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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 20, 1907)
III-VII II ff 50 skd QTIIPPJTVN IFIÄ Um drei Tannen. Weihnachten vor Paris 1870. Von G e o r g B u ß. Das Gerücht, daß bie Weihnachts seier wegen Mangels an Tannen und wegen Ausbleibens der Liebeögaben sehr wahrscheinlich in die Briiche ge hen werde, hatte sich in der Kompag nie mit Windesschnelle verbreitet und allgemeines Bedauern hervorgerufen. Jeder Mann sichtete in den Gärten und in der Umgebung des von den Cinwohnern verlassenen Quartierdor fes nach einem Tannenbaum, ohne je doch ein Exemplar einer Roth- oder Weiß-Tanne, geschweige einer Fichte, zu entdecken. Die Aussicht, den bald bevorstehenden Weibnacht abend in echt harmonischer Weise be brennen den Cbristbaum zu begehen, war also start getrübt. Den nächsten Tag traf uns wieder der Dienst an der Front. Wir hatten vierundzwanzig Stunden lang aufzu passen, ob der Feind etwa beabsichtigt, einen Ausfall aus den Forts von Pa ris zu unternehmen. Vielleicht waren im Borposten dort einige Tannen auf zutreiben. Aber auch diese Hoffnung war vergeblich —- tein Weis-nachts baum war innerhalb unserer Linie aufzuspüren. Nur von drüben, dicht bei der französischen Vorpostentette, schaute aus dem Park einer schmucken Van eine tiefgriine Gruppe stattlicher Christbäume wie böhnend zu uns her über. sVerlangenb richteten sich die Blicke zahlreicher Fiisiliere nach dem sernen Fleckchen Erde, das so kostba ren Besiß barg. Auch der Feldwebel musterte sehn süchtig die tiefgriine Gruppe. Jch stand gerade neben der Kompagnie mutter und äugte in derselben Rich tung. ,,Jefreiter Baßs- huv der Fett-we bel an. ,,seben Se de jrienen Böhme hinten bei die Franzosen?« ,,Zu Befehl, Herr Feldwebel!« »Na, wenn Se in de Nacht Pa trouille zum vierten Korps jehen. is et bis zu die Villja dadrieben nur noch zehn Minuten. Irre ick mir nich, so is se det Nachts vom Feind nich mehr besetzt. Aber ick will nischt je sagt haben. Se verstehn mir doch — nich wahr?« »Ja wohl, Herr Feldtvebel,« gab ich halblaut zurück. »Aber der Herr Hauptmann derfen vorher nischt erfahren —-—- un sein Se vorsichtig,« flüsterte er freundlich beim Fortgehen. — Der Wunsch deg Feldwebels war so gut wie Befehl --— die Bäume mußten geholt werden. Als von der Dorftirche her die Thurmuhr zwölf Schläge in die Weite sandte, trat ich, von der Wichtigkeit der zu lösenden Aufgabe tief durch drungen, mit meinen beiden Kamera den Dirts und Patzte den Patrvuillew gang zum vierten Korps an. Auf dem Rückiezege gedachte ich den Auf trag des Feldwebels zu erledigen. Jn tiefem Schweigen ruhte die Nacht, Nur aus weiter Ferne drang das Heulen hungriger Hunde und das eigenthiimliche Rauschen der im Fah ren begriffenen Pariser Gürtelbahn herüber. Aus den langsam dahinzu henden Wollen tauchte zeitweilig der Mond auf, sein Silberlicht zur schnee bedeckten Erde sendend. Gespenstisch ragten im hellen Schein die schlanten Pappeln wie Riesen empor, und selt sam und feenhaft flimmerte, bis der bleiche Gesell wieder hinter den Wol ten versank, gleich einem Meer von Brillanten weithin das schneeige Lei chentuch des Winters-. Dann zuckte mit einem Male von drüben her, vom gewaltigen Babel an der Seine, das wir mit eisernen Armen umschlossen hielten, der Lichtstrom eines elektri schen Scheinwerfers scharf und blen dend auf, um geisterhaft über das Land zu haschen Langsam und vorsichtig schritten wir von Posten zu Posten. »Halt ——- wrrr da?« »Patrvuille von der zehnten Kom pagnie!« »Losung?« »Berlint« »Feldgeschrei?« »Deutschland!« »Kann vassiren!« -Nur gediimbst waren Aufruf und Gegenruf erfolgt. « Das aefiillte Bajonett hob sich und wir passirtm So ging es eine halbe Stunde bis zum vierten Los-ps. Hier wurde Mel dung gemacht« und wenige Minuten unter Scherzen Und Lachen gekostet. Dann hieß es den Rückweg antreten. Wieder stampften wir, nach allen Seiten spähend, möhsamdurch den tie fen Schnee, während ein eisiger Wind seine Eistristalle schmerzvoll in unser Gesicht trieb. Schon eine Viertelstunde waren wir so dahingetappt, als ich rechtsaus ins Vorterrain bog. »Aber Buß,« grollte Dirls, stehen bleibend, »büst Du döslöppig gewor den? Du steigst ja die verdammte Fransoßen geradeßu in das Garn Sühst Du das nicht, mein Jonge2 Oder willst Du uns nur ansrnicren?« Lachend wandte ich mich um. »Na, das gerade nicht! Aber wißt: wir sol len aus der Villa da drüben sür den lSpiesz ein paar Weihnachtsbäume ho en.« »Dann also last« Gebiickt schritten wir weiter. Vom Fort La Briche blihte eben wieder das eleltrische Licht herüber. rn handumdrehen glitten wir in den chnee, gespannt ins Vorterrain äugend. Waren wir aus der rechten Spur? Richtig,- von dem intensiven Schein voll beschienen, lag gerade vorn rechts die Van da. Deutlich waren die über die Partrnauer ragenden Bäume erkennbar. Aber bis dorthin waren noch mindestens tausend Schritte, und zwar ohne jedwede Deckung. Dirls räusperte sich. ,,Sweierlei,« meinte er leise, ,,is ßu dummer-hastig —erstens, daß die Kälte bis in das Marls von die Knochen dringt un sweitens, daß die Stiebel bis oben voll Snee sind Die Knarre mit die steifen Finger ßu halten un ßu schie ßen, wenn so ein slabbriger Fracusoße herankommt, kann ich nicht mehr,aber triegt einen Slag vor den Kapp, daß ihm ganß dösig inseinem Schädel zu Muth sein wird. Jch bün überhaupt mehr sür das Schlagen als siir das ««.-t»:- M- J -—kv!-t ,!t k-k m X »Halt I Ucuul TUUIIW lllll UIJ W « quatsch,« fiel ihm Pahte ärgerlich in die Rede, ,,reiß lieber die Scheu- und Horchtlappen uff, det se uns nich an .de Krawatte tri»ejen!« Das elettrische Licht wurde abge blendet und langsam krochen wir wei ter. Aus der Ferne drang das ,,Qui oive!« herüber, mit dem die französi schen Posten ihre Patrouillen anrie fen. Jetzt galt es, doppelt vorsichtig zu sein. Aalglatt glitten wir, die « Zündnadel am lHalse hängend, über den Schnee. Aus dm Wollen trat wieder voll und rund der Mond, bleiche Helle verbreitend Sieh da, laum dreihundert Schritte von uns entfernt hoben sich von der weißen Decke zwei hin- und herpendelnde dunkle Gestalten ab —- ein französi scher Doppelt-often Das Lachen und Schwatzen der beiden Kerle war be stens zu hören. Underfroren und unbemerkt zogen wir mit leichter Schwentung nach rechts an ihnen vor über. Nicht lange, so stiegen einsam und , düster die Van und die Partmauer vor uns auf. Unsere Brust hob ftch und unsere Augen glänzten. War die Villa vom eFeinde besetzt? Wir hielten an und'lauschten—nicht ein einziger Ton war oernehmbar, alles Leben- « sdige schien da drüben erstorben zu sein. Vorsichtig wur e Mc unbequeme Kriecherei fortgesetz. Nur noch zwan ig Schritte trennten uns vom-er sehnten Ziele. Dann standen wir hoch aufathrnend dicht an der Mauer. Noch immer waltete tiefe Stille von den sonst so lebhaften Franz männern war nichts zu hören und zu sehen. Die Mauer war von Schieß scharten durchbrochen —- wir schauten hindurch; da drinnen war Alles öde und verlassen. Leise turnten wir in den Hof. Dann ging es spähend und forschend zur Scheune, zur Stallung undzum Wohnhause —- nirgends eine Men schenseele, wohl aber grauenvolle Zer störung, zerschlagene Fenster, offene Thüren, verwiisteter Hausrathp im Ganzen ein häßliches, kaltes Bild, swie es eben nur ein grausamer Krieg her-vorbringt. Aber zu sentimentalen Regungen war teine Zeit-— die Hauptsache wa ren die Tannen. Nun, sie standen im Pari in schönster Auswahl, groß und klein, breitästig und schlank, mit oder ohne Zapfen. die echten und unechten Weishnachtsbäume, dicht beschneit, so das; sich die Zweige unter der weißen Last tief nach unten gesenkt hatten. Während Pahle getreulich Wache hielt und die auf hun rt Schritte vorbei passirenden sfranziisischen Patrouillen leise signalirrte, wählten Dirts und sch aus dem Besiande drei der statt ichsien und schönsten Bäume, jeder svon ihnen wohl vier Meter hoch.Bin nen weniger Minuten wurden sie mit Grazie niedergelegt. Das feine Knir schen »der durch das Holz fahrenden Handsäge und das Aechzen der ab nickenden Stämme dünslten mir die schönste Musik. Glatt und ohne Störung war un fere Arbeit verlaufen. Und nun galt sp« z ..--L-M ACTUAL-read es, geräuschlos und ungefährdet die Bäume tiber die Mauer zu schaffen. Auch dieses Wagniß ging an einer aus strategischen Gründen gewählten Ecke glücklich von statten. Bevor wir uns mit unserem kost baren Schatz auf den Weg machten, hatten wir erst noch u sondiren, ob das Feld auch rein pi. Jch blickte um die Ecke, horchte gespannt unid driickte mich einige Duyend Schritte an der Mauerentlang Da —was war das? Jch hörte zweifellos leises Lachen, sah hinten an der Mauer einige Gestalten, vernahm nochmials leises Lachen und Worte wie ,,Qui dive!« Dann setzten sich die Gestal ten in der Richtung aus uns in Be wegung. Donnerwetter —- Frangosent Jch sprang tatzenattig an der Mauer zu rück und wieder um die Ecke. »Dirts! Patztet Eine französische Patrouille kommt!« ,,Donnersiiel!« fluchte Dirts. ,,Aberst erade wo wir Fransoßen am wenig ten brauchen können« Ueber die Mauer in den Park zu rücktlettern ging nicht mehr an Blitz schnell kam mir eine Jider. »Steckt die Bäume terzengerade und dicht beieinantder in den Schnee,« befahl ich leise. »Wir stellen uns da hinter. Schieszen ist nicht, denn sonst rückt uns die ganze französische Vor postentette aus den Hals. Aber kom men die Kerls nahe an die Bäume heran, dann geht’s ihnen mit dem Faschinenmesser auf den Pelz « Gesagt, gethan. Jrn Nu standen die Tannen senkrecht da als seien sie von Anbeginn dieser Stelle entwach sen, und wir hinter ihnen, gut ver deckt von ihren breiten und dichten - Zweigen Eben waren wir fertig, als um die Ecke dicht an der Mauer zwei Gestal ten auftauchten. Das fchummrige Licht des Mondes und das enge Gröft machten uns jedes deutliche Erkennen unmöglich. Die eine Gestalt blieb ei nen Moment stehen, während die an dere mit ,,En asvant, mon ramerade! Wir aben keine Forscht, wie les Alle mands sagen!« zum Weitergehen an feuerte. »Gewiß ein Elsasser,« dente ich. Langsam und vorsichtig kamen sie den Tannen näher-, indessen wir« die Griffe unserer Faschinenmesser fester umklammerten. Der Mond war eben wieder hinter den Wolken verschwunden, sodaß alles Gegenständliche geradezu in Unkennt lichkeit versank. Jetzt traten die beiden dicht an die Tannen heran, wir aber machten uns zum wuchtigen Stoß mit dein Faschis nenmesser fertig. I »Na, ich sage Dir Maier," yore ich mit einem Male die eine Gestalt ki chern, »de jebratenen Tauben fliejen uns jeradezu in det Maul rinn. Höf lich fin de Franzosen —- da haben se schonst die scheensten Böhmeten vor uns parat gestellt. Siehst De wohl, da kimmt er und ’ne Tanne nimmt er —« Zugleich werden die Zweige, während wir die Faschinenmesser sinken lassen, zur Seite gebogen und —- sehr bekannte bärtige Gesichter glotzen sich sehr ,,dummerhaftig« und keines Wortes fähig an. » »Ih, iihr verdammte Kirls von d neunte Kompagnie,« faßte sich Dirtg zuerst, ,,iihr wüllt hier wöll auch Weihnachtsbömeten räubern?« Pahte und ich schüttelten ums vor Lachen« während die Tannen über einander turtelten. Auch die von der neunten Kompagnie kugelten sich. ,,Eiherrcheses,« lachte der Spaßmai cher ner Neunten, bekannt als Rade brecher in allen Sprachen und Dia lekten, ,,trifft man die Herren von .der Zehnten och« hier, Gott verdimm mich — so’n Schreck! Kewisz, wir wollten tanz so wie Sie en baar Dan nen zur höheren Kemietlichteit for’s Fest raibern. Nadierlich sin die hier temausten Jhr unveraißerliches Recht, meine tutesten Herren. Und wir müs sen woll erscht über die Mauer, um ins tnippeldickevolle Zendrum zu gam men? Haben Sie doch die Jite, uns freindlichst den Weg zu weisen!« Nun, wir halfen den Kameraden redlich, das; auch sie zu etlichen Bäu men kamen, ließen darauf die Feld flaschen kreisen, und machten uns dann mit unseren Bäumen in triechender Schlangenlinie still auf den heimweg, wobei die Mobilgardisten, die zu svät Lunte gerochen, uns noch einige wir tungslose Kugeln nachsandten. Stolz ob meiner That und hohen Lobes gewiß, lieferte ich bei der Mel dung meine Tannen ab. Aber zu mei , ner höchsten Ueberraschung wurde mir von dem sehr vergnügt blickenden Deren Hauptmann — eine Strafwache zudiltirt, weil, wie der Herr Feldwebel außerhalb der Thiir mit schlauem Au genblinzeln bemerkte, ich ohne Befehl und eigenmächtig gehandelt habe. »Nu, jriimen brauchen Se sich jrade nich, det Sie rinnjefallen sin,« fügten L-,Jx -«"KI—4-4LJ erk »Na-s Ps der Herr Feldwebel tröstend hinzu, »denn Disziplin muß sind un in de Kongduihte kommt et nich zu stehen« Der Weihnachtsabend wurde natür lich in der zehnten Kompagnie mit be sonderer Zufriedenheit gefeiert, zumal auch im letzten Moment die Liebes gaben eingetroffen waren. Jm großen Saale der Dorsschuie, den wir so gut als möglich mit patriotischen Kohle zeichnungen und bunten Papierguir landen geschmückt hatten standen wir um die brennenden Christbäume und sangen mit rauhen Soldateniehlen das Lied von der stillen, heiligen Nacht, das ja zu gleicher Zeit nicht minder weihevoll in der fernen Hei math zum Himmel emporstieg. Dann folgte die vom Kompagnievater veran staltete Bescheerung· Sie« wurde kor poralschaftsweise in der Art vollzogen, daß sich behufs Wahrung der höchsten Unparteilichkeit ein Kamerad mit dem Rücken gegen Den Weihnachtstisch stellte und nun bestimmte, wem die Gabe, auf welche des Herrn Haupt manns Finger wies, zufallen solle. Dirks und Patzke erhielten, wohl nicht ganz ohne geheime Korrektur von oben, je ein Portemonnaie bescheert mit einem Doppelthaler und ich eine prächtige Zigarrentasche mit trefflichem Inhalt, die mir der Herr Hauptmann sogar persönlich übermittelte, und zwar mit herzlichem Händedru . Nachdem sich die Herren Of iziere entfernt hatten und sich die Mann IX- Os fs schaften bei Grog und Glühwein mit ,,Schafkopp«, ,,Napolijum« und ande ren Kartenspielen zu amiisiren began nen, bereitete der Herr Feldwebel mir eine besondere Ehre insofern, als er herablassend sprach: : »Jefteiter und Junjähriger Buß» verjessen Se man de Straswache un treten Se an zu eenem soliden Stat —- unser dritter —Mann is der Herr Feldwebel von die neunte Kompagnie!« Zwölf Stunden später, am Mittag des ersten Weihnachttages, trat ich um der drei Tannen willen meine Stras rvache an. Und achtundvierzig Stun den später zitirte mich der Herr Feld webel beim Appell vor die Front der Kompagnie, um folgende Rede zu hal ten: ,,Jefreiter und Junjähriger Buß! Der Herr Hauptmann haben befohlen, det Se an Stelle det abkommandirten Unteroffizier Pfaktn die Fihrung der dritten Korporalschaft übernehmen. Jck bejlicktvinsche Jhnen zu det Avang cemang un hoffe, det Se sich der nien Ehre wirdig erweitsen wern.« »Seht wohl, Herr Feldwebel!« Auf einen Wink der Kompagniet mutter trat ich nach dröhnendemKehrt um strammen Schrittes und mit ro ther Freudenkulör ,,ins Jesichte« zu rück ins Glied, wo mich Dirks heim lich in die Seite tniff und flüsterte: ,,Sühst Du, mein Jonge, nu kannst Du den Kopp hoben tragen. Mich aber werden heute Müttaa die Klüten noch viel besser als sonst smecken.« Der liebe Ytzihnachtskuchen Eine backteriologische Studie von E d u a r d J ö r g e n se n. »Backe backe Kuchen, Der Bäcker hat gerufen!« heißt es in dem uralten, gemiithvollen Kinderreim und »Dichten und Backen geräth nicht immer!« lautet ein mindestens wohl ebenso uraltes Sprichwort, welches seine theilweise Bestätigung eben durch obenange führten Reim ja bereits erhält. — Wenn ich mich trotzdem heute da l-eimache, die Weihnachtskuchenbäcle iei mal unter’s Mikroskop zu nehmen, so geschieht dies aus »dem Gefühl heraus, daß Kuchenbaclen und Ku chenessen zweifellos sogenannte ,,inte grirende« Bestandtheile des herzigen Alleihnachtsfestes sind, besonders für dic lieben Kleinen, denen zu Ehren die schöne Feier doch im Wesentlichen auch eigentlich mit stattfindet. — « Wie aber die »Vorfreude« aner kanntermaßen bei jedem Genuß das Beste zu sein pflegt, so sind auch die Vorbereitungen zum Kuchenbacken und späteren Kuchenefsen für die Kin derchen zu allen Zeiten stets etwas überaus angenehm Ausregendes gewe sers ihre Phantasie ist mit den lieb lichsten Bildern erfüllt, ihre Augen glänzen und sie werden bei dem Ge danken, mitbacken zu dürfen, schon ganz — rothbäckig! — — Während nun also der sonst so ge strenge Herr Papa in den letzten Ta gen vor dem heiligen Abend wie ein gänzlich von der Familie Ausgestoße ner umherirren muß, damit er nichts, absolut nichts-, von allen den vielen Vorkehrungen zum trauten Weih nachtgfeste zu sehen bekommt (denn er soll ja überrascht werden!), finden da drinnen im großen Familienzim mer dic unheimlichsten Geheimnißkrä mereien statt, die doch jämmtlich nur in dem höchst unschuldigen Ausschmü cten des Weihnachtsbaumes, sowie in dem Zusammenrühren und Formen des Kuchenteiges ihr Ziel haben. — Da m z. B. Ver Mapsruchem ein Produkt, welches auch zu anderen Festlichlichteiten angefertigt zu werden pflegt. Bei diesem kommt es auf eine handvoll Zuthaten mehr oder. we niger gar so sehr an, denn er wird nachher doch meistens in süen Kassee oder auch sogar in Chokolade —- ge stippt! und ist daher wohl auch nicht so recht eigentlich als Weihnachtsluchen zu respektirem ihm ehlt, sozusagen, das Charakteristische« das Weihnacht5 aroma. « Weittvichtiger und hervorragender, in unser gesammtes kulturelles Leben tief einschneidend, ist dagegen der braune oder Psefserkuchem gemeinhin auch wohl Honigtuchen genannt, weit er sehr häufig mit einem großen Zu satz von —- Syrup angefertigt zu wer den pflegt. Er ist der eigentlich Be rufene unter dem— gesammten Weih nachtsgebäck, der Matador oder noch besser gesagt das Meteor, um welches « sich in diesen Tagen die ganze Welt dreht, an dem kleine und große Kin der ihre Frreude haben und an dem sie sich auch, Groß oder Klein, — trank zu essen pflegen! — —- — Da giebt es Aachener Printen, Ihorner Katechinchen, Nürnberger Lebtuchen und was weiß ich sonst noch für unglaubliche und etymologisch M- i »so-k schwer festzustellende Bezeichnungen. Abei durch alle diese Spezies und Spezialitäten, Arten und Abarten zieht sich ein gorßer Grundgedanke: sie schmecken sämmtlich vortrefflich und— sind auch alle schwer zu verdauen! — Aber man ißt sie doch. Schon der »Wissenschaft« wegen. ,,Nieder mit oem Magen, es lebe die vergleichende Wissenschaft!« Das ist die große Parole, welche bewußt oder unbewußt in den Weihnachtstagen allüberall ausgegeben wird und deren Macht sich Niemand entziehen Tann. der einiger maßen für einen billigdenkenden Men schn gelten möchte. Der Begriff »Stollen« oder ,,Stol lc«, gleichfalls ein beliebter Weih nachtstuchen und deshalb hier zu er wähnen, leitet meine Gedanken auf einen eigenartigen Gebrauch, der mir vor wenigen Jahren im schönen Dres den aufgefallen ist. Dort existirt nämlich seit uralter Zeit eine soge nannte ,,Stollen-Steuer«, die aber an genehmer Weise mit dem mißliebigen Thema von den Staatssteuern keiner lei Zusammenhang hat. Die Stollen steuer ist vielmehr eine ,,bäckerische« Einrichtung, »vermöge welcher bemit telte Leute das ganze Jahr hindurch in wöchentlichen oder monatlichen Zwischenraumen kleine Sümmchen Geldes, etwa von fünfundzwanzig Pfennigen an, zu den Bäckern tragen, wodurch ihnen zu Weihnachten auf alle Fälle ihr Weihnachtsstollen ge sichert ist. Andererseits hat unsere heutige Zeit indeß ja leider mit ihrem Hast-In und Jaaen wenig Pietiit mehr für al lerlei Dinge, die lediglich mit dem Gemüth zusammen hängen, und so verschwindet denn der Gebrauch des «Selbstbackens« der Weihnachtskuchen, wenigstens in der Großstadt, immer mehr aus den Familien. Man kauft eben, wie manche Hausfrauen meinen. die Kuchen genau so billig, resv. billi ger, als wenn man sie eigenhändig an fertigt und —— man hat dann keine ,,Scheerereien« davon! —- —— —— —--..-.-——· -«40—-· Der vernagelte Regierungsrat-» Jm Dezember muß der Vorstand eines deutschen Amtsgerichtes alljähr lich ein Jnventarverzeichniß einsen: den« Zufällig ergab es sich, daß ein Packct lJiägeL das im Laufe des Jah res feiner Bestimmung gemäß ver wendet worden war, selbstverständlich in diesem Verzeichnisz weggelassen wurdes Ebenso selbstverständlichslank nach Verlauf der üblich-en nicht allzu tnappen Frist das schneidige Mont turn: »Betreff: Inventar. Es ist um gehend anher zu berichten, wo die Nägel sind. H» Königl. Regie rungsrath.« Der biedere Oberamts richter, der kein Freund vieler Worte war, schickte die Entschließung gegen seine Gewohnheit mit der nächsten Post zurück und begab sich befriedigt an seinen Stammtisch im Kasmo. Sein Bericht lautete: ,,Kurzer Hand zurück. Sie sind ver nagelt. Y» k. Osberarntsrichter.« Welches Gesicht der Herr Regierungs ratl) machte, als er diese loskonische Antwort las, darüber findet sich in den Alten kein Vermert. IMK«I ·