Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 27, 1907, Sweiter Theil., Image 8

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    Ein alter Pfiffikus.
Dumoreste von E. F a h t o w.
.Der junge Doktor Martin Förber
fuhr aus seinem Rad sehr nachdenklich
Hause.
Soeben hatte ihm der Gutsbsietzer
Wall erklärt, er sei kein Freund von
langen Berlobungen. Und als ihm
daraus der Doktor erwidert, das sei
auch gar nicht nöthig, sofern nur
Fräulein Grethe nichts dagegen habe,
da hatte sich der Vater seiner Zukünf
tigen kurz herumgedreht und deutlich
gemurmelt, er werde der Sache ein
Ende machen.
Jetzt, aus dem Heimwege, sah der
Doktor ein, daß der Herr von seinem
väterlichen Standpunkte aus ja ganz
recht habe. —- Er selbst, der Doktor,
wenn er und Grethe Töchter haben
würden, er würde es ganz genau so
machen. Was sollte denn ein junger
Hungerleider von Arzt als Freier!
Einsach lächerlich, nichts weiter!
Er war wirklich ein Hungerleider,
denn obwohl er eine ausgedehnte
Landpraxis hatte, wußte doch nie
mand besser als er selbst lund Herr
Wall), daß die Bauern in hiesiger Ge
gend nichts weniger als reich waren.
—- Sie liebten und schätzten ihren
jungen Doktor sehr; aber mit dem
Honorar haperte es gewaltig.
»Ich müßte hier wegziehen und in
einer großen Stadt mein Glück ver
suchen,« dachte Martin, dessen hüb
sches. sreiiniithiges Gesicht ernste Sor
sensalten zeigte. »Hier bringe ich es
nie und nimmermehr zu einem Ein
kommen, das siir mich und eine Fa
milie genügt. —- Aber wenn ich mich
son Grethe trenne, weint sie sich die
Ingen aus — und ich würde es vor
Sehnsucht wo anders ja auch gar nicht
aushalten. — Jch werde noch heute
an meinen Freund Statius schreiben
und ihm mein Herz ausschiitten. Der
weiß vielleicht Rath. Schon aus der
Universität war er es, der aus jeder
Klemme einen Ausweg sand, und es
geht ihm ja auch glänzend jetzt. Er
sitt in Memel und hat das Sanato
rium übernommen, in dessen Tochter
er sich verliebt hatte.«
Natiirlich, wenn man die Tochter
eines Sanatoriums heirathete! Das
war eben nicht sein Schicksal. Er
hatte sich in das gesunde, reizende und
wirihschaftliche Gretchen Wall ver
sehn Und, Schwerenoth, sie lonnte
doch nichts dasiir, daß ihr Vater we
der Mitgift noch Zuschuß geben
« konnte. Wenn man doch acht Geschwi
« stern hattet — —- — »
An diesem Abend ging also der
- Ortes an den Studienf-eund ab. Und
« schon nach drei Tagen hielt Martin
die Antwort in Händen:
«Lieber Sohn,« lautete das Schrei
ben, »ich hätte es jeht sehr leicht, Dich
·
« sit dem beliebten Worte zu ärgern:
EiehstetT das thue ich aber nicht«
obgleich ich Dir mit anerkennenswer
Oer Beredsamkeit von der Nieder
lassung in Deinem gottverlassenen
« Rest abgeredet habe.
· Vielmehr weiß ich Dir einen guten
Rath, iiber den ich Dir nur zunächst
- ,- nicht aus der Haut zu fahren bitte.
« st-— —- Wir haben nämlich hier in un
« serem Sanatoriuni einen etwas wun
- . dertichen Derrn, einen schwer-reichen
Kartosselbarom der sieben Brenne
J seien oder dgl. besißt und natürlich
T W dessen ein geschworener Anti
-·.Mliter ist.
Hier irr-unserer Anstalt haben wir
Hielt-n Papillen, der nur siir strenge
hsairerheilgliiubige eingerichtet ist. Un
JVIet Baron wäre sonst gar nicht zu uns
n, denn er haßt die Aerztr.
ich ihm nicht einmal verdenlen
« sue-; t.«-.4 -.... J-- z....-«. »nu
II laws IIUII SIIISII IUOIBIII ZIUIIUIE ·
ten nnd heiteren Mann, der bereit
wäre, als sein Gesellschafter und Se
«Lretiir mit ihm auf Reisen zu gehen.
« ’ —- Der Mann muß aber, merke wohl
—« Wllundiger sein. — Er muß
Ins die Medizin und die Mediziner
· chiinpsen können und darf um keinen
, eis verrathen, daß er irgend ein
,." , atliches, wissenschaftliches Examen
.« semacht hat.
Diesem herrn habe ich Dich em
gx psohleth indem ich selbstverständlich
ederheimlichth daß Du ein ausgezeich
,.sehr Arzt seiejt —- Jch habe ihm ge
Hkagt daß wir zusammen studiri haben
-.'x —- Du hättest ja auch damals Philo
»z·«,-«-sodhie also habe ich vergessen zu er
. Gähnt-n daß Du außer Philosophie
s seh eiliches anderes studirt habest —
IJud m will Dich der Mann engagi
M -
IF Or bietet Dir ein Jahr angenehmer
T. Ieise- irn Süden Europas an, dazu
eins-hatt von dreitausend Mart, die
« » M unangeriihrt in der Ta
les-Weg kannst, da Zie: alle nnd
» s W unterwegs n zukünf
" « Mr haftet.
« Zwist-W lage-. M Jst-e
s U. C
« sz Ist-The olche Gelegen
W qu Tage lernt-It ein Ebri
gesunder nnd gntmiithiger
M W dem-ht- Idee
.M Mit M N wvlik
seine-a ander
II
Ort als Deinem außerhalb jedes
Planeten gelegenen Dars, dente ich. l
Ich werde inzwischen danach Ans
schau halten.
Die Adresse Deines zukünftigen
Reisegefährten findest Du hierbei. .
Mit herzlichen Größen hin ich Dein
alter Psissilns Fritz Statius.«
Doktor Färber überlegte nicht län
ger als eine lange Nacht. —- Schon
arn nächsten Morgen ging seis- zu
sagende Antwort ab, die er zugleich
brieslich an seine kleine Grethe berich
tete. —- Dieser theilte er freilich nichts
Näheres iisber sein bevorstehendes
Engagement mit; denn im Grunde
seines Herzens schämte er sich gewal
tig, daß er seine edle Wissenschaft
verleugnen mußte. —- Jndessen, was
thut man nicht, um eine neue Lebens
wendung herbeizuführen, von der
mian das Allerbeste hosstl
Und dann stand er vor seinem
»Brodherrn«. Es war wirklich ein
sehr reicher Brennereibesitzer, ein Herr
Wullmer, dessen ungeheure Beleidi
heii Martin zunächst förmlich er
schreckte. Aber bald hörte er, wie
ihm der arme Herr selber sein Leid
klagte und ihn dadurch beruhigte.
»Sehen Sie,« sagte er, «habe ich
nun nicht vollkommen recht, die stu
dirten Aerzte zu hassen? Zu solch
einem Koloß haben sie mich gemacht
—-——sie, die Aerzte selbstl«
»Aber wie ist das gekommen?'«
Os- l:-I--— D-- 02-f--- '--2 II-,
»ou, use-St Ost Uusvbs, qui-s usu
nen Sie wohl fragen! Zuerst hat mich
so ein verslixter Kerl von Arzt, weil
ich ein Bischen zur Beleibtheit neigte,
mit einem schenßlichen Präparat be
handelt und so mager gemacht, daß
man mich hätte durch ein Nadelöhr
sädeln tönnen. —- Jch sa aus, als
psifse ich aus dem lenken acht-und
aus dem werde ich wohl auch get-fifer
haben, denn alle Welt hielt mich sür
einen Todeslandidaten --meinesied
zehn Neffen freuten sich schon auf
mein Begräbniß.
, Da ging ich zu einer anderen »Au
torität«, und die versprach, mich wie
der zu Fleisch zu bringen
Das that sie ja nun auch — aber
zu seht-! Jch wurde die Wirkung ihrer
Kur nicht wieder los-, und so viel ich
sie anslehte und ihr Gold in Hausen
bot-ich wurde immer dicker und
dicker! Entsetzlich!«
Martin tröstete den schnaufenden
und stöhnenden Herrn und versicherte
ihm, daß mit ilse der Naturheil
methode »selb»t:verständlich« Herr
Wullmer wieder zu einem normalen
Umfang gelangen und seine mannig
fachen Beschwerden los-werden toiirsdr.
Was diese Beschwerden betraf, so
merkte Dr.F-örber schon nach ein paar
Tagen, daß sie meist eingebildeter
Natur waren und deshalb seinen
harmlosen Maturheilmitteln ldie er
als vernünftiger Arzt ohnehin nie
mals oernachliissrgt hatte) schnell
wichen.
Aus der Reise nach dem Süden gin
gen die Kuren immer wunderschön
glatt vor sich. Jn Berlin im hotel
erkrankte herr Wullrner an Rücken
schmerzen —- heiße Sandsäcke besei
tigten den Schaden sehr geschwind-—
Jn Dresden hatte der Aermste heftige
Beschwerden um die Mitte des Leib-es
rann Wurme Umschliige machten
ihn wieder gesund. —- n Stuttgart
stellte sich Fieberhige un Durst ein;
kalte Giisse und eine Menge Trink
tvasser halfen dem Uebel ab.
Und da in den Zwischenpausen der
gntehetr ein sehrfideler und a. e
nehmer Gesellschafter war, so g iel
ch der Doltor in seiner sonderbaren
Stellung recht gut.
Wenn nur nicht das böse Gewissen
gewesen wäret
Das quälte ihn über die Maßen.
und immer, wenn er mit seinem Gön
ner von seinen persönlichen Angele
heiten sprach, mußte er sich arg zu
sammennehmen um sich nicht zu ver
sprechen und von seiner ärztlichen
Praxis und iisbrigen medizinbesleckten
Bergangenhetten reden.
So war ein halbes Jahr in schon
stem Eirwernehmen vergangen, als
plöslich etwas eintrat, was weder
Martin noch Herr Wullmer voraus
gesehen hatten·
Herr Wnllmer wurde nämlich
ern lich trank.
rotzdem er während der letzten
Monate erheblich an Gewicht verloren
und sich einer immer besseren Gesund
heit erfreut hatte, vertrug doch seine
Natur nicht ein FestmcchL an dem er
hintereinander Langnsten, Tomaten,
Hahn in Reis, Plumpudving Oel
fische, Weintrauben, Austern, Käse
und Schott-lade gegessen und dazu
Astispumante, Porter, saure Milch,
Selierwasser und deutsche Biere ge
trunken hatet. Denn den Auch-Lis
mus hatte er mit Farbets Hilfe auf
gegeben.
Ein schweres gastrisches Fieber
stellte ich ein und wollte auch trotz
tram hafter Anwendung sämmtli
Zer Naturheilmittel nicht weichen.
r. ’rber war in allen Zuständen.
Als aber am vierten Tage noch
eine rschltmmerung zeigte, da
konnte sich der Doktor nichti mehr
Eisen-et mußte zu seiner eigenen
«ssenschast reifen.
Er eilte n der Apothele undliesz
ein Rezept autfiihrem das ein erprob
tes Spezisituin für diesen- besonderen
Faå entläieltda s hu- hohe
ientas tte ein z " e ge
tloHY alt da er nun diese Medizin
dein sichernde- Lranten unter dein
Vorgehen e b, saß es ein timpler
Mksterthee ei, der besser wirke als
alle M der Alt.
Sprechen Sie das Wort Arznei
nicht aus!« bat der Kranke in seinem
breitesten Ostpkeußifch »Ich werde
womögxich noch krönter davon, wenn
ich es. hdre.«
» « !
uuu er user-are ern pcyll , gr
rieth in furchtbaren Schweiß surrd
drückte Färber dankbar die hand:
»Sie find ein Juwelt Die Krone
aller Naturheiltundigent Ich glaube,
jeßt werde ich wieder gesund werden«
Aber er ward erst gesund, als er
noch mehrere Tage ahnungslos die«
iible Arznie hinuntergeschluctt hatte.
Dann allerdings wandte sich ein
bedentlicher Zustand wieder dem -
seren zu, und« Dr. Färbers athmte aus.
»Gott sei Dant!'« dachte er. »Den
hätte ich über den Berg!«
Aber sein Gewissen schlug ihm
mehr als je. Denn nun wußte der
gute Herr Wullmer nicht genug das
Lob dieses Naturheiltundigen zu sin
gen, nicht genug zu betonen, daß ein
Lebensretter ihm »ohne alle Medizin«
das Leben erhalten habe.
»Sie sollen sich inMemel nieder
lassen. lieber Färber,« sagte er, »und
ich werde Jhnen Dutzende von Mien
ten zuführen! Außerdem gebe ich Ih
nen natürlich das Kapital, daß Siees
in ein oder zwei Jahren abwarten
können ———- nie irn Leben soll es
Jhnen wieder schlecht gehen!«
Da platzte der Dottor heraus:
»Lieber Herr Wullmer, das halte
ich nicht mehr aus! Jch war mein
ganzes Leben lang ein ehrlicher Kerk,
und nun soll ich Sie so betrügen —
—nein, es ist nun genug der Komö
die, hören Sie mich-an«
»Ko-—Komödie?« stotterte Herr
Wullmer.
Und nun-beichtete Martinp "rber.
Gan-z ausgiebig und tii tslos
beichtete er: schilderte, wie er zuerst
durch seinen Freund zu der Meleag
nung seines wahren Standes veran
laßt worden sei, und wie er zuletzt
doch nicht anders getonni habe, als
vermittelst der Arzneitunde seinem
Patienten das Leben zu retten.
»Aber daß Sie mir nun auch noch
alle Tage siir etwas danken,« schloß
er. »was ich garnicht gethan habe, das
halte ich nicht mehr crust s— Lieber
will ich zurückgehen aus mein Dorf
und mit meiner Grethe bis in alle
Ewigkeit hinein- warten, als einen so
gütigen »und vertrauen-den Freund
weiter hinters Licht siibren."
Er unterbrach seine reumiithige
Rede plößlich denn zu seinem uner
meßlichen Erstaunen brach Wullmer
in ein dröhnendes Gelächter aus.
Er schlug sich aus die Kniee, er bog
und wen-d sich vor Lachen«
»So ein verflixter Spißbubel«
stieß er dazwischen heraus· »So ein
infamigter Gauner!«
Aber er meinte es nicht ganzv so,
wie estlang —- Noch vor Ablauf des
Reisejahres lehrte Dr.Färber zuriick
in die Heimath holte Grethe von der
göjerlichen Schalle sort und führte sie
erm.
Er konnte sich jeßt das leisten.
Denn Herr Wullmer hatte ihm in der
That eine ausgiebige Praxis ver
schafft —- aber nicht mehr aufGrund
der alleinseligmachenden Naturwi
methode.
Hin steter Laub
Aus Turin wird berichtet: Ein
armer Bauer Namens Giovenale
Castellino in Fossano hatte von einem
herumstehenden Händler fiir 30-Lire
drei alte Matratzen getauft. Wäh
rend er mit dem Aus-bessern der einen
beschäftigt war, fand er zwischen
dem Futter verfchiedeneWertbvapiere,
die einen Gesammtwertb von 100,000
Lire repräsentirten Es ist ganz un
möglich, festzustellen, von wem die
Matratzen stammen, und auch der
Trödler tann ieine Auskunft über
die etwaigen früheren Befrder geben.
Tas Geld, das einstweilen bei der
Behörde deponiri ist, wird daber in
den definitiven Besitz des glücklichen
Finders übergeben.
Eine Odbleerwohmuep
nehöbcemvobnung bei vorge
schichtlichen Wehen ist bei Grabes
end in Enla land zufällig entdeckt wor
den, als r Boden siir den Bau
eines hauses ausgeschachtet wurde.
Einer der Arbeiter stieß dabei auf
einen Schacht, der etwa Z Fuß unter
der Oberfläche begann und über 45
Fuß senkrecht in die Tiefe führte wo
er nach Nachbame einer 3 Fuß
dicken Kalischicht in eine große künst
liche höble niijndete. Bei näberer
Untersuchung stellie sich beraus, daß
die Höhle durch eine rob aus festem
Kalt gebauene Wand in zwei Zim
mer getheilt war.
Des Ali-Ich
Junge Frau (zum beimtebrenden
Mann): »Ach, Artbur, wie freue ich
mich, baß Du da bist, mir ist diesen
Vormittag etwas Entschliches passirt,
bente Dir«
Mann (sie unterbrechend):»11m
himmels willen, Du bast doch nicht
etwa selbst getochti«
In see Rese.
Gattin: »Ein netter Mann bist Du!
Du tüninrerit Dich um mich weniger
als mn Deinen hund. Wenn nun
Dein Pudel sterben wiirDeW
Gatte: »So wiirde ich ibn aus
stopsen lassen.«
Gattin (erreat): »Für mich würdest
Du Die eine solche Wbe nicht
)
Ins königlichen cis-ersinnen
Jn mehr oder minder ausgeprägier
Weise gilt an allen bösen der Grund
satz, die heranwachsenden Prinzen
durch eine strenge, abhärtende Erzie-—
hung, durch einen einfachen, streng ge
regelten Lebensgang zu ihren künfti
gen Aufgaben beranzubilden«; wer be
sehlen soll, muß erst gehorchen lernen,
schwebt als Grundgedanke über der
ganzen Jugend der Fürsteniinder. Am
strengsten kommt das vielleicht, wigdie
»Lectures pour Sons« in einer hüb
schen Plauderei erzählen, bei der Er
ziehung der englischen Prinzen zum
Ausdruck.
sure rieinen Unreinnoer oronigl
Eduards, Prinz Eduard und Prinzl
Albert von York, bekommen fast nie
ihren Titel »tönigliche Hoheit« zu hö
ren, und daß man in der Anrede ih
ren Namen turzweg das Prädikat
»Prinz« voranschirtt, geschieht nur sei
ten. Körperkiche Abhärtung, Stüh
lung der Musteln, Erziehung zur
Entschlossenheit und zu thatträftigem
handeln, das bildet einstweilen das
Hauptmoment der Erziehung der eng
lischen Prinzen, erst später seßen die
strengen geistigen Studien ein, die an
fangs soviel als möglich mit dem
Spiel verknüpft werden. Dem tind
lichen Temperament tvird der größere
Spielraum zur Entfaltung gelassen.
Erst kürzlich ereignete es sich, daß die
Brüder Eduard und Albert nach echter
Jungenart sich in die Haare geriethen
und sich gegenseitig nach allen Regeln
der Kunst derprügelten. Der Zufall
führte ihren Vater an die Stätte des
Kampfes. Der Gouverneur der Klei
nen wollte die wackeren Streiter tren
nen, allein der Vater hinderte ihn dar
an. Er stellte nun die Bedingung, daß
die beiden sich sofort nach Abschluß der
Prügelei versöhnen sollten. Als er
nach zwei Minuten wiederkehrte, lagen
sich die Brüder in schönster Eintracht
in den Armen. Die Königin Vikto
ria hing mit rührender Liebe an ihren
Enkeltindern, aber stets ordnete sie
ihre Gefühle der- erzieherischen Wir
kung unter, die Kleinen wurden ziem
lich streng gehalten; allwöchentlich
sandten sie der Großmutter ihre
Zensuren ein« und waren sie gut,
so bekamen sie jeweils ein neues
Pfundstiick. Man weiß zu erzäh
len, daß der tleine Prinz nun ein
mal einen Tadel bekam. Da blieb
das schöne, blanke Psundstück aus«
und es kam nur ein Brief von der
Großmutter, die ihn auf die nächste
Woche vertröstetr. Der tleine Prinz
bezog keine Millionenapanage, und
das ausgebliebene Goldstück ·brachte
seine Finanzen in schlimmes Wanken.
Aber er wußte sich zu helfen: ertrug
den Brief seiner Großmutter sur-z ent
schlossen zum Autographenhündler,
und als er von dieser Expedition
heim-kehrte, trug er vier Goldstücke
in der Tasche.... Nicht selten tommt
es vor, daß Bittsteller ihre Gesuche
an die tleinen Prinzen richten, und
meist wird das Herz der königlichen
Eltern dann gerührt und sorgt im
Namen ihres tleinen Prinzen für Ab
hilfe. Selbst die tleine rinzes m
Zolanda von Savohen hat chon i re
"orrespondenz. Eine alte Offizierss
wittwe, die schon mehrfach umsonst
um eine kleine Erhöhung ihrer kärg
lühenPension uachgesucht hatte, adres
sirte schließlich ihre Bitte an »Jhre
königliche Hoheit die Prinzessin Yo
lande im Quirinal«. Man über
bri t das Schreiben dem König. Vit
tor manuel liest das Schriftstück
und giebt es dem Kastellan mit uner
schiitteriichem Ernst zurück. »Der
Brief ist an die königliche Pringessin
gerichtet, also überbringen Sie ihn
ihr-« Etwas verblüfft eilt der Ka
stellan ur Wiege, wo die kleine Prin
zessin sdchließ und als die tönt liche
Hoheit nicht aufwacht, übergiet er
denBries der Amme. »Was hat die
Prinzessrn gesagt?« fragt der König
den Kaftellam als er zurückkehrt.
Pein Wort-« «Schön. Wer schweigt,
t zu. Sorgen Sie dafür, daß
ie Bitte der Dame erfüllt wirb.«
Die Japaner me- Ray-len.
Wie aus Paris berichtet wird, ist
dort eine Schaar japanischer Kauf
leute eingetroffen, die eifrig alle
Kunsthandlunsen und Antiquitäten
läden durchstöbern und ihre Stati
ziige bis in die entlegensten Gassen
ausdehnen, nur um alte Nat-pleon
Statuetten zu erhandeln oder alte
Knpserstiche, die den großen Korsen
darstellen Denn das Eroberervolt
des fernen Ostens blickt mit Bewun
Urung und mit besonderer Vorliebe
aus den großen französischen Erobe
rer, und man sagt nicht fu viel,
wenn man von einem leiden chastli
chen NapoleonRultuB der ·—apaner
spricht. Einem japanischen ssizier
kann man kaum eine größere Freude
machen, als wenn man ihm ein Bild
Napoleons verschafft; Admiral Togo
besißt eine ganze Sammlung von
NapoleonsStatuettem die ihm fast
alle nach dem Kriege als Geschenke
sit-erreicht wurden. Und in dieser
Vorliebe sin den großen Kaiser der
Franzosen steht auch der Milado sei
nen Osfizieren in nichts nach. Wenn
man in Tolio seinen Palast beteitt,
so stößt man alsbald aus die be
riilyrnte RapoleonWiiste von Haufe-In
nnd ans das Bildnis des er en
Sonst-li, das Tanova geformt hat.
W
I Die Zieh-use see Tropen.
Der Gang der Erdgeschichte in der
Vergangenheit läßt daraus schließen,
daß eine Zeit kommen diirste« in der
sich die Beroohnbarteit der Erde im
mer mehr aus die Nähe des Aequas
tors chränlen wird. Allerdings
t die enschheit wohl noch einige
eit diese Entwicklung abzuwarten,
denn vorläufig ist es ja in den ge
mäßigten Zonen noch auszuhaltem
und man braucht noch nicht allzu ehr
nach den Tropen zu schielen. m
merhin ist schon jetzt ein Prophet aus
sietretem der behauptet hat, die weiße
asse werde sich schon in den nächsten
2 bis 3 Jahrhunderten allmählich
nach den Tropenlänsdern ziehen, die
einen weit rößeren Ertrag siir die
menschliche rbeit bieten. DieGriinde,
rrarum sich ein solcher Vorgang nicht
allzu schnell abspielen tönnte, selbst
wenn eine noch tärier zwingende
Nothwendigieii dasiir vorläge, ist in
der bekannten Thatsache begriindet,
daß die weiße Rasse das Tropenllimi
nicht verträgt. Gerade jetzt hat man
angefangen, über diesen Punkt etwas
anders zu denken, und hat die Hofs
nung gefaßt, daß die Besiegung der
gefährlichsten Tropentranlbeiten in
hohem Grade gelingen wird; damit
wäre dann das hauptsächliche Hinder
niß siir einen dauernden Ausenthalt
von Weißen in den Tropen beseitigt.
Dennoch müssen noch andere Um
stände in Rücksicht gezogen werden,
und war namentlich die Wahrschein
lichkeit, daß die große Ertragsfähig
keit der Tropen selbst eine Gefahr be
deutet. Die Wochenschrist »Soimce«
erinnert daran, daß ein hervorragen
der Volkswirth einmal die Banane
den Fluch der Tropen genannt hat,
weil sie durch ihr leichtes Gedeihen
und die großen Ernten an nahrhas
ten krüchtem die sie gewährt, dem
Men chen das Leben zu leicht macht.
Es ist ja unzweifelhaft, daß der
Mensch um so tüchtiger wird, je schwe
rer ihm das Leben gemacht wird, und
aus diesem Grunde werden wohl die
gemäßiaten Zonen, wo der »Kamps
um’s Dasein« am heftigsten ent
-brennt, noch auf lange hinaus der
Sitz der überlegenen Rasse bleiben,
wenigstens so lange, bis die Pom
tälte in unseren Breiten hinabgestie
gen sein wird.
WH
Der btlltsfre Erinnre-.
Daß ein Ertrazug für eine Mart
und zehn Pfennig gestellt wird-, dürfte
in der Eisenbabngeschichte wohl eine
Seltenheit sein und doch totnrnt sie
wiederholt vor, und zwar auf der
Strecke JnfterburgsMemel Wenn der
in Jnsterburg eintressende D-Zug
Nachts eine größere Verspätung als
fünfzig Minuten bat. muß ein Nach-—
qua abaelassen werden fiir den Fall,
daß mindestens zehn kahrgijfte siir
den Zug Jnsterbukg- mel vorhan
den sind. Es kommt nun öfter vor,
daß nur neun Fahrlarten gelöst wer
den. Dann wi en sich aber die Nei
senden, unt doch noch einen Ertrazug
nach Memel zu bekommen, aus sol
genee Weise zu helfen: Sie bestellen
sich telegrapbisch fiir 25 Pfennig eine
Fahrtarte dritter Klasse für 85Psens
«nig nach Metnel. · Diese Karte muß
von einem Gepacktriiger an den Zug
gebracht ,tverden. und durch dieses
Manöver ist dann die Verwaltung
genöthigt, einen Extrazug abgehen zu
lassen.
Eine frayösfchessasevortusel
hat der vor einigen Tagen verstorbene
Gastswirth Ohrendorf in Salchendorf
37 Jahre mit sich rumgetragen. Sie
war ihm in der lacht bei Wörtb
unterhalb des Kniegelenls in das
Bein eingedrizn en und wurde jetzt
nach seinem To e, eine-m vorn Ver
storbenen ausgesprochenen Willen e
mäß, entfernt. Sie hatte noch ie
blau raue Färbung einer erft eben
abg chossenen Kugel und zeigte auch
keinerlei Veränderung in der Form,
nur die Spihe war feitlich etwas
abgeplatiet. Ihrem Träger hat sie
während verlangen Zeit fast gar
keine Beschwerden verursacht, weshalb
er sie auch schen ließ. trogdenr ihm
die Aetzts ihre Entfernung wieder
holt angerathen hatten.
W
Wust-Loh
»Nun, wie gefällt dir meine Braut,
schöne Contsineim ,
»Seht gut — ein herrliches Mäd
chen, die schönen Augen, der zarte
Teint, ihr hübsches Haar gefallen mir
ausgezeichnet —- und auch die Zähne
sind ein« Meisterwerkv der Technit!«
D seit
Er: »Es ift merkwürdig, daß Du
immer sogenannte gute Geschäfte ma
chen mußt, wenn Du ausgehstl Jch
möchte nur wissen, an welchem Tage
Du kein gutes Geschäft gemacht hasti«
Sie: »An meinem Hochzeitstage!«
Durchs-band
Bewerber: »Ich tann ohne Jhre
Tochter nicht mehr leben und bitte
Sie, mir ihre Hand nicht zu versa
gen.«
Bankier: «Pfui. schämen Sie sich,
junger Mann, als ich noch in Jhren
Jahren war, hatte ich Kredit in Hülle
und Fülle-«
Er weiß Bescheid.
Schauspieldirettor: »Die Kannst-a
lenszene müssen wir recht realiftisch
gestalten; wissen Sie nicht« wie man
das am besten zuwege bringt?«
« Krititeu »Laffen Sie nur sechs
von Jhren Künstlern austreten, die
noch teine Gage bekommen haben, die
werden schon ein solches Jndianerge
heuk anstimmen, das an Realismuö
nichts zu wünschen übrig lassen
wird!«
Helf, was helfen mag!
»Sie haben was Schönes angerich
tet, here Professor!«
,,»Angerichtet? Jch?«
»Ja, Sie haben doch kürzlich bei
Zuns gesagt, daß die Rassen im Ka
jlender um dreizehn Tage zuriict seien,
und daß man daher beim Ueber-schrei
ten der rufsischen Grenze dreizehn
ITage jünger wird!«
E »Na ja, und?«
s »Und? Jetzt will unsere Erbtante
snach Rußland auswandern!"
V
— «- —-.-.-.—
Dis-!
Frau A.: »Na, was macht Jhre
Nachbarin?«
Frau B.: »Ach, es geht ihr jeden
sallg ganz gut; ich habe seit sechs
Wochen tein Wort mii ihr gesprochen!«
Frau A.: »Ich dachte, Sie unter
shielten die besten Beziehungen?«
H Frau V·: »Ja, das war auch der
Fall. Aber seitdem haben wir mit
den Dienstboten getauscht."
Doppelwand
»Haben Sie es gehört, meine her
Tren, Herr Haber hat soeben öffentlich
erklärt, ich sei ein Nindvieh!«
- »Gewiß, das wird auch niemand be
streiten!" «
Zu est-Mitwelt
Dame: »Mich wundert, Herr Leut
nant, daß Sie nicht heirathen!«
s Leutnant: »Ach, unmöglich Gniii
digste,« würde ja zu viele Hoffnungen
damit vernichten!«
Ein »Zu-Fall«.
A.: »Wie ist wohl der Meyer zu sei
ner netten Frau getommeni«
B.: »Er toar ihr beim Herunters
steigen von einer morschen Treppe be-.
ihilslich, die zusammenbrach, woraus
sie ihm in die Arme stel!« -
A.: »Alle ein Zusall!«
—
Ein Kenner
Freier: »Den Rommerzienrath, ich
bete Ihre Tochter an und werde sie ans
Händen tragen . . .'«
Kommerzinerath: «Ach reden Sie
doch nicht solchen Unsinn zusammen,
das habe ich damals zu meinem
Schwiegervater auch gesagt.«
such ein Grund.
A.: »Nun Sie mai, der Esel vor
Ihrem Wagen macht ja heute so ein
stolzes Gesicht.«
B.: »Das glaube ich, der hat auch
eine Pserdedecke um.«
Rai-.
— .
Bauer (einen gefüllten Luftballon bktrschtend): «Satra, da CAN I
Lan-sc dazua, bis ma so oan aufblast!«