Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 6, 1907)
. EITZT - » - — - Ver alte Vessauer als Exanris nator. historische humoresle von A d o ls H ö l le r l. Der alte Dessauer war ohne Feld prediger. Dies schmerzte ihn umso mehr, als es ihm nicht gelingen wollte, einen Mann nach seinem Geschmack sitt diesen wichtigen Posten zu finden. Seine Soldaten, die sich bei Stettin, ,»: aus der Jnsel Rügen. in Ungarn bei « Ofen, bei hochstedr und Kaiserswertb, in Italien und Brabant tüchtig ge schlagen und auch sonst gut gehalten t;atten, war-en in der Garnison wie vom bösen Geiste besessen und voller llntugenden. Sie tranken und rauch ten, lratehlten und rausten, spielten und zanltem räsonnirten und sluch ten. Das mußte ausbören, oder doch wenigstens eingedåimmt werden. So meinte mit Recht der alte Dessauer. Jn dem alten Schlosse zu Dessau sitzt Leopold in GeneralS-Unisorm aus einem großen Lehnstuhle seines Arbeitbzimmers und schreibt unter lange, doppelt gesaltete Bogen Papier seinen Namens-wes Die Thüren und Nenster des Baltons waren geöffnet, o daß der frische Morgenroind freien Durchzug hatte Es war noch sriib. Ein leichter Ne bel oerschleierte die Sonne und sun lelnder Thau lag im nahen Parle aus Rasen und Gesträuch. Von den herbst lich gelben Blättern der Bäume raubte Ist manches Blatt der muthwillige ind und die munteren Sperlinge piepsten und zanlten sich in dem duntis len Epheu, der sich bis zum Ballon des Arbeitszimmers Leopoldo von Dessau binausranttr. Es tündigtesich ein heit:rer Herbsttag an, dessen heller Sonnenschein auch das Herz des Men schen erwärmt und einer stoben Stim mung zugängkich macht. Jetzt tritt ein alter, weißhaariaer Diener ein und til-erreicht dem iirsten auf einem Zinnteller zwei Brio e. Der Fükft überliest sie und mur melt: »Ah, gleich ztrei auf einmal.« Es waren zwei Gefuche von Probe tandidaten, die sich um die erledigte Feldpredigerstelle erwarben. Der alte Tessauer klingelte und gab dem her beieilenden Setretäe den Auftrag, die Heiden Kandidaten fiir morgen 11 Uhr Ins Schloß zu bescheiden. Des anderen Tages erschienen zur festgefeyten Stunde die beiden Bewer ger und ließen sich dem Fürsten mel In. Ehe wir den Theolagen zur Aus dienz beim Fürsten folgen, müssen wir erst eine Charakterstatistit der Beiden vorausschicken. Der Eine, ein tleines, schmächtiges Männchen mit blondem Haar und dünnem Bart, blauen Augengliisern und einem zarten, dlassen Gesichte zeigt Brand. Der Andere, ein gro er, kräftiger Mann, der den alten Dessauer um Kopfes-lange überragt, hat dichtes, beaunes haar, Augen wie Konzen, eine teck vorspringende Ha bichtsnase und in seinem Auftreten liegt der Ausdruck mönnlichee Festig leit. Sein Name ist Götze. Brand war ein tiefer Denter, ein gelehrter Theologe, ver es mit seinem Berufe ernst nahm, der seine Predig ten gründlich und sorgfältig ausarbei tete und nach allen Seiten hin ver tiefte, sie mit biblischen Zitaten spickte und mit gelehrtem Beiwert aus schmückte; die Gebildeten schätzten sie nnd die Theologin erklärten sich als einwandsfrei. Götze war ein aber sliichlicher Gottesgelehrter, nicht in dem Maße bibelfest, wie er es hätte sein müssen, nichtgdestotveniger galt auch er als e·in iiichitaer Prangen Dies tam daher, weil er ein phänome nales Gedächtnis besaß, das ihn in den Stand setzte, nach ein- oder zwei nxaligem Ueberlefen einer Predigt, die irgend einen berühmten Mann zum Verfasser hatte, diese wortgetteu und frei mit rethorischem Pathos nottu iragen. Demnach ionnten die beiden Predigtamtstandidaten in ihrer äuße ren Erscheinung sowohl, als auch hin sichtlich ihrer wissenschaftlichen Aus bildung Antipoden genannt werden Der alte Dessauer war lein Mann vcn viel Umständen, weshalb er die beiden Kandidaien zu gleicher Zeit in sein Arteitszimmer eintreten ließ. Der Fürst Leopold hatte durchdrin gend scharse Augen. Er musterte die jungen Männer scharf. Als sich die Beiden anschickten. eine Anzahl Pa piere aus der Tasche zu nehmen, die ten dem Stand iberr Renntnisse und ihrer Ausführung Zeugnisz gaben, machte der lirst eine abwehrendeBe lwegnng mi der Hand und sprach: «Thui das papierene Zeug wieder in Eure Taschen. Ich bab’s nicht gern, wenn Andere siir mich aucken. hab' selber gute Augen und iiihle meinen Leuten am liebsten selbst aus die Zähne.« Sprach’s und gina nach sei nem Schreibiisch, um von dieiem zwei Papierltreiien zu nehmen, auf die er zwei Bibellvriiche nelritzelt hatte, die den Prabelandidaten zum Vorwurf einer Predigt dienen sollten, und bän digte sie ihnen ein. Dann subr er icrtt »Es kommt vor, daß man nicht immer die niiihine Zeit auf eine Pre dint verwenden l.1nn, ja es mag zu weilen der Fall eintreten, eine solche klinr iedr Vorbereitung aus dem Sieareife halten zu müssen. Ich bade Euch da zwei Bibeiverse ausgeschrie ben. noch denen Abt Euere Predigt einri-.i.ks:ii und halten möget. Heute um Eier Uhr Nachmittag erwarte ich Euri( Friede-. Adieu!« Als die beiden The-plagen in ihren Gatthiiusern angelangt waren und mit Spannung ihre Zettel aus der Tasche zogen, sahen sie wohl eine Menge Krayfiiße und Daten darauf, aber nicht ein einziges Wort, das sie hätten entziffern können. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als nach eigenem Ermessen einen Text zu wählen und nach diesem ihre Predigt einzustudi ren. Punkt vier Uhr waren sie wieder im Schlosse. Sie wurden ohne Ver-— zug zum Fürsten geführt. Götze nahm zuerst das Wort und sprach: »Eure Dutchlaucht werden verzeihen, ich habe das, was auf dem Zettel steht, nicht lesen iönnen.« »Und mir erging es ebenso,« sagte Brand bescheiden und mit einer tiefen Verneigung »Gebt her,« befahl der Fürst. Er ging mit den Zetteln zum Fenster und las, buchstabirte, studirte, aber um sonst, er bringt teinen richtigen Sinn heraus, turz, er vermag seine eigene Schrift selbst nicht zu lesen. Angek lich darüber, wendet er sich mit den Worten an die Beiden: »Bomben und Granaten! Jch hab’ das Zeug da nicht geschrieben, damit ich es lese, sondern damit Jhr es lesen sollt.« » Als die Beiden schwiegen, bemertte er erfreut: »Hab’ ich es nicht gesagt, daß Fälle eintreten können, die teine Zeit zur Vorbereitung auf eine Pre digt zulasseni Jetztzeigteinmah was Jhr tönntZ Er, Brand, beginne und Gönn gehe er einstweilen in’s Neben zimmer. Brand begann seine schön gedach selte und gut einstudirte Predigt vor zutragen, doch dem alten Dessaner scheint sie nicht zu gefallen. Er geht nach dem hohen Eckenfenster. blickt ge langweilt in den Part hinunter und trommelt mit den Fingern an die Scheiben. Brand hat geendet. Der Fürst spricht izu ihm: »Gut. Er soll mor gen Nachricht erhalten. Adieu!« Nun lam Göve an die Reihe. Mit Stentorstimme spricht er. Jedes Wort s wird deutlich ausgesprochen, wo es: nöthig ist, scharf betont und mit vers nöthigen Handbewegung betriistigi.s Aber, wie er mitten im Text ist, un- ! terbricht ihn der Fürst mit den Wor ten: Das ist ja dasselbe, was der Andere eben gepredigt hat. Habt Jhr ! denn miteinander ein und dieselbePre- s digt einstudirt?« ! »Nein, Durchlaucht. Jch habe die; Predigt meines Kollegen im Neben zimmer gehört und wiederhole seine Worte in meiner Manier." »Was?« ries der Fürst erstaunt aus, »nach einmaligern Hören sstann Er eine ganze Predigt nachsagen?« »Jawohl, Durchlaucht. Jch besitze ein gutes Gedächtniß.« »Dann will ich Jhn in meine As seltion nehmen. Doch jetzt höre Er. Es ist nur darum zu thun, einen Mann zu bekommen, der meine Kerls gehörig zu sassen und zurechtzuweisen versteht, denn sie taugen dem Teufel nichts, sobald sie aus dem Dienste sind. Um den gelehrten Kram küm mere ich mich nicht im geringsten.·' Nach diesen Worten ging er einige Male in dem Zimmeraus und ab, als besönne er sich aus das, was er dem jungen Mann recht eindringlich an’s Herz legen wollte. Nach einer geraumen Zeit trat er vor ihn hin und sprach: »Da Er bei meinem Regimente » Feldprediger werden will, so muß ich Jhn auch mit seiner tünstigen Herde! belannt machen. Das sind lauter räu- s dige Schafe. sag« ich Ihm, lauter; Ruder. ; Hör Er mal. Jch möchte gerne wis- ! sen wie Er mit einem solchen Bruder ! Liederlich umspringen würde, wenns Jhm der Hauptmann einen solchen; zuschictte und Jhn bitten ließe, dems Kerl den Pelz richtig zu waschen Denke Er, ich wäre so einer, und stünde jeyt vor Jhm, um mir die Le viten lesen zu lassen. Mach Er ein-J mal sein Examen.« i Götze stellte sich in Positur und Fürst Leopold saltete die Hände ! sentte das Haupt, schlug die Augen nieder und nahm die Stellung eines Menschen ein, der sich einer Schuld bewußt, in aller Demuth eine Stras predigt anhört. Mit fester tlarer Stimme begann jetzt der junge Geistliche: »Es ist Euch bekannt, warum Euer braver Herr Hauptmann Euch zu mir geschickt hat« Euer Betragen ist eines tapseren Soldaten unwiirdig. Es ist eine Sünde vor Gott« eine Schande siir das Regiment, ein Aergernisz sür Euren edlen, siegreichen Ches, den Fürsten Leopold von Dessau. Gebt es so mit Euch sort, so wäre es schade siir den Schuß Pulver, der Euch träse; aber dazu kommt es nicht, denn erst giebt es einen blutigen Rücken, und dann werdet Jhr dem Denker überlie sert, der Euch die Kraoatte enger tnüpst. Schmach und Schande über einen Soldaten, der nicht einen ehrli chen Soldatentod stirbt! Doch es giebt noch einen anderen Weg. Jhr beset tirt aus Furcht vor der verdienten Strafe, und treibt Euch als Bettler und Landstreicher herum, wenn Jbr nicht ein Räuber und Spi bube wer det. Und weil CIhr eidbrii tg gewor den setd, wird Euer Name in Eurem Geburtsorte an den Galgen gehangen zum ewigen Schimpf siir Eure Fami lie, Euere Betannten und Verwand ten, Euere Gemeint-X »Wie aber steht es um die Seelet Ein Eidbriichiger sährt zur hölle und ein Dieb, Trunkenbold und Ehebre-. eher tann das Reich Gottes nicht er langen. Darum laßt ab von Eurem Luderleben. Kehret um und höret, was der Vorläuser Christi, Johannes der Täufer, zu« den Soldaten spricht:1 »Thuet Niemand Gewalt an, noch Un- j recht, und lasset Euch genügen an Eu-; rem Solde.« V i Als der junge Feldprediger so! sprach, hatte er seine Stimme erho-. den und im Tone des strengsten Buß predigers zu dem armen Sünder mit großem Nachdruck geredet. Die Gemahlin des Fürsten Leo pold war während dieser Rede in das Gemach nebenan getreten. Mit Er staunen hörte sie, wie in dem Arbeits zimmer ihres Gemahls einer dem an deren so gründlich den Text las. Sie horchte eine Weile aus die srernde Stimme, tann aber ihre Neu gierde schließlich nicht mehr bezährnen und öffnete leise eine Thür, die in Jhres Gemahls Arbeitszimmer führt. Starr vor Erstaunen blieb sie stehen« Sie sieht einen jungen Geistlichen, swelcher in heiligem Eifer aus ihren Gatten einredet, der in der Stellung eines Bußsertigen die Worte des Pre digers in aller Demuih hinnimmt. Eine Unterbrechung mochte sie nicht ? herbeizuführen, und so wartete sie den : Ausgang ab. i Endlich schloß der Geistliche mit l den Worten: »So gebt denn Euer Lu iderleben aus, gehet hin und bessert «Euch. Jch will Gott bitten, daß er Euer Herz erweiche und zum Guten lenke, Amen!« Weder der Fürst, noch der junge Feldprediger hatten die Fürstin gese hen. Jetzt ries sie: »Aber mein Gott, Leopold, was soll das bedeuten?« Der Kandidat siel sast in Ohnmacht oor Schrecken. Leopold aber sagte ruhig: »O, nichts, gar nichts-, liebes Kind. Der junge Mann ist mein neuer Feldpredigerx der hat eben sein Erarnen gemacht, und wahrhaftig, dcr versieht’s.« Dann wendete er sich an Götze und sprach: »Er wird die Stelle erhalten und soll an mir einen treuen Adjutans ten belommen.« ———-.-—-s--— Eine ciebesheirath. Novellette von Alexander En gel. Der junge Lebemann schien die Nacht durchtollt zu haben, denn um elf Uhr Morgens lag er noch tief in den Federn. Da meldete der Diener —- einen Gläubiger. Diesen »Weder« hatte augenscheinlich der Lebemann abzustellen vergessen. »Herr Denis ist dat« schrie der Diener ein wenig ge fühllos dem Herrn ins Ohr. »Er möge sich einige Augenblicke gedulden«, sagte der Lebemann, sich den Schlaf aus den Augen reibend. Der Tag grüßte ihn etwas unsanft. »Denis, Denis, Denis«, trällerte er dann mit einem Uebermuth, den er sich einreden wollte, und schritt zum Spiegel, um seine Krawatte mit einer gewissen Sorgfalt, die allerdings viel Zeit erforderte, anzulegen. Der Uebermuth wich jedoch bei dieser lang mierigen Manipulation, und als er in den Rock schlüpfte, hatte er sich be reits in einen ehrlichen Aerger ver wandelt, denn Herr Francoid Avenet rief tlar und deutlich: »O diese Gläubiger!« Und in Ge danken drückte er dem ganzen ehren werthen Stande seine ausführlichste Verachtung aus. Nach ein paar Minuten trat Herr Denis, ein kleines, gutgeniihrteg Männchen, ein, dem man es aus den ersten Augenblick ansah, daß es sich von fetten Prozenten redlich im Lande ernährte. »Ah, grüß’ Sie der Himmel«, lag gut gelaunt Herr Francois Aventi, »das ist ja reizend, daß Sie sich wieder einmal sehen lassen. Jch glaube, ich habe jeßt einen ganzen Monat nicht das Vergnügen gehabt. Ach ja, heute ist der Crste...ganz richtig...Sie sind ja mein Kalender. Sie befinden sich doch wohl, Herr Deuts, auch die wer-the Frau Gemahlin und die rei zenden lleinen Kinder.« herr Denis dankte für die Authen nabme, an die er bereits von seinen allmonatlich wiederkehrenden Gängen actvohnt war, er ließ sich durch derlei Gemütblichteiten nicht ablenlen und isriifentirte ohne jede weitere Bemer: tung seinen Wechsel. herr Avenet griff mechanisch in seine Tasche. Diesen Griff tannte Herr Denis und er legte ihm teine Bedeutung bei. »Ah, Sie haben sich überflüssiger Weise bemüht, eines mei ner Autogramme mitzubringen Sie sind also der Ansicht, daß wir es ge gen ein neues austaufchen?« fragte der Lebemann mit größter Seelen ruhe. »Nichts liegt mir ferner, als diese Ansicht, mein herr. Jch möchte eno lich einmal Geld sehen, baares Gelb. Sie geben zu viel Schriftliches von sich. Sie verzeihen, aber ich tenne Jljre Züge schon zu genau « »Famos, famos, ich ernenne Sie zu meinem Lieblingsgliiubiger.. ., ja, ja so ein reisender Mensch, der überdies o viel gefunden Humor bat, darf nicht so bald meine Schwelle iinzlich verlassen Nein, nein, Sie md mir der Sympathifchste von allen, Sie müssen noch oft tommen, Sie sollen der letzte sein, den ich be zahle« »Den Avenet, ich dante Jhnen fiir diese ehrende Bevorzugung, die ich tei der nicht in ihrem vollen Umfange zu schätzen weiß —- ich ziehe es vor, wenn Sie mich mit weniger Sympa thie und mit mehr Klingendem be handeln«, wagte Herr Denis zu be merken. ,,Liicherlich, seien Sie doch nicht Pkoisifckst Das paßt nicht fiir solche Leute wie Sie·« Herr Denis sah nun ein, daß er eine schärfere Tonart anschlagen müsse: »Sie wissen, Herr Avenet, ich ver ehre Sie, ich halte Sie für einen Cha rakter, aber ich ilage auch Charaktere rücksichtlos ein, wenn Sie nicht be zahlen. Jch bin nun schon müde, ewig hierher zu laufen. — —- —« »Ja, ich habe Jhnen doch schon oft gesagt, daß Sie sich das ersparen könnten!« warf Herr Avenet mit Gal genhumvr ein« « ,,Alio im vollsten Ernst«, fuhr der harte Gläubiger sort,«»heirathen Sie die blonde Claire und Sie sind aller Sorgen ledig. Sie ist ein liebes Mädchen, sie hat sehr viel Gemiiih. Ach, zucken Sie nicht so frivol mit der leichten Achsel. Gewiß Sommerspros sen hat sie auch. Aber jede einzelne wird mit tausend Frant aufgewogen. Sie tönnen froh sein, daß sie keinen reinen Teint hat! Schauen Sie, Herr Avenet, es nutzt Jhnen doch nichts, dieses ewige Prolongiren. Hier bietet sich Jhnen eine brillante Gelegenheit. Sie werden glücklich werden, ich ga rantire für dreijährige Treue. Mit solchen Mädchen wird man glücklich. Ich weiß, Sie sind gegen eine Konve nienzehe —- wie alle Leute, die Schul den haben. Aber die Liebe kommt später. Sie werden dies leichte Leben aufgeben. Aus dem losen Schmetter ling wird ein nützlicher Mensch wer den, glauben Sie mir. Jch spreche nicht allein aus Eigennutz. Es liegt inir daran, daß Sie nicht zu Grunde « gehen.« Der ehrliche Ton, in dem die letzten Werte gesprochen waren, verfehlte nicht seine Wirkung. Herr Avenet schien ein wenig er griffen zu sein« er schüttelte kräftig die Rechte seines Gläubigers und tagte mit fester Stimme: »Gut, ich heirathe die blonde Claire.« ,,Sehen Sie, so gefallen Sie mir. Das ist Jhr erster Schritt zur Besse rung. Jch bin nun unbesorgt wegen hrer Zukunft; alles andere lassen c-ie meine Sache sein!« sprach Herrz Denis, hocherfreut über die Wirtungj seiner Rede, und mit einem raschen »Leben Sie wohl, auf Wiedersehen«, entfernte er sich aus dem Salon. Franrois ging gemächlich an seinen Rauchtisch, zündete sich eine Cigarrette an und mit einer gewissen Sentimen talität, die ihm sehr wohl that. träumte er die Gestalt Claireg in die blauen Rauchwolten hinein. »Nei, es wird schon gehen!« sprach er leise, zog den Ueberzieher an und verließ das Zimmer. it III I Die Hochzeit soll bereits einen Mo nat später stattfinden. Herr Denis liebte die kurzen Fristen. Herr Fran cois Avenet «efiel der Familie wegen feiner angene men Alliiren und seines liebenswürdig selbstbewußten Auftre tens. Der junge Lebemann aber zit terte seiner ernsten Zukunft mit Ban gen entgegen. Er ——- ein EhegatteL ·»ie Symbole dek- Standes, Pantof ieln in allen Formen und Farben um gauielten ihn in seinen Träumen. Abschied nehmen von der tollen Freiheit, von den goldenen Narrhei ten der Jugend! Eingesperrt werben in einen Käfig! Und wenn der Käfig noch so glänzend ist, ein Käfig bleibt es ja doch! An dieses Wort schien er sich zu tlammern... Er tonnte fich gar nicht beruhigen. Seine ganze bis herige Lebensweise spottete der Ehe. Und Claire? Er kannte sie noch zu wenig. Er wußte nicht, wie es karn, aber er hatte ihr noch kein zärtlicheg Wort gesagt. Nein, liigen tonnte er nicht. Die anderen, die stotterten Un bekiimrnert den Bräuten, Die ihre; Giäubiger erwählt hatten, herzliche Worte ins Ohr. Er vermochte das nicht. Sonst nahm er ja alles auf die leichte Achsel, aber diesem lieben," schüchternen Wesen gegenüber ver-; schwand seine Ueberlegenheit, seine: btqsikte Akt. H «- sp s ES war der Vorabend der Hochzeit. Francois saß mit seinen besten Freunden im Club Sie feierten den Abgang des fröhlichen Kameraden. Ein lustiges Abschiedgsest. Die gut gelaunten Junggesellen sparten nicht mit schlechten Scherzen und fröhlichen Netrologen. Ein Toast folgte dem an dern. Bei Champaqner wurde des Freundes Freiheit lustig beqraben Dann, zum Schluß setzte man sich an den Spieltisch, Irancois war über miithig, er lachte und scherzte, wie am leßten Abend seines Leichtsinns. Denn heute empfahl er sich von der Freiheit, er sagte ihr ein dumpfes, langgedehn tes Adieu... Heute wollte er also noch den Becher bis auf die bekannte Neige leeren. Er renommirte mit sei-: nen Liebesabenteuerm jest gestand er manches-, was er den Freunden früher stets verheimlicht. Mein Gott, wenn man in eine andere Welt abgeht! Rein, dorthin wollte er diese tollen Geheimnisse gar nicht mitnehmen. Wozu? Dort konnten sie ihn mit ih rer lockenden, herrlichen Sprache nur stören. Und er spielte unbekümmert daran los. Zuerst gewann er. Dadurch ge reizt, wurde er immer kühner-. Er verdoppelte seine Einsähe, er 'he rauschte sich an seiner eigenen Kühn heit. Und als der Morgen in das Clubzimmer dämmerte, hatte Tran cois Avenet die ganze Mitgift einer Braut verloren. Mit leerer Tasche und mit milden. Sinnen schwankte er aus dem Spiel saal. Der graue Morgen legte sich aus seinen Jammer-» III If « Er stand nun dort am Altar und» hörte die milden Worte des Priesters-i Jetzt erst sah er seine Braut genaueri an. Jetzt erst· . . Jn all dem Trubels hatte er daran vergessen und dann» schämte er sich auch immer so surchtJ bar vor den —- Zåfssern Ein Blicks aus ihren blauen Augen, und eri mußte an seine Schulden denken. s Wi-: engelhaft sie drein sah. Wiei viel Güte strahlte aus diesen Augen; Er hätte sie sogleich an seine Brustl ziehen und küssen mögen, so zärtlich,; so leidenschaftlich, denn er hatte ihr ja? so viel abzubitten, so viel.... Seins ganzes bish«riges Leben. WarumT war sie nicht früher sein Schicksal ge-, worden? s Dieses zarte, liebe Kind, das ihm» ein Vertrauen entgegengebracht, dessen? er nicht würdig war ——- verdiente er gar nicht. Und er konnte es gar nicht fassen, daß dieser Engel seine Gefährtin sein sollte fürs fernere Leben. Während oben die milden Worte klangen, dachte er nur an seinen Leichtsinn und an seine Schulden... Und er vergaß sein Unglück von ge stern, er sprach sein »Ja« so fest, so ruhig und er wird srohgemuth ins neue Leben schreiten, ins neue Glück. »Ja, ja, ja!« Er schrie dieses »Ja« fast hinaus. Das Mädchen an seiner Seite --— das ist nun sein Leben... Und wenn er es recht bedachte, hatte er sie jetzt, nach dem Verluste der Mit gift — aus Liebe geheirathet! I Recheutünstler. Ueber berühmteRechenkünstler plan -dert Mario Chio in der »Gazetta del Popolo«. Er erwähnt zuerst die leb haften Diskussionen, die gegenwärtig in der italienischen Presse über Spiri tismus, Su gestion und übernormale psychische Fähigkeiten geführt werden« und spricht dann die Ansicht aus, daß auch die staunenerregenden Produktio nen der Rechentünstler nicht auf der Basis der gewöhnlichen Kenntnisse er klärt werden lönnenz haben doch meh rere der berühmtesten Rechner erzählt, daß die lomplizirtesten rechnerischen Operationen sich in ihrem Hirn fast mechanisch und ohne jede Anstrengung und Ermüdung vollzögen. »Die Zah len«, sagte der berühmte Zaniboni, ,,kommen mir von selbst auf die Lip pen; unaufhörlich muß ich sie hersa gen, sie hin- und herschieben und die Reihen ordnen, und dieseOperationen vollziehen sich, ohne daß mein Geist etwas davon weiß....« Bidder schrieb: »So oft ich von den Reserven meines Geistes Gebrauch machen muß, finde ich das, was ich will, mit Blitzes schnelle« Er sand, ohne die Feder in rie Hand zu nehmen, den Logarith mus einer Zahl bis zur siebenten und achten Ziffer; mit wunderbarer Ge schicklichkeit fand er ferner sozusagen mit einem Schlage alle Faktoren, die irgend eine hohe Zahl theilen. Das rechnerische Phänomen ist eine beson dere Abart von Genialität, die manch mal von einer proportionalen Ent wickelung der anderen Geistesgaben begleitet ist ------ Gauß und Ainpere können hier gewiß als Beispiele die nen —«—— in den meisten Fällen aber die einzige Hirnthätigteit des rechnerisch begabten Subjelts darstellt. Dr. Howe erzählt von einem Jdioten, der taum sprechen konnte, der aber fast augmblicklich die Zahl der Minuten, die eine beliebige Person gelebt hatte, berechnete. Der Neger Tom Full-er, der weder lesen noch schreiben konnte, machte ähnliche Berechnungen in einer Minute. Analphabet war auch der berühmte Rechner Mon«deur, der die ganze Gelehrtenwelt durch die Ge schwindigkeit, mit welcher er die schwierigsten Rechenaufgaben löste, in Erstaunen setzte; dieser selbe Mann hatte im Uebrigen ein so schwaches Gedächtniß, daß er einen Namen nicht fünf Minuten lang behalten konnte. Es ist ferner zu bemerken, daß sich die Rechensiihigkeit sehr stiih einstellt: Jnaudi rechnete schon mit 6 Jahren, Zaniboni mit 12, Diamandi mit 16. Am merkwürdigsten aber ist dieThat fache, daß das Phänomen fast immer vorübergehend ist, d. h. daß es ebenso plötzlich, wie es gekommen ist, auch wieder verschwindet. Der Erzbischof Wately erzählt, daß er im Alter von jiinf Jahren eines schönen Morgens» als Rechentünstlcr aufgewacht sei; als r aber acht Jahre alt war, war von seiner Rechentunft keine Spur mehr vorhanden Wie ein Vogeri. Arzt: »Also der Appetit will sich kæi unserem Patienten immer noch nicht recht bessern?« Frau: »Nein, Herr Doktor-, ich sag’» Ihm, wie a Vogerl ißt er jetzt, mein Mann;——wenn er drei paar Weiß ivitrstel zum Frühstück ’gessen hat, dann tann er schon nimmer!« Bescheiden. Freund: »Sie haben fünsTöchter. Haben Sie sich nie einen Sohn ge wünscht?« Mutter: »Okt, selbst wenn es nuri ein Schwiegersohn wäre.« t Atem-um s Geci (einer Dame begegnend): »Sie lacht!.. . wenn ich jetzt nur wiißtk lacht sie mich an — oder lacht sie mich aus!?« Viel aus einmal. Gast (zur Kellnerin): ,,Siiße Anna, machen Sie kein so saures Gesicht-— bringen Sie mir lieber einen Bit tern.« Kritik Fachimeisten »Was ist Jhr Be tu « Rekrut: »Schauspieler, HerrWachts meister.« Wachimeisier: »Na, da wiros wohk nicht weit her sein mit der Kunst, Sie können ja noch nich mal een jeroöhns lichen Soldaten darstellen. « Ach so! »Es muß anerkannt werden, daß« Sie sich bei der Rettung des beinahe Ertruntenen ganz besonders hervor gethan haben.« »Na ja — ich habe von dem Betref fenden noch hundert Mark zu bekom men.« Der Sausen-ind. Sie: ,,Geld allein scheint mitzu sprechen.« « Er: »So? Das einzige, was Geld zu mir sagt, ist: Adieu!« Oekonomiich Professor idas Zimmer eines Stu denten besichtigend): »Es- ist schrecklich tialt hier! Wie können Sie nur hier« leben?« Student: »Ach, Herr Professor, ich·A brauche nur an das Exarnen zu den ken, so schwitze ich!« - Gerechte Entrüstung· . Lehrjunge (zur Meisterin, welche ihm nur immer Kartoffeln zum Mit tagessen gibt): »Meestern, Sie jloobeu woll det der Columbus die Kartof fel bloß deshalb erfunden hat, damit Sie mir damit doifuttern sollen?'« Reservirung. . Baron (zu seinem ·Bedienten): «Paß auf, daß heut’ bei der Gesell schaft nicht so viel von den theurenz Zigarren hier fortkommen — verstan-’ den?« Diener: ,,Jawohl, verstehe, Herr Baron! Die wollen wir mehr für uns reserviren!« , Feine Austedr. « Vater ider seinen Sohn unange meldet besuchi): »Saa’ mal, Max, wo hast Du denn eigentlich Deine goldene Uijr und Kette?« Sohn: »Ach weißt Du,1iapa, in Dei aewitierschwiilen Heit fürchte ich immer daß rer Blitz vom Metall zu schr aimeioaen wird, da habe ich sie an einem fid;: ren Ori zur Aufbewah runa gegeben!« Auch cin Kapital. »Wie jeht’5 Dein’n Bruder, Ede?« ,,Jut. Der hat neilich ’n Joldwaa renjeschäft uffjeniacht.« »Nami! Wo hat’r denn die Mittel MrLLT »Von mir.« ,,Wat hast’n denn jejeben?« Schlau. Gatte: »Was wohl unser-e neuen Nachbarn für Leute sind? Jch sah sie heute Morgen ziehen.« Gattin: »Na, viel Sachen haben sie nicht. Sie haben keine Wafchmaschine, keinen Teppichreiniger, keine Leiter, reine . . Gatte: «Wok,er weißt Du denn das Alles-LE« i Gattin: »Ich habe sie gebeten, mit I diese Gegenstände zu leihen.« Modern. l Dame (die sich als Sängerin aus L bilden mill): »Jetzt mache ich ein pack Monate als Varietesängerin mit... l und was mir das trägt, dafür nebs ich dann Gesangsuntetticht!«