets dreimal iwwer enanner ge
legi, sonst wär ich am nächste Mot
gen e Eisziclel gewese. Das mein-i
wenn ich bis zum nächste Morgei
ins Beil hätt liege könne.
Es is so ebaut zwei Uhr Morgens »
gewese, da hen ich uss eemol ebhes ges !
nöti, das hat qelaunt wie en Eris
plohfchen. Ich hen die Ohre gespitz:
so viel ich das unner mei Kowwek
hen dithn könne, bilahs ich en nii
gebet-eh die Ohre unnek den owwer
eraus zu strecke. Es hat nit lang
genomme, do hen ich e Neuä gehört,
als wann es tegene deht un nach e
Minnit oddet zwei do hen ich gefühlt
wie die Dtaps an mei Bett gefalle
sin. Ich hen zuerschi gedenkt, es wär
nuk en Driem gewese. Awwer wie
es immer schlimmer loknme is, do
fin ich aus mei Bett getichumpi un
was wer’n Se denke, ich hen in en
Buhl Wasser gestevpik Ich hen e
Mätlch qeltrocke un do hen ich die
Befcheerung gesehn, die ganze Sie
lan war naF un iwwerall is das
Wasser erun eraedrappt. Jetzt hen
ich gedentt, is es Zeit, daß edbes ge
schieht. Ich sin in mei Pehnts ge
schiuppt un den die Fiimrnillie ass
gewertt. Mer hen nachgeauckt un hen
ausgesunne, daß die Peips gebostet
ware un das ganze Haus war ge
sloddet. Ich den unnek die Zimm
stenzes gedahn, was das beste war-—
ich hen mich acdreßt un sin fort, sor
en Plan-net zu hole. Das is auch
en schöner Schapp gewese. In die
erschte Lein hen ich ihn nit finne
könne un wie ich den nächste Samm
tieper eraus aeklovpt gehabt hattc
for mich zu befrage, do hen ich doch
anstandshalber en Drint nernme
müsse. Dann hen ich widdper nach
den Plummer gesucht un hen ihn
awwek nit aus den Bett rinqe könne
un do hen ich aedenkt, was die Krent,
was aeht mich das aanze Bußneß an
Jch sin widder bei den Saluhntieper
un dort sin ich die Bällenz von die
Nacht arstanne. Was der Christ an
gesange hat, das kann ich ane erst
das nächste mal sage, biiahg ich sin
sor drei Däq nit heim aange. Wann
ich in den Wasser schlafe wollt, dann
tönnt ich mich arad so gut in di
Lebt lege.
Mit beste Ri.eaards
Yours
Lixzie Hansstengei.
W
Berechtigte Ansprüche
Vorsitzender des Verschönert-nas
vereinJ izu einem Individuum, das
schlankweg eine namhaste llntergiiw
ung fordert): »Wie soll nur der ers
schönerunasverein dazu kommen, Jls
nen eine so erhebliche Geldunterstiitzs
nng zu gewähren?«
»Ja, tennen S’ nii denn nöt mehr?
J bin doch der Brand-Ferm, i hats
ja doch acht Jahr ietzt brummt, weit
i die acht Hättst anziindt hab, die un
ser Städtl so verschandelt hab'n!«
Ins Unwesen
Stnident: »Lieber Ontel, ich hättes
eine große Bitte an Dich.«
Ontei: »Aha, Du willst mich schon
wieder anvuinpen!«
Student: »Aber, lieber Onkel, da«
müßten schon unüberwindliche Hin
dernisse eintreten, wenn ich diesen!
Schritt unternehmen sollte-«
Onkel: »Gott sei Dank! Was willst;
Du denn dann?«
Student: »Ich muß leider ge
stehen, daß,solch unüberwindlichefziw
dernisse eingetreten sind.«
Je nichten.
Mk- mnsssn Cis Ist-an To Tosen-ff
»v- -----.- v-- s----- ls --,»-»
hin?« '
»Zum Bankier Meyer, ich will um
seine Tochter anhalten!'«
»Um welche denn?'«
»Das weiß ich noch nicht; ist et gut
gelaunt, um die jüngste, ister schlecht
gelaunt. um die älteste!"
Sein erster Gedanke.
Ontel hu einem Messen, einem
slotten Konteutstudenten der einem
Renommikhund an der Leine führt):
»Was tostet der bunt-W
Nesse: »Der ist unbezahlbak!«
Onkel: »Was, das Vieh hast Du
auch noch aus Kredit?«
vsein gegeben.
Ein Jüngling, ting eitel und ge
ckenhaft, presst in einer Gesellschaft
mit seiner goldenen Uhr. Ein Herr
bittet ihn, sie sich ebenfalls ansehen«
zu dürer Dante,« sagt er dann,
»sehr schon nur der ,Zeigek«1stnicht7
viel werth!«
Wie der Solche-meiner Brot-etc
M—Ds—- ,-7x
’.
Feine Auslese dein-frie, als et die erste Million beisammen hatte.
Its-eures satt eine-u Schnarchen
Ein Reisender, welcher in einem
Nachtng fuhr, erzählt folgendes hei
tere Erlebniß mit einem Schnarchen
und da wik vermuthen diirfen, daß
jeder von uns auch schon einmal, wenn
nicht schon oft, durch einen solchen
nächtlichen Plagegeist aus den süßen
Armen des Schlafes aufgeschreckt wur
de, wollen wir dieses Ergebniß des
Herrn Pähel zur Belustigung der Le
ser folgen lassen.
Es war zur Zeit, als das Abgehen
eines Zuges dem Publikum noch durch
i das ein- und zweimalige Anschlagen
der Bahnglocke si nalisirt wurde.
Beim zweiten Häuten trat ein sehr
beleibter Herr in das bequeme, fast
f üppig ausgetatteteAbtheil des Nacht
zugeg; das irschetnen dieses Dicken
stürzte mich aus einem süßen Traume,
denn verblendet, wie wir in diesem
Falle alle sind, batte ich gehofft, ganz
iallein in dem bequemen Kupee die
N«ck,tfal)rt machen zu können.
Diesen Traum zerstörte mir der
Dicke, doch empfing ich ihn freundlich,
denn er war ein lieber Mensch und ein
Bekannter von mir, und so sprach ich
ihm meine Befriedigung darüber aus,
daß es mir vergönnt sei, in seiner
sehr angenehmen Gesellschaft zu rei
sen.
Er sagte mir dasselbe und sprach
die Hoffnung aus, dasz wir eine an
genehme Nacht durchschlafen würden.
Die Sache schien also in bester Ord
nung zu sein.
Wir beide tauchten, und als wir
nach etwa einer Stunde das Kupee
vollgeraucht hatten, streckten wir uns
auf die Polster aus und versuchten zu
schlafen. Ich hatte noch nicht einmal
die richtige Kopflage gesunden, als ich
ein Geräusch vernahm, als ob mein
Nachbar genieft habe.
»8ur Gesundheits« rief ich hinüber.
»Was gibt’s?« rief er zurück, erhob
sich halb und blickte mich mit ver
fchwommenen Augen ängstlich an.
»Schon gut,« beruhigte ich ihn,
,,warum follen Sie denn nicht niefen?«
»Ach so,« flüfterte er und legte sich
wieder zurück und sagte schon einschla
fend: »Ich dachte schon . . .«
»Was denn?"
Jch erhielt auf diese Frage keine
Antwort, denn der Glückliche schlief
bereits wieder.
Kaum hatte ich das Gesicht zur
Wand gedreht, als derselbe Ton wie
vorhin mein Ohr traf, aber diesmal
merkte ich, daß es kein Riesen, sondern
« eine eigenthiimliche Art von Schnar
schen war.
Jch drehte mich erschreckt herum.
Ein Schnarcher in meinem Kupee —
da« war eine entsetzliche Entdeckung!
Da lag er drüben, das volle rothe An
gesicht friedlich gegen die Decke gerich
tet, während das runde Bäuchlein im
ter den über ihm gefalteten Händen
langsam auf- und abwogte. «
, Jch feste mich in dumpfer Verzweif
lung aufrecht und ließ vorläufig die
Künste des Schnarchers über mich er
gehen. Er begann stets mit einigen
scharfen Luftstößen, wie man sie ver
nimmt, wenn ein Pfeifenrohr ausge
putzt wird. Dann sog er mit einem
tnatternden Geräusch Luft ein, ähn
lich dem, welches die Eimerkette an ei
nem Ziehbrunnen hervorbringt. Dann
gab es einen Knall und dann ein Ge
polter, als ob ein Karten voll Pfla
fterftrine ausgeleert eine vierftöciige
Holztreppe hinunterpolterten. Das
war der erfte Atbemzug
Dabei blieb es aber nicht. Der
zweite Athemzuq hielt sich etwa in
den Tönen eines Feuerwerts mit Ra
teten, Schwärmern und Feuerrädernx
der dritte gab eine lebhafte Vorstel
lung von einem Gerüfteinfturzx der
vierte von einem Wirbelsturm; der
fünfte von einem Erdbeben; der sechste
vom Zusammenprall zweier Welttörs
per.
Nach der leßten Leistung richtete sich
»der Schläfer regelmäßig auf und stieß
ein unheimliches ,,Puh!'« aus. Nach
diesem Warnungssignal sank er wie
der zurück, begann dann mit demAuIs
pußen des Pfeifenrohres und schoß
regelmäßig mit der Zerspaltung zweier
Welttörper.
Als er wieder einmal bei seinem
Warnungösignal »Puh!« angelangt
war, griff ich hinüber, klopfte ihm auf
das Bäuchlein und sagte:
»Lieber Freund, es ist nicht meinet
wegen, ich weiß Schickungen in Geduld
hinzunehmen und zu tragen; aber Sie
werden sich Schaden thun, wenn Sie
so fortsägrn. Jhre Nase wird dabei
gewiß zerfplittern und in Stücke zer
springen-«
»Hm gleich ...«« murmelte er,
suchte in allen seinen Taschen herum
und sagte endlich: »Da ist est« und
damit überreichte er mir seine Fahr
tartr.
»Ermuntern Sie sich ein wenig,«
rief ich ihm zu, »ich bin ja nicht der
Schaffner, der die Fahrtarte verlangt
sondern ein Mann, der es gut mit
Jhnen meint. Hören Sie, Sie sollen
nicht so entsetzlich schnarchen. Wenn
Sie so weiter schnarchen und sagen,
werden Sie sich eine Gehirnekschiitte
rang zuziehen."
»Danle . . . ja . .. hm . .. gut,« er
xoiderte er darauf schlaftrunken, fal
ete die Hände über dem Schmerbauch
lein und paßte fchon in der nächsten
Sekunde wieder das Pfeifenrohr.
Jch fühlte mich machtlos. rettungs
los verloren und ergab mich schon in
mein Schicksal, da, der Schnarcher
tvar eben beim Gerüstfturze angekom
men, da klopfte es tm Ylachbarlupee
gegen unsere Wand und eine grimmige
Stimme donnerte:
,,Sind Sie denn toll da drüben?
Wir sind hier doch in keinem Löwen
käfig oder Bärenzwinger!«
Und nicht lange darnach rief eine
Stimme aus einem anderen Kupee:
,,Le t den Schnarcher doch auf den
Bauch, ann wird er gleich stille sein!«
Jch antwortete nicht« bemühte mich
aber nochmals, ihn zu werten. Aber
vergebens! Das heftige Riitteln hatte
zwar den Erfolg, daß mein Nachbar
fiir einige Minuien in seiner entsetz
lichen Arbeit tnnehielt, aber schon in
der nächsten Station, wo der Zug
hielt, schnarchte er wieder so unmensch
lich, daß die übrigen Jnsassen des
Waggons iiber den Korridor herbei
eilten, um ihn zu lynchen.
Zum Glück war die Tbiir verschlosx
sen, und ich unterhandelte mit den
zum äußersten entschlossenen Gesellen.
Wir wurden einig, abwechselnd eine
Stunde bei dem Schnarcher zu wa
chen und ihn schon beim Pfeifenputzen
derart zu schütteln, daß ihm die Lust
Vergehen solle, das Feuekwert oder gar
den Wirbelsturm loszulassen.
Dies geschah und dank unserer List
konnte jeder einige Stunden schlafen.
Gegen fünf Uhr Morgens traf mich
die Wache zum zweitenmal. Diesmal
streckte ich mich aus und begnügte mich,
den Schnarcher mittels meines Regen
schirmes, dessen Griff ich in seine We
ste einhatte, im gefährlichen Augenblick
zu stoßen.
Von Müdigkeit übermannt, schlum
merte ich endlich ein. Diese Schwäche
benüßte der unverbesserliche Bösewicht,
um sich bis zum Erdbeben durchzuar
bciten. Dieses weckte mich natürlich,
Innd ich bohrte meinen Schirm tief in
seinen schnarchenden Bauch. Nun er
wachte er mit einem letzten Gestöhne.
,,Guten Morgen,« sagte er und
drohte mir lächelnd mit dem Finger.
»Sie habenes heute-Nacht aberschön
getrieben. Jch bin einigemal aufge
wacht und da habe ich Sie schnarchen
hören wie ein Nashom Sie brau
chen sich aber nichts daraus zu machen,
denn ich habe zum Glück einen guten
Eisenbahnschlas.«
Jch war einfach sprachlos und
dachte, die Reise hat gut angefangen!
Lebende Photographien
Erzählung von E. Grüttc1.
Jch shatte englischen Besuch.
Der« erste Ingenieur, ein gemisch
licher, alter Kerl, und zwei Osfiziere
eines Postdampsers, mit denen ich ein
mal die Fahrt nach Madeira gemacht
hatte, überfielen mich eines Tages in
meinem Junggesellenheim. Natürlich
hatte ich die angenehme Pflicht, ihnen
unser Hamburg von seiner lustigsten
und besten Seite zu zeigen. So fuhr
ich denn mit ihnen nach Blankenese,
führte sie durch St. Pauli und zeigte
ihnen alt' die Sehenswiirdigteiten, die
ein Hamburger selbst erft.tennen lernt,
wenn er Fremdenbesuch hat.
Es war ein unfreundlicher, naßtal
ter Oktobertag Nach einem umfang
reichen, gemiitljlicken Mittagessen im
Ratsteller schlenderten wir in behagli
cher Stimmung an’s Tageslicht
Was beginnen? Jrn Freien war
nicht viel anzufangen. Da kam mir
eine gute Jdee. Jn die ,,Lebenden
Photographien« wollte ich meine
Freunde siihrenl Vielleicht war das
eine ganz sidele Abwechslung Der
Vorschlag wurde einstimmig angenom
men, und bald saßen wir denn auch
vor der großen Leinwand und harrten
im Dunkeln der Dinge, die da kommen
sollten.
Zuerst gab’s allerlei zum Lachen.
amiisante Geschichten, die den allgemei
nen Jubel der Kinder entsachten.
Dann iva ein sonderbare-z lirlebniiii
·an unseren Blicken vokiiberr
Ein junger Mensch läßt sich in einen
Sarg einschließen und wird von der
Eisenbahn im Gepäckraum befördert.
Während der Zug in voller Fahrt ist,
öffnet der Dieb von innen den Sarg
deckeL springt heraus-, erinordet den
Gepöckfiihrer und stiehlt aus einem
Gepiicksack eine kleine Truhe mit Ju
welen. Darauf kriecht er in sein Ver
stecl zuriict und gelangt auch richtig an
seinen Bestimumngsort, wo er mit sei
nem Kompliien aerade den Raub
theilen will, als die Polizei dagwi
schen fährt.
Eine sensationelle Geschichte! Und
es ginn wie eine Ansathmssng durch
die tleine Kinderaesellschast, salg das
letzte Bild verschwand
Danach große Pause.
Wir gingen.
Draußen fiel ein leichter Regen, es
war inzwischen dunkel geworden, und!
aus dem nassen Asphaltpslafter spie-;
gelten sich die elektrischen Bogenlamij
pen.
Echtes Hamburger Wetter. Wirj
waren nicht gerade in rosigster Laune, !
und die Stimmuna wurde erst wiederi
besser, als wir nach einer halben!
Stunde in einem Restaurant aus St.l
Pauli aemiithlich bei einem Schonpeni
saßen. «
Nur die ungewöhnliche Schweig
satfrteit des alten Jngenieurs fiel mirs
CU . t
»Was ist los, alter Freund, Jhnenk
sind doch nicht die »Sei-enden« zul
Kopf gestiegen?« lachte ich. s
»Das gerade nicht,« sagte er nach-Z
deutlich, Indem er seine Pfeife aus-I
klopfte, »wir kam nur dabei ein ErlebJ
nisz in den Sinn, das ich vor mehreren
Pahren auf See hatte. Nur eine
liichtige Erinnerung, ni tz weiter,'«
und dabei strich er sich mit der hand
iiber die Stirn, als wollte er die Ge
danken verscheuchen.
,,Erzählen, erzählen!« riefen wir
anderen neugierig, denn wir wußten,
daß der Alte manche interessante Er
fahrung auf seinen langjährigen
Fahrten gemacht hatte.
Er nickte, und nachdem er seine
Pfeife frisch gefüllt hatte, begann er:
»Es sind nun wohl sieben Jahre
her. Der Krieg zwischen Buren und
Englänvern war in vollem Gange.
Die Schiffe, welche zwischen St. He
fena »und Ostsiiste hin- und her
gingen. bra ten bteke Kriegsgesangene
auf die ein ame Insel. Wir kamen
damals von Kapstadt heraus. hatten
Ladung in St. Helena,genommen für
Kwaiopmund und England, und wa
ren seit vier Tagen auf dem Wege nach
Deutsch-Südwest.
Wir hatten herrliches Wetter. Ei
ner jener unvergleichlich schönen
Abende zog auf dem Ozean herauf.
Die Wellen warIn schlafen gegangen,
und der Mond mit seinem zahllosen
Sternengesolge führte die Herrschaft
am nächtlichen Himmel. Das ,,siid
liche Kreuz« fun elte und blitzte, und
die Milchstraße schimmerte wie ein
ditstiger Silberschleier auf blauem
Grunde.
An Deck war es ruhig. Die weni
gen Passagiere hatten sich schon in ihre
Kajiiten zurückgezogen. Jch saf; noch
mit einigen Osfizieren und dem
Schiffsarzt beisammen.
Da kam plötzlich unser vierter Of
fizier inmägrößter Erregung herbeige
IIUIZL Plan llllllllc TO luulll llUW klllc
Meldung nennen, was er dem ersten
Offizier mit verstörtem Gesicht vor
hasvelte.
»Im Gepiickraum —- weiße Gestalt
fremder Mensch,« das waren die ein
zig verständlichen Worte. (
Wir schenkten seinen aufgeregten
Mittheilungen anfangs keinen Glau
ben, aber als er ernst blieb und dring
lich wurde, gingen wir auf sein Bit
ten alle mit ihm hinunter, uni uns
diesen ,,sremden Menschen« einmal in
der Nähe anzusehen. Das elektrische
Licht wurde eingeschaltet und alle
Ecken des nur halbvollen Paaranmes
gründlich durchleuchtet.
Von einem Menschen keine Spur.
Wir lachten unseren kleinen Watson
aus, der in seiner Nomantii wieder
einmal Gespenster gesehen zu haben
schien. Aber er blieb steif und fest .
bei der Behauptung, eine in Weiß ge
kleidete, hagere Erscheinung zwischen
den Kisten gesehen zu haben. Weil er
absolut nicht davon abzubrrngen war,
gab der Kapitän die Weisung, sogleich
alle eventuell Verdacht erweckenden
Kisten öffnen zu lassen.
Gespannt standen wir dabei. Die
erste Kiste enthielt nur Waaren, auch
die zweite und dritte. Die vierte war
etwas größer und länger. Sie trug
die Aufschrift: »Ur-ro away from
hast«-'s nnd war für Swalopmund
bestimmt. Als der Matrose sie mit
Stemmeisen und Hammer bearbeiten
wollte, sprang der Deckel leicht auf.
und — wer beschreibt unser Staunen
—— ein Mensch lang darin. Es wurde
uns doch ein bischen unbehaglich zu
Mute. Ein Mensch, elend und blaß
und mit einem weißen Laien bekleidet.
Der Kapitän forderte ihn auf, die
Kiste zu verlassen, aber als der Anm
ste sich erheben wollte, brach er ohn
mächtig zusammen.
Mit Belebunasmitteln brachten wir
ihn wieder zur Besinnung, und als er
durch kräftigende Speisen endlich ver
nehmungssähig geworden war, hörten
wir seine Geschichte.
Er war einer von den Buren, die als
Kriegsgesangene auf das Felseneiland
gebracht worden waren. Weib und
Kinder waren in Transvaal ohne den
Ernährer, schutzlos den Gefahren des
Krieges und dem Hungertode preisge
geben. Aber um ihretwillen war er
nicht hier. Sein Vaterland wollte er
weiter vertheidigen helfen; er konnte
denGedanken nicht ertragen, es unters
aehen » ,Hi1«seheg. Jud Begeisteruna
flannnie ver diesen Worten aus seinen
Blicken. Die Genossen, welche das
gleiche Schicksal getroffen hatte, waren
schließlich auf diesen kühnen Flucht
plan gefallen. Man hatte gelost, und
der erste Glückliche, der auf diese Weise
der Heimath Zurückgegeben werden
sollte, war er aewefen. Mit erinnern
Vorrath von Wasser und Brod t),ltte
man ihn in dieser Kiste verschifft, de
ren Deckel sich von innen öffnen ließ.
Aber schon nach zwei Tagen konnte er
es in dem engen Kasten kaum noch er
tragen. Er hatte sich bezwungen, aus
geharrt bis zum vierten Tage, wo
Hunger, Durst, Hise und der Mangel
an frischer Lust ihm fast die Besinnung
raubten. Kaum hatte er noch die Kraft
gehabt, den Deckel zu heben und sich
aufzurichten — da war er auch schon
entdeckt worden. Was sollte nnn wer
den? Das Vaterland brauchte tühne
Streiter, und würden die anderen noch
den Muth zur-Flucht haben, wenn sie
von seinem vereitelten Versuch hörten?
Q. daß man Erbarmen mit ihm hätte,
und ihm die Freiheit schenkte!
Erschöpft von der langen Erzählung
brach er kraftlos zusammen· .
Wir alle waren tief ergriffen. Das
war Heldenmnth, Vaterlandsliebe!
Wußte er doch ebenso gut wie wir, daß
er sein Leben ristirl hatte, denn To
desstrafe würde ihn treffen. n die
sem Augenblick sahen wir ni t den
Gegner in ihm, nicht den erbitterten
Feind, nein, nur einen schwachen, ge
rochenen Menschen, der kühn und to
—
degmuthia ftch »dem Vaterlande go
opfert hatte.
Aber helfen konnten wir ihm nicht.
Es war unsere Pflicht, Anzeige zu ma
chen. Ausnahmgweise wurde er nicht
zum Tod lverurtheilt, sondern mit dem
nächsten Dampfer nach St. Helena zu
rückgeschickt. Traurigeö Schicksal!
»Das ist ein wahres Erlebnsiß, mein
Freund,« schloß der alte Jngenieut,
»und nun wundern Sie sich wohl nicht
mehr, baß mich ihre »lebenden Photo
graphien« so einsilbig stimmten. —
Haben Sie Feuer bei sich? Meine
Pfeife ist ausgegangen.« O
W
Ein Lustspiel Friedrichs des
Großen.
Daß Friedrich der Große gelegent
lich kleine französische Lustspiele
schrieb, die er vor der Hofgefellschaft
aufführen ließ und die zuweist eine sa
tirische Spitze gegen irgend eine Mode
lorheit hatten, ist bekannt. Nun wird
im Cottaschen Verlage in Wien und
Berlin demnächst der Text eines solchen
Lustspieles in deutscher Uebersetzung
von Hans Landsberg veröffentlicht
werden, und die Verlagsbuchhandlung
hatte die Gefälligteit, uns den ersten
Bogen Dieser Publikation zu übers-ti
den, der einige interessante Mitteilun
gen über diese Liebhaberei des Königs,
von dem Lustspiel selbst aber nur den
Anfang der ersten Szene enthält. Das
Stück hieß »L’·5eole du monde, comecs
die en troig actes, faite par Monsieur
Matyricus pour fette joufse incognito«
und wurde am 18. März 1748 auf dem
Liebbnbprtbmtpr des-E- Nntädnmoss
. » s«W-Wsw«
Schlosses durch die französischen Hof
schauspieler vor der geladenen Hofges
scllschaft ausgeführt, die natürlich über
die Person des Verfassers-, des Mon
sieur Satyricus, nicht im unklar-en
war. Der König selbst hatte schon ant
18. Februar 1748 dem Präsidenten der
Atademie, Maupertius, mitgeteilt, er
schreibe an einer Komödie, und beige
siigts »Ihr dicker Professor wird mit
Haut nnd Haaren abtonterfeit. Ich
habe eine preußische Komödie geschrie
ben, die ein Gemälde einiger unserer
Sitten ist.« Es scheint auch, daß die
zahlreichen Anspielungen des Stückes
der Hosgesellschaft .nicht übel gefallen
haben. Friedrich hatte schon 1742 zur
Hochzeit seines intimen Freundes, des
Freiherrn Dietrich v. Keyserlingt, ein
einaktiges satirisches Spiel unter dem«
Titel »Le singe å la mode« (Der Mo
deafse) geschrieben Jn diesem Stücke
kamen namentlich Aus-fülle gegen die
Buchgelehrsamteit der herrschenden
LeibnitziWolffschen Philosophie var.
Nun im Jahre 1748 war König Fried
rich noch satirischer gegen die Potular
philosophie Christian Wolffs in Halle
gestimmt, der in dem Dr. Difurius der
,,Ecole du monde«, wie Erich Schmidt
schon früher bemerkte, verspottet wird.
Auch richtete sich Friedrichs Satire in
diesem Lustspiel gegen die seiner Mei
nung nach völlig verkehrte Ausbildung
der Studenten. Von der literarischen
Bedeutung seiner Lustspiele hatte der
König allerdings keine besondere Mei
nung und hielt sich nur für einen Di
lettanten. Jn dem Lustspiel» L Tcole
du monde« erinnert manches an Mo
!i(«re, ein Konflikt zwischen Vater und
Tochter, die Derbheit einzelner Sze
nen und die Namen der Personen. Jn
Bardus dem Vater jenes eben von der
Universität zurückgekehrten Studenten,
wird wie Friedrich selbst an Voltaire
schrieb, der damalige russische Gesandte
in Berlin, Graf Kehserlingi, taritiert,
der zwanzig Jahre Philosophie studiert
habe, ohne aber viel davon begriffen zu
haben. Jn dem Stücke ist auch das
Betonen des selbstbewußten national
preußischen Standpunktes gegenüber
der damals herrschenden Fremd-Unde
rei bemerkenswert Eine der handeln
Den Personen erklärt: »Wir halten alle
fest am Vaterlande, ihm gehören wir
und ihm müssen wir dienen. « Das uns
vorliegende Fragment schließt mit ei
nem Gespräch über das Studium des
heimaelehrten Studen Sein Pa
ter, Herr Barducz rühmt von ihm, er
habe schon mit fünfzehn Jahren im
Talmud Bescheid gewußt· Herr Argan
fragt hierauf: »Aber warum haben
Sie ihn mit einem fo nnfruchtbaren
Studium beschäftigt?« Darauf ant
wortet jedoch Herr Bardusr »Wie?
linfruchtbar? Unfruchtbareg Stu-—
dinle Guter Mann, davon verstehen
Sie nichts. Der Talmud gibt eine
tiefe Bildung, und nichts ist schöner in
einem Vrise oder in einem Wert als
das Zitieren einiger Rabbiner. Aber
ich beschränke meinen Sohn nicht auf
dieses Studium; ich habe ihn den
Hochgelebrten Bartolug, die Meta
physik, die Physik nnd die modernfte
Geometrie studieren lassen«
Elf amerikanische Erfinder haben
sich erboten, Uncle Sam ein lenkba
res Luftschiss zu bauen. Als vorsich
tiger Herr wird Uncle Sani bei den
meisten wohl den guten Willen für
die Tat gelten lassen.
st- sk n
Ohne Revolution vermögen iich die
Bewohner von Haiti eine Wahltam
pagne immer noch nicht recht vorzu
stellen
I It- sk
Es gibt einen krankhaften Scharf
sinn, der über Feinde sieht -—-— und eine
gesunde Dummheit, die überall
Freunde sieht·
st- Iie IIe
Beurteile einen Menschen nie nach
dem Regenschirm, denn es ist oft nicht
sein eigener.