Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 07, 1908, Sweiter Theil., Image 13

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    M
Denk .d’ran·t
Novellette von saon Düren.
O
»Hm-ich war sie in ihrem duftigen,
weihen, zarten Gazetleidchem mit den
Obst-frischen Rosen in dem breiten
Gürtel, das mußte er selbst sagen,
als er sich vorschriftsmäßige vor ishr
verheugte, um sie zum Svuper zu
führen. Voller Unmuth und Aerger
hatte er die Nachricht »von dem lie
sbensviirdigen Wirth empfangen, daß
er nicht, wie erwartet, die gefeierie
Frau Melanie Z» den Stern der Ge
sellschaft, sondern, wie er sich im
Stillen sagte, dieses Gänschen, das
der Geheimrath fiir einen Winter aus
irgend einem entleqenen Winkel West
preußens nach,der Residenz gebracht.
Er iseufzte und sah seine tleine Nach
darin so recht troftlog an. Sie bog
das blonde, von Flechten umrahmte
Köpfchen ein wenig zurück und blickte
lächelnd zu iihrn auf. Aus ihren
dunklen Auan zuckten suntelndeBlitze
und um ihre Mundwinslel spielten
tausend neckst-, kleine Geister, res
Frohsinns und Uebermutihs.
»Seien Sie nicht so verzweifelt,
Doktor, und versuchen wiss msit ein
ander, lachte ste, »wenn Sie brasv
sind nnd sich tapfer als Kavalier ohne
Furcht und Tadel die schauerlich
larsaeoeilige Souperzeitz data-schlagen
dann enthülle ich Jhnen das Geheim
nis, weshalb Sie ren vielfach begehr
ten Stern der Gesellschaft-heute nur
von Weite-m bewundern diirsen und
mich Gänschen ans -der Provinz zur
Nach-darin haben.« Sie hob ihr Glas,
das er inzwischen aeiiillt hatte, und
hielt es ihm lachend entgegen. »Aus
einen vergnügten Asdent-F rief sie la
ckxnin und dieGliiser klangen hellzu
samt-en
Erhard hatte ihr erstaunt zugehöri.
link-hört was-· doch, daß dieses
junge, unertahrene sDing ihn durckx
Mag-i hatte.
»Mein gnaoraei sitauterm ich vme
um «Verzeihung," sagte er, und zum
ersten Mal irrte ein Lächeln um den
ernster-, sestgeichlossenen Mund.
Nun begann die Unterhaltung, nnd
die Kleine führte sie ans wie ein ge
wieqter Feldherr seinen Schlachtplan.
Der ihr zuerst gleichgkltisg Zuhörende
wurde aufmerksam und interessirt
und trat aus seiner Reserve vollstän
dig her-aus. Er wurde lebhaft, geist
rereh , nnd suchte imimer mehr nnd
mehr die kleine Stecke in die Enge zu
treiben nnd ishr in allem seine Ueber
legenheit zu zeigen. Er ging jetzt
gern auf ihreScherze und ihren
Muthwillen ein: sie lachten wie zwei
ausgelassene, lustige Kinder-, und er
fühlte sich mit ihr jung und sand es
nicht mehr sonderbar-, daß er zufam
men mit diesem Gänschen ein paar
Stunden fröhlich sein sollte. Und die
Zeit schwand, der Seit perlte in den
Gläsern, der Nachtisch war bereits
servirt. Plönlieh arifs see in die vor
ihr stehende Frucht-Male nnd sagte
Iachend:
Nun greife ich eine doppelternige
Mandel und dann sgpielen wir j’y
pense —-— dent dran! -
Sie brach die Mandel entzwei und
in ihrem Innern fanden sieh wirtlich
zufällig zwei klein-Kerne -—·
»So,'« sagte sie und reichte ihm den
einen. »nun essen wir ein Vielliebss
Arbø -
Sie hatte taum den Satz beendet,
ais die Stiishle geräuichooll zurücke
riickt wurden, die Wsirthin die Tasel
aufhob und die Gäste einander »geieg
nete Mahlzeit« wünschten Er stand
vor ihr und sah in ihreichimmerndem
dunklen Augen« die sie voll zu itym
aufgeschlagen hatte. Lächelnd küßte
er die tsleine Hand und stihrte die
Tifchnachdarin in den nächstliegenden
Tanzsaal Hier ließ sie sich auf eine
kleine Ottsomane nieder, er verbeuate
sich nochmals und ging. Sie blickte
ihm lange nach undiah auf die tleine
hand, auf der feine Lippen einen
Moment geruht, und eine heißeGlutlp
weile stieg in dem zarten Gesichtchen
auf. «Dent d’ran.« iliisfterte sie leise
und ein glückliches Lächeln vertliirte
ihre reinen, tindlichianmuthigenjssiige
Dann aab sie sich ganz dein Vergnü
aen hin und schwebte bald von einem
Aorn in den andern, getragen von den
prickelnden, lustigen Tun-zweiten den
Saal auf nnd ab. Erbard hatte sie
nicht mehr gesehen. Er war zu Frau
Meinnsiejkt aeqanaen, die im tleinen,
matt erleuchteten Boudoir der Hans
frau Cercle hielt uno sich von isten
Verkhrern bewundern ließ. Ganz
zum Schluß erinnerte et sich seiner
Pflichten« die er als Tiichlxerr gegen
iieine tlrineNachsdarin hatte. Ertanrte
mit ibr eine Ertraiour im Colitlon.
Sie heitete einen Orden an feine
Brust und er überreichte ihr ein Veil
chenitriiußchem das sie mit glücklichem
Gesichtchen zu den vielen anderen
legte, die ihren Mai schon füllten.
Der Morgen dämmerta als man
die teppiehdetegren Stufen des geistli
chen hause- spinunterginrn Er war
eben isni Begreife. aus der Hautt r
zu treten, als eine weiche band ich
auf feinen Arm legte. »Dent d’ranl«
tiehertees von den lieblich-tun rdthen
Lippen. und eheer sieh rann-enden nnd
antworten konnte» war der tleine
Uebernurtbverlgnvunden «
Jan-« und Wochen waren vorüber
naen. ohne dass Ein-hurt- sich an
ne kieine Freundin erinnert Mitte.
Kan nach dem Halle iolate er einem
Rufe an eine ferne Universität Ein
paar iliichtige Pichiedczeilen on Ce
teimrathi waren das Lette weideten
Ida-sie von ihm erfahren, und denn
W
noch verfolgte sein Bild Martha im
Wachen und im Traum. Die Veil
chen, sdie er ihr gesandt mit seiner
Karte, als übliches «Bielliebcheng-e
schenk, waren längst herweltt, aber die
Erinneruna an den ersten Ball lebte
in dem jun-gen Mädchen fort und sie
sehnte sich heimlich nach dem Manne,
der den ersten tiefen Eindruck auf sie
gemacht· Dennoch hütete isie sich, je
mals ihr Ema-finden zu äußern. Nur
manchmal vernahm sie durch eine
sliichtige Bemerkung etwas von sei
nem Ergehen, von seinem Leben.
Nachdem die Winierfreuden vorüber
waren, mußte sie dem Rufe der El
tern folget-» und seht auf dem Gute,
in der völligen Weltabaeschiedenheit
erfiillte sie der Gedanke an ihn noch
mehr. Jhre Phantasie matte sich ein
Wiedersehen mit ihm aus, erhob ihn
zu einem Ideal. Alles, was gut und
schön ist, glaubte sie in ihm verwirk
licht. Jn diesem Gedanken und heim
lichen Träumen vergingen die eriten
Jugendjahre, still und ruhig. Doch
nach des Vaters Tode zwangen sie die
Verhältnisse, mit ihrer Mutter in der
Residenz zu leben, und langsam wur
de sie in dem großen Verwandten
und Betanntentreis swieder in die Ge
selliakeit eingeführt. Sie hatte sich in
der Sti!lle der ländlichen Einsamkeit
wunderbar entwickelt. Ihr Benehmen
zeigte eine tadellose Gleganz nnd Si
cherheit. Viel umworbem war sie sich
shald bewußt ihrer Schönheit, ihres
Geistes« ihrer mannigfachen Talente.
Jn dichten Schraren hatte sich die
iunae Lebetvelt um sie - — drängt, jeder
immer bemüht, ihr e. s Siebens
toiirdiges, Angenehmes zu sagen, nur
um von ihr sich des leisesten Entaeaens
kommens zu rühmen. Doch re schien
niemand Gehör zu wehen. beimlich
hoffte sie in jeder Gesellschaft, ihn wie
derzufehen Die schüchtersne Frage:
»Wie aehi es ihm?« brachte sie nicht
mehr über die Lippen. Sie fürchtete,
sich zu verrathen
Ihre Mutter bearifffie nicht und
arämte sich darüber, daß sie ihr Giiick
so oft von sich stieß. Ader Martia
setzte jedem wohlaemeinten Raihschlaq
ein starkes-, eigensinning Schweigen
entgegen·
Wieder gaben Getrimraths den er
sien Winterhall. Martha war wieinrs
rner der lMitielpunslt des Interesses.
Jeder der jungen Herren deeilte sich,
to sriih tote möglich in ihre Tanztarte
seinen Namen zutriheln So hatte
der Geheimrath, ishr Onkel, es recht
schwer, Tisch durch die sie unirinaende
Menge durchzudrtingen Ihm folgte
tin Herr, der von den Wenigsten ge
tannt war. Endlich standen beide vor
dem Mädchen.
»Martha, ich bringe dir einen alten
Bekannten. Professor Erhard wünscht
dir einen guten Abend zu sagen,« un
terbrach der Geheimratsh ihre Unter
ba-ltuna. indem er ieiner Nichte auf
dieSrhulter klopfte, um ihre Aufmerk
samkeit einen Augenblick in Anspruch
zu nehmen.
Einen Moment lang zuckte es in
ihrem Herzen in heißer Freude auf.
Jhr Augen schauten den Antomrnenv
den scharf und dringend an. -Erhard,
ein wenig verwirrt durch die Schön
heit und Anmuth des «Miidchsens, de
ren er sich nur ganz flüchtig erinnerte,
murmelte ein paar anzusammenhiins
gende Beariißungfnoortg die sie rnit
einem stummen Neigen des Kopfes
erwiderte.
Der Diener meldete, daß angericky
tet fei. Die Thüren des Speisesaales
Jffneten sich» «
«Darf ich unt den Vorzug bitten,
Sie heute zu Tisch-zu führen?«fragte
Erhard. Sie nickte und legte ihren
Arm in den seinen. Wenn sie sich
früher ein Wieder-sehen mit ihm aus
gemalt, dann hatte sie vor Freude und
Seliqteit in Gedanlen aufgejubelt
Jeht ging sie still, ohne irgend eine
tiefere Bewegunq neben ihm her. Er
bemühte sich, seine ichmeigssame Nach
barin mit all’ seiner qliinzenden Red
nergabe zu unterhalten· Er ließ die
Funken seines Geistes und Witzes
ihr-jähen Sie hörte nur zerstreut zu.
Immer wieder ruhten ihre Blicke auf
dem Mann, der jahrelang das Ideal
ihrer Träume Wien, dessen Besitz
sie mit jeder Fiher ihres Herzens er
sehnt. dessen Gleichaühtigteit sie da
mals so bitter getränkt
Und jetzti Da sie ihn wiedersah,
blieb ihr Herz talt nnd still. Keine
warme Empfindung wollte darin für
ihn auftornrnen. an ihrem Herzen
tösnipften Zorn und Trauer. Was
hatte ihr ihre irrende Phantasie vor
gefü.hrt? Woran hatte sie sich die
ganzen Jahre aetlammert? Hatte er
sich verändert oder war sie eine an
dere geworden? Hatte dies-it sie ge
reift? Sah sie ietzt alles in dem lia
ren Lichte der Wirllichleitt
Endlich war die Tafel zu Ende.
Sie war ihr endlos erschienen, und
sie athinete befreit aus« als er gegan
gen.
Etwas miide zog sie sich ein wenig
in ein Seitenzimmer zurück. Es war
ihr ietzt kaum m· lich, sich sofort in
den Strudel zu l ’rzen und zulachen
und zu plairdeem wie man eö vonrbr
verlangte. Sie mußte sich sammeln,
rr ihrer Gedanten werden, ihr
Wicht wieder finden. Im
Rmaelsimmer nebenan hörte sie
Schritte. Onkel Geheimrath schien
sich mit feinen Jntimen zu einem un
stlirten Genuß einer Eigarre in sein
rheiltastei zurückgekean zu ha
ben. »Und wieder Z« hörte sie
des Colle-en Stimme.
»Den carriere gemacht Bischen
W
Streben sonst ganz an mer
Menschf Muth
»Nicht mein Geme,« erwiderte der
Onkel. »Kann dieses Jagdmachen aus
jede autePartie nicht leiden. Alles
Geschmacksache, doch sonst, was seine
geistigen Fähigkeiten anbetrisst . . .«
JMartha hörte nicht mehr. Sie floh
store geiheht in ihr Zimmer-, ließ sich
durch das Mädchen entfehuldigem
kleidete sich langsam aus, löschte das
Licht und starrte in die Dunkelheit
mit offenen Angen. Also das war er
geworden!
Als sie anr nächsten Morgen etwas
spat mit blassen Wangen zum-Früh
stückstisch herunterla-m, duftete ihr
ein großer Strauß von dunkelrothen
Rosen entgegen. und sich darüber beu
gend, bemerkte sie ein kleines Billet in
demselben. Sie entfaltete es mit einem
traurian Lächeln. Es war die Visi
tentarte des Professor Erhard; unter
seinem Namen stand-:
»Den! d’ran!«
Und um Mittag machte er dem
gnädigen Fräulein seine Aufwartung.
Man hatte ishm viel soon der reichen
Crhin erzählt. Er war in die Resi
denz gekommen, um alte Beziehungen
anzutniipsen und in Archiven zu ar
beiten. Martha gefiel ihm. Warum
sollte sie nicht die Lorbeeren vergol
den, die er sich mühsam erworben auf
dem steilen, rauhen Pfad, den die
Wissenschaft nur selten ihren Lieblin
aen ebnet. Er wußte nicht einmal
mehr genau, ob er ishr damals das
übliche Blumenbouauet siir das ver
lorene Vielliebchen gesandt hatte. und
so hatte er es aus alle-Fälle nachge
holt s— nach Jahren! Ob sie’s wohl
vergessen hatte?
Er begrüßte sie hzrzlirh Er sagte
ihr viele Artigteiten, und endlich er
arisi er ihre Hände und fragte sie,
oh die Blumen nicht zuishr gesprochen
hätten von dem, ins er ihr heute
sagen twolltr.
Sie blickte ihn scharf und durch
dringend an, lange —es schien, als
wollte sie in seiner Seele lesen. We
niae Selunden ernsten Schweigens
folgten, dann lachte sie auf—es war
ein hattes, laltes Lachen: er znckte
bei dem Klanae desselben Zusammen.
,,Hätten Sie einst im Frühling ge
sprochen,« saate -M—artha, »der hätte
ich Sie wohl verstanden, docb nun
ist’s Winter geworden! Die Früh
linaserinnernna ist eriroren.'«
Sie trennten sich, um sich nie mie
der-zusehen.
—
Der Spukhof.
Humorezte von LotharBeen
tendvri.
Sebastian Gigl, genannt Kum
metdaue:, stand an der Heft-bät ski
nes stattslichen Anwesens und nazgelte
ein paar Latten an. Dabei führten
den Hammer mit solcher Wucht Und
mach« tin soingrimnriws Cksichd
als bearbeitete er anstatt des unschul
digen Holzes einen verhaßten Feitw
Und beständig brummte et etwas vor
sich hin.
»Lactl damtschet!" Bunt, Bunt.
»So a fade Werth Busen. »Am
Knecht dätt’s !nöq’n.« Banns bu:n.
»Und i smuaß neifall’n.« Bunt. »Seit
tmnent, i könnt sknt glei —- Rind
viebch, tvo i bin.« Bam. bum, imm.
»So a q’fcheekter Grasaff, soatraus
rig?-GTUllA Bum.»UnthUaaÆ
Bum. »Aber i mog net. J-—i——
i moa einfach net.«
Und mit dreier namdruaiziakeu user-:
sicherunig aber dem letztenijlngel noch
einen lrä tigen Schlag, um das vol
lensdeteWert mit lritischenBlickenzu
betrachten. Ja, die hielt wieder für
eineWeile. Und von der Thiir schweif
ten seine Blicke über den Garten mit
den mächtigen, shochvipfligen Obst
bäumen, iiber den Hof, daraus Hiili
ner und Enten ihr liirrnendes Wesen
trieben, über das Wohnhaus mit den
blühen-den Blumen auf dem Altan
und blieben schließlich auf einer Leine
haften, an der allerlei Wäschestiicte be
sestiat waren, sdie lustig irn Winde
weinen. Dabei blökiten sich ein Paar
Hosen au, daß es ausssaly als stälen
recht ui angreiche menschliche Glied
maßen darin, die sich aui die verwe
aenite Weite verrenlten und verdreh
ten. Eine lleine Weile starrte der
Bauer tiefsinnig auf dies erhebende
Bild; dann bellte sich sein Fuchsae
ficht ficht-lich auf, und plötzlich lachte
er so laut und schallend, daß die
Hühner aackernd aueeinanderftobeu
und die alte Magd, die eben au«
Brunnen rnit Salatwaschen belebt-If
tiat war, einer! biionders großen uno
schönen Kopf auf den Boden rollen
ließ. Der Bauer bettiinmerte ticti
nicht um ihren Schrecken. War ilym
doch ein Gedanke aelomimen ,.- ein
Gedanle wie eine Erleuchtung, der
sein trostslvses Gemüth wunderbar
dufhelltr. Eiliertig ging er in’s
Haus, und zehn· Minuten lang han«
tirte er in dem Kleiderlasten herum.
Als er dann wieder zum Booscheiu
tam,·trua er ein umfangreiches Blin
del unter dem Arm, rnit dem er in
der Scheuer verschwand
Mit runden Augen sah ihm die alte
Magd nach. Jessaß, was machte der
Bauer haben? Daß er unglücklich und
zornig darüber-way sich der-Katal. der
Tochter bei Oedwiesbauern verspro
chen zu haben. mußte ja ein Blinber
merken. Er wiirde doch nicht etwa-—?
Eine schreckliche Vermuthung tauchte
in ihr auf. Es ließ ihr keine Ruhe —
sie mußte zur Scheuer hinüber-, ben
Bauern zu belauschen. Aber als sie
das That ein wenig zu öffnen ver
LW
suchte, sand sie es versperrt, und trot
angeftrengten Lauschens konnte sie
von drinnen nichts vernehmen als ein
Rascheln und Knistern des Strohs.
Beinahe eine Stunde brachte der
Bauer in der Scheuer zu, und als er
sie verließ, sperrte er das Thor wieder
so sorgfältig ab, als verberge sich
drinnen irgend etwas Kostbares das
vor Dieben gesichert werden mußte
Die Magd, die das Alles beobach
tete, schüttelte ein über das andere
Mal den Kopf. Mei — wenn da nur
nichts passirte! Jedenfalls wollte sie
aus den Herrn Acht haben.
Am Tage freilich konnte sie nichts
Aufsälliges mehr feststellen. Der Bauer
ging zwar mit einem höchst sonderba
ren Gesicht herum, that aber nichts
Besonderes mehr. Die Magd beru
higte sich denn auch ein wenig; in der
Nacht aber wachte sie Plötzlich auf, von
einem tnarrenden und quietschenden
Geräusch, das so klang, wie wenn eine
Thür sich in rostigen Angeln bewegte.
Eine Weile saß sie lauschend im Bett;
dann hörte sie draußen das freudige
Winseln des Hofhundes und eine ge
dämpfte menschliche Stimme, die das
Thier zu beruhigen suchte. Und als sie
verwundert und erschreckt zum Fenster
ging, sah sie im hellen Mondlicht den
Bauern über den hof kommen —- of
fen geradewegs aus jener Scheuer, in
die ihn die Magd am Tage hatte ge
hen gesehen.
Am nächsten Morgen wußten es alle
Knechte, daß der Bauer entweder
»spinnen« mürrisch sein) oder mit
selbstmörderischen Absichten umgehen
müsse. Sepp, der Obertnecht, ein ge
schworener Weiberfeind« meinte, daß
alles Beides richtig sei; spinnen müsse
der Bauer-, sonst hätte er sich nicht der
Kathl versprochen — und Selbst
mordsgedanten müsse überhaupt jeder
haben, der so ein ,,Weibsbild« aus
dem Halse hätte. Der Bauer selbst
mertte nichts von den neugierigen
und interessirten Blicken, mit denen
ihm seine Leute heute nachsa«hen. Bis
zum Mittag hielt er sich aus seinem
Hofe aus, dann zog er die Sonntags
joppe über und ging zum Anwesen des
LOedwiesbauern hinüber.
Der empfing den künftigen Schwie
gersohn mit etwas mißtrauischen
Blicken. Er fürchtete immer, daß der
Klammerbauer doch noch versuchen
könnte, das Heirathsversprechen zu
rückzunehmen Na, da würde er aber
schön ankommen —! Der Oedwies
bauer ballte schon im Voraus die
mächtigen Fäuste. -
Aber der Wastl, der ernst und nie
dergeschlagen aussah, schien gar nicht
an etwas Derartiges zu denken. Im
Gegentheill Plöhlich sagte er:
»Woaßt, Batter —— i will froh sein,
bat i derheirath’ bin. ’S leid’ mi schier
nimmer alloanig aas mein’ Hof.
Woaßt, wann ma zu Zweit is, nacha
macht dös net vuil, daß ’r verliert is;
aber so alloanig —«
Der Oedwicsbauer sant vor Schre
cken auf den nächsten Stuhl.
»Was sagst!« stammelte er. »Ver
hext? Ja was wär mir denn iatzt
dös?«
Wastl schien sehr erstaunt. -
»Ja, dös woaßt net? Hast no nix
g’bött dervo?«
»Na! --—— Da wird f«’ die Kathl
freun. bals dös hört!«
Um die Mundwintel des Wastl
zuckte es ein bischen.
»Ja, i hab halt moant, dös wißt’s
scho. Sieghst, da hat st’ amal —- i
woaß net, wann — aas mein Hof an
Knecht aasg’bängt —- in dera Scheuer.
Und seit dera Zeit hängt er a jede
Nacht wieder heroben.«s
»Was sagst! — A jede Nacht? ———
Und’s sieght ’n a jeds?«
«Freili! Bal einer si’ neitraut,
na siehgt er’n.«
Der Oedwiegbaucr ging mir starren
Schritten auf und ab. Jn ihm
kämpfte der Aberglauben mit dem
Mißtrauen gegen den Fuchs, den
Klammerbauern Aber der Aber
glaube behielt den Sieg.
«Wastl s— i timm heunt Nacht zu
dir J muaß ’u sehn —-— den Erhäng:
ten-«
«Balö di net fürcht st
«J hab s g sagt -i timmt -- Aber
i möcht net, daß mi d’ Leut fehgn.
Laßt mi halt selbst eini.«
»J"5 recht. Um halber zweisi kimmt·5
Geschpenst gewöhnli —--— da muaßt da
sein. Pfüat di Gott derweil! ——— Und
grüaß ma d’ Kathl!«
«Dank schön. Pfiiat di Gott,
Wastl.«
Auf dem Heimweg schmunzelte der
Bauer fortwährend vor fich hin. Sa
Jra —- das hatte er fein gemacht.
Wenn die Kathl das vom Gespenst
hörte, dann brachten sie keine zehn
Pferde mehr auf seinen Hof —- dafür
tannte er sie gut genug Ja, ja, pfif
fig mußte man sein.
Der Abend kam und eine schöne
mondhelle Nacht, wiesie der Wastl sich
nicht besser wunfchen konnte. Bis elf
hielt er sich in feiner Kammer verbor
gen: dann schlich er sich über den hof,
lockte den Hund zu sich und verschwand
im Schuppen. Nach einer Viertel
stunde tauchte er wieder auf und ging
zifm Zaun, um dort auf den Oedwies
baueen zu warten.
Der kam denn auch angeschlichen
sich immer ängstlich im Schatten hal
Stolz.
-·.,., «-k«. -.·« « ,
-
www-sey « - : f
könnten Sie nicht an einem Bsaxkerntheater mitwirken?«
Ruhr-Nun ,,Dös fallet«1nir em, wo ich schon zwei Jahre als »schwe
difche Nachtigall« gereist bm!«
, Fremder CzU einer Kuhditne): »Sie hab-en gar keine schlechteStimme,
tend —- er fürchtete, gesehen zu wer
den und in der Leute Mund zu kom
men —- und weil es da, wo der Klam
merbauer stand, gar zu hell war, rief
ser ihn leise an und ließ sich durch
Jeine Hinterthiir in den Garten füh
sren. Eigentlich war ihm die Sache
Hschon wieder leid! Weiß der Teufel,
Tso ein Gespenst war doch eine unge
müthliche Sache. Aber umkehren
konnte er nicht mehr, wenn er dem
’Wastl nicht fiir einen Feigling gel
ien wollte. .
So ging er denn mit dem Bauern«
in den Sehnt-idem nnsd sdas Ouietschen
undKnarren der Thür schon jagte
ils-m einen kalten Schauer iiber den
Rücken. Drinnen war-?- stkckfinster,
nur durch eirl aeöfsfnetes Dachfenster
fiel ein schmaler Streif-en Mond!ichi.
»Da nauf!« fisijsftserte der Wastl und
zog den Oedstvieåsbauern file-er eine
Leiter auf iden Hex-boden. »Wann’s
Mondlicht in dieEcke scheint da, nacha
timmt er· »Sei nua Ischö stad.«
Dem Oediviesbauern schlug-en die
Zähne wie im Frost aufeinander-.
Wäre er nur zu Haus! Er trug gar
lein Verlangen mehr nach dem Anblick
des Gespenstes. Mit starren Augen
verfolgte er das langsame Weiter
riicken des Mondlichis, und plötzlich
nmtlammerie er den Arm des Wastl.
»Hörst’s nei?« fragt-e er beben-d.
»Da — iaßt swieder!«
Wirklich kam irgendwo-her aus der
Dunkelheit ein kliialicheä schwerli
ches Winseln, das dem Oedwies-bari
ern die Haare zu Berge trieb. Und
dann wurden ein Paar Beine ficht
bar, die in der Luft bau-nielten—sbis
ein ganzer menschlicher Körper aus
dem Dunkel tauchte. "
7 Und dieser Körper hing umst.ruc)ig
—et zuckte und schwankte hin nnd
her und warf mit Armen und Beinen
um sich wie ein Mensch, der sich in
ionvulisilvischen Zuckungen wendet.
Das Schauspiel war so grausig, daß
selbst dem Klammerbauern ein bis
chen »nnders« Uwurde Dazu wurde
fortgesetzt ein Winseln und Stöhnen
Ilaut, das plötzlich in ein langgezoge
nes, entietzliches Heulen überging.
Jan gleichen Augenblick aber wurde
das Thor des Schuppens ausgerissen
Und eine reischende Frauen-stimme
schrie:
»Jessaß —- iiab PS net a’sagt! —
Du hat ’r iie’ aufa’hiingt!«
Und eine erregte männliche Stimme
erwiderte:
»Aber ’r lebt no—1nir miiaß’n ihn
abschne"id’n n. ’L«eicht, daß ’s no nexz’
spat is.«
Und der Sprecher stürzte sich auf
das Geiwvensi das immer noch iwie ein
Verzsweifelter uim sich schlug. Und
dann hörte man ihn sehr, sehr er
staunt sagen:
»Fa. was wär mir denn ietzt bös-?
—— Dös is- ia a ausa’stapfte Stroh
pupp’n!«
Die alte Magd, die sich bisher in
respektvoller Entfernung gehalten
hatte. kam nun herbei.
»Na döis is gut!« meintesie, völlig
verblüfft »Und da isaSchnurlan
banden —a Spagat fBindfaden). Ja
wer ziagt denn da nllweil dran?«
Der Knecht forschte dem Verlauf
des Bindfadeng nach, an dem fort
während aezerrt wurde. Er führte
durch eine Spalte in die Thiir des
Ziegenstalls nnd als der Knecht
diese Tbür ö-ffnete, sprang ihm voll-er
Freud-e der Hofhund entgegen, an des-—
sen Hals-band die Schnur befestigt
lockr. ·
Unten- gab es ein gewaltig dröh
nendes Gelächter. Oben im Heu aber
erihob sich smit einem Male eine wü
thende Stimme:
»Wart, Du Lusmp, Du Schwind
ler, Du Saltermienter Du —mii so
Iz dablecha sDich so über mich lujtig
Lin s.machen)! I werd Dirs eintröns
en.«
Und er begann, auf den schreien
den Klammerbauern loszufchlaqen
Der Knecht brachte die Beiden zwar
auseinander: die Folge aber war, daß
der Oedwiesbauer das Heirathggut
feiner Tochter herabsehte —- und daß
der Wastl mit einigen umfangreichen
Beulen und Schwimmen vor den Al
tat treten must-e
Eine Frau ohne Güte ist tvie eine
Blume ohne Duft; ein Mann ohne
Willen ein Baum ohne Wurzel.
Aus der Schule
Lehrer: »Warum sollen wir das
Alter lieben «und ehren?«
Schüler: »Weil die Alten meistens
das Geld halt-ein«
« Eittl
»Sie haben doch Ihre Frau einmal
malen lassen? —- Meine Frau möchie
auch gerne gemalt sein«
»Dann lassen Sie Jhre Fraunicht
mit Hut mal-en!«
»Warum nichi?«
»Jedes Jahr zweimal schickt meine
Frau ihr Bild zum Maler und läßt
sich einen neuen Hut darauf maien!«
Der traute Trinker.
»Von dieser Miediin nehmen Sie
täglich lZwei Kafieelösffel voll. Zun-.
Trinken empiehl e ich Ihnen Wasserk«
»Doch auch zwei Kaffeelöffel Täg
lich, Herr Doktor?!«
Ausrcdr.
»Na, Mädels, hat sich denn noch
feine vrn Euch verlobt?«
»Nein!... Du weißt doch, Onkel- .
chsen, Mama iii so ichwerhörig, Und
da versieht sie immer nicht« was Die
Besxserkser wollen!«
Einfache Erklärung.
»Dein Vater ist noch immer- im
Wirthshaus? Was macht er denn
um die Zeit noch dort?«
Seppexlt »Heim traut er sich nit!·'
Unbegreislich.
Es ist schreckiich Frau Wirth-Im
was Sie für eine Unmasse Flizgen
haben!... Die fressen einen ja förm
lich auf!«
,,Msiicht’s selber wissen, wo die Vie
cher herkommen —- eriauien sdsoch alle
Tag’ a’ paar hundert in der Milch!«
Nicht anders möglich.
Weinhöndlen ,,.Denk’ ’mal, in mei
ncrn Weinteller ist diese Nacht einge
brochen worden!«
»Das waren jedenfalls Fremde!«
Hilft nichts.
»Komm- doch mit hinein Fritz.
Schau, es steht ja auf den Tafeln
überall: »Mein Kaiifzwang«!«
»O, das tenn’ ich, mich fangen-P
nicht Das ist grad so, als wenn sie
in Unserem Stamsmbeisel assichircn
würden: »Kein Sau·fz-wana«!«
-
Ein Schwertnöther.
. Sie behaupten, daß Sie der
Baronin, dieser so aufsallend häßli
chen und bissigen Person, ein Kom
pliment gemacht haben, ohne der
Wahrheit untreu aeworden zu sein?«
»Gewiß; ich habe ihr ganz einfach
gesagt. sie wäre ebenso schön wie Lies
bensiviirdia!«
Frech.
Chef: »Schon wieder zu fpät,MiiI-«
iet? Wie kommt dag?«
»Ich bin zu spät erwacht; es blie
ben mir nur zehn Minuten »Zum An
zie«hen.«
»Jn zehn Minuten ziehe ich mich
qanz beauem an.«
»Ja, ich wasche mich aber auch!«
BefolgL
Die Frau verbietet ihrem Mädchen
auf das strenaste zu naschen, . da sie
entdeckt hal, daß dieses eine groer
Freundin der vorhanden-en Delikatess
sen ist. »Nani,« sagt sie zu ihr,
»wenn Du was haben will-st, sagst
Du es mie, ich werde es Dir nicht
abschlagen«
Zwei Tage später meint das Mäd
chen zur Gnädiaem »Als-U gnä’Frau.
wie Sie ivorgeftsern gesagt haben-. da
möcht’ ich halt umso ein kleines
Büchsel Kasviar, paar Scheiben Lache
zittitd .a Stückeel Gansleberpafteten
t en.« .
Die yet-fette Köchin.
Hausfrau: »Stinsd Sie aber auch
wirllich perfelt?«
Köchin: »Welche Frage, gnädige
Frauill Ich spielt perfelt Manier
und Tennis bin perfelte Radlerin
Sängerin kann perfelt malen, dich
ien.
hausfram »Na, und lochenW
Köchin: »Gott, wenns sein mus·
schließlich auch das noch!«