Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 27, 1907, Sweiter Theil., Image 5

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s Stmt5—«-"Anzeiger und 71'cerold. "
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Wsäiiiisksiisäiij
kaiv Ists-up geehr» 27. Dezember i907. ("ZiI-eik;;«k-Tjjäi"cs)
Nmiiixixk « 13
Uuch ein Sflvestekabendfws
Humoreite von F r i e-d. T h i e m e.
Sylvesterabend.
Jm Solon des Justizraths Norseld
saß eine kleine Gesell-schuf behaglich
sbe samtnen. Der Justizrath mit sei
ner Gattin ein paar Freunde des
usesf demithaivhren stDametnåusDeZ
mp r onna ieg r·s elsn
zur Decke empor, seinen Dust mit
demjenigen der Von-le zu einem echten
kästlichen Nasen-schwang oereinigend.
Die« lustige Unterhaltung war im
Flusse. Die Anwesenden erzählten
von denjenigen Sylyvesterabenden
ihres Lebens, die sich durch irgend ein
merkwürdige-·- Ereigniß oder durch
besonders vergnügten Berlan ihrer
Erinnerung nm sestesten eingeprägt
hatten «
»Nun bist Du an »der Neihr, Her
mann,« wandte sich der Direttot As
bach an den Hausherrn "
»Seht wohl,« erwiderte dieser lä
chelnd. »So will ich Euch von dem
zugleich schrecklichsten und schönsten
Sykvesternbend meines Lebens erzäh
len.«'
Oe-«I-8J. ht--«I-f:«f. »st- XVI-ty
»«,«»....» ........, .....- ...,.....
lachte Frau Stadtrath Bangen »Gebt
acht, das giebt eine Geiz-mitergr
sckyi tel« - «
« ie irren, verehrte Freundin,«
entgegnete der Justizrath. »Ich habe
niemals, weder Gespenster noch Gei
ster Herzens-es existirt nicht so wiel
über iiissiger Geist in der Welt, daß
er sich auch noch die Extravasganz des
Spulens gestatten könnte. Wenn ich
aber auch keine Gespenster erblickte, so
waren doch die drei Stunden, von
denen ich rede, die furchtbarften mei
nes Lebens.«
»Sie machen uns neugierig —
ischießen Sie loö,« drängte der Archi
tekt Wolf.
Der Justizraih starrte sich lächelnd.
durch einen Schluck aus dem Glase?
und einen träftigen Zug ans der.
Zigarre, dann begann er: I
»Ich war damals noch Referendar
am Lanoäericht zip-H· nnd sing aufs
Freiercfii en. Der Gegenstand mei
ner Wünsche war das schönste Mäd
chen der Stadt, eine entzückende Blon- .
din- rnii Azuraugem rothen Wangen
und allerliebsien Grübchen.« ·
Hier erröthete die Frau Justizrath.
» ustizrath, Deine Frau wird
eifer iichtig.« neckte Asdent-. .
»Das wird sie wohl bleiben lassen,« «
versicherte Norfeld im Tone innigsters
Uederzeugung. »Die Rede ist näm-;
lich von ihr selbst. Gelt, Magda?« ;
«Mach’ es nur tur3,'« sagte dieses
lächelnd.
-.· - » »s
»Ich km swvn fertig. also-Mitme!
Magdo war die Tochter eines ange
sehenen Arztes, des Sanitiitsrathes
Höfling. Wir hatten uns zuerst aus
einem Balle gesehen; die Blicke such
ten, trafen und magnetisirten sich; die
geheimnißvolle magische Kraft, welche
nach Schiller mit dem Hunger zusam
men das Weltgetriebe erhält, seierte
ihren alten und doch ewig neuen
Triumph. Wir liebten einander, und
in einer glücklichen Stunde tauschten
twir das Betenntniß unserer Herzens
sympathie aus. Mit ihrem Jawort
enthüllte mir jedoch Magda zu meiner
« Bestiirzung gleichzeitig ein ernstliche-i
Hindernisz. Dies bestand in nichts
Getingerem, als der entschiedenen Ab
neignna ihres Vaters genen den gan
zen juristischen Stand. Der alte Herr
hatte einen Prozeß verloren und schob
die Schuld, wie dies ost geschieht, auf
die Richter Von Stund an waren
ihm alle Juristen nur noch Rechts
verdreherx ihm dürfte nie so ein
Mensch in’3 Deus kommen, äußerte
er, und Magda ertliirte mir, daß sie
nicht wagen dürfte, ihm in seiner ge
reizten Stimmung mit der Eröffnung
unter die Augen zu treten, das-, sie
ihm ein ungkitckltches Mitglied dieses
verhaßten Standes als Schwiegersohn
in seine Voterame zu führen gedenke.
Das war nun freilich recht satal.
Ei hieß eben warten, und das thaten
wir auch eine Zeiltong —- aber die
Liebe ist ungedutdig —- tvir leaten
uns des öfteren die Frage vor, was
denn eigentlich wenden solle. und san
den troß alles Griibelns keine Ant
stvort daraus.
So tarn der Sowester heran. Am
Reujahrsmor n wollte ich nach Hause
zu den Mein gen reisen, ich betet-sich
tigte daher, meiner Angebeteten meine
Neuiahrigriiße noch am Abende zu
til-erbringen- Aber wie es ansangen,
ohne dem gestrengen Papa in die
Hände zu lausenf Sprechen mußte
ich Mogda noch, bevor ich fortging.
sdenn meine Abwesenheit sollte 14
To e währen, und so lange — Sie
Ver ehen schon·
s , Kur resolvirt seste ich mich hin
C unds rieb an Magda ein Billet. Sie
, « Watte mir gesagt, daßste selber regel- -
’» Iößig die etnlausenden Postsachen tn
J
ruhig ristiren. Die Antwort erfolgte
umgebend: Ihr Bruder Walter seizu
Besuch getommen, und der Vater
werde mit ihm Abends um acht Uhr
nach Lindenhof fahren, wo er eine
schwertraniie Frau in Behandlung
habe. Er sei schon am Vormittag
draußen gewesen und habe geäußert,
er müsse Abends noch einmal hinaus,
es handle sich um Tod und Leben
Walter, der ebenfalls Medizin smdirt,
habe sich erboten, ihn zu begleiten
Sie würde infolgedessen den Abend
mit einer Freundin verbringen; ich
mde mich also nur gegen acht Uhr
—oder noch sicherer halJb neun Uihr
—im Hause einfinden. In Gegen
wart der Freundin dürfte see schon
einige Worte mit mir wechseln. sTtem
Mädchen gegen-über sollte ich nur zum
Schein nach dem Sanitiitsrath oder
ihrem Bruder fragen; ich könne ein
dringendes Geschäft vor-schützen, und
da beide abwesend seien, sie zu spre
chen verlangen. Sie werde für alles
übrige schon sorgen.
»Wer war seliger als ich! Punkt
halb neun Uhr stand ich vor dem
Hause. Jch tli.ngelte; ein Mädchen
erschien. ' ·
Empfang nähme, ich konnte es nis
o- - — ----- -
»staat- rch Herrn Damian-taro
Höfling sprechen?«
,,Bedaure, er ist abwesend."
»Oder Vielleicht Herrn Höslsing
junior?«
» Auch dieser ist nicht da."
»Schade chade —- ich möchte in
einer dringenden Angelegenheit —
-ist nicht die Frau Sanitiitsrath viel
leicht zu Hau eou
»Ich wußte daß das nicht der Fall
sein konnte. Sie ruhte schon lange im
Grabe. Aber in der Verlegenheit —
,,Eö ist Niemand da, als das gnä
dige Fräulein Soll ich Sie bei ihr
melden i«
»Ich bitte darum —- Doltor Nor
ield ist mein Name —ich werde ihre
eit nur wenige Minuten in- An-!
pruch nehmen« . !
Sie bat mich, einstweilen in den
Satan zu treten. Kaum hatte ich es
gethan, so lehrte Isie auch schon wie
der zurück mit der "Meldung, das
Fräulein lasse mich bitten, in das
Wohnzimmer zu treten, da im Salon
nicht geheizt sei.
So gelangte ich glücklich zu ihr-—
meine Einführung vollzog sich ganz
programmmäßig. Wenn nur mein
Abgang ebenso glatt von statten ge
gangen wäre. Aber es sollte anders
comment
- Magda war allein Jhre Freundin
hatte Zahnschtnerzen belommen —;
wahrscheinlich vom Rosmenstollen —
soeben erst war ihre Absage einge-.
trosfen. s
Um so besser, dachte Ich MeineGe ;
liebte aber schien nicht zufrieden mit
dem Intermezzo, sie zeigte sich verle
gen und reichte mir nur schüchtern die
Hand.
»Bitte, nehmen Sie Platz, Herr
Reserendar ——«
»Magda,« ries ich vorwurfsvoll.
Sie blickte ängsstslichmach der Thür.
»Vorsicht!« lispelte see erröthensd.
»Setzen Sie sich, Herrnann —- und.
nicht wahr,« bat sie mit einem flehen
ten Blicke, »Sie bleiben nicht lange?«
Wenn Papa zufällig sriiher zurück
täme —- und dann unser Mädchen —
darf ich Ihnen eine Tasse Thee ein
schenken?«
Die Jngrediengen und Apparate
Pier-zu standen aus dem Tische. Jch
agte »ja«, setzte mich und verschlang
mit Entzücken den von ihr mit eigener
holder band bereiteten Ther. O, die
ser Theet Jch lann nicht sagen, daß
er sehr starl war aber mir schien er
ein himmlisches sabsalt lind erst der
Zucker, den sie mit ihren zierlichen
Rosensingern mir darreichtei Esl
war —«
»Bitte, hermann, hzite Dich nicht
bei deriei Nebensächlichteiten auf,«
unterbrach die Frau Justizrath hier
wieder erröthend ihren« Gatten.
»Uebrisgens finde ich es ziemlich rück
sichtslos, meinen Thee noch nach 20
Jahren zu werieumden.«
Der Justizrath lachte. »Ich kann
doch nicht mehr thun, als versicheru,
daß er mir entzsiiciend mundete,
Mo da! Doch weiter. Jch transt eine
Ta e, zwei, drei. Ich hätte noch mehr
getrunken, obwohl ich keinen Rum da
zu erhielt. Jch fürchte ich hätte meis
nen Mo n, meinen Verstand, mein
ganzes y tem in Thee ersäuft, wenn
er nicht a e gewesen wäre. Während
dessen plauderien wir beide etwas
verle ener als Tonst; endlich reichte ich
ihr ie Hand zum Abschied.
Li»;xuf frohes Wirt-ersehen mein
e .«
»Gott geleite Sie, Herinann,« flö
teten ihre L· .
»Sie —- Mdai Und bekomme
ich keinen ——«
Sie athmete tief, erglsiihte, wurde
bleich, lächelte, vergeß eine Thriine.
Ein schwerer Mart-L aber »die Liebe
siegte. Jhr süßes Haupt neigte sich
einen Augenblick mir zu, ich ziehe es
zu mir heran, presse es an mich —«
»O. Du Glücklicher,« wars Dir-et
tor Asbach bedeutungsvoll hin. »Bei
Deiner Schilderung läuft einem ja
das Wasser im- sMunde zusammen.«
»Ich Glücklicher?« rief der Justiz
rath. »P-aßt nsur erst aus! Also, isP
ziehe ihr Haupt zsu mir herüber,pre e
es an mich ——- da ertönt plötzlich aus
dem Winkel hinter dem Sopha ein.
zorniges Knarren und Fauchen. daß
sich im nächsten Moment in ein wü
thendes Gebell verwandelt, und mit
einem einzigen Sprunge sieht jäh eine
ricsige Dogge vor srnir, die großen
spitzen Zähne sletschend und meine
höchst sbestiirzte Person mit Blicken
betrachtend, die man keineswegs mild
oder sanft hätte nennen können. Eher
würde der Ausdruck »entfl-ammte
Tigeraugen« am Platze sein, und dem
Uebersall eines Tigers glich dieScene
in der That. .
EJch swußte nicht, was thun-nur
daseine war mir klar, daß ich auf den
ersehnten Kuß verzichten mußte. s
»Der Hund denkt, ich will Jhnen
ein Leid zufügen, Miagda,« rief ich,
erschrocken meine Hand zurückstehend
»Es scheint so,«« sliisterte ste, gleich
falls entsetzt. »Casar, geh,« komman
dirte sie dann laut fdas gisgantische
Thier mit energischer Gebärde zurück
weisend. »«Leg’ dich, Cäsar, allons!«
Aber Cäsar hörte nicht, sondern
blieb mit drohen-d erhobener Schnauze
vor mir stehen.
»Weißt er?« fragte ich, nicht ganz
ohne Zagen .
»Ja-er ist ein sehr scharfer Hund
—er gehört meinem Bruder, derihn
heute mitsich gebracht und hier gelas
Ae—
»Er thut mir nichts: ich könnte
meinen Kon in seinen Rachen legen.
Bitte, gehen Sie, Herrmcrnn.«
" »So leb’ denn kwohl, mein herziges
Liebt«
-- So sprechend und ihr noch einen
Kuß z-uwerfen«d, ziehe ich mich lang
sam nach der Tshiir zurück. Du, wie
jjch nur den erstenYSchritt thue —
.s?ttieine Freunde, noch heute erhebt mir
Jkdas Herz im Leibe, wenn ich an- den
Schreck denke —- macht das Ungeheuer
wiederum einen mächtigen Satz asuf
mich zu, ohne einen sLaut auszuftoßen,
fährt er mit den gewaltigen Pransken
snach oben, legt mir auf jede Schulter
eine und fletscht mich an mit einer
Grimasse, als wollte er sagen: »Noch
ein-e Bewegung und du bist des
»So-dest«
»Um Gotteswillen!" rief Magda
itternd. ,,Cäsar —- allsons, leg’
ich! Cäsar, Hund, willst du z-uriick’·
Um alles in der Welt, rühren Sie
sich nicht, Herrmansn —- der Bis-se
wicht könnte Sie zerreiße«n.«
»Rufen Sie ishn zurück, swenn es
Jhnen möglich ist,« gab ich zsur Ant
wort, meinen Ton dampfend, um das
Thier nicht zu reizen.
Wieder rief, schmeichelte, koste jie
—zuletzt wagte sie es sogar — ich
sah es mit klopfendem Herzen —-die
Bestie im Nacken zu Packen unsd zu
rückzuziehen. Jch darf wohl ohne
Scheu zugestehen, mir war nicht ganz
wohl bei dieser Situation. Der heiße
Athem des Ungethüsms sengte meine
Wange, vder Schweiß troff mir mon
der Stirn. Das Blut drängte sich
mir nach Herz unsd Lungen und
preßte qualwoll meine Adern aus
einander. Indessen schien es, als ge
lliinge es dem muthigen Mädchen, noch
e------A
Sylvestergrusa
Yok- Julkpdkzkemiw
Da jammert man auf Erden
Vor jedem neuen « abk:
»Mag’6 endlich be set werden,
Als dac- vergangne warl«
Die Herzen stehen exer
Zu jauchzendem Emp ang —-— —- —
Warmn nur so viel Hoffen
Und gar so wenig ——- — Dank-U
Wenn hell die Gläser klingen,
Um beim Silvesterpunsch
Dem neuen Jahr zu bringen
Willkomm und Segenoivutisch,
Jcb will es anders eilten
In dieser Wendena .«t,
Dem akien Jahr —-—— dem alten -—
Sei still mein Glasr- gebrachtl
Tiefdunlle Schleier weben
Um meiner Zukunft Land -—- —»- —
Wer kann, wer tvill sie heben
Mit frevelhafter Handl
Doch was das Jahr gegeben
An Trauer und in Glück,
Das ist von meinem Leben
Ein mir vertraute-i Stiickl
Traus kann ich weiter bauen
Zug neue Jahr hinein,
as kann ich überschauen
Und dafür dankbar seini
»Ich tlage nun nnd nimmer,
poll schmähen, Iver da magl
Mir flog von Glii ein Schimmer
Selbst durch den chwersten Tagi
Mir klingen bolde Grüße
Auch aus der schwersten Zeit,
Es liegt ein Kern von «
Auch in dem tiefsten Leidl
Und war uns auch der Sorgen
Gar reiches Maß beschert —
Ein goldner Frühlingsmorqen
Jst manchen sunnmer werth.
Als heißer Lebenszecher
Bring ich beim Abschied dar
Dir den umkränzten Becher,
Du liebes altes Fahrt
Was- anch dein Ring umschlossen —
Von Lust und Leid durchbebt —-—
Jch hab dich doch genossen,
Ich hab« dich doch —- —- dnrchlebtl
Haus der Kranken nehmen wollte
Oder vielmehr Papa nicht, der das
nicht liebt. Jch hatte gar nicht mehr
an ihn gedacht; er hat so ruhig m
seinem Winkel geschlafen Nach Wal
terZ Schibdetungen ist er äußerstg
jährlich Sie können von Glück sa
gen, daß er nicht zugepackt hat ——
»Aber wie tann hr Herr Bruder!
nur so ein gefährli s Thier mitsich
führen? Die Bestie kann ja ein He
sen bat, da er ihn nicht mit in dapl
(
-i
den-Unglück anrichten.«
»Nein, nein,« erwiderte Magda; »ja
thut sie nichts. Sie hat nur Jhre
Bewegung mißverstanden«
Cäsars« begann sie sanft lockend
und streichelte das schöne Rassethier
über sein prächtig gezeichneies Fell,
»tomm, mein guter Cäsar, leg dich,
der Herr thut mir nichts.«
Der Hund knurrte noch einmal
aab aber doch der schmeichelndenVitte
Gehör. Langsam, mit mir zugewawntd
tem »Gesicht zog er sich nach seiner
Ecke zurück.
»So —- nun gehen Sie schnell,
theurer Herrmann —- auf Wieder
sehen unter günstigeren Verhältnis
sen,« drängt gte Msaglda, nun wieder
schalthast lächelnd. »Eilen Sie, da
mit sder Hund sich nicht noch einmal
eines Schlechteren besinnt."
»Ich soll Sie mit dem Cerberus
allein lassen?«
»Sehe ich denn aus wie die Hölle?«
»Nein, gewiß nichts-ich gestehe,
in Idiesem alle haben wir es mit
vkeinem Hö en-, sondern im Gegen
theil mit einein Himmel nd zu thun
-— troßdem kann ich mich nicht ent
schließen, Sie dem Ungethitm auf
Gnade oder Ungnade zu iiberlassen.«
einmal die Wuth der Dogge zu bre
chen. Das Thier knurrte und
fauchte, ließ sich aber zurückziehen
»Nun schnell hinaus-, schnell hin
aus,« mahnte Magda.
Ja, wenn ich erst man draußen ge
wesen wäre. J-ndessen——.die erste Be
wegung zurück, nnd die Bestie packte
mich von neuem.
»Er hört nicht auf mich, er folgt
mir nicht,« klagte meine Angebetete.
»Er kennt mich noch nicht lange ge
nug.«
»Was aber thu-n?«
»Ich will lversuchen-, ihn hinauszu
lockenk mir wird er lein Hinderniß in
den Weg legen.«
Sie schritt nach der Thür.
«Verlassen Sie mich nicht, Magda.
—Wenn das Ungeheuer Sie nicht
versteht-oder mir inzwischen —«
»Das wird er bei-des nicht-—- nur
einen Augenblick sGeduld.«
Sie ging hinaus, um nach einigen
Sekunden mit einem großen Stück
Wurst zurückzukehren Dies hielt sie
lockend dem Cerberus vor.
»Da, Cäsar, komm heraus!«
Doch Cäsar blieb unerbittlich ——
er hlinszelte wohl nach der appetitli
chen Wurst, aber von der Stelle wich
er kein Haar breit. Magda versuchte
alle möglichen Lockungen, und das her
beigeholie Mädchen vereinigste ihre
Bemühungen mit den ihrigen, ver
geben-St
»Es hilft nichts, Sie müssen hier
bleiben,« stöhnte Magda. »Ich will
versuchen, ihn nochmals einStiick weg
zubringen—— dann nehmen Sie rasch
Ihren Platz wieder ein« dagegenfswin
er nichts haben.«
»Aber Jbt Ostt Papa —«
,,Allerdin-gs; aber zwas sbleibt uns
anderes ü«brig,- als abzuwarten, bis
meinBsruder kommt und den Hund
zur Ruhe bringt.«
MHaben Sie nicht einen Revolver
da?« erkundigte isch misch. ,,Bielleicht,
daß er ——«
,,Alles, nur das nicht,« keuchie
Magda. »Er würde wissen, was das
bedeutet und — o, mein Herrmann,
es swäre entsenlichM
»Ich weiß etwas,« jubelte da das
Mädchen. »Wenn er da nicht drauf
reinfällt, »dann ift er nicht wegzu
locken.«
Sie stürzte fort, wir sahen ishr
hoffnungsvoll nach. Eine Minute spä
ter war sie iwieder vor der offenen
Thiir —was trug sie auf dem Arm?
Die Katze! ..
,,Ciifar——hier —- Miez·, Miez!«
Die arme Katze miaute kläglich,
versuchte zu kratzen «un-d sich loszu
reißen. iEinen Moment schien· es,
als habe« die Dienerin »das- rechte
Mittel gefunden. Die Augen meines
Belagerers funkelten und «rollten
fürchterlich; der Schaum floß aus
feinem Rachen. Der alte lErtbfejnd
seines Geschlechts bildete für ihn eine
ebenso große Versuchung, iwie für uns
ein Sack mit SDiamanten Indessen
—sein besseres «Hun«deselbst- trium
phirte —- er avar zu gut erzogen —
auch die Katze vermochte ihn seiner
Pflicht nicht ahwendig zu machen.
»Es blieb nichts «iibrig, als die sThiir
zu schließen; dann zerrte Mag-da wie
derum den Hund ein Stück von mir
hinweg, und zögern-d — während er
mich mit mißtrauisch-zornigen Blicken
verfolgte, — nahm ich meinen Platz
am Tische wieder ein. Eine Weile noch
blieb er in Positur, dann zog er sich —
kein Auge von mir wendend — in sei
nen Winkel zurück, aber ich durfte
kaum wagen, mich lebhaft zu bewegen,
so erklang sofort fein unheilverkün
dendes Knarren, und einmal, als ich
den Stuhl aus Verschen rückte, fuhr
er blitzschnell wieder drohend aus sei
nem Versteck hervor.
, Welch eine Situationil Da durfte
ich nun den Abend bei der Geliebten
verweilen —- aber unter welchen Um
ständen! Konnte ich in ihrer Nähe
einen Augenblick froh werdens Der
boshafte, heimtiickische, todtdrohende
Cerberus jeden meiner Athemziige be
lauernd — in immer nnheimlicherer
Nähe der mir fendliche Vater Mag
da’s, der vielleicht allen meinenGliicis
träumen mit einem Schlage ein Ende
machte! Was würde er sagen, wenn er
mich hier traf! Wie würde es der
armn Magda ergehen. Wahrlich, mir
erging es wie dem Mann im Sym
land, der sich zwischen dem wüthenden
Kameel und dem Drachen im Brun
nen befand, im Grunde war meine
Lage nicht ohne einen komischen Bei
geschmack, nur war ich damals weit
davon entfernt, ihn herauszufindeni
M--s«- k-«— -:-I-l. h--!-.-- :—M..-..
JJIUHUU IUUC Ilkch sUksIIHIsb DIIUSUIIZ
sal wie ich; doch vergaß sie in meiner
Noth die ihrige. Sie that alles mög
liche, mir meine Gefangenschaft er
träglich zu gestalten, brachte Cigarren,
ließ Wein und Bier auftischen —- o,
wie herrlich wäre es gewesen, wenn ein
wohlthätiger Schlagfluß die tückifche
Hundebestie getroffen hätte!
Und immer näher rückte die Stunde
der Rückkehr des Sanitätsraths —
wir fürchteten sie und sehnten sie»zu
gleich herbei. Jch befand mich ja wirk
lich in keiner beneidenswerthen Lage.
Der Hund konnte irgend eine Bewe
gung mißverstehen — Himmel, wenn
ich hätte niefzen oder stark husten müs
sen! Wer weiß, wie es geendet hätte!
Wir zählten jeden Glockenschlag —
neun, zehn, elf Uhr — noch nichts!
Lindendorf war weit, und wer weiß,
wie lange die Beiden aufgehalten wur
den. Halb zwölf —— zwölf Uhr —
Böllerschüsse, Glockengeläut, »Prosit
Neujahr«, Ruhe auf den Straßen —
der Hund fährt auf, knurrt und bellt
heftig —- im allgemeinen Getümmel
verhallt alles andere, so daß wir wie
aus den Wolken gefallen sind, als
plötzlich die Thiir aufgerissen wird
und zwei fröhliche Stimmen sich ver
nehmen lassen:
»Prosit Neujahr, Magdal Profit
Neujahr!«
,Was —- ist denn —- das?« setzte
diejenige des Sanitätsraths erstaunt
hinzu
»O, Papa —- Walter —- gut, daß
Jhr endlich da seid! Schafft den Hund
hinaus —- et läßt den Herrn nicht
fort. Wir haben Todesangst ausge
standen.«
Wenige Worte sagten alles. Wal
ter, faft lachend, schickte den Hund hin
aus, der ohne Sträuben gehorchte.
»Ja meiner Gegenwart würde er Sie
übrigens gar nicht mehr beachten«,
sagte er. »Ich begreise ihn nicht —- er
muß etwas mißverstanden haben.«
Der Sanitätsrath nahm die Sache
ernster Er reichte mir die Hand, dann
fühlte er meinen Puls.
»Das hätte schlimm ablaufen kön
nen, meinte er mitleidig. »Schaff«
Dir die Bestie ab, Walter, es ist mit
solchen Hunden nicht gut Kirschen
essen. Hoffentlich hat der Schreck für
Sie keine nachtheiligen Folgen. W
wenn ich fragen darf, welchem Anlaßfiss
verdanken wir Ihren Besuch?«
Da stand ich nun-sollte ich lügen?
Jch konnte nicht; ich fühlte, wie meine
Wangen sich blutroth färbten. Und
Magda erging es wie mir. Sie wars
sich an ihres Vaters Brust, umschlang
ihn zärtlich und flüsterte: »O, Papa,
Du sollst alles "wissen!« Und Sie er
klärte ihm alles —- der Wahrheit ge- -
mäß und flehte um seinen Segen.
Einen Augenblick war es still, mäus
chenstill. Wir erwarteten zitternd un
ser Todesurtheil. Plötzlich lachte er,
laut und herzlich.
»Aber Kinder —««« Magda — um
alles in der Welt —- denkst Du, ich .
könnte je das Glück meines Kindes
meinen persönlichen Antipathien
opfern? Jch wußte längst, daß Dir
der Herr Referendar den Hof machte
und ich habe mich gewundert, daß Ihr
mir noch nichts gesagt habt. Herr
Doktor Norfeld ist mir vorzüglich
rekomrnandirt—ich will Eurem Glücke
nicht im Wege stehen!«
Viktoria! Heil Cäsar, Cäsar heil!
Jauchzend flogen wir einander in die
Arme!
»Gläser her, Punsch her«, rief der
Sanitätsrath.« »Sie müssen sich doch
von dem Schrecken erholen. Auch ich
bin heute fröhlich, Magda — meine
Kranke ift gerettet, und vorhin, als ich
mit Walter eben in den Wagen stei
gen wollte, erhielt ich ein Telegramm
des Inhalts, daß ich meinen Prozeß
vor dem Oberlandgericht gewonnen
habe. Also anstoßen, Kinder, ansto
ßen auf Euern Bund, Euer Glückl«
Und wie stießen wir an! Es warsi
eine glückliche Stunde! Dank Cäsars
Mißverstänndiß; wer weiß, wie lanng
wir ohne ihn noch in unserem unseli
gen Jrrthum befangen geblieben wä
ren. Doch wir waren auch dankbar,
wirjaben es dem guten Thiere nie
vergessen. Und auf unserer Hochzeit
— Sie werden es nicht lächerlich fin
den — wurde für ihn ein besonderer
kleiner Tisch gedeckt. Da gab es
Würfte, Beefsteak, Markknochen und
andere Hundeleclerbissen mehr! Sie
können mir glauben, er hat sich delet
tirt! Aber trotzdem — die drei Angst
stunden, die er mir bereitet, vergesse ich
s«
nie.
Und alle erhoben ihre Gläser, lach
ten und stießen an und riefen: ,,Cäsar,
der Himmelhund, er lebe hochl«
Neujahrsgruß.
Sekundem Stunden, Tage und Jahre
Schenkt uns das Schicksal, das wun
derbare,
Wie leere Hüllen, «
Die wir erfüllen - J-;
Mit Arbeit, wie der Küfer mit Wein
Was von dem Weinstock der Zeit wis?v
rauben, . .
Mög’ uns der Himmel m reifens
Trauben «
Freundlich gewähren; :
Will er es klären
Und segnen, fo wird es allen geL
. deih’n. «
Schlane Ausredr.
Polizist (einen Einsbrecher erwi
fchensd): »Was machen Sie denn dali«
Einbrecher: ,,J hab’ einen Haus«
schliissel gefunden und da fchau’ ichs
an allen Hausthiiiren dieser Straßizx
nach, wo er Paßt, damit ichs ihn cer
liefern kann und dann a recht schärf-i
Trinlgeld kriag!« «
Almen-law
»Du horch mal, ich habe jetzt ga I
kein Geld und auch keine Idee, woice
welches her-kriegen foll!« «
»Das freut mich. Ich dachte bei-i
nahe, daß Du vielleicht die Jdee bät
rest, Du könntest es von mir bekomk
men!«
Mißverstandem
Maler (der einem Dienstmasnsn ,
eben vollen-detes Bild sum Tranz - si
übergiebt): »Nehmen ie si in arg-,
das Bild ist noch ganz stin l«
Dienst-mann: »den nifcht Fu f -
Meinem ollen Rock schaden ein «
Flecke ni-fcht!«
Windstille mag das Alter la
Frühling will feine Stürme hu
.—:"—."; k»
»Es-»