Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 11, 1907, Sweiter Theil., Image 9

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    Ei verwisch.
Stizze aus Marrolto von Ftißl
Neutter. l
Es war während der Verhandlun
gen der Konferenz von Algeciras, sla
ein elegant. gekleideter herr im Ge-.
schiiitsbureau der Hamburger Firma
Sie nmann G Lader erschien und den
Inhaber der großen Bergwertsgesell
schaft zu sprechen wünschte. Als er
» diesem gegenüberstand, ertlisrte er, er
« habe sich erlaubt, der ersten Firma
des Kontinents dieKonzession für ein
Bleibergwert in Afrita zu offeriren,
’i:as ihm von der marollanischen Re
gierung abgetreten sei. Zum Beweis
zeigte er ein Datument, das in arabi
schen Zeichen abgefaßt war, verschie
dene Slizzen und Pläne der Mine,
mehrere Berechnungen über die Un
kosten des Abbaaes, über die Kosten
des Seetransorts usw. Jnfolge des
politisch getriibten Himmels dachte
die Firma anfänglich gar nicht da
ran, den Vorschlag in Betracht zu
ziehen; schließlich ließ sie sich jedoch
herbei, das Erz, das der Unbelonnte
vorgelegt hatte, analysiren und das
arabische Dolument übersetzen zu las
sen. Bei der Probe zeigte -das Erz
ein-en ungewöhnlichen Reichthum an
gutem Metall, und dieKonzefsion war
zweifellos in aller Form Rechtens
abgefaßt.
Als der Fremde zum zweitenmal
Versprach, liesz sich die Firma bereits
in Verhandlungen mit ihm ein; da sie
indessen praliische Geschäftsleute an
der Spitze hatte, waren diese iiber
den niederen Preis, d;n der Vertau
ser der Konzession nannte, und noch
niebr iiber sein Dringen, zu einem
Abschluß zu gelangen, erstaunt, so
daf- cr irgend etwas Unreelles hinter
ider Assäre witterten. Warum war
die Mine nicht zuvor bearbeitet wor
den? Warum sollte si-: ein Fremder
zu dem billigen Preis osferiren tön
nen? Da sie auf diese Fragen leine
bestimmte Antwort von ibm erlanqen
konnten, vertrösteten sie ihn vonWoche
zu Woche und schickt-en unzerdefsen ei
nen ihr-er vertrautesten Ingenieure
nach Marotlo. damit er über dieMine
Bericht erstatte.
Jhre Wahl siel dabei aus Walter
Brunnen einen ersahrenen Kenner
und Sachverständigen in met-Margi
sitken Dingen, der als Nesfe des einen
Geschäftstheilhabers das volle Ver
trauen der Firma besaß. Da er
aber ice-der mit dem Land-, noch mit
der Sprache, noch mit den Sitten be
kannt trat, so gab man ihm Eduard
ivehrinex einen Ingenieur. der in
.astitanischen Minen praktische Er
fahrung-en g:sammelt, zum Begleiter
Außerdem waren Brunner und Gelt
ring Freunde seit ihrer Jugendzeit.
und Eduard Geltrina machte Fräu
lein inlia Brunan seit Jalis und
Tag den Hos. Es war also tlar,
daß die Firma nicht sser hätte wäh
len können, und « a ter freute sich,
mit seinem Freund, der seit drei Walf
ten in Atgier thätig war, in ar
leille zusammenzuttessen und von da
sue gemeinsam nach MarotIo zu sah
ren. — Walter Brunnxr war voll
Stolz ülser den Auftrag, mit dem
man ihn betran hatte; Gedräng da
gegen dachte vor allem an die Gefah
ren einer solchen Expedition. Ta
tarca, das in Europa vollständig In
tetannt war, wurde selbst in Algiek,«
wo sich Gehtin zuletzt aushielt, als
einer der wildeften und gesährlichstem
Ort-; der nordasrilanischen Küste ans
e-:iel;-:n; denn es lag inmitten öder
Berge zwischen der Wüste und dem
Meer im thiet unzivilisirter. blut
iriikstiger Stämme. Zwar schreckten
jin-. derartig-· Gerücht-: nicht zurück
alter sie rstranlaßten ihn, alle nur
möglichen Vortchtsmaszrstgeln siir
rae genagte Un erneämcn tu tressen.
lfr versah sich mit guten Hinterladern
und Revolvern und erwartete seinen
Freund in Bona.
« - t
Im Monat Juli vtacyen ne aus
und erreicht-en schon am zweiten Tage
tie marotlaniiche Grenze, wo ihnen
immer wieder - die gleich.i Geschichte
von der blutdiirstaen Wildheit der
VIIganohmr erzählt wurde-, die
so bewaffnet sei:n wie die französi
schen Truppen und sich in ihren be
festigten Dörsern bis zum letzten
Mann vertheidigten·
Durstia, müde und erschöpft er
reichten die beiden Freunde am drit
ten Tage endlich das Ziel ihrerWan
derschast, Tabarca, wo die Bewohner
in Höhlen unter alten Rusnen aus
komischer Z-:it«hausten. Nur selten
sah man ein aus Steinen gebautek
Haus; gewöhnlich genügten einige
Baumöstr. die über zersalleneMauern
get-reitet waren, um die Bewohner ge
gen die tropische sitze und den strö
rnenden Regen zu schützen. Vorsich
tiaertreise errichtet-se die kleine Kara
wane ihre Zelte aus einer niedrigen
Anhölzse au erhalb d:i Dorfe-. Die
Pferde wur n in Sicherheit gebracht,
das Gepiick in der Mitte zwischen dem
Feuer nnd dem kleinen Kamelhaab
zc!t, das das Hauptquartier bildete,
ausaehöust. G:hrinq, ter die Lebens
ireise der Leute kannte und keine
Gasiireundschast von ihnen erwartete,
machte sieh daran, die Gegend auszu
limdsckastem Er sah vielleicht hun
dxrt Eingehn-kenn die alle wohlbe
wasinet, aber regungslos in der Mitte
des Dorfes lagerten. Nitgens sonst
war -«in letendes Wesen zu·sehen,
sein Geräusch zu verne en. Rasch
sont die Nacht herab un hällte alles
in Finsterniss; immer noch aber sah
sk die weiß-n Eetoiinder der im La
-::· Lapi-enden Einaeborenem Um
sich gegen jede Ueberraschung zu
schildern stellte man doppelte Nacht
wachen aus und hatte taum das
Abendessen beendet, als es im Einge
brrenenlager lebhafter wurde.
Jedermann riss nach seinem Re
nolver und blicfie besorgt hinaus nach
der Richtung, woher der Läum inm.
Plötzlich gewahrte man im Schein des
Lagerseuets eine Erscheinunug, die
langsam vorwärts karn. Ein alter
Mann, von Jahren gebeugt, mit un
getiimmtem Bart und haar, dessen
Lenden ein Sack umgürtete und um
dessen Schultern ein weißer Mantel
flatterte. Die Araber, die ihn beglei
teten. warfen sich vor ihm zu Boden
und begrüßten ihn mit dem Namen
El Derwisch (Der Verriickte). Jeder
Derwisch ist in ihren Augen ein Pro
phet; von ihm berührt zu werden, ist
ein Segen; ihn zu verlehem ist eine
unverzeihliche Sünde. Es konnte gar
kein Zweifel obwalten über den Irr
sinn dieses Heiligen, der ins Lager der
Europäer eindrang. Ohne weiteres
nahm er den besten Platz am Feuer
ein; unaufgeordert ergriss er die Ue
berresie des Abendesfens und ver
schlang sie voll Heißhunger, wobei er
»der Europäer gar nicht zu achten
schien. Dann hüllte et sich in eine
wollene Decke und begann leise einför
mig klingende, bedeutungslofe Worte
izu singen, die ihn bald in Schlaf wieg
ten Walter Brunner hatte das Be
fnehmen des Derwisch voll Erstaunen
mit angesehen, war auch zuerst geneigt
gewesen, den Eindringling zurückzu
fweisenx aber Gehring hatte ihn noch
lrechtzeitig an einem solchen Versioß
verhindert. Ruhig ließen sie den durch
Klange Entbehrungen abgezehrten Hei
)li·aen, den die brennende Wüste, der
sSchmuy und die Entsagungen in den
jWahnsinn getrieben, schlafend am Bo
den liegen und nachdem sit sich noch
einmal der VorDtsmaßregeln verge
wissert, begaben sie sich selbst zur
IRuht Während der Nacht ereianete
«sich nichts Besonderes Als das Laaer
bei Tagesanbruch wieder erwachte
war der Derwisch verschwunden, und
niemand wußte wohin und wann
Iund da alle jegt zu arbeiten hatten
sum die Werkzeuge auszupaclen, die
Instrumente zusanimenzusetzem so
wurde dieser Thatsache auch nur we
knig Aufmerksamkeit geschenkt.
i
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i
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s Vor ihnen erhob sich der dunkle, zer- s
rissene Berg, den sie auf seinen Blei- I
sgehalt untersuchen sollten. Viele Spu- j
seen früherer, vielleicht rötnischer Ars.
beiier, zeigten ihnen den Weg, wo
zahlreiche Galerien und Schachte an- ’
Igelegt waren, die jetzt aber alle mit
idem Einiturze drohten. Jndeni sie!
einem der größten Schachte fast unter s
der Bergspitze folgten, gewahrten sie.
auf allen Seiten deutliche Spuren des
Metalle, das in früheren Zeiten abge- ;
graben worden war. Um jedoch genau-s
zu erfahren, wie Lieilaltig das Berg- ’
innere war, mußten sie immer weiter
»auf dem unebenen tuntlen Gange vor
dringen, bis sie plötzlich aus der Feine.
»der Richtung ihr-es Lagers, Schüsse
svernahmen Rasch eilten sie dem Ein
sgange des Schau-us zu und gewahr
Iten mit einem Blick ihre bedrohte Lage.
iDie Beduinen hatten jedenfalls-« die
sAbwesenheit der europäischen Führer
: benutzt und das Lager angefallen. ibre
Lmaurifchen Begleiter verjagt oder ge
’tödtet, die Pferde erschossen, die« Zelt
;zerstiirt und schickters sich eben an, das
sGepäck zu plündern. Da galt es, nickt
jlange zu zaudern und zu zögern; denn
Tdas wilde Geschrei der Araber, das
;diese erhoben, sobald sie die Euroncer
shoch oben am Bergabhang erblickten,
sließ ihnen keinen Zweifel darüber,
swas diese Wilden beabsichtigten-Wie
iwahnsinnig stürzten sie den Berg ber
!auf, feuerten itderregt ihre langen
tFlinten ab und trieben sich gegen’eitig
zdurch lautes Geschrei an, die beiden
Deutschen da droben in wildem lite
Hnetzel niederzumachem Fern von ir
;der menschlichen Hilfe blieb diesen
staum welche Hoffnung auf Rettung.
IDoch waren sie entschlossen, ihr Lea-en
sso tbeuer als möglich zu vertrufem
sDie zwei ersten Angreifer fxelem aber
anstatt die Araber zu en muthigen,
schien es ihnen nur neue Energi: ein
zuflößen Immer wieder stürn ten sie
zum Angriff vorwärts, und inkmer
wieder stürzten die ersten zu Boden,
so daß sie sich schließlich doch verwun
dert zurückzogen
Obgleich die lsuxopäer den Llngriff
erfolgreich zurückgelchlagen hatten, wer
Iihre Lage seine-Zwng günstig, denn ihr
sMunitionsvarratb war gering. »Im
trr decn Gestein der alten Gallerre ver
lchanzt, ohne Nahrung und Wasser,
konnten die beiden Freunde taum dar
auf rechnen, ein-s lange Belagerunkzj
durch eine Herde wilder Beduinenl
aus-zuhalten Während des ganzen !
Tages sparten sie ihr Pulver-, obgleich I
hin und wieder ein Bedutne troaiglich j
den Berg herauiftiirmte und keine;
lange Ilinte nach ihrem Versteck av
leuertr. Zuletzt lanl die Nacht herab, i
brachte aber teine Rettung. Sie tonn- i
ten ihre Gallerie nicht verlassen; auch
war zu fürchten daß sich die Euer-ebn- ;
renen im Schuhe der Dunkelhei: ihnen !
zu nähern vers-schen würden. ' Abs !
wechslungsweile wachten die Freundel
während der Nacht, ohne angegriffeni
zu werden« und als die Sonn: dicT
iBergwand glänzend beleuchtete la
·aerten die Bedutnen noch immer dro- »
hend im Thal. Die beiden Freunde?
—
hatten kein Stück Brot und besonders «
keinen Tropfen Wasser mehr. Zu
wiederholten Malen versuchten es die
Araber, die unglücklichen Gefangenen
während der hitze des Tages zu über- !
raschen, aber obgleich sie von Durst
gequält wurden und an jeder Rettung
verzweifelten, gelang es ihnen doch im- ,
mer mit einigen wohlgezieltenSchiissen
die ersten Angrtiser niederzustrecken.
Gegen Abend war ihre Munition ver
schossen, und allen Ernstes besprachen
sie, sich zu ergeben. Aber Gehring
kannte die Falschheit dieser Stämme
ebenso gut wie ihre Wildheit. Walter
übernahm die erste Wache, Eduard die
zweite. Während der ersten Nachtwache
blieb alles ruhig; es schien» als hätten
die Araber beschlossen, die Belagerten
durch Hunger und Durst in ihre Ge
walt zu« bekommen. Gehring wur
de von seinem Gefährters geweckt und
begab sich auf seinen Wachtposten.
Plötzlich zuckt: er sassungslos zusam
men, als sich eine Hand schwer aus
seine Schulter legte, und indem er
sich umwandte, sah er sich dem Der
wisch gegenüber-. - Dieser ließ sich
ruhig neben ihm nieder und sagte:
»Ah ti sharib!« (Gib mir zu trin
ten!) Jn diesem Augenblick schoßGeh
ring ein Gedanke durch den Kopf.
Wasser hatt-: er keines mehr. aber
Walter besaß noch einige Schluck
Cognat in seiner Feldslasche. Rasch
begab er sich nach der S lasstätte
Walterö, nahm die Feldslas.che, kehrte
zum Derwisch zurück, verneigte sich
ehrerbietig und überreichte ihm den
Trank. Der Wahnsinnige lzerte den
Nest Cognat auf einen Zug; und da
er des Altoholss ungewohnt war.
sprang er aus, schwang wild seinen
Binnderstatx als wolle er Eduard an
grct :n.
Wattcr packte ihn am Arm und
zwang ihn auf den Boden nieder. Je(
mehr der Altohol seine Wirkung auf
den Wild-en aus-übte» um so mzhr
schien fich der leidenschaftliche Zorn
des Heiligen in freundliche Gefühle
zu v.rwandeln; bald begann der Der-—
nsisch ihn mit meineriicher Stimme
anzuflehen, ihm noch mehr zu trinken
zu gehen. Gehring mußte ihn auf
Arsahifch leruhsg:n, daß sie nichts(
mehr zu trinken hätten; versprach»
ilsm aber ni!es, was er wünsche, wenns
er fie auf eine gewisse Entfernung
iiber ihr Lager hinaus r-:gl:iten
wollte. ,,Fissa, fissa, imfhi!«(:liafch,s
rasch, gehen wirt) war feine Antwort, s
und darin lag fiirdie beider Freund-ej
roch ein letzter Strahl der Hoffnungd
Sich auf die briden Europäer ftiitzend
schlang er d·—: Arme um ihren Hals,"
und so machin sich die Freunde ra
fcken Schrittes auf den Weg ts.n Btrg
hinunter. Sie tannten die Ehr-Erh·e-"
tung, die jeder Bduine fiir einen«
Terwisch hegt, und wußen auch, daf;
sie, solange sie der Heilig-: fo fVeihrte,
hegen jxden Ueberfakl geschätzt waren·
Mit der Kraft aer Verzweiflung
tlnmmerten sie sich also an denW.1hn- T
sinnigen, der ihr Beschützer und Ge-l
fangmer zugleich war. Ihr Weg
führte sie mitten durchs arahif.,-:4
»Jaget hindurch, rro sie mit lauten;
Fluchen und drohenden Gebärden ke
geiißt wurden. Aber si-: eilten weiter,
ohne einen Augenblick anzuhalten
od:r hinter sich zu sehen, an ihrem
geplünderten Lag:r vorüber nach der
Grenze hin, wo ihnen Freiheit und
Sicherheit -roinlte. Jm Schutze der
uberirdischen Kräfte des Derwifches
schritten sie unverletzt durch das Ge (
beul drohender Feinde dahin. Stun:
denlang eilten sie weiter, bis ihrei
milden Beine sie saft kaum mehr tra- i
gen konnten: aber die Erinnerung an
die Todesangst, d.·r sie entronnen,
und die Hoffnung auf Rettung, die
ihnen winkte, trieb sie rastlos weiter.
Jm Schatten eines Kultus ruhten sie
eine Weile aus, und durch einig: Bee
ien erfrifcht, die der Dierwifch gesi
sammelt, konnten sie ihren Marschl
fortsetzen, und nach zwei Tagen eines
fast ununterbrochenen Wandern-l er-·
reichten sie mit wundgelaufenenFüßeni
die französischen Außenpoften.
Steinmann å Lader lauftcn die
Konze fion nicht, und noch heute ruht
das etall von Tal-atra im Schooß
der Erde. Die beiden Freunde wur
den von der Firma für die Entbeh
rungen ihres Ahenteuers reichlich ent
sck«ädigt. Obgleich sie ihren einfiigen
Retter nicht mehr gesehen und auch
nicht mehr fehen werden« haben sie
ihn doch nicht vergessen, und oft rufen;
sie einander zu: »Gib mir zu trinss
len!« Und sie stoßen an auf das Wohl
oon El Derwifch s
Ste«ßenssiaeistik.
Die höchste Geoszsiadisiraße der
Welt ist die Main Streei in Denver,
Col-nahm die reichste ist vie Fisth
Avenue inNew Noth die breitesie die
Matt-ei Sireet in Philadelphia und
die kürzeste Straße isi dieRue Ble in
Paris. Die schmuyigsle Straße ist
TschangsiiiSikaße in Naniing in
China, die reinste »Unier denLinden«
in Berlin, die aristoktatischsie isi
Gras-vend Place in London, die
schsnsie die Avenue des Champs Ely
sees in Paris und die engsie die Via
Sol in Havana.
Sein Standpunkt
"Feau: Und jeder Doktor sagt mir
dasselbe; nämlich es müsse etwas ge
schehen. Var allem sei ein kegeree
Stoffwechsel bei mit nöthig.«
Mann: «M«ach' nicht so viel Um
’schweise. Regetee Stoffwechsel! Das
heißt auf Deutsch: Du brauchst halt
wieder ein paar neue Kleidet!«
Ver Haustyranm
Humoresle von Ella Triebnigg
Als der kleine, magere, semmel
txionde Wätzel sein Amt verließ, schien
er um einen Kon gewachsen, sein
satbloses Gesicht strahlte förmlichsund
die lurzstchtigen wasserblaucn Augen
zwinlerten selbstbewußt Seinen Kol
tegen und Amtsgenofsen Müller, der
ihm heute ausnahmsweise die Hand
reichte, grüßte er liebenswürdig, ge
messen: T—ja, der Herr Kanzleiches
hatte ihm heute, als er ihm eine Vor
lage lzur Unterschrift überreichte,
»mein lieber Herr Wätzel« gesagt. ]
Er sah sich um und merkte, daß die
Herbstsonne üter den Dächern lag,
und jedem, dem er begegnete, lächelies
er zu. Das Leben ist doch schön· ;
u,Mein lieber Hätt Wstzel...« !
I
Seine Frau liegt auf dem Sopha,’
hat den Kopf zugebunden und -.-m-’
pfänat ihn mit vorwitrfsvoll leiden
dem Gesichte. Erfchreckt beugt er sich
iiber ihre volle, jetzt in einem etwas
zweifelhaft reinlich-en Schlafrock ge
hiillte Gestalt und will die schwarzen
üppig-en Haare küssen. »Was hast
du denn, Schatz?« —
».l"topsweh, du siehst ja, frag’- nicht
erst lange, ich kann ja nichts oasiirl«
Wätzel schütteit theilnahnigvoll den
Kopf. ,.Na, vielleicht vergehtes, wenn
du an die Luft kommst, es ist herrlich
Draußen, ich denke, wir machen heute
Flzch dem Essen einen tleinen Aus-«
ug.« .
»Bitte-, laß dich nicht stören, mir
kannst du aber doch nicht zumuthen,
das ich in diesem Zustande ausgehe,
mich antleide!«
Wiitzel erschrickt: »Ich meinte ja
nur Ireacn dir und wen-en Bubi, du
kommst so selten hinaus.«
Ein bitteres Lächeln umspielte die
rollen Lipren rer Frau. »Seht gut.
tscs Kind soll ich dann wohl auch noch
fcliezvp n, wo ich selber ganz zerschla
gen bin!«
’,,Uno Rosa?« wagte Watzel schüch
tern zu bemerken
,,Nosa? Mit der ist heute überhaupt
nichts anzufangen, die hat morgen
Wafchtag O. du hast keine Ahnung,
was man sich am Vormittag mit den
Dienstboten zu ärgern hat und dann
mt demKind das eivig fragt und
einen stört.'
Allerdings wurde sie htute einmal
von Rcsa gestört, als si-: den Zei
tnrxasrnman las-, itnd Bubi beging
dasse be siapitz lverbrechen noch zwei
!:-:..1. czHathursach der Einstim
mang,h nat aber die Schneiderin, die
daLi bei ellte He rbsttleid noch immer
nickt .rblieserte, obzwar sie es für
heut-: versprochen. Ihre Freundin,
Frau Seit3, hatkc natürlich schon ihr
neues Kleid, als sie heute aus einen
Moment vorsprach, selbstverständlich,
um sich zu zeian und sie zu«iirgern.
Die Sudpe wird gebracht. Bubi,
welcher in der Küche g-:wesen, tommt
auch heran, hat aber verdächtig kleb
rige Finger und ein fchmutzamrans
detes Mündchen
»Wie sieht dzs Kind wieder ansi«
rkes Frau Wätzel übellaunig, »so
tcmmt er zu Tisch!«
»Ich tann nicht auch noch ausBubi
achtgebem fortwährend ist er in der
Jniiche, was mir am unangenehmsien
;s:!« erwirert Rosa schnippisch und
schlägt die Thür hinter sich zu.
»Bubi, warum g hst du immer in
die Kiiche?- Du hast dort nichts zu
fachen, sollst bei Mama bleiben!« er
mahnt Herr Wätzel das Söhnchen
,,Mama hat gesagt, geh zu Rofa!«
i gt Bnbi
Frau Wätzel wird wütthd: »Die
Tttvsa darf mit mir frech sein, das
Kind ist vorlant man sieht, daß sie
feinen Resvett haben, den Herrn nicht
sitt-Eink«
seyn Wiitzel ist-es bereits sehr un
lehaglich er schluckt und würgt das
heute besonders harte Rindsfleisch
tnusn hinunter.
»Es dürfte halt nicht nur der eine
Theil alles tragen müssen,« klagte
Frau Wähel weiter. ,,Jn anderen
Familien kümmert sich der Mann ein
wenig darum, ob die Last des Haus
halt-es düqu nicht erdrückt, dir ist
ei« egal, ob ich mich abraclsere, ob ich
mich mit dein Dienstmädel todt är
ger-e, mit dem Kinde plage und«quäle,
irren-i nur du deine Bequenilichleit
kraft.«
»Was soll ich thun. liebst-: Minne?«
Herr Wätzel schwitzte schon bei diesen
Vorwürfem welch: ihn erschütterten.
»Was? Du fragst noch? Mich
schützen, unterstützen, Rosa iviirde sich
nie Recheiten erlauben, wenn du es
nicht duldet-est; Bnbi. den du alles
eingehen läßt und ihn so unverant
ioortlich verwöhnst, müßte sehen, daß
disauch strasenkannst, erziehen müß
test du helfen, das ist sogar die
Pflicht des Vaters, speziell bei einem
Beil-eint Er hat genug Unarten, sieh
ihn nur an, jetzt ißt er seine Suppe
wieder nicht!«
Bubi hatte thatsächlich die Suppe
nicht ungerührt. «
»Bubi, iß deine Sappe, sonst be
lommst du nichts anderes,« sagteHerr
Wäsel und versuchte, streng auszu
iehen, obs-war ihm beim Anblick des
lisonden Schelms schwer wird.
Bubi ißt nicht.
»Da hast du’s, er hat keinen Re
spekt vor dir!« ries Frau Wähet
«Bubi, wirft du sofort essen, sonst
mußt im Winkel stehen«
Budi ist das etwas neues und er
lacht laut aus. Frau Wätzel zuckte die
Achsel. Da kommt Nosa mit der
Mehlspeise herein und sagt kurz:
Erkannt
."Ms s
« X ·«
Rufs xl— .R .- --p hdqwsstssd
Frau Un ihrem Manne, dir spät Nachts nach Hause tommt): ,,Na,dus
sschaust schön aug, Eduard!«
Mann: »Kann sein! Ich bin an«ein-en Laternenpfahl ang’streift, die
sind ja immer frisch gestrich-en!«
Frau: »Schon dich doch an, umarmt hast d’ ihn!«
i»Die Rosinen hat Bubi gegessen und
während ich darnach suchte ist der
s Schmarren angebrannt. '
i Frau Wätzel ist sprachlos und sieht
iihren Mann herausfordernd an; die
sser ermannt sich: »Sie, Rosa,« sagt
er mit etwas unsicherer Stimme, »ich
verbitte mir den respektlosen Ton
meiner Frau aegen·über.«
»Was hab’ ich denn gesagt?«
»Sie haben ruhig zu sein . .
,,Freilich, sich alles gefallen lassen,
warum kümmert sich die gnädiae
Frau nicht ein bissel uin’s Kind, ich
tann nicht auch noch Kinderbonne
ti:in.«
»Noch ein Wort und Sie sind ent
lassen «
»Ist mir eh recht, ich geh« gleich,
wenns aesällig, in dem Haus ist’s
eb’ keine Freurk zu dienen, keine
Ruh’, lein-: Eintheilung.« «
»Gehen Sie, auf der Stelle!« ruft
Herr WätzeL wendet sich zum Tisch
und erbäickt Bubi, der soeben mit den
Händen in dir Eliiehlspeisschiissel
fährt, er saßt ihn bessrer Hand und
führt ihn zum Schrank-z, der in dei
Ecke steht.
»Hier wirst du stehen und hetommst
liin Essen, und wenn das noch ein
inal«so machst« wirst du knieen!«
Rosa entfernte sich spöttisch lä
ch:lnd. Buki beginnt ein Indiana
geheul Wätzel aber wendete sich er-«
leichten aufseufzeno zu seiner Frau
und sagte b»:giitigend: »Das werden
wir schon machen, sei unbesorgt!«
Frau Wätzel aber springt empört vom
Tische auf: »So hilfst du mirs Das
thust du mir an! Entliißt das brave
Mädel, das ich mir mit schwerer
Mühe abrichtete, j:tzt, wo morgen
Wäsche ist, wo das Kind so an siege
wöhnt ist, und den armen Bubi fährst
du an wegen nichts und wieter nichts,
duweißt. daß ich Kopfweh habe,und
unii brüllt das Kind noch dazu! Die
schönstetiiulze ist im Haus, dann
kommst du und stellst alles auf ten
Ziops, weil Du vcelleicht im Amteeinen
kleinen Verdruß hattest;all s soll nach
deinem Willen ta zeu, läßt Deinen
»Zorn an mir, der osa und deinkiind
aus, glaubst, alle sind deine Sälavin
fduTyranm dul« und sie führt den
"t)eu«:noen Bubi in die Küch:, Von wo
her lautes Anemanoertlirren os Ge
schirr-es, mit dem Rosa hin-Erte,
hereintlingt.
» Herr Wätzel starrte seinr Frau
sprachlos nach, er kann oas Ganze
lnicht fassen. Wie war es und wasJ
» war geschehen?
s«
s ,,...:u Tyrann.
i Tyrann. Aus einem gegenüber
itsängenden Wand-spiegel starrt ihn ein
bleiche-s, schmales Antlitz mit kleinen
Iwasserblauen Augen hilflos an.
Weil-lich.
Schuhmacher-: »Passen diesSIieselp
gnädige Frau?«
Dame: »Ach ja, sie passen ausge
zeichnet; nur wenn ich zu ehen oseri
suche, lneisen sie sürchtetlickIP
Herz und Magen.
Soldat lin Ver Küche herumschnüf:
sclnd): »Minna, hast Du nich noch
n·-at zu iuttetn?««
Mädchen sit-i Alles (zö—gernd):
»Von Mittag sind noch ’ne janze
Menge Klösze übrig, wo die Madam’
ziisanrinenjeinanschx hat. Die sind
aber so steinhart, dat ick nich weeß,
ob Deine Liebe diese Belastungsptobe
s.115l)ält!«
Resisnatiom
Bad-er (det einen Bauern, der in
einer Rauserei blutig geschlagen wur
de, eben verbnden hat): ,,Soll i Di
glei’ kasir’n aa?«
Bauer: »Meinetweg’n, jetzt geht’s
«7’«
in oan ht.
Auf dem Lande.
Gast: »Ich babe doch Wildbraten
beslsellh und Sie bringen mit Ochsen
fieich ?«
Wirth: »Schon richtig, aber das
Vieh war eben so wild, daß mers
schlachten mußten «
(chchitfts-Einthcilung.
Dame: ,,Bin ich hier recht? Jch
las in der Zeitung, daß in diesem
Hause ein Mittels gegen strpulenz zu
haben sei.«
Herr: »Gewiß, meine verehrte
Dame, bemühen Sie sich nur in das
nächste Zimmer zu meinem Kompag
non; er macht nämlich die.Leute ma
ger, ich mache sie sett!«
Boshast
A. (Dichterling): »Ich bin sonst
kein passionirter Raucher, aber wenn
ich dichte, muß ich rauchen.« «
B.: »Na, wenn Du halt nicht dich
ten kannst, ohne zu rauchen, da mass
schon besser, Du lerntest rauchen, ohne
zu dichten!«
Bescheidcne Bitte.
r: »Anna, ich bitte mitöuerZsinOüst
Redakteur: ,,Anna, ich bin mit Ih
ren Leistungen sehr zufrieden!«
Köchin: »Ach, Herr Doktor, dann
k«inntenSk-e ciaentlich ’!nal mein Bild
in Ihrer Zeitschrift bringen!«
Die gute Pflege-·
Land-streichen »Na, Du bist aber
nxager geblieben, seitdem wir uns
nicht getroffen, unb wie ich dick und
fett geworden .bin!«
»Nein Wunder, Du hast ja auch
drei Jahre und sechs Monate gehabt
und ich bloß neun Monate.«
Grob.
»Sie machen Ihrem Beruf wenig
Ehre, Herr Baumann.«
.,Wieso?«
»Sie sind Doch Schtei"ermeist-:r,
und Jhr Sohn ist ein so ungeschtiffe
ner Mensch.«
Hin-eingefallen.
Hausfrau salg Der Gerichtgvoll
ziehet geht): »Das war mein Bruder,
J:t1e«;«
Neue Köchin: ,,Weiß schon, bei
meiner früheren Herrschaft war er’s
Inchl« .
Bedingte Freundschaft
Vertheidkger tin der Zelle d-:5Gau
Herzs: »Jn Ihrem eigenen Interesse
ist es dringend gizrathen, daß Sie
mir Die volle Wahrheit sagen. Be
trachten Sie mich als Ihren liebst-en
Freun!, alg Ihren Bruder, irrnnSie
wollen, aber vtrschweiccn Sie mir
nicht«-« ·
Gauner: »Aber dög faa’ ich Dir
aieich, Bruder, eingesperrt wenn i’
useer s-» nachher is ’g wieder ausinit
unserer Freundschaft!«s
Die Professoren-Visite-tratst
Professor: »Eine sehr dumme
Mode, überall, wo man hinkommt,
eine Visitenkarte zu hinterlassen.«
Seine Frau: »Aber jedenfalls bil
liger, als überall einen Schirm zn
hinterlassen, wie die Herren es ja
machen«
i
’ Anknüpfung.
l Herr S.: »Wollen Sie mir glau
lren. gnädiae Frau, dafz ich noch nie
rersucht bald-, einer Dame eine Lie
beeierklätnna zu niachen?«
Frau R.: »Nein, wie interessant;
aber wollen Sie ers denn nicht einmal
bei meiner chira versuchen?«
Gräfxlicher Gedanke
,,Ja, wir leben im Zeitalier der
Streits.«
Studiosus: ,,Gräßlicher Gedanke
(—s- wenn mal ein Geldbriefträger
sireil ausbräche!«
Experi·
I Herr: »Gebt das Exportgeichäft
·Jhres Herrn Vaters gut?«
Amerikanische Erbim »Ok) yes, er
hat schon drei Töchter nach Deutsch
I lcnd verheirathet.«
Vom Kaleinenhos.
Unterofkiziek: ,,Nee, Dummle, J
Schädel muß aber ooch reene zu ho l
sind« icl gloobe, mit Saiten gespannt,
jibt der de feinste Mandoline abs«