Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 29, 1907, Sweiter Theil., Image 9

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    .....-..... -—.«.-. mwsp «-. -.- .—-...
Fitt- Leben.
Von Karl Anzengruber.
Spätherbst. Von den beinahe lah
« len säumen fallen die letzten Blätter
mit und fahl zurErde, und nur die
Radelhölzer erfeuen sich» noch ihres
immerwährenden gritnen Schwache
Auf dem kahlen Gebirge, iider wel
ches kaum gangbare Schmugglersteige
über die Landesgeenze führen, liegt
dichter-, fast undurchdringlicher Nebel,
der hie tief herunter ine Thalreicht
Auf einem Felsvvrsprung steht,
alsWackwostem witternd und sichernd
eine Gemfe. Sie spin die Ohren,
stößt einen pfeifenden Ton aus,
gar-syst mit den Vorderliiufen den
oden und springt in großen Sösen
davon. Durch ihre Flucht lösen ich
einige Steine los, tollern dem Abs
grsnde zu, fallen hinunter, und erst
nach gekannter Weile verkündet ein
dumpes Geräusch. daß sie tief unten
»aufg chla en. Die Gemfe ift fphon
lange ver chivundrn, auch das rin
nende Gestein ist zur Ruhe gekommen,
da wird das Anstaßrn von mit Ei
fenspiden versehenen Bergitöclen und
der Tritt genagelter Schuhe hörbar.
Hort mit Ballen heladene Männer
teigen fMgend den schmalen,
längs des Abarundes dahin führen
den Steig hinauf. Votstchtig und
Jedes Gsräufch möglichst vermeidend.
chreiten die beiden auf dem kaum
einen halben Meter breiten Weg
Jhre Gesichter find rußgefchwärzt,
und nsur der Haltung und Gestalt
nach lann man erkennen, daß der
Boranfchreitendr ein älterer Mann
ist. während der zweite ein kaum den
Knabenjahren entwachsener Bursche
cheint. Der erste der Schrnnggler.
r einen Kugelftutzen in der Hand
hält, schreitet viel ruhiger und ficherer
den gefährlichen Weg. Bei einein
Felborfprung angefangt, biegen sie
ah, treten in eine Spalte des Ge
steinei und stehen am Grunde eines
Raubins. Dort werfen ste ihre Bal
len von fich und lassen sich nieder.
Der Reitere, der feinen Stutzen an
den Felsen gelehnt, greift in die
Tasche feines Itioetes und zieht eine
Schnapeflafche heraus. Sobald er
felhft einen kräftigen Schluck daraus
ethan. reicht er ste feinem jüngeren
gleitet hinüber, der die Flasche mit
verneinendem Kopfichiitteln von sich
Umsi
»Mng net-·- traqt der mie, in
dern et die Flasche zwischen sich und
einen Gefährten auf einen Stein
llt. —— « ch kann nicht,« entqegnet
mit einer jin einen Burschen zu wei
chen, vibmenden Stimme der Jün
ete. --—— it gwieß a Angst,
unsle En Kopfnicken ist die Ani
tout auf diese Frag e.
»Bist n Utschelw sichert der Aet
teee während et ein großes Stück
Speck und einen Keil schwarzen Bro
des in zwei Theile schneidet
kann rna denn a Angst ha
ben? Bist schon mit ein «Griintoct«
stammeng stehen«-» -—- :Nein." —
«·No als-. Da war Dein Bruder halt
ein anderer Kerl. Der hat sich net
g’tiitcht und wenn eahm der Grenzer
am Buckel siessen is. Schad, daß
der u d’Sold-rten hat müssen. Euch
Wei eieut aber-, und dabei spuctt et
verächtlich aus, »tann rna zu nichts
G’scheitern brauchen. weil’s' allerweii
Zittetkk wie die Lampeiichtveif.« —
«Se. da hast Nandl und iß,« sagt et,
dem Mädchen Speck und Brot hin
über-reichend. —- »Jch kann nicht Va
ter. Mit fchnütt’s die Gurgel zu, so
daß ich keinen Bissen hinunter brin
get.«
»No. so nimm wenigsten ein tüchti
gen Schluck. Davon triegst Contagi,
und wenn wir drent sind, dann lachst
Dich selber aus,« sagt, aus beiden
Backen tauend, der Vater, dem Mäd
chen die Flasche reichend.
»Ja, wenn wir schon drent wären,'«
murmelt Nandl, oie Tochter des
Schmugglers, ohne das Angebotene zu
beachten. ——- »Jetzt hör’ schon einmal
aus zu runzen,« sagt ärgerlich derAlte,
den leften Brocken Speck in den Mund
schiebend. — «Glaubst, daß ’s mir a
Freud macht, mit Dir z’ gehn?« —
Nandl blickt ihn erstaunt an.
»Warum haben S’ mich dann so
lang prügelt, bis ich gangen bin?«
«Weilst mit thun mußt. So lang
der Naht gehn hat können, bist daheim
blieben, weil ich Dich net braucht hab'.’
Seitder aber bei d’ Kaiserlichen ist,
und ich g’sehn hab, dass ich allein net
berbeischassen kann. was wir und ’s»
ileine Kinderg’sindel sür’s Leben -
brauchen, seit dem mußt mit verdie-H
WIL« !
«Das könnt ich aber auch aus and’re s
Art und Weis’.« i
»Aber net so oiel.« J
«Lieber weniger verdienen, aber ehr- (
lich,« murmelt dae Mädchen. ’
«Berdien’ ich mir mein Geld ’letcht
net ehrlichi« brauste der Alte aus.
«Stiehl ich 'leicht wem was. wenn ich
die Volkn libri trag und mein gutC
Geld dasiir lriegit Soll ich der Narr
sein und mich um d’ Hälste d’ ganze
Wochen rackern und schinden, wenn ich
sitt einmal «’niiber« gehen ’i Doppelte
iriegi Du redsi halt, wie Du W per
stebst. Mel Liebe, so lang ich’s net
thun hab' müssen, hab' ich’tt eh net
than. Seit aber die Zeiten schlechter
worn sind, und seit seder Verdienst
doppelt und dreisach besteuert ist, so
daß das blutig erarbeitete Geld beinah H
sur mehr aus d’ Steuern g’lengt, seit l
dem könnten wir verhungern. Wenn
ich für mich allein g’wesen wär, bätt’
ich alle fünfe grad fein lassen, bött’
meine sieben Zwetschten z’fammpackt
und wär in d’ weite Welt gang’n. Aber
so bab ich net können, weil ich verhei
rath war.
Des zwei, Dei Bruder und Du,
works auch schon auf der Welt, und
zu Euch is alle Jahr pünktlich a Klei
nei dazu kommen, so daß wir je t un
ser..Achte find. D« Familie i von
Jahr zu Jabr g’wachsen, die Steuern
sind immer größer worden. und uns
ift für’j Leben schon gar nichts mehr
überblieben. Da hab’ ich mich halt um
einen Erwerb umg'fchaut, für den ich
keine Steuern zabl’n brauch. Am An
fang bin ich allein gangen. Seit sich
aber andere g’funden haben, die auch !
»’niiber'« geb’n, ist damit weniger zu ’
verdienen g’wesen, so daß Dein Bru
der mithalten bat müssen. Nachdemi
der Natzl jetzt aber nicht kann, undj
weil vier Kindermäuler was zumj
Pappen brauchen, mußt Du als d’;
Aeltefte für Dein Brudern Geld ver- f
dienen helfen.« !
»Auf die Art net,« protestirt die!
Nandl »Das wars erste und ’5s
letztemal, und eher laß ich mich von j
Euch erschlagen, bevor ich noch einmal
mitgeh’.«
Der alte Schmuggler öffnet den
Mund, doch kommt er nicht zum Spre
chen, weil sein tundiges Obr ein Ge
räusch vernommen, und den Finger
zum Zeichen des Schweigens auf den
Mund legend, bliclt er mit gespannter
Aufmerksamkeit nach dem Eingange
L dernFelgspaltr.
s- - -«
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räusch als sich nähernde Schritte und
als das tlirrende, tattmäßige Anschla
gen einer Säbelscheide an das Gestein
erkennen.
Sorglos, ein Liedchen summend,
schreitet der Grenzjäger an der Fels
spalte vorüber. Beim Anblick der fo
nahen Gefahr wird der Alte zur Bild
säule, während durch Nandts Körper
ein tonoulsivtsches Zittern geht, so daß
sie nach einer Stüse greift. Dabei
streift ihre hand die Schnapsflasche;
diese fällt um und zerbricht in Scher
ben. Einen halt-lauten Fluch durch die
aufeinander gebissenen Zähne mur
melnd, greift der Alte nach seinem
Studen, denn da ein Entrinnen aus
geschlossen, beginnt der Kampf »um’s
Leben«.
Der.Grenzjäger, der im Begriffe
war, um den Felsvorfprung zu biegen,
zuckt zusammen, als das Klirren des
brechenden Glases an sein Ohr schlägt.
Stehenbleibend nimmt er das am Ach
selriemen baumelnde Gewehr schußbe
reit in Anschlag und wendet sich, rasch
umtehrend, der Felospalte zu.
»Wer da?« ruft er, ohne den ihn
schützenden Felsen zu verlassen. Nichts
rührt sich, und nur das Echo gibt
seine Frage wieder.
Die Nandl kauert zitternd am Bo
den, und der Alte wartet, die Flinte in
der Hand, auf den Moment, in dem
sich der Grenzler eine dem Schmuggler
willtommene Blösze gibt.
Während der turzen Pause schießt
dem Grenzer der Gedanle an seine
alte, halbblinde Mutter durch den
Kopf. Was wird mit ihr geschehen,
wenn ihm etwas passirt? Soll er
nicht für die Mutter sein Leben er
halten statt es wegen der kärglichen
Löhnung aus«- Spiel zu setzen? Wo
für bekommt er aber diese Löhnungt
Fuss Leben? Wohl! Aber haupt
sächlich dafür, daß er seiner Pflicht
nachkommt. Also vorwärts-, Pflicht
ist Pflicht! Vorsichtig nähert er sich
sder Felsspalte und wirft einen Blick
jhinein, der ihm eine stehende und eine
Iam Boden tauernde Menschengestalt
jertennew läszt ' «
»Slgklll Sullsx tust u.
s Als Antwort aber tracht ein Schuß.
Jund eine ihr Ziel berfehlende Kugel
spfeift an dem Kopf des Grenzers vor
bei. Jetzt drückt auch er sein Gewehr
los-, ein Schrei ertönt im Innern der
Felsspalte, und im selben Moment
blin drinnen ein zweiter Schuß auf.
Dem Grenzler ift’5, wie wenn ein gro
ßer, feuriger Stern auf ihn zugeflogen
und vor ihm mit grellein Aufleuchten
zu Boden gefallen wäre. Das Gewehr
entfintt feiner Hand, die Arme such
teln in der Luft umher, und lautlos
fällt er rücklings, dem Gewehre nach,
in den Abgrund.
Der Alte läßt seinen Stutzen fallen
und wendet sich der stöhnend und wim
mernd am Boden liegendeni Nandl zu.
»Was ist’d denn? Bist 'leicht tros
sen wordent« fragt er, und indem er
sich iiber seine Tochter beugt, sieht er,
daß sie eine tödtliche Schußwunde in
der Brust hat« und dasz es teine Ret
tung gibt, das entfliehende junge Le
ben zurückzuhalten «
«Randl. tennst mich nimmer?«
Groß össnet das Mädchen die Au
gen, um mit einem langen Blick den
Erzeuger und Vernichter ihres Lebens
zu betrachten. Und während ihre, im
Schmerze zuckenden Lippen »ja« mur
meln, wendet sie den Kon von ihrem
Vater fort.
»Was kann ich Dir thun, Inanle
»Geh’n-—-allein lassen,« flüstert das
Mädchen.
»Schau, NandL Jch hab' ja nicht
wissen können, daß es so lommt.
Schau, Kind, trag’ mir nichts nach,«
fllistert unter Schluchzen der Vater-.
Aber nur das eine Wort »geh’n«
ringt sich schwer von den Lippen der
Sterbenden.
«Wennst mich nicht da haben willst
— geh’ ich halt,« sagt mit einem Seuf
zer der Schmuggler, während große,
ilber seine Wangen rinnendb Thränen
sich als weiße Streifen von seinem ge
schwärzten Gesicht adheben.
«Geh’n — verdienen -«—— sür’s Le
-ben,« haucht das Mädchen. »Zum —
ersten —- und —- lehtenmal --— viel
verdienen —- net —- schlagen —-« ich —
geh’ — schan '
Tiefe Seufzer heben und senken die
Mädchenbrust unter der Lodenjoppe,
ein Zittern geht durch den jungen
Körper, der Kopf neigt sich zur Seite,
und Nandl hat auggelittm Neben
ihr tniet irampshast schluchzend der
Vater.
Mit dem langsam aus der Fels
spalte ziehenden Pulverdampf entflieht
auch das Leben des Mädchens und
entschwedt gleichsam in den draußen
lagernden Nebel, der den letzten Hauch
des Grenzers ausgenommen, so daß
die beiden Todes-Seufzer der sich im
tleinlichen Kampfe ,,siirs Lesen« feind
lich Gegenübergestandenen zu gleicher
Zeit in die ivesenlvse Unendlichkeit da
hinschmelzen
WM L
Die vernünftige Große. F
Novellette von Else Meerftedt.
«Sehen Sie nur, wie vernünftig
Baby schon guckt,« sagte die kleine
rundliche Frau Doktor zu allen Be
kannten, die nach ve: Geburt der
Kleinen tamen, um sich nach vem Be
finden von Mutter und Kind zu er
tundigen. Und neugierig schauten
die Basen, Tanien und Freundinnen
das tleine vernünftige Bahn Anne
Marie, oder Annemie, wie die junge
Mutter tosend sagte, an. Es lag in
einem Bettchen aus weißem Korbge
flecht und blickte mit den dunklen
Guckern immer nach oben in den ro
senrothen Betthimmel, als tönne es
sich gar nicht satt daran sehen. Oder
ahnte ttein Annetnie, daß sie die Welt
nicht immer in solch einem Rosen
schimmer sehen würde, und wollte sich
darum schon jth für später entschii
vigen? Baer verzog auch nie das
kleine vausbödäge Gesichtchen zum
Weinen, wenn Besuch da war, just
als wüßte es, daß sich das nicht
schickt. Ja, es wollte faft -scheinen,
als ob es wirklich schon lachte, wenn
all die fremden Gesichter es anblick
ten. Wenigstens die tleine Frau
Dottor behauptete es· Jhr Gotte
hatte ihr zwar auf wissenschaftli m
Wege auseinandersetzen wollen, ß
das eigene Verziehen des Mundes auf
einer ganz unwilliiirlichen, rein me
chanischen Bewegung der Muskeln
beruhe, aber das ließ sein Frauchen
nicht gelten. Der Herr Doktor und
glückliche Vater sagte denn auch —
die Klugheit gebot das—nichts wei
ter in der Lachangelegenheit, sondern
ließ sein Frauchen recht behalten —
sintemalen Frauen immer recht haben.
Annemarie wuchs und nahm zu an
Weisheit, Kraft und Verstand, um
eine Woche nach ihrem vierten Ge
burtstage brachte ihr der Klapper
storch noch ein tleines Schwesterchen
Annemie stand neben dem Amt-bett
chen und betrachtete mit ihren großen
ernsten Augen oas kleine Schwester
chen, oder strich ihm leise und schüch
tern iiber die dicken Patfchhändchen
Als Lottcheng ,,dumme sechs Wochen«
um waren, und das Baby anfing zu
lachen und zu tollen, war Annemie
nicht mehr von dem Bettchen wegzu
Wng- - » . l
»Wie gut nur, oag ich meme Arn
nemie habe,« erzählte die lleineFran
Doktor ihren Bekannten, ,,sie ist ein
so liebes, vernünftiges Kind und gibt
so hübsch aus ihr Schwesterchen acht.«
Und die Kränzchenschwesterm die
sich mititnter bei Doktors einzufinden
pflegten, freuten sich auch stets iiber
das vernünftiae Annemiechen uno
,,verniinftig« hörte die Kleine sich sehr
oft nennen, ohne den rechten Sinn der
Wortes zu erfassen. Später, als sie
älter wurde und zur Schule lam,
freute sie sich unt war stolz wie eine
lleine Königin, wenn Mutter oder
Vater ihr liebevoll über den Scheitel
strichen und sie ihre ,,oerniinfti«qe
Große« nannten.
Die Zeit enteilte. Lotteben war
vierzehn und Annemie achtzehn Jahre
alt geworden, als der unerbittliche
Senseninann eine Liicke in die Dot
torenfamilie riß. Der Gatte und
Vater hatte sich in Ausübung seines
Beruses eine Ansteckung zugezogen
und starb nach kurzer Krankheit. Ein
Glück nur« dasz die vernünftige An
nernie ihr Exainen als Lehrerin ge
macht und auch gleich eine Anstellung
gesunden hatte. So war es ihr doch
möglich, Mutter und Schwester zu
unterstützen, die von dem winzigen
Vermögen, das der Vater hinterlassen
hatte, ohne ihre hilfe nicht hätten
existiren können.
Annernie war in derselben Töchter
schule angestellt worden, in ver Lott
chen noch die Bönle drückte, und so
wurde sie erst recht die Bertraute der
lleinen Schwester. Arn liebsten hätte
sie ehen, wenn die Schwester gleich
ihr hrerin würde, aber da u hatte
Lottchen keine Lust. Als ihr Zlnnemie
mal den Borschla machte, hatte sie
lachend in lomis m Entsetzen beide
Arme wie beschwörend gegen die
Schwester ausgestreckt: »Um des
Himmels willen, Annemie, alles, nur
das nicht! Meine vernünftige Große
—
weisz dorb ganz genau, daß ich mich
dazu nicht eignes«
»J(1 aber Lottchen was willst du
sonst werden, du
»Gut nichts w: ll ich werden, Schwe
szfiterherzL Heirathen will ich mal spä
ter. Und zwar einen recht reichen
Mann.«
»Du Kiekindiewelt,« war alles,
was die große Schwester hsalblachend.
halb ärgerlich erwidert hatte Bor
läusig konnte man Ja dem Kinde noch
Zeit lassen, das weitere würde sich
später schon finden
Wieder waren zwei Jahre verflos
sen. Seit einem Monat war Lott
chen endlich vom Schulzwange beseeii
und sollte morgen ihren sechzehntsen
Geburtstag feiern
Aus der Schwester Frage, was sie
sich denn wünsche, hatte sieihrlusiig,
aber mit purpnrroihen Wangen ins
Ohr qeflijstert: »Einen Bräutigain!«
»Da wirst du wohl noch ein Weil
chen warten miissen,« hatte Annemie
lachend geantwortet, »wer soll denn
unseren Wild-sang gebrauchen tön
nen?«
Als Anneniie am anderen Morgen
zur Schiule ging, rief ihr Lottchen
noch lustig nach: »Vergiß auch mei
nen Geburtstagswunsch nicht,
Große!«
EIN-:- « I4"—--- -2 I-.J-.-,L ..»—:!«I
»vaiu, neu-Z pp Lug-kur- Zeus-eh
»ich bringe» dir einen Bräutigam aus
Schololabe mit.«
Annemie hatte noch reich-lich Zeit
bis Schulanfang und machte darum
einen kleinen Umweg. Sie mußte
doch Lottchen den Bräutigam besor
gen. Jn einem Schaufenster entdeckte
sie denn auch einen schneidigenScho
loladenleutnant. Sie kaufte ihn, und
als sie gerade damit aus der Thiir
trat, wäre sie bald mit ihrem Kolle
gen; dem jungen Doktor Walter Eck
stein, zusammengerannt.
Lachend reichten sich beide die
Hand, und Annemie erröthete, als
Walter Eckstein ihre Hand mit festem
Druck umspannte.
»Nun, Fräulein Anneniie, was
tragen Sie denn so vorsichtig im
Arm?" begann Walter dasGe präch
»Einen Bräutigam!« gab sie lustig
zurück.
»Einen Bräutigam?«
»Ja, Herr Doktor, einen Bräuti
gam und zwar einen recht süßen aus
Schotolade, Lottchens Geburt-sings
wunsch ist ja nun einmal ein Bräuti
gam.«
Schweigend gehen Walter und
Anne Marie eine Weile neben einan
der her.
»Fräulein Anne Marie,'· sagt-dann
Walten ,,tönnte ich Sie wohl ein
paar Augenblicke nach Schulschluß
sprechen? Jch mochte Sie gern etwas
sra en.«
» s or Annemie dreht sich die Welt
im Kreise. Die Häuser, die Straße,
dieMenschen erscheinen ihr alle wie
in einen Rosenschimmer getaucht. Sie
weiß ja welche Frage ihr Walter
vorlegen will sie ahut es und ist
glücklich Die kurze Zeit ihrer Be
kanntschaft mit Walter Eckstein läßt
sie an ihrem Geiste vorüberziehen.
Sie hat ihn auf den ersten Blick ge
liebt, als er vor dreiviertel Jahren
an der Töchterschule angestellt wurde,
und er war auch von Anfang an an
ders zu ihr gewesen als zu den Kol
leginnen Es hatte sich auch oft ge
funden, daß er sie nach Schulschluß
nach Hause begleitete Da war denn
auch manchmal Lottchen dabei gewe
sen, deren Geschichtslehrer er war.
Aber die tleine Schwester schien sicb
inertwiirdigevweise nicht besonders
eingezogen zu fühlen zu Walter Eck
iein, denn ihr« allzeit flottes Mund
wert stand dann gewöhnlich still.
Möglich, daß sie sich auch befangen
fühlte, weilWalter ihr Lehrer, also
eine Respektsperson fiir sie war Jn
Annemie wogt alles Auch die Schü
lerinnen sieht sie wie in einem rosen
rothen Nebel, nnd die Antworten hört
sie wie aus weiter Ferne. Es singt
und klingt ihr vor den Ohren: »Er
liebt dich! Dann sagt er dirs-! Noch
heute wirst du Braut!« Nur ganz
flüchtig steigt ihr der Gedanke auf,
was wohl aus Mutter und Schwester
werden soll, wenn ihr Verdienst als
Lehrerin wegfällt. Doch Walter, wie
sie ihn beurtheilte, war gut und edel.:
Er wiirde gewiß für Mutter nnd
Schwester ein wenig mit sorgen. —
Mit lautem Klingling verkündet;
die Gloae den Schulschluß Wie im»
Traume steigt Annemie die Treppe
hinab und tritt ans der Thür des
Schulhauses, wo sie Walter schon ersp
wartet. .
- m-« « ,.-—.-.·
Schweigend gehen Beide eine Weil-ei
neben einander her. i
»Fräulein Anne Marie! Sie ah
nen, was ich Ihnen sagen will?«
Stumm nickte AnneMatie mit dem»
Kopfe.
»Ihr Schwesterchen ist zwar noch
seht jung, Anne Marie, aber ich
glaube ,sie liebt mich doch. Meinen
Sie nicht, daß sie mit mit glücklich
werden würde?««
Sie muß wohl schwanken, denn
Waltek hat plötzlich ihre Hand ge
.nommen und auf seinen Arm gelegt,
und wie aus weiter Ferne tönt seine
Stimme an ihr Ohr: ,,EeschtecktSie
mein Wunsch so sehe, Anne Marie?
Bin ich Ihnen als Sich-mager nicht
willkommen?«
Krampfhaft nicktsie mit dem Kopfe
und ringt nach Fassung.
»Aus ich gleich mitkommen und
Lottchen und Jhre Mutter selbst
fragen, ob ich ihnen wllitommenl
bin? Jch mußte erst mit Jhneni
reden, Fräulein Anne Marie. Ich.
hörte schon von Lottchen und Jhreel
Im Gase Modern.
! « «" » s - . Y-« «
)KE·.« J
Gast: ,,Kellnek, bringen Sie nur eise. Flasche Sel«thiwasser und einen
I Migränestift.«
Mutter, daß Sie »die vernünftige
Große« seien, und da glaubte ich in
Ihnen die befte Fürbitterin zu fin
den,« meint Walter fcherzend.«
Llnnenrie hat sich gefaßt. »Schl
len sich in mir nicht getäuscht haben,
Herr Doktor. Jch will sofort mit
Schwesterchen teden,« sagt sie dann
feft und steigt mit ihm die Treppe zur
Wohnung empor·
Oben öffnet sie behutsam mit dem
Drücker die Thijr und heißt Walter
ungesehen von Mutter und Schwester
in’s Wohnzimmer treten. Dann geht
sie in vieKiiche, woher Lottchens lu
stiges Plaudern dringt.
»Ich habe dir einen Bräutigam
mitgebracht, Loltchen. Willst du ihn
bir mal ansehen. ob er dir gefällt?«
fagt sie mit leicht bebender Stimme
nnd zieht die Schwester mit sich fort.
»Lottchen!« ruft im Wohnzimmer
Walters Stimme·
»Waliet!« klingt es glücklich zu
rück. s
Annemie unt- ihre Mutter sehen
noch, wie die Zwei aufeinander zu
eilen, dann tlinttAnnemie vorsichtig
die Thiir zu.
Und plötzlich fühlt sie sich auf dem
dämmerigen Vorsaal von zwei Ar
men umschlungen und die Mutter
fliiftert dicht In ihrem Ohr: »Arm·
Annemiet Meine gute, vernünftige
Große!«
i
Eine lustige Automobttgeschichte J
berichtet man aus einer österreichischen
Provinzstadt. Ein Automobil kommt
um die Ecke gesaust und der Führer
erblickt vor sich einen Mann mit einer
Flinte iiber der Schulter und einem
kränklich aussehenden Hunde an seiner
Seite. Der Mann sprang noch recht
zeitig bei Seite, der Hund wurde ge
tödtet. Der Fahrer stieg ab und be
schaute sich sein Werk. »Ist das Jhr
Hund?« fragte er. —- ,,Jatvohl. —
k,,Sind Sie mit 20 Kronen zufrie
iden?« —— »Ja.« —- Ein Goldstück
wechselte seinen Besitzer und der Füh
rer stieg wieder in seinen Wagen. »Es
thut mir leid, daß icthnen Jhr Jagd
veraniigen fiir heute verdorben habe,«
« « er dabei. —- ,,Jch wollte nicht
die Jagd,« sagte der andere. —
,,Was wollten Sie denn mit dem
Hunde nnd der Flinte?« ————— »Ich
wollte driiben in den Wald gehen, um
den Hund zu erschießen.«
-
Scharsblick.
»Mit der neuen Köchin scheintauch
nicht viel los zu sein, Madame!«
»Warum denn nicht?«
»Sie hat drei Liebesbriessteller
aus-gepackt; ich meine. wenn man
kochen kann, dann braucht manteinen
Liebesbriessteller!«
Nicht abzuweisen.
Hausiren »Hier, ein Zahnpuiver,
unübertresslich!«
Alter Heer »Sie sehen doch, ich
habe gar teine Zähne mehr?«'
Haus-treu »Kaufen Se, uwd ich
Las .Jhnen, se wachsen wie
e : .«
Ensqnt tettiblr.
Karlchem »Meine Schwester Lucie
wird gleich ’runtertommen.«
Verehrer: »So, was hat sie denn
oben noch zu th.un?«
Karlchent »Ich weiß nicht« sie steht
vor dem Spiegel und erröthet dabei
und sagt: »Ach, Herr Schulze« Sie
iiberrasehen mich, sprechen Sie mit
Mama.«
Willkommen.
A.: ,,Jhre Frau ist ja tolossal hei
ser; lassen Sie denndaden Arztnicht
kommen?«
» ·B.: ,»Werd’ mich schön hüten; das
ist »das erste Mal, seit wir verheira
s thet studi«
Reinen-follow
»Mein Hund ist ein met-würdiges
Thier; feine Mutter war nämlich gar
kein Hund!«
»So? Was denn?«
»Eine Hündin!«
In der Kindes-sinds
Die tieine Eise: »Fräulein!« . -
Ding Kindermädchen (das noch
nicht schläft): »Was willst Du, Eis
chen?« «
Else: »Ich bin durstig, Fräislein.«
Kindetmädchent »Aber warum
ruft Du so leise nach mir?« «
Elft: »Ich dachte, Sie schliefen«
und da wollte ich Sie nicht wecktan v
Kindern-rund
Lehrer: »Jetzt habe ich euch blaue,
grüne, rot-he used gelbe Steine gezeigt,
wer von euch kann mir nun einen
Stein nennen, der eine schwarze
Farbe hat?'·
Schüler: »Der Schornstein«
Vom KnieIUMhofr.
Wachtmeister Czum Rekruten der
häufig seine Sachen vergißi):
nachlsssiger Mensch, Ssie —- Sie S:
Professor, Sir!«
Hase-M . — «"J;·;«-:-:—d,—«:"-:T.-,
New-NOTI
Bord-reitet »
Schwiegersohn sturze Zeit nachher j·
Hochzeit, zum Schwiegervater): »st- "1;
meinem Bedauern muß ich Ihnen
mittheilen daß ich mit Ihrer Tochter j
unmöglich weiterleben tann.« ":
Schwiegervater: »Na» · da bin .
ich aber recht sroh. daß ich die Ein- )
richtung nur gemietchet h-abe!«
Beicht-idem « zkj
Kittys »Mein Bräutigam muß
mal schneeweiße Zähne haben!« F «
Mizzi1 »Ach, ich bin schon zufrie
Pen; wenn er überhaupt noch welche ?
K1t.ss
Sein Vorschlag. - ·
Sie: »Alle-n Leuten, die uns näher 22
kennen, erscheint unsere Heirath als
ein Räthsel.«
Er: »Dann laß uns doch das
Jiäthicl lösen!«
Rath alles nichts.
»Ja, liebe Frau, ich will es ja ,
glauben, das-, Euer Mann hart mit »
Euch uniaeht, aber Ihr lennt doch »
MS Wort: Ter Klügste giebt nach.
Ihr müßt die Verniinstige sein und
lieber feurige Kohlen aus seinem z
Haupte sammeln.« L
«Ach, Herr Pastor, das nutzt bei
dem doch nichts! Ich hab ihm schon
drei Töpfe voll lochendes Wasser
über den Schädel gegossen!«
--·-—-—
Zeichen der Zeit.
A.: »Aus unserer Theatervorstel- :
luna wird also nichts, Herr Doktors« , »
B.: »Lei.der nicht. — Keine unse- « «
ker jungen Damen sühlt sich im
Stande, die Titelrolle zu überneh
men. -
A.: »Es sind wohl schwere seelische
Konflikte darzuftellen?« "
B.: »Nein —-— aber einen Eier- «
Suchen muß die Heldin aus der Bühne ;
aclen·« -"
«W«- th: « « «.
Gut gegeben. -
Ede: »Wo warst Du denn, W
Dich schon ein paar Monate nicht ge- .
sehen?«
Lnde (der eingesperrt war): «Jcki
war mit meinem Jewissen wieder
mal in Reparatur!«
Schweres Dasein.
Parvenii tzum Bittsteller): »Sie
müssen eben arbeiten, lieber Man-.
Mir ist es auch nicht an der Wiests
gesungen worden, das; ich aus meines
alten Tage noch— Kouponö schnei
den mußt« « ?
»-z«,»-».-M,-.-, s»
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