Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 11, 1907, Sweiter Theil., Image 7

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chms schnitt-links von
Mute Imckstkngpi.
No. 279. —- Well, Mistet Edithor.
mir sin widder heim un ich kann Jhne
sage, wenn ich mich auch gefreut hen,
wie mer von· hier fort fin, do· den ich
mich doch noch fnvwezig mal mehr
gefreut wie mer widder heim sin
komme. Mit. das meint der Philipp
was mein Hosband is un mich, mir
sin so- ausgeteiret un so miid gewese,
daß mer uns am allerliebste for acht
Däg lang ins Bett gelegt hätte, fore
gute Rest zu kriege. Un so ebbes
ruft mer Feckehschen un Rieiriehschenl
Wei ich rufe eg e Tohrtscher un das
is all was ich duhn. Well, ich hen
gesagt: Phil, ich will dich emol ebbes
sage, frag mich nur nit mehr in e·
Feckehschen zu gehn, .ich stehn heim
kilahs das is- der beste Platz for mich.
Awwer ich sin noch for e anneres
Ding froh gewese, daß ich widder
beim gewese sin. Sehn Se, ich hen
ja in meine Abienz die alte Schim
mel-minnen gehabt, for das Haus
kiien zu halte un zu die Kids zu
tende; biseids das hen die Buwe all
ihre Miehls in Wedesweilersch gehabt
un all was se· zu duhn gehabt hat,
war, daß se das Haus tlien gehalie
hat un sich selbst ihre Miele gekocht
hat. Wie ich zuerscht in das haus
sin komme. do tot ja auch alles ganz
schön gegucki, das is gut genug, aw
wer wie ich e wenig llohser zugesehn
ben, weido sin ich ja puttieniek uff
den Buckel gefalle! Fingersdick hvt
der Dvst an die «iirnitsck,er un an
den Wuddwerk ge esse, der Stohf in
die Kiiichen war e Freit, alliwwer
voll Griesspatze un der Flohr in die
Kirschen da häit mer druff schtehte
könne. Jch kann Jhne sage, wenn
mich ebbes mähd mache duht, dannis
es, wann e Haus nii tliehn gehalte
werd. Well, Se könne sich denke,
daß der ganze Foun. wo ich in die
Sommerftifche gehabt den« mit einem
mal fort war un ich hen e Wuthgp
habt, daß ich die Schimmelmiinnien
am allerliebste beim Schlaffitcheg
nomme unin die Striti gewoefe hatt.
Der Philipp Hot gesagt, ich sollt nicks
drum gewwe. in en halwe Don hätt
ich die ganze Geschicht widder in gu
tem Schelm Do tann met sehn, was
fo Mennfohts for e Verftehftemich
von·e Haushaltung heu. Wisse Se;
was ich gedahn ben? Jch hen mich
reiieweg ausgezer un hen mein Näp
per angezoge un fünf Minnits später
hen ich an den Flohk gelege mit die
Schtkobbeofch in die Hand un hen ge
ftnrt zu Meere. das die Lappe ge
floge fin. Die Buwe. wo sich fo aria
uff den Dan gefreut hatte, wo mir
widdee sin komme, die sin fortgelaufe
un so is der Philipp- bilahs fe wisse
aU gut genug, daß niit mich ntt gut
Keefche effe is, wann ich ans haus
tliene fin. Wie die ganze Faminilch
aus den Haus fort war, do hen ich
einol e Minnit gefiappt un ben zu
mich gesproche: »Lizzie, du bist e
dumme Gans un ich hätt in die Sof
ieiethee. wo met in den Sommeerieh
fort bei uns gehabt hen ebbes mehr
lerne tolle· For was hen ich dennf
ennihau e haustiepet un e Wummen
wo ich bezahle bahn, daß fe mich mei
Arbeit schaffe dicht? «Wie der Blitz
sin ich uffgetschumpt un hen gehal
ieet: Schimmelniännen, kommt emol
eeein. Se is auch komme Un hot sich
nit schlecht gewunnert, wie ich se ge
.f»tagt den« das Haus teiteweg in e
itpptapp Kandischen zu bringe. S
»hot gesagt, ich wär answer- auch zu
Ipektickelet un for mich wollt se nit
idas ganze Jahr schaffe unwann ich
se den Monat fufzig Dsahlee bezahlt
del-L Well, do hätte Se awwer emol «
die Lizzie höre solle!- Bei Tfchinto, ;
was hen ich die awwer daungeiahltL !
So schnell, daß ich fascht geschiehtt ;
geweie sin, hot ie gefiart zu schirobbe J
un das is was ich gewollt hen. Jch ;
hen mich dann widder gedreht un
hen en Kahl an die Wedcöweilern ge- .
macht. Die hot sich arig gefreut,we- »
nigstenö bot se so geäckt, awwer bei
die weiß met ia nie«nit, ob se’s »
meine duht. Se hot mich eKimineL
chegetowe un do hen ich gedenkt,
well, wann se den Weg fühle duht.
dann kann ich ja auch gleich einstarte
un e wenig blohr. Bikahs fo warum
hätte mit uns dann all die eignen
zcs gemacht, wann ich nit bei die
Wedesweiletn e wenig briicke sollt?
Ach hen se von den feine Hotel un die
ichs-Miedi- un die feine Ein-pas ves
zählt, wo dort wate un do hot se ge
sagt, sie deht denke, da hätt ich doch
atig aut of«P·!ehs-gefiihl·t.· Gasle
was yo: mich me peiemakx io maoo
gemacht! Ich hen awwee nicts merke
iosse un hen nur gedenkt, well, wann
ou so sein willst, dann sollsk du auch
die ganze Stokie wisse. Un jedthen
ich sie von unsere Pahttie verzählt
un was mer alles gehabt hatte un
wie sein es gewese is un das all Jch
den se von den feine Ohrtestta ver
ziihit un von den feine Bahl un so
sott un sie hot mich ganz ruhig zu
gehört. Aha, hen ich gedenkt, jetzt
werd se wohl e dissetente Oppinjien
ben, awwer do sin ich schon widde:
mißtehten gewese. Wie ich ganz fer
tig gewese sin, do hot se gesagt:
»Weil, das is ja e schwelle Pahttie
gewese; wer hat se denn gewioe?«
Ich un der Philipp, mi r hen se gew
we,hen ich gesagt, mit en Ton, der
voll von Gift un Peusen gewese is.
Un dente Se ernst, se hot gelacht,al«s
wann ich den größte Schohi gemacht
hätt. No, Lizzie, hat se gesagt juh
böss tuh ichoh mie, ich sin dont-Visi
surkie: ich weiß ja, daß Jht nicks
for die Eckspenzes gewwe dicht, so
-lang ei mit-e paar Schilling abgei
macht wer’n kann, aioioer ich kenne
Euch zu gut ais daß Jhr fufzig Dah
tek eneiblohe duht, un so viel hat die
Pahttie doch wenigstens gekost. Phi
lipp, hen ich zu den alte Mann ge
rufe. wo in den Bahrtuhm gesosse
hat« komm an heim, mit so Piebels,
wo mich sot LLeier un Storieteller
halte, will ich nicks zu duhn ben. Da
iagt der Philipp, er tönnt nit sehn,
was ihn das tonzehrne deht, ihn
hätte Niemand inioltet. Do hen ich
genug gehabt un sin mit Anstand un
-Wiirde aus den Latal fort·
Mit allerhand Achtung etc.
Yours
Lizzie Hanfiiengei.
GENIUS
Stamtngnst: »Ihr letzter Patient;
starb wohl ckuch an der Jnsluenza?«
Arzt: »Mein letzter Patient lebt
ganz sicher nacht-«
Ueber-Stöhnen-.
»Deine Verlobung ist zurückgegan
gen und Du sagtest doch immer, Du
hättest Deine Braut fo hochgeschätzt?«
»Ja hoch, mein Lieber, zu hoch!«
Winters-nim
Arzt: »Beachten Sie aber ja, liebel
Frau, daß Sie die Medizin Jhrem
Kinde nüchtern eingeben.«
Frau: »Sie denken wohl. ich könnte ·
den Lössel nicht richtig halten« Herr
Ddttor?«
Treitender Vergleich« I
»Was sin ein Unterschied besteht
zwischen einer Mücke und einem nächt
lichen Klavierspieler?«
I »Die Mücke schwärmt am Licht und
verbrennt die Flügel; der Klavier
spieler schwärmt am Flügel und ver
brennt die Lichter.«
-—-—.——-——————-—————-——s——-————.———
)
Poesie und Prof-.
, f " BILD
Scbauspielet (in ein cafe tretend): «Kellner, bringen Sie mir einen
Kognak so groß wie die Narrheit der Menschen und so echt wie die Falsch
heit der Wem«
Kellner (trpcken): »Gott er zwanzig oder dreißig Pfennig kosten?«
»Ich habe nur gelächelt.«
Slizze von Eduard Goldbeci.
I
« »Der Menschheit ganzer Jammer
saßt mich an,« hatte an unxerem
lStammtisch der alte Oberlehr cr
itirt, der in der Prima des Ohnma
Isiums den jungen herren die Klassiler
»niiher brachtec Er war- von berufs
Iwegen zu solchen Citaten berechtigt
iund verpflichtet und der Stammtisch
serlannte das willig an. Bei jedem
sanderen hätte man gerufen: »Nanu?!
iSie wollen wohl Bülow’n Konkurrenz
machen?« Dann aber hatte sich, man
wußte nicht wie, eine Debatte erhoben,
ob jeder solche Augenblicke erlebte, ob
sie sehr selten oder sehr häufig seien
Hund was denn der Dichter überhaupt
kgemeint habe.
Endlich sagte der Oberlehrer zu dem
kalten Major Tietze, der schweigsam
und ernst wie immer dagesessen hatte:
«,·Na, herr Major Sie müßten doch
eigentlich am besten Bescheid wissen.
Wenn man drei Kriege mitgemacht
hat
Das treuherzige Gesicht des Majors
röthete sich etwas.
»Ich dachte eben darüber nach-z
sagte er, »wie.sonderbar es doch ist,
daß ich dies Gefühl im Kriege nie ge
habt habe. Und dann mal bei einer
ganz unscheinbaren Gelegenheit und«
ei der denkbar sriedlichsten Beschäfti
gung.« « Er schwieg sinnend.
,,Erzählen· Sie, Majork« rief der
Rechtsanwalt Sänger. »Wahrschein
lich eine sehr feine Sache. Nur mal
was anderes statt der ewigen Bier
wihe!«
; »Gott. es ist eigentlich gar nichts,"
. sagte der Major etwas verlegen. »So
I was ergreift einen im Augenblick, und
I der, der’s nicht erlebt hat, findet ab
! solut gar nichts daran. Aber ich wills
« Ihnen gern erzählen, auf die Gefahr
T hin, daß Sie mich auslachen. Also ich
hatte den Abschied genommen und, wie
; das so ist. ich befand mich keineswegs
Fu glänzender Assiettr. Hauptmanns
pension — Sie wissen ja, ich bin nur
Charaktermajor —- und dabei Frau
und Kinder, kurz, ich bewarb mich um
alles Mögliche« zunächst bei der Stel
lenvermittelung des Ofsizieroereins·
Und eines Morgens erhalte ich denn
auch einen Brief, ich möchte mich sofort
bei einem Grafen Soundso « melden
Er war einer unserer vornehmsten und
reichsten Magnaten. hotel BriftoL
Na, ich mache mich auf, und eine halbe
Stunde später führt mich der alte
eibjäger hinein. Der Graf bewill
kommnet mich sehr liebenswürdig und
wir nahmen Platz.
»Ich habe gehört, Herr Major, daß
Sie nicht abgeneigt sein würden, Jhre
s Mußezeit angemessen zu verwerthen.3«
s Allerdings-L Erlaucht, ich suche eine
’ Stellung.«
Nun schwieg der Graf einen Augen
blick und sah etwas verlegen aus.
» »Ich möchte Jhnen eine solche Stel:
; lung anbieten,« sagte-· er dann. »Ich
» bemerke gleich, daß ich jede Forderung
Imaterieller Art sofort bewillige« es
s handelt sich nur darum, einen errn
Ivon absolut zuverlässigem Charakter
zu gewinnen.«
Jch machte eine leise Verbeuguna
und dachtet Was will er nu«r eigent
lich?
»Würden Sie sich entschließen tön
nen, als Erzieher in meinemsHause in
leben?« .
Ra, meine herren, Sie konnen sich
ja den Kampf denken, der in mir vor
ging, aber Sie kennen ja auch den Be
griff »Glänzendes Elend«. Meineg
glänzte schon lange nicht mehr, also
ich sagte Ja. .
Der Graf tlingelte. »Die Korn
tesse möchte lommen«, sagte er zu dem
eintretenden Diener. Wenige Augen
blicke später öffnete sich die Thiir und
ein kleines Mädchen von etwa fiini
Jahren trat an der Hand der Erzie
csstq bypphm IRS-f- est-»Ist sin- spie-o
Verbeugung und blieb dann in der
Nähe der Thüre stehen, während die
Kleine auf ihren Vater zuschritt. Sie
setzte die Fäßchen wie im Tanzsaal
und schien sich der eigenen Sicherheit
schon voll bewußt zu fein. Sie war
aber auch das reine Elfenbein. Licht
blondes Haar und braune Augen,——de«
nen die langen Wimpern einen Aus
druck von Jnnigleit gaben, der dem
Alter der Komtesse nicht entsprach
Sie küßte dem Vater die-Hand und
sah dann abwartend zu ihm impor.
»Nun hast Du gut geschlafen?« sagte
der Graf freundlich.
»Wie nichts!« antwortete sie und
;sah mich mit prüfenden Ausdruck
» an.
’ » »Den Maior von Tietze!« sagte der
Graf, wie vorstellend.
Die Kleine-machte einen graziösen
tlnix.
»Nun, fahr’ ein bißchen spazieren!
Ich wollte Dir nur gutenTag sagen.«
Der Vater streichelte noch einmal
sanft ihr langes, offenes cPaar, wie
der ein Handtuf3, ein Bli auf mich
und mit derselben, ich möchte sagen
tsiihnenmäßigen und doch natürlich
vornehmen Anmuth zog sich die Kom
teß zurück.
»Nun, wie gestillt Ihnen Jhr künf
tiger Zögling?« fragte der Graf.
Jch war starr. Jch hatte an einen
Buben ge"dacht,.den nur ein königlich
preußischer Stabsoffizier bändigen
könne und nun diese kleine Eremg
Also nicht Erziehu, sonder rzieheR
—
rin sollte ich aus meine alten Tage
werden.
»Sie sind erstaunt!« sagte der-Gras
mit einem müden Lächeln. »Aber ichs
will Jhnen die Sache erklären. Jch
riin von der Mutter des Kindes ge
sch;eden.«
Jeht fiel mir mit einem Mal ein.
daß — ich von der Scheidung gelesen
hatte, die Frau des Grafen war eine
hervorragende Schauspielerin, Miene
rin, wenn ich nicht irre.
»Die Mutter hängt sehr an« dem
Kinde und umlauert es fortwährend.
Sie versucht die Dienerschast zu be
stkechen... turz«, seine Stimme klang
gequält und hochmüthig zugleich, »e
iii eine sehr traurige Geschichte. Jch
brauche einen Mann, einen Genue
man, aus drn ich bauen kann. Das
Kind dars die Mutter nicht sprechen,
niemals! Die Gründe erlassen Sie
iuir. Also dars ich hossen, daß Sis:
Ja sagen?«
Jch brauche Ihnen wohl kaum zu
bemerken, meine Herren, daß mir die
Position durchaus nicht »sympathisch
mar. Aber ich habe Ihnen auch schon
angedeutet, daß- ich nicht gerade aus
Rosen ruhte. Also sagte ich Ja.«
Außerdem hatte ich mich in die Kleine
verliebt. Liebe aus den ersten Blick.
Zu thun hatte ich weiter nichts,
als das Dämchen aus ihrer Bronn
nadz zu begleiten. Erzieherin, zwei
handleste Lakeien und ich: dag- war
die B·:deckung. Die Komteß war das
liebenswürdigste, und llügste Kind,
rag- ich je gesehen habe. Von ihrer
Mama sprach sie nie, aber ich hatte
aie bestimmte Empfindung, daß sie
alles wußte, was sie ihrem Alter nach
wissen konnte. "
Eines Morgens gingen wir im
Prater spazieren —- wir waren in
zwischen nach Wien gereist, wo der»
Csraf ein herrliches Palaig besaß. Die
l(Z««,ou·vernante war einer Migräne hal
ber im Wagen geblieben, der langsam
hinter uns herfuhr, die beiden Diener
folgten in respektvoller Entfernung.
Jch hatte die Komteß an der Hand
nnd mit einem Male fühlte ich, wie
diese kleine, warme Hand in der mei
nigen zuckte. Ich wußte sofort, daß
etwas geschehen war und da sah ich
auch schon auf der nächsten Bank eine
Dame sitzen, die da Kind mit ihren
Blicken verzehrte. Es war eine Frau
oon etwa dreißig Jahren, mit jene:
vornehmen Einfachheit gekleidet, die
Das feinste Raffinement ist, und eine
Schönheit allerersten Ranges. Im
Angenblick allerdings war sie todten
klaß und nur die Augen glühten aus
csim fahlen Gesicht heraus. Sie sasz
vorgebeugt, wie zum Sprunge bereit,
und ihre Lippen waren halbgeöffnei.
Und nun gingenowir an ihr vor
bei, nur wenige Schritte von ihr ent
frrni, langsam, ganz langsam. Mir
war es, als wollte dieses Vorbeigehen
gar tein Ende nehmen. Endlich wa
ren wir vorüber, aber die Komtesse
wandte noch zweimal densiops Dann
fah sie plötzlich scheu zu mir auf, ihre
sonst so klaren Kinderaugen standen
in Thriinen, und fliisierie, als wenn
sie Straf: fürchtete und abbitten
wollte: »Ich habe nur gelächelt.«
o Ja, meine Herren, wie Sie schon
sagten, ich habe viel Schreckliches ge
sehen, eine Thräne habe ich nie ver
gossen Als ich aber an diesem Tage
nach Hause kam, da habe ich mich
hingesetzt und geheult wie ein Schloß
bund.«
Bier in Spanien.
. —
Man erwartet in Spanien ebenso
wenig Bierverhältnisse vorzusindem
wie man in Deutschland etwa Stier
gesechte sehen zu können fijr möglich
hielte· Spanien ist bekannt als ein
weinerzengendes Land, auch weiß
man, das-, der Spanier äußerst
mäßig und ein leidenschaftlicher Was
sertrinler ist. Jtn großen ganzen ist
das jri richtig, und was das· Trinken
anbelangt, hält die Mehrheit der Spa
nier es mit dem Pindarischen »das
Beste ist das Wasser«· Nie wird eine
Tasse Kassee oder Schokolade oder ein
Gläschen Litör eingenommen, nie ein
Pastetchen oder sonst eine Süßigkeit
’genossen, ohne daß man gleich daraus
ein Glas Wasser hinunterstiirzte. Der
Spanier, der dies unterlassen würde,
beliime sicher Sodbrennen Jn allen
spanischen Cascss sieht man aus den
Tischen mit taltem Trinlwasser ge
siillte Karoser und Thontriige stehen.
Aus allen spanischen Bahnhöfen wird
von fliegenden Händlern und Händ
lerinnen mit großem Geschrei Agua
Fresca zum Kaufe angeboten, und auch
aus Straßen und Plätzen bildet das
Wasser einen gangbaren Handels-arti
iel, besonders in den heißen Sommer
monaten. Jm Winter wird sogar in
den Theatern Wasser verkauft.
Jeh deliichle keineswegs· die Sitten,
sondern stelle sie nur einfach fest. Sie
verhindern übrigens nicht, das; ein
Theil der Spanier, allerdings nur
Städterewohner, auch tüchtige Bier
trinter sind. Allerdings wußte man
in Madrid noch vor einigen Jahren
sehr wenig vom Biertrinlen. Die we
nigen bestehenden Fabrilen lieferten
einen Stoff, der kaum als Bier ange
sprochen werden konnte und nicht geeig
net war, den Spanier zum Biertrinter
zu machen. Es war ein trüber, gelb
llichetz bitterer Saft. zu dessen »Ge
«nus;« eine gute Basis Heldenmuth ge
hörte. Dieses Getränk nannte der
Madrider »bitteres Bier«, im Gegen-·
satz Hur Limonade, die W »siißes
Bier bezeichnet wurde. ollte der
Madrider.Bier trinken, natüsich nicht«
sweil es ihm mundete, sondern um sich
den Anschein zu geben, im Auslande
gewesen zu sein, so bestellte er beim
zKellner zunächst eine große Saht
fchüssel und einen Kochlöffel. Jn der
Schüssel wurde sodann der Inhalt ei
niger Flaschen Bier und Limonade
nebst gefrorenem Ziironensaft zusam
inengerührt und rnit dem Löffel in die
Gläser gegossen. Jeder Gast begnügte
sich gewöhnlich mit einem Glas.
Jn einigen Küstenstädten war schon
’ früher das Biertrinlen eingerissen. Jn
Sau Sebastian, dem selegantesten
.Modebad der Spanier, hatten Deut
sche mehrere Brauereien und Aus
-schante errichtet, die aber nur den Lo
lallonsum zu decken imstande waren.
Jn Santander und in Gijon gab es
ieinige Fabriten, bete-n Erzeugnisse
jaroße Verbreitung fanden nnd sogar
bis nach Madrid gelangten Jn Bar
celona bestand ein Dutzend großer
sBierhallen nach deutschem Muster, wo
echtes Münchener Bier direkt vom Faß
jverzapft wurde
! Auf einmal schlug auch fiir die
Hauptstadt des Reiches· die Stunde der
Erlösung! Den ersten Ansatz zur
Herstellung besserer Bierverhältnisse
iinachte die einheirnische Brauerei Ma
shou, als diese unter die Leitung eines
stiichtigen deutschen Braumeisters ge
langte. Der Stoff war ein sehr trink
barer, aber man bekam ihn in den
Caf« nur auf Flaschem was einen
echten Biertrinker nicht befriedigen
konnte. Bloß im Deutschen Klub oder
in Privathäusern konnte man das
Mahousche Bier direkt vom Faß be
kommen, wobei kleine -Kohlens·ciure
Druckapparate zur Anwendung kamen.
Vor einigen Jahren ira: nun mir
der Gründung der großartigen Braue
rei El Agnila ein tolossaler Um
schwung ein. Diese Brauerei, mit 3
Millionen Vesetas AnlagekapitaL
führte-die neuesten und vollkommen
sten Verfahren und Apparate ein und
stellte tüchtige deutsche Brauineister
an. Die erzeugten Stoffe, helle und
dunkle, weinige und vollmundige
Biere, waren von erster Güte und san
den von Anfang an großen Anklang,
sowohl bei den Einheimischen wie bei
den hier ansässigen Ausländern »Ver
langt überall« Aguila-Bier!« so stand
in drei Sprachen, Deutsch, Französisch
und Spanisch aus niedlichenRetlanieg
schilden geschrieben, die in allenTram
wagen angeschlagen waren nnd diesem
Anssrnf kam das Publikum mit wah
ter Begeisterung nach Das genannte
Institut etablirte bald daraus auf der
schattigen Plaza de Santa Anci eine
luxuriöse Bier-halte nach deutschem
Muster wo man den schäumenden
Gerstensast frisch vom Faß in echten
deutschen Humpen bekam. Von den
hiesigen Deutschen, Oesterreichern,
Schweizern, Belgiexn nnd sonstigen
kierfreundlichenAnsländern wurde die
Neuernng freudigst begrüßt, und die
erwähnte Bierhalle nebst Hinterstube
wo die Bilder des Deutschen Kaisers,
Molttes, Biginarcks u. s. w. hängen,
war stets bis auf den letzten Platz bi
ietzt.
L n
LJUV thU chl lluc Ucl TUIIUIlg Usl
ungeheuren Entwicklung, die der Bier
tonsum in Madrid erleben sollte. Die
Brauerei Mahnu, durch den Erfolg
von El Aguila angestachelt, legte sich
nunmehr in- Zeug Jbr Leiter führte
seinerseits nun auch neueste Methoden
ein nnd brachte noch besseres Bier her
vor als El Aquila, einen geradezu ta
dellosen Stoff, der in Geschmack,
Farbe und Klarheit den besten Mün
chener Erzeuqnissen kaum nachsteht
und von frisch angekommencn Deut
schen oft mit ihnen verwechselt wird
Das Mahori-Bier wird speziell in dem
ebenfalls aus der Plaza de Santa Ana
gelegenen Bierrestaurant »Zum Kro
todil« verschänkt. Der Leiter dieses
Etablisseriientg, ein srenndlicher
Schloeizer, kennt sein Metier ans dem
ff. und weiß nicht nur das Bier, son
oern auch seine Gäste zu behandeln.
Das Krokodil ist das Stnmmlolal al
ter in Madrid lebenden bierliebenden
Anständen Das «en1iithliche Lokal.
dessen Wände mit gllustrationen des
Geibelschen Liedes »Ein lustiger Mu
sikant« geschmückt sind, ist stets bis
ans den letzten Platz gefüllt. Da gibt
es eine Ecke siir die Deutschen, eine
andere siir die Svanier u. s. w. Dran
ßen unter den Bäumen der Anlage,
wo meist eine Kapelle noncklindenklltw
sikanten spielt, sitzt es- sich ebenfalls
prächtig Es kommt kaum ein Aus
liinder nach Madrid, der nicht dem
Krolodil einen Besuch abstattete.
Nach und nach ist die ganze Plazn
keSanta Ana zu einem riesigen Bier
ansschanklokal geworden Neben dem
Theatro Esvanol befindet sich die Ter
verne Alvnrez, wo Mahou-Bier ver
zapft wird, allerdings nicht so kunst
gerecht wie im Krokodil und gegen
iiber der Aguila-Bierhalle hat sich der
Caffs Moderno, wo Aguila-Bier zum
Aus-schaut kommt, gegründet. Der
hnumbeschattete Platz, in dessen Mit
telpuntt sich die Statue von Cnlderon
de la Barca erhebt, hat sich in due
große Gartenwirthfchaft verwandelt,
in der friedlich nebeneinander die vier
genannten Institute unversiegbare
Ströme Bier laufen lassen und die
lechzenden Kehlen der Madrider laben.
Bierlolale find übrigens in vielen
Straßen, in der Calle de Alcalfn Calle
del Princive, Cnlle del Carmen, Car
rera San Jerbnima an allen Enden
»der Stadt wie Pilze aus dem Boden
hervorgeschossen. Die Einheimischen
haben dem deutschen Trank Geschmack
abgewonnen und trinken heute mit den
Ausländern um die Wette. .
«
, Anssetöfte steter-darinnen «
Zu den aussterbenden Thpen westli
der sogenannte Blaniet-Jndianer der
Reservationen, wie er sich seht noch
mitunter aus Schaustellungen mit be
maltem Gesicht, im ledernenAnzug und
feütlichteit zeigt. Jn dreißig Jahren
wird man ihn vergebens suchen, höch
stens noch auf der Bühne finden, die
bisher nur verhältnißmäßig wenig
Verwendung sür ihn gehabt hat. Ein
neuer Fennimore Cooper wird andere
Originale suchen müssen. Die Bun
desregierung ist entschlossen, die Seß- s
tzaftmachung des rothen Mannes, wie
sie mit der Dawes-Bill begonnen wur
de, systematisch durchzuführen, bis der
im Kommunismus groß gewordene
Jndianer sich als brauchbaresMitglied
der ihn umgebenden Zivilisation einge
reiht hat. Ob er sich dann rein in der
Rasse erhält oder sein Blut mit dem
anderer verwischen wird. um nach und
nach in der Gesammiheit ganz zu ver
schwinden, ist ein anderes Problem.
szie Regierung beschäftigt sich zur Zeit
nicht damit, ihr ist es darum zu thun
die ehemaligen Mündel der Nation und
deren Kinder zu Staatsbürgern zu
machen, die ihren Lebensunterhalt
ebenso erwerben müssen wie jeder an
dere. Die Verpflegung und Bevormun
dung der Stämme aus Bundesmitteln,
für die aus dem Erlös der Verkauften
Ländereien Ersatz kommt, soll aufhö
ren, jeder Einzelne auf sich selbst ge
stellt sein, wozu ihm allerdings eine
guteStütze mit seinem Antheil an dem
bisherigen Stammesvermögen gegeben
wird.
« . Eis«
—,
eben amerikanischen Lebens gehört auch
dem buntfarbigen Blauket der Oef- ·
Die Reservationen werden demge
mäß nach und nach aufgelöst Die «
Maßregel mag fiir den von Natur zum
bequemen Leben neigenden Jndianer
hart erscheinen thatsächlich soll sie zu
seinem besten dienen, soll die Fähigkei
ten, die in ihm stecken, wecken, fiir die
Gesammtheit verwendbar machen und z
ihm eine soziale Stellung geben, die er
in der abhängigen Stammgemeinschaft
nie erreichen kann. Der Borsteher.des I
Jndianer-Bureaus, Herr Francis E. «
Leupp, hat seit einem Vierteljahrhnn
dert das Jndianerproblem griindlich "
studirt und sieht als Freund der Rasse
den besten Weg zu ihrer Wohlfahrt in
der gegenwärtigen Politik.
Der angestrebte Zweck wird in -
zweierleiWeise zu erreichen versucht.
Mit dem Aufhören der Reseroationen
wird dem weißen Anstedler das bisher
ausschließlich dem Jndianer gehörende «
Gebiet erschlossen. Den Stamme-Zun
gehörigen sind ihre individuellen
Wohnsitze, je nach ihrer Wahl, ange
wiesen. Und zwischen denselben findet
der Ansiedler seinen Platz. Ein Theil
der Jndianer aber, der zur Farmerei
keine Neigung hat, mag die bisherige·
Heimath verlassen undseinen Lebens
unterhalt auf andere Weise zu verdie
nn suchen. Da er arbeiten kann, wenn
er will, wird er, auf sich selbst ange
wiesen, auch arbeiten müssen. So
lommt er mit den Weißen in stetige
Berührung und lernt durch Beobach
tung und Erfahrung. Mit den beiden
Methoden wird dasselbe Resultat er
zielt. Aus sich selbst heraus hat der
Jndianer keine Neigung zum Lernen.
Wenn man ihm direkt Gelegenheit da
zu bietet, will er nicht. Er lehnt es
rundweg ab. Er mag seinGehirn nicht
anstrengen, obschon er durchaus nicht
dumm ist. So muß man in anderer
Weise erzieherisch auf ihn einwirken,
und das geschieht durch die häufigeBe
riihrung mit den Weißen. Der india
nische Farmer muß unwillkürlich von
seinem weißen Nachbar lernen, nicht
nur scinellliethoden nachahmen, sondern
auch seine Lebensformen annehmen,
und ähnlich ergeht es dem Jndianer,
der als Arbeiter sein Brot verdient.
Allmählich muß seine Eigenart in der
seiner Umgebung aufgehen. Und da
mit ist das Ziel erreicht.· Kommissär
Leupp ist der Ansicht, das-; es noch drei
ßig Jahre in Anspruch nehmen wird,
bis das Programm vollkommen durch-«
geführt ist. Aber danach wird es keine
Jndianerfrage, wie sie die gegenwär
tigeGeneration noch gekannt hat, mehr
geben. (Milw. Herold)
Jn No. 183 beschreibt das Westfä
lische Volksblatt den Verbandstag
rl;:(inisch - westfälischer Stenographen.
»Mit dem Verbandstage,« heißt es in
dem Bericht, »war eine Ausstellung
sieccgraphischer Arbeiten und Schrei-.
maschinen verbunden.« Es müßte po
lizeilich verboten werden, daß in un
serem ohnehin schon viel zu geräusch-««
vollen Zeitalter Maschinen konstruiert
werden, die keinen anderen Zweck ha
ben, als Lärm zu machen.
si- « si- si
Die fünf mittelamerilanischen Re- '
pribliken schlossen einen Friedens-: und
Freundschaftsbund. Hoffentlich ist
der Vertrag etwas mehr wert, als das "
Papier, auf dem er geschrieben steht.
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All das Gerede über Verkauf der «
Philivpinen hat gar keinen Wert. Wer
will·sie denn laufen?
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Wenn die Japaner bei den Asiaten-«
-- »H.
Krawallen in ben Ber. Staaten aus .
der Haut fahren, so fahren siebet de
nen in Vancouver wieder hinein.
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Man erwartet ruhiger-e Zeit fitr
Wallstreet. Den Lämmern muß wie-s «
der Wolle wachsen, ehe sie von neuern
geschoren werden können.
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