Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 10, 1908)
Es irrt der Mensch « , Roman von H. Coukths Mahlen « (1l)z Fortsetzung.) s »Hm — schZv gessgt Aber ich will es Jhnen dennoch verrathenf Sie legte ihre rosigen Fingerspitzen( leicht gegeneinander und sah ihn mit: schelmischem Lächeln ins Gesicht ! ,Schuuen Sie einmal die beiden dort an der Thüt an! Ein schönes Paar —- nicht wahr?« Rasse Augen leuchteten drohend in die ihren, aber der Hieb saß Sie merkte es voll Genugthuung, daß er I betroffen war s »Nun, Sie sagen gar nichts dazu? Es wäre Jhnen natürlich äußerst nn angenehen, diese Perle einer Gesell schafterin einzubüßem aber ich fürchte, Sie werden sich dereinfinden müssen. Jch für meinen Theil gehe schon ernst haft mit dem Gedanken um, die Stall meisterwobnung in den linken Schloß slügerv zu verlegen. Für eine Familie « ist die jetzige zu klein« s Er biß die Zähne zusammen und . holte tief Athenn Dann sagte » er leichthin: »Sie gefallen sich noch im- I mer darin, Frau Wertentin anzugreiks « feu, wo Sie können. Sie sollten wis sen, daß das keinen Zweck hat« »Aber ich bitte sehr, here v. Tor nau. Jch würde mich sogar sehr freuen, wenn die junge Frau ein neues Glück fände und würde alles aushie ten, ihr den Aufenthalt in Berlow angenehm zu machen. Sie verkennen meine Absicht vollständig. Machen Sie sich doch nicht lächerlich, lieber Tor-lau Glauben Sie, ich würde eine solche Anspielung gewagt haben. wenn ich nicht berechtigte Gründe sür die Annahme hätte, daß zwischen den beiden dort drüben in der That ein kleiner Roman spielt? Sehen Sie nur, wie er sie mit den Blicken ver sengt« »Ich bitte Sie, daß Sie in diesem . Tone nicht von der Dame weiterreden. Sie steht unter meinem Schutz.« Sie lachte ihm ins Gesicht. »Auch gut —- Sie wollen blind fein, fo bleis den Sie ez.« »Ich muß verlangen, daß Sie Jhre « Bemerkung begrjinden.« Sie wiegte lächelnd den Kopf hin und her. »Ich habe jetzt teine Lust mehr. Jhnen die Augen zu öffnen. Vielleicht —- ich sage ausdrücklich viel- « leicht —- hade ich später einmal Luft, Sie noch weiter aufzuklären. Heute« nicht. Fragen Sie doch Frau Wer tentin selbst, ob sie nicht Beziehungen zu herrn v. Trachin hat, von denen hier kein Mensch etwas wissen soll! Bei ihrer vielgeriihmten Wahrheit-Z liebe wird Sie Jhnen die Antwort nicht schuldig bleiben.« Er blieb stumm auf ihre Worte. aber in feinen Augen lag ein Aus-. druck .fchmerzvoller Qual und Unruhe. : Melanie hatte ihre Worte gut berech net. All die felige Dafeinsfreude, die er in der letzten Zeit besessen, war ver- · nistet und der alte finftere Zweifel, das alte Mißtrauen wachten in ihm auf. Er empfand klar und deutlich, daß Melaniens Worten etwas Greif bares zu Grunde lag, etwas, das fei- ; ner Liebe Gefahr brachte. Hatte erj denn ein Recht. an Renates Gegenliebe glauben? —— Nein. — Wenn cin cheuer Blick, ein Erröthen, ein Zit tern oder ein verlegenes Lächeln nicht E Zeichen der Liebe sind, ein anderes Recht hatte sie ihm nie gegeben. E: sah scharf zu ihr hinüber Sie « war vom Sonnenlicht umflossen und sah trotz ihrer ernsten Miene holdfelig und berückend aus. Die Augen des Siallrneifieri hingen wie gebannt an ihrem Gesicht und zuweilen fah ihn sent-te eigenthiimlich ernst und trau- j tig m Sie sprachen nicht« die hei- - den, eher konnte dies Schweigen nicht beredter fein als tausend Worte? Er hielt es nicht mehr aus. Mit jähem Ruck stand er auf und schritt II den beiden hinüber. Melanie schickte ein boghastes Lächeln hinter ihm her. Sie war zufrieden mit sich. Schlau hatte sie das wenige, was sie wußte, benützt. Sie kannte Nvls gut genug, um zu wissen, daß er zu stolz war, Renate zu fragen. Und wenn er « wirklich fragte, dann war es auch gut, « dann war es an Renate, ihm zu ant werten. ·Jn diesem Augenblick rief der Hausberr zu Tisch. Erleichtert oth mete Renate aus. Das Mittagessen verlies scheinbar in heiterster Laune. Der Hausherr sorgte in seiner heiteren Art siir die Unterhaltung seiner Gäste und machte den Damen abwechselnd den Hos. Melanie unterstützte ihn aufs beste. Sie war in glänzender Laune und spriihtc vor Lebensluft und Vergnü « gen. Iiir Reis steilich war es eine — E« Marter, mit seinen schmerzlichen Ge danken an· der Unterhaltung theilneh neen zu milssen Er war steh, als Isa- Iu Ende war nud er mit seinen Mit heimsahren konnte. — In diesem Tage an war et ver hint nnd reizt-an Er besesnete sRenate ost mit sorschendern Blick, und sder Ton, den er zuweilen gegen sie an schlag, war hart und unfreundlich Sie war außer sich vor Unruhe über lsein verändertes Wesen, und ihre pein Iliche Lage quälte sie doppelt. Seine trauhe Art that ihr doppelt weh, da sie »durch seine Güte verwöhnt war. Auch seine Mutter beobachtete ihn voll corge Was war mit ihm? Hatte ier Ursache, sein Glück für bedroht zu halten? s Sie beobachtete Renate heimlich und sing ost ängstliche tummervolle Blicke aus die aus ihren Augen Rols ver stohle n folgten. Diese Blicke rührten die akte Frau, und Tit hätte ihrem Sohn gern ins Gewissen geredet. Aber sie kannte ihn zu genau. Wenn zer die tiese, senkrechte Falte zwischen den Augen hatte, bu:ste Man ihm nicht kommen. Sie ließ ihn daher ru Jhig gewahren Verliebte sind wun derlich — er wiirde sich schon selbst wiederfinden. So gingen die Tage dahin. Es wurde herbstlicher in der Natur. Das Laub fiel von den Bäumen und der Wind peitschte es zu Hausen zusam men. Dazwischen tamen noch son nige warme Tage mit dichtern Früh nebel, den die Sonne jedoch bald hin wegsagt. . Rolf hatte jetzt weniger zu thun und trar viel in Gesellschaft der Da men. Was Renate aber sonst beri liche Freude bereitet hätte schasste ihr jekt Kummer und Pein. Rolf wurde von Tag zu Tag schrofser und wun derlicher. Manchmal trat er ganz un vermuthet zu ihr und sah sie an, als wollte er sie etwas fragen, aber dann wandte er sich doch wieder turz ab und schwieg Eines Vormittags stand sie auf der Veranda und sah gedankenverlaren nach dem Bart hinüber. Sie ahnte nicht, daß Noli sie von seinem Zim mer aus beobachtete. Der ausma schende Wind zerzauste ihr das Haar, abersiebötte nur wie im Traum das Sausen des Windes, wie er durch die kahlen Aeste strich. Sie sah, wie in einer Vision, eine hohe, schlanke Män nergesialt, wie sie mit gütigem Lächeln sich zu ihr niederneigte, und breitete in unklarer, unbewußter Sehnsucht die Arme nach dieser Erscheinung aus. Jn diesem Augenblick tauchten zwi schen den Bäumen Melanie o. Berlow und Trachwiß auf. Rolf stöhnte wie ein verwundetes Thier. Er glaubte, Renate habe nach Trachwitz die Arme so sehnsuchtsvoll ausgestreckt Er bemerkte nicht mehr, wie sie schnell ins Haus zurücktrat. Es war ihm unmöglich« sich jetzt vor seinen Gästen zu zeigen. Er schloß sich in sein Zimmer ein« und blieb, das Gesicht in den Händen dergraben, sitzen Melanie war mit Trachwiß ins Wohnzjmmer getreten. Sie fanden Renate allein. «Sind die Herrschaften nicht zu Hause?« »Doch, «Frau Baronin. Frau v. Tornau bestimmt. Oh der herr an wesend ist« weiß ich nicht. Jch werde Frau v. Tornau sofort benachrsichti gen, sie ist in der Küche-" »Lassen Sie nur, ich danke Ihnen, ich werde Frau v. Tornau selbst in der Küche aufsuchen.—-—Herr v. Trach wiß, Sie unterhalten inzwischen wohl Frau Wertentin ein wenig. Jch bin gleich zurück.« » ; Sie ging hinaus, konnte es jedoch nicht unterlassen,ihr Ohr draußen der Thür zu nähern. Und sie hatte Glück. Sie vernahm ganz deutlich, wie iTracht-riß in seiner scharfen Aus sprache leise sagte: »Ich muß dich dringend sprechen, Renatr. Morgen Nachmittag um drei Uhr am Weiher.« «Jch werde tornmen,« antwortete Rethr. Melanie buschte davon mit trium phirendem Lächeln. »Endlich!'« dachte sie. »Ein Rendezvous am Weiber, da müssen wir dabei fein —- Rolf Tor »nau und ich-« » Sie trai dann mit strahlendeni Lächeln in die Küche und begrüßte ;Frau v. Tornau lebhaft l »Nicht stören lassen, liebste gnädige Frau! Jch komme nur im Vorüber reiten, um guten Tag zu sagen. Jbr iHerr Sohn ist leider unsichtbar. Und nun gebe ich gleich wieder, ich will nicht stören denn Mamsell Birlner ,rnacht schon ein böses Gesichi.« « L »Aber nein, gnädigste Frau Baro !nin, das ist nun ganz gewiß nicht wahr. Wie würde ich mich unterste «ben, Ihnen ein bös Gesicht in zeigen! Das traue ich mir wahrhaftig nicht« Z Die schäne Frau lachte der Eifri gen lentfelig zu, und Frau v. Tornau saate ruhig: »Das war ja nur ein Scherz. Manier. Die Frau Baro nin glaubt das sicherlich nicht von Ih M.« Sie geleitete Meianie bis in den has nnd kehrte erst mit Renate in die W Küche zuriich als die beiden wirket weggeritten waren. Melante aber sagte auf dem heimweg neckend zu Trachwih: »Wissen Sie, was ich glaube, herr d. Trachwitz:« »Leider nicht. Wollen Sie ei mir verrathen, gnädigste Gebie terin.« »Ich glaube, Sie sind im Begriff, in ein tiefes Wasser zu stiirzen.'« Er horchte auf und begriff sofort, was sie damit sagen wollte. War es Eifersucht, die aus ihr sprach? Er wußte nicht, wie er mit Melunie daran war, und es interessirte ihn auch gar nicht mehr so brennend. Seine Gedanken beschäftigten sich nur noch mit Renatr. Er war so weit, um ihren Wiederbesiy alle an deren Projekte aufzugeben. Wie ein Sehn des Schicksals war ei, daß sein Herz in unbezwinglicher Liebe zu seiner eigenen Frau entbrannt war —- jeht, da ihr an dieser Liebe nichts mehr gelegen war. — «Warum glauben Sie das«. fragte er, scheinbar ohne es zu be greifen. «Verstellen Sie sich doch nicht, Trachwitz!« Sie wissen so gut wie ich, wen ich mit dem stillen Wasser meine." »Frau Baronin — »Es ist gut — mich täuschen Sie nicht. Aber ich tandoliere von her zeu. Mein kleiner Finger sagt knir» daß trir nächstens auf der Dochzeit in Tornuu tanzen, und die schönes wird Renate heißen.« s Trachin gab ptöulich seinems Pferd die Sporen, daß es sich hochj ausbäumtr. Sein Gesicht sah blaß; und schlaff aus« und in seinen Awl I 1 gen brannte ein unstetes Feuer »Das werde ich zu verhindern wis sen«·. rief er. unbesonnen alle Bor sicht vergessend. Sie griff ihm in die Zügel. Können Sie das wirklich. Trachk wi?« Er kam zu sich und suchte sich zu fassen. »Natürlich nicht — verzeii hen Sie, ich war nicht recht beil Sinnen. Es ist Thorheit, was ich eben sagte.« Sie sah ihn seit an. »Trachwitz —- ein offenes Wort. Ich weiß. Sie haben zu Frau Werkentin Bezie hungen und weiß auch, daß Sie diese Frau lieben. Run hören Sie krnich ruhig an. Schafer Sie mir idie Möglichkeit, Rto o. Tornau von ihr zu trennen, dann können Sie von rnir verlangen, was Sie wol len. Mir ist kein Preis zu hoch — Persiehen Sie mich?" Seine Augen weiteien sich. Da lag eine Möglichkeit siir ihn, sein sLehen noch einmal auszubauen. INoch war Renate sein Weil-, und wenn er ihr eine sichere Existenz bieten konnte, und sie wieder zu ihm kkgnn dann würde es ihm auch ge Ilingem ihre Liebe wieder zu errin gen· Er verstand mit einem Male, daß Melanie in Renate die Neben buhlerin um Tornaus Liebe sah. Daher der Daß aus seine Frau. Sie wiirde ihm sein Geheimnis mit Gold auswiegen, das war sicher, er brauchte nur zu wollen, so erhielt er, was er brauchte, und trennie zugleich Tornau von Renatr. Wie eine Faia Morgana stieg es vor sei nem geistigen Auge aus. Wirt kratz ten die Gedanken sein Dirn, er fühlte, er mußte erst Ruhe haben, klar Hi den ten, mußte ersi mit Renate sprechen. um einen Entschluß sassen zu können Morgen sollte sich alles entscheiden morgen schon. Melanie hatte ihn scharf beobach tet. »Nun, Tuchin —- entschlie-( ßen Sie sich.« «Laisen Sie mir Zeit — bis mor- . gen Abend nur« dann will ich Ihnen! antworten. Jetzt tann ich nicht-« ; Sie überlegte. Wenn er heute noch nicht sprach, traf sich das gan gut. Morgen würde sie ein Mitte finden, mii Tornau die Unten-e dung zwischen Tuchin und Re-« note- zu belauschen. Brachie sie das nicht zurn Ziel, blieb ihr immer noch seine Aussage als letzter «Trnmps. i »Nun gut, Trachwitz«, erklärte sie, »ich werde warten· Eines will ich anen nur noch fagent ich tverde auch ohne Jhre Hilfe zum Ziel kommen. Aber wenn Sie mir hel fen wollen, werde ich nicht undank bar fein. Jch will Jhre Zukunft sicherftellen, wenn Sie mit Renate Werkentin einen fernen Ort aufsu chen wollen —- das ift meine Bedin gung. Die Frau stört meine Kreise. Haben Sie die Macht, sie von hier zu entfernen «« Er blickte ftarr vor sich hin. »Ich kann anen auch darauf heute keine Antwort geben. Morgen Abend aber sollen Sie alles wissen —- so oder fo.«' Damit mußte sie sich zufrieden ge ben. Schweigend titten sie neben einander her, bis sie nach hause ta men Mechnnisch stieg Trachin vom Pferde, bob Melanie herunter und gab einem Stallknecht Auftrag, die Thiere zu versorgen. Dann verbeugte er sich fiunnn vor Melanie nnd fchriit feiner Wohnung zu. — Melanie ließ sich von ihrer Jungfer in ein weißes, weiches Gewand hül len. Sie sriistelte ein wenig und sah mißmuthig durchs Fenster-. Dann warf sie sich aus einen Di wan und starrte sinnend zur Decke empor. Sie überlegte, wie sie am besten ihr Ziel erreichen konnte. Eines war ihr schon gewiß: sie würde morgen Abend spätestens Rols v. Tornan überzeugt haben, daß Renate Wertentin entweder fiir ihn verloren oder seiner unwiirdig war. Sie kannte seinen starren Sinn —- er würde, selbst swenn er Nenate liebte, sie aufgeben, wenn jnur der leiseste Makel aus ihr ruhte, und so viel war gewiß, Trachwitz und Renate hatten eine gemeinsame Vergangenheit, die das Licht scheute, sonst hätten sie sich inicht so sonderbar benommen. Sie lies irn Zimmer bin und ber. Jhr Blut wallte stürmisch zum fis-regen wenn sie dran dachte, daß sibre Zeit nun gekommen war. Tor nau mußte, von ihrer Liebe be izwungem nun endlich zn ihr zu rücktehren2 Sie trat vor den Spiegel und mustertesich scharf von allen Sei Iien. Noch war sie schön, noch zeigte sich kein Fältchen in der weißen· sammtweichen Haut, und die Augen hatten Jugendglanz und Feuer-. Er mußte erliegen, wenn die Ne benbublerin unschädlich gemacht war, nnd dann —- ein GesiibL das mehr dem Haß als der Liebe aiich durchdrang mit zitternder Leiden schaft ihr ganzes Wesen ——« dann nimm dich in acht, Rolf v. Tornau, dann entfchädige ich mich iiir alle Qual, die ich um dich erduldet! s T v Ren-sie hatte eine unruhige Nacht gehabt: Rolf war am Abend vorher so finster und worttarg gewesen und hatte ihren Gutenachtgrusz mit einem so forschenden Blick erwidert, daß sie die Erinnerung daran nicht loswerden konnte. s Was war nur mit ihm? Wo war der hinreißende Frohsinn der letzten Zeit geblieben, was für finstere Ge danken hatten ihn fortgewischt? Ver schwunden war das glückliche Leuchten seiner Augen, der warme. zum herzen dringende Ton feiner Stimme. Sein froher Sinn hatte sie —- taum wußte sie selbft warum -—- so glücklich ge macht, nnd nun traf sie sein verän dertes Wesen wie ein herber Schmerz. Er litt —- und sie litt mit ihm, und der heiße Wunsch. ihm hel fen zu können. füllte ihre Seele. — Jn zitternder Erregung saß si ihm am Morgen am Frühstüasiisch gegenüber und bediente ihn mit be bend-n Händen· . Frau v. Tornau blickte von einem zum anderen. Was trieben nur die thörichten Kinder? Sah denn ihr großer dummer Bub nicht, daß das arme Ding nor herzenssorge kaum aß und traan Warum nahm er sie . nicht kurz und bündig in seine Arme und sagte ihr, was fiir Grillen er mit sich hetumlchleppte! Eben schobsiolf unmuthig Neua tes Hand zurück, die ihm eine frische Tasse füllen wollte, und nach einem Blick in ihr bestürztes Gesicht erhob er sich. wiithend auf sich selbst, und lief hinauf-. Ein paar große Thriinen rannen iiber die Wangen der jungen Frau, und obwohl sie dieselben schnell und verstohlen sortwischte, hatte sie Roka Mutter doch bemertt. »Kind, machen Sie doch nicht ein so ängstlicheä Gesicht. weil mein Sohn schlechter Laune ist! Das ist nicht so schlimm, als es aussieht«, sagte sie beruhigend. Renate faßte nach ihrer Dono. »Liebe gnädiqe Frau, ich fürchte, ich habe ihm, ohne es zu wissen, Grund zum Aerger gegeben« »Dann wird er bald merken, daß er leine Veranlassung dazu hat. Las sen Sie ihn nur ruhig gehen und ma chen Sie nicht auch noch ein so trübes Gesicht. Männer sind zuweilen ein sonderbarei Volk. Wenn er es gar zu bunt treibt, werde ich ihn dornehmen.« »O, bitte nicht. Er leidet gewiß unter irgend einer Unannehrnlich teit. Ohne Veranlassung ist er sicherlich nicht so böse. Er ist doch sonst so gut!« Die alte Dame streicheite ihr die Wangen. »Ja, Kind, gut ist er ge wiß —- vergessen Sie das nicht. wenn es auch einmal anders aussieht. — So, und nun wollen wir an unsere Arbeit gehen und ein fröhliches Ge sicht machen. Wenn er noch lange so brummig ist, lachen wir ihn« einfach auB.« — . Als Noli über den Hof ging. tam ein Bote von Berlow und übergab ihm einen Brief mit dem Bemerken. daß er aus Antwort warten solle. Tornau öffnete das Schreiben mit finsterer Miene und las: «Lieber Derr v. Tornau. —- Es war nicht recht von mir, Ihnen neulich nur eine halbe Eröffnung gemacht zu haben. Ich hätte ganz ossen zu Ihnen sein müssen —- «.ali alte Freundin. Jch weiß. daß Jhr Interesse an Frau Wertentin groß genug ist, um Sie wiinschen zu lassen, in dieser Angele · nheit klar zu sehen. Kommen Sie te Nachmittag nach drei Uhr an glange vor sich hin. Fnau als Ruheplatz benüst Dort sollen »Sie allei« erfabren. oBitte aber Jbr Vorhaben den Weiber. Meine V. geheim zu halten, ich babe Gründe dafür. Jbr Melanie Bertotp.« Rolf saltete das Schreiben zusam men und sagte: NBitte bestellen Sie der Frau Baronin, daß ich kommen würde.« Der Bote entfernte sich, und Rolf ging ins Haus zurück. In seinem Zimmer griibelte er Sv wie jetzt konnte es nicht weiter geben, das sah er ein« «Lieber die boffnungsloie Gewißheit, als dieser entnervende Zweifel. Er mußte wissen, wie es um Trachwiy und Renate stand — um jeden Preis Melanie war zu Fuß nach dem Weiber gegangen. um niemand zu verrathen, was sie vorbatte. Sie erreichte den Platz viel zu zeitig. Um sich unbemerkt ein Ver steck aussuchen zu können, hatte sie es so eingerichtet. Sie sah sich suchend auf dem Plage um und überlegte, wo sie sich am besten verbergen konnte. Sie mußte einen Platz wählen, der ihr gestat tete, zugleich den Weg von Berlow und den von Tornau im Auge be halten zu können. Da, wo diese beiden Wege zufam mentrafen, stand ein tleiner Papil lon, der zuweilen von Frau v. Tor wurde, user-n sie im Walde spazieren gegan sgen war. Jm Winter wurden darin-- die Bönte und Gartenmöbel aufbe wahrt- Sie waren bereits fiir dieses Jahr untergebracht, und Melanie ;beschloß, sich im Vanillon hinter deri aufgeichichteten Möbelbarritade zuT verbergen. Durch die Lücken ar wann sie einen freien Blick über dies Wege und zugleich blieb sie ielbsij verborgen, auch wenn die beidenj direkt in den Padillon treten wür Wenn dann Totnau kam, brauchte er nur die beiden zusammen zu ieben das genügte. Was sie bespra chen, würde sie selbst Wort iiir Wort hören können. die Luft war klar und still isnd die Fenster waren offen. (Fortseyung folgt.) den. ! i l Dsi sauft-en der Rissen-Fälle ver-stimmen Seitdem der Industrialismus die grwaltigen Wasserinaffen desNiagarw stromeg in seinen Dienst gepreßt, schreibt.der »Buifalo Vollvfreund«, wurde wiederholt vie Befürchtung aus gesprochen, daß has großartigherrs liche Naturschausviel der Fälle eines Tages dem modernen Moloch vollends zum Opfer fallen werde. Die vo - stehende Uebersthrift will aber iei wegs besagen, daß das « Schicksal ver Fälle sich bereits erfüllt und sie jetzt aufgehört haben zu rauschen, ev han delt sich vielmehr um ein Phänomen, tas vor langen Jahren einmal einge · treten ist und damals unter ven Beii wohnern der Fälleftavt eine ungeheure I Aufregung hervorgeruer hat ( Jn einer alten Schrift finden wir darüber einiae Aufeeichnungen und das Ereigniß ist interessant genug, um wieder r« me Urinnerung gerufen zu werden: Jm Bvrfriihling des Jahres 1848 irat plötzlich ein seltsames und stau nenertegendes Naturereignisz ein. Es vesiand in nichts Geringerem als sn vem gänzlichen Auftrocknen der Niasi gara-Falle. Zum ersten Male seit Menschengedenlen verstummte das Rauschen des größten aller Wasser fälle Ananias Berm Morgengrauen des :-1. Marz des genannten Jahres wurde die Be vdllerung in der Umgebung der Fälle durch eine ungewohnte Stille aufge weckt. die infolge ihres blöhlichen Ein tritto und ibrer Vollständigkeit ebenso aufregend wirlte, als die gewaltigste Explosion. Manche tleideten sich rasch an und eilten hinaus. Ein Gesiibl, daß etwas Schreckliches sich ereignet babe oder im Werden begriffen lei, be herrschte sie. Manche vermutheten ge radezu, das Wettenoe tec angevrochen. andere glaubten, sie seien vlöslich taub geworden, wieder andere vermuthe ten den Vorboten eines surchtbaren Sturmes-. Aus allen lastete ein Ge siibl banger Ahnung und Furcht. Man entdeckte jedoch bald die Ur sache dieses allgemeinen Schreckens im Aufhören des Getöses der Fälle. Als es vollends Tag geworden, bot sich der versammelten Menge ein nie geschauter Anblick. Vor ihren Augen lag der Abgrund, iiber den noch vor Kurz-. .. Tau-senkte von Tonnen Wal serö sich ergo en hatten, nackt und ent blößt. iNur hier und dort sickerten schmale Wolserbächlein über die lich austbiirmende Felswand hinab. Und oo den Fällen beobachtete man statt des schäumenden und rauschenden Stromes nur einen entleerten Wasser laus, der von schwarzen FUde n starrte. Das Strombett war that ach lich von einem Ufer bit zum anderen leer, mit Ausnahme einiger weniger Wasseradern, die gleich Alpenbiichlein dem Rande des Abgrundes zueilten. Die erstauntensuschauer trauten lautn ihren eigenen Augen. Manche bemerlenstvertbe Unterneh mungen wurden an dem Tage ausge «siil7rt. Leute gingen von der laue-di W schen Seite längs des schauerlichen Avgtundes bis Goat Island, ohne ei nen Fuß zu benehen. Einige machten sich an die Erfor schung des Stromdettes oberhalb der Fälle und fanden eine Anzahl alter Flintenliiuse, die Jäger vor langen Jahren verloren haben mochten, und die auch, nachdem die holzschäste he reitJ adgesault waren, von der Gewalt des Wassers stro mal-warte getrieben wurden Jcn Felsen fand man Höh len und seltsame Formotionen, von de nen man früher teine Ahnung gehabt hatte Den ganzen Tag blieben die Nio gara-Fälle trocken. -Manche, die bis spät in die Nacht eine Aenderung ah trarteten, mußten sich schließlich, ohne kZeuge derselben gewesen zu sein, zur Ruhe begeben. Ader in der Morgen friihe des ersten Aprils hörte man wie dermet den gewohnten Donner des ge waltigen Kataraltes und jedermann wußte, daß das seltsamer Weise aus getrocknete Flußbett seine Wasser wie der über die Fälle ergieße. Die aussallende Naturerscheinung erklärte sich bald aus sehr einfache,-na ltiirliche Weise Der Winter von 1847 aus 1848 war äußerst streng. Nie zu vor hatte man Eis von solcher Dicke gesehen, wie es sich damals aus dem Eriesee bildete. Als das Eis gegen Ende März brach, wehte ein heftiger w»..7,.»re...;»--k reizt-- .)--se. H, ans-, selde r und thiirmte die Stücke zulieb lieu «- ..« r«,... -.« . ...... »e 3.0 März schlug der Wind plöhlich in die entgegengesetzte Richtung um und wach-S ««- eine-» »ew«1lei»»· com-» an. «Dieser trieb ausgethrmtes Eis llill soeHu chtUuii law-»e- Ullv ..l das Strombett hinein, das; sich ein hoher und leinahe nndurchdringlicher Damm bildete. Während eines gan zen Tages blieb die Quelle des Stro mes verschlossen Am Morgen des Bl. war der Strom sattisch aufgetroct net und so fin 24 Stunden der Don ner der Ungarn-Fälle zum Schweigen gebracht. Doch am frühen Morgen des l. April wich der Ciswall unter gewaltigem Drucke von oben und die Wasiernmssen nahmen trieder ihren gewohnten Lauf. Dek Ward und die Werber-eh Die Lederinduftrie in ihr-n Revie hunaen Zur Ausnuhung der Waldun gen ist Gegenstand eines Berichtee des wundes : xyotsiouteum der idcren der Presse übergeben worden ist. Demsel ben ist zunächst zu entnehmen, dass die Ver. Staaten mehr als ein Viertel des gesammtenLederbedarss der Welt lie iern. In teineni anrcren Lande wird halb so viel produzirt Sechslkuns dertiindfiedzehn wertereien sind in der Fabrikation beschäftigt Das Raimu icrial besteht aus 108 Millionen Häuten nndzellem Ein großer Theil davon tomint aus Argentinieii. Diese iinaebesire Menne, die mit 250 Mil lionen-Doktors bewerthet wird, zu ger den, waren iin letzten Jahre einund einoiertel Millionen Cords Rinde ini WertlJe von nahezu 13 Mill. Dol lar5, und iiir sy,·00,0v0 wer-mon Ertratt ersorderlich. . Ueber zwei Drittel der gebrauch ten Bauinrinde kommt von Dennoch iiber ein Viertel von Eichen; Ansta nien und andere Hölzer liefern den Rest. Die Gerberei - Industrie ist til-er die ganzen Ver. Staaten ausge breitet, hauptsächlich aber in Penn sylvania, New York, Michigan und Wisconsin daheim. JnPennsylvania allein wurden über 900 Milliixnen Niiind Rinde und tiir R Millionen Crit-alt 37 Proz. des Gesammtme te5. verbraucht. Wankend Der ietzien sechs Jahre ist di-: Menge der ver braiictiten Rinde siw siinisebn Mars-it zurückgegangen deiWerth aber gestie gen. sit-er Verbrauch von miratt stieg von 67«000 aus 606,000 Fuß. Rinde brachte tin le te- Jahre den Iniedrtgsten Preis in etv Hampshire, lden höchsten in Oregon, der Durch s schnitt-preis betrug 89.30. Der Preis des Gerbstoss - Extratts ist seht det tcktickzm E.s sichs-i sich zisch dem-ita r(uur, aus Dem et yet-gestellt M· Die Rinde der Kastanie lChesinuU wird zur Herstellung des Extrattes mehr als die irgend einer anderen Baum art oerwendei. Aus Lan da wird et was Hemmt-Rinde eingeführt und aus Westindien und Asrita die vom Mangelbauin. Von Quebracha wurde dem Gewicht nach viermal so viel Rin de als Ertralt eingeführt; der Preis ist ungefähr der gleiche. Wegen sei nes außerordentlichen Tanningehalti ist derselbe sehr gesucht. hemlock aus den westlichen Staaten wurde sriiher nicht verwendet, ist erst neuerdings in Ausnahme getommen,, da das Mate rial allgemein tnapper wird. Der Verbrauch von GerbstosfsExs iratt wird sür Wisconsin wie solgt 489, Chestnut 2950, Quebracha U. angegeben: Eichen 685 Fuß, hemloct 491, Palmette 929, von allen übrigen Arten 277 Fuß. Jrn Verbrauch von Eichen-Ertrakt sieht Kentucky obenan, danach tommen Ohio, Massachusetts, New-Jersey und Pennsylvania. Der Verbrauch von Exiratt nimmt mit je dem Fahre zu, im le ten Jahre war er um weidrittel grö er als der von Rinde. Quebracho - Exirati ist erst neuerdings eingeführt worden« .-aber großartig in Ausnahme gekommen Pennsylvania verbraucht die hälste der Einfuhr, danach kommen New Art Massachusetts, New Jersey und isconsim