Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 04, 1907, Sweiter Theil., Image 8

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    » - Were-te von Otto
Dörsla5.
M erste Zepter-thesi Jägerherz,
du nicht sreudiger? Der erste
it der fernen heimath? —- Wie
» , da die hunde, wie knallen die
. , Ie! -—- Glüctliche Zeit, wo bist
Lust —- Borbei —- vorbei.«
; »Diese nnd ähnliche Gedanken moch
UI wohl Leutnant Müllers Sinn
durchziehen, als er sich an einem wun
Mben ersten Septembertage an
Æiickth seinen Meßtisch mißmuthig
Mzustellem um das Gelände bei Fort ;
B. auszunehmen
Es Ja, der erste September hatte für:
Fig den Ofsizier seine Zaubertraft ver
loren, er hatte sie unwiederbringlich.
seit jenem Unglückstage verloren, da;
die Allerhiichste Kabinetsordre ihn i
inan an die franzsische Grenze ge-;
« ickt hatte. Wozu auch dort einenk
Oasdansang ——— dort in Metz, wo esi
·.: dank der ehemaligen französischen
« cgdsreiheit längst nichts mehr zu
en gab.
ie ersten Jahre war Müller wohl
- M rnit als Weidmann Unausgesp
kerh bald aber war er dieses vergeb
tchen Hernmlausens müde geworden,
HELM- höchftens von Zeit zu Zeit eine
armselige Wachtel zur Strecke lieserte.’
III-d dann verseindeten sich noch um
die Ehre derErlegung gewöhnlich zehn
ik Exiden bis auf den Tod.
« »o hatte denn auch der diesjährige
erße September es nicht vermocht.
dein Leutnant das Gewehr in die
nd zusdriickem jeder Mensch fügt
schließlich in sein Schicksal.
«Des Dienstes immer gleichgestellte
Uly« ist eine gute Arznei gegen über
xlqvfxfcge Gedanken, und auch Müller
e, nachdem der Meßtisch gehörig
Iationirt war und die Cigarre ge
ariithlich brannte, seine gute Laune
wieder erlangt
k- , ,·.»
« ? Ost xym la g Ver gwhc Spezies
z plat. rechts begrenzt von dem nahen
«sParte des berühmten Frescati, an
welchen sich das Waldchen von Orly
«"«»-«,;2;;nuschlo·ß, dehnte er sich in seiner gan
Hsen weiten Oede vor den Blicken aus
13 bis zu jenen blauen Höhen, deren
- nseitiger Abhang bereits detn Rau
j. chen der Trilolpre gehorcht
,;« Weit nnd breit war keine mensch
-": Fläche Seele zu sehen, nur am Rande
Han Freseati beschäftigte sich ein Sol
ssdat mit Gartnerarbeit sonst aber
Zlagerte tiefer Hebstfriede über der
ZLandschafz und in langen Faden
.« Espnnn sich der Altweibersomrner durch
Fdie klare Luft des herrlichen Mor
- IM
«« ; Ja es war das reine Jagdwetter.
; »Seht-we urn den schönen Tag,« dach
Fsh RMller und wollte eben mit Zeich
Even beginnen, als seine Aufmerksam
« Hskeit auf den Gärtner gelenkt wurde.
« IM: sah denselben plötzlich unter
lautern hallo längs des Parlrandes
.lausen, ihn in en nach französi
eber Sitte den Landsitz umgebean
Graben hinnbspringen und — in dem-,
sellsen Moment durchzitterte ein lau
ter Ansicht-ei die tiefe Stille.
Erschrocken wollte der Leutnant
dein anscheinend Berunglückten zu
hölfe eilen, doch da tauchte in dem
nämlichen Augenblick an der Stelle,
wo dee Soldat in den Graben ge
Biengen die wuthfchnaubende Ge
lt eines Wildschweins auf.
Die Sau war augenscheinlich ge
eizt, wenigstens bewiesen dies der
«mnende Rachen und die Art und
«- - ise, wie sie das Erdreich aufwüblte
W mächtige Rasensliicke umherschlen
e.
Mnller wußte aus find-ten Erfah
ungen nur zu genau, daß mit einem
Er stand dem Schneck n auf ca.
O Schritt gegenüber. Dieses suchte
ngenscheinlich nach einem geeigneten
ensiand, um feine Wuth auslassen
kedaher der Ojfzier aus eine dicht
nihm stehende Linde. Doch diese
wegnng ward sein Bereäthet; der
E Sämmtztvck hatte ihn bemerkt. Ein
; Miheudes Aufschnauben — ein ra
f 2fendee Anlauf, und— in Ermange
I M des in den Zweigen gesicherten
E rzierö flogen Meßtisch und Knop
F gegoli n hohem Bogen durch die Lust. ;
; Nach dieser Kraftprobe schien sich;
As Schwein zu beruhigen Es ver-s
ichtete nur noch gewissenhaft den
siedet zur Erde gefallen-en Meßtisch,
dllie dann aber gemüthlich in der
» Schweig nach dem Wäldchen von
II ly ah.
Mit» gemischten Empfindungen fah
" Leutnant der enteilenden Sau
'--Da lag nun die Arbeit von4
s- · vernichtet da —- vernichtet
.. ein WildschweinL So etwas
auch nue ihm passieen Wohl
Ins-treiben hatteee um Mc mit
« nie war ihm ein S akz
MM Mr gekommen ja enan
- » .- bereit-, daß, so oft Muller
- «agd betheiligt war, die
sie weggefegt wären, und nun
III eine «aanelnnen«, während
» nen Meßtisch stand; mußte
der lächerlichen Rolle aus den
« verdammen — Nur gut,
s ihre niemand gesehen, denn
drei Teufels Namen, was
ist den-e da auf dem Baums«
ei Plöjlich hinter ihm.
n blies-te Müllers nach hin
wies werde . ?—Re
hielt der kornencndix
-« änehft feiner Stiel-J
W
andere-sank Da des Leutnantt Ruf
mertiarntett gas« aus das Schwein
.gertchtet gewesen war. hatte er den
lherangalppdirenden General nicht de
mertt. Doch nun toar jener da und
entdeckte ihn hoch in den Zweigen.
s »Entschuldi en Excellenz. ich ward
zoon einem der angenommen und
» knu te. rettriren!«
e. Excellenz brach in lautes La
chen aus.
»Als-hätte nie gedacht, daßSie so
gut klettern tönnten (LeutnantMiiller
brauchte sich gerade nicht über Mager
teit zu beschweren) —- aber wo ist
denn Jhr tapferer Befreger?«
»Aus dem Abmarsch nach dem
Wäldchen von Oer; man kann das
Schwein von hier oben aus noch
sehen,« lautete die schon muthiger
tlingende Antwort.
»Na — dann toill ich Jhr Rächer
sein, Herr Kamerad! Ordonnanz sol
gen!« und lachend slogen die beiden in
fausender Karriere der Sau nach.
Warum lachte Leutnant Müller»
plötzlich so laut auf? s
Nun, ich glaube, wir hätten alles
recht herztich mitgelacht, wäre es uns;
mit Müller vergönnt gewesen, einen
Blick auf den Exerzierplatz zu werfen,
denn dort sauste Se.Egellenz daher
aus führungölosern Pser , und hinter
ihn- drein, im Gebrause der Winds
braut, gleich einer Furie—— die Sau,
während in weiter Ferne eine Staub
tkolte die Richtung der sliichtenden
Stabsordinnanz derrieth.
Wie war das alles gekommen? —
Nun, höchst einfach.
Nach wenigen Setunden Galoppi
renö war der General der Sau ansich
tig geworden. Diese trottete, wie ge
sagt, gemijchlich auf das Wäldchen von
ery zu; sollte die rasch proponirte
Vetzjagd ersolgreich sein, so mußte das s
Schwein von dem Gehölz abgeschnit-(
ten werden. Zu diesem Behufe ließi
Excellerrz die Ordonnanz hatten, nat-!
ihr rasch einige Verhaltungsmaßregeln s
und sprengte dann selbst aus seinem?
besseren Pferde irn weitenOBogen urnJ
das Schwein herunt, in der Absicht«
sich zwischen dieses und dessen Zu-?
iluchtsort zu drängen. .
Dieser Plan war auch beinahe schon
gelungen, als der Schwarzrock des
Reiters ansichtig wurde. Die Sau
hatte sich aber anscheinend an diesem
Morgen schon genügend mit dem
dummen Menschen herumgeiirgert
und zog es daher vor, um ein noch
maliges Rencontre zu vermeiden, lie
ber seitwärts abzubiegen. Dieses Aus
brechen zu verhüten war Sache ders
Ordonnanz. Der Soldat sprengte
demgemäß auf das Schwein los, al
lein das Schwein hatte durchaus nicht »
den nöthigen Respekt vor einer Excel- s
lenz und seiner Ordonnanz, auch?
schien es mit der ihm zugedachten!
Rolle in der Hetzjagd nicht einverstan
den zu sein —- iurz —- anstatt vor»
dem Reiter Fersengeld zu geben, hielt
es einen Moment gleichsam überlegend I
stille, dann stürzte es sich wuthschnan
bend aus den zu Tode erschrockenen
Soldaten.
Doch fiir einen Angriff des Ebers
hatte Execllenz in seiner lurzen Jn
ftruliion der Stabsordonnanz gar
teine Verhaltungsmaßregeln gegeben;
es toar nur von »Verfolgen« dieRede
———und da lam Möglich dieses verfl...
Schwein, wie vom Teufel besessen,
daher gestürmt. Nun, Noth macht er
finderisch. Auch in diesem Falle
wissigte sie den sonst etwas beschränk
ten Kopf der Stabsordonnanz.
Schnell reißt die Ordonnanz den
Gaul herum, und—«hast du, was
kannst du,« geht es feldein —hinter
her der Eber. -—- «
Die sliichtende Røsinante hatte sich
während ihrer langen Dienstzeit als
rruppenfrommes Pferd recht hübsche
steife Knochen angeschafft, auch schien
der Schrecken der alten Möhre ganz
gehörig in die Glieder gefahren zu
sein« — kurz, der Abstand zwischen
Verfolgten und Versalger ward klei
ner und kleiner, und schon trat der
fliichtenden Stahsordonnanz der
Dingstschioerß in hellen Tropfen auf
die Stirn, als ihm in der Gestalt
seines hohen Chefs und Gebieters
hiilse ward
Exrellenz hatten erst, als die Or
donnanz von dem Schwein angenom
men worden war, bewundernd die
sschneidiae Sau angestaunt, bald aber
bemerkt, daß die Lage seines Bedien
ten kritischer und kritischer wurde.
Nur noch wenige Meter hatte die Or
donnanz Vorsprung, als der General
feinen Degen herauöriß und mit
lautern Zuruf auf den Eber las
fprengte. Allein dieser ließ sich durch
bloßes Schreien von seinem einmal
kaewählten Opfer nicht abbringen,unv
»ersi ein flacher Klingenhieb veran
laßte das wüihende Gethier zum An
halien. Doch in demselben Moment
stürzte es mi: skifeischnelle auf sei
nen neuen Wider acher los. Dieser
hatte indessen in kluger Vorauifichl
beim Odb das Pferd herumgewotfem
nnd pfeilschnell trug das edle Roß
gingen deren aus der gefährlichen
a .
Nun verschnaufte sich die Sau,
dann aber nahm sie den unterbroche
nen Weg nach dem Wäldchen von
Orly wieder auf und trotlete gemilthi
lich ab. ·Der General war nun wie
der in die Nähe Müllers gelangt und
Welt tief aufathmend sein Streitroß
an. In den Zerreigen der bewußten
Farbe sasz noch immer Leulnant Mül
er.
«Tenfelzbraten!« meinte Exeellenz
»Hu dem da oben.
« »Noch nie dagewesen«, flötete MA
lee gilt emäenr Gesicht zurück.
I Joa- sen das nieh risse-n —
lMich zu beten! — Sean .. das
lBeest nochi«
, »Ja, Exeellenz, ebe- verschwindet
es im Wäldchen von Oran
»Nun dann steigen Sie mal zu
nächst von Ihrem Olymp herab, daß
Ewir berathen, auf welche Weise wir
Revanche nehmen lönntenk
s Leutnant Müller deei lte sich, diesem
Befehl nachzukommen, und d:e beiden
hatten den Kriegsrath laum beendet,
als sich auch die leuchende Stab-or
donnanz wieder einfand nnd sich mit
derbissenem Grinsen «zur Stelle«
meldete.
»Nun schnell ans Wert, Herr Leut
nant. Duk· —- wandte sich dann Ex
cellenz an die Ordonnanz, —,«steigsi
auf »en Baum und beobachtest das
Wäldchen von Orer ob nicht etwa das
Schwein wieder zum Vorschein
lornmt.«
Die Ordonnanz band ihr Pferd an
dieLinde und kletterte aus das »Ob
servatorium«, der Leutnant eilte ins
Fort Hier verständigte er sich rasch
mit dem Foriältesten und erschien nach
Verlan seiner Viertelstunde wieder
ans der Bildsliiche. Hinter ihm her
zogen die 3 Kompagnien Besatzung
des Wertes mit ausge geglanztem Sei
tengewehr, aber ohne ck —-- ;
Währenddessen war Exeellenz nach
kkresati geritten und sand dort auch
in dem Graben die winselnde Uni
gliicksgestalt des Gärtner- Soldaten.
Was fehlt Dir denn, mein Sohn-H
meinte der General mitleidig zu dem·
stöhnenden Soldaten.
»Ach, Excellenz — das Schweinerl
—- das Schminerl!« l
»Nun, was hat Dir denn dass
»Schweinerl« geil-aus« I
—L.!4-A- LI
Heu-« Cziturug— iu; indem-a Hier
—ich bin als Gärtner tommandiri——
da lani plötzlich das Schweinerl —
wollte über den Graben springen —
rurzelte hinein -— ich wollte es nun
festhalten, und da..." stumm wies
der Aermste aus sein rechtes Bein —
eine tiefe, llassende Wunde zog sich
längs des ganzen Oderschentels hin.
Die Sau hatte ihm den Unterschied
zwischen Schwarzwild und den heimi
schen «Schweinerln« llar gemacht.
»Teufelsbraten,« brummte Excel
lenz; dann suhr er laut fort:
»Na, na, tröste Dich nur; das heilt
schon wieder. Werde »für Dich Sorge
tragen-—- hier hast Du etwas Schmer
zerisgeld,« und in der That erwies
sich der blante Thaler auch ais gute
Arznei: wenigstens hörte das Stöh
nen aus.
Dann wandte sich der General wie
der zur Linde zuriick. gab dort ein
paar Leuten den Befehl, sich des Ver
wundeten anzunehmen, vernahm von
der Ordonnanz, daß die Sau noch im
Wöldchen sei, und setzte den Heeres
zug gegen dasselbe in Bewegung
Das Gehölz bestand nur aus weni
gen, mit Gesträuch durchsetztenBaumi
stötnmen, und der augebvtenenStreits
macht war es daher leicht, das Ge
biisch dicht zu umstellen.
Nachdem dies geschehen, ließen sich
die Soldaten nach der gegebenen Jn
struition aufs Knie nieder und war
teten mit vorgehaltenen Bajonetten
des Weite-en.
Excellenz überzeugte sich zuniichst
von der richtigen Ausführung seiner
Anordnu n und gab dann dassei
chen: » tung!« — Fester greifen
die Fäuste in den Aalbenhals —- mit
hallo dringen die ais Teeiber ausge
wähiten Unterossiziere in das Ge
strüpp ein« und im selben Augenblick
erscheint auch das verdutzte Gesicht
der Sau zwischen den Zweigen·
Sollte sie denn heute gar keine Ruhe
vor dieser Menschenbrut haben?
Schnaubend wirst sich die Sau aus
den ihr zunächst knieen-den Soldaten,
doch da war ihr lehtei Stündchen ge- (
tommen. — Unbeweiglich starrt die
Bajonettspitze ihr entgegen, sie braust
heran und —- ties dringt das Eisen
in ihre zottige Brust
Noch mehrere Meter taunielt das
Schwein, dai Gewehr mit sich fort
schleisend, weiter, dann bricht es un
ter den von allen Seiten eindringen
den Bajonetten zusammen —- Es
Zatßte seinen Frevel mit dein Tode ge
u t.
Im Triumphgeprange ziehen die
glücklichen Jäger mit ihrer Beute ins
Fort zurück, und mehrere Faß «von
Excellenz gespendeten Bieres beschlie
ßen den Jagdzucr
Auch der verunglückie Gärtner
Soldat erholte sieh langsam von sei
nen Verlesungem Ja, fiir ihn sollte
die »Sauhat« die Grundlage seines
späteren Glückes sein« denn nur ihr
hatte er es zu danken, daß Excellenz
aus ihn aufmerksam wurde und ihm
nach dern Scheiben aus dem Heere
eine sehr gute Anstellung auf einem
seiner Güter are-wies.
sie-e Gans-schm.
Ein Dichterling fragt in einem
Freundestreise, der ihn nicht gerade
sehr ernst nimmt. oh man dereinst
wohl auch an dern hause« wo er ge
wohnt, eine dies vertündende Tafel
anhringen werde. »Sicher!« behauptet
einer aus der Runde, »sobald Du ge
storben bist, wird an dem Hause, drin
Du gewohnt, eine Tafel Prangen.«
»Ach, wirklich?« fragt erfreut der
junge Dichtersrnanm und forscht dann
weiter: »Was wird auf der Tafel
wohl draus flehen?« "
Er erhielt die erniichternde Ant
wort; »Aus der Tafel wird man die
Werte lesen: Hier ist ein Zimmer zu
permiethm«
Der Brief, der ihn nie erreichte.
Ealisornische Erzählung von R u s u I
Einsam stand das tleine roh ge
zimrnerte diiuschen an dem terasseni
silrmig absteigende-i Rande der Hügel,
nahe genug dein Thale, um an der
Milde des in diesem herrschenden
Klimas zu partizipiren. aber ganz
allein aus einem von der Kultur der
Ansievler noch nicht berührten Plas.
der es ahnen lie , daß weiter in den
Hügeln noch w ldere und einsamere
Plätze sein mu ten. Ein schmaler
Streifen wohlgep legter Gartend zog
sich hinab bis zu dem lußuser, wo
das Wasser ruhig dahin laß, während
es weiter unten iiber Felsen rauschte
und in der Regenzeit tosend genug
war, während der trocknen Zeit aber
war nur wenig Wasser dort. Das
Häuschen hatte drei Fenster-. Eines
ging nach dem Thale hinaus, mit sei
nen Wiesen und grünen Bäumen;
das zweite nach dern Schuppen, in
idem einige Thiere gehilten wurden;
Evas dritte nach dem Garten. Aus
dem zweiten Fenster konnte man um
die Ecke des Stalles herum ein Stück
»von der Straße sehen die sich den
’ Hügel hinabgog
Jn dieser Cottage saß eine alte
Frau aus dern landesüblichen Schau
telstuhl und wie te sich nervöö hin
und her, indem e ihre Füße gegen
den Herd hielt, aus dem aber kein
Feuer brannte, sondern nur ein
häuslein erlalteter Asche lag. Jhr
weißes Haar fiel in sanften, seiden
artigen Wellen iiber ihre Stirn herab
und sie schob es ost mit der band zu
rück, ohne es aber dabei sesi anzu
dxiickem Jhr Gesicht zeigte eine Ner
rositiit, welche nicht recht erkennen
ließ ob die Frau nur ärgerlich war.
oder ob sie ein Hypochonder, oder
vielleicht gar irrsinnig war. Jn die
iem selben Häuschen saß fee nun seit
Jahren und sie verzehrte ihre ganze
Lebenskraft damit, sich selber zu be
jcmmern und zu bedauern —- sich sel
ber und manchmal auch einen Ande
ren. Der Fußboden des Zimmers
war mit einem grobe-, von ihr selbst
gefertigten Teppich belegt, und es
herrschte Todtenstille im Gemach nur
die Uhr ließ ihr eintdniges Tick Tael
hören, das ihr aber wie eine Glocke
oder wie Trommelschlag in der
schrecklichen Stille erklang. Ein
mal hörte sie aus« sich zu wiegen. und
sie hob die band gegen die Uhr und
schrie sie beinahe an: »Sei doch still,
sei still, mache nicht solches Getöse·
Wer iann denn dabei einen Wagen
lösen, oder einen Husschlag aus der
Straße»
Da kam ein leichter.Wagen, von ei
nem einzigen Pferde gezogen, die ge
wundene Straße herauf und hielt vor
kem kleinen Schuppen. Frau Paton
horchte aus, sie hatte das Rollen der
Räder gehört und fest sagte derMann
aus dem Wagen mit freundlicher
Stimme: »Da wären wir sa, Kik«
Sie sprang aus vom Stuhle. —
Alles was sie«,that, geschah schnell, sie
gehörte zu den Menschen, die nichts
langsam thun tönnen, io lange sie sich
zu rühren vermögen. Sie gin hinaus
und den Pfad nach dem Schuppen
hinab, mit schnellen Schritten, und
dobei fing sie an, hnsterisch zu wei
nen. So stand fie vor dem jungen
Manne, der noch nicht vom Wagen
herabgestiegen war, ein breitschultetis
per Bursche mit ftartein, gutem Ge
sichte, mit Fröhlichteit und Ernst, die
in seinen Zii en gemischt waren.
»Was ift ir, Mutter?« fragte er
sie, indem ee sie rnii dein Ausdruck
unendlicher Zärtlichkeit anblickte.
»O, Andre-v — du bist so lange
sortgebtieben, fo lange, so lange.
Hier war Alles fo fchrecktich still, vorn
Himmel bis zur Erde hinab —- ickk
dachte, ich müßte darüber oerriickt
werden. Nur die alte Uhr mit ihren
Messingrädern war lebendig, und das
n·«.«achte »die allgemeine Stille noch
kfurchterlichen O, ich habe mich so
zdanach geiehnt, eine menschlicheStims
I me zu hören —- warutn mußt du auch
unnzr so tange ausbleibenf
,,«Uu must ta, Anmer, im gehe nur
zum Martte und tomme dann zurück.
Aber der Weg ist weit, viele Meilen
Zeug, und Ki ist nicht mehr jung.«
Er sprach, wie man zu einem klei
nen Kinde spricht, freundlich, besänf
irgend. Er wußte ja schon vorher,
daß er einen solchen stürmifchen Em
pfang haben werde, gleichviel ob er
siiit oder früh heimtehrte. Er war
fei« langer Zeit daran gewöhnt, und
es nahm es ali- Nothtvendig eit mit
endloser Geduld hin.
»Und ich riere bis auf die Kno
tl·en. Die ahlen sind schon lange
keiglimmt«, jammerte Frau Paten.
,Ei ist hart, In meinem Alter so al
leir zu fein. zu frieren. .
»Da hast du wohl wieder vergel
sen Kohlen aufzulegen.«
»Ja, wie tann man ansAlleJ den
ten, an lauter solche Kleinigteiten,
wenn der Sohn fort ist nnd vielleicht
nie wieder kommt? Miles hat mir so
oft gesagt, daß da unten im Darf
schöne Frauenzimmer sind, nnd ich
fürchte dieselben. Jch binja nur deine
erst-Mutter. Sie aber sind jung und
'aben glänzende Augen und purpurne
ippen voll warmen Lebens. Es wird
ein Tag kommen, da wirft du tätige
her nnd nicht mehr zurückkam-nen-—
und ich werde dann allein sterben
recka Und das ist, was mir Angst
M .
»Sei doch guten Muthes, liebe
Mutter. Jch lümmere mich ja nur um
dich in der ganzen Welt — ich habe
keine Zeit, nach den jungen und hüb
schen Mädchen zu schauen-. Aber iest
til Ki hungrig und durstig, doch er
muß noch warten. bis ich dir das
Feuer auf dem derbe in Gang ge
bracht dabe.«
»Nein, zuerst im Ofen, mein An
drew,« sa te dieMutter, die nun wie
der in be erer Stimmung war, »ich
will den Tbee machen und den Tisch
decken, undAlles soll fertig sein, wenn
du wieder bereinlommst.«
..Dasist ein gutes Wort fiir einen
bungrigen Mann,« sagte der Sohn.
Und er hob den Korb vom Wagen und
irugihn ins Haus, wo er ihn auf Un
Fr.sboden stellte. »Sieh dir Alles an,«
sagten-, »aber ich konnte das Garn
nifchtio bekommen, wie dues wünsch
te :."
Als sie den Deckel aufhob, bewegte
lich darin etwas Lebendiges, und
piepie mit schriller, hungriger
Stimme.
»Es ist eln junger Vogel,« sagte
der Sohn. »Ich habe ihn einem ha
bicht adgejagt, aber er war schon so
zugerichtet, daß er nicht mehr fliegen
tonnte.«
»Mußt du mir denn immer solche
häßliche, garstige Dinge mitbringen?
Du weißt doch, daß ich das Zeug hasie
——-d·öre nur, wie er schreit! O. wie
lkiißlich ist der Ton. das klingt ja wie
der Wind, wenn er in der Nacht um
das Grab deines Vaters heult. An
drew, du scheinst doch nie meine Ge
fühle du quälft mich —- du zwingst
mich immer dazu, Sachen zu sehen
und Töne zu hören, die mich peini
gen. Du bist grausam, grausam!
Du wirft rnich sicher einmal verlassen,
du, der du nie meine Schmerzen und
meinWodl beachtest!«
»Aber muß ich oenn nicht Jedem
helfen, der hillos ist —- und bist du
nicht selbst auch eine Solche?«
«» ch habe viel ertragen,'· jammerte
die rau, aber noch nie vorher habe
ich meine Abhängigkeit mehr gefühlt,
als fest, roo du mich so unzart da
ran erinnerst. Wenn du edler wöresi,
würdest du es mich vergessen lassen
sQ, daß ich doch sterben könnte, daß
lich meine alten nutzlosen Hände dir
Haus dem Wege schaffen könnte daß
ich meinen Mund siir immer schließen
könnte. der doch nur ein unniiher
erodesser ist! Ja, ich weiß sa, daß
wir nur siir Ztveie Brod haben, und
so lange ich esse, tannst du...«
; »Vergib«mir meine Ungeschiatheit,
iMutter,« siel ihr der Sohn in die
Rede, »ich wollte dich ja nicht tränken.
Ich wollteia nur sagen, dasz du zwei
Otiihen hast; meine Liebe ist die eine,
aber selbst wenn diese versagen sollte,
dann würdeia die zweite noch bleiben,
das Mitleid, welches ichsa mit jedem
hilflosen habe Ader jetzt brennt das
fyeuer u,t und Ki wird ungeduldig
iein. Zch will ihn versorgen. «
Andrew Paton war in solche Sze
nen und Worte schon gewöhnt, er
wußte nur zu wohl, daß seine Mutter
immer in Angst vor Etwas war, das
ihre eigene Einbildung schuf. Die
sAngst daß er sie verlassen tönnte, war
snur die Konzentration aller ihrer an
sderen eingebildeten Sorgen. Von Ju
gend aus hatte sie immer Angst vor
irgend etwas Schrecklichem geschwebt,
das sich ereignen könnte. Und als die
iNoth des Lebens gekommen war da
Iwar sie zusammengebrochen sie hatte
sich nicht mehr dazu ausrassen können,
derselben muthig ins Gesicht zu
schauen- Jhr Mann war gestorben,
und sie konzentrirte alle ihre Liede aus
ihr Kind, als aus die einzige hossi
nung siir die Zutunsi, die ihr geblie
ben war. Daß sie dabei immer nur
an sich selbst dachte, dasz sie vollkom
men egoistisch war, wurde ihr nie tlat.
EEI war eine sonderbare Erziehung,
die der Knabe erhalten hatte, gemischt
aus Liebe und Eifersucht und als
derselbe zum Mann geworden war, da
wurde es zur sixen Jdee bei ihr, daß
er sie eines Tages verlassen werde. Sie
hatte sa alles Andere im Leben verlo
ren, so werde sie auch den Sohn noch
verlieren, das wurde ihr zur Gewiß
heit. Und sie hatte nicht Selbstbe
herrschung genug« dem Sohn diese Ge
danken zu verbergen, sie plagte ihn
unablässig mit ihrer Eisersucht.
Andrew war unterdessen hinausge
gangen und hatte das Pferd versorgt.
M hatte eine gute Erziehung genossen,
er stand noch ruhig da, wie ihn sein
here verlassen hatte, aber als er nun
endlich abgeschirrt wurde, da vergaß
er ganz die Würde, die er seinem Alter
schuldig war, und machte ein paar
Freudens»priinge, als oh er ein Fällen
wäre, und eilte nach dem Wasser hin
ab. —- Andretv solgte ihm sinnend.
»Ob wohl alle Frauen so sind, wie
meine Mutter?« dachie er still bei sich
und die alte Frau that ihm so leid.
Sie machte ihm das Leben sehr schwer,
aber er liebte sie dennoch und hatte sich
nicht verbittern lassen.
. Jn diesem Augenblick hörte er, wie
Ki sonderbar wieherte, als ob er er
schroeten ware. Er schaute hin und
sah durch die Bäume etwas Weißes,
das sich bewegte, und als er hinzueilie,
war es ein junges Weib, das da lag
und sich vergeblich zu erheben bemühte;
sie schien schwer leidend zu sein.
Frau Patvn und der kleine Vogel
klagten einstweilen zusammen um die
Wette im Hause. Schließlich warsdie
Erstere dem Letzteren halb verächtlich
- ein paar Krumen in den Schnabel, um
seinen hunger zu stillen —- ein Wesen,
das nach nichts weiter verlangte, als
seinen leiblichen hunger zu stillen, iam
ihr so verächtlich vor. Dann trocknete
siefichdieshriinenausdensugen
und von den Wangen und fing en,
Vorbereitungen fiir das einfache
Abendesien zu treffen sk- ia, sie vergaß
fogar nicht wieder, dass-euer zu der
sorgen. Aber was waren das fiir
Stimmen, die sie da draußen hörte?
hatte der alte Mike-. der Miner, der
innzige, der seit Jahoen zu ihnen kam,
Iseine Stimme so verändert, war er
Iwieder jung gewordens Sie öffnete
Zdie Thitr und fah. wie Andrew eine
annge Frau von sei's Rücken herabhob
und dieselbe ins hau- trug, obwohl
sie sagte, ste könne jth fchon wieder
gehen.
» »Ist da auch wieder einer von seinen
tranken Vögean« fragte Frau Paton
unmuthig vor sich hin. Aber die Stim
« me erftickte ihr faft —- sie brachte nichts
mehr heraus — es ging ihr wie dem
Manne, der das ganze Leben lang wie
ein Feigling die tornmende Gefahr er
wartet hatte und nun-auf einmal der
selben hilflod gegenüber stand.
Und nun folgten schreckliche Tage —
sie saß wortlos da und strickte, mit
dem Fuße gegen den herd gestemmt;
sie sah, daß Andrew mehr als je vor
her zu hause blieb nnd mit« Rachel
Guiibert so sprach, wie er nie zu ihr
gesprochen hatte. Da er mit ihr vorn
Sonnenaufgang sprach und vom Son
nenuntergang, von den Pflanzen »und
Blumen, oon den Insekten, von der
Formation der Hageiiiirner und der
Schneeflocken, snnd oon hundert ande
ren Dingen, von denen sie selbst nichts
verstand. Sie sah, daß Rachel’s Ge
sicht freudig strahlte, wenn Andrew
nach turzer Abwesenheit wieder heim
tatn, nnd daß Andrew glücklicher aus
sah, als je vorher. Sie fühlte, daß
sie diesem Schrecklichen gegenüber ab
solut hilflos war, sie fürchtete Rachel
wie ein Erdbeben, wie einen Tornado,
der sie vernichten würde.
Aber der große Vogel wurde wieder
gesund und als er slii ge war, da ver
ließ er das haus an en hiigeln und
versprach, wieder zu kommen. Andrew
besorgte seine Arbeiten, wie vorher,
und sprach freundlich mit der Mutter-,
er suchte sie aufzuheitern. Aber es
gelang ihm nicht. Da sprach er eines
Morgens mit ihr, er wollte ihr gern
etwas sagen, aber er hatte nicht den
Muth dazu. Und sie antwortete ihm
nicht aus seine Worte, sie schaute ihn
nur an mit Augen voller Angst und
hilfloser Verzweiflung —- sie wußte
ja, daß er an diesem Tage hinabsahren
mußte nach dem Dorf, um Mehl zu
tausen.
Als er aber an diesem Abend nach
hause lam, da war die Mutter nicht
im hause. Sie wurde todt im Wasser
gesunden.
Monate lang blieb Andrew bei dem«
alten Miit-, und jeden Tag wieder
holte ihm der Alte: »Ich weisz ganz
Igewiß, daß sie schon seit Jahren nicht
Imehr richtig im Kopie war. Du bist
limmer gut zu ihr gewesen, aber sie
war nicht mehr bei Verstand« Und
kendlich wurde Andrew ruhig in seinem
setzen, er mußte schließlich glauben,
fwas Miles sagte. Und als er endlich
zu dein kleinen hause zurückkehrte da
lag Racheks weiße, zarte band in der
seinen und das Leben lag so sonnig
vor ihnen denn das ganze Leben war
Liebe
Lange danach sand Rat-hel, versteckt
im hol-schuppen. ganz durch Zufall
einen Brief, den FrauPaton am Tage
ihres Todes geschrieben hatte. Alle die
Angst, all der Schmerz, alle die
Furcht, dasr ihr Sohn sie verlassen
hatte, war in diesem Briese konzen
trirt, derselbe lag in einem alten Ge
isngbuch und war adresftrt: »An den
Finder.«
Rachel las ihn und wurde bleich.
Dann aber nahm sie das Blatt und
wars ei ins Feuer, indem sie sagte
«Arme5 Weil-! Aber Andrew soll nie
etwas davon erfahren!«
iCalisornia Demoirat.) .
Unsere Ingeni
Jnsitutövorsteherin (zu einem
Fräulein, das etwas recht ungeschickt
gemacht hat, erregt): »hitren Sie,
Fräulein, Sie sind ein Kalt-i«
Jnstitutsfröuleim »Dann sitthre
mütterliche Zurechtweilung!«
bezeichnend
Dakne: »Nun, here Baron, man
sieht Sie ja gar nicht mehr mit Jhrek
alten Liebe, der Bantierstochteet Was
macht denn die-i«
Baron: »Die ist jeyt verheirathet.«
Dame: «So, rnit wem denn?«
Baron: »Mit mitt«
Was «’·’«
Ontel: »Du hättest dich mehr einem
hauswiethschaftlichen Berufe widmen
sollen-sich glaube taum, daß du als
Künstletin einen Mann ttiegft!«
Nichte: Ra, dann tann ich tnie we
nigstens einen malen!« ,
Name-etc A
»Ah-halb behandeln Sie denn mei
nen Onkel nicht mehr, here Doktorisp
»M« der rachsüchttge Mensch hat
tnich neulich unter dem Vorgehen, mir
einen Kognat einzutchentem ein Gläs
cheii der von mir verordneten Medi
zin trinten lassen!«
set-. ·
»Ich brauche eine Maschinen
Jchreibeeim haben Sie denn schon eine
ähnliche Stellung belleidet'i«
»Re, gnädigee hete, alter ick dachte,
da tck Möchen tot alle-at hin, —- t« «