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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 20, 1907)
Uebrdskå Staats-Anzeige«r und Tcerolä Illhkgaw 280 » « — Granp Island Nebr» 20. Dezember I907. (Zweiter Theil) Z Nummer 17 . sue-gessan Eine Weihnachtsgeschichie Von He d II i g E,x l i n. b-I Bum —- Ums-— bricn—irach!— geirr, Bis M Licht grinst Adiersshxilickeyni me qichilweti on r n .»-eine Fäden Jmperiineng« Muts UmIhniieer cheidein VII-Pf Essig-nachts » be« woblgeniihrie Gesicht Fiktion-wema EMrung fas luide Doktor Horn n zur ta dellos Mk etiinchien Zimmerdecke " empor, hinter es mit bewundernd werther Ausdauer iakimäszig weiter eriliugi: Buin —- bum——b1rm — Solche NiederirachU Aber das wird er sich nicht Fiefallen lassen! »Oui« — Und noch einmal rust er mii Donnerstinrme: » Gu—ste!« . Die treue Dienerin seines langjäh rigen Junggesellenheirns erscheint. »Gusie,« empfängii sie ihr sonst so friedfertiger Herr in triegerischer haliung, ,,Gusie, Evas glauben Sie wohl was die da oben treiben?« olzhacken!« versichert dje also zu Rai Gezogenr. « So! Holz-hacken! Hackt man Holz in einer Prwaiivohnung? Nein! So fori gehen Sie hinauf zu den unge bildeten Menschen iisber uns und be stellen: Eine Empfehlung von Herrn Doktor hübscher und er werde sich beim Hanswirih beschweret-, wenn li;c18.enisetzliche Geilopse nicht aus ore. « »Jaoni, Herr Doktor-P Mir sel tener Eilseriigieii schwenii Gusse nach der Thür, bei welcher Bewegung hübscher das grelle Noth ihres An zuges auffälli. p-- c- 4 ,t»«...—1 I i »Musik« qktcsz cl Wss erstauntes lose Mädchen an, »was haben Sie nöthig. sich im hause solche Fahne auf umkehrt-« » ah-—ne2« Es ist Weihnachten. Herr Doktor-, und ich gehe nachher zu meiner Schwester zur Bescherrung!« Schmetternd fällt die Thin hinter der tiefgekriinkten Guste in’s Schloß. Weihnachten! Hm — Richtig! Na, natürlich! Weihnachten mußte er sich ärgern! Wie er Weihnachten nur hatte vergessen tönnent Das Matschwetter draußen, der Spekiakel. die Verspä tung sämmtliche-r Postsendun en —— Alles dies erinnertedoch so utlich an Weihnachtenl Der oersuwdzwam zigste Dezember im Jahre war nun einmal sein Unglücksiag seitdem er sich damals, vor zehn Jahoeny unter dem Christbaum mit seiner Braut , entzweit hatte, weil sie empört da rüber gewesen war, von ihm statt eines erwarteten Brillantarmtbanbes seinen Band selbswerfaszter Stizzen und Dichtungen erhalten zu haben. —- Was Wunder, wenn er nach sol chen Erfahrungen sdie ganze Weiblich «teit hagåe und Weihnachten dazu? Jn "stere Erinnerungen versenkt, schreitet Doktor Hübscher in seinem Zimmer aus und ab, als Gaste von ihrem Gange zuviickkehrt und mit schadenstoher Miene berichtet: »Wieder eine Empfehlung und grau Lenzer bedaure, den Herrn « ottor zu stören aber deshalbtönne sie ihre Arbeit nicht einstellen« Bum«-bum — bum— krach — tiint’s wie zur Bekräftigung dieser Aussage von oben her. Doktor hübscher geräth außer sich. Natürlich handelt es sich um ein rauenzimmeri Solche Rücksichtslo xgteit bringt eben nur ein Weib sertigi Aber was war den Spatenbegrissen eines Weibes gegenüber anzufangean Sich in Geduld sitgenl Und durch drungen von diesem schönen Vorsatz läßt sich der Doktor abermals an sei nem Schreibtisch nieder. Bum — bum — krach — Ja, um Alles, was mochte die när rische Person da oben nur machen? Kopfschtittelnd versuchte-er zu schrei ben. um pliihlich wie von einer Ta rantel gestochen in die höhe zu fahren. Arach —- krach —-—- krach — Da —- ba hatte erst Die Decke kam noch runter . . . diese wahnsinnige Frau . . .hier vor ihm aus dem Schreib . papier, dicht vor ihm ein herabgesalles nes Stück Stueki Wenn hat größer « gewesen wäre . »wenn ei ihm auf ben. Kopf gefallen wäre . . . Acht nicht aus medenkeni « Und Doktor hübscher dachte auch nicht mehr. Er Institutes Wie er ging und stand, angethcn mit einem ziem l « ---s-«s"—« »Es--- Z giks « Weihnacht Nun prangt herein der heilge Abend, Geschmückt, entflammt steht mancher Baum. Der heilge Christ macht, hold begabend, Mit Glanz und Duft die Herzen labend, Zur Wahrheit frommer Kinder Traum. Die Alten schauen zu und sonnen Sich in dem felgen Wundergliick. » Sie trinken aus dem Märchenbronnen Der eignen Jugend Himmelswonnen; Nach Eden ging ih: Weg zurück. O Eir aber lächelt« keine Feier ie taugte sie in mein Gemach! Kalt weht herein der Dämmrung Schleier, Begraben liegt die goldne Leier, Wie dort der Schnee begrub das Dach. satt treibt der Wanduhr lautes Tielen Mein Sinnen in ein ödes Nicht-ö. Kein Gottessternlein läßt sich blicken, Mir ist s, als zög mit Todesftricken Mich alles fort vom Quell des Lichts. Des Weihnachisfxlaubes Eines Wähnen! Was hieit der Kindheitstraum dem Mann? Was frommen Neu und Sehnsuchtsthränem Wenn Schuldabgründe mich umgähnen, Der Zweifel mich zum Raub gewann? Ha! Ködert Narren mit den Brocken Verbrauchter Schwärmerphantasie. Jhr könnt den Wissenden nicht locken, Und zögt ihr tausend Weihnachtsglocken, Mich zwingt kein Ton zur Kripp»e. Nie! Doch horch! Was lastet aus der Stiege? Nun pocht's behende an die Thür, Und schon zu zärtlichstem Geschmiege Stütmt’s an die Brust im sichern Siege! — Gemach! Du tolle Ungebühr! I Doch die ruft: ,,Ohm, wie haft du’s dunkel! Zu! Warum bist du so allein? reibsi mit Gespenstern du Gemuntel? omm mit zum Weihnachisbaumgefuntell Wir alle, alle harren dein!« Und ich, ich gebe mich gefangen -—— Wie kam der Schwachheit solche Macht? — Bin stille mit dem Kind gjgangem Und in mein einsam Mmit Prangen Zog ein der Glanz der heilgen Nacht. Ernst Willich. I lich lebensmüden braunen Hausroct, stob er, das Stiick Stuck in der Hand zur Stube hinaus, die Treppe hina if um bei Frau Lenzner aihemlos die Klingel zu ziehen. Eine tleine,« saubere, blonde Frau mit hochaufgestreiften Kleiderärmeln öffnete ihm. Zunächst hält er ihr schweigend das Stiick Kalt entgegen und spricht dann grollend: »Hier . . . sehen Sie, das ist runtergetommen!« »Ach! das tluit mir wirklich leid,« - liichelt sie daraus sehr freundlich. »Ja, aber das geht doch nicht! Die Decke fällt ja eint« «Danach können Sie sich vorstellen, wie ich mich quälen mußt« Doktor hübscher ist sprachlos. Das .das war ja eine merkwürdige Per son. Was war denn da zu machen? Verlegen reibt er sich die Hände und fragt stockend: WAber was schaffen Sie denn eigentlich FürchterlichesT Läßt sich denn nicht «Den Christbaum ausrichten will ich! Aber bitte, wollen Sie sich nicht selbst von der Nothwendigteit meiner Beschäftigung überzeugen?« Und er überzeugt sich. Drinnen im Zimmer liegt ein mäch tiger Tannenbaum am Boden, daneben eine stumpfe Axt. ' »Der Baum paßt nicht in denStän der hinein,« ilagt die niedliche Blon dine, »und ich hab schon so viel vom Stamm abgeschlagen!« »Ja, mein himmel, das ist doch auch teine Frauenarbeit!« — Sie zuckt die Schulter und seufzt. »Wer solle denn machen, wenn trin Mann im hause ist?« Eine mißtrauische Stirnfalte beim Dotier. . »Sie sind alleini« «Wittwe!« bestätigt sie und fügt, sein erstauntes Gesicht bemerkend, lä chelnd hinzu: Mut fiit mich will ich den großen Baum natürlich nicht aus puieer aber ich habe zwei Richten bei mir, denen ich befchere. ch muss mich iniiåiwelw wenn ich noch eetig werden w — ---« , »Also wollen Sie wieder heiterha cken?« ruft Doktor Hitbscher entsetzt. Frau Lenzner lniet bereits am Bo den und hebt entschlossen die Axt zum Schlage. Bum — » Nein! Das kann er nicht noch ein mal mit anhören! Ein rascher Entschluß kommt ihm; Lin Entschluß, dessen Ausführung er einfach seiner Zimmerdecke schuldig ist. «Geben Sie doch einmal her . . . das geht ja nicht! Sie klopfen mir meinen ganzen Stuck herunter und das lann ich nicht dulden! Erlauben Sie mal, das ich die Sache versuche!« Und schon hat er de Aermel hochge streift, hat der verblüffenden kleinen Frau das Beil abgenommen und mit - männlicherKraft begonnen, den Baum zurechtzustuten Freudestrahlend schaut die Wittwe zU — «Wie dankbar ich Jhnen bin, Herr DottorX »Ist nicht nothigl Bin das meiner Zimmerdecke schuldig,« brummt Hitb . scher. Er klopft weiter, schnitzt, häm mert, paßt den Baum in den Ständer hinein, bis er endlich fest darinnen steht. Frau Lenzner ist entzöckt, klopft dem Doktor eigenhändig die Sägespähne vom Rock und ruft einmal iiber das andere begeistert: »Ja, ein Mann — trenn ein Mann im Hause ist!« « Um des verbissenen Junggesellen Lippen huscht ein geschmeicheltes Lä cheln, während er sich sehr zufrieden mit seinem Thun zum Gehen anschickt. Nun wtirde er wenigstens seine Ruhe haben und seinen Christabend in fried licher Beschaulichkeit bei der Arbeit verbringen können. · Nichts Böses ahnend, läutete er die Glocke vor seiner Corridorthitr und wartet —- tvartet . . . Nanu! Keine Gaste sommtt Nichts regt sich. Aet gerltch greift er in die Tasche . . . him mel, er hat den Thürschlitssel nicht ein gesteckt. Abermalises KlingelnL Um sonst. Und nun wird’s ihm schauder pss klar. Guste ist während seiner Abwesenheit zur Beschernng ausgeflo gen! Was nun blos anfangen um Gotteswillen? Er im Hausrock, ohne Hut, ohne Mantel, frierend hier im Haxssluy vielleicht bis gegen Mitter nu t . . . Wüthend, verzweifelt reißt er noch mals an der Klingel, daß es wie Hül seruse durch Haus gellt. Tripp —- trapp — tripp —- trapp da kamen Schritte von oben herunter, und ein blondslimmernden Kon neigt sich übers Treppengeländer. »Sie, Herr Doktor, läuten so Sturm?« »Jaroohl! Kann nicht in meine Wohnung·!« giebt er klappernd vor Frost zurück. Tripf—traPp-—jetzt steht sie dicht neben ihm, diese dumme kleine Person« die anAllem schuld war. Ja—ja—iie hatte gar nicht nöthig, ihn so gefühl voll mitleidig anzuguckenl Widerwillig nuI erklärt er ihr sein Mißgeschick Daraus überlegt sie eine Weile. »Ich könnte ja für Sie zum Schlosser lau sen,« meinte sue schließlich, »doch die Entfernung ist zu groß. Dann ist’s bald Bescheerungszeit, meine kleinen Nichten!..« Und plötzlich lebhaft: »Einen anderen Vorschlag, Herr«Dcot tor! Warten Sie bei mir die Rückkehr Jhres Mädchens ab, vielleicht währt’ö nicht lange bis dahin. Bitte, bitte, thun Sie’s! . Meinettvegen wurden Sie ansgesperrt . .. Sie können hier in- der Kälte nicht länger bleibkn!« hübsch von ihr, »daß sie so besorgt um ihn wart Dennoch Nein, er war ja auch im Hausrat-« Lachend schneidet sie seine Einwen dungen mit der Versicherung ab, sie erhalte keinerlei Besuch außer ihm, und sie selbst könne und werde sich weiter gar nicht um. ishn kümmern. So folgt er ihr schließlich . . brum mend unld ärgerlich darüber, dasi et ihr eigentlich ganz gern folgt. , Osan angelangt, beginnt sie, eine-n Kasten mit Zucker-wert vor sich, den Baum awzirputzem während Hin-schen ans inend theilnahrnölos, in der du elssten Sophaecke kauert und ihr zuschaut. Hierhin hängt sie einen Goldapsel ...., dorthin eine Nuß..., dann ei nen . . . »Halt!-Das hat skeine Symmetrie!« ertönt es da plötzlich von der Sopha ecke her, der Zuckerafife muß mehr lints hängen! Rechts haben Sie schon vier Affen!« «Ach!« »Sie macht ganz erschreckte Aug-en, »die kleine Frau, und nimmt verwirrt sämmtliche Afer wieder ab. »Nicht -doch,« wehrt er begütigend und tritt an den Bau-m heran, ,,sehen »Sie, hier muß noch etwas hin und hier und hier...« Und der würdige, ernste Herr Dot tor Adolf Hitsbscher, der sich mit sei nen sechsundvvierzig Jahren, älter als ein Greis fühlte, nimmst ein Stück Zuckerzeug nach dem andern, um es miit mathematischer Genauigkeit und genau nach den Gesetzen der Styx-inte trie an die Ziweige des Ehristbaumes zu hängen.v ,,sH-errlich!« jubelt Frau Lenzer und . tanzt umher wie ein wind. Er sieht es und muß lächeln. »Sie waren wohl recht glücklich verheirathet?« Untviillkiirlich drängte sich ihm dise Frage aus die Lippen. ,,Gliicllich?« Sie sen-it das Blond töpfchen unid wird ernst, ,,eine Liebes heirath war’s.« Dann zögernd, leise: »Mein Mann war acht Jahre ge lähnit.« Todtenstille!... Tannen-Mit zieht durch’s dämcmrige Gemach, und dem Doktor wird’s Oso eigen um’s Herz, so feierlich, so weihnachtlich... Arme Frau! Was war ihm einge fallen, alle Frauen nach dem einen leeren Geschöpf zu benrtheilen, das er einst geliebt hatte. Wie von einem Alb befreit aufath mend, betrachtet er, Seite an Seite mit der «tleinen Wittwe, den nunmehr fertig geschmückten Baum. Sich um Gustes Heitrttehr zu Eis-m mern, fehlt ihm gänzlich die Zeit» denn seine männliche Stimme muß dazu dienen, den die Tshiir bald er trommelnden Nsichten Ruhe und iti - pekt einzuflößen, bis die Kerzen am Christbaum brennen. Und dann —- - Jubel, Wonne, KinderseligkeiU Wider seinen Willen ist Doktor Hiibscher nun Zeuge des echten, reinen Weihnachtsglückes, wie er es selbst einstmals Daheim im Eltern-hause em pfunden hatte ,,Thut’s Jhnen leid, Herr Doktor, zu mir herausgekommen zu sein?« fragt da ein- leise, zaghafte Stimme. »Er schüttelt hastig den Kopf, neigt sich hernieder zu dem Blonsdhaar der lleinen Wittwe und erzählt ihr die Geschichte seiner ersten Liebe und de ren traurige Folgen. Andächtig hört sie ihm zu und... Sind’s Thränen, die in ihren Augen schimmern, oder ist’s ein Widerschein des «Kerzenfliinmers?... ...Sehr spät erst kehrt Doktor Hiibscher an diesem lLbbensd heim. - »Aber die Geiste die Guste soll mal was erleben, wenn ich herunterkom me!« hat er noch beim Ablschied Frau Lenszner versichert. Und was erlebte Gustes Etwas Unerhörtest Etwas noch nie Dagowesenesl Kaum hatte sie ihrems Herrn die Corridorthiir geöffnet, als sie, die ihr ausbedungenes Weihnachtsigeld doch bereits am Vormittag erhalten hatte, abermals ein Zehnmartitiick in ihre Hand gleiten fühlt und dazu die in drolliigem Grimm shervorgeschnauzten räthseldunilen Wort-e vernimmt: »Guste, Sie Ungeheuer, was haben Sie angerichtet! Bilden Sie sich etwa ein, es wäre Ihr VortheiL wenn eine Frau in’s Haus käme?« Stamme Weilmachtem Jm Jahre 1525 war König Hein rich der Achte von England schwer erkrankt. Diese Erkrankung trat im Dezember ein und schien verhä.ngniß ivoll werden zu wollen. Das Volk war in großer Siorge um sein Leben Da gab es freiwillig die Parole aus: Stamme Weihnacht! Keine Weish nachtssglocken wurden geläutet, keine Weihnachtsliedet gesungen, keine Weihnachtsspäße getrieben, die den Engländern sonst so sehr im Herzen liegen ——« kurz, das ganze Land lag schweigend da, wie todt. -« - lDie drohende Gefahr ging vorüber, Heinrich der Achte durfte sich noch 22 Jahre des Lebens und des Thrones erfreuen.