Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 09, 1907, Sweiter Theil., Image 6

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    Der Mann mit M vielen Namen.
KriminabRoman von Auguste Grotten
»p- ;.,-«-- »so-e VII-: »Hm-.
5
» -. —«-.-«-;-i.s.,-.2p.-e . « »
i (6. Fortsetzung.)·
Ganz sachte schob der Doktor diese
. ans die Tischplatte und nickte dann
dein bleichen, stillen Mann zu, der
so gern allein gewesen war und wel
cher nun doch so vielen Besuch hatte.
.Er ist gern gesiorben,« sagte er
iewegi. »Es liegt so viel Frieden in
L« seinem Gesicht. Sehen Sie nur, knei
j F Herren: er gleicht einem Schlafen
n
Nicht die leiseste Spur von Lebens
Iberdruß, von Sierhenssurcht, von
Verzweiflung war in diesem stillen
Gesicht zu sehen. Und Doktor Fehler
war doch noch so jung gewesen, und
in den Jahren der Vollkrasi stirbt es
sich naturgemäß doch am schwersten!
Miiller’s Augen shasteten traurig
nnd nachdenklich aus dem Todten,
der, so lange er noch lebte, ein kleines
Mihsei siir seinejReisegenossen gewe
sen nnd der, seit er nun eine noch viel
weitere Reise angetreten hatte, zum
sro Mithsel siir jene geworden war.
achdern die beiden Aerzte mii Be
firniniheit erklärt hatten, daß der
Selbsiinord spätestens gegen Ende der
vergaan Nacht ausgeführt wor
den und daß der Tod unmittelbar
nach Abgabe des Schusses erfolgt sei,
Durde der Todte allein gelassen. Das
hist allein blieb er nicht. oxl war
nicht dazu zu bewegen gewe n. sich
von seinem Herrn zu trennen.
Der Kapitiin sperrte die Kabine ab
" m steckte den Schlüssel zu sich.
Er hatte die beiden Doktoren er
. ? s t, ihm in seine Kabine zu folgen.
« -· its dethege dahin stellte sich ihm
ein Herr entgegen. Es war der Jn
ber jener Kabine. welche derselben
ler’i rechterseits benachbart war.
: fordert-, eis- bißchm aufgeregt
seeue andere Kabine.
Sie werden mir doch nicht zumu
. ihm, daß ich neben einer Leiche die
- -«I.pntntenden Nächte zubringe!« Da
Iii schloß er seine Rede.
«er meine zwar, das eine Lercoe
Z; der acbt genau so ungefährlich ist
Zs Irre »der Tag,« entgegnete Mingotti.
Elle-m da es möglich ist, werde ich
n immean eine andere Schlaf
tte anweisen.—Aber für Sie,« der
, zsa "«n wendete sich dem jungen
i« I seien zu, »habe ich leider keine an
? « due Kabine, ais eben die. weiche Sie
s. ; M innehaben«
" WILL thsmayrh der«1inkeNach
M der ßkenschen Kabine, zuckte
Ue Achseln. »F denk, er wird mir
f« ni; thun!« agte er gleichmiithig
»H» fürcht'n, das bab’ ich noch nit
"« Weint "
In des Kapitäns Kaiiite angelangt,
, agte derSchiffåarzt ernst: »Wir wer
«" die Leiche versenken mitssen.«
»Natürlich müssen wir ihn in der
«See beftatten. Wir dürfen den Leich
«Iam bei dieser Temperatur nicht noch
i Tage an Bord haben,« stimmte
Kapitiin zu.
; , , Eine Stunde später war das Pro
« Jst-soll tiber diesen Fall in das Tage
M des Kapitäns eingetragen und
m ihm, dem Schiffsarzt und Dot
k M Lackner unterfertigt.
ZEEs Dann wurde von diesem Protokoll
Gse Abschrift genommen, welche eben
Y ge die eigenhändig-e Unterschrift der
III-» - « herren trug. Diese Abschrift war
Beitr bestimmt, dem österreichischen
. s---sonsutute in Alexandrien übergeben
Lu werden. Auch alles Eigenthum
s Selbstmörders wurde genau no
iirt und zusammengetban. Auch die
fes mußte dem Konsulate ausgefolgt
, «s,«-IMMU.
» Während all dies geschah,« nähte
" M der Stewardessen unter Schau
7km einen großen Sack aus Leinwand.
Z«Qitser mußte bei der bevorstehean
Izsksesiattung den Sarg vertreten.
, G- en 11 Uht Nachts am 22. Au
ssen-den sich die meisten der Rei
» Hi - n auf dem Oberdeck ein, von dem
; H» s man die Stelle, an welcher die
.. irrige Zeremonie ftattfinden sollte,
I, Regt-m überblicken konnte.
Dorthin war der Todte bereits ge
bracht worden. Der Sack, in welchem
Jan ihn in’iMeer senken wollte, war
niii einer schweren Kette umwunden
: Eis-eben Er lag auf einem langen
;.seeii und war mit einem « großen
»He-ch- five-deckt
Hat Licht zu diesem eigenartigen
s isz lieferte der Vollmond, der
bar klar und märchenhast groß
Himmel stand.
, b iansend und aberiauiendStre
III-Mein fernen Fackeln gleich, an
missersehbar weiten horizont.
x her noch recht angenehm we
·fe hatteausgehört Nur zu
-- keins ej tote ein leises Aihmen
«b nst.
« Ortes-die tro der schon weit
» dritten-en R i eine ganz -
CI - . siehe Mingoiti war nnn Fl
- . riiber, daß der Todte nun
Mehr an Bord fein würde,
unbebaklich siihlie er sich,
« im ie , statt eines Prie
tklkissen Theil der Hand
M tu nehmen. den Todten
"- u nnd eine Leichenrede zu
»—-.smen Kapixsn Mr s- Upch
stherdew wenn es sich
» » » handelte denn er
kwar ein tüchtiger Seemannx aber ein
Redner war er nicht. Die Gabe, seine
Gedanken in seine angenehme Form zu
fassen, war ihm versagt. Und da er«
Nun ersten Mal in seinem Seemanns
leben in die Lage lam, eine Schiffsbe
stattung leiten zu müssen, war ihm
die bevorstehende Zeremonie geradezu
peinlich.
Er wußte in dern Augenblick, in
dem er, parademäßig adjustirt. aus
seiner Kabine trat, noch nicht« was er
reden sollte, und verwünschte in seiner
Berlegenheit die giin liche Windstille,
die gerade seht her chen mußte, wo
er doch einen Sturm gebraucht hätte,
der sein sicherlich recht holperiges Re
den verschlungen haben würde.
Kapitiin Angelo Mingotti hatte in
dieser Minute ein richtiges Lampen
sieber. —
Geradezu scheu blickte er zum-Ober
deck hinaus, aus dem er gegen sechtig
Paar Ohren wußte. die jede Silbe
« gon dein hören würden. was er re
ete.
Es hatten sich ihm die anderen Os
siziere des Schiffes angeschlossen und
noch einer, der eigentlich auch zu den
Herrschaften aus das Oberdeck gehört
hätte-Joseph Müller, der Detettio.
Der war wirklich traurig. Er fühl
te sich hier als einen wirklich Leidtras
gcnden, denn er wußte, seitdem das
Protokoll ausgenommen worden war,
daß der ganze Name dxs Verstorbenen
herbert Konstantin Feßler gelantet
hatte. Der Paß des Todten hatte
dies nachgeweisen.
Müller redete allerdings zu nie
mand darüber-, daß der zweite Taus
nanre des Todten ihm die Gewißheit
gegeben, daß er den Sohn eines al
ten Bekannten vor sich gehabt, aber er
selbst war von dieser Erkenntnis ties
berührt worden.
Müller, dessen Herz genau so warm
war, als sein Kopf allzeit liihl blieb,
war also bei diesem Leichenbegängniß
sin Wahrheit ein Trauernder Und
deshalb hatte er sich ganz unwillkür
lich den Herren vom Schiffe zugesellt,
und deshalb wurden seine Aug n jetzt
feucht, als er bemerkte daß er doch
nicht der einzige sei, dem das Vers bei
diesem Begräbnisse wirllich wel) that.
Rei n, noch einer war da, der voll
Leid war.
Foxl saß dicht neben dem haupte
seines herrn und schaute unausge
seht aus die hätte, die es ihm ver
borg, und winselte leise.
Um diese Zeit fand Kapitän Min
gotti Gelegenheit. sich iiber sich selber
zu wundern, aber nicht so viel Zeit,
um es sich tlar zu machen, daß tiich
tige Menschen schließlich doch nie in
Verlegenheit kommen, denn sie thun
im gegebenen Moment doch immer
»das Richtige.
j Als Mingotti dir verhüllte Gestalt
var sich hatte siel alle Berlegenheit
jalle Angst von ihm ab. Jetzt dachte
ser nimmer an das Publikum da oben
jeizt dachte er nur noch an den Un
glücklichen, der das Leben so schnell
,von sich geworfen.
Und er redete nicht aus dem Kopf,
Ier redete so recht aus dem herzen ber
Laus, und es war lieb und tlug und
gütig, was er redete, und die, welche
then zuhörten wurden weich im Ge
niiitbe, denn sie vernahmen das Herz
liche, das aus den Worten des Kapi
täns berausllang
Dann schoben vier Matrosen das
Brett, auf welchem die Leiche ruhte.
iiber den Rand des Schiffes und zwei
andere zogen das Segel fort, darun
ter der Sack gelegen.
Jn- diesem Augenblick streckte Miit
ler eiligst die Hand aus. Er tonnte
erade noch Foxl ergreifen, der auch
sent noch bei seinem Deren bleiben
wollte. Während er das zitternde
Thier an seine Brust drückte, senkte
ftch das Brett. dann gab es einen
schweren Schlag, und in der nächsten
Sekunde war die Leiche von den Wo
gen verschlunegn.
Eine tleine Weile noch standen die,
welche sich an dieser nächtlichen Lei
chenseier betheili t hatten, still da und
blickten aus die telle, welche denTod
ien ausgenommen hatte, und die nun
schon im Kielwasser der «Seeschwal
be« lag, dann athmeten sie erleichtert
gis nnd gingen schweigend auseinan
r. —
Auch «die Schisssossiziere begaben
gch in ihre Kabinen oder aus ihre Po
en.
Eine Stunde später schlief alles,
was nicht Dienst hatte.
Nur einer, der offenbar nichts zu
thun hatte, war noch wach nnd be
snnd sich noch aus Deck. Er saß auf
einem Bündel Tone am hinteren En
de des Schissei nnd schaute unver
wandten Blickes aus das Meer hin
aus, aus das Kieltvasser des Dam
psers, das dieser wie eine mit Spi en
und Perlen geschmückte Schleppe hin
ter sich nachzog.
Dieser einsame Bewundeter des
nächtlichen Meeres war Ueltzen
Ei hatte vssenbar die Seekcanlheit
schon ganz überwunden Kein Lei
dens-sag nicht«-nein. nur kalte Wirth
nnp kalter Sohn zeigte sich in seinem
M nnd in jeder Linie seines Ge
-
Er mußte sinftere Gedanken hegen.
Ja —- er dachte Böses, er da te:
»Noch habe ich Max über sie, as
hat mir schon ihre urcht bewiesen.
Nun, süße Hei-di wird Dich keiner
mehr «er mir behüte-n! Wie Du
schauen wirst, wenn Du von seinem
Selstniorde hörst!«
Eine Weile verging, dann mur
nrelte Ueltzem »Wir zwei sind noch
lange nicht miteinander fertig —
noch lange nicht!« wiederholte cr und
dabei slatnrnten seine Augen in ver
haltener Leidenschaft
—-—-.--—-—--——--—---—
Endlich tauchte der Leuchtthurm
Alexandriens vor den Augen der Rei
scnfden aus den lichtblauen Wogen
au . "
Höher und höher stieg et empor und
nun zeigte sich auch schon ein Wald
von Schiffer-rasten Endlich tonnte
man auch Höusereeihen und einen»
Streifen niedrigen Landes gewahren;
urid die mächtigen Wellenbtecher, die
die Einsahrt in den westlichen Daten
der Stadt gesahrloi machen.
Das Fort Agatnil und die halb-?
verfallenen Mauern einiger anderer,
kleinerer Festungswerte tarnen in
Sieht und das vizetiinigliche Som
merschloß Ras-et-Tin, dessen meer
umspiilter Garten in köstlichem Gtiin
prangte.
Als die «Seeschwalbe« am Kai an
gelegt hatte, stürzte eine ganze Schaut
Lastträger an Bord und brachte das
lärmende Leben dahin, welches anle
gende Passagierdampfer stets zu em
pfangen pflegt.
Müller war, als Alexandrien in
Sicht kam, zu dein Kapitän auf die
Kommandobriicke getreten. Von sei
nen Reisegenossen hatte er sich sschon
verabschiedet und Foxl hatte er der
Frau Golling, der ersten Stetvardeß,
anvertraut.
»Also in siins Taqen sehen wir uns
wieder,« sagte Mingotti. »Hofient!ich
haben Sie Glück und finden bald«
was Sie suchen.«
Mr Detettio zuckte die Achseln.
»Hoffentlich!« entgegnete er lächelnd
»Der Bursche tann ja von nirgends
her Wind bekommen haben, denn ich
arbeite sehr still, und seine Genossen
sind schon alle hinter Schloß und
Riegel.« , , 4
l
i
»Wie viele Helfer-neuer yarte er
denn?«
»Jhrer sieben. Jch habe sie inner
halb achtundvierzig Stunden so weit
gehabt, daß man sich ihrer versichern
tsnnte.«
»Aber die Beute ist noch nicht wie-L
der beigebracht?«
»Am ein kleiner Theil.«
»Und es handelt sich um einen sehr
großen Diebstahl?«
»Ja, die Juwelen wurden aus etwa
eine halbe Million Kronen geschöhn
Jch bin sicher. dol- ich der gtvbm"
braunledernen Tasche, in der sie sich
befinden, in der Straße El Bab El
Aldar habhaft werde.«
»Na-da machen auch Sie natür
lich ein gutes Geschäfi.«
»Diese: Fall wird mir fünfzehn
tausend Kronen eintragen,« meinte
Müller ruhig.
Mingotti wurde ganz- nachdenllich.
»Fünszebntausend Kronen! So viel
verdienen Sie also in vierzehn Ta
gen."
Jetzt mußte der Deteltiv lächeln.
Er schüttelte den Kopf. »O nein!«
sagte er. »Ga: so gut geht das Ge
schäft nicht immer. Es werden ja nicht
ost solch bedeutende Diebstäble voll
führt, und nicht immer gelingt es. das
gest-diene Gut zuwege zu bringen.
Und, lieber Kapuzin, vergessen Sie
nicht« daß unsereiner in steter Lebens
gefahr ist. Wir sind nur ganz mäßig
beliebt unter den Verbrechern.«
, »Das lann ich mir denken!« erwi
derte Mingotti und fuhr, aus die Rei
senden hinunterschauenb, fort: »Da
sehen Sie nur, wie ungeduldiåunsere
herrschasteu geworden find. ietön
nen kaum den Au enblick erwarten, in
welchem die Brü an das Land ge
schoben " wird. Und allen voran ist
Herr v. Uelhen Der ist der Ungedul
digste, und die Pyramide-T nach denen
er sich so sehnt, die laäsen ihm ja
doch nicht davont« «
Auch Müller schaute aus das Deck
hinunter und auch er lächelte über
diese Ungeduld, an das Land zu tout
men, und auch er bemerkte die Zeichen
ganz besonderer Nervositiit an Herrn
p. Uclsetb s
Dieser dachte jth offenbar nur an
das Landen. Darüber hatte er alle
ewohnte Artigteit vergessen, hatte
sich der Brücke, die jetzt gerade hin
über eschoben wurde, rücksichtslos zu
nöch gedrängt und stürmte nun that
sächctch als erster atrs dein- Schiffe;
»Ist er denn auch blos mit einer«
Pandtasche nach Afrita gereist?«
ragte derDetettiv und wunderte sich
teich dem Kapitön über diesen Um
staut-.
Thatsächlich hielt Uelyen sich nicht
auf und redete mit keinem der Träger
und Hotettommissionäre, welche das
große Gepäck an das Land befördern
r rannte sofort der nächsten Straße
zu und ver chwand in ihr. Er hatte
also richtig kein anderes Gepäck als
seine mäßrg große Handtaschr.
Mtngotti nnd Müller schauten ihm
karg-schüttelnd und laut auflachend
na .
»Na, der hat’s eilig!« sagte derl
Kapitän und dann fuhrer fort: »D«
tonnnt, glaube ich, Jhr Kallege.« ;
Ein kleiner, ha erer Mann hattej
sich durch die Ra agiere gewunden;
und betrat for n die Treppe zur-l
Anstandes-rüste
f
i
«Mertel!« iagteer, als er oben an
gekommen war.
»Müller!« wurde ibm zur Antwort. i
Dann reichten sich dieMiinner die
stände Pbre Blicke hafteten aufmerk
sam ine ander und jeder von ihnen:
dachte dabei: Das aiio ift Dein be
rühmter Kollekt»
Laut sa te iiller dann: »Sie bq
ben mein elegramm erhalten?"
»Ja. Der Boget sitt noch im Restes« l
s »Das ist mir angenehm Sonst
tbätteich in dieier Hiye wer weiß wie
flanae noch umberrei en mit en.« Er
Zfaßte seine Handtaichr. »Al o, gehen
»wir. Herr Kapitiim auf Wieder
I se beni«
Mingotti reichte Müller die Hand
»Hoffentlich geht alles gut aus undich
set-e Sie gesund wiedert« sagte der
gemiitbliche herr der ganz richtig an
nahm, daß der Dteettiv einer Gefahr
entgegenging
Aber diesmal ging alles glatt ab
Guftap Melsty war soeben im Be
griffe nach dem erfrischenden Bade,
das er genommen, sich wieder in einen
alten ehrwürdigen Araber zu ver
wandeln, als die beiden Deteitivs bei
ian erschienen. Sie bedurften.bei der
Verhaftung nicht einmal der Hilfe
ihrer Begleiter. Bielsty war so über
rascht und verwirrt, daß er an einen
Widerstand gar nicht dachte, und
schon in den händen der Polizisten
war, ehe er noch einen Laut von sich
gsgeben hatte.
Dann freilich brüllte er wie ein
wunder Stier. Das geschah, als Mül
ler die große braunlederne Tasche
öffnete, die er unter den vielen Pol
stern gefunden, welche Bielstys La
gerstätte gebildet hatten. Und er
tni richte und tobte, als Müller sich
gssmiichlich davon über-Heu te, daß die
vielen Etuis, welche die asche füll
ten noch ihren löstlichen Inhalt be
saßen. « ’
»Es ist noch alles« beisammen!
sagte Müller, als er mit dieser Prit
fung zu Ende gekommen war »Sie
lenundzwanzig Schmuckstiicke sind ge
stohlen worden. Siebenundzwanzig
befinden sich hier. Wir brauchen teine
weitere Nachschau zu halten. Wir
tönneu geben«
Am Tage der Abfabrt der »Sa
ichwalbe« fand sich Müller schon zei
tig an Bord ein. Er hatte auf dem
Lande nichts mehr zu thun. Alles
Amtliche war erledigt· Bis zur Aus
lieferung des Berbrechers und seiner
Beute mußten noch Wochen vergeben.
Bis dahinshatte Müller mit diesem
Falle nichts zu thun.
Arn Abend nach Tisch saßen Mitl
ler und Mingotti gemiithlich beisam
nicn und unterhielten sich über die
Eindrücke, welche ersterem geworden
waren.
Auch Foxl befand sich bei ihnen. Er
hatte sich Müller sofort angeschlossen,
als dieser wieder an Bord gekommen
war. Frau Grolling, die Stewardeß,
brachte ihm eben sein Futter.
»Ja, richtig —« sagte in diesem
Augenblick Frau Golling.
»Was ist denn richtig?« erkundigte
sich der Kapitiin
»Ach, ich hab’s ja gleich erzählen
wollen, aber dann hab’ ich's wieder
vergessen-«
»Aber jetzt werden wir es hoffent
lich erfahren, was Sie irgend einmal
so leich haben sagen wollen und was
alfo doch meldenswerth ist," meinte
der Kapitiin und schaute die Frau
ironisch an. .
»Nun, der herr d. Ueltzen ist auch
nicht zu den Poramiden gegangen.«
»Woher wissen Sie das? Hat er
also seinen Reiseplan geändert und
ist anderswo hingesahrenk
»heirn ist er wieder.«
»Was Sie sagen!«
»Montag früh sind wir doch ange
kommen-— na, und Montag Nachmit
tag ist er schon wieder an Bord ge
gangn
» ohin ist er gegangen?«
»An Bord eines Dampfers, der
nach Brindisi abfuhr. Jch hab' ihn
ja mit seiner Reisetasche laufen sehen
Er ist gerade noch zu rechter Zeit ge
tomnreUI
Miiller hatte in der Ætterung des
Hundes innegebatten. » nn wäre es
allerdings sehr richtig gewesen, wenn
Sie dns gleich gemeldet hiittent« sagte
er. Er redete ganz ruhig, nur daß
seinTon doch ein bißchen scharf war.L
Das spürte die Stewurdeß und das
reizte sie. ,.Wern hätte ich es denn knei
den sollenf« fragte sie schnippisch.
»Unser here Kapiiän hat sieh für die
iSen Deren ja gar nicht intereisirt, und
te —«
»Ich interessire mich auch erst seit
dieser Minute für herrn v.UeiPen,«
sagteMiiller mehr zu sieh selber, als
zu den.anderen und veriant dann in
Sehn-eigen
Mingotti betrachtete ihn ein paar
Au bliete lang nnd dann wandte
er eh wieder Frau Galling u.
»Wenn Sie ihn auf ein Schiff ge
sahen, dann werden Sie uns ja auch
das Schiff nennen können, mit dem er
weggeiahren ist«
»Nein, das tann ich nicht,« sagte
die Frau bestimmt »Ich weiß nur,
daß es tein Llohddantpier war. Es
war ein nnaniehnltches Fahrzeug und
lag im Osthaien.«
»Im Ofthafien?«
»Ich bin ein wenig spazieren ge
angen an jenem Nachmittag, send da
in sieh dorthin gelontmen.«
Frau Golling, die eine noch ziem
»lich«junge Wittwe und recht hübfeh
»in-ar, erröthete bei ihrer ietzt-n Erkla
Lrung, woraus Mingptti mit gutem
—
leuadk schloß, saß sie nicht allein
spazieren gegangen war und lein
teresse file den Namen des Schi fes
gehabt hatte, auf welchem Ueltzen
Afrika, das er kaum erft betreten, wie
der verlassen hatte.
Er fchrnunzellr. »Sie lagen, daß
der herr· gerade noch ur Abfahrtdes
Schiffes gelornrnne i « exanrinirte
er weiter »Da haben Sie die Adlahrt
wohl mit angesehean
»Ja. Aber sonst weiß ich gar
nich-IX
»Es ist das schon genug, Frau Gol
ling,« mischte sich Müller ietzt wieder
in das Gespräch »Ich danke Ihnen
recht iegrch file die Mittheilung.«
Als bi chsie diesem cchnüssler
emacht hättek dachte die brave
stan, als sie fortging.
»Nun, Sie machen ja ein ganz
niertwiirdises Gesichtl« bemerlte der
Kapitiin s er sich mit Müller wie
der allein sah. »Willern Sie viel
leicht etwas hinter der ablonderlichen
Eile, mit welcher Uelhen Afrila wie
der verließi«
»Er hat auch mit ganz absonder
licher Eile die »Seeichwalbe« verlas
sen,'« entg nete der Deteltiv. »Erin
nern Sie ch dessen nicht mehr?«
»O gewiß!"
Jetzt war auch Mingotti nachdenk
lich geworden. Nach einer Weilefragl
»Meinen Sie, daß er einen be
stimmten Grund hatte, unfer Schiff
in solcher Hast zu verklassen?«
»Einen triftigen Grund.«
Mingotti hatte sich erhoben. Er
ging ein paarmal hastig aufund nie-«
ver, dann blieb er plötzlich vor Müllers
stehen. »Es ift ja nicht möglich.« be-»
gann er, «es ift ja nicht möglich -—1
das, was ich denke!« i
»Es ist alles möglich, Kapitiin,« er-;
widerteMiiller ruhig. »Amt« Aber»
freilich wir hegen bis jetzt nur Ver-l
ninthungen. Allein die Vermuthungen;
vernünftiger Menschen, und das sind
wir doch, fußen immer auf irgend
etwas Wirllichem. Wirklich ist, daß
dieser Ueltzen thatsächlich nicht« fiir ein
längeres Verweilen in Afrita ausge
riiftet war und daß er es ganz un
gewöhnlich eilig hatte, dieses Schiff
zu verlassen. Wenn auch die Mit
theilung Frau Gdllings auf Wirt
lichkeit beruht —" "
» ch zweifle nicht daran.«
»- ann,« fu Müller fort, »dann
hat Ueltzen ein paar Stunden nach?
seinem Landen schon wieder dieNiicks
rette angetreten. Er ist alfo von Eu
ropa nur nach Afrita gefahren, um
sofort wieder von Afrita nachEuropai
zurückzureisem Falls er nicht ein Narr
ist, muß er dazu einen Grund gehabt
hat-ein« I
«Vrelleicht ei Wette?«« meinte der
Kapitäm «Abe die hätte er doch nicht
u verheimlichen brauchen. Er hätte
fich sogar, wenn es sich um eine Wette
handelte, so viele Zeuge- als nur
niögljchspfichern müssen-Z
»Soiftes. Statt dessen hat er allen
Passagieren über seine Phramidem
fahrt vorgeschtviirmt. —- Und dann ist
er doch nicht nach Kaira gefahren.
Warum nicht?—— Der Pyramioxnbe
such war also jedenfalls nicht der
Zweck feines Heriibertommensf
»Nein, das war nicht der Zweck
feiner Reife,« sagte Mingatti nach
deutlich.
»Er mag feinen Zweck vielleicht
fchdn auf der »Seefchwalbe« erreicht
haben « sagte Miiller langsam.
Der Kapitiin rief daraufhin ganz
unvermittelt: »Ich war der Meinung,
daß die beiden einander fremd feien.«
Müller zuckte die Achseln. »Davon
bin ich sogar überzeugt« ertlärte er.
»Ich war nämlich Zeuge eines Ge
spräches, das die beiden führten. Sie
konnten keine Ahnung davon haben,
daß jemand ihnen zuhörte. Sie be
nahmen sich, wie einander völlig
’s.remde Uelhen war ein bißchen auf
Dringlich, Doktor Feßier abweifend«
»Er hatte vielleicht Ursache sich alle
Passag iete fern zu halten«
»Wie meinen Sie das?«
JDer Mafchinenrnaai Augustini
hat ihn nach der Abfahrt von Brin
difi in einer merkwürdigen Verfas
frian g.esehen«
ie denn?«
»Es liefen ihm biete Thriiiten über
die Wangen, während er auf das
verfchwindende Land hinüberfchaute
und altes fchon lange verschwunden
war, faß Feßler noch-immer ganz
hinten im Schiffe und hatte das Ge
—
ficht in den Händen verborgen. Dai
erfuhr ich erst gestern, und ich wun
derte miä nicht iiber diese Stim
mung. ie pa ie ja ganz zu dein,
was nach r ge chah.«
»So s ini es. Aber ob es wirk
lich so trinkt«
»Das weiß kein Menschl«
Müller erhob sich. »Wann kom
«inen wir nach Brindisi?« fragte er.
»Dienftag früh."
»Als-) werden wir Dienstag früh in
Alexandrien teliegrapliisch anfragen
itdnnrtn welche Schiffe an dem stag
Hlichen Montag Nachmiätag aus dem
zcssthcfcn abgelauien find.«
i »Fragen können wir wohl, aber die
Antwort werden wir nicht abwarten
.liinnen, denn wir bleiben nur zwei
Stunden vor Brindisi."
»Dann werden wir die Antwort
Mittwoch in Triest find-en. Wir korn
rnen doch Mittwoch nach Trieiti’«
» a—gegen Mittag.«
» but nichts. i iinf Tage hat Ueli
zen ja schon Vor prung gehabi.«
»Und hats-sich in Afrila, Asien oder
Europa verlieren können, falls et sich
verlieren wollte.«
»O nein, es geht leiner verloren.
""rgend eine Spur läßt jeder hinter
sich-, und diese Spur muß man eben
verfolgen, wenn man zu dein Ge
suchtrn gelangen will. Stellt es sich
zuerst sicher beraus. daß diese beiden
Männer doch in Beziehung zueinan
der standen, in einer Beziehung, die«
es dem einen wünschen ließ, daß der
andere u leben cusbörte, baan ist ein
Suchens eicht-— gar beim Vorhanden
sein-eines solchen Merkmales.«
»Was sur eines Merkmale
s »Mit-en Sie niemals Herrn v.
tieitzens rechte Hand angesehen?'«
»Nein. Was war denn daran Be
sonderes zu bemerken?"
»Ich werde mir jetzt auch die Ka
bine ansehen, die er bewohnt hat,«
sxthr Müller lebhaft fort, und ohne
die Frage Mingottis zu beantworten,
verschwand er aus der Treppe, welche
zu den Jnnenräumen des Schiffes
fährte.
Nach einer Stunde etwa lam er
wieder zum Vorschein.
Minaotti schaute ihm erwartungs
voll entgegen. »Nun?« fragte er.
»Ich habe nichts Besonderes gesun
den.« versehte der Detettiv. »Ich war
auch in der von Fehler benutzien Ka
htne.« -
,,anwischen habe ich viel nachge
dacht über unseren Verdacht," suhr
Minaoiti fort. »Er kommt mir jekt
ziemlich haltlos vor. Es giebt ja o
viele Narren. Ueltzen wird auch ein
solcher gewesen sein« und der arme
Doktor Fehler war zweisetlcj ein
Melancholiter. dass hat er ja schon
durch seine Einsamkeit-sucht bewiesen
Jch bin jetzt «·:-ieder" ganz der Mei
nung, daß i.,-!: es mit nichts anderem
als mit ein-J Selbstmord zu thun
halten« ·
»Meinen Sie?« Müller redete in
der Art eines rstrenten. »Können
Sie mir nicht agen, odFeszler seine
Kabine adzusperren pflegte?«
«Danach habe iQ die Stewards fo
glcich esragt. Sie glauben, daß der
Schlii el von außen im Schloß ge
steckt hat. Jedenfalls aber war dies
in der Nacht seines Todes der Falt.«
»Um-aus zu schließen ist, daß er
giätä brsonderssWerthvolles bei sich
,a e.«
(Fortsetzung folgt.)
Richard Strauß bat, eine Folge der
erfoigreichen Ausführung seiner O
Saiome in Paris, das Kreuz der fra -
zöfifchen Eherentegion erha!ten. Di
rektor Heinrich Conried tann sich mit
dein Bewußtsein trösten, daß er sein
Kreuz mit der Ausführung der näm
lichen Oper in New Yort hatte.
s- o si
Der Bote aus dem Riefengebirge
schreibt in einem Feuilletom Neben «
dem großen Portal des Neuen Most
befindet sich dicht an der Mauer eine
tltine Zelle mit vergitterten Fenstern
und einer Eitentiir. hier werden —
ivittslig abseits von den ungeheuren Kü
chenwertftätten des Yilditz — die Ge
riichte bereitet, welche für den Beherr
scher der Gläubigen bestimmt sind. —
Es ift allerdings betannt.daß der Sul
tan mit Gerüchten abgespeist wird,
weil er die Wahrheit nicht verdauen
kann. ,"
Schotschl Cum Vater, der vor Mit fech en Mc- ktu ein e la e
ist): »Vater, wach aqu« si ß g g sch fn
Vater (gähnend): »Was if denn los?«
Schotschlt »Wer giBM wand mehr.«
Bam- ,,Wai weilst mi’ denn nach a auff«