Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 29, 1907, Sweiter Theil., Image 5

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    Nebraska
Jahrgang As. .
W
Grand Island, Nebr» 29. November 1907. CZWeiter Theil.)
Nummer 14. -«
Die gute, alte Zeit. —
Großmüttetchen tm weißen Haar,
Den Stricksttumpf in der hand,
Gemüthlich in dem Lehnstuhl sitzt
Und stricket Rand auf Rand
i
Anheimelndet Lavendelduft
Dukchströmt das Wohngetnachx
Großmütterchen strickt emsig fort
und deutet lächelnd nach. ,
(
Weh-nöthig nickend sie dann spricht:
»Wie MS doch anders den«
Ja, ja, ich hab’ es stets gesagt:
Die gute, alte Zeit!«
Sein Leibe-ob
Humor-edle date-list hartensteim
Der Qberleutnant und Adjutant
des Leib-Mustetierregiments qKöni
gin Sophie Charlotte«, Baron v.
strahlen saß in seinem geschmackvoll
eingerichteten Zimmer. das zugleich
als Arbeits-gemach und Salon diente,
und blies den Rauch einer Zigarette
gegen das große," über dem Schreib
tisch hängende und eine berühmte
Episode der Regimentsgeschichte dar
stellende Gemäldr. Jmmer zwilchen
zwei Zügen sagte er »Ahi« und das
andere Mal »Trara«, was den höch
sten Grad geistiger Anspannung be
deutete und tennzeichneie. Denn das
geschah nur, wenn er eine tattische
Aufgabe bearbeitete oder wenn er ver
liebt war. Da er jetzt teine Pläne und
Krotis vor sich ausgebreitet hatte, war
der zweite Fall gegeben und zwar mit
großer Vehernenz: er hatte wirtlich
sein herz oerschentt. Die Ausertorene
war ----— und das erschwerte die Sach
Lage -— die einzige Tochter desOberst
leutnants beim Stabe (der für den er
tranlten Kommandeur das Regiment
iührte), Herrn o. Hellsrid. und neben
bei eine allerliebste Blondine. Sie
war liingst mit dem Oberleutnant ei
nig. und auch die Frau Mama sah
mit gnädigem Auge aus die Lieben
den. Aber der Papa! Wie oft hatte
i «««Krayler den Verluch gemacht, den al
ten Kribbeltops bei der weichen Seite
zu fassen! Immer· war der Oberst
lcutnant ihm entschlüpft. iei es auch
nur« indem er plötzlich die »hohe Vor
gesetztenmiene« aussteette.
Auch heute aalten die Gedanken des
jungen Ofsiziers der Herzensangele
gendeit, und er war deshalb etwas
empört, als an devThür ein leises Zio
chen erscholl. Sein Angesicht stra lte
aber sofort, als er in dem Eintreten
den den sünszehnjährigen Bruder sei
ner Liebsten, den Tertianer Willi v.
Hellsriß erkannte, der einen Brief von
seiner Schwester überbrachie.
Nachdem der Jüngling mit einem
Duszend türkischer Zigaretten belohnt
und verschwunden war, öffnete Kran
ler das Schreiben, welches folgende
Zeilen enthielt
,,Lieber Otto, in der Eile nur we
nigeZeilen, um Dir ei Mittt ilun
gen zu machen. Er ens, da Nr
Kommandeur sich weiter lrant melden
will, — er hat soeben an Papa ge
spschrieben -—, baß mithin Papa das
Negirnent im Manöver führt. Zwei
tens, daß Papa mit seinem »Dekla
les" Sorgen hat. Könniest Du ihm
nicht ein anderes, sicheres Pserd be
sorgeni Das würde ihn Dir sehr
verpflichten und tann unserer Sache
nur nüyen Jn Liebe
« «
»Das kann ja lieblich werden,«
seufzte Kratzler. »Wie ich die Dinge
überschane, bricht ihm dieses Manöoer
den hals. Denn ist er schon ohnehin
tein übermäßiger Stratege, so ist er
überhaupt keiner mehr. wenn er vom
sicheren Rücken seines edeln »Quinte«
herunter und aus einen anderen Gaul
muß. st er aber erst a. D» dann ist
er o g mmer Laune, daß an eine Er
sii nng meiner Wünsche ans Jahre
hinaus nicht zu denken ist. Das Beste
nnd Einsachsie wird schon sein« ich
nehme den Stier bei den Hörnern, d.
h. ich halte einfach morgen Mittag um
Mithchens Hand an. Als Schwieger
sohn in spe tann ich ihm dann auch
beim Vierdetaus zur Hand gehen. und
nach Weihnachten wird geheiraihet.
Also sei es!«
Getreu diesem schönen Vorsah stand
Herr v. Kratzler am nächsten Vormit
tag vor seinem Vorgesehtem
»Ich habe eine Bitte, Herr Oberst
teutnant.«« «
»Um alles in der Welt, Kratzler —
bloß teine Bitten —- ich tann Bitten
siir den Tod nicht leiden. Sie wol
len Urtaub nach dem Maniiver » ich
weiß ——— ich weiß —«
»Nicht im mindesten, Herr Oberst
Ieutnant, es ist was Persönliches —«
«Lieber Freund, ich habe ieht den
Siops so voll, wo ich das Regiment
iiibre, ganz unvermuthei—— isies
was Aetgerliches?«
»Ich hosse. Nein!'«
s »Aber das müssen Sie doch wissen,
sKratzley ob es ärgerlich oder ange
fnehm ist — so was weiß man doch
’vorher! Nisus-«
) »Ich bitte ganz gehorsamst um dies
Hand von Fräulein Tochter!«
»Das ist selbstverständlich unange-H
nehm, Oberleutnant v. Kra ier —?
Mann, wie kommen Sie aus die him
verbrannte Idee, mich damit zu pla
gen? Jetzt vor dem Monds-est Na
iiirlich habe ich nichts gegen Sie, Sie
find ein tüchtiger Mensch. Aber ge
gen Ihren Beruf —- verstanden?"
»Gegen meinen Beruf —- meinen
ist-W
»ruf — ja! Beruf, ja! Jch will
keinen Offizier zum Schwiegerfohn.
Die Karriere ist mir zu unsicher!"
Und dann in eine weiche Stimmung
fallend mir fast wehmüthigetStimme
fuhr er fort: »Sehen Sie mich an,
Strahlen dafür hat man sich nun 30
Jahre geschunden, um jetzt dicht vor
dem Negimentstommandeur abgehalf
tert zu werden Die Leute an der
cvitze wollen mir nicht wohl. Davor
will ich mein Kind bewahren.«
»Aber der HerrOberstleutnant wer
den ja noch lange attiv bleiben — —«
»Das weiß ich nicht Kranich und
Sie wissen es auch nicht Jm übri
gen kümmern Sie sich um Ihre eige
nen Sachen und reden Sie nur, wenn
Sie gefragt werden. Nehmen Sie
mir meine Barfchheit nicht übel, aber
ich habe unter anderem auch Pferde
forgen.«
Der Adjutant, ergrimmt iiber den
alten Dickion sagte nur »3u Be
Fehl« Herr v. Hcllfritz aber fuhr fv
ort
»Es gibt vieic wiide Thiere, große
und kleine, schwimmende und tausen
de Pslanzennager und Fleischsresser.«
Aber man kann sie sich doch vom Leibe
halten, und wer nicht nach Afrita
fährt, bekommt sie überhaupt nur
hinter den Gitterstäben eine Zur-logi
schen Gartens zu sehen. Aber die
schlimmste aller Bestien ist rie, mit der
unsereins alltägiich verkehren muß,
ohne die geringste Garantie dafür.
daß sie uns nicht nach dem Leben
trachtet und alle Knochen im armen
Leibe zerbricht. Jch meine selbstver
Endlich das Pferd. «
-- ists »s- k
t Nachdem er diese schone Rede gehal
ten, verabschiedete er den Adjutanten
mit einem Händedruck und suchte den
Oberroßarzt aus« um bezüglich seines
Leibrößleins »Hertules« endgültige
Rücksprache mit ihm zu nehmen. Die
ser erklärte mit einiger Schadensreu
de. es sei ja sehr schade, aber der bra
ve Gaul könne keinen Schritt mehr
machen, sondern bedürse einer mehr
wächentlichen Schonung seiner soge
nannten Beine. Er halte es zwar fiir
überaus bedauerlich, daß das treffliche
Thier fortan nicht mehr das Schlach
tenbild verzieren tbnne,- aber leider
seien noch immer nicht die überaus
praktischen Reservebeine erfunden, die
man gegebenensatls leicht einöle und
dann einschraube. Der Herr Oberst
teutnant werde sich wohl ein neues
Nößlein zulegen müssen, zumal wenn
er das Regiment ins Manöver führe.
Nun war guter Rath zwar nicht
ttpeuer, denn jedermann gab dem sehr
bettimmetten Oberstleutnant willig
aus dem Schatziäiilein der eigenenEr
s.1hrungen guteRathschläge. Aber die
Theorie ist noch immer grau, und in
der Praxis stellte sich die Pserdekaufs
angelegenheit doch erheblich schwieri
ger, ais man nach den schönen trösten
den und verheißenden Worten der Of
siziere vom Leib-Musketierregiment
»Königin Sovhie Charlotte« hätte
annehmen können. Oberstleutnant v.
Hellsritz ging umher wie ein brüllen
der Löwe und schnarchte alle Unterge
benen an. die ihm in den Weg tameu,
ausgenommen jene, von denen er hin
sichtlich der Pserdefrage etwas erhoff
te. Zu diesen war er sanft und weich
wie Butter in der Sonne, und seine
Stimme bekam dann einen bonigsiis
ßm Ton, der stark gegen seinen ge
wöhnlichen Basz tontrastirte.
In seiner Betümmerniß griss er
schließlich, als der-Herbst vor der Tbiir
stand und nur wenige Tage noch bis
zum Manöver waren, aus den Natb
des Adjutantem des verschmähten
Schwiegersohnrs zurück.
»Was meinen Sie, Entzer sagte
er, »was denken Sie darüber? Ob
ich nicht das ganze Maniiver zu Fuß
mitmache?! Man kbnnte tattiiche
Gründe anführen. Bei tser eminen
ten Wirkung der heutigen Feuerwassen
sei-eh sehr angebracht, daß sich selbst
hohe Stabgossiziere dem-— Blick des
Feindes entzögen und daher por
Iimlon Wandelien! Wie?« ,
»Aber nein, Herr Oberitleutnant,«
entgegnete strahlen »bedenten derhrrr
Qberstleutnant die weiten Märsche in
der Dige! Die Septembersonne kann
oft anz insam stechen!«
»Za, Sie haben recht, Krahleri
Aber wie wäre ei mit einem Fuhr
t
wert oder gar Auto? Das ist doch
eigentlich ietzt das allermodernste und
es müßte tollen Eindruck machen,
wenn ich damit die Front herunter
brnuste — was?«
»Zweifelsohne, Herr Oberstleutnant.
Es wäre einfach imponirenidl Aber
etsteng: Woher eines besorgen? Und
zweitens: Es ginge gegen die Beklei
dringsordnung.«
Oberstleutnant b. Hellsritz wurde
bloß, als er solches vernahm. Denn
gegen die Belleidungsoxdnung hätte
er nie und nimmer verstoßen, und
wenn selbst das Leben in Gefahr ge
wesen wäre.
»Dann muß ich also doch zu Pfer
de! — O Herkules, Herkules, warum
ihast du mir solches gethan! Habe ich
ldich nicht mit süßes Zucker gefiittert?
Habe ich je von dir mehr als einen
sonsten Trob verlangt? Bist du nicht
besser behandelt worden, wie mein
ileibliches Kind? Und jetzt läßt du
smich im Stich? Pfui, Herkules, ich
Ist-ne nur: Pfui!«
i So murmelte der Oberstleutnant
s Vor sich hin, und diese Klagen dranaen
; auch an das Ohr des Stabsarztes Dr·
HWoppte von dem in derselben Stadt
garnispnkirendxen Feld-Artilletie-Re
giment.
- ·. ·.-.- o-. -
»Wenn es Wellcc IUUIIO Ul, Dcck
Oberstleutnant,« sagte er, »so stelle ich
Jhnen gern meine »Amalastvintha«
zur Verfügung Ein ganz ausgezeich
nctes Roß mit brillanten Eigenschaf
ten. Erstens: Hochvornehmes Amse
re, früher Kavalleriepserd gewesen.
Zweitens: Aus dem linken Auge blind,
scheut daher aus dieser Seite kein Hin
derniß. Und aus der rechten Seite
kann man ja nöthigenfalls etwas vor
halten, z. B. eine Feldmiitzr. Drit
tens-: Geht permanenten Zackeltrab,
was bei der Jnsanterie einen sehr
woblthuenden Eindruck macht. Vier
tens: Klebt wie eine Briesmarie. Sie
brauchen also nie zu fürchten, dasz das
Roß sich vom Leib-Musketierregiment
selbständig entfernt. Endlich: Spott
billig -- sür 300 Mart haben Sie es
sosort.«
Diese Rede des Doktors machte auf
denOberstleutnant erheblichenEindruck,
und als zum Schluß noch die Thatsas
che festgestellt wurde, daß »Anmu
swintha« das liebliche Alter von sech
zehn Lenzen besaß, da war sein Ent
schluß gefaßt. Er zahlte sofort 300
Mark baar an und nahm,dag neuel
Leidrosz in Besitz. Ja, Do. Wappts
stiftete großmiithig noch eine Stall
tnliter und eine Mähnenbiirste, der
freilich die meisten Haare fehlten.
Am Morgen nach diesem Kauf
marschirte das Regiment zum Mand
ver aus und die »Amalaswintha« be
nahm sich an seiner Spitze überaus
würdig. Der alte »Heriules« hatte
niemals mit den Beinen der Muste
tiere Schritt halten können, das neue
Pferd dagegen tam im Zackeltrab sehr
gut mit. Anfangs machte das kurze
Trabtempo, das niemals durch einen
ruhigen Schritt unterbrochen wurde,
dem Oberstleutnant vielen Spaß, aber
schon nach einer Stunde war er an
derer Ansicht.
»Es mag ja sehr schön aussehen,
Kratzler," sagte er zum Adjutanten,
»aber praktisch ist es nicht. Denn.
wenn ich mich nicht sehr täusche, ist
mein rückwärtiaer Mensch würde, wie
ein durchgebratenes Berssteat. Jm
iibrigen ist die ,,Amalaswintl)a« aber
sehr gut!« —
Auch das Pferd war mit seinem
neuen Herrn, der es wie seinen Ana
apfel behütete, zufrieden, und das
schöne Einverständniß dauerte durch
das ganze Manöver bis zu jenem tri
tischen Tage, an dem Seine Exzrllrnz,
der Herr Divisionstommandeur, auf
dem rechten Flügel des Leib-Muste
tierregiments hielt, um den Angrifs
dieser braven Bataillone gegen den
bösen Feind böchstpersönlich zn leiten
nnd zu überwachen.
Wenn sonst das Schützenfeuer los
rasselte, war der Oberstleutnant im
mer abgestiegen; denn seine »Amala
swintha« hatte Nerven und zeigte sich
nrundsiitzlich abgeneigt, den Lärm aus
der Nähe mit anzuhören. Heute aber
trat diese Methode der Trennnna nicht
durchzuführen, denn der Ober-sinnt
nant mußte an der Seite Seiner Ex
zellenz bleiben, der alter Jnsanterist
nnd tein besonderer Reiter, sehr miß
trauisch alle reiterischen Bewegunqu
seiner Untergebenen übern-achte
Es ging also los: ,,Geradeans -——
feindliche Jnfanterie —- 800!'«
Kract — trart -- track — trock, rrr!
,.Amalaswintha« nahm so etwas als
persönlichen Affront Und mackkte einen
Saß, daß der Oberstlentnant mit
tnapver Noth nur im Sattel blieb.
»Sie scheut vor dem Feuer aus den
Gewehren«« dachte Herr von Hellsritz,
und eingedenk der Rede des kriiheren
Besitzers beschloß er, sein Roß in
Dunkelheit zu hüllem
,.Schnell eine Fell-müde her,« brüllte
e:, ,.Feldmiitze her! Haltet ihr das
rechte Auge zu, fest zu, Mustetiere —
dann wird sie ruhig sein.«
Dieses Mittel half a»ber nicht —- im
GegentheiL »Amala.s1wintha« nahm
die tünstlicheDuntelheit sehr iibel und
schlug hinten aus, daß die Funken sto
ben. Der Zufall wollte es. daß in die
iem Augenblick ein Dragonerregiment,
sur Attacke anreitend, diese Stelle des
Schlachtfede pastsirte. Als das alte
Aavalleriepserd die wohlbekannten
Klänge der Trompeten hörte, gab es
kein Halten mehr. Es setzte sich in
langen Galopp und brauste mit seinem
Reiter hinter den Dragonern her. Der
schrie zuerst ,,Mordio, Mordio,« verlor
dann —- zugleich mit den Bügeln —
die Luft, saß sehr bald aus dem Nüt
tcn seines Renners, peranierte sich mit
den Sporen auf dem Rücken seiner
Stute und endigte, weit außerhalb der
Sichtweite Seiner Exzellcnz, in einer
nassen Wiese. ’
»Was war das?« fragte der erstaun
te Divisionskommandeur den neben
ihm haltenden Kratzler. »Reitet Jhr
Kommandeur immer so hitzige Giiule?
Zwar ein sehr rühmlicher Ehrgeiz, gut
beritten zu sein, zumal fiir einen Jn
santeristen. Aber daß er ein so schnei
diger Reiter ist, habe ich doch nicht ge
wußt!««
»Der Herr Oberstleutnant legt
wohl Werth darauf, seine jugendliche
Rüstigkeit und Felddienstfähigkeit dar
zuthurr Eure Exzellenz.« »Aha-—so!
Na —- das erkenne ich an —- frischer
Schneid wird bei mir stets Verständ
-nis; finden. Wie ich denn überhaupt
knit dem Regiment sehr zufrieden
m.« —
So kam es, daß der Oberstleutnant
v. Hellfritz bei der Kritik ein besonde
res Lob erntete und im Oktober zum
wirklichen Regimentstommandeur be
fördert wurde. Seit diesem Tage be
aann er die militiirische Karriere als
die ,,bei weitem am meisten treffliche
Versoranng strebsamer Familienväter«
zu preisen und legte eines Morgens,
ais Kratzler von neuem ganz gehor
«iamft um die Hand der Tochter ,,des
Herrn Obersten« anhielt, in Rührung
»die Hände der innaen Leute zufammen.
Jm Regimentstaiino aber fang man
an diesem Abend bei einer Ananas
bowle nach bekannter Melodie:
»Und das hat mit ihrem Springen
Arnaiafivintha gethan!«
Mrimienforschung.
Ueber das tiirrbabsamirungsverfah
ren der alten Aeghpter ist man sich
durchaus noch nicht klar und nur so
viel ist darüber bekannt, als die alten
Historiler Herodot und Diodor über
liefert haben.
Von Mumien selbst existireninsdeß
viele Beschreibungen, sie hören sich aber
zum größten Theil so wunderlich an,
daß man unwillkürlich an irgendwel
che geheimnisvolle Mittel denken muß,
deren Zusammensetzung uns unbe
kannt geblieben wäre. Dem ist nun
teineswegs so. Jeder, der die iighpti
schen Mumien aus eigenerAnschauung
lennt, weiß, so schreibt Professor W.
A. Schmidt von der School of Medi
cine in Kairo in seiner neuesten inter
essanten Arbeit, was man davon zu
halten hat, wenn es heißt: »Man hat
Mumien nach Europa gebracht, die
zweifellos viele Jahrtausende alt, doch
keine Spur von Verwesung aufwei
sen.« Richtig ist es ja, daß viele Mu
mien ihre äußere Hülle so gut erhalten
haben, daß ihre Gefichtsztige bis heute
noch das charakteristische Gepräge auf
weisen. Auch lassen sich heute noch in
ren Mumien Neste von wichtigen Be
standtheilen des organischen Körper
gewebes nachweisen. Es gelang, feste
und flüssige Fettsäurem die wahr
scheinlich als umgewandelte Eitoeiß
stofse zu betrachten sind, ferner Ei
weißstosfe, Cholestearin und Spuren
in intattem Fett zu finden. Jm Ge
gensatz zu den Ergebnissen bisheriger
Untersuchungen ist nunmehr einwand
frei bewiesen, daß eine Konstatierung
von Blut unmöglich ist.’ Abgesehen
nun vom Stelette und der pergament
artigen Haut bleibt von der Mumic
nicht viel übrig. Die Muglulatur ist
aus ein Minimum zusammenge
schrumpft und bildet nur noch eine
faserige, tabaiähnliche Masse. Sehr
dauerhaft sind außer den Nägeln und
Haaren die Sehnen und KnorpeL Bei
n jüngeren sogenannten Copteninu:
..ien aus dem 5. Jahrhundert ist die
Erhaltung besser und die Muskulatur
erinnert noch an Fleisch.
Was nun den eigentlichen Einbalfa
mierungsprozeß bei den alten Aeghu
tern anbelangt, so verfuhren diese nach
Herodot im wesentlichen folgenderma
ßen: Zuerst entfernte man mit einem
hatenförmigen Instrument das Gehirn
durch die Nase, dann tourde dieBauch
höhle geöffnet und die ganzen Einge
weide herausgenommen Hiernach kam
die Leiche 70 Tage lang in eine Lö
L sung von ,,Nitrum«. Wohl nach dem (
Nitrumbade wusch man dieBauchhöhle
mit Palmwein aus und füllte sie mit
aromatischen Spezereien. Zur Erhal
tung der Körperformen wurdenBauch
höhle und Gliedmassen mit Leinenbal
"len oder Nilschlamm ausgestopst.
l
i
Nachdem die Leiche an der Luft ge
trocknet worden war, umwickelte man
sie mit Bissusbinden und sargte sie
em.
Während man bisher glaubte,
»Nitrum« oder »Natrumbad« sei eine
Lösung von Salpeter oder Soda (Na
triumcarbonat) gewesen, ist Professor
Schmidt aus Grund feiner exakten Be
obachtungen anderer Ansicht. Er konn
te nämlich in den Mumiengeweben
Salpeter oder Natriumcarbonat nicht
einmal spurentveise feststellen, fand da
gegen immer ganz erhebliche Mengen
von Kochsalz, namentlich in den cop
tischen Mumien. Aus dieser interes
santen Thatsache erhellt, daß die dia
maligen äghptischen Christen, wenn sie
auch die dekorative Leichenherrichtung
ihrer Vorfahren verschmähten, doch
noch das Kochsalzbad anwendeten.
Professor Schmidt behauptet und be
weist durch seine Untersuchungen, daß
das Nitrumbad zweifellos aus Koch
salz bestand. Darnach handelte es sich
also um nichts anderes als ein richti
ges Einpöckeln der Leichen. Das in
Aeghpten natürlich vorkommende Na
triumcarbonat (Trona) wurde aller
dings vielfach in fester Form als
Füllmaterial der Leichen angewendet.
YAndere konsenvirende Chemikalien,
wie die Verbindungen von Quecksilber,
Arsenit, Blei, Zink, Antimon usw.
ließen sich in keinem Mumienmaterial
tonstatircn.
Darnach arbeiten die alten Aegypter
also nicht mit geheimnifzvollen, uns
unbekannten Konservirungsstoffen,
sondern mit sehr einfachen Methoden,
nämlich 1.. dem Entfernen der leicht in
Fäulnis; übergehean Körpertheile,
L. dem Kochsalzbad, Z. drn gründli
chen Aue-trocknen der Leichen an der
Luft nnd 4. endlich der gründlichen
Umivicklung der Leichen mit Banda:
acu.
« s- .« .- .« -
Höll es llock Mogllch, auclll Durch
dieie Behandlung die Leichen vor Ber
wesung zu schützen? Jn Aeghpten, ja!
Die That«sache, daß die Leichen der
Aegypter nicht wie in anderen Län
dern in Verwesung übergehen, sondern
niumifizirtem ist hauptsächlich auf
das trockene Klima des Landes zurück
zuführen. Den vielen Einbulsami
, rungstiinsten der Aeghpter wird sicher
mit Unrecht besonderer Werth beige
« messen. Das Kochsalzbad wirkt aller
dings start tonseroirend, doch selbst
dieses hätte ohne die Mitwirkung der
außerordentlichen Trockenheit des
Landes, die ein fchnelles und gründ
liches Aus-dürren ermöglichte, und sie
dauernd in trockenem Zustande erhielt,
kaum auf längere Zeit vor Verwesung
geschützt. Die anderen Substanzen,
wie Spezereien, Harzstoffe, Asphalt
usw« kommen weniger in Frage. Auch
das Aus-waschen mit Palmwein wird
wegen des geringen Alkoholgehaltes
Zaum eine besondere Wirkung gehabt
haben. Von großer Bedeutung dage
gen für die Erhaltung der gut ausge
trockneten Leichen ist die Umhüllung
mit Bandagen gewesen, die mit Gam
mischleim und Harzen beschmiert wa
ren und dadurch den Körper gegen äu
ßere Einflüsse (·Würmer, Käfer usw·)
schützen.
Daß die Mumifikation in Aegypten
in der That auch ohne jegliches Zu
thun eintritt, dafür sind interessante
Mumien der früheren, prähistorischen
Zeit ein Beweis; obgleich diese nicht
durchBandagen etc. gegen äußere Ein
flijsse geschützt, sondern direkt im
Sande begraben wurden, so sind sie
doch noch jetzt, nach 6000 Jahren, ver
lspiiltnifzruäßig unterhalten Der trot
lene Sand, in den sie gebettet waren,
wird die Leichen schnell ausgedörrt und
sie dauernd vor Verwesung geschützt
haben. Ein weiterer Beweis sind die
Zum Theil ausgezeichnet erhaltenen
Coptenmumiem die kein Kochsalzbasd
durchgemacht haben. Zweifellos wird
man die Leichen Vor der Einsargung
gut ausgetrocknet haben. Selbstver
ständlich tritt in Aeghpten auch heute
noch Mumifilation ein, wenn die äu
skeren Umstände ein schnelles Austrocts
neu der Leichen begünstigen. Hiefür
haben wir genügend Beweise.
Ju der Barbyer Zeitung macht Frau
Fiarnbach in Schönebeck bekannt: »Ein
durchaus tüchtiges Mädchen nicht uns
ter 81 Jahren wird zum 1. Oktober
gefucht.« Doch hoffentlich nur für ganz
leichte Arbeit.
st- st It
En englisches Gefchwader wird dem
nächst an der deutschen Küste erschei
nen. Zu freundschaftlichem Besuche
natürlich. Etwas anderes würde ihm
auch übel bekommen.
Der Pelzhandec der Wett.
Die Vorliebe der Menschen für
Pelzwerk als Schmuck nicht minder
als zur Erwärmung ist sehr alt.
Der oerhältnimäßig größte Luxus
in dieser Beziehung ward im Mittel
aiter getrieben, wo man Pelze fiit
alle Jahreszeiten trug und besonders
in kostbaren Sommerpelzen einen
großartigen Aufwand machte. Män
ner und Frauen, ja die Männer fast
mehr noch als die Frauen, wetteiferten
.- Mist-w
in der Sucht, sich mit Thierfellen zu
oehängen, und die Kunst ihrer Zube
reitung war schon frühzeitig sehr aufs
gebildet, besonders in Deutschland-, ·
das seinen Ruf in dieser Hinsicht bis .
Hauf den heutigen Tag bewahrt hat.
Freilich, die Glanzzeit der Pelz-;
trachten ist vorbei, ja man hat schon E
rielfach die Befürchtung ausgespro-T
chen, daß ihre Zeit überhaupt vorbei Z
sei, weil die pelztragenden Tiere
nach nnd nach aussterben. Die schöns
sten und kostbarsten sind ja schont
so selten, daß sie kaum noch mitzäh
len. Ja, aber doch ist der Pelzhandel
Amerikas in unseren Tagen größer-z
nnd bedeutender als zuvor. Wobei-I
kommt das? Viele Pelzthiere sinin3
sozusagen ausgerottet; die See-Otter-;
die früher an 100,()00 Felle jährliijj
lieferte, bringt es jetzt kaum noch an I
400, die Zahl der Seehunde wird im
mer geringer und statt 100,000 dieser-J
Felle kommen heutzutage nicht 10,000i.
mehr auf den Markt, und der Biber ist T
nicht mehr. Die Zeit dieser alten
Lieblinge ist vorbei und neue lind aus
ihre Selle getreten und fiir diese wird
womöglich noch mehr Geld ausgegeben;
als für die alten. Denn heute sind es
nicht mehr die Männer, die den Luxus
mit Pelzen treiben, sondern dik.
Frauen, und wenn die Frau fiir etwas
eine Vorliebe hat, dann nimmt sie
keine Rücksicht auf den Preis. Dis
Mode befiehlt und die Frage ist nichtzf
was es kostet, sondern was mass
trägt. Und man trägt heutzutage
Stunl-·, Bisamratten und Fuchs
pelze, wie man früher Biber, See
Otter, Seehund und dergleichen trug.
Die Mode richtet sich nach dem, was-;
die Natur bietet, und die Welt richtet
sich nach der Mode. Das Geld wird
aus alle Fälle ausgegeben und das M
die Hauptsache Die Thiere werden
umgebracht, wo und wie man sie fin
det, und die Felle wandern nach den
drei großen Mittelpunkten des Pelz
handels, nach London, Leipzig und
Nishnistioi-ogorod. Das sind die
Mcirlte, wo Pelze, Berkäufer und
Känfer zusammenströmen aus der
ganzen Welt. Auf der Leipziger
Messe kommen sie aus Nord- und
Süd-Amerika aus Persicn, China,
Sibirien, Japan, Tibet und Eng
land, denn die Leipziger Messe hat —
aus dem Mittelalter heraus ihren
Ruf alg Hauptnlatz des Welchem-i
dels bis in die Neuzeit herüberges
reitet. Das verdankt sie freilich nicht
der Pietät; damit fährt man in unse- :
rem praktischen Jahrhundert sehr kurz
ab. Aber in Deutschland hat man
sich auch den alten Ruf bewahrt, die4
Zubereitung der Pelze am besten zu«
verstehen Man kennt dort das Ge
heimniß des Färbeng isndHerrichtensk
der Felle genauer als anderwärts und .
deshalb wandern die Felle des Eis-«
liiiren, des Polarfuchseg des Zobelss
nach Deutschland, nrn in die Verfas-?
sung gesetzt zu werden, in der sie dens
rechten Schmuck der Schönheit bilden.»
Denn in erster Linie handelt eS sieh bei;
den kostbaren Pelzen um das Aeußere,s
um die liebe Eitelkeit Fiir den Mo
tormann, der in Wind und Wetter aufs
dem Straßensbahnwiagen steht, thut;
derPelz des Waschdären den nöthig-einv
Dienst zur Erwärmung denn des
Mann will vor allem warm sein
Unsere Elltilliardärinnen und all
Anderen, die mit dein Kleingel .
nicht vorsichtig umzugehen brauchen;
liinnen auch den Pelz als Schmuck zu zk
Geltung bringen. Auch das hat sei ; »
Gutes-: ex— kommt Geld unter di H
Leute. Und das nicht wenig. Jüt
rohe Felle allein werden bei den ulz
tionen in London jährlich 85,()()0,00(:«
nmgesetzt nnd in Leipzig und Nishniir
kliowgorod kommen in jedem Jahr
durchschnittlich 2()0,0()0 englis i
Fuchs-pele Stumm deutsche, Zwon
HW russisitze sowie 9li,()l)s) des ameri «
tanilchen roten Fuchse-Z nnd iibekj
Wust-(- Fnchcspelze aller Sorten aus
Alaska aus den Markt. Der Pelz-J
handel unserer Zeit bliiht. wie matt
siisht, its-ils mir dor. .
Bei der Wahl in Oklahoma war-e
die Younties Cleveland, Jurist-m J ,
se son und Bryan demokratifchu sk- "
Lincoln, Logan, Blaine und Garn-us »
iepublitanisch Man kann selbst «-i"
der Benennunq eines County
vorsichtig genug sein.