Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 25, 1907, Sweiter Theil., Image 11

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    7 » -,..-.- . -.«.-...
l X Adde Haupttresser
humoreste von Max Wundttr.
Sie hieß Liddh und stammte aus
gutem Hause. Eigentlich ist es über
flüssig, das hinzuzufügen, denn alle
Ltddhs stammen aus gutem hause.
Sie hatte gute Erziehung genossen
«I und war in Wohlstand ausgewachsen.
Ihre Eltern waren aber kurz nachein
ander gestorben und hatten die be
reits Einundzwanzigjiihrige allein
und ohne Mittel zurückgelassen. Nun
trat die Noth des Lebens an das hüb
sche, aber auch etwas lapriziöse Mäd
chen heran, und da hieß es: Geld
verdienen! Liddh gab Klavierunter
richt und schlug sich damit zur Noth
durch. So, das wären Liddhs Per
sonalien. Jeyt zur andern Haupt
person, von der allerdings nicht viel
zu sagen ist.
Franz hieß er, war aber das gerade
Gegentheil von einer Kanaillr. Er
war ein braver Junge gewesen und
hatte sich diese Bravheit bis jetzt er
halten. Die Vorsehung hatte ihn aus s
dem holze geschnigt, aus dem mans
ausgezeichnete Ehemänner macht.J
Daß er sonst noch eine hübsche Er-?
scheinung besaß und — wenn auch
selber vermögenslos —- ein leidlich gu
tes Einkommen als Ministerialsetre
tiir bezog, konnte ihm füglich ebenfalls
als Empfehlung angerechnet werden.
Liddh war nicht blind fiir die Vor
ziige des Herrn Franz. Sie waren
übrigens schon von Kindheit auf in-—
einander verliebt gewesen. Lide selbst
und ihre Freundinnen hielten ihn für
eine gute Partie. Ein angesehener
Beamter . . . Lebensstellung . . . Was
lonnte sie dafür in die Waagschale
werfen? Nichts! Aber wie gesagt, fie
war ein bißchen tavriziös und spielte
gern die SpottdrosseL
«Liddh,« ging Franz eines Tages
direkt auf sein Ziel los; »Liddh, du
weißt ja, wie ich zu dir stehe, ich weiß
meh, daß du nichts besitzest. Meine
Ersparnisse reichen aus, uns ein be
scheidenes Restchen einzurichten, und
mein Gehalt wird uns leben lassen.
Es hat doch teinen Zweck, länger zu
zögern. Willst du?«
«Nein!«
»Meine Ader Livdy.»
»Aber Franz! Ich bitte dich! Jch
müßte in solchen lleinlichen Verhält
nissen ja verkümmern . . .«
»Ja, mein Gott« Liddy,« unterbrach
er sie bestürzt, »in was fiir Verhält
nissen lebst du denn ietzt? Jch wollte
sagen, du wärest Millionärin, dann
. . . ja, dann hätte ich freilich nicht den
Muth gesunden, dich zu bitten . . ."
»O. du meinst, weil ich arm hin.
müßte ich für alles dantdar fein?
Nein« ich werde in kurzer Zeit sehr,
sehr reich sein-"
»Seht reich? Dann verzeihe! Da
von hah’ ich nichts gewußt. Woher
ward dir denn diese Runde?«
»Die alte Lehmann . . .«
»Die Kartenschlägerin? Nun, da
hist du allerdings vor die rechte
Schmiede gerathen. Die mus-, eH ja
wissens«
»Weis3 sie auch! Jch werde einen
hauvttrefser machen!«
«Daö hat sie dir geweissagt!«
»Jawohl, einen Haupttreffer in
vier Wochen. Eg ist gar tein Zweifel
möglich.«
»Einen haupttresser2 So ——· fa!
Du spielst ja gar nicht Lotterie. Wo
rin soll denn der Haupttresfer beste
heut«
Liddh zuckte die Achseln.
«Dariiber schweigen die Karten.
Etwas Lebendiges solls sein, nichts
Todtesl«
Um Franzens Lippen spielte ein
schalthaftes Lächeln.
»So hat denn deine Kartenschläge
tin vielleicht gar nicht so unrecht.
Nimm mich, dann hast du einen
hauvttrefsert'·
Liddh fah ihn eine Weile erstaunt
an. dann fiel sie ihm um den hals,
läßte ihn und rief unter silberhellem
Lachen:
nSieh einmal, du Eingebildetert
Nein. ein Loos von der Pserdelotterie
hah’ ich mir getauft, und daß aus, ich
ziehe den banvtaewinm die Cauivage
mit sechs Vollblutravnen im Werthe
von 15,000 Mart! Das ist est Wie
sann man nur so eingebildet sein,
Franz! Adieu!«
. I «s
Etwa zwei Wochen hörte und sah
Franz nichts mehr von Liddy. Eines
Tages kam sie plönlich beteingeftiirmt
und fchwenite ein Lotterieloos wie eine
etbeuteie Fahne um ihren widerspensti
gen Krauskopf
»Gewonnen! Gwonnen!«" jubelte sie.
»Ich habe den hauvttkeffee!'«
Franz stand wie angewurieli. Er
nahm das Loos. verglich die Nummer
mit der Gewinnliite in der Morgen
zeitnnn . . . wahrhaftig es stimmte!
Eine Cunivaae mit sechs Vollblutknvk
pen! Der Gewinn wird eventnell fiit
zehntausend Mart zurücke-einqu »So
. . . da haft du aslerdinas deinen
Hasmitretten deinen lebendiaenfmnvh
treffe-. Nun bist du vetmönend nnd
titasssssiO ssisfpt in meinen kleiniisben
«L’s.«-"«s·s·«ss-Is"kcsr H rerkiimmmn Ich
, »O « ".»,.7«
««·»s" ihn Weise-lud nn. ils-wiss
»He d« TO XVI-se U«««·-prmnth nsn ihr-.
"s---.«-«» ssI « Os- «!s- sie TM- ««s--:is. -s;«
’ » « :—i-t-.:er Gruft war mit fei
ner Bemerkung. warf sie das Köpf
chen trohig zurück und sagte nur:
»Auch gut." Dann wollte sie sich em
pfehlen.
Einige Tage darauf sgeht Franz in
den Anlagen vor der Stadt spazieren.
Eben will er auf der Hauptallee die
Rücktehr antreten, als vielsiimmiges
Angstgetreifch ihn aufbliclen läßt.Da
—·dom Thore her, wie von Furien
gepeitfcht, rast ein Sechegefpann die
Straße entlang. Heriiiber und hinüber
fliegt die Staatsequipage; der Kut
fcker hat offenbar jede Gewalt über
die feurigen Pferde verloren. Mit
fckireckhaft aufgerissenen Augen, mit
den Händen die Wagenbrüstung um
trampfend, steht Liddy bleich wie der
Tod« mit zerzauster Frisur im Coupe.
Jeder Stoß kann sie auf die Straße
hinausfchleuderm Franz spürt, wie
das Blut in feinen Adern gerinnt.
Diese sechs wüthenden Thiere aufzu
halten, ift eineUnmöglichteit. Pllötzlich
ftürzte das eine der vorderen Pferde
gerade vor Franz. das Nebenpferd
machte einen gewaltigen Sprung
nach der anderen Seite; dadurch wird
der Wagen nach der Richtung ge
schleudert, wo der junge Mann wie
gelähmt steht. Durch den Anprall an
den Chausseeftein brechen die Felgen
des einen Rades, das Geführt legt
sich auf die Seite, und Liddy ftiirzt
halbtodt in den trockenen Chaussee
groben. Franz, der feine Gewes
gegenwart im gefährlichsten Augen
vliet wieder gewonnen hat, ift noch
rechtzeitig herbeigefprungen, um das
Mädchen zum Theil aufzufangen und
so den Sturz etwas zu mildern. Um
jdas Sechfergespann tümmerte er sich
dicht mehr; feine ganze Sorge gehörte
-jefthiddy. Er lies; sie nach ihrer
»Wohnung schaffen und war emsig um
s ihre Pflege bemüht. Nach acht Tagen
Zwar Liddy wieder vollständig herge
i stellt. Der"Schrect lag ihr allerdings
Inoch lange in den Gliedern. Der
chuptgewinn der Pferdelotterie war
svollftändig zu Wasser geworden.
IZwei Pferde hatten sofort getödtet
werdet-. müssen. Drei andere waren
so zu Schaden gekommen, daß jedes
Kind ihnen das Prognoftiton als
iDrofckztengäule in fpe stellen konnte.
iVon der Eguipage war überhaupt
Inrcht viel iisbrig geblieben. Der ge
samnite Erlös aus den Trümmern
des stolzen Zuges reichte lautn bin,
um die vielsachen Schmerzensgelder
F und Schadenerfaßanspriiche zu befrie
i eigen. Kurz und gut—Lid-dy hatte
von der ganzen herrlichteit nichts
sübrig behalten als die Erinnerungs
san den Schrecken. Sie schien übri
gens sehr niedergeschlagen. s
»Nun. das war aber ’mal ein!
haupttrefser!« scherzte Franz. »Die
Kartenfchlägerin bat also doch recht
bebalten... ein recht lebendiger
drupttrefsen nig: wahr, Liddy?«
»Du Böser! tannst noch spot
ten? Wird der andere Haupturs
fer nun ebenso in die Brüche gehen?«
»Der erste? Niemals, Liebt Das;
Loos ist da, du brauchst nur zuI
ziehen!« I
»Ach Franzi« Sie schlug ihre!
Arme um seinen Nacken und lehnte;
den Kopf an seine Schulter. ;
»So tst’s recht, Närrchen!« sagte er
und küßte zärtlich ihr Kraushaar.
»Glaub’s mir, die-irr Haupttreffer
gebt dir nicht durch!«
NO —
Dte indische Wittwenverbreunung.
l
l
Die Sitte derWittiwenoerbrennnug
in Indien gilt als ein überwundener
Standpunkt nachdem die regierend-en
Briten mit energischen Maßregeln
dagegen eingeschrittexi sind. Ganzl
verschwunden ist er aber noch ntchtJ
und er scheint vielmehr noch insoweit!
in den Anschauungen der indischen
Eingeborenen fortzuiottcherm daß es
noch immer einer Frau hoch ange
rechnet wird, wenn sie nach dem Tode
ihres Mannes freiwillig aus dem Le
ben scheidet. Freilich scheint dass
Sati, wie dieser alte Brauch in Jn-:
dien genannt wird, wenigstens-«- an-;
here Formen angenommen zu haben.
Mit der feierlich-n Verbrennung ei-«
nes lebendigen Menschen will es.
«nicht mehr recht eben, aber es gibt
neben diesem »hei n« Satt noch ein
»taltes«, das von dem Gebt-auch des·
Feuers absieht und sich beimlichereru
lMittel bedient, gegen deren Benutz
ung denn auch wohl schwer etwas zu
machen sein wird. Nach einer Mit
tbeilung des «Lancet«-Korresponden
ten aus Kaltutta ist erst ganz kürz
lich wieder ein Fall dieser Art vorge
kommen, in dem sich eine Frau nach
dem Tode ihres Mannes oergiftet
hat, nachdem sie eine schriftliche Mit
theilung für ihren Bruder hinterlas
sen hatte worin stand: »Traute nicht
um mich, lieber Bruder; ich folge
ihm wie es mir durch die Lehre mei
ner Eltern geboten worden ists· Al
lerdings sind die Jndierinnen viel
vernünftiger als die Europäerinnen,
denn sie nehmen in solchen Fällen
wenigstens nicht LysoL sondern das
sanst einfchläfernde Odium Es wird
.versichert« baß namentlich in Bett-ga
Iien das Saii dukch Gift noch immer
Eviel häufiger ist, als die Behörden
missen und annehmen, und daß es
auch noch immer als etwas besonders
isbeäibaftes für eine Wittwe geschätzt
wir .
i
!
» Freie Bein-.
I An der Stukmthür des etwas
schwekthigen Studikysus Schlauch
ist folgende Karte angebracht: ,,Gelsd
brieftkägek herein, ohne anzu
klopfen!«
...-. -. -.-..... — .—-. -.-»-.-».. «.. .— . .
Ä»san«-»- m usi;k;·""
Die Mängel des menschlichen Auges !
sind schon mehrfach betont worden.s
Belannt ist der Ausspruch eines Na
turforscher-T daß jeder Optiker die
Herstellung eine-I Apparates ableh
nen würde, der seinen Ausgaben o
schlecht gerecht würde wie das AugeJ
Die Sehkraft gilt allgemein als die
Kraft, in deren Abnahme sich zu aller
erst das nahende Alter anzutiindigen ’
pflegt. Die Biographien haben eines
Reihe von Fällen zu verzeichnen, ins
denen im Alierthum wie auch in neue- «
ren Zeiten hervorragende Männer ein
hohes Alter erreicht haben, ohne daß,
außer dem Auge, irgend eine ihrer»
Fähigkeiten eine bedeutende Abnahme ;
gezeigt hätte. Aber auch abgesehen
vom letzten Buch Moses, da es heißt:
»Und Moses war hundertundzwanzig
Jchre alt, da starb er, seine Augen
waren nicht dunkel geworden und
seine Kraft ungebrochen,« hat die For
schung auch Beispiele gefunden, in
denen Menschen selbst im höchsten Al
ter noch ihre volle Sehkraft bewahrt
hatten. Merkwürdigerweise find diese
Fälle vornehmlich bei primitiven
Menschenrassen zu verzeichnen, wie
überhaupt ein außerordentlich hohes
Alter bei manchen Naturvöltern un
gleich häufiger vorkommt, als bei den
Kulturmenschen Die Povular Sci
ence Monthlh« z. B. berichtet den Fall
von einer Negerin, die im Januar
1906 in Philadelphia starb und die
sich noch genau erinnerte-, in Valley
Forge Washington gesehen zu haben.
Ihre Verwandten beanspruchten für
sie das Alter von 35 Jahren. So
sollten auch im Jahre 1885 noch eine
Anzahl Fiaffern am Leben sein, die
als Krieger an einer Schlacht von
1818 theilgenommen hatten. Button
machte die Belanntschaft eines Häupt
lingg. den er 1857 alseinen außeror
dentlich alten Greis beschrieb. Acht
zehn Jahre später traf Cameron den
selben Alten noch an: nach wie vor
führte er die Herrschaft seines Stam
mes und hatte sich äußerlich kaum ver
ändert. Humboldt berichtet aus Süd
amerita Aehnliches. Während seines
Aufenthalts in Lima war er Zeuge
von dem Tode eines Jndianers, der
143 Jahre zählte. Im Alter von 130
Jahren war er erblindet, ,,bis zu die
sem Unglück pflegte er täglich drei oder
vier Meilen zu gehen-« Humboldt er
zählt auch, daß er während seines
fünfjährigen Aufenthaltes in Mexico
und Südamerita niemals jemand ge
sehen habe, der mit körperlichen Ge
brechen behaftet gewesen wäre, ja nicht
einmal einen Schieläugigen. Tschudi
berichtet, daß ein Alter von 130 Jah
ren bei unverminderter Rüstigkeit
durchaus nichts Ungewöhnliches be
deute. Diese Beobachtungen beziehen
sich natürlich auf die einheimischen
Rassen: bei den Mischvöltern liegen
die Verhältnisse ungleich ungünstiger,
von den in den Tropen sich ansiedeln
den Europäern gar nicht zu reden.
Ein beglaubiater Fall von Greisenrü
stigleit betrifft den Ameritaner David
Wort, der 1905 im Alter von 102
Jahren in Frederiction starb. Er
spielte in feiner Gemeinde eine her
vorragend Rolle und lag bis zu den
let-ten Tag-n tustia und ausbimVolL
besitz seiner Sehkraft seiner Thätiateit
ob. Aber die Fälle, wo ein hohes Al
ter mit unverminderter Sehkraft
band in band geben« find sehr selten
bei den Kulturvölterm bei ihnen
scheint die Widerstandstraft des Au
ges gegen die Macht der Zeit von der
aller anderen Sinnesorgane übertrof
fen zu werden.
-——
Die Katze läßt das Mauseu nicht.
Im neuesten Abschnitt seiner Erin:
nerungen erzählt Ernest Blum fol
gendes Erlebniß: Eines Tages ging
ich in eines der großen Waarenhiiu
ser, dessen Direktor mit mir befreun
det ist. Jch wollte eine Zigarren
tasche tausen, nm sie einem Verwand
ten zu schenken. Jch hatte schon,
was ich suchte. und sprach eben mit
dem Direktor, als mich dieser aus
eine junge Dame aufmerksam machte.
die gerade vor uns herging.
»Betmchten Sie diese Person«
sagte er.
»Die tenne ich,« erwiderte ich; »es
ist eine Schauspielerin, die ost in
meinen Theoterstiicken spielt.«
«Eine SchauspielerinL Zum Teu
selt Sie ist eine unserer geriebensten
Diebinnen!«
,.Was? Eine Diebin?«
» a. Wir überwachen sie schon seit
einiger Zeit; in diesem Augenblick ist
sie wieder an der Arbeit und wir sind
entschlossen. sie verhaften zu lassen!«
»Sind Sie sicher, daß Sie sich nicht
täuschen?«
»Ganz sichert Uebrigens, wenn Sie
sich überzeugen wollen, können Sie sie
an der Arbeit sehen. Wir wollen ihr
so!gen!"
Das war mir recht und wir folg
ten ihr von ferne. Sie blisb bei ver
ichiedenen Abtheilungen stehen, ließ
sich dies und jenes zeigen, und wenn
der Vertäufer mit einem neuen Kun
den sich beschäftigte. ließ sie gewandt
ein Stück um das ans-der- in den weis
ten Taschen ihres Ksbeides versckwin
den. Es war merkwürdig, das-: fis ja
vie! einstecken konnte, ohne das-. fik
anfcijeineno umfangreich-It Innr:e.
Als sie die Runde gemacht spie-.
wandte sie sich dem Ausgang-e «s«".i.
Da gab der Direktor einem Beamten
ein Zeichen; dieser vertrat der Schau
spieterin den Weg und bat sie höf
lich- sit zum Jnspettor zu begleiten.
Sie fragte-, war-um. »Ich weiß es
nicht-« sagte der Mamtq »wahr
scheinlich hat der Herr Jnspettor Ih
nrn eine Mittheilung zu machen-«
Die Schauspieletin gehorchte, ohne
Mißtrauen; oder sie stellte sich wenig
stens so. Wir folgten ihr. (Das
Kabinett des Jnspettors war einfach
das Bursau der Polizeiagenten, die
mit der Ueberroachung betraut wa
ren.) Der Jnspettor sagte zu ihr:
»Madame, Jhre Taschen sind voll ge
stohlener Gegenstände Sie sind eine
Diedin und ich verhafte Sie!« Die
Schauspielerinschstie: Jch habe nichts
in meinen Taschen! Der anspettor
erwiderte: »So müssen Sie sich durch
suchen lassen!« Er gab einer Frau ein
Zeichen, die im Nu aus den Taschen
der Schauspielerin eine Menge Gegen
stände herausholte. »Sie sehen,« sagte
der Direktor zu mir, »das sind für
mindestens tausend Francst Sie hat
ihre Zeit gut angewendet.« Da er
blickte die Schauspielerin mich. »Ach,
Herr Blum»« rief sie und stürzte auf
mich zu, glauben Sie tein Wort von
dem, was diese Leute da behauptent
iJch bin teine Diebin! Jch weiß nicht,
jtvie die Dinge in meine Tasche gekom
men sind! Es muß sie jemand hinein
gestectt haben, um mich zu verderben!
lBiirgen Sie fiir mich! Sie kennen
rnich ja!" Jch glaubte in der That für
sie eintreten und rnit dem unvorsichti
gen Kinde die Ehre der Korporation
junger Schauspielerinnen und insbe
sondere derjenigen, die in meinen
Stücken spielen, retten zu sollen. Jch
hat für sie um Gnade bei meinem
Freunde, der willsährig war, da die
gestohlenen Gegenstände ja wieder zu
rückerstattet waren. Jch ging mit mei
ner jungen Schauspielerin die unauf
hörlich weinte und betheuerte, sie sei
das Opfer einer teuflischen Mache; ihr
Mut sei dahin, sie musse sich todten
oder Paris verlassen und ihre Schande
in einem fernen Lande verbergen! Jch
tröstete sie, so gut ich konnte. Jch hatte
Mitleid mit ihr, und, wer weiß, es ist
ja alles möglich; man hat schon Poli
zeibeamte gesehen, die solche Dinge
ausführten, um ihre Unentbehrlichkeit
zu beweisen. Und da die arme Person
in ihrem Schmerze kaum mehr gehen
konnte, nahm ich einen Wagen, führte
sie selbst nach ihrer Wohnung und
schwor ihr, daß niemand auf der Welt,
weder durch mich noch durch das Waa
renhaus, von dem Jrrthum erfahren
werde, dessen Opfer sie geworden war.
Als ich sie an der Thür ihres Hauses
abgesetzt hatte, ließ ich mich zu meinem
Verwandten fahren, um ihm mein Ge
schenk zu übergehen. Unterwegs wollte
ich die Zigarrentasche noch einmal be
trachten und nachsehen, ob sie auch ein
würdiges Geschenk sei. Jch suchte in
allen meinen Taschen vergebens-; die
Zigarrentasche war nicht mehr da. Es
war meine kleine Schauspielerim die
sie mir stibigt hatte, um an einem so
schlimmen Tage nicht mit ganz leeren
Händen heimkommen zu müssen!
Amerttantfche Geographte.
Alle Schüler und Studirende seien
auf ein gutes Aushiilfsmittel aus
mertsam gemacht siir den Fall, daß
ihnen bei der Prüfung in Geographie
Gefahr droht. Wenn jemand nicht
weiß, wo Jerusalem oder Madrid,
Iolio, Plhmouth oder Rom liegt, soll
er aus gut Glück nur die Antwort
geben: ,.Jn Amerita2«, nnd ert.tnn
mit Bestimmtheit darauf rechsnen,das
Richtige getroffen zu haben-. Die
Ameritaner haben nämlich bei der
Tause ihrer neuen Städte die Na
men der alten Welt wieder angewen
det, ohne irqend welche Rücksicht da
rauf zu ne men, ol: diese oder jene
Stadt bereits in anderen Staaten
existtrt. Daher finden wir nicht nur
sämmtliche Städtenamen Europas«
Versailles, Syratus u.s.1o. auf der
Landkarte der Vereinigten Staaten
vertreten, einige von diesen sind sogar
in mehreren Unionsstaaten zu finden,
fo zum Beispiel Paris nicht weniger
alk- 22 Mal!
Aber den Ameritanern hat es nicht
genügt, die europiiischen Landkarten
gründlich zu plündern. Das ganze
griechische Alphatet hat erhalten müs
sen, um amerikanischen Stäsdten Na
men zu neben. Wir sinden 22 Städte
mit dem Namen «Alpha'«, 15 »Ome
ga«« und diverse ,,P.hi«, ,,Zeta«»,Yp
stlon«. Nichts war den amerikani
schen »Wiedertiiusern« heilig. Aus der
Bibel und aus der Mhthologie sind
Namen entlehnt worden, und daher
gibt es in Amerita Städte, die Mo
ses, Salomo, Eva, Adam nnd (14
Mal) Paradies heißen, neben solchen,
die die Namen Jupiter, Vulkan,
Diana, Ists und Odin führen.
Die lateinische Sprache hat eben
lo wie die englische ihrenBeitrag zur
amerikanischen Geographie liefern
müssen. und so tommt es, daß wir
von ,,«Optimus« nach »Prosperitt)«,
von hier zu »C-1mso-rt« gelangen kön
nen, ferner von ,,Protection« über
,,E’friendshsip« zu »Love« und von da
sing weiter zu ,,frove«. Von Homer
lrisk tdeine, von Sitjatespeare bisSclIili
let, von aniulns lvis Rooserelt, von
Odhsssetpko tig Nonsen, von Orpheus-«
Esiis zittaaner nnd der liatti ist kein
(«·:«T:-iet der Flut-it. Wissenicl-ast, Liie
:.itur und Poliijt ans Ver Landtirts
sset United Texts-z Ist-rissen worden.
In instit Linie sind natürlich die
amerikanische-«- Eliationalhcisen in den
Einlettnus.
M- kx
»Es ist mir ganz schrecklich, Jun ggefelle zu bleiben! Des ewigen Al
leinfeins bin ich müde!«
»Nun, es hängt doch nur von Ihnen ab, dies zu ändern!«
»O nein, auch von anen, liebes Fräulein!"
Städten verewigt worden. Es existi
»ren 28 »Monroe«, 33 »Franklin«, 31
; Mathematik
»Lincoln«, 30 ,,Clevelanid«. Auch die
ist zu ihrem Recht ge
kommen, ebenso wie die Finanzen.
»Es gibt verschiedene »Billion«, »Wil
liard«,
»Gold«, ,,Silver«, ,,Dollar«
iind ,,.Money« Eine Stadt hört auf
den schönen Namen ,,Caira«, eine an
dere nennt sich »Good Night«, eine
dritte heißt »Adieu« und eine vierte
blüht unter« dem verhängnißvollens
Namen »Accident«. :
Betohnte Ritter-Umste.
Die »De-utsche Zig.'« weiß folgende
hübsche Geschicht-e zu berichten: Ein
junger Herr, dein das keimende
Schnurrbärtchen wie ein leiser Hauch
die Oberlippe beschattete, der sich aber
ltereitg als fieatssicherer Don Juan
fuhlte, hatte eine junge Dame, die
eine Anzahl Packete trug, angeser
chen und sich erboten, ihr bie Last zu
tragen. Jn liebenswiirdigster Weise
wird ihm das gestattet, und dem
Jüngling schlägt das Herz vor Won
ne: Endlich sollte er ein richtiges
Abenteuer erleben. Aber das Wetter
ist heiß, der Weg sehr weit, und- »die
junge Dame thut nichts-, um ihm vie
Heit zu verkürzen. Alle seine Versuche
eine Unterhaltuna zustande zu brin
gen, schlagen fehl. Endlich steht seine
Begleite-tin vor einem großen, präch
tigen Hause still und zieht die Klin
gel. Jetzt tann ihm der wohlverdiente
Lohn für seine Ritterlichiteit nicht
länger vorenthalten werden. Lang
sain öffnen sich die schweren Thor
fliigel, und ein reichgalonirter Die-net
erscheint mit tiefer Verbeugung
,,«’5riedrich«, sagte die junge Dame
mit bezauberndem Lächeln, ,,nehnien
Sie dem jungen Mann doch die
Vackete ab und lassen Sie ihm ein
Vutterbriidchen und ein Glas Milch
in der Küche geben!«
-———-· - Ost-s-—
ihrer-wartete Wirkung·
Dame: »a, Herr Doktor-, meine
Nichte ist ein außerordentlich begab
teg Mädchen; sie singt. spielt Klavier,
rade1-t, schwimmt, turnt, macht Ver
r i«
le . ..
Herr: »Besten Dank, gnädig
Frau, für diese — Warnung!«
Doppelt verrät-tut
Leutnant (zum neuen Burschen):
»Das eine schreib’ Dir aber hinter
tsie Ohren: Liebschaftcn werden
hier im Hauf-e nicht angzettrltt Ver
fixinden2«
Bursche: »Z« Befehl. Herr Leut-s
nant — das hat mir meine Liebste
auch schon streng verboten!«
Retord der Langsamkeit
Unterossizier: »Rechts -— um!...
Donnerwetter, Schneckmeier, sind-Sie
ein langsamer Peter! Was sind Sie
in Jshrem Zivilverhältniß?«
,,U-hrmacher, Herr 11nteroffizier.«
»Na, wissen Sie, ein nachgehender
Stimdenzeiger ist ja gegen Sie noch
ein prämiirtes Rennpferdt
Kindes-mund.
Der kleine Paul: Papa weiß die
Zeit, ohne daß er nach der Uhr zu se
hen braucht. Wenn ich ihn Morgens
frage, sagt er, es ist Zeit zum Auf
stehen, und frage ich ihn Abends, sagt
er, es ist Zeit zum Schlafengehen!
Ein Trost.
Arzt: »Es geht mir genau so wie
Ihnen; meine Frau läßt mich auch
nicht zu Worte iomtnen.«
Psatient (seufzend): »Na, Sie ha
ben doch wenigstens Jhre Sprech
stunden!«
Harmonie-.
«.hoiffentlich zeigen Sie sich Ihrer
Braut würdig, sie ist ein Engel!«
» Hin, ich bin als ehemaliger Flü
gelniann ja auch so ’wag Aehnliches.«
Eine tüchtige Feuern-end
If as ist denn an Mobiliar bei
Deinem Branie gerettet worden«-»
«Weiter nix als a alter Küchen
sinl)l; den hab’n s« rasch ’paekt, da
nit f’ taran das Faßt Freibier
F hukkn a’3npf’n iönna!«
Mantiss.
»Aber Einn, wie könnte ich mit
immer zu Hause hocken und Trübsal
blasen! Komm mit spaziren!«
»Ach, Anni, ich bin so miisde und
bkeibe lieber zu Hause sitzen!«
»Ach was, zum Sitzenbleiben
kommst Du später noch früh genugt«
Zurück-segelten
Frau (welche am Klavier singt.
als die Köchin mitsingt): »Sie freche
Person... wie können Sie sich et
tauben mitzusingen, tue-Sie doch gar
keine Ahnung davon haben?«
Köchin: »Ach was! Sie kochen ooch
mit. und haben keine Ahnung da
von.«
Ach so! ,
»Ich hab-e einen Sohn, der auf allen
Eisenbahn- und Dampferlinien freie
Fahrt hat,« sagte ein Geschäftsveisen
der zu seinem Gegenüber
»Was Sie sagen,« bemerkte der
andiere überrascht »Wie ist das
möglich?«
»Er ist erst ein Jahr alt!«
Komisch.
A.: »Jhre Buchhaltetin scheinteiu
sehr tüchtiges Mädchen zu sein.«
B.: »Ja, sie hat nur manchmal f·
tomische Jedeen.«
» —A·: «Wirkl-ich?«
s B·: »Ja. Den Lohn für unserm
-Laufburschen bucht sie immer als
laufen de Ausgaben«
Das erste nnd let-te Mak.
Herr Vorschub-en der während sei
ner langen Ehe in ausgesprochenster
Weise unter dem höuslichen Pantof
fcl gestanden, ist gestorben und sem
Testament wird eröffnet. Als Ueber
fchrift trägt Das Schriftstiick ·W
Worte: »Mein erster Wille!«
Degeneration.
»Wer waren denn die drei Herren,
mit denen Sie eben sprachen?«
»Der mit dem schwatzen Hast
war der alte M«ayer, der mit dem
grauen Haar sein Sohn, und der mit
»der Glatze sein Entol.«
Die höie Gewohnheit
Hotclgast izum Hausknecht): »Wo
-ruin haben Sie mich denn nicht um
jnrei Uhr geweckt?«
J Hausknecht: »Habt ich doch! Aber
Sie antworteten mir ja immer:
T»Nein, liebes Herz — es ist erst eben
szwiiifxs
s —
Gut gegeben
Jungct Ehemann, als ilnn die
sehr beträchtliche Mitgift ausgezahlt
wird: »Das muß ich sagen ..... is
habe nicht umsonst geliebt!«
Immer der Gleiche.
»Und sie hat man gleich erkannt
trotz Ihrer Meiste?«
Protz: »Natürlich, beim Tanzen
haben die Goldstücke in der Tasch’ s
verkätlserisch ak-tlimpert.«
Gehorsam.
Arzt lzur Patientin, welche er it
Bade .intrisft): »Sie llngliicklichc.
mer hat Ihnen denn erlaubt, ein Bad
zu nehmen!"
Bäuerin: »Sie-, Herr Do-ltor, Sie
hab-en mir ja selbst gesaat, ich sollte
die Pillen im Wasser nehmen«
Eine harmonische Ehe.
A.: »Harmoniten Sie denn mit
Ihrer Gattin?« « »
B.: »O, vorzüglich. Sie sieht nur .·-.·J(
meine Fehler unsd ich sehe nsut «:
ihre Fehlet!« --" ««"
Der Elenientattehrct zgi
einer erzgelikrgjfchen Dorfschnle übt«
mit den Kinde-m den Laut a. Ein -1
kleiner Benqel Ist nicht zu bcwe en,
den Mund aufzumacheu. Der Le
stellt sich vor ihn hin und spricht
,,Zlluach den Mund weit auf vaie ich
aaa ----- aaa!« « Ohne Erfolg »Aber
warum machst du eg nicht so wie M
—- aan« .
»Jed) ho dach ka setts gruß Maus
wie du!«