Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 05, 1907, Sweiter Theil., Image 8

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    cena bitt-ens
k —
III Margarethe Stadlen1
(
Als ich Lena Düren zum ersten
Male sah, war sie noch ein halbes
sind von jener Art, wie sie uns in
» ihrer theinischen Heimath häufig be
3 guem groß, kräftig, mit schweren
senden Zöper und unt-er dunkeln
ksrsauen einem Paar gluthvoller blauer
Augen« mit mächtigen Zähnen in
einem nicbt kleinen, brennenoroihen
Wollen Munde, der für’5 Leben gern
la e und schwatzte, wie die ganze
ela ische Gestalt mit ihren kräftigen
thrthmischen Bewegungen am liebsten
Je springen und zu tanzen schien»
lles just so. wie es sich für die Kin
der eines Bodens schickt, der uns den
feurigen und starten Wein schenkt.
Lena Düren war armer Leute Kind
und xrüh verwaist, und die gutherzige
bett- tiwete Schwester ihrer Mutter,
die Wirthin des Gasthoss zur »Mehr«
in R. hatte sich ihrer mütterlich an
kommen Da war sie ganz an ib
; m Platz. »Schaffen« vorn Morgen
auen, wenn noch die Frühnebel
bean Nheinstrom wallten, bis zum
- "ten Abend, wenn der Mond über
Rolandzbogen stand und die
szMe im Garten sich vom zwingenden
aber der Sommernacht gar nicht
·" reißen konnten. Dann eilte Lena
Ein ihrem hellen Waschtleidchen zwi
« sschen den Tischen des Restaurations
.» gartens hin und her, daß die Zöpfe
f sftsogerh und die kleinen braunen Hände
balanzirten geschickt die grünen Glä
ser und staubbedeckten Flaschen aus
der Rebenwirthin berühmtem Keller.
war ein regelmäßiger Sommer
X nnd freute mich am Aufblühen
.- B schönen Mädchens-, das allmählich
die jungen Burschen des rechtsrheinii
schen und linlsrheinischen Ufers an
sag, zur großen Sorge der »Tant
Hört-check Lena lümmerte sich aber
Honig um ihre Verehrer, sie war so
Idee und guter Dinge, daß es schien
, als brauche sie nichts weiter zum Le
Tiben als Wochentags die Arbeit im
««’ Gasthaus zur Rebe Und« Sonntags
Den Kirchgang am Morgen und am
Abend einen fröhlichen Tanz.
» « HAVwa :.-.-:—
»s—-(--9--I-" ’ »F : . .
; »s»,.-.»-«. .
- »-»«-«. s-s)»s.4«7. ein«
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i- WWMMMVWFMOJK --.s« »so-,- —««- . -
Ader es kam auch für Lena die
i Zeit wo die allzeit Rübrige, Lustige
·... wohl einmal träumend die Hände in
« den Schooß sinken ließ und die Frau
Wirth-in mit klagte, daß »da: Lena«
" i oft so —- so sie wisse nicht wie
.« Des Räidsels Lösung aber er
ien bald in Gestalt eines prächtian
n Menschen. Heinrich Meckes
III Königswinter,1eder Zoll ein
Schmiedegesell, den man mit etwas
Atem Willen leicht für ein Modell
M Siegfried hätte nehmen können
als Freier in die Rede Doch
»Hm-» »Ah F-.
M
Ue Pflegemuttet wollte nichts daran
»Ei· MiseIL Wenn »dat Leut-« durchaus
heirathen müsse, dann solle es Je
." wand sein, der sich in der Rebe nütz
kich machen könne, als Kiiser oder als
Loch unt dereinst ein ebenso tüchtiger
Wirth zu werden, wie es Bärb
chnks Seliaer gewesen, und einst den
Hof dachten zu können der sonst an
Hides Seligen Berwaudichast fiele.
. Und darum sagte die Rebentvirthin
nein, soviel die beiden jungen schönen
« Menschen auch baten.
-- Am Abend blieb Lena bei mir ste
hen, als sie mir unter den Nußbäu
-.s M im Garten den appetitlichen
T annetuchen vorsetzte und das
dschöppchen dazu. ,,,Nun Lena,
Willst du mir etwas anvertrauen?«
fragte ich — da ich sie von klein auf
"!ssnnie, duldete sie das »Sie« nicht
M Meinem Munde.
; 1·.,Ach,gnädige Frau, wenn Sie doch
noch nial mit der Tante sprächen we
’ xn heinriclz sie hört immer auf
i,e« bat sie dann, und sah mir mit
:.. sdtn großen Augen ins Gesicht
sph« nLiebes Kind, das ist eine schwere
- Migabd Was Jbr nicht erreicht
«-- Da hob sich der blonde Kopf, und
den blauen Augen bliste es auf.
Weichen werden wies schon, aber
· Ilitäks lieber im Guten als mit
This ·«
If
, die Tante nicht vergessen, Lena?«
.. «
Inkf sie lieb,als wär« sie meine Mut
. .ket,« sagte sie dann. »Aber meinen
eskz Unterhalt hab’ ich mir ehrlich ver
F diskut, ich kann schaffen fiir drei nnd
"-«.Hühung, aber sie fruchtete nichts.
»Du with Doch die Dankbarkeit sur l
Lena schwieg einen Augenblick und
We die vollen Lippen zusammen
Tante war immer gut und ich
hat-? auch gern gethan, das arijctt
mich nicht," fügte sie stolz hinzu.
Endlich versprach ich meine Unter
«Mit meinem Willen geschieht 5
sicht, ich leids nicht!" dabei blieb es.
« Was will aber so ein armes macht
ei Wort bedeuten, wenn zwei Men
s, jung und lebensfreudig, denen»
( Aste-C rothes Blut kräftig durch diel
rollt, sich mächtig zueinander
nfühlens Ob sie von Wahl
. Seelenverwandfchaft etwas wis
- Ader ahnen oder ob sie seine
. fiir ibre Empfindungen haben,
ltgleichl Und die Rheintuft,
Wirbelnd über die glühende
weht, das Rauschen des ge
.: Sitz-mes, der in großem.
. n- Verlangen seine Fluthen
«- wälzt, die tausend wonni
shiifty die aus sommerlichen
nnd rügen Weinbergen strö
Lu essiillew das lachende
Dort in Sang und Klang
Itzppåkerw Kraft auf den Gas
isee-rni- dntch die Brechen
Mdie golden durchstrahl
nnd Iibeeumgleinzten Nächte
schtzas das dämpft diese Schuf-taki
n: .
Und so kam einst, nach einem man-l
dervollen Augustabend, ein grauer
wollenverhangener Morgen, an wel-;
chern die scheltende Stimme der Re
benwirthin laut bis in mein Schlaf
zinirner drang. »Wenn Jhr jerneint
habt, mich auf die Mauer zu zwingen
da irrt Ihr Euchs Dai Lena kann
später thun, wozu et Lust hat aber so
lange bis et mündig es hat et mir zu
jehorche.«
Jch that, als merle ich nichts von
den Stürmen, die das Haus durch
wehten. und war zufrieden, daß mein
Sommeraufenihalt zu Ende ging.
Noch lange stand ich an Bord des
,,Kaiser Wilhelm«, der mich ftromab
wärts führte und schaute zurück nach
dem tleinen lieblichen Ort, hinter dem
in ihren malerischen Linien die sieben
Berge aufragen. Lena stand an der
Haltestelle und winkte mir mit einem
weißen Tuch, daß sie plötzlich an die
Augen drückte. Und über dem ganzen
herrlichen Landschaftsbilde mit den
bargtriimmergekrönten Bergen und
der friedlichen Klosterinsel im licht
griinen Strom hing es wie Schleier
von Thränen Und erst als mit ihren
massiven Thürmen und zierlichen
Thürmchen die prächtige alte Rhein
ftadt am Horizont auftauchte, von
welcher aus ich die Bahnfahrt in die
Heimath anzutreten beabsichtigte, und
ich zwischen den alterthümlichen engen
Straßen und breiten Plätzen, präeiy
iigen alten Kirchen und reichen Pro
fanbauten in Schauen und Bewun
dern Umherroanderte und im Pfeilen
wald des Riesendomes eine stille Rast
fiunde hielt schwand mir die wedrnii
ghitcxe Stimmung, die mich deherrscht
a e
Daheim, im altgeroobnten Ulrich
maß der Tage, vergaß ich allmählich
den letzten Eindruck, und im lachenden
Glanz, der jenem herrlichen Strich
Erde eigen ist, stand meine liebe Som
merbeimatb vor meinem Geistesaugsr.
durch keinerlei Furcht um ein kleines
Menschenschiclsal in ihrer ftrahlenden
Schönheit beeinträchtigt Und meine
sehnenden Gedanken wanderten oft
vom stillen Schreibtisch in die laute,
lachende Lust des freudigen Sommers
und reichen Herbstesx ich sah den
mächtigen Strom im Sonnenglanz,
die Weinberge in bunter Pracht des
Oktobers, das fröhliche Leben der
Weinlesezeit —- alles so voll Lust und
Gluth und Lebensfreude daß selbst
den trotzigen Burgruineu ein Lächeln
iiber’s durchfurchte Antlitz geht und
die Kirchenglocken mit ihrem freudi
gen Dong-ding-dang immer läuten:
Gott sei Danll Gott sei Dant!
Da fiel eines Morgens beim
Turchblättern der Zeitung mein Blick
von ungefähr auf die Berichte aus der
Rechtspflege; halb gedankenlos be
gann ich zu lesen, doch in jähem
Schreck erstarrte mir das Blut in den
Adern. Denn es stand dort rnit un
barmherziger Deutlichkeit, daß vor
dem Gerichtshof zu K. Heinrich
Metes aus Königswinter sich selbst
des Morde-'s angetlagt habe, begangen
am Weinbauer Peter Mitten in R.
Mir stockte der Athem, und erst nach
Minuten konnte ich weiter lesen: Daß
es im Wirthshaus zum Streit ge
kommen sei, wobei Rittten den Ange
klagten schwer gereizt. dieser aber den
Gegner niedergeschlagen habe. Der
Streit fei um die Braut des Mecles,
die Mitten zur Frau begehrte, ausge
brochen, so daß dem Angellagten mil
dernde Umstände zuertannt werden
mußten, um so mebr als es sich nicht
um— Todtschlag, sondern nur um
schwere Körperoerletzung handle. Der
Gerichtshof erkannte auf drei Jahre
Gefängniß
Mir schwirrte der Kopf. tannte
den Verleytem er war der ebenwir
thin wohlhabender Nachbar, der schon
ein Auge auf die schänen Mädchen des
Ortes warf, als seine träntliche Frau
noch am Leben war. Seit kurzem
Wittwer geworden. hatte er sich wohl
rasch zu trösten gesucht. Und da er
die Hand ausfireckte nach feines Näch- s
sten liebstem Gut, war ihm die schwere
Strafe geworden. Aber was um Got
tes willen wurde aus den andern, aus
Heinrich, Lena und ihrer unschuldig
schuldvollen Liebe?
Noch am selben Tage schrieb ich an z
den mir befreundeten Bürgermeister
von Königswinter und bat um einge- »
hende Nachricht. Es war so, wie ich
es geahnt hatte. Von der Rebenwir- »
thin begünstigt, war der reiche Freierj
ausgetreten, den Lenas Schönheit ent- J
zückt hatte und der im Bewußtsein ei
»gener Schwäche über Bergangenes
Jhinwegzufeben geneigt war. Und wenn
Lena auch fest blieb, so hatte sich den
noch ihres Bräutigams eine rasende
Eifersucht bemächtigt. Und als eines
Abends Lenas reicher Freier mit dem
armen Geliebten im Wirt shaus zu
sammentraf, beide mit hei en Köpfen
und klopfenden Pulsen, und Rsütten
dem jungen blonden Riesen einen sil
berbeschlageneg wodlgefiillten Geld
beutel hinlegte, um ihn zum Verzicht
zu bewegen, da hatte Heinrichs mäch
tige Schmiedefaust mit eben dieser
Börse voll schweren Judasgoldes dem
andern den Schädel zerschlagen.
Wie ein Rasender war dann dein
rich Meckes zu Lena gestürmt, sie in
Verzweiflung und Schmerz zu bewe
gen, mit ihm den Tod im Rhein zu
suchen. Statt dessen hatte das Mäd
chen ihn oermochi, sich dem Gericht zu
stellen. Es war ein schwerer Augen
blick, und zum ersten Male ist mir
mein Beruf leid gewesen« schrieb der
Wegerrneistey »als in friiher fahler
Morgenstunde die beiden hohen Ge
stalten wie zwei vom Blitz getroffene
Eichen vor mir standen. Denn Lena
hatte ihren heinrich, der vor fiinfund
zwanzig Jahren mein Pathentind ge- j
wesen ift, auf feinem schweren Gang J
begleitet, dem ein paar entsetzliche
Wochen folgten. Das Urtheil ift so
mild als möglich. Aber Gott weiß,
was aus Heinrich Mecles geworden
ist, wenn diese drei Jahre vorüber
sind!" ·
An Lena zu schreiben, wie ich
wünschte, war mir unmöglich. Zehn
mal versuchte ich s, zehnmal zerriß ich
den Brief wieder.
Und früher als sonst trat ich die
Sommerteise an; die Unruhe trieb!
mich, nach den mir lieb gewordenen
Menschen zu sehen, und ich meinte, die»
schweren Wollen an Lenas himmelj
müßten mir auch äußerlich das liebei
Bild verdunkeln. Wirklich fiand der
gewitterdrohende Himmel schwefelgelb
und schwarzblau iiher uns, als mich
an einem fchwiilen Tage der Dampr
von Rädesheim ftromahwärts führte,
unbewegt blieb die Luft und fchwer
und langsam floß der wasserarme
Rhein vorüber an den malerifchen
Stadtchen mit ihren kleinen. in üppi
ges Grün gebetteten Landhäusern
hinter altersgrauen Stadtmauern,
Wällen und Thürmen, vorüber an
Bergen und Burgen und ragenden
Domhauten Ueber dem Ehrendreit
ftein entlud sich das Gewitter in tra
chenden Schlägen, scheu und bang sah
ich dort hinüber. Hinter dicken Mau
ern und eiienumgitterten Fenstern
trug nun auch wohl Heinrich Mecles’
prächtige Siegfriedgeftalt die schweren
Ketten, um in trostlosen Jahren das
Vergehen eines heißen Augenblicks zu
sühnen!
Weiter zog das ichone Schiff zu
Thal; der drückenden Schwüle folgte
ein erfrischender Hauch, der nun linde
und belebend die Wasseriläche träu
selte und die erschlafftenSinne stärlte.
Und buntsarhig spannte der Regen
bogen sein leuchtendes Thor von Ro
landsecl hinüber zu den sieben Ber
gen. Jn Königskointer ging ei am
Landeplatz lustig her wie immekz ne
ben den sauberen Buden mit köstli
chem, zierlich geordnetem Obst standen
die Eseltreiber mit ihren bunt ange
schirrten Reitthieren. und die Abge
sandten der großen Hotels, deren Va
lasibauten dort aus blumengeschmäck
ten Fenstern aus den Strom blicken,
til-erboten sich in eifriaern Anoreisen.
Ach stand und lauschte hinein in all
diese jauchzende Daseinsfreude, die sich
nirgends so jubelnd äußert wie gerade
hier, wo Deutschlands Strom die
»Gauen der Romantii« verläßt. Ein.
letztes Mal träumt man von unbestrei
lichem heldenthum, das nur die Liebe
bezwang, von unausläschlichemGram.
Zinter Klosterrnauern zur Ruhe ge
recht, von wunderthätigen Quellen
auf sonniger Halde, vorn Vöglein in
tiefern Wald-, dessen Lied so wunder
sam klingt, daß 500 Jahre vergehen,
während man wähnt, eine Stunde zu
lauschen! Deutschlands Strom, der
in gewaltigem, lrastvollem Ueberncuth
aus den Gletschern hervorbricht. mit
jungen Armen sich lachend in den krei
ten Bodensee stürzt, über schroffe
Felsen springt, mit dem dumpfen,
tosenden Kriegsgesang,« wie ihn die
Deutschen von alters her liebte-up der
dann in unaushaltsameen Wollen
seine Straße nordwärts zieht und sein
ungestümes Drängen emporbliihen
läßt im goldenen Wein: Deutschlands
Strom spiegelt noch einmal das Land
der Romantit wieder, ehe er es ver
läßt! Denn nun ist er ein Mann ge
worden. ein starker, rastlos schaffen
der, der Lasten trä t, Räder treibt
und die Fluren wä ert, ein ernster,
frommer Mann, zu dessen fluthender
Rede der Glockenhall so gut passen
will, aber auch ein froher Mann!
Mir wurde Das Herz wen in rie
wunderndem Schauen, und nur schwer
vermochte ich mich von dem herrlichen
Bilde zu trennen, um den Fußweg
nach R. einzuschlagen Und je näher
ich der Nebe kam, um so langsamerl
wurde mein Schritt. Um diese frühe ;
Nachmittags-Runde war es still imf
Garten des freundlichen Gasthauses’
und ich hörte, näher kommend, Lenag ;
Stimme. Ich mußte erst ein wenig
Athem schöper und mir ein Herz fass «
sen, ehe ich näher trat. Würde ich«
eine verzweifelt Klagenbe oder eine
rrotzige Verschlossen-: finden? Leim
saß, emsig beschäftigt, Gemüse zu
puyem im Laubengang.
Als sie mich erblickte, erhob sie sich,
ohne Zögern und ohne Hast. Sie
schien gewachsen zu sein« und auf ihren
durch einen Ausdruck des Leidens ver
edetten lieblichen Zügen lag eine Art
feierlicher Ruhe und die Hoheit eines
tiefen Schmrzes. Wie schön, gnädige
Frau, daß Sie uns treu geblieben
Jsind, trotz unseres Unglücks. sagte sie
einfach und eilte, siir mein Zimmer zu
s sorgen.
J Und während ich dann neben ihr
» saß, erzählte sie ernst, aber ohne jedes
"Wort deg «a.-ninero, daß die Tanie
work einem chlaganfall betroffen und
lnun zwar bei klarem Verstand, aber
’gänzlich verändert im Wesen, weich
fund kindlich fsei. körperlich gelähmt
Iiunb völlig au Lena angewiesen Da
Frum tann ich auch nicht so oft zu
l inrieh hinüber, als ich möchte!
. chloß sie.
sch. du besuchst ihn im Gesänge-ißt
’ - « iibe t.
tÆth txt-I re alle vierzehn Tage
seiniiden sa te sie ruhten-und ihre gro
! en Augen ahen mich verwundert an,
Hils wollte sie sagen: Konntest du da
ran weiseln2
f Mir war’s, als sei es meine Pflicht,
eine Warnung auszusprechen. Meinst
du nicht, Lena, daß es doch vielleicht
besser sei-begann ich zögernd.
Wieder sahen die großen blauen
Augen mich so ernst und ruhig an,
daß mir war, als sollte ich die Lider
senten. Jch meine nur, der Anblick
des Gefängnisses müsse oerdiisternd
aus dich wirken, stotterte ich. .
Mein Besuch ist Heinrichs einzige
greude sagte sie im Ton ruhiger
eldstoerständlichleit. Und in einigen
Wochen gleich nach meinem 21. Ge
.burtstage werden wir durch den Ge
sängnißprediger getraut.
Da überwand ich meine Scheu.
Lena, rief ich erschüttert. um Gottes
willen, übereile nichts. Wirst du das
nicht bereuen-?
Das kann ich nicht wissen· erwiderte
sie ohne Ueberhebun und leichtfmnige
Zuversicht Ader ich ann nicht anders,
gnädige Frau, und ich hosse zu Gott,
daß er alles zum besten kehre. Was
sollte denn aus heinrich werden, wenn »
er mich nicht hätte? I
Mir würgte etwas in der Kehle, so !
daß ich nicht gleich sprechen konnte.
J begab mich zu meinem Freunde,
dem tirgermeisier, um Näheressiiber
Heinrichs Geschick zu erfahren. Alles
verhält sich so, wie Lena sagt, versente
er topsnickend. Heinrich Mectes ist ein
Muster an Fleiß, Lenas Besuche sind
Lebenslust und Sonnenschein siir den
armen Jungen. Jch habe ihr pflicht- i
gemäß auch adgerathen und sie zu ver- j
einlassen gesucht, erst alles abzuwar-?
ten. Ader was will einer machen
rdeinischen Eisentöpsen gegenüberii
Its-as sie siir richtig halten, davon;
bringt sie niemand ab! I
uno wie geer- oem anoernr fragte
ich ausartet-. Lebt ekr (
Der Bürgermeister schmunzeltr.
Gesund und heil! Aber sortgezogenl
ist er, die Leute hatten einen wahren
Haß aus ihn geworfen. Doch sent
kommt das beste, das Hochzeitsgeschenl
siir Lena: Er hat selbst ein Gnaden
gesuch bei Majestät eingegeben, das
Strafmaß für Mecies zu verkürzen.
Daß s bewilligt wird, läßt sich nach
Hein ichs Führung hoffen, dann hätte
die schreckliche Zeit arn längsten ge
dauert.
Und dann? sragte ich voller Sorge
Was wird dann aus dem StröilingiH
Wär’s nicht am besten, die beiden
wanderten aus?
Der Bürgermeister erhob sich zu
seiner ganzen Größe und schüttelte
den Kopf. Das taugt nicht für ein
rheinsch Kind! Die reisen schon nicht
weiter, als sie den Rhein tauschen
hören, geschweige denn, daß sie fort
ziehen sollten! Dem Heinrich, den sein
heißes rz in schwere Schuld ver-(
strickte, ie er selbst bekannt und hart
gebiißt bat, wird lein Mensch einen
Stein in den Weg legen!
Wenn er selbst nur den Muth be
hält, seinen Weg weiter zu wandern,
seufzte ich bekümmert.
Das wird er und das dantter auszer
seiner gesunden Kraft nur seinem
Mächtigen Schatz, sagte der Bürger
meister warm. Sie wissen ja, es gibt
Sünder, die dem Himmel lieber find
als zehntausend Gerechte — die zwei, ;
mein’ ich, gehören auch dazu! ·
Mein Freund sah nach dee Uhr»
denn die Bureaustunde begann, und;
ich empfahl mich; ruhigen Herzen-It
legte ich zum zweiten Male den Weg
zur Rede zurück. , !
Schon von weitem ertannte ich Le
nas hohe Gestalt; sie stand im Obst
.garten, wo sie mit hocherhobenen Ar
men und aufgestreiiten Aermeln die
früchteschweren Zweige eines Apfel
baumes stützte, und das blonoe Haar
schimmerte hell zwischen den grünen
Blättern; ruhig und sorglich waltete
sieihres Amtes. Und das sreundliche
Bild wirkte wohlthuend aus mein
Empfinden. Mein ersahrener Freund
mochte wohl recht haben. Wen diese
Arme stützen, der strauchelt nicht
leicht. wenn ihn auch das heiße herz
einmal sortreißen konntet Wenn sich
die schwere Kerlerthiir austhut, wird
Lena an der Pforte stehen und ihren
heinrieh ernsten Blickes und warmen
Herzens erwarten, um Hand in band
mit ihm zu wandern, muthig und
tapfer ins-Leben hinein!
Liebestreue unter Thieren·
Man sollte annehmen, daß bei den
Thieren-—sosern man hier das Zu
sammenleben von Männchen und
JWeibchen als Ehe bezeichnet—dte ehe
liche Treue ganz unbekannt sei. Es
ist das aber durchaus nicht der Fall.
Nun sollte man ferner vermuthen,
daß ein Thier um so eher ein nier
Ehe atte sein dürste, je höher ej teht.
Au das trisit Ikeines-we s zu, denn
z· B. so intelli ente Ge rhiipse wie
hund und Pier sind alles andere,
nur nicht Muster von Ehe atten.
Die besten Eheleute trist man un
ter den Thieren unzweifelhaft bei den
Vögeln an, obwohl auch hier die größ
ten Kdniraste sich bemerkbar machen.
Auerhahm Birthahn und ähnliche
Hühneroögel kümmern sich absolut
nicht um i re Nachkommenschaft wie
ja auch » Daushahn bekanntlich
ein sehr-weites her hat. Dagegen
bleibt der kleine »edhahn seinem
Weibchen treu, ebenso wie der große
Strauß mit seinem Weibchen die Jun
en behiitei, a selbst deutet Der
knieetch treibt eh herum, wenn Mut
er Ente ihre Kleinen oor den tausend
—
Noch sit-täten «· - .
H T - " T- »
f --.- —Z» «
,,So, so, das Eintreten in den Konzektsaal während der Auffuhkuns
der Gesangsvorttäge ist untersagt . . . na, und tann man während vers-b
ben wenigstens hinausgehen?« ;
isachen Gefahren zu schiihen sucht, der
Schwan dagegen bleibt in treuer An
hanglichteit bei seiner Gattin und
hilft die Kinder großziehen. Und so
ließen sich noch mehr Kontraste aus
diesem Gebiete auszahlen, wo sich
nahe verwandte Thiere ganz verschie
den verhalten.
Den Preis in der ehelichen Treue
muß man den Zwergpapageien zuer
theilen. Die deutschen Dichter, sagt
Schombergt, tannten die zärtliche
Liebe nicht« welche zwischen einem
Pärchen der Zwergpapageien waltet;
deshalb wählten sie ein Taubenpaar
zum Sinnbilde der idyllis n Liebe.
Allein wie weit bleibt ein olches in
seiner Zärtlichteit hinter jenem zurück!
Hier herrscht die vollkommenste Har
monie zwischen dem beiderseitigen
Wollen und Thunx sriszt das eine, so
thut dies auch das andere, badet sich
dieses, so begleitet es jenes; schreit
das Männchen, so stimmt das Weib
chen unmittelbar mit ein; wird dieses
tranl, so füttert es jenes, und wenn
noch so viele aus einem Baume ver
sammelt sind, so werden doch niemals
die zusammengehörenden Pärchen sich
trennen.
Brehm unterschreibt dieses Urtheil
von Schombergt nicht oollständig,aibt
ihm aber im Prinzip volltommen recht.
Man hat, sagt er, einer Art nicht mit
Unrecht den Namen »Unzertrennliche«
gegeben, diese Benennung auch wohl
aus alle ausgedehnt, geht aber zu
weit, wenn man behauptet, daß der
eine Gatte den Tod des andern nie
mals überlebe. Wahr ist es: sie lei
den schwer unter dem Verluste der
Ehegenossen, trauern aber, wenn die
ser durch einen anderen ersetzt wurde,
nicht länger mehr, gewöhnen sich auch
sriiher oder später an Einzelbast.
Doch hält man sie nur gezwungen al
lein, weil man sich des hübschen Bil
dek der Zörtlichteit beider Gatten
nicht berauben will. « ·
Bonnet erzahu, dag, nachdem er cu-;
solches Paar vier Jahre lang ernährt
hatte, das Weibchen in Altersschwäche«
verfiel und nicht mehr zum Troge;
tommen konnte. Es wurde nun vorn
Iltiinnchen gefiittert, und als es schwä
cher wurde und nicht mehr die Sprosse
zu erreichen vermochte, von ihm mit
Anstrengung aller Kräfte herausgezo
gen. Als es endlich starb, lief dar-·
Männchen mit großer Unruhe hin und
her, versuchte ihm Nahrung beizubrin
gen. blickte es zuweilen still an, gab ein
klägliches Geschrei von sich und starb
nach einigen Monaten
Außer den Tauben gelten in Eu
ropa mit Recht noch Störche »und
Schwalben als Musterbilder ehrlicher
Treue. Aber Ausnahmen lommen
auch hier vor. wie der gewissenhaste
Beobachter zugeben muß.
So berichtet Perth von den Schwal
lben folgenden Vorfall: Jn der Gast
«stube der Brauerei zu Lomnitz inl
Schlefren brütete auf dem Tragbaltenf
der Decke, ohne sich stören zu lassen,
schon 1871 ein Paar und lain 1872f
wieder. Eines Tages erschien nun dasi
Männchen mit-einem fremden Weib-!
chen, was die regelmäßige Gattin qu
hartem Kampfe veranlaßte. Der
Brauer Stein wollte ihm zu hilfe
kommen und das fremde Weibchen
entfernen, ergriff aber aus Bersehen
das andere und setzte es in’s Freie;
es lehrte aber wieder zurück und be
hauptete sich irn Neste gegen die beiden
andern. Diese bauten nun ein ande
res Nest in der Nähe des alten, wel
ches das frühereWeibchen stilltrauernd
bewachte. Andere Schwalben flogen
ab und zu, als ob sie Interesse an der
Sache näherten Nach einigen Tagen
aber griffen die beiden andern das alte
Weibchen wieder an, richteten es jäm
merlich zu und vertrieben es« aus
Zimmer und Rest, von dem sie esitz
nor-wess- . . ,
-. - It us sit-,
l Auch bei den Laut-en icno armqu
Ausnahmen keine Seltenheii, wie z.
B. folgende Beobachtung des Grafen
Neichenbach beweist: Ein Pärchen war
in der Brut begriffen und die Jun
gen hatten foeben die Eierlchalen
durchbrechen. Bekanntlich löst der
Tönber alltäglich für einige Stunden
seine Taube Im Brüten ab« und wenn
er dann wieder frei wird, stürzt er
mii lautern Girren hinaus und ist
feine Freude in Fluglünslen zu er en
nen. Einst, da er sich so ergötzte,
setzte sich auf den-Schlag ein zartes
Tsubchem trippelte hin und her,
paßte sich und ordneie hier unddaein
Federchen — sodaß man es wohl mit
einein Meilen Fräulein ver leichen
durfte. Und nun spielte eine
Szene ab, die hier ohne jede Atti
schmiickung efchildert werden foll.
Der alte gäuber girrte das Tänbs
chen an und bald wurde ein flüchtiger
Liebesbund geschlossen —- da stiir
plönlich pfeil chnell die alte Täu n
aus dem inneren Schlage hervor, mit
Gewalt gegen das Glasfenster, ein
Fehlftoß, den sie bei sonstiger Gr
miithsruhe nie ethan hätte, und dann
fällt sie mit chnabel- und Flügel
schölgen, nicht über oie Nebenbuhlerim
sondern iiber den nntreuen Gatten
her, und bearbeitet ihn, so lange ihre
Kräfte ausreichen. Der Töuber ließ
sich die Zitchtigung ruhig gefallen un
rückte langsam bis an die Kante des
lugbrettes. Endlich faft herabge
tofzen, schwang er sich in die Luft ern
por, stieg mit kräftigem Fliigelfchiage
bis zu bedeutender Höhe, in weitem,
mächtigeni Bogen den Aether durch
nicssend. Seine Ehehälfte aber blieb
ruhig sitzen mit tief eingezogenem
Kopfe «- nnd wenn Tauben weinen
könnten, so weinte sie gewiß bitter
tich. Das währte sehr lange, so daß
ich bereits fürchtete, die noch faitganz
nackten Jungen würden erstarren und
zu Grunde gehen. Endlich erhob sie
sich, machte kurz Kehrt und trippelte
in den Schlag zu den Jungen zurück.
Auch das Leben in dauernder Ein
ehe bei den Tauben erleidet Ausnah
men. Jch selbst. sagt Graf Reichen
bach, hatte Gelegenehit, eine Art
»Graf Gleichen« unter den Tauben zu
beobachten, einen jungen kräftigen
Tauben welcher mit zwei Täubinnen
in friedlichster Ehe zuianimenlebt.
Alle drei haben ein Nest bezogen; die
Weibchen legen acmeinfchaftlich ihre
Eier; alle drei brüten abwechselnd
nnd fiittern die ausgelommenen Jun
gen.
Einen noch auttauenbeken Bewets
von Gattentreue legte die von Vennet
in Macar beobachtete chinesische Ente
Inb, deren Gatte während der Nacht ge
Iftohlen wurde· Sosort tonnte man an
;—:sent Weibchen die unt-erkennbaren
»Zeichen des Schmerzee next-Ihrem es
«vertroch sich in eine Este und weigerte
sich Nahrung zu nehmen. Als ein an
deres Männchen sich ihr näherte und
sie zu trösten Versuchte, stieß sie den
neuen Liebhaber rauh zuriid und fuhr
sort, sich ihrer Trauer hinzugeben.
Mittierweile wurde ihr alter Gesiidrde
wiedergefunden und zurückgebrachi.
Ueberraschend waren die lauten Freu
denbezeugungen, womit das Paar
seine Wiederhereiniguna feierte.
Hiernach versteht man, daß die
Mandarinenenie den Chineien als
Muster ehrlicher Treue gilt, sie wird
deshalb jungen Eheleuten geschentt
und vor den Hochzeitszügen in glän
zendem Käfig einher-getragen
Aehnlich rührende Beweise von ebe
licher Treue geben öfters die Störche.
Ein Storchmännchen suchte z.B. fein
Weibchen, das wegen Verlehung eines
ekliigels nicht wandern konnte, drei
Frühlinge nach einander aus und blieb
in den folgenden Jahren auch im
Winter bei ihm.
Auch bei manchen Säugethteren ist
die ehetiche Treue vorhanden, wenn
gleich viel seltener als bei den Vögeln.
Interesse-at ist beitpiesweise, was
der berühmte Löweniiiger Geran über
das Benehmen des Löwengatten in der
Wildbeit beobachtet hat. Nach ihm
veriiißt der König der Thiere seine
Gattin niemals ohne die dringendste
Noth und zeigt ihr fortwährend die
größte Liebe und Rücksicht- Gehen sie
zusammen aus Raub aus. wobei der
Gatte stille sieht, so oft es der Gattin
gefällt, so bringt er ihr, indem er in
n Douar eingebrochen ist, während
psie sich niedergeIegt hat« das Beste was
er finden konnte, nnd sieht ihr mit dem
größten Behagen zu, während sie seist.
lässt wenn sie gefättigtist, denkt er an
r .
! Es gibt kein-n sahns-ge des völlig
schmerzlos opetlertz denn jeden, auch
den geschicktesten, ntmß Inan bezahlen.
i .
Jn Nr. 233 der Vossischen Zeitung
liest man: »Gesucht zum 1. Juni etn
perfeltes Haumädchen.« Natürlich alt
Stil e der vMuts-from vie Kinder
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Wasser enthält Typhus-Bazlllen»
Milch solche. dte Tuberlulosts erzeu
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zur Col e haben, was soll da der
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