Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 03, 1908, Sweiter Theil., Image 11

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Ockurt Hkhkktbkbrith non
Tini- InnksteugkL
XIV
. ,
No. 291. Jch hen Jhne in mein
Este Schreibebrief e wenig von meine
suwe geschriwwe un wie die mich oft
o bös mache un wie ich se e diesente
untahling gewwe hen. Se wer’n
dabei genohtifzt hen, daß mich die
Daunkahling nit viel gut gedahn hot
un ich bente die Buwe auch nit. So
diel is e schuhres Ding, daß ich gedenkt
hen, meine wäre die allerschlechtefle
Buwe wo es an die ganze Welt gewwe
deht. Den annere Obend sin ich zu e
Ladschmietung gewese un wie die Mie
tung iwwer war, do sin mer noch for
« e Kopp Kaffee da gebliwwe. Do hen
mer dann so wie es bei Lehdies der
Steil is, getahkt. Zuerscht hen mer
die Männer iwwer die Kohle gepullt,
bilahs jeder Mann is ja so voll von
Fahlks, daß mer e ganze Buch iwwer
ihn schreiwe kann un dann fin mer so
bei un bei zu die Kidö iwwer ge
switscht. Jede von die Lehdies hot
iwwer ihre Kids komplehnt. Die
Missus Nudelmiller hot gesagt, sie
wollt iiewer zehn Meedercher rehse wie
ein Bub, bikahs das wäre in dies hier
Kontrie die toffsteKunne, wo es gewwe
deht. Die Missus Schlemmhahn hot
gesagt, sie könnt auch e Liedche von
Buwe finge. Die Feger wäre so sässcg
un so nickisnuyig un se wäre die größ
te Skorieteller wo es nur an die Welt
hätt. Den Weg hot jede von die Leh
dies e Storie zu verzähle gehabt un
ich hen gewunnert, daß se all so wenig
von ihre Buwe dente dehte. Jch hen
gedenkt, ich müßt doch schand- un eh
renhalber auch e paar Worte an das
vascheckt sage un hen dann aeftart:
,Jch hen ganz die nämliche Oppinjiersp
meine Buwe vie hen mich schon patri
nier halb doht geärgert ——-" Das war
all was ich hen sage könne. Wie in
en Kohrus hen diLLehdies all zu die
nämliche Zeit getahtt: »Well, hen se
gesagt, Sie hen doch gewiß kein Kahö
zu kickr. Sie hen doch die beste Buwe.
wo mer sich nur dente tann un wann
meine so wäre, dann deht ich mein
kleine Finger for hergewwe. Jhne Jhr
Buwe sin kleine Schentelmänner, wei
ich hen in mei ganzes Lewe noch keine
diesentere oder poleitere fiids ge
seh-W
Mister Edithor, ich hen zuerscht gar
nit gewußt, was ich aus den Taht
mache sollt. Jch hen mich gefragt,
wolle die Lehdies dich nur fuhle, odder
wolle Se dich nur Söhf gewwe, for
daß du nit so schlecht fühle duhst, aw
tver so bei un bei hen ich doch ausge
sunne, daß se in dett Ernst gewese skn
un ich tann Jhne sage, daß ich do arrg
tschiep gefühlt hen. Je mehr ich do
driwwer nachgedentt hen, desto klierer
hen ich sehn könne daß die Lehdies gar
nit so viel aus den Weg gewese sin,
ehs ich hen die Söttiifäckschen gehabt,
ß se sogar ganz recht ware un daß
meine Buwe auch wirklich feine Fel
lersch sin un do hen ich so praut ge
fühlt wie nur e Mutter fühle tann.»
Am nächsie Morgen, do sm ich
schon in guter Zeit los geschowe un
wisse Se warum? For Krißmeßpres
senti for die Buwe zu laufe. Jesser
ich hen mein Meind uffgemacht, daß
so ebbeö epprieschjiehtet wer'n muß.
Der Philipz was mein hoöband rö,
den hen ich von meine Jntenschen ver
ziihlt un er hot gesagt: »So stn die
Mimmensohiö, zuerfcht sin es die
AI
schlechteste Buwe an Reiterd un wann
mer e Wort in ihr Fehwer sagt, dann
merd mer daungelahlt, sor sehr; wann
es awwer annere Piebelö sage, dann
wird es als die Wahrheit angenomme
un jedes Wort geglaubt. Zuerscht
kriege die Buwe gar keine Presents
un oann lriege se all was fe wolle un
noch mehr-dabei. Russt du das den
richtige Wegi Duht mer nit in den
Weg die Kids speulei meine, ee
is dett tang, awwer o s Kohrs ich
verstehn ja in so Sache niclö.«
Sell,«,hot widder so enStiibb sein
solle, awwer ich hen gar nicks zu ge
sagt. Jch hen bloß gesagt, er sollt
michs in Friede losse un sollt mich
Geld gewwe for mei Schapping zu
duhn. Das Nehse von die Buwe, das
wär mein Bißneß un so weit hiitt ich
ja auch noch teine schlimme Erfahrun
gen gemacht. Wann du awwer auch
dein Pakt dazu beitrage willst, hen
ich gesagt, dann geb du die Buwe
emol e gutes Eckzempel un lauf nit
jeden Dag eins bis mehrere male in
den Saluhn. Loß dich auch als emol
Obends in deine Familie sehn, un ich
sin schuhr, dann wer’n auch die Buwe
besser echvehntet mit dich un wann du
Glück hast, dann meinde se dich auch
wann un dann emol. So, ich denke,
das werd for e Weil halte. Mitaus
e Wort zu sage, hot er mich alles Geld
gewwe, was ich gefragt hen un dann
stn mer zusamme fort. Er is zu den
Wedesweiler un ich sin in die Stohrs
gange. Do kann mer sehn, was meine
Worte für eine Jmpreschen an ihn ge
macht heu. O, ei tell juh, der Philipp
is wie en rehgeller alter Mjuhl, was
er emol in sein dumme alte Kopp hot,
das bleibt drin. Wenn ich nit so for
alles ausgucke deht, wei, dann hätte
mer schon lang in Bäntruppzie gehn
könne. Awwer for ein Ding sin ich
froh, daß ich wenigstens jetzt ausge
funne heu, daß ich gute Buwe hen; do
kann mer sehn, wie mer en Misstehi
mache kann, daß ich hätt drusf ge
schwore, daß meine die nicksnutzigste
Feger wer’n, wo es an die ganze Welt
bat: awwer wann einem von fremde
Leut soe bbeö gesagt werd, dann kann
mer doch dran diepende. E gute treue
Mutter sieht halt manchmal so ebbes
in ihre blinde Liebe nit. Mit beste
Riegards
Yours
Lizzie HanfstengeL
Im Gartenteitanant l
Einsammler: »Für die Musik, mein
Hertxsi
Gast: »Ich gebe nichts; lals sich
der Einsammler entfernen will, gut
müthig) aber spielen Sie nur ruhig
weiter, mich stört’s nicht!«
Hör-stich.
»Du kommst immer so spät nach
Hause, Emil; ich habe Dich worden
lang nicht mehr gesehen!«
»Aber Papa, wenn Du mich spre
chen willst, dann iomm’ doch einsack»
Mittwoche in unsern Kindl«
Missis
»Warum habt Jhr denn einen Po
lizeidiener genommen, der stottert?«
»Das hat seinen guten Grund!
Bis der die Polizeistund’ ausrust,·
tönnen wir immer ruhig noch eine
Halbe trinken!«
Die richtige Adresse.
Fritz: »Herr Doktor, Sie möchten
mal schnell zu meinem Vater kom
men!«
Doktor: »Da bist Du falsch« mein
Junge, ich bin Thierarzt!«
Fritz: »Ganz richtig! —-— Mein Ba
ter hat doch auch einen Affen!«
Protest.
Wirthschasterim »Wissen Sie,
Herr Müller, das Schimpfen habe ich«
nun satt. Sie thun ja gerade, als
oh wir miteinander verheirathet wä
rent«
Die Neids-re
Arzk »Allo, wenn Ihre Frau wie
der einen Ohnmachtanall bekommt,
so bespritzen Sie sie mit kaitem Was-f
ser, hören Sie, mit ganz kaltem Was-»
ser, und dann —«
Ehemann (einsallend): «—-— machd
ich mich schleunigst aus dem Staube.«i
g
Stolz
" WZWWWME«W»Yzzs-M
HinterwfmmmSepp (dexn seine Kuh beim Lesen zusteht): »Gelt, da
Hausst- was i' alles kann!«
-
—
die demnach beim dass-somet.
Jn keinem Lande der Welt fährt
der Spielteufel ein so zügelloses Nr
giment wie im Orient; seine’Opfer
sind zahllos, und sein Gefolge besteht
aus Millionen ohne Unterschied in
Rang und Stand, in Nationalität
oder Belenntniß. Am Spieltisch fin
den sich die Mitglieder des vornehm
sten Highlife mit Lumpen zusammen,
die, ohne Stellung, nur von Gaunerei
und vom Spiel leben, sie reichen sich
die hande, vorausgesetzt, daß diese
mit Gold und Banknoten gefüllt sind.
Das Hasardspiel überdrückt hier alle
Standes- ,und Bildungsillnterschiede,
verwischt die gesellschaftlichen Grenzen,
und in der leidenschaftlichen Habsucht,
die das Hasardspiel entfacht, springen
die Spieler nur zu leicht von den »sei
neu Trick-« über zum ,,corrjg(-r la
l-)1·tune«.
Wenn in Monte Carlo, Spaa und
in andern öffentlichen Spielhöllen in
jedem Jahre viele Millionen umgesetzt
werden, so dürfte der Spielleusel
allein in Konstantinopel zum minde
sten die gleichen Stimmen in mehr oder
weniger öffentlichen Jeux ins Rollen
bringen, obwohl jede Art Hasardfpiel
hier streng verboten ist.
Der Levantiner, hoch und niedrig,
Exzellenz wie Lasttritger, kennt keine
andere gesellschaftliche Unterhaltung,
bei der man sich wirklich amiifiren
könnte, als das Spiel, und die edle
Weiblichkeit übertrifft fast in dieser
Leidenschaft das starke Geschlecht.
Aber auch eine Unmenge Europöer hat
sich von den Levantinern ins Schlepp
tau nehmen lassen.
Man spielt in allen Klubs, man
spielt in fast allen Privathäusern, in
fast allen Familien, man spielt in den
Kaffee- und Bierhäusern, man spielt
auf den Lokaldarnpfern —- kurz:
überall wird gespielt, und zwar nur
um des materiellen Gewinnes wegen.
Tie Unterhaltung ist dabei Nebensache.
tfkin Spiel, bei dem kein Geld zu ge
winnen ist, hat keinen Reiz und ist
langweilig für die Levantiner. Auf
der Straße, auf Bahnhösen, in Gär
ten und an sonstigen öffentlichen Or
ten laufen minderwerthigeJndividuen
herum mit tlcknen Säckchen, in denen
sie Zettelchen, beschrieben mit den Zah
lcll Voll 1—M, qccllllllcllgcll, Ullb
denen die Spieler so und so viel Num
Imein ziehen können zu einem Piaster
—- etwa 4 Cents — die Nummer, um
einen Humnier, ein Paar gefchofsene
Vögel, einen Hasen oder dergleichen zu
gewinnen. 20 Nummern, die der
Spieler vorher bestimmt, gelten fiir
ihn, 180 Nummern für den »Banlhal-"
ter«. Die Hammer, Vögel, Hasen
usw. sind aber nur das Aushänge
schild fiir diese ,,harmlose Lotterie«, in
Wirklichkeit geht es um Baargeld
steht ein Zug der Lotolbahn auf
einem Bahnhof des Vorortverkehrs,
so läuft der Lotterie - Mann mit
seinem Säckchen von Coupä zu
Coup(.-, und jede Minute Aufenthalt
wird noch schnell zu einem Jeuchen be
nutzti
Jni Sommer während der Fahrt
mit den Lotaldampfern, mit denen die
Herren von Pera, Galaia und Stam
bul aus in die Sommerfrischen am
oberen Bosporus und besonders nach
den Prinzeninseln im Marmara
Meere zurückkehren, werden in den
zKabinen Polen Balkarat und ähnliche
s»anständige« Spiele gespielt zu so
oben Points, daß während der ein
stiindigen Fahrt vorn einzelnen Tau
·ende gewonnen oder verloren werden.
»Es ist so gut wie nichts herausgekom
en; X-Pascha hat 125 Pfund be
jzahlt,« antwortete einmal ein junger
'Levantiner, der kaum 10 Pfund im
Monat verdiente, seinem Freunde auf
dessen Frage, wie die Partie Poker in
ider Kabine während der Fahrt verlau
fen sei! Die Türlen haben seit jeher
’gern harmlose Spielchen gemacht, so
besonders das beliebte Trit-Tral; auch
ohl ein kleines Würfelspiel, Damen
rett. Mühle u. a. m. wurde und wird
Immer in tiirtifchen Kaffeehäusern
und an sonstigen dazu geeigneten
Plätzen gespielt. Das Hasardspiel
mit Karten ist bei den Türken erst
eine Errungenschaft der neueren Zeit,
die sie in erster Linie den Levanti
.ncrn, besonders den Griechen verdan
ken. Und vielen reichen und vorneh
men Türlen, die sich meist mit« wahrer
sWuth dem Spielteufel ergeben, kostet
diese Passion ihr ganzes, zuweilen
inach Millionen zählendes Vermögen.
.Die eleganten levantinifchen Lumpen,
Zdie oft keinen Pfennig in der Tasche
md kein Stiick Brot zu essen hätten,
wenn sie sich nicht ins Joch des Spiel
eufelg spannten, sie leben von den
zum Spiel verführten Türken und nur
zu oft von den europäischen Diplomai
ten, die kolossale Summen in den
vernehmen Klubs in Pera an die Le
,vantiner verlieren, die davon elegan
;e Wohnungen, Eguipagen und der
lgleichen halten. Die hier täglich am
Spieltisch geopferten Summen be
;stehen, wie gesagt, oft in dem ganzen
Vermögen des Spielers, der davon
die Gattin und die Kinder ernähren
sollte.
, Ein bekannter Nechtsanwalt führte
in Konstatinopel vor dem gemischten
handelsgerichte einen großen Prozeß,
der sich zwei und einhalb Jahr hinzog.
Das Rechtsanwaltö-Honorar war für
den Fall des Gewinnenö auf etwa
s10,000 festgesetzt. Ein türkifcher
Richter, dem diese Thatfache bekannt
iwar, beglückwünschte drei Tage, nach
Tdem der Prozeß endgültig gewonnen
par, den Advotaten dazu, daß er nun
—
endlich nach so langer, schwerer Arbeit
seine 810,000 bekommen habe.
»Mein Lieber,« antwortete der
Rechtanalt, ,,gestern Mittag erhielt
ich meine 810,000, gestern Abend ver
lor ich sie beim »Poler« im Klub und
dazu weitere 35000, die ich noch heute
«borgen muß, u«m sie bezahlen zu kön
nen.«
Ein Mitglied des diplomatischen
Korps verließ vor einigen Jahren
heimlich Konstantinopel aus Nimmer
wiedersehen, nachdem er sein bedeuten
des Vermögen verspielt und obenein
eine Unsumme auf Kredit verloren
hatte, die er nicht bezahlen konnte. So
manche herren aus der Diplomatie ha
ben in den Klub von Pera ihre Ver
mögen und ihre Karriere eingebüßt!
Wie Raubthiere auf ihre Beute, so
Euer die »vornehmen« levantinischen
c-pie er auf die neuen Ankömmlinge
des diplomatischen Korps, die ,,ehren
halber« Mitglied der Klubs werden
und sich von den levantinischen Spie
lern rupfen lassen müssen.
Bedeutend harmloser als diese
Klubs sind die jämmerlichen Spielhiil
len, die als Anhängsel der elenden
Tingel-Tangel in Pera und Galata
niit einem Banttapital von 500 bis
800 Dollars ihr Dasein fristen und
wo in jeder Spielhölle etwa zwölf
Scheinspieler als Schlepper für 25
Cents pro Nacht angestellt sind, und
in denen jeder eintretende Fremde
mit einer Zigarette und, sobald er 35
verloren hat, mit einem Glase Bier
bewirthet wird. Hier wird nur Rou
lette gespielt. Diese Roulettes sollen
aber, wie eine Dogge auf den Mann,
auf die von ihrem Herrn befohlenen
Numemrn dressiert sein, d. h.: es wird
der Spieler direkt betrogen, indem der
sehr geschickte Banthalter durch irgend
einen Trick die Noulette-Kugel auf
jede beliebige Nummer einspringen
läßt. Zwar sind diese Spielhöllen auf
das strengste verboten, aber gegen eine
bescheidene monatliche Abgabe an der
maßgebenden Stelle wird für iede
Spielhölle je ein Polizist kommandirt,
rser die ganze Nacht hindurch vor der
Thiir des Lolals sitzt, um——den
Gästen zum Eintritt die Thür zu öff
nen.
Das widerwärtigste Bild jedoch
von allen Spielen bietet das Hasard
fpiel in den Familien! Schon des
Morgens, noch unfrisiert und im
Schlafrock, kann man Mütter mit ih
ren Kindern, Wirthschaftsgeld gegen
Taschengeld, Karten spielen sehen.
Abends kommt der Vater aus dem
Geschäft dazu —- er hat noch ein paar
Gäste eingeladen, und die Hausfrau
sorgt eifrig dafür, daß alle Gäste am
--s- ———,— Spieltisch Platz finden! An
dieBewirthung ihrer-Gäste denkt sie
ebensowenig wie der Hausherr.
Pünktlicher als zu den »langweiligen«
musikalischen oder Tanz-Abenden er
scheinen die Gäste zum Jeu! Ein
lüchtiges ,,Guten Abend!« — —— —
nnd schon sitzt alles am Spieltisch.
Jrn Nebenzimmer kommt die Jugend
zusammen. Mit Verachtung wird das
junge Mädchen oder der junge Mann
gestraft, der ein Gesellschaftsspiel,
Psiinder- oder Schwaden-Spiel vor
schlägt —- —— »Katten her!« schreien
die zarten Mädchenstimmen —— »Har
ten! Karten!« brüllen die jungen
levantinischen Laffen. Sie wollen
spielen; sie wollen sich untereinander
den jämmerlichen Monatsgehalt von
20 bis 25 Dollars abnehmen, und die
jungen ,,Damen« wollen gewinnen, mit
der festen Absicht, etwaige Verluste
nicht zu bezahlen, höchstens mit einem
Küßen hinter der Portiere beim
Adieu-Sagen auszugleichen.
Entstehn-m der Gifeuhatmschtenem
Schon die alten Griechen und Rö
mer—und früher noch die Aegypter
—bedienten sich in Stein gemeißel
ter, sorgfältig geglätteter Geleise,um
die Räder der Fuhrwerle auf glatter
Bahn rollen zu lassen. Die Anlage
derartiger Kunstgeleise hörte all
mählich auf, als das sich aus
breitende römische Reich zur
Fortbewegung seiner Heere breiter
Bahnen bedurfte. Erst der deutsche
Bergbau griff die Jdee der Spur
strasze wieder auf, doch benutzte er statt
in Stein gegräbener Kaniile hölzerne
Bohlen, über welche die schwer mit
Erz beladenen Karten durch Men
schenhände bergauf geschoben wurden.
Die älteste Beschreibung solcher Gru
benbahnen findet man in einem latei
nischen Werk, welches der kurfiirstliche
Bürgermeister Agricola in Chemnitz
schrieb und das 1557 ins Deutsche
übersetzt wurde. Auch die Anwen
dung des Eisens beim Bau der Spur
bahnm in den deutschen Bergwerken
wird bereits irn 16. Jahrhundert er
wähnt. Von da gelangten die Spur
tahnen nach England, welches später
aus dem Gebiete des Beförderungs
wesenö die Führerrolle zu übernehmen
bestimmt war.
Allmählich ging man dazu über, die
ansgefahrenen Furchen mit hölzernen
Bohlen zu belegen, wodurch der
Transport der Lasten erleichtert
wurde. Aus einem damals geschrie
benen Werke ist zu entnehmen, daß an
die Bohlen dünne Stäbe von Schmie
deeisen genagelt wurden, welche den
Namen Reibeisen trugen. Aehnlich
wurden im Jahre 1716 in England
dünne Platten aus geschmiedetem
Eisen an hölzerne Langschwellen ge
nagelt, um deren rasche Zerstörung
vorzubeugen. Da aber zu jener Zeit
das Schmiedeeisen nur in kleinen
Mengen zu haben war, so dachte man
W
an ein Ausbilfsmittel, und ein Spiell
des Zufalls sorgte fördernd für die
weitere Entwicklung s
Jnfolge einer mächtigen Krisis gin
gen nämlich 1767 die Eisenpreise so
sehr herunter, daß in den Gießereienf
große Mengen Gußeisen vorräthigj
waren. Um sie nicht nutzlos liegen zuf
lassen, verfiel Reinolds, der Mitbe-;
auf den Gedanken, das erzeugte Eisen
in Form fünf Fuß langer Platten zu
gießen und an Stelle der Langschwel
ten so in der, Spurbahn zu befestigen,’
daß deren muldenförmsige Oberfläche
in Straßenhöhe zu liegen kam. Man
gedachte, diese Platten wieder heraus
zunehmen aus der-Bahn, falls die
Eisenpreise steigen sollten. Die Guß
schienen verblieben aber im Geleis,
weil man inzwischen eine Erfindung
gemacht hatte, welche es ermöglichte,
brüchige Platten weiter zu verwenden
Man tam nämlich auf die glücklichei
Jdee, das Gewicht eines großen Wa-;
gens auf mehrere kleine zu veriheil en,
wodurch der Druci auf die Schiene
verringert wurde. Von da ab brachen
die Schienen nicht mehr unter der Lasts
des rollenden Materials. Das Jahri
1767 kann daher als das Geburtsjahrj
der eisernen Schiene gelten.
Diese ,,scant1ings of iron, « wie die
ersten Schienen benannt wurden, wa
ren etwa 3 Fuß lang, 4 Zoll breit und
1. Zoll dick und mit Oeffnungen zum
Annageln an die Langschwelle ver
sehen. Sie entsprachen anfänglich den
Anforderungen, konnten aber bei grö
ßerer Fahrgeschwindigieit, namentlich
in geirümmten Strecken, dem Verkehr
keine sichere Führung bieten. Erst
nachdem Venjam. Curr die gußeiserne
Schiene mit einem Rand versehen
hatte, war eine Besserung eingetreten,
wenn auch gewisse Mängel immer wie
der sich zeigten, bis Jessog 1789 den
Rand der Schiene abschaffte und sie
bis über das Niveau der Straße er
hob, dagegen die Räder der Wagen
mit vorstehenden Spurkränzen versah,
womit eine neue Aera in der Entwick
lung des Spurweges geschaffen war.
Jm Jahre 1800 wurde die gußeiserne,
sogenannte Fischbauchschiene einge
führt; sie besaß eine solche Festigieit,
daß man die inzwischen in Gebrauch
genommenen Steinwiirfel als Unter
lage entfernte und die hölzerne Quer
schwelle, die eine sichere und elastische
Lagerung erhielt, wieder in Verwen
dung nahm. Die größte Vervoll
iommnung erfuhr jedoch die Schiene
erst durch die Erfindung des Walzens.
Der 23. Oktober 1820 ist der denk
würdige Tag, an welchem John»«-Ver
tinsham, Direktor der Hüttenwerie
in Durham, ein Patent daran erhielt.
Diese gewalzte Schiene hatte einen
flachen Kopf, auf den sich ein recht
eckiger Steg anschloß, besaß Fisch
bauchform und eine Länge von 18
Fuß. Die Bahn von Stockton nach
Darlington, bekanntlich die erste mit
Dampf betriebene Eisenbahn, welche
dein öffentlichen Verkehr diente, erhielt
1825 solche Schienen, obwohl Ste
shenson, der Erbauer dieser Bahn, ein
Patent auf anders gearbeitete Schie
nen hatte und letztere auch verwendet
hätte, wenn sie ebenso gut gewesen
wären. Die Form der Bertinsham
Schienen wies aber manche Mängel
auf. Ein Sohn Stephensons ver
suchte die Mängel zu beheben, indem
er Schienen mit einem symmetrischen
Querschnitt tonstruirte, doch lehrte
die Erfahrung bald, daß derartige
Schienen sich nicht bewährten. Bevor
diePraxis ihr absprechendes Urtheil
über die symmetrische Form dieser
Schienen sprach, hatte schon Stephens
in Amerika deren Mängel erkannt; er
ging auf die unsymmetrische Schiene
zurück, indem er ihr eine breite Basis
gab. Lange blieb sie ohne Beachtung;
erst als Vignoles, der Chef der Jn
genieuriammer in London, sie« nach
England brachte, wurde die Aufmerk
sainieit auf sie gelenkt. Von England
aus machte sie ihren Rund
die Welt. Heute ist die Vignoles
Schiene die fast allein herrschende, nur
das Material, aus dem sie anfangs
gefertigt wurde, hat sich geändert.
Man begann nämlich, die eisernen
Schienen mit einem Kopf aus Stahl
zu versehen, und bald folgten die Pud
delstahlschienen. Die Herstellung der
Stablschienen erreichte eine solche Ver
vollkommnung, daß eiserne Eisen
bahnschienen nicht mehr erzeugt wer
den, zumal erstere erheblich billiger
und besser sind.
ap—
Hang durch
Die schwarze nnd die weiße Hand.
Die Verurtheilung eines Leiter-s der
,,schwarzen Hand« zu zehn Jahren
Zuchthausstrafe, die dieser Tage in
Paterson erfolgte, macht die aus Chi
cago gemeldete Organisation der »Ma
no Bianca«, der »weißen Hand«, dop
pelt interessant. Die »Man Bianca«
ist als ein Mittel zur Bekämpfung der
,,ManoNegra«, der schwarzenHand ge
dacht, welche Erpressungen und sonsti
ge Vebrechen unter den Jtalienern ver
übt. Die Existenz dieser aus verbre
cherischen Tagedieben bestehenden Or
ganisation kann nicht wohl bestritten
werden, ebensowenig aber auch die
Thatsache, daß ihreMitglieder nur den
Abschaum unter den Jtalienern bilden,
und daß es Unrecht wäre, wollte man
den Rest der italienischen Einwande
rung für die Unthaten jener verant
wortlich halten. Die allermeiften
Jtaliener sind ruhige, arbeitsame Leu
te, die sich ehrlich mühen vorwärtszusi
kommen, und deren Kinder ganz gewiß
das Zeug haben, gute Bürger dieses
Landes zu werden. Aber Jahrhun
derte der Tyrannei und der Spionage,
lange mit furchtbarer Erbitterung ge
führte Kämpfe um die Einigkeit des
Landes, die die geheimenGesellschaften
zum besseren Schutz für Leben und
Eigenthum entstehen ließen, die dann
aber ausarteten und zu Verbrecher
Organisationen wurden, haben Wir
kungen erzeugt, die auch nicht auf ein- «
mal zu überkommen sind. Das Recht
persönliche Rache zu üben, wird auch
heute noch vielfach beansprucht, und
für das Verbrechen der Verschwörung
zum Zwecke der Erpressung fehlt vielen
jedes Verständniß. Dazu kommt, daß
Aberglaube und große Unwissenheit
gerade der Ausübung dieses Verbre
chens Vorschub leisten. Und die Be
Htämpfung dieser Verbrechen ist schwer.
JSchuldbeweise sind schwierig zu sam
; meln, weil die Geschädigten sich vor der
HRache der Räuber fürchten und die
sVerhaftung dieser ist gefährlich. Ver
ffolgungen erweisen sich daher oft als
Jnutzlos und bei dem nicht übergroßen
hThäigkeispdrange der Polizei hat sich
die recht bedenkliche Neigung herausge
bildet, diese Art Vergehen auf sich
beruhen zu lassen, wenn sie unter Ita
I lienern verübt werden, und andere Na
tionalitäten nicht betroffen werden. ——
Eine Besserung dieser Zustände ist
nicht wohl zu erhoffen, wenn die Ita
liener nicht selbst die Sache in die
Hand nehmen. Sie müssen die An
tlagen, die Verfolgung und das Be
weismaterial liefern; deshalb ist die
Organisation einer Gesellschaft wie die
»Man Bianca« ein Schritt in der
rechten Richtung —- nur wäre es viel
leicht besser, wenn dabei sowohl wie
auch bei der späteren Thätigkeit die
Mitwirkung der Behörden gesichert
,trird, sonst ist dem Mißbrauch der
kMacht Tür und Tor geöffnet.
(N. J. Fr. Z.)
i
» Mehrere-der Pacific-Bahnen haben
hkch pereinrgt, um einen Honeymoon
’Spe·c1al zu schaffen, d. h. einen Zug
Ispeziell fur Hochzeitsreisende, der von
Chicago nach San Francisco fahren
sotL Das nächste dürfte dann ein
Dtvorce Special sein, und er möchte
am Ende nozcch mehre Zuspruch finden.
II
, Man hält die Menschen ewö nli
für gefährlicher, als sie sind.g h ch
Pfarrer: »Aber Hiesler, wie oft hab’ ich euch schon gesagt, Jhr sollt
die Schweine nicht in der Stube lassen ——— das ist ungeiund!«
Hieslen »O mei, Herr Pforte-, dös net! Dös is schon zwoa Joalzv
— de Schwin’ san aber ganz g’sund!«