Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 11, 1907, Sweiter Theil., Image 8

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    vCarl Muuimanrn Deutschl
msernhardMann l
Sommersonne scheint von dem
; »s-« den blauen Himmel hell und
fix st- åus den gelben sandigen Strands
i
i
nerdspanischen Badeorts Eins
seht die Treppe hinab die von
vornehmen dotel nach der Küste
. i
- . Mitten auf der Treppe trifft
’ eine Dame Sie ist taum mehr-I
Zwanzig Jahre alt und sie sieht
Wer aus«-. Jhre hohe Gestalt
« t ein einfarbiges, eng-sitzen
; « rd dessen dunkler Stoff dieJ
dli jungfräuliche Schlantheit
-- we« er hebt. Jn ihrem blassen nJ
Antlitz, das die iüdliche Sonne
I - gebfchmt hat« leuchten ein Paar»
ieser stahlblauer Augen mit träume
issem Ausdruck.
'« Der Herr tritt einen Schritt zur
j-·—’- . Er greift unwillkürlich nach
einein Hut, als wolle er grüßen. Die
ji«-nd hält indessen auf halbem Wege
rese. Die Au en der zwei sich Be
:«.- den strei en sich. Der Herr läßt
Hand sinken, und die Dame geht
i, während sie den Kon beugt
e dunkle Erscheinung bleibt lange
n derMenge der vielfarbigen Bade
"1ne sichtbar die den Strand be
eben Der herr starrt ihr schweigend
, während sie in einem Strand
k verschwindet Dann scheint er
s- lich einen Entschluß gefaßt zu
hen Jn einigen wenigen Sätzen
eint et die Treppe hinaus geraden
gs in das Bestibul des eleganten
» dehntelö, wo er den Portier schnell
tragt: »Wer ist die Dame die soeben
nach de«m Strand hinunterging?«
«;;f- »Das ist die Frau General Go-: -
—"EFM,« entwertet der Portier ge- -s
«chiftsnräßig.
Die Frau General Gomezl Sollte ’
. sie wirclieh mit einem General ret- !
PMhei sein«-I Kaum denkbark «
, F Es scheint aber doch so, obgleich
Ieise Dame ja reichlich jung ist. Si-:
jiiisuen sich selbst im Fremdenhuch
Zberieugern Bitte hin —- Nummer
Der Derr greist schnell nach dem
M. Richtig, hier steht Nr. 77 — «
Jeneralin Margareta Gomez, Ma
Brit-. Langsam steigt der Herr wieders
fjieTreppe nieder während er seinen
Blick iiser den Strand schweifen läßt
Die finsteren, steilen Felsen mit den
Texts auf der Spitze bilden einen·
Mklen verwitterten Rahmen ums
Eins liichelnde Jdnll Jn hellen, dicht«
Einschließerrden Badekostiimen die in
Hllen Regenbogenfarben schillern, wer
dieFrauen Von barfiiszigyem son- ;
brannten bis-tauschen Fischerei
FIMeer hinausgeteagsen Draußen
Inn Tau herrscht jedesmal, wznnf
große Woge heraiigebrausj«
wurmt, Jubel und lautes Lachen und«
JOHN bemühen sich ihrem Anprall Wi
Erste-nd zu leisten Am Stranbespir- I
sei-Knaben nnd Mädchen barfuß undi
, xochansgeschurzt und bauenWälleundi
Feste-regen die bald wieder ein Opfer
Feei FeeFluth werden
Die Augen des herrn suchen lange, »
gpe zu finden. Schließlich faßt ers
Es Entschluß. Er geht an den
hinunter. Berstohlen sucht
» Bin die Besiyerin jedes Korhes
I ergründen. Plötzlich bleibt er vor
nein von ihnen stehen reißt mit
in zeremoniellen Gruß seinen Hut
s und sagt: »Guten Tag, Marga
.s! Kennst dii mich wieder?«
: : Die dunkle Dame erhebt sich. Ein
Misenstrahl durchzuckt ihre träume
schen Augen und sie sagt während
« Ihm die Hand entgegenstreckt: a
» rel! Ich kenne dich wieder, und ich
site dich gleich als wir uns aus
" Treppe trafen. Es that mir wehe,
» du mich nicht grüßtest«
»s-« Darüber wundern ou via-in
n,«d«nriilier wundere ich mich-—
«e ich mich sogar in hohem
Zins-! und doch sollte sich dich
dem «Geschehenen als eine
betrachten(
»und was in ge icyeyen
«. -««W«3 geschehen ist? Jch muß ge
;--Qen. Margareta daß die Reihe des
seßaunens jetzt an mir ist. Jch habe
» ich seit unserer Jugend geliebt und
betet. Jch habe, als wir ganz
« innrem hier am Strande mit dir
. . Ich bin dein Ritter gewesen
- habe dir eine Burg im Sande ge
»s««, während du mir ebenso bewun
,’"-;—,,esd zuschantesh wie sie kleinen
Zdchen drüben, die den frischen
z n eifrig bei ihrer Arbeit helfen
Tteue haben wir uns im ge
·,»—itigen kindlichen Vertrauen ge
' -- - Jch küßte dich die Jung
alsieln um das Glück zu suchen
· Welt hinauszug. Du ver
» mie. daß du mir allein ange
J Isitest
-«. d itzt. wo ich heimkehre, nach
- deinem Bilde als mich nie
» Inmieti das Glück anf
habe, finde ich dich als das Ei
-- eines Anderen vor-« »
» , ich muß dir erklären
I visit du xnir erklären? häl
« dich mit einein jungen, stattli
rmr. einein Manne verheira
. ase betdörenden Eigenschaf
«Btirkclingim Je hätteich
« sucht WHLIW
« « Sitte ichdir dem Weibe,
M Daß du dick-m TM
« vers-tm M
·- »de- deine fri cche mJns
Z· ,
H
»Ich Urbiete es dir. so dg- dene.
Manne zu sprechen, det. . .«
«Dn verbieten ei mir. sei-zu spre
chen. Nun t, ich werde dich paid.
»von meiner enwart befreien, und
du wirst mich nie wiedersehen. Fest,
während wir allein sind, muß ich mich
aber aussprechen Der Augenblick ist
günstiah Wer weiß, ob er je wieder
kommt. Jch erinnere mich sehr wohl
deines atten Oheimö, des Generals
Geniez. Jch erinnere mich sehr wohl
des alten, weißhaarigen Manns-C
dessen Augen immer aus dir ruhten
und jeder deiner Bewegungen fdigt·:n.
Ich glaubte, daß er dir ein väterlicher
Freund sei, und ich glaubte, daß die
Liebtofungem mit denen er dich-über
schiittete. d:r Zärtlichkeit eines war
men Herzens ohne erotischen Beige
schmack entsprangen
Jch schauderie bei dem Gedanken,
daß du dich ihm opfern, daß du deine
Schönheit der Lüsternheit ein-es Grei
ses preisgeben und es dulden konn
test, daß die väterlich-en Liebesbezeui
aungen sich zu einem Etwas verwan
delten. wofür mir allerdings die
Worte fehlen.«
Die Generalin hat sich erhoben.
Ihre zarten Wangen erglühen vor
Zorn, ihre tiefen, blauen Augenleuch
ten, und während sie mit dem Fuße
aus den Boden stampft, ruft sie aus:
»Ich verbiete es Ihnen, so von dem
Manne zu sprechen, der dorGott mein
rechtmäßiger Gatte und Bei-höher
war. Gehen Sie! Man fängt bereits
an, aus uns aufmerksam zu werden«
»Er war Jhr rechtmäßiger Gatte?
Jst er es denn nicht mehr?« fragte
Paul leise und innig. »Er Ist also
todt oder sind Sie . . . ?«
»Nein, ich habe ihm bis zuleht treu
angehört. Er starb aber als Held an
den Wunden, die er sich irn Kampfe
sur das Vaterland zugezogen hat.«
Paul lüstet den Hut und sagt: »Ich
tsedaure aufrichtig daß ich in meiner
grenzenlofen Eifersucht und Enttiiu
schuua in dieser Weite von einem
Todten sprechen konnte. Jch bitte
Sie, mir zu vergeben, wenn ich sein
Andenken tränkte. —- Jhnen kann ich,
ebgleich Sie jetzt frei sind, es aber
nicht verzeihen, daß Sie unsere junge
Liebe der Aussicht aus Rang, An
sehen und Würde opferten:«'
«Paul. ich verbiete es Ihnen. io trei
ter zu mir zu sdrechen. Wean Sieietzt
ruhig sein wollen. will ich Ihnen Al
les erklären. Sie verdienen es zwar
nicht. Denn durch Ihr Betragen hai
ten Sie jedes Recht darauf verfcherzt.
Ich thue es aber, weil ich es mir
selbst schuldig bin, mich zu rechtferti
aen.«
Paul verbeugt sich und nimmt ne
ben der Generalin im Strandtorbe
Platz. Unten am Strande sind die
Kind-er jetzt wieder mit ihrem Fest
ungsbaji beschäftigt, »und die habenden
Dornen lassen die ein-Wege nach der
andeen über ihren Köpfen zusam
menfchlagen. Niemand beachtet die
Beitenx die still nebeneinander in
Schatten des Strandtorbes dasitzen
Tas Drum-, das man einen Augen
blick erwartete, hat sich nicht vollzogen.
·;·?urüelg-3blieten ift ein Paar von der
Art, wie man sie an der nennst-ani
setxen Küste in jedem zweiten Strand
torbe trifft, zwei Zuchttauben in ei-—
neni Schlag.
Die Generalin spricht leite und
schnell, während Pauks Augen nicht.
von ihr weichen.
»Sie wissen, daß es mein höchster
Wunsch war, Künstlerin Ju» werden.
Ich besuchte das Konservatorium in
Madrid und ich hatte es ·n meinen
Studien schon recht weit g recht. —
Da brach der spanischeameritanifche
Krieg aus. Die groß-en Plantagen
meiner Familie auf Ksuba wurden
verwiiftet und die Handelshäuser
stellten ihre Zithan ein. Ueberall
trat Noth und Elend. Ontel Gomez
allein stand mir zur Seite. Er stellte
Tmir den dritten Theil seines Gehaltes
zur Verfügung und ermöglichte mir
Jdadurch die Fortsetzung meiner Sin
» dien.«
T »Das klingt ja sehr hübsch. Es
tragt sich nur, welche Beweggründe
xihn lett-Leth« .
»Lassen Sie mich aussprechen und
unterbrechen Sie mich nicht Sonst
zwingen Sie mich, zu schweigen.«
»Ich bitte Sie meine Enegtheit
szue entschuldigen. Sie wissen, daß
meine enttäu te Liebe allein die
Schuld daran kägt.« ’
»Nu: aus Rücksicht auf sie verzeihe
ich Ihnen die Worte, die Sie sicher
bald bereuen werden. —- höten Sie
niich jetzt weiter: Eines Tages, gerade
in der allekschkectlichsien Zeit, wurde
ich vor einen Familieneath geladen.
Man theilte mir mit, daß ein Freier
sich gemeldet habe,- der meine band
- begehrte. Ich antwortete, daß ich ge
bunden sei. Meine Angehörigen
ftiirmten aus mich ein. Man fragte
mich, was ich von Ihnen zu erwarten
habe und oh" Oie geschrieben hätten.
Mit niedergeichlagenen Augen mußte
ich es verneinen, ja sogar-je stehen«
daß ich nicht einmal Ihren Aufent
haltMt kannte.«
Ich habe Ihnen aber täglich, ja
stündlich geschrieben und Sie meiner
unveränderten Liebe versichert.« ·
»Das ist richtig. Dies erfuhr ich
aber ekit weit später Die lieben Ver
wandten haben Ihre säiwnitlichen
Beiefe an mich unterschlagen.«
»Die Schutten! Deshalb erhielt
ich von Ihnen auch teine Nachricht,
tein Lebenszeichen. während ichs-Jena
ßen vor Sehnsucht nach einem einzi
P But sen Ihnen sämtlich set
EINIGE
»Zum Paul! Ali ich schließlich
,
hinter den Verrath tun war ess
spöt. Deine Briefe hatten auf hört.
Z und ich wußte nicht wo du d asuf
hielten. «
Und ich glaubte daß du mich der
gessen hättest, und daßdu nichts mehr
von mir wissen wolltest. Ader tros
dem, Margarete-, verstehe ich nicht ..«
»Daß ich mich verheirathen
tounte.«
»Ja-Jene war es nur möglichs«
»Höre mich weiter an Jch wider
setzte mich dem Wunsch meiner Fami
lie und wies den reichen Freier ad.
Ich schrieb an meinen Oheim Gpmez,
under antwortet:, daß ich dem Dran
meines herzens folgen solle und da
er es. fd lange er lebe, nicht dulden
würde, daß man mich gegen meinen
Willen zu einer Ehe zwin e«.«
Da glitt ein bitteres Lächeln iiher
Pauls Antlitz, und nur mit Gewalt
hielt er einen Zornesaushruch zurück.
Margareta fuhr fort: »Dann kam
vom Kriegsschanplatz die fürchterliche
Nachricht, daß der Oheim letensge
fährlich verwundet iei."
tätFiesldensgefiihrlich verwundet?«
La«—
Mit großer Mühe gelang es, den
Schwerverwunchen nach Spanien
und s ließlich in's Garnisonslazareth
nach adrid zu bring:n. Jch pflegte
i:n Tag und Nacht. Jch war in den
letzten Stunden feine einzige Freude,
und sein-: haltgebrochenen Augen
suchten mich überall am Kranken
lager —- So verging eine -lange,
traurige Woche.
Als er hemmte daß seine letzte
Stunde a. kommen wur· tiefer mich
an sein Bett und legte seine fürchter
lich abgemagerte band auf meinen
Arm. Dann sagte er: »Liebe Mar
garetak Jeyt ist es vorbei· Jch habe
ausgestritten Ich danle dir siir alles,
lex-as du für mich gewesen bist. Du
tricrst die Sonne hier in meiner trau
.riaen Umgebung Jch betlage mich
Inicht Der Herr wird mir »ein gnädi
gerNichtet sein, denn ich habe immer
meine Pflicht g:than.
Ich bin aber deinetwegen besorgt,
Margareten Was soll aus dir wer-.
den, wenn ich nicht mehr bin. Deine
inmilie wird dir schon helfen; sie
wird ater zur Bedingung machen. daß
du den Mann heirathesh den siefiir
dich bestimmt hat.
l Ich wünsche von Herzen, daß du
Reinheitt Kunft und deiner Liede treu
bi« «
Ich vuktte nnm nieder und tilgte
ihm die inSchweiß gebadete, ge
» sarchte Stirn. «
I »Hah’ Dank, Margareta«« sagte er,
Fels ich mit-meinem Tuch behutsam
die Schweißtropfen trocknete Dann
I saht er fort: »Jet- habe an alles dies
gedacht undich olanbe ein. n Ausweg
aetunden zu haben Sende zum Pater
anr- bitte ihn sobald wie mdglich zu
tommenf
Ich verstand ihn nicht ganz. Jch
glaubte, daß das Fieber seinen Geist
«:nmachtet habe. Trohdem sandte ich
sofort zum Pater, damit er ihn mit
den heiligen Sakramenten versehe.
Denmes war mir llar, daß mein vö
terlicher Freund und Beschüder sei
nem Ende nahe war. —- Als der
Geistliche lam, war der General sehr
schwach, aber noch vollständig klar.
»Sie haben mich mein ganzes Le
ben lang gekannt, ehrwürdiger Va
ter,« sagte er, «und Sie wissen, daß
ich immer meine Pflicht gethan habe.
Mein Wahlspruch ist gewesen: »Sei
nein Vaterland schalt-et man alles.
was man zu leiiten vermag-' Jetzt
schuldet das Vaterland es mir daßes
siir die einzige sorgt die ich hier aus
Erden lieb habe.
Trauen Sie mich, würdiger Vater,
dem jungen Mädchen dort an, auf
daß es, bis die Ablösung kommt, mei
nen Name-n traae. und damit esals
meine Wittwe die nöthiae Mast be
sitzt, um den Kampf siir ihre Liebe
erfolgreich zu besteht-. Ich Miß
isaß ei von dem Tage an. wo ei inei
nen Namen ablegt, dem Vaterland
nicht weiter zur Last fallen wird.
Liegt hierin eine Sünde, ehrwürdiger
Vatert«
»Nein, nicht wenn me Gedanken so
kein sind wie Jhre,« antwortete ·.der
alte Priester.
Dann wurden Zeugen herbeigeru
fen, und während ich die steife, kalte
Hand des Generals in meiner hielt,
vollzog sich die Trauung. Als sie
vorüber war, sagte er mit einem
schwachen Lächeln: »Hüte mich jeyt —
incine Braut!«
Jch küßt ihn auf die Stirn, wäh
rend meine Thrönen auf sein Antlitz
f?elen.
Dann nahm er die heiligen Sakra
mente und hauchte still feinen letzten
Athem aus« —-——
Paul ii vor Margareta auf die
Kniee gesunten Er hat ihre hönde
ergriffen und liißt sie, während erlei
denlchasilich hättet: »Verzeih’ mir,
Margareta, verzeih« mir das was ich
gegen dich gethan, Und- wac ich von
ihm gesagt habe, der dich mir fo er
halten hat« « "
Matgaveta nimmt Paulc Kan
liebevoll zwischen ihre Hände und
küßte ihn, während sie zwilchen Thra
nen lächelnd sagt: »Laß sie unten am
Strande nur alle sehen, daß wir uns
lieb haben.«——Und sie lehenei alle,
wie die Lippen der bei-den sich in
einem« Kuß treffen, und ein alter
Badeaaft mir deni Mandel im Auge
und einer weißen Rette im Inst-flach
wendet sich an einice jängere Damen
nnd sagt iedeutnngsvom » wahr.
ein vr , warst-er sue-.
Schott-ist Verlasse- l«
UIF diean la » . Sie
wünschen und hassen alle, das der
Sommer sich auch ferner warm bal
ten und aus die Gemütlker der Hade
giiste günstig wirlen möge.
Jörgks Erbschaft.
Tiroler Humor-eile von R u do ls
G r e i n z.
, Der Bruggee Jörgl aus dem bin
tersten Oehthal hatte eine Erbschaft
gemacht. Natürlich hatte der Jörgl
darüber eine ganz narrische Gaudi.
, Böllig unerwartet war ihm das Geld
zugefallen. Eine alte Bas’n irgendwo
im Unterland drunten, die er kaum
dem Namen nach gekannt hatte, war
gestorben Ihr Vermögen fiel, da sie
eine alte Jungfer war, Melker-mad
ren zu.
Aus den Iser trafen dreihundert
sGulden Das erschien ihm als ein
großes Kapital. Was lonnte man da
alles anfangen damit? heirathen
wollte cr und ein Gitatl übernehmen
Tag war einmal gewiß. -
Der Jötgl war nichtmebr ganz
jung. Ende der Vierzig. Ein großer,
stämmiger Mensch mit schwarzem
verwildertem Bart und Haar. Er
war Knecht beim Moosbamrnen Die
Rosma, Dirn beim gleichen Bauern»
Seit Jahren s on hatten sie ein
G’sputi miteinan r und sparten ih
ren Lohn zusammen, um dann ein-’
nral heirathen zu können.
Und nun kam dieser GlücksfalL
Der Jörgl wollte sein Geld persönlich
beim G’richt in Jnnöbruct abholen.
Das ließ er sich nicht nehmen. Die
Rosma war noch nie in Jnnsbruck
gewesen. Der Jörgl hätte sie gernf
mitgenommen. Der Bauer aber liess
sie nicht fort. Der schimpste schon
daß sein Knecht sich ein paar freie
Tage ausbat «
Das letzte Mal war der Jörgl vor;
zwanzig Jahren in Jnnsbruel gewe
sen. Er batte Mühe, bis er sich in
der Stadt zurechtsand. Klopfendenz
herzten-s betrat er das Gerichtige
biiuvr. Den hist, seinen schönen
Sonntaasbut, hatte er sest unter den
Arm gepreßt und stand nun in de
müthiger haltung vor dern Beamten.
der ihm sein Erbtbeil ausbezablen
J sollte.
»Papie: oder Gold?« frug ihn der
Beamte. ·
»Mir war’ lieber Alles in Silber!
,Dös vergibt medra!« grinste der
JdrgL
Der Beamte gab ihm einen großen
Theil Silber, das Andere in Papier
Hocherdodenen Haupt-IS verließ der
Jiirgl das Gerichtsgeböude Er kam
sich wie ein Krösus vor. Langsam
schlenderte er durch die Straßen von
Jnnsbruck und begasste die Schau
tenster. Waren die schön! So etwas
hatte der Jörgl seiner Lebtag noch nie
gesehen. Was sollte er nun anfan
gen? Er beschloß, sich einen recht
guten Tag zu machen. Nobel und
sein« wollte eng geben!
Zuerst wollte er seiner Rosina
was tausen. Die sollte auch Was
baden von seiner Erbschaft. Lange
stand er vor den Schaufenstern, un
schliissi , was er einhandeln sollte.
EtwaiSFeines mußte es sein und et
was ganz Extra’i! Zuleht erstand er
In einer Kunisthandlung ein Bild des
Canale grande in Venedig mit Rad
rnen. Der Rahmen gefiel ihm beson
ders gut. Ein schwerer Gemah
men. der prächtig glihertr. Da wür
de die Rosina Augen machen!
Mit dem Bild unter’tn Arm spa
gåerte er nun vergnügt weiter. Beim
ittagessen, das er in einem guten
bürgerlichen Gasthauö verzehrte, hieb
er tapfer ein. Auch den Wein ließ er
sich schmecken. Nach dein Eisen be
schloß er, hemmt-fahren Die elek
trischen Traini importirten ihm ge
waltig. Ab and zu verschwand er
auch-wieder in einem Wirthshaus, «
Uis es siedend geworden war, san
ek viele Menfchen durch die Maria
Therefienfttaße über den Burggraben
eilen. Der Jöral ging ihnen nach.
Die Leute ftrebten alle in’s Theater.
Das war dem Jörgl gerade recht. Im
The ter war er nach nie gen-e en.
Da Bild noch fefter unter dem Arn:
haltend, schritt der Jörgl die Stufen
zum Jnnsbrueter Stadttheater hin
an. Jrn For-er war alles voll Men
schen. Man gab »Die luftige Witt
1ve". Der Jötgl pflanzte sich var der
Kasse aufs Var ihm standsein ele
gant getleideter Herr. Der Jörl
stieß ihn mit seinem Bild ganz una -
sichtlich an.
»So passenSie doch, auf!«« schimpf
te der Den-· Der Jöel fchob das«
Biid etwas rnehr na rückwärts.
Eine ältere ziemlich beleibte Dame
stand hinter ihm.
»Auweh! Auweh! Ren-uns mir
net den Bauch eint« jammerte sie.
Der Jörgl war froh, als der elegante
here den Schaller verließ.
»F möcht' aa an Platt« verlangte
Steht-taki Gallerie7 Paris-rett
sitt« fragte ihn vie Dame an der
Kasse von oben herab. «
»F Rahelfle halt!« fagte der Jörgl
Ida- Robelfte ist eine Lage« be
lehrte ihn die Kafsiretin
»Macht-r a Lol l« forderte er
»Parterre rften Ida-ist«
»Die ishr t« geinfte der Jilrgh
in der Meinung, daß vie höchfte auch
die befte fei.
Sehn Kronent« fag te die Kassieesi
tin nnd febob ilnn dreig Billet bin.
»Was-W fragte der Ist l.
hn Kronen! Schne, schnellt
J kai- leine Zeit!««
M lunntest dass n bifsel billiger
weis-!- meiute du geseg- mw öffnete
la am seinen Oel bestel.
« wird nicht ehandeltl Zah
len!« Die Kafsirern wurde unge
duldig. Die Leute von rückwärts«
fingen an zu schimpfen und vriingen.l
Den Jst l störte das nicht. «
»Da st achtet« meinte er und1
wars vier Gulden auf ten Schulter. l
»Noch zwei Kronen oder das BilletI
zuriiel!« drohte die Kafsiretin.
«Dö satra Weiltxrlentf .rniiafs’nl
dechtz allerveil recht hal)’n!" lachte heri
Jiirgc tezahlte noch einen «Gulden!
» nnd ging dann bedächtig weiter. :
! Als er seine Log-e betrat, fing ge-!
rade die Ouverture an. Der Jiirglj
war die ersten fünf Minuten ganzl
Lustg. Das Li t, die vielen elegan-;
ten Damen, die usil verwirrten ihn.!
Sein Bild hatte er in die Ecke gestellt
und sich dann auf einen Sessel gesetzt.l
Den Hut hatte er auf dem Kopfe be-:
halten« . s
Beim Aufgehen desVorhangs pag-«
te der Jörgl mit offenem Maul auf
wie ein Haftelbeißen So andiichtigl
war er in der Kirche, wenn der Herri
Pfarrer predigte, noch nie gewesen.
Zuerst verstand er einmal gar nichts.
Aber wie die Leute da drunten auf
der Bühne herumgingem sangen und
tanzten, das gefiel ihm sehr gut.l
Nach dem ersten Akt fühlte sich der
Jörgl in feiner Lege schon ungemeinl
behaglich. ,Es genirte ihn nicht im
mindesten. daß man ihn im Theaters
allgemein bemerkte und mit Opern
gläsern nach ihm fah. l
«Teuxel, wenn i iaszt wacknt
tönnt· war i no amal so totnod!"
sachte der JiitgL Er überlegte nicht
lange, sondern stopste sich sein Pseisl
und blies mächtike Rauchwoltetn von
sich. Jn der N benloge hkstete eine
Dorne. Gleich daraus tam ein Poti-l
zeiinann in Jörgks Loge. I
»Da wird nicht geraucht2« sagte
dieser barsch.
»Ah nit?«
.Nein!"
»J thue-s gteis umg, void isg
ist-schwebt b’!« meinte der Jörgi.
.Doi mii en Sie sosort wegthunL
Sonst orretire ich Stei«
Der Hörst steckte mürrisch sein
Pfeisl wieder ein.
»Im-n Sie den Hut herunterk« ge-:«
bot der Polizeimann weiter.
»Seit ou no’?« srogte der JörgL
»Und bald i’n nit aber thue-, was-;
g·schiecht nochher·i« Dabei grinste er
oen Poii ’ n unverschämt an. i
»Im heoter sitzt knqn nicht mit
« dem Hut ani Kops!« erwiderte nieset-.1
- »Seit, Du aber hast Dei Kot-on
xschon ansi« triumphtrte der JngL J
Der Polizeirnonn sagte gar nichts-;
mehr, sondern ging und schlug die
Logenihiir geärgekt hinter sich qu
j. »Dein hab i aber gnat hoamgieuchss
t-:t!« lachte der Jörgl und »rammel-"
«sich noch behaglicher über die Los
. genbriistnng. j
T Den hat drückte er nun unterneh-;
Eniend aus eine Seite nnd spuctte ges
iniithiich vor sich hinunter Ein öl
terer here mit einer großen Glut-«
Idee iin Partei-re saß, rieb sich seinen
Ftnhien Schädel nnd blickte verwun
i dert herum. ·
» Der zweite Alt begann. Der Jörgi
Zwar ganz Aug’ und Ohr. Nunj
ttonnte er schon Alles verstehen, wag
Jus der Bühne gesprochen und grinst-I
sgen wurde. Beim Liede vom Juni-J
Einen Neitersmann", das Hanna Gla :
Iwari dem Grafen Danilo san-H
Iwurde der Jörgl ganz aufgeregt.1
..Gib ihr dechi a BusseL Du Tepp,k
IDu!« schrie er herunter· Allgemeine-J
JHalloh iin Publiliuim i
; Der Jsiirgl wurde immer kühnem
FDie graziöfe Musik ging ihm in die;
zGiieder. Als Danilo und bannt-«
itanzten, juckte es ihn in den Beinen. s
fEr fing an rnit den Füßen zu strom
jveln und schlug sich mit den Minme
auf die Knie. Das Publikum begann(
zu zischen und nach Ruhe zu rufen-H
Der Jörgh der das Zischen als zumi
Spiel gehörig betrachtete, zischte bravs
mit. J
Von der Lege nebenan rief Je
mand herüber: .Wollen Sie wohl»
gleich ruhig sein, Sie Bat-einnim
insti«
»Oui« rief der Jörgl und beugte
sich ganz vernähen um besser hören»
»Aus-! Pschti von unten. Der;
lJörgl war-von sele wieder ruhig
geworden. Nur ab und ku Wien-is
Ier eine besonders geistige elodie
spin- utsem Pfeife- ode- Mars-u
mit der unge.
» Its r Vorhang um zweiten
Miete fiel, ilntichte der sr l wie be
sessen. Er fah, wie sich vete Leute
während rer Pause-ordnu, nnd
verließ nun auch seine Lage. Btim
Buffet im ersten Its-wert ließ er
sich ein Kriigel Bier und drti Schin
t:nfe.mrnetu geben. Er trug Alles in
seine Ler hinauf und wollte es dort·
in vollster Gemüthsruhe verzehren.
Kaum war er droben, verlöschten die
Lichter Der örgt itellte der's Glas
Bier vor sich hn, wickelte die Brote
aus« dem Papier und fing an «zu ri
ien und zu trinken.
»Sie! Hier wird nicht gegessen!«
Ein Herr aus der Nebenloqe rütteite
Ihn energifch beim Arm. Der Jörgt
wollte gerade einen tiichtigin Schluck
thun· Er erschrak aber und Ließ d .s
Glas sammt dem Bier ins Prrierre
fallen. Unten erhob sich Jin fürchter
lich-er Lärm. Leute in«d:n hintersten
Reihen, die nicht wußten, um was es
sich handle, dränqtm dem Ausgana
zu Dornen mischten Der Vorhang,
»der gerade in die höh-. gegang: n war,
ientte sich wieder T: Lichter im
Zuschauerraum brannten.
,,Lass’ mi’ aus oder nit, Dn Sa
ira, Du verfluchter!« schimpft-: dro
l,-et- der Jörgt zu seinem Nachbar
biniiber.
» »Ich lasse Sie einiperren!« brüllte
irr herüber
. »Schau, daß i Dir eine eini bau’!
Dös guate Bist-i Js ewig schad«
:rum!" iammrtter JörgL
»Sie sind ja betrunken Sie Läm
intel Sie!« schimpitc der Herr her
u :r. —
Der Polizist erschien in der Lo
geni iir. Er machte diesmal kurzen
Pro eß, faßte den Jötgl beim Kra
gen nnd führte ihn auf den Korridor
bin-rus
,,Sic werden fosort das Theater
.verlassen!« herrschte ihn der Poli
Tzist nn.
i »Natürlilch geh’ i! Und gearn aa
Tirol« rief der Jiirgl empört. »F
pfeif« auf enier Theater! Die Leut’
Jassen ja koa Rimlf nit!'
: Dieser Ausspruch entfesselte das
Hchallende Gelächter der Umftehendem
IDIr Polizist zog mit dem Jörgl
xfchleunigsl ab. Das Publitum lehrte
Eir- heiterfier Stimmung wie-er auf
2seine Plätze zurück, und die Vorstel
lung konnte von da ab ihren unge
störten Verlauf nehmen« -—- ——- —- —
l Das schöne«Bilo, das der Jäer in
der Eile in feiner »Lofch« o:rgessen
hatte, bekam er pünktlich zugestellt.
Der Jörgl uns die Rosrna sahen
geheiratheL U:ker ihrer doppelt-ans
»nZg-:n Bmftatt in vrr Kammer hängt
stolz das Bild vom Canale grande in
Venedig.
Auf feiner Jnnsbrucker »New-"
lonrmt der Jiirgl noch oit zu spre
-clken. Dann meint er wohl: »Fein
Ist-Z auf Svrngg g’wesen und ver
sstuchi nobelL Sehr-N nur. da i
kös; fchiane Siuck nit fertig der oh’n
hat« Aber warten nur! Wenn i
Hwitder a Erbschaft mach’. fadr’ i mit
dzr Rofrna auf Sprugsi Und da
lassen wir uns diis Sliiel ganz al
Iloan vorwiean Da wird man wohl
»nack,er sein Fried’ hab’n!«
l
»M
liebe-süssli.
Einer der tähigften und dein-Inte
imr Anwätte von New York war
Jameg Gruben der sich aus kleinsten
Verhältnissen zu B: d. utung und
Mohfsiand emporgearkeitet hatte
Sein Erfolg wird am besten durch
folgend-: Anetdote aus einen Jugend
fahren ertliirt.
; Eines Tages waret auf der Suche
Hnach einer Beschäftigung, als er an
seinem Laden ein Schilsd mit den
Worten »Laufjunge gesucht« gr
wahrtr. Er nahm dasselbe ab und
Ebettat den Laden. wo der erstaunte
Inhaber ihn sofort mit den Worten
IEeariißtn »Warum hast du denn das
zschitd mit herein gebracht?«
« »Q« entgegnete Gruben »das ist
iibertjüisia, denn Sie brauchen jetzt
steines mehr da ich die Stellung an
« netjsmen werde.« ,
T sie der Entscheidung.
, Der alte Baron bewirbt sich um
mein-e Hand. Er foll ungezädtte
Minnen bett n· Gut. dann will
sich ihm feine ehre auch nicht weiter
named-um«
L
Grkscmip
»Den Kemmerzienkath haben si ch in Ihrem Schlosse weht mit einem
förmlichen hofhaat umgeben-P
»Mensch! Und isch hab« in mei net Umgebung sogar ä Naturw-P