Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 09, 1907, Sweiter Theil., Image 8

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    Ist einem hause in dem französi
Y« « städtchen P· tm Departement C.
D. stehen mehrere Ossiziere tust
,«»-.««-- zuge, weiter zurück ein junge
M Wesen Ständen angehörendsr
»Ist Zwischen zwei Soldaten mit ge
- . · Gewehr.
Si »Die herren bitte ich, einzutreten«,
erschallt die Stimme eines Adjutanten
M der Thür.
. Hangqu begeben sich die Offtziue
M das zu ebener Erde linksseitig ge
W Zimmer. Ein Maer begrüßt
Ue Betten und ersucht sie, Platz zu
nehmen.
,Meine herren, wir haben heute
M Mann zu urtheilen, der mit be
Wneter Dand beim Angriss auf un
sere Truppen ergriffen worden ist.
brauche nicht darauf hinzuweisen,
jeder nach seiner Ueberzeugung
Wun, sich durch nichts beeinflus
is- lasen wird.«
Ins einen Wink des Majork, des
tsihenden des Kriegsgerichts, wird
der Gesange-se hereingesührt. Ein ab
shöimt aussehender Mann Anfang
III M Jahre, an den Händen geses
»F .,-«, Bellt sich mit seinen Wächtern vor
" -— « Richtertische aus.
k-? « Der Gesangene macht ersichtlich ei
s ; sympathischen Eindruck.
T« MDet Botsitzende stellte die Persona
fest
Abvokat und Notar R. aus D. im
T-’d-««rternent U. E» 32 Jahre alt, ta
Eis-»Mein seit einem Jahre mit Claire,
«- b. A» in tinderlvser Ehe verheira
Einer deutschen Mutter ent
sesend, hat er zum größten Theil
einer deutschen Hochschule studirt
« tst der deutschen Sprache vollkom
« mächtig
.;« - ·Sie sind beichuldigt', ertlarre de -
dis- for, »sich atn 8. September Nach
Mgs 6Uhr bei einem Angriff auf
ss che Truppen betheiligt zu haben
« ·rn Durchmarsch des 2. Parall
X. Regintentö durch N ist aus
l snitern des Jhnen gehörenden
- eschvssen und mehrere Sol
nd verwundet worden. Bei
sofortigen Abfuchen dieses Ge
indes sind Sie sowie mehrere andere
-« wen mit den-l Gewehr in der
i s betroffen worden. Dieses
e Vergehen unterstets der Be
Ulrmg des Kriegsgeri
s» Hinann St» als sÅntlägen
se den Antrag, den Gefangenen
er That wegen mit dem Tode durch
- W zu verurtheilen.
· k-« Angeklagte, zum Worte ver
s-« - , erwidert, daß er Unschuldig sei.
kcegen seinen Willen wären Natio
Iclga rden und einige Angehörige des
«Ortes inhic nfriedliches heim ge
- . adie Fenster besetzt und
. vorbereitet, die einriickenden deut
Treppen zu beschießm Alle
E i llnngen iiber die Nutzlosigteit
Beginnens, jegliches Bitten,
« seine Behausnng zur Ausfüh
I ihres Bdrhabens zu wählen,
- vergeblich gewesen Unter den
" heißer-eigen hätte er seinen jüngeren
bemerkt, sich auf diesen ge
H Us- t und versucht, ihm das Gewehr
Ei-- entreißen Während dieses Rin
— sei rnit dein Gemhrfeuer bereits
» is nen worden, nnd bald darauf
s- deuts Soldaten eingedrungen.
»H, J-.-" " Kot ößen sei er niedergestoßen
« demnächst abgesührt worden.
s- Gattin sei Zeugin seines Be
·k««-« i gewesen, den wahnwitzigen
« —-.—, aus die Truppe zu verhin
, nnd er könne wiederholen, daß
ists-is Li- ,
« L schlichten Worte auf die Richter —
FIMI fah es ihrem Gesichtsausdtuck an
s« gestickte-L Die Vernehmung der
— en war aber geboten, und der
Es . nde befahl denen Eintritt
ExDet Sergeant M. bekundete, daß
, «ch mit den Füsilieren Sch.
. in das hauö und in die Räu
M denen geschossen worden,ein
« »k- :- sei und den Angeklagten
seitens-weht in der nd indes
" des Zimmets habe hensehen·
, et Æssm habe et nicht be
I-— m äsilier Sch. sei der
«Mst«e oft-It zu Boden ge
is Nicht ohne Eindruck waren diese
M beiden Fiisillete sagten nach- j
Puder dasselbe aus —- Füsilier
ex· woate noch sei-mit haben daß
M Angeklagte neben einem jungen
Menschen« der vor ihm auf dem Erd
leg, stand, seht erregt gewesen
Quell nnd hastig geathmet habe
;- ustallen zu einem Angtiss auf
seldeteu oder zu seiner Verthei
hehe ee nicht gemacht
seh-tu der Beweisaufsmhme
M Mem-us des Thitheil
nehm dem-trauen St. H
stelldette bei Vorkommnis
u aller Ritze und erklärte,
Antrag auf-echt erhalten zu
tPeemletleutnant
die Theilnahme des An
gede- Angtiffe, erachtete
·" the-Lilien gen wohl für glash
"" het um wilde Beutel-ei
’ . . use Freispeechung
eingehender Meldung nnd
· und ein-eben wurde
» m dritte-h
, M- Eil wegen BI
n ein-BI-f Iåtkl stät be
. sz » . kup
» Miet.
sie-—- s-..s« ;
».—.«·,- ,-.—.»x-«-—»«
Jst-»Ac
sei-M XXVII-»
E
W
Der Gesange-re wurde hineinge
siihrt und ihrn das Urtheil bekannt ge
geben.
Ernst und gefaßt stand dieser vor
seinen Richtern und vernahm seine
Verurtheilung. —- Ein wehmüthiger
ug flog über seine männlich schönen
sichtsziige, als er erklärte:
»Ich bin das unschuldige Opfer der
Vertettung von Umständen, ich bin
unschuldia.— Ich bitte nur noch zu
gestatten, dqu meine Frau nicht von
niir getrennt und ihr gestattet werde,
bis zur letzten Stunde meines Lebens
bei rnit zu bleiben.'« l
Der Gerichtsvorsigende gewährte
diese Bitte.
Dem 8. Bataillon des X« Reqinients
war der Veturtbeilte zur Mitsührung
überwiesen worden. An der Queue der
Marschlolonne solgte er, neben ihn-.
seine rnnthige, bedauernswerthe Frau.
Alle Unbilden des Wetters, des Mar
iches und des Bin-ais theilte sie mit
ihrern Gatten, und die Sorgfalt, mit
der sie ihn umgab, rührte selbst den
sonst theilnahnislosesten Mann der
Truppr. Die Mannschaften überho
ten sich fast in Ausmntsamteiten den
Unglücklichen gegenitber.
Nach einein anstrengenden Marsch
schwenkte das Bataillon von der
Cbaussee ab. die Kompagnien mar
schitten auf und bezogen ein Biwas.
Grübelnd und« vor sich hinstarrend
saß der Gesangene in der Nähe eines
Postens. Neben ihm, aus einern aus
gebreiteten Soldatenrnantel, den Kopf
aus eintn Tornister gestützt, lag leise
schlummernd das abgehörrnte. tapsere
Weib, die Gattin des Gefangenen.
Leise unterhielten sich die nächst
sihenden Soldaten. Der Gesangene
mit seinem Weibe bildete den Gegen
stand der Unte baltung. Fast durch
wig wurde die chuld des Ver-urtheil
ten bezweifelt und es wohl für mög
lich erachtet, daß dieser das Gewehr
seinem Bruder nur aus den Händen
gerissen, selbst sich aber nicht an dein
Kampfe bethseiliat bade.
I Auch eine Gruppe jüngerer Offi
Iziere philosopbirte in gleichem Sinne,
und alle bewunderten den heroismus
,dieser Frau. «Die Umstände sprechen
Allerdings gegen ihn," sagte ein ganz
junger Leutnant, »aber sollte rnan
sich doch nicht irren können und einen
Schuldlosen verurtheilt haben?« —
»Auck. mir gebt dieser Gedante nicht
aus dem Sinn,« wars der Adjutant
tes Bataillons dazwischen »Möchte
mal Sr. Exzellenz Vortrag halten«
ibm den Jammer, den wir täglich vor
Augen haben. schildern können und
ihn bitten, Gnade zu iiben und den
Aerrnsten die Freiheit wiederzugeben.
Jch muß rnal den Major fragen, ob
er einverstanden ist. wenn ich Seiner
zExzellenz diese Bitte unterbreitr. Ge
legenheit wird sich bei dem.Besebls
empfange im Generalstabsquartier
vielleicht iinden.«
. Stiller wurde es irn Linn-L die
meisten Soldaten schliefen. Früh am
Morgen wurde wieder aus brachen,
und bergauf, bergab in schar ern Son
inenbrande wurde bis gegen Abend
inarschiri.
« Kein Bitt-sah sondern ein größeres
IDorf gewährte der ermüdeten Mann
f schast während dieser Nacht ein Unter
tarnncen. Mit ihrem Gatten theilte
die Frau das Schulzinnner des Ortes,
das als Arrestlotal unter Bewachung
der in demselben hause untergehn-ch
ten Kantonnernentewache eingerichtet
worden war.
Gleich nach dein Einriielen war —
roie täglich —- unser Adjutant zurn
Beschweng in das Quartier des
Generalleutnants d. H» des Kommun
deurs unserer detachirten Division,
weggerittera s
Nach längerem Ritt meldete er sich
bei dein Generalstabsdfsizier, Oberst
leutnant d. R» zur Stelle.
Die Befehle sin den nächsten Tag
waren aus geben und die Ossiziere
mit dem nsche einer glücklichen
Rückkehr entlassne worden«
Unser Adjutant trat turz entschlos
sen an den Qberstleutnant heran und
bat, es ibrn Izu ermöglichen, Sr.Ex
zellengeinen urzen Vortrag iiber den
dein atuillan zugewiesenen Gesange
nen zu halten.
»Was haben Stet« fragt derOberst
b DREI-Ist "
os-. · — s ---
»Ich möchte im Namen unseres Ot
fiziertorps, ja ich tönnte sagen, des
ganzen Bataillons Sr. Exzellenz um
Begnadigung. des gefangenen und
zum Tode verurtheilten Notars R»1
bitten· Seine Gattin geht ihm nichtl
von der Seite, theilt jegliche Strom-L
zen in rührendere Ergebun mit ihm, l
versichert heiligst, daß sie ugin der
Aftaite in D. gewesen und ihr Mann
unschuldig sei. Wir insgesammt,«
Fuhr der lebhaft gewordene Offizier
okt, «glauben auch nicht recht an die
jSchuld des Mannes-«
«Gern," erwiderte Osberftlentnant
v. R» »mil! ich Sie, mein junger
Freund-, bei Exzelleiiz melden. War
ten Sie hier einen Moment.« Der
Generalstiibler verschwand in dem
hause Rach kurzer Zeit kehrt-e er zu
riick und bedeutete dem Adjntantem
da Se. cxzellenz ihn erwarte.
Osseztee trat ein. —- Wohlwol
lenden Antlitzes trat der General i m
ers-gegen nnd fragte nach seinem -
M rs
»Ja schlichten. so recht von Herzen
kommenden Werth gal- der Oftizier
eine schäme-ins von dem Gefange
nen. W Gattin und deren Verhal
t. auf dem Peitsche und Bin-at. ·
Jst Unverstand-cis mit den ande
get-Mistwa- dekdäataillmäi bitteee
. seenztun Miste-e des
sue-Mitten g
Der General hatte schweigend und
aufmerksam zugehöri. Jnnner ller
und kocht-vollendet wurden seine ge,
dann trat et aus den jungen Ostizter
zu, llopste ihn aus die Schulter nnd
erllarte, daß der Verurtheilte keinen
besseren Vettheibiget undIiirsprecher
Shärte finden können.
i
Das Kriegsgericht habe nach dem
Gesetz geurthein, ihm bleibe atxr das
Recht der Begnadigung und dieses
wolle er, da er die triegsgerichtlichen
«Berhandlungen kenne, üben.
»Warten Sies« Zur Thiir gehend
rief der General deren Oberstleutnant
v. R. herein, hieß ihn Papier und -
der nehmen und dittirte ihm das e
gnadigungsdetret siir den Notar R.
aus D» dessen Heimreise seitens deut
scher Truppen nichts in den Weg zu
legen sei.
»So, nun nehmen Sie das Schrei
ten mit, mein lieber Leutnant, und
Gott besohlen.« Wie gerne wäre der
Lssizier seinem hohen Vorgesehten
um den Hals gefallen, aber die straffe
militärische Zucht litt so etwas nicht«
»Nun schnell aufs Pserb, und nun!
zei e. was du«tannst, braver harrac.««
Fort ging es in scharfem Trabe,"
gefolgt von einigen Dragonern als«
Begleilmannschast, dem Kann-nde-i
ment seines Bataillons zu. »
Tiefe Ruhe herrschte nn Derse. Rats
die Posten an den Ausgangen und vor.
der Kantonnetnenlswache schritten,
aufmerksam beobachtend, aus und ab.
Vor seinem Quartier sprang ber Ad
intant vorn Pserde und übergab sein
neues Thier dein schon wartenden
Bursch-en
Jkn Nebenhause, einein sauberen
Landbäuschem ruhte der Bataillons-«
lommandeuk Maer v.W. halb ange-«
kleidet aus einein einfachen Lager· I
Der Bursche hatte ben Befehl, tbnj
sofort zu benachrichtigen, sobaid Leut
nantK. (der Abjutany vom stehlss
estange zuzüatämr.
,sk,« .«—8
ccUIUUIU II- XVIIW sktlIcUGI Sus
durfte sofort eintreten.—Erhitzt von
dein scharfen Ritt, meldete der junge«
Adjutant sich varichriftsmäßi zurück.
»Na, was gibt es? Bitte lesen Sie,«
fa te der Kommandeur — und der
O fizier rapportirte, daß das Bataib
lan während des weiteren Varmarfches .
die linke Flante der Division bis nach
A. les B. äu decken habe. —- »Entfet- «
nung bis les B. beträgt 35 Kilo
meter," setzte der Adiutant hinzu.
Der Mafor fah nach der Uhr und
aah die weiteren Befehle für den lam
»menden Matfchtag. —- Er legte sich
Izuriick und sann nach. —- «Apropos,
s lieber K» was hat Exzellenz zu Jhrem !
i Anfuchen gefagt Z«
) »Se. Exzelienz,« berichtete der Ad-l
jutant, «hat weinen Bericht über un
seren Gefangenen wohlwollend ent -
gengenammen und dann die Begna i- «
gung ausgesprochen Für den Herrn
Majat bringe ich," fuhr der Adjutant
fort. »den Begnadigungshrfehl mit.'"
Maine v.W. nahm diefen Befehl,
f tassf ihn und richtete sich freudig erregt
au .
f »Als Belohnung fiir die Fürst-rathe
kei Exzellenz sollen Sie elbft dem
Gefangenen die Begnadigung bete-mat
» gehen.
» ch freue mich mit den armen -
i
(
i
!
i
i
i
(
S« 1
sing igten Menschen,« fette der Mazor
v. w. hinzu, »und freue mich, daß der (
ute Geift unserer Leute damit auch
einen Lohn findet. Und nun die
Frau, welch ein Weil-! Nun gehenSie,
lieber K» besorgen Sie alles und ho
len Sie mich urn 5174 Uhr hier alt-«
In einem Massenzimrnex des
Schulhaufes lag deriGefa ne auf
feinem Strohtager. Seine rau saß
neben ihn-, feinehände umklammernd.
sich der gequälten Brust.
»Was ift dass« fuhr die rau plötz
lich auf. «Jch höre Tritte, e innirnens
dich zu holen, a mein Gott« wein
Gem«
Leife öffnete sich die Thür, und her
eintrat in Begleitung des wachthabens
ten Unteroffizieri, der eine Laterne
trug, der Adjutant
i
!
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(
i
i
i
i
Liebevvll ftreichelte der Verurtheilte
das abgehiirrnte blaffe Gesicht feiner;
Gattin, und ein tiefer Seufzer entrang I
Der Gesangene sah ihn fragend,
aber gefaßt an. Die Frau sprang aus,
stürzte aus den Ossizier »zu, santihrn
zu Füßen und dai instandigsi. der
Verzweiflung nahe, ihr nicht den un
schuldigen Gattein zu nehmen und zu
tödten·
Ruhig, obere mit erregten Gesichts
ziigen hob der Ossizier die Frau sanst
empor.
»Erholen Sie sich Madame, beru
higen Sie sich; ich nehme Ihnen Ihren
Gatten nicht weg. bringe shtn vie mehr
die Freiheit«
»Die färeilzeitk schrie die Frau aus.
Zweifeln sah sie den Ossizier an und
bat ihn, sie nicht noch mehr zu mar
terri.
»Meinede Madame, Ihr Gott-e
ist frei« Se. xzellenz der kommandi
rende Gen-er hat ihn be nadigt. Er
ist stei, nnd Sie können ogleiaftrw ab
ret sen, wenn es beliebt. Viert
Paß durch unsere Linien, und ein
Wogen ist bereits besorgt der Sie
der Deimlaih zuführen foll. Leben
Sie wohl! «
Beiden gab Leutnant K. herz tichst
die hand, er versengte sich vor ihnen
und zog sich guts-.
Stumm fielen die Eheleuie sich in
die Arme.
Ochs-Will
r (irn Ballan us, zur
» nreine Frnn bnl ausgetalei
ste Frau werden in
siin Minuten vom Stapel gelassen
W
tork- legter Streich.
Preis-Damiette von T h. M ii it e r
Fraulein Lori von Tröst welcheda
zu Pferde in aller herrgotttsriihe die
rinnt-Straße, welche den naterlichen
Pakt durchlief, gegen das Eingangis
ihor herabtam. war ein entzückendes
Ding, aber leider war die Mutter zu
sriih weggestprben und da der herr
Papa ihre Er iehung nicht fremden
Leuten überlaser wollte so war sie,
neben dem üblichen Gouvernanieniini
ierricht, dem Vater zu Fuße und zn
Pferde gefolgt wie ein Junge. Rei
ten, fahren, jagen und —Dunime
jiingenstreiche, das waren ihre Haupt
passionen und,-iiber sechzehn ali, hatte
sie an kindischen Ultereien noch genau
dasselbe Vergnügen wie mit neun.
Also Fräulein Lori ritt-und zwar,
theils weil sie schon mit Tages-grauen
aus der Morgenpritsche gewesen war
theils weil ihr die ,.chose'«, welche sie
eben var hatte zu sehr presfirte um
sich erst umzutleiden—in »hreeches«
und nach Oerreiiart im Sattel sitenlx
in der Spnrtrniije deren Schirm zum
Himmel stand ihr schönes Haar ver
bergend, die Straße herab. Plötzlich
bog sie ab, nahm den Graben und
hielt dicht vor einer Ruhebank.
Auf dieser Bank. denskops weit im
Nacken, die bläuliche Nase gen Him
mel gestreckt, saß, schnarchend, ein
Mann in der Tröft schen Livree. Ein
iaar Sekunden betrachtete sie den
Menschen mit einem gewissen Wohl
wollen — und dann bohrte sie ihm
mir Seelenruhe das Ende ihrer leickf
ten Reitgerte in eines der weitgeös -
neten Nasenlscher. Die Wirkung war
entsprechend raßartig: erst eine
furchtbare Nie-See xplvsion, daraus ein
förmlich entsetztes Gesicht. als er das
gnädige Fräulein erkannte, und ein
ungeheuter Sag mit dein er sich von
der Bank trennte, danach eine tiefe
Verbeugung. ein Umsichselbftdrehen,
wie ein verrückter Kreisel und zum
Schlusse suchteer im eiligsten Tempo
zu verduften.
!
I
I
Er wußte warum!
Ein außerordentlich energische-Z
»Zean!« brachte ihn sofort zum itehen.
. ommen Sie hierher!« Er schlich
her-ei wie ein armer Sünder. Mit der
ausgestreckten Reitgerte zeigte die her
rin aus eine alte Wettertanne dicht an
de: Partmaum »Allez—rauf da!«
Den Herrn Jean schüttelte sörmlich
das Entseuern schier flehend hob er
die Dönde und stottertes «J-i-i-iche?«
»Aber natiirlich!« meinte höchst leich
miithig das Fräulein, «wird hnen
ausgezeichnet bekommen, Sie schlafen.
nachdem Sie das Partthor ausgesperrt
haben, seit ges lagenen zwei Stun
den hier, wie allte das einmal en
den?« »
»Anm, gnöd’ge5 Freileinchen, ich
bin Sie doch geen Dormtraxler nich
...herrchäses nee, ich thät rn’r Sie
»wes Gnebbchen alle Gnochen in
Leibe . . .«
«J wo! Ein Mensch wie Sie« der
das Leben so gerne hat, hält sich schon
fette! Also, nur immer ranf..."
Jean iichzte schwer, aber er wußte«
es half nichts, sich zu sträuben, und
so begann er, sich an den AsMrunten
emporziehend, seine höhensahrt. Das
Fräulein hatte sreundliechs Lob —
als er sich aber ihrer Erreichbarteit
entzogen wähnte, streitte er, er wollte
absolut nicht mehr aufwärts. Da trieb
sie ihr Pferd direlt unter den Baum,
ein Ruck des es meidigen jun en
Körpers und er an mit den Fugen
auf dem-Sattel, die Gerte schwippte
ein paarmaL an auiktirte treischend
und hantelte ch weiter nach oben wie
ein oerfolgter «mpanse.
.Sie sind setzt o hoch, daß sie über
den Zügel außen gegen die Stadt
sehen tdnnen?«
»Eichaa !« seufzte Jean.
Kommt von dort ein Reiter in
Unisormsk
" »Gegen gotnrnt Sie eener, gnäd’ges
Freileinchen.. ee i’Sie aber noch
ganz gleene... dunnerliychem nu’
genu« ’ch ’n doch ,un zwar an fernen
Ferde... das is’ Sie der neieA 'u
rant von deDragonersch drieben,
; Sie seit eeenigen Dagen unseren Bari
,d.ir(hreit, als oh ’r «n eegal gebuthk
ihm-du«
«Ru ö’rn!« iopirie ihn das mitth
tvillige Möbel-in »aber nu’ gornrn’ Sei
unter, Quatichgoth »
»So!" fuhr sie vergnügt fort, alil
Jeon zur Stelle war. »un’ nu’ wennj
’r herinne ii'.·. dann schließen Se?
’s Dohr hinter ihm ab. . . alle andern
hab' ich schon nbgelchlossen...«
»Und dann gann’r nich mehr
tout . . .« freute sieh Jena« «Stirnrnt!«
psliehiete ihrn das Fräulein bei.
-»Und dann muß’r ooth ruuf uf’n
Boot-Ili« seen tanzte snk vor Ber
niigen, als er diese Vermuthung aut
proeh Er wurde zur Ruhe und ins
Gebilfeh verwiesen, um sich unsichthckr
zu machen-das Fräulein selbst ritt
ebenfalls nahe dem Ther in Deckung.
—-—-Die Falle war gestellt! Iheres
ilsppte doch nicht alles. In iurjetn
erschien Jena wieder auf der B lds
fläche und erklärte. daß ei ihm zu
riilant ers ne, seine Rolle due u
siihreru «l her d nvth mal u’n
Bonn-z» denn.hörn , spln Offizier
ttttt
s räulein, das sich durch das
Da
asze- orntnende fgetlappet -
den sah. Gerne der-Schlüs
—a mutwiirdi sie g ch
darauf das .glel Gesii her der
--es wire am Ende do bes
e, san- von ihr athsie ! inen
present me He such entf lesen. du«
»F
Junget Mann (bei einer Gesellschaft): »O, nun erinnere ich mich erst
Sie waren ja mein Professot!«
Professor «Das heißt, Sie mein Schület!'
That essen zu lassen-da wallte es
entgegengesetzt in ihr aus:
Nun ritt dieser »Mensch« schon
einige Tage durch ihres Vaters und
ihren Bark, als oh der sein Ei en
thuni märe, wo doch die ganze lt
wußte. daß das ein Privatweg seit
Nun, das wäre noch angegangen, denn
das thaten die anderen Dragoner ge
legentlich ja auch.
Und wenn er erst einige Tage da
war nnd die Gegend auch noch wenig
kannte, sodaß er vielleicht dachte
nran könne hier nach Belieben verkeh
ren-seines tonnte inan ihm nie und
nimmer verzeihen: der Weg« den er
ritt, führte direkt, direkt an der
Veranda vorbei-—- und aus dieser
Veranda hattesienun schon ein paar
Male gesessen... notabene in reizen
der Toitette —- aber er hatte gar nicht
gethan. ais oh und wenn!..,. Ader
freilich, er katn ja direkt von der
Kriegsakademie, und das sind ja alle
ganz besonderm Der machte auch
mak sicher teinen Besuch bei ihnen und
—- kennen lernen mußte
sie ihn unter aiken Umstän
den ! t« Fazit: Es dkeidt dadri. ..
seht er in die Falle, so wird sie zuge
kagpt —- ·
-- - - - -.
Da war er schont er hieu einen
Moment, fein Schimmel weiiete die
Mistern und er schien unendliches Ge
fallen an dem zu empfinden, was hier
die Natur im Verein mit künstleri
schem Geschmack geschossen hatte.
Dann ritt er langsam weiter.
Fräulein Lori huichte wie der Blitz
Irr-on Jm Augenblick waren die
« lxvrfliigel zuzummengedrehy das
Schloß abgelpert —- da hauen sich
die beiden Pferde gewittert« fie wie
herten sich u nnd der Reiter blickte
sich um. in flüchtiger Blick streifte
sie und ihre Thätigieit —- dann zog
er gemiithlich weiter. Lvri aber lief
zu ihrer Brunnen zuriiet und dann
ging's ventreaterre auf Seitenwegen
zum Schloß —- in der Veranda ver
bar see sich.
Zaun gab es eine lange Pause, er
wollte sich ewig nicht lehen lassen.
Daß er die ganze Parim uer in ihrer
Riesenausdehnung um ttt, daran
dachtesie nicht rinle hielt sie es in
ihrem Bresieckesnicht län r aus. Sie
wollte über die große No mfläche hin
siiber zum Windeswehen-G von wo sie
mehr Umsicht hatte. Sie hatte auf dem
weichen Boden aber kaum einige
Sprünge einricht, als sie sich empor
ehoben "hlie und glaubte, sie durch
flöge den Weltwnm Jeder Schrei
iensruf blieb ihr in der Kehle stecken.
daiiir donnerte es förmlich in ihr
Ohr:
»Das ist ja diefe Kröte von einem
Jungen, der vorhin das Partthar
ichio ! Und wenn er das eine ge
ichlo en hat, so hat er's auch fo mit
den anderen gemacht.... Nicht so?
Willst Du reden, Kerlchen?« Lori
vergi en die Sinne. Der Adjutant
hatte unhörbar eingeholt, vorn
Pferde aus an dem Kragen ihrer
Joppe zu fassen betornrnen, in die
’öhe gehoben und schüttelte das arrne
ing wie der Jagdhund seine Beutel
Die Szene hatte zwei Zuschauer,
einen, der die hände rang, aber tein
Wort herausbrachte, das war de:
gutePapa und Gutsbesitzer von Tröst;
der andere war Jean, den ein Schauer
um den anderen überlief—wenn er
sich nun nicht sträubt; und der nun
erst ihn zu faxn gekriegt hätte! —
fzuin Glück dauerte die Sache nicht
ange. Durch das Mitteln entfiel
Lori die Sportrniihh das schöne
Irauenbaar quoll herab und der O fi
sier feste rnit einern Ausruf h« en
Erstaunens,’ aber auch niit aller Bor
sicht die Einqefangene zu Baden nndii
war rnit einein Sak vorn Pferde. ;
«Lari, Lpri,« arn der alte herri
herbeigelaufen, «ha Du wieder;
einmal einen ein er dumsj
wen Streiche gemachtk »
»Es war mein le ter,« weinte diefei
rade inaus und nn ergriff stein»
gren »gew« die Flucht. --—-——
——————————— 1
Die Ver «ndigung wifchen den
beiden herre- war paid hergestellt;
nach unaqä iten Entf uldigungen
und freundi gebotene-n runte ritt
derdra bei-n, -uni nächsten Var
mittag n voller Gala wieder var u
giheenx er ina te ·ieinen offizie en
ntrittsbefuak l- er abfuhr, winkte
ihn- Lori freundlich nach. Wer aber
aus dem Erstaunen eine Zeitlang at
nicht herausfand das waren wie-er
wei: Erstens Papa Tröst, der seine
echter gar nicht wiedeketkannte —-·
aus der wilden Hummel war über
Nacht ein fühtendes, fehnendes Weib
geworden-und zweitens Jena, der
bei der nächsten Begegnung, wie ge
wöhnlich, wieder auseeißen wollte-—
—und dafür zweiFtaschen Wein be
kam! « ««
»Mich soll Sie das Metschen bei
ßen, wenn Sie die Zneen gen Baue
nich wet’n!'« meinte er unter deren
autiteinten —- undRecht behielt
e : .«
cis- erlassene-ej
Anknüpfend an das Auftreten Ri
chard Strauß’ als Kapellmeisier in
Paris erzählt der Pariser «GilBlas«
eine hilbsche Anetdote aus dem Kapell
meifterleben Richard Wa need-. Jm
dalire 1872 dirigrte agner ein
Konzert in dem neuen Saal des Mu
silvereins in Wien. Dabei oaisirte
dem ausgezeichneten Hornisten Rich.
Leoh das Malheur, daß er einen fal
schen Ton blies, worüber sein rennt-,
der Lustspieldichter Evuart auiner,
rer in der ersten Reihe der Zuhörer
saß, lachen mußte. Während derPaufe
kamen alle. die zu dem Konzerigeber
in Beziehung standen, im Foyer zu
fammen. Da erklärte Wagner, es
wäre ein großes Unrecht, sich über
einen Künstler lustig zu machenJrseil
er einmal einen falschen Ton gehlasen
fälle; man müßte immer daran den
ten. eine wie große Leistung dazu ge
höre, d:m schwierigen Blechinftrument
einen schönen Ton zu enilocken Und
dabei umarmte er den hornisien, um
ihm zu zeigen, wie wenig er ihm über
den kleinen Unfall, der ihm widerfah
ren, grarn wäre. Da trat Levis are
Mautnee heran und sagte u hm.
»Das war nicht hübsch, daß ie über
den falschen Ton gelacht haben...·
lind als derAndere sich lachend ent
schuldigen wollte, schnitt ihm Levn
idas Wort ab: »Nein, mein lieber
sMautner, das roae nicht hübsch, und
Hdas war sogar undankbar oon hnen;
,drnnich. ich habe alle JhreL spiele
Ins-sehen, und ich habe-—- nicht ein ein
sziges Mal aelacht...« Richard Wag
sner lachte Thränerh . .
s
Wann tks Zeit eur- yet-seht
i
l
I Ueber die Frage, welches der rechte
,Zeitpuntt sei, daß der Mann ein Weib
)beimfiihre, oder das Mägdelein unter
die haube komme, sind die Ansichten
bei den einzelnen Böltern sebr ver
schieden. «Jung gefreit hat Niemand
gereut« — diesem altbetannten deut
ichne Sprichwort steht ein anderes
deutscher Derwnft entgegen, das da
lautet: » riib Ehe, sriih We .' Jn
Italien it rnan sogar der einung.
daß früheb heirathen dein Manne
«iriiben Tod« bringe· Die’Engliinder
wiederum lassen den Zeitpunkt des
Heiratheni völlig irr-der Schwebe, in
dern see sagen: «Zur Zeit tornrnt sie,
welche Gott sendet.« Andere Natio
nen ferner geben bestimmte Zahlen an.
So heißt es bei den Spaniern, daß
die Frau fünfzehn, der Mann dreißig
Fahre alt sein soll, und der Dön
agt: «Mädchen unter zwanzig Jah
ren sollen einen Mann heirathen, der
älter itt als sie; unter dreißig Jah
ren einen gleichaltrigenz ist sie vierzig
Jahre und mehr, dann nebrne sie, was
tcrnrnt.« Friihes heirabtett empfeh
len. uen nur sie zu nennen, die Ser
ben. wenn sie la ers-»Armes hols,
rasch Ko ten; bäte Kinder, rasch
Waisen«; «e Chineiem »daß bu bog
gebörlge Alter erreicht, so heirathe«;
die Lttauer: « ung gefeeit, jung ge
iratbet, l ich nicht gereuen, die
sbne wer n heranwachsen wie
.Beiider. die Töchter wie Schwestern.«
n einein Puntte aber stimmen ase
älter durchaus überein, daß ei stets
vorn Uebel sei, wenn ein alter Mann
ein junges Mädchen ehelicht.
Zu ebener-.
Köchin ( »i- einer-·«Kartenschläge
rin): »Na, te sind aber lchiintbeuert
Fitr eine Mart haben Sie rnir bloß
einen Mann niit ein« paar hundert
Mart prophezeit! Da war ich
neulich bei einer, die hat nrtr für
baselbe Geld z« i Männer rnit je
M Mart prop sein«-.