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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 15, 1907)
ES irrt der Mensch Roman von H. Courths Mahler. I ri- c-q-g-s.--. » Tavvssqwäxvvss III IIITISvk-" Is: (2- Fortsetzung-) Sie that ihm den Willen und sprach mit ihm über allerlei gleichgül tige Sachen. Ihr sorgenvolles Mut åechrherz klopfte aber bang und ängst Wenige Minuten später waren sie an dem kleinen Stsationsgebäude an gelawh das zu Tornau gehörte. Der Beamte, der alle Obliegenheiten der kleinen Station in einer Pers-zu ver sah, sprang eilfertig herbei, am die Tornauer Herrschaft zu begrüßen. »Ja drei Minuten läuft der Zug ein, Herr v. Iowa-W rief er. »Schön, Brinknrann.« Er bot dem Beamten sein Zigarrenetui. »Da-— stecken Sie sich eine an." »Besten Dank, Herr v. Tornau. Die rauch« ich heute Abend nach dem Essen-« »Na, dann nehmen Sie nur gleich zwei, das hält länger vor.« Brinlmann legte die beiden Zigar ten in den Deckel seiner Dienstmütze und stülpte diese dann mit einem kühnen Schwung wieder auf das po madisirte Haupt. Dann ging er eilillsj davon, um sein Amt zu versehen. Gleich daran hielt der Zug und aus einem Abtheil zweiter Klasse sing Renate mit suchendern Blick. Tornau trat schnell auf sie zu, zog lden Hut und fragte mit höflicher Verbeugung: »Frau WertentinTHabe ich dieEhre?« s Sie neigte den Kopi. »Herr v.z Tornau, Sie haben sich selbst be-( miihth - Sie sahen sich beide einen Augen blick an, prüfend und wägend Dann erschien ein gutmüthigesj Lächeln auf Rolss Gesicht. »Die wird! Mutterg Schönheitssmn befriedigen,« dachte e:. und nahm ihr das leichtel Handgepäck ah. »Darf ich Sie zuf meiner Mutter fü«hren?« fragte er.j »Sie wartet im Wagen.« » »Sie schritt an seiner Seite um das« Gebäu-de herum. Sie trugeinen losen, dunkelgrünen Reifenrantel über ei nem leichten schwarzen Kleid. Er war offen, und man konnte ihre hohe schlanke Gestalt darimter erkennen. »Das Prale des hlassen Gesichts war von Mem Schnitt. Unter dem leich ten ichsva-sen Sttotht bauschte sich Mr derStirn schönes dunkles Haar in reicher Fülle, und zwei glänzende Flochten waren schlicht um den schma lentiops ausgestellt Alles in allem eine sympathische, vornehme Erschei nung, die ihm cvohlgsefiel Etwas wie Freude an dieser. reiivollen Hausge nossin fing in ihm auf. Frau v. Tornau erhob sich im Wa " en, als Renate zuihr trat, und ihr «e Hand reichte. Ein frohes Lächeln erhellte ihr hübsches Matronengesicht. Die junge Frau fiihrieDie gebotene EIT- impnlsiv an die Lippen und dann ernst zu ihr auf. Jener ge-( ’ nißoolle Zug im Menschenherzen, der Sympathien entstehen läßt zwi schen manchen beim ersten Sehen, wob einBansd zwischen den beiden Frauen, ehe sie noch ein Wort miteinander gesprochen hatten. «F:rzlich willkommen, lieie Frau tin. Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir-mein Sohn wird hier vor uns Platz nehmen« Kennte stieg ein. Rolf hatte die beiden stumm be trachtet. Er blickte nun in Renates voll asufgefchlagene dunkle Augen. Leidvolle Augen waren es, auf-deren Grunde Thriinen ruhten und ein Ge lühl warmen Mitleids in ihm weck en. Er wandte sich fragend zu Itzt ,,Wollen Sie riii agen, ob c.-ie heute noch ist Gep« gebrauchen? Wir find je t in der Ernte, nnd Pferde und Menschen sind start beschäftigt Wenn es bis morgen früh damit Zeit hätte, wiiee es mit lieb.« »Bitte, richten Sie es ein, wie es am besten paßt. Wenn ich hier mei nen Handwsser gleich mit mir neh men kann, bin ich mit dem Nöttsisgsten versehen.« Er hatte mit Wohlgefallen ihrem weichen, dunkelgefärbten Organ ge lauscht und etiheilte nun Brintmann wegen des Gepäcks Weisung, nachdem » er sich von Renate den Gepäckschein ausgeseten hatte. Dann schwang er aus den Wagen, und nach den geingeeisend fah er sen Pferden n getKleinsten Scha ag mit der Peitsche. Diese- ten sich in Bewegung unid siisrien n Wagen in wenigen Mi unten ansden gntgshaltenen breiten eg, der direkt nach Tornau Die beiden Fee-gen saßen etstfeumm Mehmeinender. Renatses Blick schwerste unchee iiber se gokdig wogenden Fel der. Die Meg neigten sich schwer ussiet der der Frucht und harr des Schnittert Aus einigen ÆI Mk des Weide schon ge - ten nnd in Garten gebunden, - nf anderen tummelte-: ffch die Ar s Zeiin ist Migen Sehn en um den M Erntesegen einzuheimien. W, ais miisse sie aussteigen sit Ieither most en der Ernte ligen sum iibet sie. M- Ists- m W hob weg emi MQWMY OI.IUI·»IOI—O-Us-.Vs-I. Its XII VIII-»A- -- J s-: snnd leise Röthe stieg in die blassen Wa.ngen « Frau v Tomau sah mit Wohlge l fallen in die feinen, belebten Züge der ljungen Frau. Sie faßte nach ihrer lhand die neben ihr auf der Decke !des Wagens ruhte. »Sind Sie sehr I müde von der Reise?« S Renate schüttelte lächelnd denspr I »Nein, gnädige Frau. Jch hatte eine H angenehnie Fahrt und die Entfernung ist ja n: cht gar Yo groß.« immerhin vier Stunden reichbich Freilich-Sie sind jung, da l fühlt man so etwas- noch nicht. « Der Wagen war in den Waldweg leingebogen. Renate sah freng in die dichte grüne Pracht hinein. »Welch» herrlicher Wald! Eichen und Buchen von dieser Größe sah ich noch hian ; Rolf wandte sich nach ihr um -,,Lieben Sie den Walds« j - »Ich kann mir nicht denken, daß es; Leute gibt die ias nicht thun Gehört dieser hier zu Ihrem Bef ?« i »Ja —- er erstreckt sich bis zum Pari, der wies-er in den Obst- und Gemiisegarten aus-läuft, und dieser gehnt sich direkt bis an unser Wahn ausk· »Mindeon ist es hier in syrem Pakt-, Sie tönnen stolz daraus ein.« « Er niette nur leicht und wandte sich wieder seinen Pferden zu. Seine Mutter antwortete an seiner Stelle. »Das ist er auch; Der Wald ist immer die Vorliebe der Tornaus ge wesen, er ist von Geschlecht zu Ge-. schlecht gehegt und gepflegt worden« »Es ist etwas Großes, Herrliches km solch einen ererbten Familien Mk »Nicht immer. Manch einer ist schon zu Grunde gegangen, weil er sich von seinem Stammgut nicht trennen tonntr. Wir haben hier in der Um äeåend manchen derartigen Fall er «EZ mag auch schwer genug sein, solch ein Erbtheil herzugeben.« »Das will ich meinen, man ver wächsst mit seiner Scholl-e und wurzelt fest im Hennathsboden.« Wenige Minuten später hielt der Wagen vor dem Tornauer Schloß. Rols sprang mit einem gewandten Satz ur Erde und half den Damen beim ussteigen Dann fotgte er ih nen ins Haus. Ftau v. Tornau führte Renate an der Hand über die Schwelle und sagte dann ernst und bewegt: »Gott segne Ihren Eingang, lie bes Kind, möge Ihnen Tornau eine Heimath werdm und Jhr Kommen uns allen zum Segen gereichen.« Renates Augen feuchteten sich bei diesen her-glichen Worten. Sie war so ergriffen, daß sie nicht zu antworten vermochte, zog nur die Hand der gü tigen Frau an ihre Lippen und sah sie voll ehrlicher Dankbar-ten an. Nun reichte ihr auch Rols die-band »Ich schließe mich dem Wunsche mei ner Mutter an, Frau Wertentm Aus friedliches Zusammenleben also — schlagen Sie eint« f»Ist-Kurs legte sie ihre band intuie eine. Inzwischen war eine frisch und sauber aussehende Frau aus der Küche herbeigelommen »Ah ——·da ist ia Maiirsell Birkner!« rief Frau v.Tornau. Kommen Sie nur näher-, Mamsell-—-— dies ist unsere neue Hausgenossim Frau Wertentin Sie wird Ihnen all die fleinen Ar beiten wieder abnehmen, die Sie in letzter Zeit an meiner Stelle verrich ten mußten.« « Mamiell Virtner guckte niit ihren hellen Augen abwägend zu Renate hinüber und trat knickfend näher. Sie fand, daß diese Dame recht vornebni aussah und gar nicht nach viel Ar beit. Renate trat auf siezu und bot ihr die Hand. »Sie wer-den im Anfang Geduld mit mir haben müssen,Main sell Biriner, bis ich alles gelernt ;habe, was es fiir mich zu thun gibt. Hoffentlich ist es recht viel, denn ich freue mich sehr darauf, fleißig schaf fen zu dürfen.« »Das klang ja ganz oerniinftig,« dachte diese und legte ihre band mit einer gewissen Feierlichteii in die Re tnates. »Na, das ist recht, Frau - kentiiu wenns so sieht, dann olkss hneii nicht dran fehlen. Da könnenj sie mir gleich beim Geleekochen hel fen, diie Gläser füllen und zubinden.«. »Aber Mamsell,« rief Frau v. Tornau lachend, für heuie müssen Sie schon noch allein fertig werden. Faun Perientin ist mäde und hung rig. Sie soll erst ein wenig Uneschaii Bitten auj Toänaäß undei vor hfallen ngen einen gim « zu ich ne en Bringen Sie also Frau Werkenttn aiis ihr Zimmer, damit sie abiegen tann. Dann sorgen Sie fiir Spei e und Zion-; nie-in Sohn und ich nex inen auch eine Tasse Thee mit.« »Im-stil. gnädige Frau, das toll alles besorgt werden. Kommen Sie Uns-an Wertentin, ich sühnSäe gleich imf Ihre Stube-« Und sie lief rier die Treppe hin an. nachden- sie --t das d ksåkststn abgenomnieuis them du R Zimmer im ösilichen Thurmbau an gewiesen, die nach drei Seiten Jen ster hatten, aus denen sich ein schöner Zick auf den Wald und das freie Land bot. Sie blickte eine Weile: selbstvergessen ckhinaus und wandtei sich dann zutii . ! Mainsell halte umständlich das« Köfserchen untergebracht und fah sich noch einmal uni, oh es as nichts, fehlte. »So, Frau Werkentin, dass . wäre nun Ihre Wehnung—-hossseni· « slich gefällt sie Ihnen. Gemüthlich isW doch hier oben?« « s s »Wunder.hiihsch, iiebe Manisell ——I sich danke Ihnen herzlich für Ihre » Mühe!« »Ein nicht Ursache. Jch bitte Sie f das thni man doch gern. Man weißs doch selber, wie wohl es einem thui,f wenn man zu fremden Leutenj kommt, nnd es ist einer da der ein bißchen nett zu einein ist. Na da· ist ja nun auf Toknau keine Noth« Die Herrschaft ist grundgut, wenn, man seine Schuidigteit thut. und jeg; der heommi sein Recht Ins-und nas ich noch sagen wollte wenn Sie dann fertig sind, dann kommen Sie ’.runter Gleich rechts neben der Treppe ist der Eingang zum Speise » zimmer.« , « « Renate Wbekam Zwei hübsches helle i »Ich dank-e Ihnen und werde datoL tonimen.· Renate hatte inzwischen ihre hanbis rasche geöffnet und nahm ihre Tpilet ; iemitensilien heraus alles Sachen, die noch aus der Zeit des Glanze-; stammten Mamsell riß ihre Aeuglein erstaunt? auf und legte mit spitzen Fingern einF feines Hemd auf das Bett. »Donnerchen· Frau Wertentimdaå ist wohl gar ein Hemd. Jemine, nnd die seinen Kämme und Bächsen, die Sie da haben! So feine Sachen hats nicht mal unsere gnädige rau.« · Renate erröthete über dieses ein-ask plumpe Erstaunen und Bewunderu Sie sah sich disdureh erexit-ringen eine Erklärung zu geden, um deiMainsell; nicht untlare Vorstellungen zu er weiten »Das sind alles nochG schenke von meinem Vater. liede? Mamsell. Er wnr einmal ein reicher i Mann ist dann aber plödlieh arm« geworden« i Ach sit-ja nun versteh ich auch J warum Sie aar so rsornehin aus sehen. Natürlich Sie sind vornehmer Leute Kind und —na, Frau Wer-; lentin, nehmenSie mir meine dumme Frager-i nicht iidel, und wenn Ih nen mal eine Arbeit nicht so von« statten geht, dann kommen Sie nur ruhig zur Mamsell Birlnern die hilft Ihn-en schen, da veriassen Sie sich getrost daraus —Na, nun will ich aber schnell was zu essen richten« Damit lief sie sltnt hinaus und Renate sah ihr lächelnd und loos sebiittelnd nach. Dann stimmte nndi bürstete sie ihr schönes haar, flochtk ei- wieder zusammen und steckte est auf, reinigt-e sick Gesicht und Hände und legte iim den Stehlragen ihres schwarzen M eises einen weißen Lei nenstreifen. Sie wollte nicht ihrer neuen Umgebung Veranlassung ge ben von ihrer Trauer Notiz nehmen zu müssen Nachdem sie die Photographieihres Vaters und ihres kleinen Mädchens aufgestellt hatt-, sah sie ein-e Weile weltvergessen daran nieder. Ein zit tern-des Schluchzen entran sich ihrer Brust, dann trat sie ans Fenster und sah hian ans das friedlich ichsne Landschaftöbifd. Die warme Som merluft umstrich tosend ihre Schlafe. Sie lehnte den Kopf an das Fenster treuz nnd sah gedankenvoll vor sieh din. Was wiirbe ihr das Schicksal hier in Tornau besehean rieden und den Segen treuer Pfli terfül lung,« oder neue Kämpfe, neue Stürme? . C . Als Renate herunterkom, fand siel Mutter und San schon an; Thre tisch, der mit states, belegten Butter lsrooen und Tneeaseriith besetzt war. OYne zu fragen, bereitete sie das Ge trant und füllte die Tassen, als wenn sie es längst so gethan hätte. Frau v. Thoriiau sah ihr lächelnd zu und nahm mit freundlichem Dank eine Tasse entgegen. Die junge Frau gab acht, wie viel Zucker die beiden nah men, un· in Zukunft Bescheid zu wis sen. Sie merkte sich, daß die alte Dame Sahne ziuni Thee nahm. wäh rend Rols den seinen ohne weitere Zu tlxaten trank. Sie bediente sich dann ungezwun gen selbst und ließ sich nicht met-ten, daß ihr herz uni Zerspringen klopstr. Würde sie den ,Ansorderun gen ihrer Stellung gerecht werden können? Würde sie hier Wurzeln schlagen in deni neuen Boden, der ihr wie ein Asyl des z tiedeiis erschien? Sie tiiinpste gemalt arii an gegen das zagende Bangen, das ishr herz er slillte. « Rols sah heimlich aus ihre schlan n weißen Hände, die so sorgsam nd behend mit dein Geschirr damit .ten. Sie waren vorzüglich gepflegt und von wundervoller Gliederung Hiiiide, sie bisher wohl nicht gewohnt waren, das rauhe Leben Zu berühren· sondern deren Schönheit wie ein »weil-volles Gut gehegt und gepflegt Hoorden war. Wie schwer mußte es ider Besitzerin derselben werden, rnit » diesen banden ihr Brod verdienen zu Einüssent « , » - Die Mutter schreckte ihn aus seinen Gedanken aus· Sie sprach zu Neunter , Doktor Heil-wann theilte uns nrit, ssaß Sie in d:r« legten Zeitl schwere Verluste zu tragen hatten. Jn kurzer , . v Zeit haben-Sie den Vater, den Gat ten und ein liebes Kind verloren. Wir wollen hassen, daß Tornau Ih nen bald als zweitebeimnth erscheint, undehr Schmerz sich bei uns lindern wir .« i Die« junge Frau bezwang dieEr regung, die diese Worte ini r wach riesen. »Sie sind so außeror ntlich sütig zu mir, daß ich Ihnen nicht dankbar genug sein kann. Jch wäre glücklich, wenn es mir länge. Jbte Zufriedenheit zuserswer n, undpitte nur herzlich uin etwas Gewichan ich imAnsana zuweilen ungeschickt erscheine. ch bringe sast nur meinen guten Wi en mit, sonst-sue Fähigkei ten sür mein Amt muß ich mir erst zu erwerben suchen.« «Dariiber mcchen Sie sich keine Sorge. Wir brauchen nur eine Dame, der wir unser Vetter-ten schenken können. Alles andere werden Sie bald lernen· Hellrnann hat Sie uns warm empfohlen, er lennt Sie wohl lange?’ Renote lächelte. »Ich kann mich nicht entsinnen seit wann. Soweit ich zurückdenlen kann, waret immer unser Hausarzt und meines Vaters bester Freund.« »Es wird ilnn schmerzlich gewesen sein, daß es ihm nicht gelang. Ihnen den Vater zu erhalten. Eristja ein sehr tüchtiaer Arzt.« Er war machtlos. Mein Vater starb plötzlich an einem Herzschlag infolge des Verlustes seines Vermö gens-« » »Und Ihr Gotte starb kurz darauf, wenn ich mich recht entsinne?" I Renate erbleichtr. Jetzt mußte sie lügen, durfte diesen lieben Menschenj die Wahrheit nicht sagen. »er verlor« ihr; ein Vierteljahr später,« sagte sie lei e. -- «- tm L.»,. s «Aclllcb IIUIUI le cl Ucllll Zung trank?« Die junge Frau preßte in stumme! Qual die handfläehen zusammen und schloß einen Moment die Augen. »Bitte -— bitte, fragen Sie mich da nach nicht, ich termag nicht darüber n- sprichen——jetzt noch nicht« sagte sie nrii bebender Stimme Rols mußte sie unverwandt an ikhklb »Wie sehr musz fee ihn geliebt haben,« dachte er. Frau v. Tornau aber nahm Ren tes Hände in die ihren. »Berzeihen Sie-ich wollte Ihnen gewiß nicht weh thun. Wir sprechen nicht mehr davon.« .Für Jbre Theilnahme danke ich Ihnen von Herzen. Zitrnen Sie mir nicht. daß iethnen sent nicht alles erzählen tann.« »Aber Kindchen —- das ist sa so naiirlich. —-- Geben Sie mir jetzt noch eine Tasse Thee und dann nsiissen Sie entschieden noch etwas essen.« Rats hielt ihr seine Tasse auch bin. Als sie dieselbe füllte, saher, daß ihre Hände leicht zitterten. Warmes Mit leid erfüllte sein Herz, und irn Be streben. sie abzulenten, erzählte er wnTornau und seiner Umgebung und dem Leben und Treiben aus dem Lande, das ihr neu uwd fremd er eheinen würde. »Sie sollen aber chon seben, es wird Ihnen- ausge sallen mit der ? · ,« schloß er. »und die frische, fröhliche Arbeit lenkt ab von trüben Gedanken.« Er sprach das aus, als habe ergn sich selbst schon diese Weisheit pro birt. Renate sah ausmertsam in sein Gksichk- denn ans der Stirn waren eben wie-der die sinsteren Falten er schienen. hatte der Besitzer von Tor nau etwa auch ein Leid zu tragen ge habt, oder trug er es noch? Er verabschiedete sich kurz daraus von den Damen, um noch einen Jn strizirungsritt über die Felder zu machen. Als er gegange war, sagte Re nate: »Wenn es nen recht ist, gnä dtge Fran, dann idnnte ich fest recht Feltf Mainsell Bsirtner noch ein wenig en.« Frau v. Tarnan zogne lachean neben sich nieder aus den Die-an. »Nein. meine"liebe Frau Wertentin, Marnselt wird heute schon noch alleinä kertia werden. Sie sollen ran jetzts Gesellschaft leisten. Wir wollen ein Stündchen miteinander plaudern, da mit wir uns näher kommen. Von» morgen an will ich Sie dann gern zuweilen an Mamtell abtreten. Sie ift eine tüchtige Wirthichakterin nnd wird Ihnen bald alles aezeigthaben was Sie etwa lernen müssen. Sie müssen sich nnr nicht von ihrer etwas unaeschickten Plapveret abtchrecken lassen. Solange sie lckitvaßen kann, ist sie vergnügt und unverdrossen.« Als die beiden Damen atn nächsten Morgen von einer Vesichtignng der Stätte über den Gutshos schritten, lam Bols vom Garten her um das Haus geritten. Er kam ans dem Walde, wo er rnit dem hohhiindler eine Besprechung gehabt hatte. - Beim Erblicken der Damen schwang er sich aus dem Sattel nnd trat. das Pferd am Zügel führend, zu ihnen. X · Renate ing an das Pferd heran nnd streiche te ihm den Kons. Es ichmepperthn ihren Händen und rieb dann den-todt wohigefiillig gegen Ihre Schultern. Noli hatte Renate erst erschrecktzw rückt-alten wollen, denn Zarnpa« war gegen Fremde sonst scheu und nett-ös, Zu seinem Erstaunen aber sah er, wie zutranlich er gegendie junge Frau war. i »Sieh- Mntter, wenn ich das nicht selber säbe, glaubte fass nicht. — Waj haben-Sie denn ftir ein Zauber c- txt mittel angewandt, um Dampf fo birre zu machen- Frau Wertentin?« Sie fah lächelnd iiber die Schulter zurück. »Er wittert vermuthlich die Pferdeliebhaberin in mir, das wird der ganze Zauber fein. Man satmir friiher zuweilen gesagt, ich habe eine fehr glückliche Hand mit Pferden.« »Sie haben früher geritten?« ilen. Im Anfang meiner Ehe begleitete ich meinen Gatten oft auf feinen Spazierrittem Er war ja Dragoneroffizier, und da ergab ’fich das von felbft.« Tornau fah flüchtig prüfend iiber ihre Gestalt. Sie mußte sich prächti zquerde ausgenommen haben. »Jt es Ihnen nicht hart angekommen, den edlen Sport aufzugeben?« »Mer gestanden s-— nein. So gern ich die Thiere habe und fo furchtlos ich im Verkehr mit ihnen bin, eigentö lich geliebt habe ich den Neitsportnie. Ich ritt nur meinem Manne in Ge fallen. Als mein kleines Mädchen ge boren wurde, habe ich ohne weiteres darauf oerzichtet.« »Ich habe mich nie dazu entschlie ßen können, ein Pferd zu befieigen," zfagte ,rau v. Tornau, »doch haben Istvir Damen in der Nachbarschaft, die es mit den oerwegenften Reitern auf nehmen« ’ »Auf dem Lande mag das auch feine Berechtigunq haben. —- Uebri zaens ift Ihr »Ja-now ein hetrliches Thier-, Herr v. Tornau.« Er trat neben fie und sit-ich »Jam pa« über die Niiitern »Das ist der einzige Luxus, den ich mir erlaube, edle Pferde fiir meinen persönlichen Gebrauch Die anderen sind alle fcknverfällige, gute Zugthiere, fonft nicht« Während fie dann, nachdem Noli das Thier dem Knecht übergeben hotte, nebeneinander den Weg nach dem Haufe einfchlugen, fraate feine Mutter: »Wie mir es mit Mehl manni Haft du Hölzer an ihn ver iaufi?« « »Ja« Mutter, etwa zwei Dutzend unserer fchiinften Baumriefen müssen daran alauben. Es bat mir ordentlich web gethan, daß ich sie hergeben muß, aber sie müssen unbedinat gefchlaaen werden, fie flehen zu dicht am Weiher und die Wurzeln beginnen schon æu faulen. Zu retten war da nichts. Ich hatte Dieiteriamv gebeten, vmit hinülkrrutommen, und er meinte auch, daß ich sie umlegen lassen muß, sonst faulen sie weiter und ich eriiele dann nicht ein Viertel des jetzigen Preife3." Fortsetzung folgt.) W Ver Tod der Guillotine. Die Guillotine soll in Frankreich abgeschafft werden. Auch sie hat einen letzten Tag, auch sie wird gleichsam hingerichtet. Der Präsident der Re bublil, Fallieres, hat den Mörder Soleilland zur Deporiation begna digt, der ein sechsjähriges Kind ermordei hat. Da außerdem die sranzäsische Kammer einen Ge ietzentwurs zur Aufhebung der Todes itrase in Beratung ziehen wird und be reits im jetzigen Budget den Gehalt des Scharfrichtero gestrichen hat« so dürfte Frankreich sehr bald mit zu den Staa ten gehören, die wie Holland, Italien, Rumänien, Portugal und die Schweiz den Henter entbehren zu können glau ben. Die Guillotine gab den tlirrenden Anstatt für das Schreiten der großen Revolution in Frankreich. Jm Tempo des Messer-, das in den Tagen des Schreckens die Köpfe wegsegte, ging die Zeit ihren fürchterlichen großen Weg. Doktor Guillotin, nach dem sie heißt, bat sie nicht erfunden, sondern nur der tonstituirenden Versammlung emp fohlen. Das ist der Anfang ihrer Ge schichte und ihrer ebenso berühmten« Chronik. Sie begann mit dem Dieb und Räuber Pelletier, an dem zum er stenmale, im Jahre 1791, die Maschine erprobt wurde. Später kamen ganz andere, tam ein entthronter König, Louis Capet, der mit der neu getauften Kotarde der Revolution am Hute, in grauseidenen Kniehosen die Treppe emporstieg. Dann die Königin, die arme, die noch ein »Es-ow- Mon sieur-t« siir den Denker hatte, als sie ihn vor dem Schasfott mit dem Fuße !streiste. Und dann: die großen La dungenx die Journan wo Postarbeit geleistet wurde. Da schien eine Art von Trunkenheit dieses Messer zu fassen» das, wie rasend geworden, täglich in Paris hundert in sechs Wochen drei zehnhundert, in zwei Jahren mehr als zweitausendachthundert Köpfe nieder schnitt Die Louisette, wie die Guillo tine nach r. Louis genannt, der ein Gutachten rihre E nsiihrung ber saszir. war ein großes lebendiges Sym bol. Man trug kleine Nachahmungen oon ihr als Brosche, man siegelte die Briese mit ihnen. Sie war in den Lie dern der Gasse und des Pöbels. Von Kanonen und Reitern begleitet, zog das Fallbeil als erstes Wahrzeichen des Terreur in die Städte und Ddrser Frageeichs ein. Jn den hauptpläien der rooinzstädte zitterte man vor ihr wie in Paris, wo sie vor dem Mi nigsschlosse stand. Ihr drohendes Ge rippe, Tag und Nacht wie ein Wahr zeichen des Grauens emporgereekt, wars seinen kalten und stummen Schatten über« jedes Menschenleben Von Doktor Guillotin von dem das Nationalrasiermesser, bo ruooir na riet-al, wie man die Maschine ernsthaft beichnete seinen Namen hatte, ist ein s lb erhalten: Die Physiognomie ei ) W nes liebenswürdigen Gelehrten; große, freie Züge, die ein halb ironischeö, halb nachdentliches Lächeln umschwebt, eine Art naiver Träume-ei in dem um schleierten, niedersinkenden Blicke, in der sanfteir Schwingung der Augen brauen, Bornehmheit in der gemäßig ten Biegung der langen Nase, der ho hen, massiven Stirne, in dem Kinn, das sich zart und doch ein wenig iro nisch vorstreclt. Das ist das Bild des Furchtbaren, dessen Name ganz Frank reich im Banne hielt. Es gibt wohl täuschende Bilder, die das Wirken und Wesen eines Menschen Lügen straft. Aber Doktor Guillotin war in Wirt lichteit tein schlechter Mensch. Seine Maschine war ein Fortschritt der Hu manität. Als solcher war sie gemeint. Als- Fortschritt im Vergleiche zu den Hintichtungen mit dem Schwert, mit der hacke, mit Rädern und Vier-theilen Jetzt sind die Dentichriften bekannt ge worden, die sich auf die Einführung der Guillotine beziehen. Alle heben als einzig maßgebenden Standpunkt die Menschlichteit hervor, die Kurze, die Sicheth des Prozesses, den Mangel aller Qualen, die bei den früheren Hinrichtungen zu Szenen grauenhafier Art arfiihrt hatten. Und vielleicht ist gerade durch die unanffiillige, rapide Funktion der Maschine der Terreur, die Hinrichtung fo vieler Menschen möglich geworden. Jede grausamere, langsamere Art der Exetution hätte ohne Zweifel viel früher die volle Ern pörung des Volkes geweckt. Aber wie die Revolution in der schlimmsten Be stialität endete, so hat sie auch dieses Instrument zur Maschine der Vermeh tung herabgewiirdigt. Und so wie Rousseau, der die Milde der Natürlich teit an die Stelle der Kultur setzen wollte, unter den Händen der Fern-ri sten zum Dämon der Schreckens-herr fchaft geworden ist, so wurde die Grill lotine,« die alle Schande und alle Qual vermeiden, den Verurtheilten nur töd ten, nicht aber entehren sollte, zur Metzgerbanh wohin man Menschen zur Schlachtung trieb. Von otefer sen ist der »"««friffon' ver Hinrichtung in den Franzosen geblie ben. ESCind freilich nicht mehr Tri coteusen, die ihre Sefsel zur Guillotine stellen, um die letzten Augenin e der Verurieilten zu sehen. Aber e sind Damen höchster Gesellschaft, die ihren sonst so kostbaren Schlaf der nächtli chen Hinrichtung zuliebe unterbrechen. Es ift der schlimmste Pöbel der Gasse, der sich zu ihr drängt. Zola hat die Szene beim Roqueiie - Gefängniß be schrieben mit dem ganzen Aecent de: Empöiung und des Mitleids, dessen er fähig ist. Jn der allerersten iFriihe, wenn kaum die Bläsfe des Morgeni auf Stadt und Gefängniß fälli, Zeugen sich die geputzien Damen und Herren aus den Fenstern der Nesiaurnntö her aus, um ja kein Detail des Schau sviels zu verlieren. Freilich ist dieser Instinkt, der »Hu ils-. in m0rt«, die Gier nach Tod, wie ihn Zola nennt, in allen Ländern vorhanden. Deswegen schon ifi die Abfchaffung der Todes firafe in Frankreich ein große. nnd merkwürdige-Z Ereigniß, ein Beifpiel,« dqsd allen Kulturnaiionen gegeben wir . Jmernieung des Königs von Amme. Jndochinesischen Blättern find, wie man aus Paris schreibt, folgende Ein zelheiten iiber die Jnternierung des Königs von Anam« Thanh Thai, zu entnehmen: Die Anzeichen von Geistes lranibeit, die an dem jungen König be merkt wurden, gaben schon vor länge rer Zeit Veranlassung daß man sich mit der Frage seiner Jnternierung be schäftigte Der entscheidende Beschluß wurde gefaßt, als in Paris ein Schrei hen der jungen Königin von Anam einlangte, in welchem sich diese iiber fein Verhalten beklagte und überG au samteiten berichtete, deren e«r sich s al dig gemacht hatte. Nun werden dem Oberresidenten in Nun, Herrn Lebe que, ungesäumt Weisungen geschickt, welchen gemäß er die erforderlicizeen Maßnahmen zur Jniernierung z Königs traf. Er ersuchte schriftlich um eine Audienz und beriet den Roman eine Art von KronraL Jn Begleitung des Romatä und einer Abteilung der Zioilgarde begab er sichsodann in das Palais, woer im Thronsaale empfan gen wurde. Dort gab er dem Könige die getroffene Entscheidung bekannt. Der König protestierte vergeblich. Die Ausgange des Palais waren sbewachh so daß niemand dasselbe verlassen oder betreten konnte. Der Resident erklärte dem Könige, daß ihm seine Prioatge mächer belatzen werden und eine An iahl seiner rauen und Diener zur Verfügung bleiben, daß er aber von nun an keine Macht ausüben tönnty und daß es ihm untersagt sei, den ihm zugewiesenen Teil des Palastes zu ve lassen. Der König geriet in heftigen Zorn, erlannie aber, daß er sich fügen n:iisse. Nach seiner Jnternierung wur de ein Regentschaftsrat eingelegt. Die Wi enschast ist frei von Un ehtbaeteiii iintel —- darin unter cheidet sie sich von vielen Gelehrten. «- es · Nichis ist schöner alt eine Torheit, Fienn man noch nicht weiß, dass es eine I s i Man hört ja noch gar nichis vom Turtey-Trust und der Dantsagungss tag ist doch nur noch 6 Wochen ent territ.