Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 27, 1907, Sweiter Theil., Image 10

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    j Jsi
er Mensch. «
Roman von H. Contths Mahlen
(8. FortsetzungJ
Sie umtlammerte mit zitternden
Gönden die Lehne derBant· Jn ihre
dunklen Augen traten Thränen Wie
ein quälender Traum erschien ihr,
was sie erlebte, und eine gräßlichs
Angst faßte fte an.
Er ließ den Blick nicht von ihr.
Genen seinen Willen rührte ihn ihre
Verzweiflung und zum ersten Male
regt n sich be ere Gefühle in seiner
crust. Ein lei,er Wunsch, siein seinen
Arm zu nehmen und zu sagen:
»Komm —- wir gehören doch zusam
iuen, laß uns vereint den Kampf mit
dem Leben ausnehmen!« erwachte in
ihm. Aber da traf ihn aus ihren Au
ein kalter, stolzer Blick Und er
P, daß es dazu zu spät war, auch
wenn er wollte.
«Es ist gut,« sagte sie, »ich werde
schweigen, bis wir geschieden sind.«
»Ich danke dir,« sagte er.
«Und nun laß mich allein.'«
«Zch gehe. Aber laß uns in Frieden
sche· en, Renate, und vergib mir,
wenn du kannst.«
Sie nickte nur stumm mit dem
Kopfe.
Er wandte sich zögernd, dann
ragte er noch: »Wenn ich etwas mit
sir zu besprechon haben sollte in un
serer Angelegenheit, wie kann ich dich
treffen?«
»Ich gehe jeden Tag Um diese Zeit
hierher, wenn schönes Wetter ist.
Entweder findest du mich auf diesem
Plan. oder auf dem Fußweg um den
Weiher. Erspare mir aber jedes un
tröhige Zusammentreffen Nur wenn
es unbedingt sein muß, suche mich
aus. Msan könnte uns beisammen
sehen, und dann müßte ich reden.«
»Es sei, wie du willst.«
Er sprang aufs Pferd und ritt
eili davon.
« sah ihm nach, bis er ver
schwunden war. Das heiße, selige
Glück und der Jammer der Verzweif
lung-alles, was dieser Mann einst
Ein ihrer Seele erweckte, stieg vor ihr
auf. Wie ein Schauer ging es über
ihren Körper, und plötzlich befiel sie
eine heiße Sehnsucht danach, zu vaf
Mr und ihm alles zu sagen.
durfte das nicht thun, wenn
«" G den anderen nicht in das Elend
« treiben wollte. -
Eines Tages saßen die Tornauer
herrschaften auf der Veranda, um
den Kassee einzunehmen Renate trug
gerade eisn Tablett mit Sahneniänw
schen und Zuckerdose herbei, als Me
slanie v. Bertotv mit ihrem Stallmei
Her aus den Hof gesprengt tarn und
Acht vor der Veranda hielt.
Renate erschrak so sehr, daß das
Könnchen von dem Tal-lett herunter
fiel und seinen Jnhal auf den Fuß-—
lbaden ergoß.
Frau v. Berlow lachte scheinbar
harmlos, heftete ihre Augen aber for
schend auf das Gesicht der jungen
Frau.
»Sie bekommen wahrhaftig Nerven
tin der letzten Zeit,« sagte Rto lä
chelnd zu ihr und hob das Sahnerk
tännchen aus
sp »Ich erschralh als die Pferde so
’ plötzlich heranst·ürmten,« sagte sie,s1ch
»Hu einem Lächeln zwingend-.
j- »Berzeihung, Frau Werkentin, ich
— Draus mein Ungeschick schelten. Sie
- sehen wirklich aus, als hätten Sie ein
-· HSespensst erblickt-Frau o. Tornau,
»«-i-»T3hekommen wir eine Tasse Kaffee, Herr
-."«";«;.0 Trachwis und ich?«
»Aber natürlich. Bitte, kommen
-;Sie nur rauf.«
C Trachtoix sprang gewandt vom
erde un hob Melanie herab. Sie
eckte ihrReitlleid hoch und schritt
» n einer Seite die Treppe empor.
U Trachin mit den Anwesen
der Ueberzengung, das die
»den sich weht schon verstärkt-Ist hat
v- Zä- beschlpß daher- scharf zu
; v I
Ist-M wurde von Zorn-aus so
Hur· an armer-, als ob
feist-H here a Bertow wäre. Da
foran und sehr liebens
tät war, machte es den vorm
ieit Menschen keinen Unter
das er sich in abhängigerStel
befand. .
war ebenfalls außeror
.suoorkoinssend gegen ihn.
machte ihr ein kleiner Flirt
Ver trüge-h zweitens hoffte
» ejfns chtig n machen, und
« tesie »j ehtety welchen
, «» Benehmen gegen Trost
ist-ringen klopfte, und sie von Herzen
iwiinschtn diefes peinliche Zusammen
· fein wäre vorüber.
s Melanie schien aber durchausleine
;L-uft zu haben, fo bald aufzubrechen
- ote verwickelte Nolf in ein eifriges
Gespräch und erbat sich seinen Rath
in berfchiedensen Angelegenheiten de
ren Erledigung sie zwar ruhig ihrem
Verwalter hätte überlassen könne-n,
die ihr aber Gelegenhit boten, ihn zu
fesseln.
Rolf merkte nichts von dieser Ab
sicht. Der llügfte Mann läßt sich
ahnungslos von einer Frau täuschen,
die nicht halb so gescheit ist, als er
selbst. Viele Frauen sind im Leben
die gebotenen Komödantinnen und
leiten den Mann mühelos dahin. wo
hin sie ihn haben wollen. Er glaubt
dabei noch zu fchieben——und er wird
geschoben. -
Frau v. Tornau hatte Melanies
Manöver schon längst durchschaut,
und da sie der Baronin gratn war
wegen des Leides, das diefe einft ih
rem Sohn zugefügt hatte, gönnte sie
j- ihr von Herzen eine kleine Niederlage.
IUnd daß ihr diese bevorstand, war
» für die alte Dame ausgemachti Ein
JTornau liebt nicht mehr, wo er ver
achten gelernt hat, und mit all ihrem
Reichthum war ihr die glänzende
Frau nicht halb so lieb als Schwie
gertochter, wie es Renate fein würde.
Endlich brach Melanie auf. Sie
«--hielt auf dem Heimweg ihr Pferd
dicht neben dem ihres Stamiteifters
und sah zuweilen lcharf von der Seite
»in fein Gesicht. Er merkte es nicht,
seine Gedanken weilten bei Renate.
die durch die ganzeArt ihres Wesens«
durch dieRuhe, mit der sie ihr Schick
fcl trug und den Kampf mit dem Le
ben auf-nahm« einen tiefen Eindruck
kei ihm hinterlassen hatte. Eine tolle
Sehgfucht packte ihn« zurückzukehren
zu t r.
Ein spöttisches Lachen riß ihn aus
seiner Versunlenheit, und vor diesem
Lachen zersiob das weiche, sehnsüch
tige Verlangen. »Sie sind ja riesig
-amüfant ute, Herr v. Trachnxin
Jhrer Bere samieit ift ja gar tu t
zu widerstehen!«
Er richtete sich auf irn Sattel und
strich mit der schmalen Ariftoiraten
hand über seinen Bart. »Berzeihung.
gnädigfte Frau, ich war in Gedanken
«versunslen.«
,,Vonentnch recht angenehme
»S-ehr angenehme, da sie sich mit
Ihnen beschäftigten«
»Wirtlich? Sie machen mich wiß
begierig.«
Er sah ihr tief in die Augen. »Es
lohnt sich nicht fiir eine foschiine und
vornehme Dame, zu erfahren, was
ein armer Teufel über sie denkt«
Sie sah tokett zu ihm auf. »Wer
-tveiß.-— Wenn der arme Teufel zu
gleich ein so interessanter Mann ist,
wie mein Herr Stallmeister, lohnt es
sich vielleicht doch.«
Er verbeugte sich lächelnd· Melanie
Jmußte gestehen, er war weitaus der
schönste Mann, den sie je gesehen
hatte, und ein netter kleiner Flirt
half ihr in willlommener Weife über
die selbstgewählte Langeweile. des
Lein-diean hinweg.
Sie erwiderte feine Blicke mit
blitzendensAugm »Nun, darf ich nun
endlich wissen, was Sie vorhin ge
s dacht haben ?«
Er spielte mit der Neiterte «und
E sah ganz verziickt in ihr echt. Dann
sagte er langsam, jedes Wort beto
nend: »Ich dachte darüber nach, wie
schwer Ihrem Herrn Gemahl das
Sterben geworden sein muß.«
»Also haben Sie an ihn und nicht
an mich gedacht.«
»Ich dachte mir, wer eine so ent
zückende Frau sein eigen nennt, den
müßte das Leben mit tausend Ban
den halten«
Sie guckte die Achseln. »Sollte eine
banale Schmeichelei hätt? ich nen
wahrhaftig nicht zugetraui. hr
seist-, mein Herr, wenn ich bitten
a .« .
«Lieber himmel, wo soll man noch
Gegt auftreiben!«
ie mußte hell qu lachen über seine
droktig set-knirschte iene.
»So ist's recht, lache Sie mich
auch noch aus! Wer den den hat,
braucht für den Spott nicht zu sor
gen. Auf Ehre, gnädigite Frau, ich
wollte« anders zu Ihren reden, wenn
Sie winkte abwehrend mit der
Hand. Sie wollte ihn nicht zu weit
gehen lassen. Brechen wir ab. mein
Here-, und senden wir uns einem in
teressanten-e Ge enftand zu.«
»Ist mich « t et nichts Interes
senteres, als eine schöne Frau.«
»Alle »Weil-en wir bei diesem Eiche
rna. Wie Heftel Ihnen die schöne Ge
seki chaftäbgme der Frau v. To"rnau?«
nemeth mit-»seiner Miene. was
bei dieser-sen in ihm vorging. »Da
eanf knien ich keine erschöpfende
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,- s sei-an a . . n
""iI-eii"i«siii· UT di see
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SC- « Miti- betltf m
Mai- »Mit W is
Nun fuhr er doch heftig herum.
»Wie meinen Sie dass«
J Sie schrug lächelnd mit dex Ren-(
lpeitsche nach einer Fliege. »Bei-ers
» Himmel, wie soll ich das meinen? Ge-»
» nauso. wie ich es sage. Tornaus Ge
I schmack sind eben solche Frauen mit
sMadonnenliicheln und heiligenscheim
s Er glaubt an die engelhasten Eigen
1 schasten Frau Wertenti-ns. Jch denke
Ianderä Mir sind-solche Frauen ent
fweder langweilig oder verdächtig
’Entweder haben sie statt Blut matte
iHimbeerlimønade in den Adern. oder
Lober sie gehören zu denen, von wel
Tchen man spricht. »Stille Wasser
L sind tief'. Und das itt nicht unge
fährlich. Jch glaube, Frau Renate
gehört zur Kategorie der stillen Waf
sesr ——— hüten Sie sich- daß Sie nicht
hineinplumpsen —- es wäre schade um
Sie.«
Er biß sich nervös aus die Lippe.
»Ich werde nicht verfehlen, mir diese
Frau Wertentin einmal genauer an
zusehen,'· sagte et leichthin.
»Nun, Ihnen, dem vorzüglichen
Frauenienner, wird es sicherlich nicht
schwer fallen, herauszufindem wes
Geistes Kind sie ist. Sie verrathen
mir doch das Ergebnis Jhrer Brit-;
fung?«
»Gewiß. Wenn die Dame übrigensä
wüßte, welches Interesse Sie an ihrs
nehmen, müßte das sehr schmeichelH
haft für sie sein." ’
»Unter uns gesagt — ich kann sies
nicht ausstehen« s
Er lachte. »Das war deutlich undi
ohne Umschweife,« sagte er laut, wish-l
rend er dachte: »Was muß sie der Basi
ronin nur gethan haben?« Es regt-i
sich ein Gefühl irr-ihm, als müsse er
seine Frau schiißen vor dieser Läster
zungr. Zum ersten Male fühlte er
sich eins mit Renate. Eine heimliche
Unruhe, ein Gefühl der Eifersucht
regte sich in ihm, wenn er daran
dachte, was Melanie iiber Tornaus
und Renate ges t hatte. War es«
ihm nicht schon se bst ausgefallen, wie
freundschaftlich die beiden miteinan
der.vertehrten, hatte er sie nichtschon
so vertraulich miteinander sehen?
Eine Bluitvelle stieg ihm zu "of. Er,
war froh, als er in Bertow vom
Pferd steigen konnte. l
- - 1
Seit Renates Zusammentreffen mit
Hans v. Trachwitz waren acht Tage
vergangen, die ihr viele unruhige
Stunden gebracht hinten. Sie war
ernstlich mit sich zu Rathe gegangen,
wie sie vermeiden könnte, sich immer
tieser in das Gewebe zu verstricten.
das ihre erste, von der Notwendig
teit gebotene Lüge über sie geworfen
hatte.
Endlich hatte sie sich doch zu einem
Entschluß durchgerungen, und diesen
Entschluß wollte sie heute ausführen.
Sie wußte. Rols hatte nach Tisch im
Forst zu thun »und mußte durch den
Pakt und am Weiher vorüberreiien.
Sie beschloß, ihn dort zu erwarten
und ihn um eine Unterredung zu hit
ten.
Langsam ging sie aus dem tiesbe
streuten Pakt-weg aus und ab und
überdachte noch einmal gründlich ihre
La»e·
Zrn Unrecht war sie nur gegen
Tornau und seine Mutter. Jhr
Schweigen brachte sonst niemand
Schaden, höchstens trug es dazu bei,
die Baronin Hans v. Trachwitz in die
Arme zu treiben. Aber war die Ba
ronin nichst alt und verständig genug,
um einzn eben, daß ein vermögens
loser Abenteurek nicht der rechte
Mann sür sie wart Und wenn sie
ihn wirklich lieben sollte —- was siei
nicht glaubte, da die junge Wittwe
Tornau vorzuziehen schien — wenn
es aber dennoch möglich wäre. wiirdel
sie nicht wand- doch gut-nich miii
ihm werden? Vielleicht verstand frei
besser, sein unbestiindiges herz zu sei-z
sein, vielleicht- gelang es ihr, einen;
brauchbaren Menschen aus ihm zu
machen. :
« Und dann überlegte sie sich nochs
einmal, was sie Tornau sagen wollte
»——es wiirde nicht leicht sein, wenn er
. sie mit seinen klaren Augen dabei an
Isah, so- sonderbar dringend und srass
Jgend, wieer es in. lehter Zeit immer
yzu thun pflegte. ·
! Als sie sich eben wieder unter-andre
i sah sie ihn kommen. Er ritt durch
Iden Garten direlt aus sie zu und
grüßte sie mit freudig glänzenden
ugen, als er sie stehen sah.
, ch dachte, Sie seien längst anr
Wei r.«
»Nein, herr v. Tor-rau, ich habe
hier aus Sie gewartet.·
Er sah sie tiberrascht an. »Vaben
Sie nur etwas g sagen-P
«Ja, wenn ’e einige Minuten
siir mich übrig halten«
Er sprang sosort vorn Pserde,
schiang den ·gel um seinen Arm und
trat neben e. »Bei-fügen Sie nz
über mich. Mit was kann ich J nen
dienerthIi
»Wir können dabei vornviirts gehen.
ch begleite Sie ein Stück, wenn es
nen recht ist«
»Gewiß. Und nun, bitte, reden
Sie, liebe Frau Wertentin, ich bin
wirklich etwas unruhig, was ich then
swerde.«
Sie schritt neben ihm her u ver
schlang trampshast ihre be nden
Hände ineinander-»Dann sah ste rnit
ernsten Augen in sein ihr aufmerk
sam zugewandtes Gesicht. »Herr v.
Jornarn eine Ltige ist «in Ihren Au
gen unsers-erblich —- nrcht wahrt-«
se fächelte. Das sr « Sie, de
ren ganzes Wesen WORK-ei der
lantersen Wahrheit trägt? d Sie
. l
I
«
fragen mich das sosernst unv ein
dringlich? Nun denn-— ich verachte
und verabscheue die Lüge, aber wer
von uns Menschen tann behaupten,
noch nie gelogen zu haben? Keiner-—
ganz gewiß! Ohne es zu wollen, fast
ohne daß es einein bewußt wird,
»schleicht sich oft eine Lüge über seine
; Lippen.«
; »Nein, eine solche Lüge meine ich
; nicht. Ich meine die vorsähliche,wohl
sur-erregte unwahkhkiu
s kDieist verächtlich —- oder auch
jbewundernswerth Es gibt Menschen,
Nie eine Lüge anwenden, Xum einen
san-deren vor Leid oder Ungemach zu
«behüten——das ist sicherlich eine bef
sere That, als dia» Wahrheit zu sagen,
Ldie anderen Schaden bringt. Aber
nun sagen Sie mir, haben Sie mich
’erwartet, um mit mir über Wahrheit
« nnd Lüge zu philosophirenik Da wer
den wir heute kaum zu Ende kom
nien.«
.Nicht um zu philosophiren, herr
v.Tornan, sondern um mich anzu
klagen. Jch habe Sie und Jhre liebe
Mutter belogen — mit Vorsatz und
Ueberlegun und nüt, um mir selbst
einen Bort il zu verschaffen.«
Ein so ehrlicher Schmerz sprach
aus ihren Worten und aus ihren Au
gen, daß Rolf ihre Hand ergriff und
sie festhielt. »Wie soll ich mir Jhre
Worte erklären? Was ifi Ihnen?
Bitte, sagen Sie mir, was Sie be
drückt! Jhre Seibstanilage beweist
zur Genüge. baß, wenn Sie wirklich
zu.einer Lüge greifen mußten, Sie
einem Zwange gehorchten-«
»Ja, einem bitteren Zwange-» rief
ssie mit leidenschaftlichem Weh. »Als
ich mich um die Stellung in Ihrem
Haufe bewarb, habe ich Jhnen falsche
Angaben über meine Verhältnisse ge
macht. hellmann gab mir densiath,
Ihnen einen Umstand zu verschwei
gen, der Sie vielleicht bewogen hätte,
mich nicht zu engagiren. Glauben
Sie mir, die Noth zwang mich dazu,
ich war in Sorge, daß, wenn Sie die
Wahrheit hörten, mir die Möglich
«tei: genommen wöre,-meinen Unterk
halt zu verdienen. Es war so schwer
für mich. eine Stelle zu erhalten, da
ich weder Zeugnisfe, noch besondere
Fähigkeiten besaß. Es ist ganz gewiß
nichts Beschämendeö fiir mich, was
ich Jhnen verschwieg, und schon im
mer wollte ich es Jhnen gestehen,
aber ich wagte es nicht, und verschob
es von Tag zu Tag aus Furcht, Ihre
Zierachtung zu erwecken. Jch war»
eige." « »
Er sah sie mitleidig an. »Beruhi en
Sie sich doch, ich bitte Sie! Wenn Sie
uns Ihr volles Vertrauen nicht schen-«
ten wollten, so ist das doch noch kein
Unrecht. Umfo bantbarer bin ich
Ihnen, daß Sie mir nun aus freien
Stücken sagen wollen, was ich bisher
nicht wissen sollte.'«
»Ich darf es Jhnen auch heute noch
nicht sagen, herr v. Tornau. Jetzt bin
ich gezwungen, aus Rücksicht auf eine»
andere Person weiter zu schweigen.
Aber ich ertrage es nicht länger. Sie:
n belügen, mir liegt ja so viel ant
hrer Freundschaft und Achtung und;
an der Liebe Jhrer gütigen Mutter.j
Wenn ich diese Gitter verlieren müßtes
—ich mag es nicht ausdenien.« ]
Er blieb vor ihr- stehen und hin-s
derte sie am Weitergehen Sie sahj
mit angitvollem Ausdruck in seine»
bliyenden Augen, die nun einen wei
chen Schimmer bekamen und sich mitz
riithseihastem Blickin die ihren sent-s
ten-sein Ausdruck lag darin, der sies
erbeben machte und ihr das Blut zums
HELSL"-tt.ikbs.» « . « x
»Es-Als lO iUk Oic cmpsilldc, lslln
Ihnen niemand rauben, Renate,
auch Sie selbst nicht. Ich glaube an
die Reinheit Jlner Geinnuna. wie
an das Evangelium, und ich bin über
zeugt« daß Sie nie etwas thun, was
ich Jhnen nicht verzeihen könnte. Und
so wie ich, denlt auch meine Mutter,
das weiß ich. Worin Jhre »große
Lüge« begeht ——ich mag es nicht wis
sen, bis Je selbst es mit sa en tön
nen. Nur eines frage ich ie jedt:
trennt Sie das, was Sie mir ver
schweigen müssen, von Tornau, ist es
iin Stande, Sie uns zu nehmen?«
Sie lächelte ihm unter Thriinen zu.
»Nein. Wenn Sie mich nicht fort
ichicken, ift nichts im Stande, mich
:oon hier zu vertreiben.«
» Er atbmete auf undzog ihre Hand
i an seine Lippen. »Dann ist alles gut.«
l »Und Sie sind mir gewiß nicht
böses« »
Er betrachtete sie mit einem inni
gens warmen Blick. »Wenn Sie nun
ein heiteres Gesicht machen, will ich'5
Dicht sein.«
»O. nun ist mir wieder leicht zu
Muthe. Jch habe schwer gelitten un
ter dieser Unwahrheit.«
»Deshalb waren Sie in leyter Zeit
so arg unruhig und nerviis?«
»Ja, damit hing es zusammen«
»Dann müssen Sie aber nun wie
der ruhiger werden«
»Wie gern. Wollen Sie Jhrerlie
ben Mutter eine Erklärung geben oder
soll ich es selbst thnni«
»Nein, Sie reaen sich doch nur wie
der auf. Jch will das übernehmen«
«Jch danke Ihnen tausendmal.
Wenn ich doch nur etwas thun könnte,
um Ihnen meine Dantbarteit zu de
weisen!«
«Bielleicht findet sich einmal Gele
en-heit, vielleicht sordere ich mir eines
i agei meinen Danl.«
J »Dann- sollen Sie sehen, wie ehrlich
J ich ei meine.« —
Sie sprachen«nicht mehr miteinan
der, bis sie am Weiher anlangten.
I Sldoirtd reichte er ihr zum Abschied die
Han
»Auf Wiedersehenl Jch denke bis
sechs U r zurück zu fein. Bis dahin
haben ie hoffentlich ihr fee kfches
Gleichgewicht wiedergefunden Ich
will Sie ruhig und heiter fe n —
das ift zu meinem Wohlbefinden un-.
bedingt nothwendigf
Sie hatte ihre Hand in die feine
gel t und ließ fie darin ruhen, bis
er rtse mit herzliche-n Druck freigab.
fSie antwortete nicht, nur ihre Augen
sprachen zu ihm, und er mußte mit
dieser Sprache zufrieden fein
Tornau und Diefteriamp trafen
am Waldesfaum zusammen
xMahlzeit Tornaul Wie gehts?«
,.Dante —- ausgezeichnet. Jhnen
hoffentlich auch?«
»Na-—so, fo, la, la. iMeinRhem
rna hat bereits vorgespnkt, bißchen
früh diesmal. Possen Sie acht wir
triegen zeitig Frost, trotz der über
mäkig heißen Herbfttagr. Auf mein
ver lixtes Barometer im Knie lann
ich mich Oerlaffenf
, »Jedenfnlls gratulire ich Jhnen
kmehr zu Jhrem guten Humor, als zu
ldiefem Barometer. Er wird das
ZRbeuma siegreich aus dem Felde
’ fchla en.'«
I u nee Rölfchen, umgekehrtwird
ein Schuh draus Fragen Sie mal
meine Alte, die tann ein Lied singen
Tvon meiner guten Laune. Deixel, ich
wiinfche Waren was anderes. Aber
Schwamm drüber, ich brauche Jhnen
doch nicht wie ein altes Weib was
vorzujammern. Wie geht’s zu
Hausei«
»Don-le —gut·«
»Im-i mich. Werde niichftens mal
»«:vieder ein Stündchen vorsprechern
um mich von meiner Freundin, der
Frau Renate, ein bißchen aufheitern
zu lassen. Hören Sie, Rölfchen, um
dieses liebe-Geschöpf beneiden wir
Sie gründlich, ich und meine Frau.
Das ist ein lieber Kerl. Gäb’ eine
Prachtfrau. Jung-, die nagelte ich
mir feft in Tornau mit Trauring
und Standesamt. So eine tönnen
Sie lange fuchen. Wenn Sie auch
an der blind vorbeirennen dann gebe
ich Sie auf Oder baten Sie am
Ende mit« der schönen Melusine da
drüben in Bertow angebiindelt? th
auch nicht übel, nee. nee. Geld wie
Hen, und Sie brauchen bloß zu wol
len, das sieht ein Blinder.'·
lFortfetzung folgt.)
—
Kaiser Wilhelm als Jäger.
»Er ist ein gebotener Jäger«, so
beginnt Constance M.—Hootfixn Lon
don Magazine eine Schilde ung des
deutschen Kaisers als Jägersmann,
der turzlich als Gast König Edwards
im Windsbr-Schlosse auch dem Waid- .
tverl oblag. or nunmehr 85 Jahren,
am 1. Noember 1872, begann der Kai- »
ser seine Laufbahn als Waidmanm
und die Freuden des edlen Jagdbe
rufs fanden in ihm ein lebhaftes Echo. -
Die meisten Dahenzollern sind leis-J
hatte Jäger gewesen; aber Prinz Wil- !
hclm folgte nicht nur den Traditionens
seines Geschlechts, ihn trieben die’
Freude am frischen Jagen, ihn trieben i
llnternehmunaslust und sein romantiss
fcher Sinn in den Forft und ließen ihn
in bald zu einem der besten Schützen
zu einem der gewandtesten Jäger wer-— «
den, deren das deutsche Waidmert sichs
riibmt. So gilt in Schlesien jeder bess
sonders glückliche Schuß als ein Kai-:
ierschufz, und es fehlt nicht an Anetdo- J
ten, die die erstaunliche Treffsicherheiti
des iaiserlichen Jägers bezeugen. an
Schlobitten erlegte der Kaiser 1903T
so rasch hintereinander drei pracht-;
volle Böcke, daß man taum begreifenj
konnte, daß der Monarch in so kurzer :
Frist Zeit finden könne zum Zielen»
»n Rominten feuerte der Kaiser ein ;
Jahr später auf-ein Rudel von neunj
Hirschen hintereinander und brachte:
bei neun Schüssen acht der hirsche zur .
.Streeie. .
J Ein Umriss-mer« der in Kaltfnborn
jGelegenheit hatte, den Kaiser und den
sGroßherzog von Baden zu beobachten, »
,wie sie nach Beendigung der Auer
’hahnjagd sich noch mit allerlei Schließ
versuchen die Zeit vertrieben, erzählt
davon: »Es war wirtlich ein Ver
igniigen zu sehen, wie der Kaiser selbst
unter den ungünstigfien Umständen
sein Ziel nie verfehlte. Einmal ließ
man zwanzig tleine Ballons aufstei
gen; der Wind erfaßte sie und trieb sie
auseinander, aber der Kaiser holte sie
alle in wenigen Setunden mit raschen
wohlgezieltexr Schüssen nieder.«
Gewohnl eh beginnt die Jagd-seit sitt
den Kaiser mit der Auerhahnbalz.
Seitdem die tatserlichen Jagdreviere
keine Gelegenheit zur Auerhahnjagd
mehr bieten, ist der Kaiier um diese
Zeit gewöhnlich der Gast eines Jagd
freundei. Die Reviere des Großher
zogs von Sachsen - Weimar bei der
Wartburg oder die Schonungen des
Großherzogs von Baden sehen dann
meist den Monarchen als Gast. Die
stimmungsvollen Umstände, unter de
nen man den Yuerhahn beschleicht, das
Aufstehen kurz nach Mitternacht, das
Ausziehen in den Forst im Schimmer
des Zwielichts. üben aus den Mitsetl
eine große Anziehungitrast aus, und
sein scharfe- iigerauge und seine siehe
re hand ma en ihn zu einem seltenen
Kenner der Auerhahnbirsch
JmMai beginnt dann »Man-wild
pirschen; auch fiir dieseb Wild bieten
die kaiserlichen Jagdreviere unterge
ordnete Jagdgelegenheit. Der Kaiseej
besucht meistens die Prinstenauer Do-j
l
« i
W.- .-—-—!g x
mänen seines Schwagers, des Herzog s
Ernst Giinther, oder die Gitter des »
Staatsministers von Bethmannsholls i
weg. Jn den Novembertagen tonrmt -
dann die große Hubertusjagd, die Par
sorcesagd, an der der Hof theilninrmt. i »
Ein Augenzeuge schildert den Kaiser: « (
»Die Erregung des Jagens scheint den «
I Monarchen umzuwandeln, seine Wart-.
gen rsthen sich, seine Augen blinen.«s
, Nerviis hält die Rechte die Zügel seines
i
Pserdes. das gewöhnlich allen anderen
; Jagdtheilnehmern weit voraus in ele- ,
ganten Sätzen Hürden und Hindernisse
nimmt. Einmal versperrte eine» manns
hohe Hecke den Weg. Die anderen Reis «
ter wenden sich an eine ossene Stelle,
sdie in einiger Entfernung Durchlaß
v gewährt. Aber der Kaiser verschmäht
den Umweg; er spornt sein Pferd, und
ehe man es merkt; hat er in einem ge
waltigen Sude die hecke genommen.
Dieser Sprung war nicht ein Einfall
von Wageiibermuth; es war nichts als
»M
der natürliche Ausdruck der Erregnng
mit der alle hindernisse verlachenden
Entschlossenheit, die durch die wilde
Jagd ausgelöst iourden." - i
Die Jagd, das ist auch eine der we- ·
nigen Gelegenheiten, bei denen biswei- I.
len das starre Hoszeremonell durch den .
Monarchen selbst gebrochen wird; er i
liebt es dann, zu vergessen, daß er
Kaiser und Herrscher ist. und alle (
Jagdbetheiligten werden ihm dann zu
, gleichberechtigten Kameraden. Als
jJagdgast des Kaisers von Oesterreich
hatte der Kaiser einmal einen Edel
hirsch nur angeschossen; das Thier floh, (
das dichte Unterholz verhinderte den
Kaiser an der Verfolgung. Der Kaiser
isorderte seinen Leibjiiger aus, einen
, Baum zu ertlimmen, um Ausschau zu
jhalten. Der unterste Ast des Baumes
I ist-zu hoch und der Leibiäger kann ihn
» mit der Rand nicht erreichen. Da beugt «
Isich der aiser vor, fordert den Jäger
laus, seine Schultern als Leiter zu be
jnutzem und aus dem Rücken des Kai
stets stehend, gelingt es ihm auch. den
JAst zu erreichen.
! G
— H- LI- kxf-k:k-I--- O--ht-.-..—s- Jst
.- —-;, THIS-z
s out VII- sussssssussll JUNUsIScIIIUZ IIO
jder Besuch des Kaisers jedesmal ein
ijfesh das oft durch einen prunlvollen
sEtnpsang eingeleitet wird. Aber der
»Monarch zieht es im Grunde vor, bei
jseiuen Jagdpartien ungezwungen, als
Teiniachet Jägersmann mit den Waid
;genossen zu plaudern und zu scherzen,
Her liebt es dann, an den langen sesten
JEichentilchen Platz zu nehmen, vor sich
Hden Bierbumpen und neben sich in
Jbunter Reihe die Jäger, Förster und
Tdie Gäste. Dann werden allerlei umli
sante Jagdanetdoten erzählt: der
Kaiser verblüfft durch die liebenswür
dige Gewandtheit, mit der er auch im
»Jagerlaiein« sich auszudriicken weiß.
Manchmal lommt es auch zu einer
tleinen Stgtpattie, der Kaiser spielt
bekanntlich nur um ein Zehntel Pseu
nig, und wenn es hoch kommt, so wech
seln bei solchen Statrunden einige 20
Mart die Besitzer. Das soll übrigens
auch eine der seltenen Fälle sein, wo
der Kaiser Geld bei sich trägt und seine
Gläubiger persönlich befriedigt. Jn
diesen Stunden der Gemüthlichleit
tommt auch die Tabalspfeise des-Kai
sers, die einzige, die er bei seinen
Jagdaussliigen benudt, zum Vorschein.
Sii ist nach des Kaisers eigenhändigem
En wars angefertigt worden; aus dem
aus prachtvollem Bernstein gesormten
Pseisentops sieht man einen köstlich ge
arbeiteten silbernen Auerhabm Kopf
und Schwingen sind aus einer Anzahl
von Bergkristallen und Steinen berei
tet, wie man sie im Magen des Auer
habns ost findet: die Häbne verschlin
gen mit-ihrer Nahrung diese Stein
tbeile und unter dem Einsluß der Ma
gensiiuren erhalten sie dann den-selt
samsten Glanz.
W
Kürzlich wurde ein alter Neger aus
eine geringfügige Anllage bin vor ei
nen Richter in Daw on City gebracht.
«Haben Sie einen nwalt?« erkun
digte sich der Nichter. »Nein, Euer
Ehren-« MMinnen Sie lich einen ver
schaffen?« »Nein, Euer Ehr-ein«
«Soll ich Ihnen von Gerichtswegen
einen Vertei ·ger bestelleni« »Dann,
Euer Ehren. ch dachte mir, ei sei
das Beste, den all ber Unwissenheit
des Gerichtes zu überlassen-«
«- i s
Prosessor Todd versichert, dass die
Marslaniile zwanzig Meilen breit und
dreitausend Meilen lang sind. Was
mag da wohl die Kanaltommission
kosten. «
«- - -.
Zwei Millionen hat John D. Me
feller fiir Zwecke der midiziniichen
Forschung gestiftet. Vielleicht gelingt
es mit hilfe diefer Summe, auch dem
Trust-Bazillus auf die Spur zu toms
men.
. P O I
Die fürsorgliche Manto war darauf
. bedacht, ihre nunmehr ins 20. Lebens
« jahr getretene Tochter unter die Hauhe
zu bringen, und sprach darüber mit
ihrem Mann. »Q« meinte dieser,
» »das Mädchen hat noch Zeit genug zum
heiraten. Soll warten, bis der Rich
tige tommt.« —- »Das soll sie nicht,«
’oppvniette energisch die Gattin. »Ich
habe auch nicht auf den Richtigen ge
Jwartetf
s s s - i
Ueberall geht ein früheres Ahnen
dem späteren-Wissen voraus.
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Die guten Din e in der Weit sind
nur in kleinen Doer vorhanden. Der
Truhet ist, baß e jeder in großem
Maßstabe bis