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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 27, 1907)
, —W » Geborgen. Eine See- Novelle von E. Fischer- Markgraff. i f— (2. FortfetznngJ . Arn anderen Morgen war der Him mel blpn nnd klar, und die Sonne schien mit goldtg warnmn Strahl auf das Berdect des Schiffes. Der Wind freilich hatte immer mehr abgeflaut; die See lag blank und spiegelglatt, und nur ab und zu jagte eine leichte Brife einen grauen, trauer Schatten über die blaue Ober fläche des Wassers. Die »Elife" wird mühsam kreuzend noch eine Strecke fanget-tacht dann mußte sie unter halb demnng die Anker werfen. Auf dem Schiff herrschte Sonn tagsruhes in aller Frühe war das-Ver decl geftseuert worden, die anderen Obliegenheiten besorgt, und jetzt stand ein Theil der Mannschaft, die Pfeife im Munde, an derReling und blickte behaglich auf das Fischerboot hinab, das sich längsseit gelegt hatte und Ge müse, Butter und frisches Obst an Bord brachte. Sie waren alle seelen vergaiigl, hatte doch der »Alte« ihnen angesichts der herrschenden Windstille erlaubt, Nachmittags an Land zu fah ren. Kapitän Ullrich schritt die Treppe hinab und Betrat feine Kajüte, die Zigarre im Mund-, die Mütze etwas nach hinten geschoben Er ging zu dem in die Wand ein aelassenen Schreibtisch, öffnete die Etappe desselben und nahm Papier und Feder. Er wollte heute wieder einmal etwas Französisches oder Eng lrsches ins Deutsche übertragen; ein böhnischer Zug entftellte faft das bitt-sche, bärtige Gesicht Er hatte ja so unendlich vileeit dazu bei dieser entfeglichen Windstille. Er nahm die Stahlfeder und prüfte sie auf den-» Nagel der Rechten. PLEA-- l Bl« UcitIHl let-c c llllcc Irr-TI» spukt-« konnte er mit Hartmann eine Partie Schach spiew Er ließ vie Klappe! in die Höhe schnellen und dreht-e den Schlüssel um· Dann ging er zu einem derSchrän- » kehiniiber, in deren Mitte das Sofax cinge asse n war nahm von der Platte desselben ei n Buch und ließ es in diei Tasche gleiten An d:r Wand des Treppenfchachtes ein Streichhölzchenj entzündend brachte er die ZigarreE wi-. der in Brand und trat auf dass Verdeck heraus-. das leer und im Son nengianze flimniernd vor ihm lag Er legte die Hand über di: Augen und starrte in die Weite, eine lanae Zeit. Was war es nur, das ihn so unruhig machte das ihn ohne Rastj get und her von Ort zu Ort triebsj aren es Gedanken, waren es Wün sche, die lang unterdrückt jetzt made-i lebt ans Licht drängten? - Er ließ d n Blick über den Leid desl schma. en Schiffes glsiten und eint Zug von Abneigung glitt üker dass gebräunte Seernannsgesicht Von Ie-1 lzer hatt-: er den alten wraclen Kasten’ gehaßt, den er nur übernommen, weils er der billigite war, denn zu einenif besser-zu hätten die Mittel nicht ge-’ reicht· Er zog den Klappftubl in denf Schatten der Treppeniikerdachung und l holte das Buch hervor. Doch bald hielt « er es lässig in der Hand und ftarrtel über dieBlätter weg brütend vor sich kyin, auf die weite, glitzernde Fläche des Meeres, ohne zu fe"hen. Und pldklich sprang er auf, warf das Buch « auf dån Stuhl und war mit einigen raschen Schritten ans-dem Geländer, welches das Achterdeck von dem Mit telsckiff trennt. » Er erizob die Stimme und rief nach idem Angelzeug Er ftampfte ungedul - den« mit dem Fuße den Boden, als der Ruf ungehört verhallte; die meisten — derLZute waren schon- an Land ge s lehret-i - «Wiire er nur ebenfalls hinüber. seit faßen sie am Snitlerfteen (Luft - set bei Helfingöy und ließen sich dasl i i « »Waer mit Osda—ho« Gutta htod mit Käfe) schmecken, zu dem er » · Its-s Geld gegeben hatte. « Da desteckte August Winter den Kopf ; der Thiir der winzigen Kabine X " komme fchon,« rief er. Der Enpitän lehrte an feinen Platz JM Mheck des Schiffes uriick und M finster aufdie dielreifende Bewe , der Fluth am Steuer. Mußte es : e auch gerade wieder fein! Mai Dorf er nicht mit den anderen gefah Es herrschte Todtenftille auf dem Schiff. Tyras schlief, die Schnauze auf die Pfoten gedrückt, der machin bende Matrofe am Bug des Schiffes tauchte ftill sein Pfeifchen, und Hart mgnkk faß bei offener Thür in feiner Kafüte und schrieb U regte sich kein Lüftchen mehr. Ulltich aihmete ein paatmal tief die femme-warme falzgefchwängerieSee lnfi ein« dann legte er die hand über »ewigen« blickte zu einem auf der klaren Fluth wie auf einem Spiegel da leitenden Dampfer hinüber elf-senkte die Mütze als Gegen grub für die Passagiere desselben, welche bei dein prächtig-en Wetter ih ren Laffee auf Deel einnehmend, mit III Ufchentiichetn winkte-n Wst Winter kam mit detAngeb Eber der Seh-sites heran. [.Kennst Du den Dainpserlk fragteer. In Gegenwart der anderm Seeleute i s hatte er den Tast, den Kapitiin mit »Sie« anzureden, waren sie aber al lein, griff er zu dem traulichen »Du« früherer Tage, und Ullrich hatte nicht den Willen und auch nicht deannsch, itim diese Freiheit zu untersagen. »Hm August, es ist ’n fremdes Schi .« »Wer doch auch solch ’n Kasten Isättc!« Der Kapitän zwang sich zu einem sgleichmüthigen Lächeln, das ihm jgleichivohl sauer ankam. »Es steht ’ Dir ja stei, Dich aus einein Dampser zu verheuern,« meinte C dann. » Der andere nestelte an seiner An gelschnur. »Ach an mich dacht’ ich nicht dabei,« meinte er dann. »Du aber gehörst aus solchen Dampser. Du smit DeinetErscheinung!« Er musterte « den neben ihm Stehenden mit einem flüchtigen Blick. der dennoch wie eine Schmeichelei wirkte und diesem das Blut in die Wangen trieb. »Du witt dest Dich prächtig aus» der Kommam dohriicke von solch großem Thier aus-z nehmen« Der Kapitän antwortete nicht, er» faßte an seine Stirn. War er denn1 behext, war der Mensch da neben ihin der Böse in eigener Person? War es nicht, als wenn er kaum in seineNiihe gekommen, seine Wünsche, sein Füh lcn, sein Denken, alle Tiefen und Un- H tiesen seines Wesens entschleierte und! ans Licht zerrte? Was ihm taiirn ein mal in unkufriedenen Momenten durch den Ko gezuckt, kener spraches aus mit einem Gleichmuth, einer Selbstverständlichieit, als läge sein-e Seel- naelt vor seinen Blicken. ( ist-er er wehrte sich-noch tvehtiei er ich »Ich weiß nicht, wie Du immer? redest!« erwid: rte er unwillig. Sol-; che Wünsche liegen mir vollsiiindigj sein, außerdem hin ich schon zu alt. « »Du? Ein Mann in den besten Jah- i ken, noch nicht fünfzig-—Du bist mi-l zu bescheident« »Mir die sumpe find bescheian sagte unser Schuldirettor immer. Erinnerst Du Dich? Er hat ja auch Dich noch unterrichtet Uebrigens weiß ich genau, was ich ioerth hin.« »ss5:·3luch was Deine Tochter werth EIN-.- O--:l’-«— h--LL- SK-. h-s M ML CSUIIDUII LWlIUIk lqsll III Wb-1 ficht zu, in dein es zuckte und arbei-« tete. »Was geht Dich meine Tochtets an? Was willst Du damit Lagean ries et einst-tausend Der andere machte erstaunte Au gen. »Reg Dich doch nicht so aus! Du wirst doch nicht bestreiten können, daß Deine Sophie ein außergewöhnliches Mädchen ist? Daß sie befähigt wäre, in ganz anderen Kreisen zu giänzen, als-« es Dein jetziges-« — das wurde besonders betont —- Vermögen er laubt?« · Jetzt fuhr Ullrich herum. Mit teu chender Brust die scharfen, hellen Au gen fest aus das Gesicht seines Gegen iibers geheftet, trat er nähee an den jelbe n heran, mit letzter Kraft suchtes it das unsichtbar-e Netz zu zerreißen,j in das jener ihn hüllen wollte. Er richtete sich in seiner ganzen into-san tensGtöße anf, und seine Stimme hatte einen metallenen Klang. «Sag einmal, August, was willst Du ei gentlich von mit?« August Winter schüttelte wie ver wundert den Kosz »Aber Heu-sann was denkst Du dennZ Was sollte ichs von Dir wollen? —- Aber wenn esj Dir nicht paßt, daß ich mitDir rede, « i vollendete et getränkt, »dann kanns Ws ja lassen Jch bin ja auch nntj zin: Mater-se und Du mein Bot-geses- : ck 4 - --.- s- - - « Mr nat-non schwieg; es war, cu wenn eine eiserne Faust ihm die Kehle zudriickte, als käme etwas Dunkles, Furchtbares, das seine Schwingen über ihn ausbreitete und langsam zu Boden drückte. Es srösielte ihn,troß des warmen Sonnenscheins. Der Bootsmann rollte die Aermel seines buntgestreisten hemdes aus und lehnte sich, die Hände in den Ho sentaschen, gegen die Reling. »Weißt Du übrigens, wie Kapitiin Weiß sei nen »Kommerzicnrath Buchholz«los geworden ist?—-Der Schooner war alt, aber hoch versichert, gerade wie die »Elise'«, suhr.er dann fort, ohne eine Antwort abzuwarten, ,,da soll er ihn angebohrt haben. Beim schönsten ;Wetter, es war sreilich sehr neblig, ssanl das Schiff. Es sollte aus eine blinde Klippe gestoßen sein,« — er lachte hämisch —- «war«um soll denn ein Schiss nicht ans ’ne Klippe stoßen? Jetzt fährt er die »Silesia«, Du kennst sie ja, den größten Königsberger Dampser.« Unter den gesenkten Lidern hervor wars er einen sorschenden Blick aus den Vorgesetzten, und seine Mund roinlel bogen sich abwärts, nnd die Fräsensliigel bebten leise-der Pfeil a . »Meinsi Du, daß ich mich etwa da zu hergeben würde, mein altes SM so ans die Seite zu bringeni« Kapitäni Stirn-ne hatte einen mat ten, heiseren Mang. »Die wärk jedenfalls nicht .der W Iakste.—uerkigeui lebt ver napitiiu Weiß mit Fraulund Tochter seht wie . Gott in Frankreich; er macht ein gro "fzes Haus« die Tochter soll ja wohl »nächftens heirathen, ich glaub’ ’nen Staatsanwalt oder so was« —- er ’ sprach ganz harmlos und unbefangen, i als erzähle er. nm«die Zeit zu tödten l———,,der Sohn soll Offizier werden« i Jetzt zog er die Angelschnur ein, ’ löste einen Fisch vom holen, dann spießte er einen neuen Köder auf und warf die Leine wieder ins Wasser. »Wenn ich mir Deine Tochter vor stelle — so ein Prachtmiidchenl Die paßt in jede Stellung.« Kapitiin Ullrich hatte den Arm urn die Fahnenstange geschlungen und den Ron dagegen gelehnt. Sein Gesicht war blaß und die weitgeöffneten Au gen starrten ins Leere; aber ersah nicht die Bläue des Himmels, nicht ihr Spiegelbild in der klaren uth, nicht den flimmernden Sonnen chein.» sdie Schiffe, die gleich dem seinen in» seiniger Entfernun vor Anier lagenJ Her sah nur eine sgchlanle Mädchenge-! » stalt mit feinen, klugen iigen, llaren,! Iticfblauen Augen und bauschtvarzeni,! gewellten haar, das tief iiber die zier- i lichen Ohren fiel —- und ein tiefer, gepreßter Seufzer hob seine Brust. Fieten, Fiel-rn, aller Glanz des Le bens für Dich, wenns sein iiinntei Er richtete sich auf, wischte sich mit dem Taschentuche die Scknoeißtropfen von der Stirne und blickte verstört mn sich. Wer sprach doch eben hier? Er war es doch nicht etwa gewesen? Mit leerem Blick sah er aus Au gufts Hände, welche soeben wieder einen Fisch oon der Angelleine lösten und ihm dann den Eimer hinhielten. »Da sieh, zwei Malrelen und ein Knurrhahn, das wird wohl genug für Dein Abendessen sein. Solch ein Dampferlapitän speist freilich feiner!« Das Gesicht des Kapitäns sah Mitg lich wie verzerrt aus, die Augen glü - ten wie feurige Kohlen, er stieß dem Bootsinann den Eimer aus der Hand. »Mir anfi« schrie er so laut, daß Hartmann bestürzt die Feder aus der Hand wars und auf der Schwelle sei ner Koje erschien. »Mir auf, ich er trag es nicht länger!« Dann taumelte er zur Kannen tteppe und stieg langsam, sich schwer fällig an dem Strick haltend, hinab. Mit dem spöttischen Lächeln, das cuf seinem Gesicht wie eingefroren er schien, biickte August Winter sich, hob in ungestörter Ruhe die zappelnden Fische vom Boden auf und schnitt ih nen mit dem Taschenmesfer die Wir belsäule durch. Da stand plöhlich hartmann neben ihm. »Was ist denn hier los-, Winter? War das der Kapitäm der so laut schrie-k« Das Lächeln um Winters Mund winlel vertiefte sich noch, während er, ohne eine Miene zu verziehen, die An gelgeräthfchaften zusammennahm. »Ich hab’ die Fische fallen lassen; deshalb schalt der Kapitiin.« Hartmanns Mienen drückten ein starkes Befremden aus, während er mit auf den Rücken gelegten banden zu seiner Kadine im Oherhau i des Mitteldecks zurückkehrte Von der Seite kannte er seinen zwar strengen, doch immer gereihten und maßooll Veherrschten Vorgesetzten ja aar nicht. Und der sollte um solcher Kleinigkeit willen in Wuth gerathen fein? Er wollte noch eine Frage thun und wandte sich wieder nach AuguftWin ter um; da traf ihn ein so vor Scha denfreude funkelnder, in Haß förmlich aesiittigter Blick aus den grünlichen Augen, daß er betroffen stehen blieb und Winter nachhlictte, der zur Kam lsiise hinabstiea, um dem Koch Franz die Beute zu übergehen. Unwillliirlich trat ein ug von Abneigung in sein helles cht. Was hatte der Kerl denn? Er hatte ihm doch nichts ge than, daß er ihn so ansah! »Ein elelhafter Mensch,« dachte er, »wir so ’ne Kröte!« Aber was ging es ihn an. . Er ließ sich wieder vor seinem Klapptisch nieder und riff zur Feder. Ader leieh darauf ien er wieder im enen beend, die acke über der Brust gewet. auf dem Verdeck, denn ,er hatte keine Ruhe mehr zum Schrei shen.« Er wußte nicht, wie es kam, »aber die Luft erschien ihm nicht mehr Jso klar, die Sonne nicht mehr so la 1(hend, die Feiertagsstille auf dem iMsser nicht mehr so wonnevoll, ei war als sei etwas anderes in ihm und um ihn geworden. Er stieg auf das Achterdeel hinauf, lehnte den Arm elfen die Wanten de- Hauptman5, s Jte den Kopf darauf und starrte Rhewealnth tiefen Gedanken in die me. Als Kapitiin Ullrich in seine Ka jiite lam, blickte er sich um ivie ein Fremder, als sei es nicht der Raum, der ihm seit so vielen Jahren lieb und vertraut geworden war. Er starrte wie geisiesabwesend vor sich hin, ohne etwas zu leben, und tappte, sich an der Tis kanie haltend, zum Sofa hin, in de en Ecke er sich fallen ließ und den Kopf in die ver fchrilnlten Arme barg. Ein Frost schüttelte is« dem eine glähende Dise folgte. ab es denn lein Entrinnen mehr? Hielt ihn der andere sp fest wie den unglücklichen Fisch an der Angel, bei dessen An blick sich ihm unwillkürlich fein eigenes Bild aufgedrängt hatte? Gewiß, die «Elise« war alt und jahrelang Nicht ordentlich ausgelief fert, hoch versichert war sie aiich und einbringen ihai sie fo gut wie ar nichii mehr. Seit Jahren hatte ich i s isein Vermögen kaum verzinsi, und an sein Vorwärtskommen war nicht zu Identem denn die Zeiten für Segel schisfe waren schlecht und wurden im mer schlechter. » Und sein Fieleni Schon als er sie das erfie Mal, von der weiten Reise kommend, gesehen, wie sie ihm auf den zierlichen Fischen entgegengetrippelt kam, war rWunsch in ihm aufge stiegen, ihr die Sorgen des Lebens nach Möglichkeit fern zu halten« ihr eine glänzendere Stellung zu sichern, die den Rahmen abgeben sollte für Ehrte eigenartig reizoolle Persönlich ei . — Und statt dessen hatte er Jahr um Jahr gerungen und sich gequält mit dem alten Schiff, sein Leben und alles aufs Spiel gesetzt damit. Wie hatte August neulich gesagt? Die Versicherungen fchluclten so viel Geld, ohne etwas dafür zuleisten.—— Der Bootsmann hatte recht; die häuf ien Kapital auf Kapital, und er mußte sein Leben aufs Spiel setzen; sein Theilhaber ftriiubte sich gegen jede Re paratur, und nur mit Gewalt konnte er die nothwendigsten durchdriicken. Aber er schüttelte sich —- Verbrechen blieb Verbrechen. »Und Fielen?« murmelte er vor sich hin. »Wenn du hier aus der «Elise« ftirdft. und das alte, gebrechliche Schiff wird fiir ein Butterdrod ver kauft, dann muß sie sich selbst ihr Brod verdienen, das stolze, eigenar tige Mädchen, denn das, was dann an Vermögen vorhanden ist, muß deiner Frau derbleiden.« Er fuhr wild in die Höhe, ergriff das Sofalissen und wars es in wei dern Bogen durch die Luft, daßes bis an den Schreidtisch flog und von dort ziiriickprallend auf den Fußboden fiel, dann stemmte er die Arme aus die Kniee und stütte, mit den Händen das haar sei-wühlend den Kopf darauf. Hätte er doch diesen Menschen nicht an Bord genommen! Nie, nie wäre es so weit gekommen. Ader jetzt-set wußte es mit fürchterlicher Genauig leit—wilrde er thun, was jener von ihm verlangte. Er fürchtete sich vor seinem Spott, vor dem nichtachtenden Blick, der den Schwächling belächelte. Ein Gefühl angstvoller hilflosig-teit, wie eres seit seinen Kindertagen nicht gekannt, überlam ihn. Gabes denn kein Entrinnen mehr vor der lähmen den, unheilvollen Gewalt, die jener iider ihn hatte? Er wars plötzlich ächzend die Arme iiber die Lehne des Sofas. Was das Furchtbarste war: Alles, Dagegen er ich wehrte, alles, was jener sagte, es war ja nur der Ausdruck seiner eige nen Gedanken und Wünsche! — Als Franz eine Stunde später in die Kajiite kam, um die Lampe anzu ünden und den Tisch zu decken, er schrak er über das verstörte Gesicht seines Oapitäns, aus dem die Augen unter dein duschigen, derwilderten haar wie diister glühende Kohlen her vorleuchteten. XI- L--L k--k---L -.- s-;--— Spro L Us sws Inst-Lede- ou sie-»u- Vvoou heran. »Ist Ihn-en was, Kapitän, kann ich Jhnen was besorgen?« Der Angeredete stand langsam, schwerfällig aus seiner Ecke auf. ,Kiimmere Dich um Deinen Kram,« sagte er lallend. als sei ihm die Zunge trocken, »wir fehlt nicht-BL« Aus einem Brief Hartmanns an seine Mutter: »Es thut mir jeßkselbft leid, Mut terchen, daß ich den Brief vor Hel sinng nicht vollendet habe, aber wer ist sich selbst klug genug! Das weißt Dufa auch, nicht wahr? Jch hatte es wirklich nicht geahnt, daß wir am nächsten Morgen das denkbar schönste Segelwetter haben würden, ich glaubte sicher, den Brief noch persön lich an Land bringen zu können· Seit vier Tagen haben wir den Sund passirt, Kap Stagen umschifft und be inden uns «eßt in der Nord see. ancher witr e ja sagen, Was ser ist Wasser, aber weißt Du, Nord see und Ostsee sind wie Kinder einer t’f.1milie: die Aehnlichteit ist vorhan den, und doch sind sie nicht gleich. Hier ist die Farbe tiefer, dunkler. sat ter; die Wogen rollen anders, Pola pen mit unzähligen Greifarmen schwimmen auf der Oberfläche wie oielbeinige Spinnen, und die See sterne schimmern in leuchtenden ar ben, als sei dieSee eine Jung rau, die, zum Tanze gehend, sich Biumen ins ar streut. W ost habe ich es Dir schon be schrieben, und immer kommt es von neuem über mich, und ohne daß ich es will, fließen die Worte der Begeisi sierung mir in die Feder. Ei ist ein Wonnegesiihl ohneglei chen, sich here zu wissen iiber die un endliche Fläche, und wenn es in ihr rollt, und sie sich zu erheben sucht, fie wieder niederzu ingen DieSee ist ein uberer, sie winlt und lockt und umstrickt und hält sest mit tausend Klammern; für viele ist sie eintdnig und immer dieselbe, nur dem, der mit ihr ein-, dem zu gleich Diener und Gebieter, reund Hund ind« ist, erschlie t sie den gan )zen uber ihrer viel eitigen Schön it. Selbst aus den, der sie nicht kennt, iibt sie ihre Macht« wie auch auf mich, dem sie so vertraut ist... - Wenn wir von Glasgotv nach New York gesegelt sind und von dort nach Triest zurückbehrem dann komme ich vielleicht nach use. voraus eseßt, da Kapitsn U ri einen pa enden » E I siir mich fin . J werde dann Dein Anerbieten are-genau das Du, mein gutes Mut I WCW terchen, mir schon fo oft gemacht hast« und einen Theil Deines Vermögens dazu verwenden, mir die Kapuzine ftelle auf einem Dampfer zu sichern. denn ich muß jetzt an meine Zutunft denken. Ach Mutterherz, geliebte-, dieTochs ter, die ich Dir bringen möchte, wirft auch Du in Dein Herz schließen, ich weiß es sicher. Hier auf« der »Elife« fühl’ ich mich nicht mehr wohi; es geht etwas um mich herum, das ich vergebens zu fassen fuche. Kapitän Ulltich isi nicht mehr der gleiche zu mir, überhaupt zu keinem. Erz der maßvolle, besonnene Mann, den feine Bildung, sein vornehmer Fxrzenstatt, vor jeder Unfchönheit, vor jeder Erregung fchitfzten, ift jetzt ungleich bis zur Sinnlosigteit heftig iiber Geringfügigkeiten, herrisch und launenhaft auch gegen mich, dem er zfonft mehr Freund als Vorgesetzter zwar, und ich möchte mich nicht dane ’gen aufbäumen· Wer weiß, was ihm Jdie Seele wundl drückt, da iftes bef » ser, ich,gehe. « Beständig steckt er jetzt mit dem wi . derlichen Menschen, dem August Win ter, zufammen, von dem ich Dir in meinem ietzt-en Briefe schrieb. Sie wa s ren Nachbarstinder, und fein Bruder war des Kapitiins bester, leider früh verftorbener Freund. Aber während llllrich durch Fleiß, Arbeit und Sparsamkeit es zu seiner jehigen Stellung gebracht hat, hat August Winter fein Vermögen verlumpt und es nicht über den zweiten Steuer mann hinaus gebracht. Er hat zwar fein Examen gemacht, aber dennoch will ihn niemand für eine bessere Stelle, denn seine Zeugnisse sind schlecht. Die heuee hier bei uns war wohl die lehte Rettungsstation für ihn. Und dennoch ift er ein Mensch, den man fürchten muß. Auf die Mann fchaft itbt er eine schier unheimliche Gewalt aus« und, wie ich leider Got tes vermuthe, auch auf den Kapitiin. Er scheint sich bei ihm ein warmes Bläschen für allessutunft sichern zu wollen.· Doch genug davon. Jch sehe fo eben, daß dichter Nebel uns entgegen kommt. Jch muß an Deck. Ein an dermal mehr, Mutterchenx Ein hefti ger Wind hat sich aufgemacht, feltfani grau und hochgethiirmt ziehen die Wolken herauf, von fchneidend hellen Streifen unterbrochen. Das wird ein Schneesturm-« Entsetzung folgi.) Thrönengruß der Jndianer. Eine höchst seltsgme Sitte bei den Jndianern, die von den meisten For schungsreisenden vertannt worden ist« weil sie den Gepflogenheiten der Divi lisirten Völker direlt widerspricht, schildert Dr. Georg Friederici in einer Broschüre, die soeben in Leipzig er schienen ist. Der Verfasser erzählt darin, daß viele Jndianerstiimme Gäste, denen sie wohlwollen, nicht durch freudigen Zu rus begrüßen, sondern bei ihrem An blick in ein fürchterliches Trauergeheul ausbrechen. Wenn ein Gast die Hütte det Tupi betritt, so besteht die ihm erwiesene Ehre und gastliche Ausnahme darin, daß sie ihn beweinen. Den sogleich in die Hütte geleiteten Gast lassen sie aus der Hängematte Platz nehmen; man spricht kein Wort zu ihm, und wenn er sich gesetzt hat, dann kommen ’die Hausfrau, die Töchter und außerdem Freundinnen und sehen sich mit ausge lösten haaren um ihn herum. Sie be rühren ihn mit der Hand und sangen alle an, laut zu weinen und vieleThrä nen zu vergießen. Sie erzählen hierbei in einer Art ge bundener Rede, was bei ihnen altes borgefallen ist, seitdem sie sich nicht ge sehen haben, und reden von vielen an 1 deren Dingen, die ihnen gerade in den ' Sinn kommen, von denUnstrengungen des Weges, die der Gast zu erleiden hatte« und vor allem was Mitleiden und Weinen veranlassen kann. Der Gast spricht während dieser Zeit tein Wort; aber nachdem sie eine guteWeile geweint haben, wischen sie die Tbriinen fort und werden so ruhig, bescheiden, heiter und munter, als wenn sie nie ge weint hätten· Sie begrüßen sich nun, geben dem Gast zu essen und unterhal ten sich in natürlicher und zwangloser Form. Zu bemerken ist, daß der Ton oder Tonfall des Thriinengrußes ver schieden ist von dem der Todtentlage beim Begräbniß. Jm Laufe der Zeiten und des Ver kehrs mit den Europäern, mit dem Vordringen des Christenthums und dein Aussterben der Naturvöller lynt diese Sitte, die über·Vnz Amerita ver breitet war, abgenommen. Daß wir so wenig Nachrichten dariiber besitzen, bat seinen Grund darin, dan die Eu ropäer, die zuerst aus eine solche thräs nenvolle Begriißung stießen, ihren Sinn absolut nicht verstanden. Sie haben diese Heulszenen für ei nen Ausfluß des Schuldliewußisein der Jndianer oder ihrer Furcht vor den weißen Fremdlingen, oder auch iiir Mitleid gehalten. wenn sich diese Europäer selbst zur Zeit jener Begrü ßung in einer unglückliche-i Lag-: als Schiffbrüchige oder Notbleidende be fanden. Den wahren Sinn dieser al len unseren Gefühlen und Anschauun gen widersprechenden Sitte lernt man erst bei längerer und näherer Beiannti schast mit den Kindern der Wildniß erfassen. i Eine ahniiche Sitte var Vernanoo de Soto im heutigen Staate Arkansas beobachtet. »Eines Tages erschien bei mir,« so erzählt er, »ein Jndianer, be laden mit einem Pack Büfselselle als Gabe des Häuptlings; er weinte bit terlich und wars sich mir zu Füßen, Isobald er mich erreicht hatte. Jch hob Iihn auf, und der Mann hielt eine INede aber teiii Mensch tonnte ihn verstehen. Nach weiteren drei Tagen Jerschien der Höuptling selbst in Be igleitung von achtzig Jndianern. Als Zer und seine Leute das Lager heiraten, Zweinten sie —- das Zeichen von Gehor sam nach der Sitte jenes Landes. " i Bei den Natchez wollte es die Sitte, Ldaß ein jeder, der den -Oberhäuptling, die große Sonne, oder seine Gattin besuchte, mit einem »heulendenWolffs Seufzer« die Hütte betrat und dieses Geheul im Berlause des Besuches in zeremonieller Form bei den vorge schriebenen Gelegenheiten wiederholte. War der Besucher ein angesehener so dankte ihm die große Sonne mit ei nem leichten Seufzer. Bei den Taensa herrschte offenbar dieselbe oder eine ganz ähnliche Sitte. Als Francis Drate in Calisornia, wahrscheinlich dicht nördlich von San Franeisco, landete, wurde er durch eine allgemeine Wein- und Heulzew monie sämmtlicher Weiber u. der alten jMänner des Stammes begrüßt« die hierbei gräßliche Selbstverstiimmelun- » gen an ihren Körpern vornahmen. Später beim Begriißen und Nähertres ten im einzelnen wiederholten dieWei ber das Weinen und dieSelbstverwun dungen, wenn sie sich mit einem Ma trosen bekannt machten. Daß bei all diesen Heulszenen leine Rede von einer wirklichen Trauer sein konnte, zeigt sich ain besten dadurch, daß sich, wie Fletcher beobachtet hat, die Weiber gewöhnlich die jüngsten un ter den Expeditionsmitgliedern zu die sen Kundgebungen aussuchtem Die Berliner Morgenpost brachte die Anzeige »3ignrettenarbeiterinnen. mit iind ohne Mundstiiet, auch Lehrmädi then« werden verlangt." Da die Arbei ter-innen zursandarbeit verlangt wer den, ist der und ja auch nicht unbe dingt nötig. '« stimmt D Au »Seht Sie nur froh, daß Sie nicht mein Geschäft haben, denn bei keinem Geschäft der Welt macht man sich so viele Feinde als bei mei mm.« Q: ,, a, was haben’s da nur Mr Gefchöftssp A.: » hin heirathivetmittlex!«