Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 10, 1908, Sweiter Theil., Image 11

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    Its
Mem-r Hkhtkibkbrirk von
szzik Innkgtkngrh
- —
No. 292. Sie wisse gut genug,
Mister Edithor, daß ich die beste Frau
von die Welt sin, das meint so weit
das herz in Kannsidderehschen tomme
duht. Wenn ich ebbes for die Kids
duhn kann, dann duhn ich es un dont
juh sorgett it. Atowek mit all meine
Gutheit krieg ich awwer immer wael
un das is was mei Fieling hörte
duht. So hen ich schon mehr tvie
hunnekt mal mein Meind uffgemacht,
daß ich gar nids mehr sor die Butve
duhn wollt, bikahs se duhn es doch nit i
epptieschjiehte —- awtoee immer mach
ich den nämliche Misstehl Jch hen
Jhne geschriewe, wie ich mich von den
Philipp. was mein Hosdand is» e
Packetbuch'voll Geld hen gen-we losse,
for die Buwe rechi schöne Krißmesz
pressenis zu taufe, un das is grad
widdee so en siehs, wo ich migstehten
gewese sin. Jch sin also in die erschie
Lein in den Klohsinq-Stohr un jeden
von die Buwe e Saht un e waertuit
geiaust; das hen ich off Kohrs
tschartsche losse, biiahs die Ecksvenzes
muß der Philipp ennihau stende. Bi
seids dan hen ich jeden von die Binde
e Paar Schuhs getauft un en Hut
odder e Käpp nu das hen se auch arig
nöthig gebraucht. Neckteis uns
Schli ppeesch un Schörts sin auch mit
gange un ich hen mich schon druff ge
freit, wann ich das erschte mal mit
die Vuwe in ihre neue Ausfitts aus
tiiete tonni. E Mutter freit sich doch
immer, wann ihre Kids techt schön
uffgeficksi sin un nit so schappig un
sectenhiindig gucke. »
t
s
t
, ste.
Sie sehn, daß ich in die etlauej
Lein e Auge for juhsfulle un präctd
tickel Dinges gehabt hen. Dann hen.
ich atowek auch gedenkt. es is nur ein
mal im Jahr Ktißmeß un die Butve
scn doch immerhin noch Kinnee un
gleiche auch ebbes zu hen, wo se e we
nig Fonn draus hawwe könne. So
sin ich dann in den Stoht gange, wo
se Plehdings vertaufe un ich muß
sage, am Beste hätt ich gegliche, wann
ich den ganze Stoht hätt austaufe
könne. Do hen se elekttictel Mefchie
nekie gehabt, do hot met einiges mit
mache tönnr. Se hen Rehlrohds ge
habt, wo met ussgewunne hot un
dann sin se an Träcks gelaufe wie e
schenjuein Rehltohd. Un Se hätte
nur emal die Tellefohms sehn solle.
Die Kleek hot ein Resiefet an ihr Ohr
gehalte un ich den annere un dann
hot sie ebbes in das Tellefohtn enei
gesproche, ei tell fuh, ich hen jedes
Wort unnetstehn könne. Wie fe’s
mache, lann ich off Rohr-s nit sage,
awwe: das sin die kalte Faenz
Jch hen e ganze Latt von den Stoff
gekauft. un ich kann Jhne sage, ge
tfchakeht hen se dafok, daß es michi
ganz dissie in Feont von die Auge
geworde is. Jch hen awwet nicks
drum gewwe. Wisse Se, die Zeite,
wo mer mit e zehn Cent Dahl un en
Baunzinghahl sättisfeit war, die sin
gedöhfi. Der Philipp kann das nit
sehn, awwet ich sin mit die Zeit ett
tvehnzt un was heut der Steil is, das
, ,
is inteierlie different von for zwanzig
Jahr zurück.
Well, Se könne sich denke, daß ich
en Stoff zusammegetauft hen, das
hat einiges gebote un noch den näm
liche Obend hen ich alles ins Haus
geschickt kriegt. Jch hen e Ruhm
obbftehrs ausgeräumt gehabt un dort
hin hen cich all den Krißmeß Stoff ge
schafft gehabt, mitaus daß die Buwe
ebhes genohtißt hen. Awwer do hen
ich die Rechnung mitaus die Kids ge
macht. Wie se heim sin Tomme, do hen
se sich im ganze Haus erum zu duhn
gemacht un uff eemol hen ich se gar «
nit mehr gehört. Nach e kleine Weil
hen ich gar nit mehr an se gedenkt un
erscht wie se widdek in das Sitten-—
tuhm komme sin, do tame se mich in T
meine Gedanke. Dente Se emol die
Feger sin mich doch in die Kammer ’
obitehrs gekathe nu hen alles was
drin war dorchgefucht un jedes is mit
en ganze Peil von den Stoff dann
stehrs komme. Un Se hätte emol die
Fehsed sehn solle, wo se gemacht hen!
Der Bennie hot gesagt: »Seh, Ma, es
is doch nit deine Eidie, daß der Stoff
for uns is? Was solle mir mit so
tschiep John Plehdingses mache? Die
sin no gut. Wann du ebbes diesen
tes getauft hättst, un wann es auch e
wenig mehr getost hätt, dann hätte
mer Fonn draus, awwek die Sache,
wo du da getauft haft, die wolle mir
garnit, bitahs se sin enntfchie. Un die
Suhticher, wei for Guttneß sehts, mir
sin dcch leine- Behbies mehr, mir fm
junge Schentelmänner un wer will
dann von uns noch Niepehnts wehre?
Ich for Jnftenz nit, das is en Sinfch.«
Die anneke hen ganz den nämliche
Weg tomplehnt un ich tann Jhne sage,
das l,ot mich so fohr gemacht, daß ich
am liebste gealiche hätt-s den ganze
Stoff in den Pehper-RectH:Sack zu
schmeiße.
Jch hen gesagt: »Ihr seid misserab
lige Buwe, wo ihre Mo auch noch nit
for en Penniewerth Spaß und Freud
mache könne. Die Sache ware sor
Euch intentet, awwer jetzt kriegt Ihr
gar mag-, das habt Jhr fest davon
Die Sache schent ich arme Kinner, wo
tein Pa und keine Ma hen, was mer
so uss deitsch sOhrfen-Kinner rufe
duht. Die schont ich die Sache un
Jhr sollt emol sehn, wie grehtsull un
dankbar die sin. Das sm so teine
Tosfs un Raudies wie Jhr. Jetzt
Jwiszt Jhr wie die Sache stehn un jetzt
Htragt alles widdek obbstehrs un wann
HEuern Pa heim komme duht, dann
smuß er Euch e Liden gewwe, daß Jhr
Hnit mehr wißt, ob der nächste Feier
idag Ktißmeß oder Jhstere ig.« Do
)hen se Gesichter gemacht, als wann se
"Winneder gedrunte gehabt hätte, aw
Lwre ich hen gar nicks drum gewwe;
Zmer muß die Kids sage, watt is watt,
dann duhn se eim das nächste ma’
mehbic e wenia mehr kiespecktr.
Mit beste Riegards
Youts
) LizzieHansstengeL
s
--
Veim Ekamem
» Professor: »Erklären Sie mir, was
Hman unter einem Steckt-rief versteht!«
; Handidah »Ein Steckbries ist eint
thkeL der gegen Jemand erlassen
swird, von dem man nicht weiß, wo er
s steckt!«
, Verbindet
Junge Frau: »Mein Mann, der.
Barbat, verweigert mir noch immer
»den neuen Hut, den ich mir wünssiex z
wissen Sie was,Käte,he-«1ie lassen
wir wieder den Braten anbrennen
Und Verfalzen abermals die Suppe.«
E Köchin: «Recht haben S’, gnä
Frau, den machen wir schon mürb'!«
E Zurück-senkten
Zwei Emporlömmlinse treffen fick
Iauf der Promenade, und es entspinnt
Isich folgendes Gespräch: »Ach Tag
IAlwim na, wo haft Du denn diese
schöne Rose her?
»Von meiner neuesten Eroberung!«
»So. wo dient Sie denn?"
»Da wo Du früher Hausknecht
warft!«
Iris-« infi
-s.-,..-«--——-—-—-.
»s» www «- -"
Sonntagsreiter: »Jetzt hote doch schon bald jeden Spott der Teufe-!
Neulich rette ich stolz aus, hinter mir stramm mein Dackec, wie wir ins Freie
kommen, rennt der Dackel lints, der Gaul rechts-. mich haben’s in des
Mitte tm freien Felde liegen gelasseat« .
—
, site königlicher Mensch —- pin Oliv
Wiss-.
König Ostar der « Zweite von
Schweden war ein Mensch, an dem
alles königlich, ein König, an dem
alles menschlich war. iDamit könnte
man eine Charakterstudie iibcx ihn
turz und bündig schließen.
Die Geschichte wird schwanken,
was ssie ,,in seiner Charakteristik am
meisten betonen soll, den Herrscher
oder- Menschen; sicherist, er hinterließ
seinen dtindern das Erde, das nach ei
nem von ihm diltirten und tiker dernJ
Ikingang zum Bernadotte - Museum.
1ngebrachtensSpruche das beste ist:s
»Ein guter Name ist das beste irdische;
ere.« . ,
Es war zur Zeit seines 75jäbrigen
Geburtstageg. Dies-mal sollte es in
der schwedischen Hauptstadt besondersl
hoch hergehen; fremde Fürstlichteiten:
waren genug angemeldet, und diei
Schweden verstehen es großartig, Feste»
zu feiern; König Oglar sollte also an
diesem Tage nur der gefeierte Herr
scher sein: ich aber wollte den König
sehen, wenn er nicht die Festestrone
trägt. Es gelang mir. zu einem Be
such die Erlaubniß zu erhalten; zuei
nenx ,,Besuch« —--—- das Wort Andtenz
viirde diesem wahren Voltsfiirsten ge
reniiber zu feierlich getlungen haben.
Und doch fühlte ich mich sonderbar
Trewegt, ais diese imponirende Gestalt
auf mich zutam und mit gewinnender
Ettctiiriichleit die eine Hand mir auft
Die Schulter legte und mit der an-;
Irren die meine herzlichst drückte. Jchs
sah zu dem König auf und glaubte, die s
stirne aus dem weißen Haare schim-!
mern zu sehen. Der König begrüßte»
miat wie einen lieben Bekannten; frei-vs
Iich wurde ich ihm durch einen Herrn
seiner nächsten Umgebung den Ober
En:endanten der königlichen Oper und
königlichen Kammerherrn Axel Bari-n i
Iorgestellt. Bei dieser Gelegenheit!
» konnte ich gleich eine schone Eigen
schaft des Königs-, die von ihm selbst
geschätzten Personen gern auch von an
; deren geschätzt zu wissen, beobachten.
i Da der König wußte, daß ich als
Freund und Jmprefario des Kammer
siingerg Naval in Stockholm weile, so
stagte er mich natiirlich gleich nach
meiner Meinung über die Stockholmer
Oper, welche seitens des Königs eine
ganz beträchtliche Subvention genießt;
er gab mir dadurch Gelegenheit, vor
ihm dem anwesenden Oberintendanten
LfJerrn Burfsn meine Komplimente
über dessen vornehme seinsinnig-tiinsti
letische Art der Leitung zuwiedekbos
len, und meiner Bewunderung der
beworragenden Leistungen des Orche
ftets. der außerordentlich glanzvollen
Ausführung einiger neu gegebenen
Opern Ausdruck zu geben.
Das merkte ich aber gleich. wenn ich
gekommen war, einen König zu inter
"viewen, so konnte ich Notizbuch und
Bleistist ruhig wieder einstecken: das
war nur der Mensch, der sich unter
hält, der klug, giitig und als ein gan
zer Lebensliinstler die Komödie ver
achtet, nur zu reden, um seine Gedan
Ien zu verbergen. ·Wir. Plauderten
«er
»Komponirt? Nein, lmnponirt;
habe ich nicht, das war mein Bruder«
der leider verstorbene Prinz Gustav.;
Aber bis vor drei Jahren noch habet
ich viel gesungen, meine Lieblinge wa- l
ren Schubert, Schumann. Kenneni
Sie unseren nordischen Schubert,j
LindblaM Ich hatte übrigens einen?
vorzüglichen Lehrer ini Gesang, deni
Hossiinger Berg, berühmt durch seine»
gmiale Schülerin Jenny Lind!« i
Der König svrach ein fließen-Hex
iaccentsreies Deutsch, aber nickt allein!
Deutsch, er sprach Gott weiß wievieli
Sprachen, ja, er war imstande, latei- i
nische Reden zu halten. Und er war’
berühmt als Redner. Wenn er diese!
sinnst der Rhetorit übte, wenn ficht
TeineHünengestalt erhob, sein durcht
alsdrucksvolle Gesten unterstütztess
llangvolles Organ ertönte und sich sein ;
von glänzender Gedankenschärfe durchs ;
tränktes Wissen in poesieersiillte Bil-!
der lleidete:dann waren ihin seine Zu !
hdrer verfallen.
’ Mit Vorliebe präfidirte der zwing.
s des-halb schon als Prinz bei Kongres -
sen war er auch Präses der Musik
atademie in Stockholm, Vorsitiender
imehrerer akademischen und militäri
l schen Körperschaften
» Eine große Liebe widmete Ostar
schon von Jugend auf der Marine.
Diese Liebe zur See hat den jungen
Prinzen zum Dichter gemacht. irr
i dachte damals nicht daran, König zu
!wcrden; standen doch zwischen dein
s Thron und ihm außer dem Vater
l Oslar l» noch der Kronprinz Karl,
! der spätere König Karl X V» nebst sei
) nem Sohne Ostar, außerdem noch der
als Komponist bekannte ältere Prinz
Gustav. So gehörte des Prinzen Os
i lar Jugend dem Meere, der Admirale
hut war sein höchstes Ziel und der
J Ausbau seiner Bildung, zu deren
T Vervollständigung er auf allen Gebie-v
ten mit rastlosem Fleiße Studien
machte und große Reisen unternahm,
wurde seine ernsteste Aufgabe. Seine
hohe Intelligenz, gestützt aiif eine
scharfe Beobachtungsgabe, durchdrang
alles mit wahrer Wissensgier. Jni
Jahre 1867 vermählte sich der Prinz
mit Sofie von Nassau, und im gleichen
Jahre erschien ein Band Gedichte Altes
und Neues. Gleichzeitig wurde von der
schwedischen Alademie eine anonnni
eingereichte Sammlung Erinnerungen
der schwedischen Flotte preisgetrönt,
als deren Verfasser sich der Prinz Os
tar herausstellte Es folgten Ueber
,
—
ssetzungen der Oden des Horaz, Bear
i beitungen von Herders Cib, eineTasso
Uebersetzung u. s. w. Auch aus dem
zGebiete der schwedischen Geschichts
tunde sammelte der Prinz Lorbeeren.
Sie erwuchsen ihm namentlich aus sei
nen Arbeiten: Beiträge zur schwedi
schen Geschichte in den Jahren 1711,
1712, 1713, welche wiederum aus des
Priuzen Sympathie für die schwedische
Flotte und namentlich aus Gerechtig
teitsjgefiihl gegen die Manen des Kö
nigs Karl Xll. entstanden. Der Prinz
war von leidenschaftlichem Eifer er
füllt, diesem oft falsch beurtheilten
Fürsten zu seinem Rechte in den Aus
gen der Nachwelt zu verhelfen. Auf
Grund emsigster und arbeitsvoller
Forschungen trat er mit Wort und
Schrift fiir ihn ein, und die Rede Os
targ, am 150. Jahreötage des Todes
con Karl XII. in der militärischen
Gesellschaft zu Stockholm hat auch in
Deutschland — sie erschien in der
Uebersetzung .—— Aussehen erregt.
Und dieser Dichter, Philosoph, Po
lititer, Geschichtgforscher, König, saß
Vor mir, so einfach, wenn er sprach, so
königlich, wenn ich ihn anschaute!
Dabei hatte ich zufällig gerade, ehe
icti ins Schloß zum König ging, in
Itordausj Konventionellen Lügen der
Kulturmenschbeit das Kapitel über die
Absurdität der konstitutionellen Mon
archie gelesen und gedachte des Nor
dauscheu Satze-: »Unser Jahrhundert
bat nichts Widersinnigereg erfunden
als die liberale, tonstitutionelle Mon
archie.«
Gar zu gern hätte ich das dem Kö-»
nige gesagt. Wahrscheinlich hätte er,
der seine ganze Regierunggzeit eifrig
und energisch am festen Zusammen
schlusz der Bruderreiche Norwegen und
Schweden gearbeitet, mir dasselbe ge
antwortet, wag er als ehrlicher Freund
und Mitarbeiter der Presse aus ein
einem Presseverbande gewidmeteg Bild
schrieb:
»Da-weben Ut eines der Länder, in
enen die konstitutionellen Freiheitcu
lie ältesten und tiefsten Wurzeln ge
schlagen haben Jnsbefondere ist da
fekbst die Preßfreiheit, man kann sagen
in der Praxis fast unbeschränkt. Mit
seiner Liebe zur Freiheit und Unab
hängigkeit hat das Land jedoch allzeit
die Ehrfurcht vor Gesetzmäßigteit und
Lonalität zu vereinigen gewußt. Das
lehrt die Geschichte; die sehr seltenen
Ausnahmen dienen nur zur Bestäti
gung der Regel« . . . .
»Nun, Sie sehen,« meinte dersönig,
»wir wir hier leben, nicht glänzend,
aber gut und wohlanständig.«
Jch dachte aber im stillen doch an
ter5, wenn ich sehe, wie iiberall die ele
ganten Restaurants überfällt sind, wie
der Speifesaal des Grund Hotel
abendlich widerhallt vom Knallen der
lshainpagnerdsropsen und wenn ich
mich erinnere, daß allein in diesem
Grand Hotel in einem Monat fast
1200 Flaschen Champagner getrunken
wurden. Das ist mehr als anständig
gelebt, wenn man bedenkt, daß nicht
etwa nur wohlbabende Leute hier
Champagner trinken.
Daß die nordische Literatur in
Deutschland eine Heimstätte hat, nor
dische Bildhauer ihre Wertbfchätzung
finden, daß nichts an dem Ruhme Ih
iens und Björnsons verblaßt ist, daß
Sirindberg seine Anhänger hat, Ellen
seen deren immer eisrigere und treuere
dazu erwirbt, die Lagerläf und alle die
anderen geliebt werden: das mußte ich
demKänig erzählen, darüber war er
erfreut, und ebenso über das Interesse,
mit dem man die Führung der Eisen
bahn durch Lappland nach .Narwit
tLapplandExpreßj begrüßte. Er schien
fiel; stolz der reichen Arbeit zu freuen,
ri-: ihm das Leben auf allen Gebieten
gebracht hat; wie eine Entschuldigung
sast tlang es aber, als er, der damals
noch Unermiidliche, dann mit feinem
ofsenherzigen Lächeln meinte:
»Wissen Sie, ich bin ja bald 75
Jahre!«
Jch sollte ihn nicht wiedersehen,
denn nun wird er beigesetzt werden in
der Grustlirche der schwedischen Kö
nige. Jn der Riddarholmstirchr. Dort
rathen Gustav Adolf inmitten von
Krieggtrophäen aller Art und
Karl XII» der Witinger, und Berna
dotie, der Gründer der jetzigen Dona
stie, im letzten Schlaf. Dein Enkel
hatte die Natur andere Gaben verlie
hen,-als die deg Heerfiihrers und des-.
Staatsinanneg. Er tvar Dichter, Ge
lehrter, Komponist, Historiler und
Forscher. Aber kein Staats-mann?
Vom besten Willen beseelt und nichtl
ohne Erfolg, hat er srth 85 Jahre be
müht, das ihm übertommene Erbe
durch inneren Ausbau zu mehren. Und
hat doch den Auseinandersall des Er
beS nicht verhindern können, denn die
Zeitrichtung und die Vollsströrnung
waren fiir ihn zu stark. Aber in dem
Konflikt, welcher zwischen ihm und den
Norwegern ausgebrochen war nnd wel
cher zur Auflösung der Personalunion
zwischen Schweden und Norwegen
führte, ist die der Persönlichkeit des
Königs cillcnthalben gezollte Achtung
unverkennbar geblieben. Er hatte sich
das Losungswort seines Vaters zu
Sigm gemachi:. »Und mistt og san
ning!" — »Für Recht und Wahrheit!«
Und für Recht und Wahrheit ist König
Osiar ll. von Schweden all sein Le
ben lang eingetreten.
Es gibt Gedanken, deren man Herr
werden muß, sonst wird man ihr
Sklave.
s Possen der Terrortsteu. 7
I Berlin, im Nov.
: Die Nachricht von dem Auffinden
eines großen Waffenlagers der russi
;schen Terroristen in einem Hause im
JNorden Berlins hat nicht verfehlt, al
lenthalben Aufsehen hervorzurufen.
Die Kühnheit der russischen Um
stiirzler, gerade die deutsche
Reichshauptstadt zum Stapel
platze ihrer revolutionären Hilfs;
mittel zu machen, mußte um so
?mehr überraschen, als es ja bekannt
Zwar, daß die hiesige Polizeibehörde
»in strenger Wahrung der deutschen
INeuiralität alles zu verhindern be
Lstrebt ist, was diese Haltung beein
trächtigen oder in Zweifel stellen
könnte.
Bisvor Kurzem war Charlotten-l
burg der Hauptsitz der politisch kom
promittirten russischen Flüchtlinge.
Sie ließen sich in der Nachbarresidenz
nieder, weil sie glaubten, der Beauf
sichtigung durch die Berliner Staats-;
polizei auf diese Weise entrückt zus
sein. Die Auflösungen, denen ihres
mehr oder minder« geheimen Versamm- i
langen und Konventikel ausgesetzt wa-’
ren, sowie die wiederholte Vorschlag
nahme von Schriften sozialrevolutio-"
niiren Inhalts, die in den Wohnungen!
von russischen Studenten und politi
schen Agitatoren vorgenommen wur
den, ließen sie aber erkennen, daß
Charlottenburg keine besonders geeig
nete Zufluchtsstätte sei. »
Um grosser Theil der inCharlotten
burg und dem Westen Berlins woh
nenden Emissäre der Revolutionspar
tei verließ ostentativ Deutschland· Esi
sollte dadurch offenbar der Anschein
erweckt werden, als ob das Berliner
Operationsseld als zu unsicher ganz
aufgegeben werde. Die Polizeibehörde
lies; sich jedoch durch dieses Manöver
nicht irresiihren. Die unablässige, ei
srige Beobachtung der hier zurückge
liebenen Terroriiten führte zu derl
ulserrafchendenEntdeckung daf; die Ab
reise der Hauptagitatoren ein wohl
durchdachter Trick gewesen, um die Be
hörde über die weiteren Absichten des
hiesigen Comites der Revolutionäre
zu täuschen. Da Charlottenburg ihnen’
keinen Schutz mehr bieten konnte,
cxlaubten sie, in Berlin untertauchen zu
können — allerdings vergeblich. j
Der Besitzer des Hauses PantstraßeF
No. 532 b, wo das Wassenlager unter-;
sgebracht war, der Restaurateur Emili
-Kerfin, erklärte, daß er nicht wisse, wie
die Waffen, Patronen und Druckschrif
Jten in sein Haus gekommen seien. Er
habe den betreffenden Raum, ein gro
ßer-, viereckiges Zimmer, am 1. Juli
1904 an einen gewissen Fritz War
schawsli vermietet. Seitdem habe
Warschawski diesen Raum in Be
nutzung und verwende ihn zur Aus
siapelung von allerhand Waren und
Schriften, die er in seiner Eigenschaft
als Spediteur der Konsumgenossew
schaft Groß-Berlin zur Beförderung
übernehme. Die Schriften habe er als
Stsediteur des Vorwärts dort unterge
bracht. Er, Kerfin, sei überzeugt, daß
Warschawsti keine Ahnung davon ges
habt habe, welchen gefährlichen Inhalt
einige der Kisten und Druckschristen
vackete gehabt haben.
. Der Spediteur Warschaloski be-»
Ehauptet jedoch ins Gegensatz zu der’
vorstehenden Erklärung Kerfins, daß
er den Raum, in dem das Wassenlager
gesunden wurde, schon seit anderthalb
Fechten nicht benutzt nnd seither auch
keine Miethe mehr für ihn an den
Haustoirth bezahlt habe.
Der Fundort des Wassenlagers ist
ein geräumiges Zimmer mit zwei Fen
stern. Diese gehen auf den engen
zweiten Hof des Grundstücks hinaus,
der von dem großen Hofe eines Nach
barhauses an seiner Schmalseite nur
durch eine niedrige Marter getrennt ist.
Damit man durch die Fenster das
Treiben in dein Raume nicht beobach
ten köune, waren sie mit alten Lein
wandstiicken verhängt. DieDruckschrif
ten lagen theils auf Regalen, theils
in einem Glasschrant aufgestapelt. Es
wurde auch aus dem Keller des Hauses
eine große Menge Papiere von der
Kriminalpolizei fortgeschafft.
Das ausgesundene Wassentager
hatte allem Anscheine nach die Be
stimmung, nach Rußland geschmuggelt
zu werden. Der Schmuggel an der
russischen Grenze steht seit Menschen
gedenken inBlüthe; soweit politisch be
wegte Zeiten in Betracht kommen, han
delt es sich bei dieser verbotenen Ein
fuhr vornehmlich urn Bücher und
Flugschristem welche die herrschende
Staatsgewalt bekämpfen, sowie um
Waffen. Diese aehen unter irgend ei
ner harmlosen Bezeichnung an eine
Mittelsadresse aus der deutschen
Grenzseite, und zwar gewöhnlich in
herkömmlicher Weise mit der Bahn
oder Post. An der deutschen Grenz
station werden sie dann von dem
Schmuggler in Empfang genommen,
der sich durch eine Bescheinigung des
rechtmäßigen Empfängers ausweist.
Die Schliche, die seitens der Schmugg
ler in Anwenduna gebracht werden,
um die verbotene Last über die Grenze
zu bringen, sind zahllos-. Die ur
sprüngliche Art, in der Las Geschäft
sriiher betrieben wurde: iie Grenzbe
amten durch falsche Nachrichten an ei
nen bestimmten Punkt zu locken und
an einer anderen Stelle ungefährdet
das Nachbarreich zu betreten. sind
überholt. Genau so wie das Verbre
cherthum sich die voraeschritteneTechnik
dienstbar gemacht hat, sucht der moder
ne Schmugael die Aussichtsbeamten
durch geistreiche Erfindungen über je
den Verdacht hinwegzutiiuschen und
unter einer harmlosen Form den ge
fährlichen Inhalt zu verbergen-. Es ist
»unmöglich, im Rahmen dieser Bemer
jtungen den großen Apparat des .
-Schmugglerwesens vorzufiihren. An
statt der früher vielfach beliebten
Masseniibergänge über die Gren e
wird jetzt seitens der Schmuggler m r
der kleine Krieg beliebt. Die Bevölke
rung der Grenze ist den Schmugglern
nicht feindlich gesinnt. Unter den nie
deren Leuten hat überhaupt dieses ge
fährliche Handwerk, das auch das
schwächere Geschlecht nicht selten aus
übt, durchaus nichts Ehrenrühriges.
Es vererbt sich in den Familien und
bildet den Grundstock eines unsicheren,
aber immerhin lohnenden Erwerbes.
s"
GroßftadtsEleud.
Jn einem an den Berliner Magistrat
gerichteten Schreiben des Vereins fiir
Kindervolkstiichen heißt es u. a.:
,,Während im vergangenen Jahre
von den Rettoren der Gemeindeschulen
während des ganzen Winterhalbjahres
215548 Schulkinder uns zur Mittags
speisung zugewiesen waren, ist gegen
wärtig bis zum heutigen Tage schon
die Zahl auf 4841 gestiegen und gehen
täxglich neue Anmeldungen ein, die bei
Fortschreiten des Winters und Steige
rung der Not sich noch erheblich ver
mehren werden.
Es sind Anmeldungen aus 241 Ge
nnindeschulen von 241 Rektoren einge
x:.ngen, worin Notstand festgestellt ist
n.:ch häuslichen Erkundigungen von 49
Schulrektoren, 761 Lehrern und 665
Lehrerinnen in 4088ssFamilien, weil
s-L·4 Witwen, 412 Eheverlafsene und
beschieden-: sind, 1262 Krankheit des
Ernährer-D 1870 Arbeitslosigkeit«rmd
zu geringer Verdienst in Not ge
bracht haben.
Bei diesen 4038 Famillen wird in
T-;267 Familien gar nicht gekocht, in
771 Familien nur zeitweise gekocht,
und erhalten die Kinder zu Mittag
meist nur Brot und Kassee. Die An:
zall der Kinder in diesen Familien er
rkicht die Zahl von 9904 schulpslichti
gxi und 8913 vorschnlvfli btigen Kin
Dirn: davon sind dem Verein von den
Schulorganen 4644 zur Freispeisung
lud 196 gegen Zahlung von 5 Pf.
til-erwiesen, also zusammen 4840 Kin
der. Es bleiben demnach a sier den
urschulpslichtigen Kinder-. noch 5064
schulpflichtige Kinder ohne Mittag
essen zurück.«
Die hier angegebene Zahl der Kin
der, die kein Mittagessen erhalten« be
schränkt sich nur aus die dem Verein
letannt gewordenen Fälle; in Wirklich
leit ist diese Zahl erheblich größer.
Aber auch die vom Verein ermittelte
Zahl läßt schon einen Blick tun in das
ungeheure Elend, das unter der arbei
tenden Bevölkerung grassiert. Schon
die unschuldigen Kinder sind verdammt
unter Not und Elend auszuwachsen.
Soweit die schulpslichtigen Kinder in
Frage kommen, so ist es ganz klar, daß
ein gedeihlicher Unterricht bei leerem
Magen nicht denkbar ist. Hier Abhilfe
Fu schaffen, sollte sich aber die Kom
mnne zur Aufgabe machen und dies
nicht einem Wohltätigkeitsoerein liber
lassen.
»Ist die neue Novelle sehr reali
stisch?«—,,Gewiß, als ich zu der sechs
Seiten langen Beschreibung eines
gähnenden Abgrund-H kam, bin ich
eii:geschlasen.«
-«-« st: Il
Eine Dame in Atlanta ist nach
einer angestrengten Automobilfahrt
einen vollen Monat sprachlos gewe
sen. Ein Wink siir gardinenpredigt
scheue Ehemänner, die siir ihre ge
sprächtige bessere Hälfte noch kein
Weihnachtggeschenk gewählt haben.
si- -I: st
Gretchen war mit ihrem Vater zum
Schuldirettor gegangen. um siobl in die
Liste der A-B-C-Schiitzen einschreiben
zu lassen. Zuerst gefiel ihr dann die
Schule sehr gut, allmählich weniger,
bis sie eines Tages zum Vater geht und
ihn bittet: »Gelt, Vater, jetzt kommst
Du wieder mit zum Direktor und läßt
s«
mich wieder ausradiexen
.-« q
Jst zuviel Geld amerikanischen
Frauen schädlich? fragt ein Blatt. Der
Redakteur ist vermutlich nicht verhei
ratet, sonst hätte er die Frage nicht
ausgeworfen. Hätte er seine Frau ge
fragt, sie hätte ihm geantwortet, daß
erstlich eine Frau nie zuviel Geld ha
ben, nnd daß ferner Geld einer Frau
überhaupt nie schädlich sein kann, am
allerwenigsten in der WeihnachtszeiL
st- -l( sc
Kenntnis des Rechtes entscheidet osl
ganz anders- als Kenntnis des Rech
ten.
Il- Itt Il
Sekretär Tast kommt kurze Zeit.
nachdem die Sdllachtslotte abgesahren.
zurück Das Land ist also unter allen
Umständen sicher.
·" sk- Ik Ist
Jn New York verlangte eine Dame
815,000 für zwei geraubte Küsse.
Jhre Klage wurde abgewiesen. Wie
ungalant, die Küsse hätte sie doch-we
nigstens zurückbeiommen sollen.
II It- VI
Eine Zeitung in Kansas City
rühtnt, daß die Leute dort größere
Hände, größere Füße, breitete Schul
tern und weitere Herzen haben. Wie
teht es aber mit den dickeren Köpfen?