Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 06, 1907, Sweiter Theil., Image 9

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    Auto J. A. 3209. "
Berliner humoresie von F. Geb
hardt
» »O, wie nobe!, Just-ten! Diese-eisk
Jeidene Blase und den blauen Chils
« onbui mit de Siraußenfedern —
s; Ziiai wie 'ne Jriifini Jci bewundre
r.«
« »Na Fripe, den-iste, dai iel mir
« blamiren will bei unfre Pfingfifahri?
Siehst in ooch paient aus! Bin ich
f übrigens nich pünktlich?« —
»Uf’n Mamangl Jleich lann's’ las
jebni Wenn wir man mitkommen mit
, de Eleknifche!«
s »Na, dann spielen wir heut maldir
Noblen »s- per Droschkes Zeit hab’ ich,
meine Jnädige kommt erst morer
wieder! --— Aber iiek mal, drüben das
feine Ist-Töff! Wie’s rniieriIBliiz—
blank is es ——— wem seins mass
sein·.2«
«Driilsen dem Kommerzienraih
feins; eben kam er eijenhänvig mit
anjesaustk s— Ragelneu, piknobel —
verstehsteL Jci lenn’ sowai —- war
nich for umsonst mal in fone Fo
briie --—«
Und Frisc, sowie Guste am Arm,
trat näher, den Gegenstand feiner Be
wunderun enauer zu betrachten
»J-a,'« euszie Gaste Yeidisclx »spi:
Kommerzienraib kann sich dei leisten
—- bloß weil er vorsichtiger jeweer is
beideWabl von feineEliernI Unser
eens kann per pedzs jeben oder stchin
de Eieiiriscke Mängeln lassen! Wie
irk mir woll in so’n Ding-z ausneh
men i äl?«
»Be er als dei spillrige Dingg von
Kommerzienräibin janz ieswißi Sei-X
dir- mal rin —"
Z soc-wenn wer kam- —"
»Jetzt bei der Kirchzeiti Jn die
stille Jejendi —- Jmmer tin in de
jute Stube! —Wat ici sage —— ivie
’ne Jräfin!«
»Unsinn, Fritz-! Wenn wir noch
mit fahlen tönnten!«
»Woll«n wir mal? Bloß so um de
Erlei«
»Ach Feine-— wenn du bloß ieen
Maer hast —«
»Wa wer« ick’ Weeß Bescheid mit
-sc«ne Dinger-! Herr Kommerzienrath.
evir pumpen uns mal das Auto. Wa
rum lassen Sieg sojanz alleene stehn!
— So — pqu puii. los! MAX
Sie morer Auio —-l)eute thun
wirM Ade, herr Aidlersteinl —
Grunewald, Just-? Oder Poisdaim
oder Tejel?«
»Ach, Fritze, Ieise —«
»Na, denn Tejel also!« Und nach
wenigen Augenblicken war, leife pai
end und tatiernd, das Auto um die
icle der vornahm-stillen Straße ver
schwunden und ri mit seiner
»Jusie« auf der Pfingfisalirt nach den
Frühlingreizen Agels unter-wegs.
Jndeß saß rk Kommerzienraih
Siegftied Adl;r»tein feiner jungen
Gattin in dein hoch-modern eingerich
teien Ecksalon beim Frühstück gegen
iiber, Frau Alice seufzte »ich-h ein
Feiertags Aussehen tann man nichi
—-was fängt man anst«
«Ek lächelte gheimnißvoll: »O. ich
hoffe, es wird seiten als du denkst!
Ich habe eine kleine Ueberraschung-J
»Ach, du und Ueberraschung!«
machte sie müde. »Das einzige, was
mich freuen könnte, dafür hast du ja
kein Ohr —«
Er lachelte noch kreheimnijzvoller.
»Wer weißt Aber wag sagst du zu
einer Ausfahrt? Das Wetter istherr
Ach —-«
»Heut? Bei dem tJJtenfctxnaewimi
mel? Gefchmacklos, nnd tein Ge
nuß —«'.
»Ei, per Auto -—·— da hätten wir das
Gewimmel bald hinter uns —-«
»Du weißt. wie ich alles verab
scheue, was Miethnkagen heißt! Wer
tann da wissen, welche Kiichenfee mit
ihrem Schatz vor mir die Polster ge
drückt hat — «
»Kann Siegfried Adlerftein sich
nicht auch ein eigenes Anto leisten?«
»Ein eigenes?« Frau Alice schwellte
ungläubig und erregt zugleich ern
por; »feit wann? Wo?«
»Wenn du dich auf den Balton be
mühen willst, Liser fo, kannst das-z
gleich von oben herab bewundern;
also bitte!«
»dirnrnel und Hölle!« —
Siegfried Adleritein lehnte zitternd
und bleich, einer Ohnmacht nah vor
Schrecken, an der Baltonbriiftung.
»Fort —- geftohlen ---—! Bei bell
lichtem Mittag —--—««
Und wenige Minuten daran ar
beitete sdas Telephon, und sämmtliche
Polizeiiimter Groß-Berlins wurden
mobil gemacht. um »ein elegantes,
vollständig neues Kraftfahrzeuz roth
mit Gold, No.J.A. 3209 im Falle
einer Begegnnng an halten und dem
Eigenthümer lialdtfxftu zurückzustellenz
500 Markt Belohnung!
In voraerilckter Nachtitunde kehrte
das tommer nrätbliehe E ar von
einem Thon erbeinch zan . geno
wie hatte nian doch teian chnierz
betäuben nettsient —- Als die Saat-»
M der sieh Frau Li zy tron ihres
rwtllens gegen thnpagen nun»
doch.batte anvertrauen müssen, Initl
eleganter Larve um »die Stra necke
sanfte nnd vor dank Abt-erst n pa
rirte, wörefie beinahe sitt einein an
deren Anto Manna-Innenan dasJ
vor der Etnfa rt hält und durch dadj
Nattern der Maschine bekundete, est
sei erst vor Kurzem hier getan-det»
h war weit und breit tein»
nich zu sehen. here Adlerftetn
stieß einen Ruf der Ueberraschungl
ani.
r«
,,Unset Autp —- kvahr und wahr
haftig! Na, Gott set Dawk, es ist
wieder da! Den Schaffen ist’s am
Ende doch ängstlich geworden! Oder
hätte die Polizei ———? Na, das er
fährt man schon! Genug, daß es da
ift!" —— Und im Triumph fühlte
Siegftied das Zurückgekehtte vorläu
fig in den sicheren Hokkaum
s- - s
-;
",,Alles in Ordnung, Gott sei
Dankt" Befriedigt kehrte der Haus
herr am anderen Morgen von der Un
tersuchung des Flächtlings zu seiner
ihn beim Morgentrunt erwartenden
Gattin zurück. »Wenn dir’s recht ist
— so holen wir heute nach — ein
töstlicher Morgen! Nicht» Lizzi2
Durch Grunewald, Potsdom und
weiter?«
Frau Lizzy hatte nichts dagegen.
Und eine Stunde drauf thronte sie
-—wenn auch heute noch ohne »Auto
Dreß«, so doch nicht weniger stolz
und erwartungvoll im Fond. Sieg
fried, die hilse eines Chaufscurs ver
schmähend, lentte selbst mit einer
Sicherheit und Ruhe, die ertennen
ließ, daß er die schwere Kunst insge
heim längst geübt. Alles ging gut
und bitt-bis in die Nähe des »so
ologifchenC der ja freilich nicht be
sonders weit entfernt tag. Eben stand
Siegfried Adlerstein im Begriff, sein
Gefährt vorsi tig durch den Knäuel
von Straßen ahnwagen, Droschten
und anderen Behiieln hindurchzulem
ten, als ihm plö lich ein lautes
»Halt!« entgegendrdhnt. Ein beritte
ner Schutzmann hemmte ihm den
Weg und als gehorsamer Staats-bür
get konnte der Kommerzienrath nicht
unders, als halten und mit einroenig
Erstaunen fragen: »Wir-mit kann ich
dienen?"
»Sog!eich, mein Herr! Woher ha
ben Sie dies A—utomobil?« Siegstied
nannte die Firma.—So? hmi Ha
den Sie den Wagen auf rechtmäßige
Weise erworben?«
Dem Gesragten stieg das Blut zu
Kopf. »Was ·oll das heißen? Halten
Sie mich fiir einen Spitzhuhen?"
Der Beamte zog ein Notizhucht
»Neues Krastsahrzeug, roth mit
Gold, No. J. A. 82()9, gestern,
Pfingstsonntag, Vormittags zwischen
11und12 Uhr aus der N..-.straße
vvt dem hause No. 7 abhanden ge
kommen. Eigenthümer Kommerzien
rath Asdlerstein. Belohnung 500
Mart. ————"
Das helle Anflachen des Autolen
ters störte den Beamten in seiner-Vor
lesung. »Ja so, lobenswerthztEifer!«
rief Siegsried »Erlauhen Sie mir,
daß ich mich legitimire —- hier meine
PAPECM Jch bin selbst der Eigenthü
mer, wie Sie sehen, und glücklich
wieder im Besitz —«
»Stimmt z-Ioar,'« brummte der Be
amte, der mißtrauisch die Papixe ge
mnstert. »Aber tret weiß, wie Sie
dazu gekommen sind ---«—
Der An eztveifelte musterte mit ge
run,zetten rauen dieMenschenmenge,
die sich rasch um die Parteien ange
sammelt hatte. Plötzlich scheute sich
sein Gesicht. ,,Lassen Sie, bitte, doch
schnell den Besitzer jenes Minrestam
rants dort an der Ecke rufen, oder den
obersten seiner Angestellten —- diese
tennen mich Peisönlich und werden
Ihnen befriedigen-de Austunft geben
tönnent"
- sy- - « - « .
Das gcicyuy Uenn auch, ullu nam
dem die Jdentitiit des Herrn Korn
merzienrach festgestellt worden,
tonnte derselbe unbehelligt weiter fah
ren. Es war ganz reizend draußen in
Halensee und Giunervaid, und »Hutt
vetehle« lag sc verloclend da, daß
man eine turzeRast zu machen und
ein Viertelstündchen am Seeufer zu
wandern beschloß, das Auto in siche
rerHut zurücklassend Aus dem »Vin
telstiindchen« ward indeß ein ganzes.
Und als das Paar endlich in das
»Jagdschlofz« zurücktehrte, harrte sei
ner ein-e sonderbare Ueberraschung.
Mit aeheimnißvoller Stimme hat der
Oberlellner die »Herrlchasten«, ihm
doch einen Augenblick ins Gastzimmer
zu folgen — wo ihnen ein Gendarm
entgegentrat!
Dieörnal war die Rettung nur
durch die Hilfe seines Hausporiiers
gelungen, welcher im Telephonge
spriich versicherte, daß der Denke-rn
merzienrath in der That heute Mor
gen eigenhändig sein wiedergefunde
nes Auto »Nr.J-.A. :32(.« in die
- Weite gelenkt habe. Denn per Gen
.darm, welchen der Inhaber des Eta
blissements insgeheim herbeigeeufen,
hatte den Adlerstein’schen Aus-weis
Papieren ebnsowenig glauben wollen,
wie vorhin sein städtiischer Kollege.
yBon einer Fahrt in’i«5 Weite wollte
iSiegfried nunmehr nichts wissen, wie
Ifein Ausruf bekundete. »Wir fahren
Jnach haufe, und ich mache ichleunzitgst
Ider Behörde vom Wiedersinden -
Izeigei Damm it, daß ich das ver
grasW —- Un in beschleunigtem
«empo ließ er das Fahrzeug stadt
wärts rasen. Diesmal über Wil
meridotsssschiineberg. Und hier, in
der Nähe des Vittoria-Luisenplatzes,
erfiillte sich das Schicksal dieser unter
einem Unstern begonnenen Pfingst
ausfahrt: r Adlerftetn überfuhr
ein zartes Geistigfchertkeeimwdås mit
wii " m m . en ge
radtkunter die Räder gelaufen war.
Ein Schuh-traun lam, sah, schrieb
auf, hiätterte in seinem Buche —
seste die feierlichste Amttmiene auf
und las dann mit lauter Stimme
eine schon bekannte Stelle über »ein
Auto, Nr. Fe. A. 3209, roth mit-Gold,’
völlig neu —u.s.tv. —- u.i.w.
Es half nichts; Herr und Frau
Kemmet tienrath Mfmußten noch eine
Exttaf tt nach der Polizeimache ma
chen, begleitet von der johlendenl
undlätmenden Gassenjugend, ehe sie
endlich ihr neues Auto und sich chselbstI
nach dieser ersten ereignißreichen
Fahrt in ihr Heim retten konnten.
— ——.-—--——
Zu jung-zu alt.
Novellette von A. S ii r e n.
Es war Sonntag. Konrad war
herausgekommen aqu Landgut zu
·seinen Ver-wandten Er hatte eine
Gehalterhdhiing erhalten, das-z war
eine,wichtige Sache, die mußte sofort
gemeldet werden.
,,Liese, willst du mich nun?«
Sie verstand nicht recht, wie er das
meinte und sah ihn fragend an.
So hatte Konrad sich das nicht
ovråzesieljt
Lndlich schien sie ihn zu verstehen,
sie lächelte, den Henkeltorb stellte sie
bei Seite und lehnte sich an die Lau
denen-and
»Ja, Liese,« stotterteer, ,,sieh ein
mal, in ein paar Tagen werde ich
so« weit sein, daß ich heirathen kann
—- ja aber Liesc, das ist doch nicht
zum Lachen?«
»Komm einmal her, mein Junge·"
Sie legte ihre Hand unter sein Kinn,
sie war sogar einen Strich qrößer
als er: »So, mein e’5«irnge, nun gsucken
wir uns einmal in die Augen«
Das that er denn auch ganz aus
giebig.
»Wie alt sind wir, mein Kleiner?«
Hast zwanzig.«
« ast zwanzig«, lachte Liese, »ein
respeitables Alter!"
Der arme Konrad fühlte den
Spott. Er reckte sich so hoch er
konnte -—— aber blieb trotzdem der
Kleinen. Sein Gesicht glühte ganz
roth. Er hatte sich- den Heiraths
antrag leichter gedacht.
»3wanziig Jahre bald«, trotzte er
laut,« »und in drei bis vier Jahren
Lin ich so weit, daß ich heirathen
tann.« -
Liese nickte: »Und du thätest sicher
sehr wohl daran.«
»Nicht wahr, Liese?« Und er sah
sie wie-der gliickselig an.
»Natürlich. Konrad. nur —- muß
die Frau auch zu dir passen.«
« »Liese, willst du denn nichts«
Sie wiegte den Kopf bedächtig hin
und her: »Konrad, wie alt bin ich?«
Er sah sie stumm an.
»Du bist bald zwaiizig«, wieder
holte sie. »und ich —- bald achtunik
zwanzig.«
»Ach, Liese, darauf tommt’5 nicht
an.
»Du dummer Konrad«, lachte die
Lieie und zog seinen Kopf an sich
heran —— und litßte ihn, da wo die
Haar-wurzeln leimen —— Gott, wie
war ihm zu Muthe! —— Dann nahm
sie ihren Henkeliorb wieder auf, und
ging schnell nach den Bohnen-baten
Der arme Konrad sah ihr nach, er
stand wie angewurzelt, nur den
Kopf wendete er ihr nach, wie leicht
sie dahineilte. Er seufzte: »Und se
lacht!« Er sah sie längst nicht mehr,
aber er glaubte, noch ihr lustiges
Flichern von den Bohnenbeeien her
zu hören. Eine peinliche Sache war
es offenbar. »Wird sie’s weiter er
zählen?«
«· s« nos
Jcllll Wlklcclljk Va)clllc, clklcv
weiße Schürze schimmerte durch das
Laub.
»Ich werde sie bitten, es nicht wei
te «zu sagen«, raffte er sein-en Muth
. zusammen.
; Franz war dabei, sein großer
- Bruder.
Vor dem hatte Konrad einen hei
« ligen Respekt.
; ,,Nur nicht weglaufem Konrad«.
« mahnte Franz, und die Liese sah ihn
irieder mit dem guten Schwefterdlick
an, in den er sich eben verliebt hatte.
»Aommd, wir wollen uns getren-v
seitig gratuliren«, fuhr Franz fort,
»du hast eine Gehaltserhohung, nicht
übel, zum Heirathen gerad’ nicht sie
nug ·-—— aber es wird ja werden. Ta
siir bring« ich dir eine Schwägerim
auch eine gute Sache«, und er schob
ihm die Lieie entgegen.
Konrad stand wie ans Eiern. ———
»Konrad, gratulirst du nicht«-W
»Dir, Liefe?«
,,Ei freilich, Franz ist zwölf Jahre
älter als du, das paßt chon besser.
aber wir wollen gute S wägerschajt
halten, ja, Konrad?«
Es war ihm zu plötzlich gekom
men, er mußte es erst überdenten,
doch wie sie ihm nun ihre Hände
hinhielten, konnte er nicht mehr an
ders: »Ja, dann ist es auch schon
gut so.«
»Schad«, sagte Liese, »daß ich
nicht eine Schwester hab, sür die ich
dich auf-heben iann.«
Nun, die Schwester hatte sie nicht,
aber sie hat später eine Tochter ge
habt, ein hübsches Mädel, frisch und
vergnügt wie die Maitter.
Franz hat das Gut übernommen,
idas Lieseni Eltern ehört hat und
Schim, das Töchter ein, hüpft zwi
schen ten Blumenbeeten umher und
pflegt die Gemüte-standen —- wie
frtiher die Mutter gethan hat.
Saöine ist achtzehn Jahre alt»
und wer sie sieht, hat seine helle
Freude an ihr.
Onkel Konrad hat nicht geheim
thet, er ist in der nahen Stadt ge
blieben nnd verkehrt viel auf dem
ins-instit bei seinen Geichwistem
Wenn Onkel Konrad tomnit, holt ihn
Sabine von der Bahn ab, sie fah
ren, reiten zufammen, ja, sie ist
e
—
neulich sogar mit ihm auf der Jagd
gewesen.
Es ist Herbst. Sonntag Nachmit
tag. Das Feuer im Ofen tnistert.
Franz ist noch außen, aber Liese
und Konrad sitzen am Feuer und
plaudern. Konrad ist seltsam er
regt, bald steht er auf, wandelt durch
das Zimmer, dann sieht er zum
Fenster hinaus: ,,S-abine bleibt lange
sort«, sagt er endlich.
Frau Liese lächelt: »Sie ist mit
dem Verwalterssohsn aufs Feld ge
gangen.«
»Dann ist sie in guter Obhut«,
beruhigt sich Konrad.
»Ja, in guter Obhut ist ste«,
lächelt Frau Licse und sieht träu
mend in’s Feuer.
Konrad bleibt Plötzlich vor ihr
stehen: ,,Lie«se!«
Sie steht auf.
»Liese, ich habe das Alleinleben
ernstlich fatt.«
»Ja, Konrad«, sie weiß nicht
recht, wo das hinaus soll.
»Hast du nicht auch schon gedacht,
daß es gut wäre, zu heirathen?«
»Freiltch«, —- nun ist sie ganz bei
der Sache — »aber Konrad, dann
-wiir’s höchste Zeit, du bist bald vier
ärg.«
»Das ist ja noch gar kein Alten«
Sie mußte daran den-ten, daß er
sich einst mit zwanzig Jahren schon
reichlich alt genug fühlte zum hei
rathen. Aber wünschte ihm das Beste:
»Gewiß, Konrad, bring deine Er
Wöhlte her, sie soll mir eine liebe
Schwester sein. —- Nun? —«
Ein wenig verlegen war ihm die
Sache doch. «
»Du bist doch überzeugt, daß ich
ein guter Mann sein würde?«
»Ein guter Mann? —- Freilich,
wenn die Frau dazu paßt —- dann
sind sie alle gu1.«
»Liese!«
»Nun?17
Du möchtest doch deine Tochter
nicht dem ersten Besten geben?«
Sie verstand nicht, ivas ihre Toch
ter damit zu thun hatte.
«Liese — wie wär’«5, wenn du
mir deine Tochter gibstZ Du weißt,
daß ich sie lieb habe.«
Da richtete sich rau Liese aus,
sie lachtesheute ni , sie sah den
Schwager starr an, hatte sie recht
vcrstandeni
»J(1 Liesc, ich glaube, daß Sabsine
mir auch gut ist. Sie ist sast un
zertrennlich von mir, wenn ich hier
bin, sie muß mir doch gut sein?«
»Du bist ihr Onkel, warum sollte
sie dir nicht gut sein?«
»Sie sollte es auch gut haben bei
mir, ich wende ihr keinen Wunsch ab
schlagen.«
»Das ist das Glück nicht«, sagte
Frau Liese schroff, »und die Liebe
ist es auch nicht«, fügte sie leise
hinzu.
Sie stand unschliisiig arn Fenster:
»Konrad, dn bist ein Thor, warum
hängst du dein Herz immer an das
Unmögliche?«
»Unmöglich, Liese?«, und er war
wieder so enttäuscht wie vor zwanzig
Jahren, als er um die Mutter ge
worben hatte. Er hatte auch das
Rothwerden nicht verlernt: »Ach,
Liese, ich hatte mich- so daraus ge
sreut, dir das zu sagen, und ich
dachte —«
»Komm einmal hier«
Er trat zu ihr ans Fenster.
»Sieh dort hinaus.«
Sabine tam über den Wiesenrain,
Walter Horns, der Verwalterssohn,
hatte ihre Hand gefaßt — und ließ
sie ihm. Sie gingen gerade durch
einen Herbstsonnenstreifen, die Beiden
in ihrem Frühlingaliick.
»Nun?« fragte Frau Liefe.
Der arme Konrad ist zuweilen
etwas schwer von Begrikfen, aber
endlich dämmerte ihm die Wahrheit:
»Meinst du, Liesc?« fragte er ganz
erschrocken·
»Ich weiß sogar, Konrad, und ich
freu’ mich darüber. Das ist Ju
gendgliick. Es gibt auch im Herbst
Sonnenstreifen, aber Herbst nnd;
Frühjahr wollen nicht zusammen!
taugen.«
Glocken als Barometcru
Jn der »Monthly Weather Review«
wird mitgetheilt, daß in Belgien«in der
Nähe von Lebete einige kleinere Kir
chenglocien bekannt sind als Regenglo
elen. Wenn sie auf eine weitere Ent
fernung deutlich zu hören sind, kann
man sicher sein, daß es bald regnet.
Zu dieser Thatsache werden nun fol
gende Erklärungen gegeben. Der
Schall einer Glocke hängt in erster Li
nie von ihrem Material und Bau, ser
ner von dem Thurm ab, in dem sie sich
befindet. Nur zum geringen Theil
kommt die Feuchtigkeit und Dichtig
keit der Lust sür die Art des Tones
in Betracht. Anders aber ist es mit
der Stärke des Schall-es. Wenn die
Lust gleichsörmia ist und der Wind
ihr eine horizontsale Strömuna ver
leiht, hört man den Schall aus sebr
weite Entfernungen Aber die Rich
tung des Windes im Verhältniss zum
Standpunkt des Hörers ist das Aus
schlaggebende. Es kann sein« daß
der Wind den Schall nach aufwärts
iiber die Köpfr hinweg entführt, e:
kann aber auch umgekehrt den Schall
aus der Höhe nach der Tiefe tragenl
und ungewöhnlich deutlich wahrnehm
bar machen. Gewöhnlich ist aber die
Lust nicht gleichsörmig, sondern sie.
setzt sich aus verschiedenartigen
Schichten zusammen sie ist ein Ge- i
misch von wärmeren und kälteren,
trockenen und feuchten Strömungen.
Ein Heini-.
Ikwhcks . »
Kommerzienrath wesse; Söhnchen an den Pedaletsdes Klar-setz spielt):
Sehn Sie, mei’ Sohn, wie musikalisch!
IWährend des heißen Sonnenschein-?
wird die Lust gewöhnlich ziemlich
i
undurchlässig, der Schall wird viel-s
fach gebrochen und reflektirt unsd ver
liert so seine Kraft. Bei woliigemz
Himmel und feuchter Luft wird der-«
Schall kräftiger. Dies dürfte aberl
nicht anc Feuchtigckeitsgehalt der Lust»
liegen, sondern an ihrer größeren’
Gleichförmigkeit und an der für den
Schall günstigen Vewölkung sowie
an dem mit dieser Witterung verbun-:
denen Winde.
Einst und ietzt.
Jm Sommer 1828 verweilte Lud
wig Börne aus der Rückreise von
Hamburg einige Tage in Kassel. Er
war überrascht, ja geängstigt von der
damaligen Stille der schönen Stadt
und ihrer entzückenden Umgebungen.
Um zu erproben, wie groß die Ein
samkeit des Paris sei, ließ Börne in
der berühmten Karlsaue, diesem wun
dervollen Stück landwirthschaftlicher
Poesie, eines Tages beim Herausgehen
dort auf einer Bank einen Sechs-day
ner liegen. Als Börne nach drei Ta
gen die Aue wieder besuchte, fand er
das Geldstücl noch auf derselben
Stelle. Würde das jetzt in unseren so
"belebten Parianlagen auch noch vor
lkommenct
M
Ein Honorar von 10,000 Mark pro
T Wort.
» Zwei Schriftsteller treffen sich nach
zehnjähriger Trennung. s
,,Na,« sagt der Eine, »etwas weiterz
habe ich es ja seither gebracht. Mein
Verleger zahlt mir für jeden Roman
10,000 Mart.«
»Und wieviel Worte hat so ein Ro
man?«« ,
»Der hat 6000 Zeilen zu 15 Wor
ten, also 90, 000 Worte.«
,,,,Dann ist die Summe gar nichts,
siehst du, ich habe einmal für jedes-,
Wort 10,()00 Mark Honorar bekom-i
men!««
»Unmiiglich!«
»»Nein wirklich, es brachte mir 50,
000 Mark ein, als ich meiner zukünfti- .
gen Frau schrieb: Jch bitte um Jhre
Hand.««
—
Unverschämt.
A.: Der Meyer ist doch ’n frecher
Kerl!
B.: Wieso?
A.: Jch drohte ihm ,ich würde ihn
wegen den zehn Mart verklagen« die er
mir schuldig ist.
N.: Wa, und?
A.: Da meinte er, ich sollte ihn doch
um zwanzig Mark vertlaaen und ihm
die anderen zehn noch geben!
Schlau.
Bankier (zu einem Herrn, den er
öfter zu Spekulationen einlud): Sie
haben so viel an der Börse verdient?
Ja, haben Sie denn nach meinen Vor
schlägen operirt?
Herr: Das heißt, ich hab’ immer
das Gegentheil unternommen von dem,
was Sie mir gerathen haben!
Immer dieselbe.
.,-Ge-ben Sie uns eine Flasche ganz
alten Bordeaux.«
Frau: »Natürlich, der allerälteste
ist sür mich gut genug! Den trinke
Du nur selber! —- Ober, mir eine
J«
Flasche vom allerneuesten.
Schlimme Angewohnheit.
Fritz: »Wenn ich mein Lehrmeister
über etwas wun ert, schlägt er die
Hände zusammens«
August: »Meine: auch —- aber es
ist meistens mein Kopf dazwi
s eh e n.«
Angepaßte Ausdrucksweisr.
»Was sagen Sie zu dem schreckli- .
chen Unglück, Herr Professor: Doktor
Sulfurius ist infolge einer Explosion
sammt dem ganzen Laboratorium in
die Lust geflogen!«
»Ja, ja — der gute Doktor ———
hatte leider immer etwas ,,hochflie
gende« Pläne «
Die Flitterwochcn.
Er: »Weißt Du schon, X und seine
Frau haben die Hochzeitsreise inihrem
neuen Automobil angetreten!«
Sie: »Ach, wie herrlich! Und wo
bringen Sie die Flitterwochen zu?«
Er: »Wo? Na im Krankenhaus-«
Angel-mehre Redensart.
Sie (Zeitung lesend): »Hier
schreibt ein Wetterprophet, daß wir
schon in den nächsten Wochen Schnee
beiommen.«
Er: »Ach, laß Dir doch von dem
nichts weiß machen!«
Unglaubwiirdig.
Herr (der selbst eine rothe Trinker
nase hat): »Die rothe Nase, Jean,
müssen Sie unbedingt wegbringen,
wenn Sie in meinen Diensten bleiben
wollen! Eine Nase kann ja wohl et
froren sein, aber beide-das glaubt
kein Menschs!«
H
s J
fk
s.
He
Z
« «
-
-
Verzuckcrrmg.
Weinreissender (zum
wirt.h): »Jhre Tochter ist doch em
süßes Mädel! Von ihrer Hand
schmecken selbst Holzäpfel süß wie
Zucker·«
Wirth: »Ja, wenn ich die nicht
hätte! Meinen Sie, ich könnte Ihnen
einen Tropfen Wein a«lykausen?«·
EIN-finis
Bcim Hort genommen.
»Ich bedaure, Jhnen keinGeld
leihen zu können——ich hab-e eine zsu
schlechte Auskunft über Sie bekom
nieii.«
»Daraus müssen Sie nichts geben.«
tzs
H
»Stirnmt, daraufhin ge-b’ ich Jshnen J, «
auch nichts.«
Die Hauptsache-.
Else: »Was-, Dsu gehst schon wieder
ins Theaters
doch schon gesehen!«
Grete: »Ja
meiner neuen Toilette!«
Sichcres Zeichen.
»Sie glauben also, Herr Doktor,
daß mein Mann Ihr Verbot, kein
Bier zu trinken, befolgt?«
»Ja, ganz bestimmt!.-. Sonst
hätt’ er nicht so furchtbar geschimpst!« J
Au!
Finden Sie nicht, daß diese neue
Glocke eine etwas dunkle Klangsärs f
bunq hat Z«
VII »Natürlich, sie ist ja auch für
eine Negergemeinde bestimmt «
Keine Lüge.
Herr:
die ich je geliebt habe!«
Dame (junge Wittwe): »Wie Sie F
nur so lü en können?«
Herr: » schrvöre es hnenl Die
anderen waren alle — Mä. chen!«
Unersaliren
Bauer (der vom Baron eine Zigas »
,,Erlaubeu T
Sie, Herr Baron, aus welcher Seite J: «- «
rette geschenkt betommt):
zündet man denn so aDing an's«
Getan-jene Replib
zirte aber in schlechter
Herr Lanidrath!«
eva des lenkbaren Lustfchithi
erst noch viel Geld für Straf-M l« «
ausgeben.«
Das Stück hast Du «
-—- aber noch nicht in ;
. seyn-»W
W » .
»Sie sind die einzige Frau,
S
«Sind die Straßen in Zhrfnå Be
»ch bitte Sie, wozu soll man ip