Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 21, 1907, Sweiter Theil., Image 8

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    « M. Koschom Autotisitte Be
«ung von A· Friedheim.
Mk Männer, Here und Knecht«
- Kartoffeln aus. .. Anne»
Ue Kanne Most flach auf diei
« Erde uno gingvohne ein Worts
— n, wieder ihres Weges. Alss
je » an dem Heckenweg, der das
« begrenzte, angekommen war, ge
" da, wo ein Schlehenbaum stand,
W ·riichte im Herbstsonnenschein
"— tot s Gold glänzten, da wandte
um. Gewin, der Knecht,
mte die braunneroigen Arme auf
de, die in das weiche Erdreich
kfl n war, so fest auf. daß sich der
» reite Brustkasten durch das baum
Mene Hemd markiere, und fah Anne
Mit einem Blick nach, der deutlich aug
dräcktn »Geh nur! Mein Herz nimmst
»du mitl«
« Schiko nahm ein paar Schluck Most
Miso reichte seinem Knecht die Kanne.
u m der auch getrunken hatte,
« der Bauer: »Gabin, zu Weih
nachten kannst du geben«
, . Eise tiefe Falte grub sich zwischen
- Jcbins Augenbrauen.
«Barnrn?"
- «Datum... weils mir so paßt!«
j« .«« Seid ihr mit meiner Arbeit nicht
; Worin Bauer?«
. - »Ich brauch dir keinen Grund an
" DIE-Mk
Der Knecht merkte, daß Der Bauer
Dei-Blick ausgesungen hatte, den er der
Its-dem rothhaarigen Anne nachge
·ickt hatte, die da im Heckenweg fort
g. Alles Blut strömte ihm zum
Batzen Es packte ihn eine plöyliche
Uth bei dem Gedanken, daß er fort
Eilig Angst vor der Trennung und
jiebe zu dein Mädchen preßten ihm
die Worte aus: »So will ich euch den
Irr-nd sagen: Weil Anne und ich uns
- mögen .. . darum ist es! Aber ihr thut
- Unrecht, mich fortzuschicken, denn...
T wahr, wie wir beide jetzt hier zu
Jnimen fprechen... so wahr ändert
sein Fortgehen gar nichts daran! . ..
enn zwei sich lieben, dann halten sie
zusammen-. und werden ein
Haar! — Berlaßt euch darauf!« «
szSchiio lachte höhnisch auf: »Du
sei-M meine Tochter heirathen, du?«
"«Ja doch! Jch habs ja eben ge
Mi«
»Und meine Einwilligung?«
»Um die werden wir ja bitten.«
,,Und ich sage nein!«
· »Ihr werdet ja sagen. .. freiwillig
oder gezwungen . . .«
kEine heiße Blutwelle färbte Schitvs
rbes Gesicht-. Er zischte seinemi
nechte zu: »Willst du mich etwa rei-i
-.i-— AUWWLMT W
M . · . du . . .!«
« »Nein, bewahre. Ich sag’ euch nur, I
"»»; UT wir einig sind, die Anna und ich . .
«—" jiIeEhren einig. Ehe ich von der Anne
"hsse, taß ich mich lieber töpfen .. fo,
»t- " ihr-s nur wißt!« ,
s»-««Und ich sag’ dir... ich will nicht
Ieehr Schiko heißen, wenn ich sie dir
Im Da du übrigens in solcher
’ - .mit mir redeft, werde dich dir
Fich, wenn wir nach Hause kommen,
Kern Lohn bis Weihnachten ans
« Einem dann wirst du mir den Ge:
- Kett thun, dich zu »trollen« und dich
w anders einzuniften.«
I Aan Eins-erste eiriintt, antwortete
« « der Knecht leidenschaftlich: »Mit euch
,-·" sann man ja allerdings nicht über Ge
fshi sprechen... ihr seid ja viel zu
:«" Mig, um überhaupt an was anderes
Cii an Geld zu denken. .. Glück
: ; Gern-esse fließt in Anne dort-ande
M Wut» ." Schilo hörte die Ant
Jgsqsrt nur theilweise... legte sie sich
»Ist .- n anö... feine Hand ließ ur
"" ich die Hacke 1fahren und trampfte
« «nm Gabins Hals· Dabei schrie
org brüllie er, wüthenb, fast wie ein
« sz sinniger: »Wag’ noch einmal
» Wiederholen daß Anne nicht von
· »Ohne ist! . . · Wag’s noch
« Die Möglichkeit des Angriffs hatte
j . Ghin überrurnpelt Er wurde dun
« Mroth Unter dem Druck der Finger,
,Ue sich urn seinen Hals trallten.·.
T die Augen traten ihm fast zu den Höh
« Im heraus. Der Selbsterhaltungs-H
·. TM ließ den Knecht sich aber gleichT
Tispxauf zur Wehr seyen, er stieß mit
. »Dein Kopf gegen die Brqu des Geg
:. ice-L so daß der zurücktaumelte. Der
« Meist wurde frei von den würgenden «
ern, fuhr Ich mit der Hand Eber
« Stirn, nah-n die Hacke wieder auf
M bückte sich, um die Kartoffeln
-"Mchzubuddeln.
Ein Stück von der Hemdenprife
Es Schiko noch zwischen den Fin
« , J, als er sich vorn Acker aufrafste.
n griff er ruhig nach der Hacke
) ern Mensch, der arbeiten will,
histerriicks... spaltete er feinem
s den Schädel.
it nnd breit war kein Mensch zu
Die Sonne neigte sich dem Un
zu. war schon fast hinter dein
: herbstschrnuet prangenven
.etd"verschvunden. Ein Grün
M ob und Zu seinen Warnruf
· - nnd de Messen lärmten
m Schnheubäumen . . Nach
Verbrechen fühlte Schika,
, Be Schweißtropfen aus die
Bose-sung hast- sich so
« » si, der- msrdensche Hieb
Wären etsoigtk daß des
.»zs II Bauern iiier den began
d sen einer Benpmnzenheit
Use-« die sehen fast M kostet
·— . Wie e et
CARL hinte« sites-l
»a- Mut war ihm ganz
W
—
unklar. Er degtiss nur die Thatsache
kat- suche vie ichmkzuche, entwich
T,hat i»aehe Aus einer Schicht ver
i welkten Kariosselirauts lag Gadin auf
der Seite mit zerspaltene-n Schädel.
Aus der llafsenden Wunde drang das
Gehirn . hervor, die weitgeössneten
Augen, die zwei unpolirten Glasfa
g-ln glichen, myßten unter der Em
pfindung höchsten Entsetzens aus den
Höhlen getreten sein. . .
Als der Blick des Lebenden wider
das eigene Wollen den Todten streif
te, empfand Schiio einen neevösen
Chor. als wenn ihm unvermittelt eine
ialte Stahlschneide den Nacken be
rührt-. Jn seiner geistigen Verwir
rung war es ihm, als wenn et schon
den Dreispitz des Gendarmen an der
Feldgrenze auftauchen sähe... hinter
dem Polizisten h er strenge, ernste,
glattrasirte Geichter... er hörte das
Almen oon Ketten, das Knirschen
von Riegeln. « Johlen und Schreien
tönte an sein Ohr» . wie in einem
Kaleidoskop, in tollem Tanz, sah er
alle Szenen von seiner Berhastung
bis zu seiner Hinrichtung mit Pliss
fchnelle vor seinem geistigen Auge.
Und in dem Maße, wie das Ent
setzen des Bauern sich steigerte, lam
.ihm, oder vielmehr drängte sich ihm
der Gedanke auf, daß er das Verbre
esbsn Vorhin-liessen mäss
fa, jawhl, der Leichnam mußte
bei eite geschafft werden! Das war
die Owtfacha Wenn das geschehen,
wollte er den Gendarrn den-schriebst
åem daß fein Knecht verschwunden fei.
ber wohin mit dem Erschlagenen?
Schiio wußte sich keinen Rath. Frei
lich larn ihm verworren zu Sinn, daß
er mal von Verbrechen gehört, die nie
aufgeklärt wurden: aber was nahte
ihm das-»- .War er darum sicher?
Da tauchte in ungefähr 200 Meter
Entfernung Von Schild, am Wald
iaum, die Gestalt eines Jägers auf.
Diesen Hund tani auf Schito zuge
lau en, beschnupperte den Todten...
»Willst du wohl machen, daß du
fortkomrnft.. niederttächtiges Meiji«
Schito oerseste dem Hund einen
Fußtritt, und das Thier lief davon.
Der Jäger verschwand utn die Wald
eckr. Schild athnieie wie von einer
furchtbaren Fast befreit, auf. Sein
Hemd war von Angstfchweiß naß, als
wenn es aus dem Wasser gezogen
ware.
Zwei Stunden vergingen... die
Abenddiirmrung hüllte die Gegend in
ihre grauen Schleier. Jn der tiefen
Stille wurde plötzlich das laute Qua
ien der Frösche verstehn-than Wie eine
heisere eFfanfare von nicht gestimmten
Instrumenten so horte es sich an.
Unwilliiirlich wandte sich Schiko
nach dem Pfuhl unr. Als Rückwä
tung kamc Oschito urplötzlich ein retten
der Gedanke. . ein unartilulirier
Laut der Befriedigung entrang sich
Idee zufammengefchnürienKehle. End
’lich! Nun hatte er endlich das Grab
fiir Gabin, das Grab, wo ihn tein
Mensch, lein Richter finden würde!
—- Nun brauchte Schito sich nicht
mehr zu ängstigen . »
-——---—--—————-.
Ein Pfuhl war es, der wohl ur
sspriinglich und vor Jahrhunderten
zein Arm der Marne gewesen war.
s Seit undentbaren Zeiten wimmelte er
Ivon Schleien. Zwei-, dreimal im
Jahre warf Schito Netze oder Angel
ruthen dort aus. Durch alte tnorrige
Weiden, die rings um den Rand des
leuhlö wuchsen, war er gegen den
Wind geschüyr Arn Wasserkand
selbst wucher Schilf und allerlei
Sumgfpflanzen... und ganz in der
i
l
i
Mitte hob sich ein dunkelgrünen
treisfiirmiger Wassesrspiegel von dem
übrigen fchmujiggrauen Theil der
Wasserflöche ab . . . an der Stelle war
der Pfuhl sehr tief!
Als Schild das Feld erworben.
hatte ihm der Vertiiufer hei der Gele
genheit gesagt: »Ich rathe dir, auf
zupassen. daß dein Vieh sich nicht in
die Nähe des Pfuhls verirrt.«
» »Ach was! Nach meiner Beurthei
luna lann der doch höchstens ein Me
ter Wasserhöhe imme
»Jawohl und vier Fuß Schlamm
. . . . das ift noch viel gefährlicher!«
Schito erinnerte sich, daß ihm ein
Lamm dort ertrunien, und daß der
Körper des Thieres nicht wieder an
die( Oberfläche gekommen war» Ein
ordentlicher Stein um Gahins hals
.. . und es ging ihm wie dem Lamm!
Ter Schleienvfuhl würde fein Ge
heimnis nicht verrathen!
Schito hatte keinen Strick zurhand
...er nahm feine Zuflucht zu Wei
derkzweigen». das war ebenso gut!
Der Stein sollte ja nur dazu dienen,
das, der Leichnam etwas unter den
Schlamm zu liegen tam . . . unter der
eigenen Schwere würde er dann schon
allmählich tiefer und tiefer finten und
so sein Grab finden . . . Oho . . Wirt
lich eine gute Idee! ..." »
CI war inzwiielxn vollständig
Abend geworden. Noch immer war
weit und breit niemand zu sehen. Nur
dann und wann drang ein Laut durch
die Stille: Bald war es der Schrei der
auf Beute ausgehenden Iifchadlen
bald das Brunften des Wildes. das
scharfe Zirpen der Grillen oder dets
kurze Lottruf der Wasserhiihner.
Schito packte Gabin mit beiden
Armen: vergebliches Bemühen! Der
Knecht war zu schwer. Erschöpft, ent
chloß fich Schäd, denTodten an den
iißen til-er das weiche, erst tiirzlich
gelockerie Erdreich zu schleifen...sdie
Spur würde er ja rafch mit eini
Hat-SU- und Rechenftrichen veewi cht
n
Zssschklk Um Weiden war gerade
des ein-r leichten Seniung des Use-r
—
randei eine Lichtung Der Weder
stellte sich am Fuß der Erdsenlun
aus, zog sein Opfer mit raschem Grif«
nach unten und schleudete es topsiider
in das Wasser.
Aber Schito hatte salsch maniivrirtt
Der Schwung war nicht weit genug
gewesen« und der Körper war nut in
etwa einem Meter Entfernung vom
Uber in das Wasser gefallen. Das ging
so nicht. Die Lei e mußte durchaus
weiter in den Pfu hinein . . viel wei
ter. . . am besten bis zur Mitte . . da,
wo der dunkle, grüne Kreis sich auf
dem Wasser abhob, wo teine Wasser
pslanzen mehr zu sehen waren . . .
Schild ging bis Kniehöhe in das Was
ser. Der Schweiß rann ihm über das
Gesicht. drang an den Gelenken durch
die Kleider. Die Hände tlammerten,
trampsten sich um Gabins Füße. ver
zweifelte Anstrengungen machend nach
der-Richtung auf die Untiefe weiter zu
stoßen.
Und der Körper, der in seiner
Steisheit teinen Widerstand mehr
leistete, glitt auch langsam über die
schlarniiuge Wasserfliiche.
»Hm sollst du« so oder so«, stieß
Schilo zwischen den zusammengedisse
nen Zähnen halblaut hervor.
Bei dem Kraftauswand, den der«
Mörder anwenden« mußte· um den
Leichnam vorwärts zu stoßen. enther
ihm ab und zu ein »Ha!« ein »Ufs!«
wie jemand es wohl thut, der schwer
arbeitet. Und seinen Zorn über den
Widerstand, den Schild bei den Ele
menten sand, ließ er an seinem Opfer
aus:
»Um ou wiun nicht in die Tiefe
oerfchwinden,«' murmelte Schika.
I»Hoho... wirst schon müssen..."
Der Mond war aufgegangen. Boll
mond war es Gerade inmitten des
iduntel riinen Wasserspiegela war der
Wider chein der runden Scheibe. Eine
isiritente floh erschrocken mit lautem
iGetreifch dicht iiber den Pfuhl.
Plößlich mertte Schilo, daß ihm
das Wasser bis an die Achselhöhle
reichte: »Verflixter Gadin. . nun
itannft du allein dein Ziel erreichen-«
Er wollte zurück. Bei der Bewe
gung, die Schilo machte, ftieg ihm das
Wasser bis an die Schulter. Er fühlte
eine merkwürdige Schwere in den Bei
nen. Wie gelähmt waren sie ihm,
feftgetlebt gehalten wie in einem
Schraubstock, ehalten durch das
schlammige Weiser Und urplö lich
’ packte Schito eine furchtbare Ang
T »Zum Teufel noch mal! Soll ich
fvielleicht darin ftecken bleiben«i«
’ Er bewegte sich, bog den li alö
Iwenn er in einem Schran ock fäfze
.Nur tiefer immer tiefer saril
to in den Schlamm» . »Zu
lfe!« Der Ruf verklang wie der
Schrei eines Huhnesn dem der hats
umgedreht wird.
»Hu Oil..,« wiederholte Schito.
Jeti wollte er das Wort nicht mehr
beenden; inftinttio eftickte er selbst den
Hilferuf . . . würde er gehört, so fiihrte
er ja selbst die Entdeckung feines Ber
brechens herbei!
Plötzlich fühlte er Wasser am Kinn
Er He riff, daß es tein Entrinnen
mehr iir ihn gab. Todesangst und
Wahnsinn packten ihn in derselben
Sekunde.
Unbeabsichtigt hielt er noch immer
den Knecht an den Beinen gefaßt. Er
bildete sich ein, daß Galiin ihn mit in
den Schleienpfuhl zog, und schrie:
«Laß mich los-T Laß mich los, du
ZundeviehP
Eine schlanimige Welle schlug Schi
lo gegen die Lippen.
»Lasz mich los! . » Wir kommen ja
beide um..· Zum Kuckuck noch malt
Laß doch los!...
Der Hut, ein alter Filzhut, von
Wind und Wetter durch fahrelangen
Gebrauch mitgenommen, fiel Schito
vom Kof und glitt ais dem Wasser
weiter.
Da schrie Schilo im Wahnsinn:
»Du willst wohl als Zeuge dienen
Du Nichtsan du U U.
Ein einzelner Frosch quatte einmal
auf« . eine Sekunde verftrich . .
dann war auf dem Schleienpfuhl
nichts weiter zu sehen als der liserns
deWiderscheiii des Mondes. et er
goß hoch ooni himmel auf die ruhe
athniende Natur feine sanften Licht
wellen, die sich wie ein Schleier leaen
iiber das pulfirende Leben, iibers Freud
und Leid, das die herzen der Men
schgtn so wild und stiirniisch schlagen
lii .
! Unter Kollegen
)
: Eine Gaunergeschichte· Von P a u l
I B l i ß.
i
s Ast-Er hieß Fritz Behrend und war
einer von Demn, die man im bürger
"s«lichen Leben als »entgleist« bezeichnet
F Von Beruf Sei-anspielen warerein
Jgut gewachsener Mensch von sympa
«ihischeni Aeußern und mit angeneh
mes Ilmgangsformem die ihm überall,
wohin er auch kommen mochte,schnell
Freunde schafsien, so daß man eigent
lich hätte glauben können, er würde
spielend seinen Weg-machen Leider
war das nicht so. Der bang zum
Leichtsinn, dem er nie entgegen arbei
tete, brachte ihn mehr und mehr zu
rück, so daß er an keiner größeren
Bähne festen Fuß fassen lonnte und
schließlich tm tiefsten Schmierendasein
mehr und mehr verstie, til-Trunk
Spiel und Schulden ihn endlich da
hin brachten, daß er den sefien Boden
nnier den üßen verlor nnd aus die
abschüssige ahn des Bett-verbeut ge
rieth.
Einmal in schlechte Gesellschaft ge
rathen, santer dann immer tiefer, bis
er endlich jeden Gedanlen an Arbeit
ausgab und nur von dem Ertrag seb
ner Spitzbiiberei lebte.
Bisher hatte er Glück gehabt. Noch
niemals war er ertappt worden, und
dennoch hatte er schon so manchen et
iolgr ichen Griff in die Taschen ande
rer seiite etban.
Augenblicklich aller-Bin s ging es
ihm herzlich schlecht· »ein ganzes
Vermögen bestand momentan aus
kaum zehn Mari, und dabei wollte sich
durchaus leine Gelegenheit bieten,
einen lohnenden Fang zu thun.
Dazu kam noch, daß der Herbst sich
schon sehr bemerlbar machte, der mit
Nebel und naßlaltem Wetter Einem
die letzte Freude am Dasein rauben
konnte.
Fritz Behrend stand nachdenllich
ra. Er fröstelte, denn sein Sommer
paletot war diinn und abgetragen.
Und es war vorerst leine Aussicht da,
zu einem neuen Winteriiberzielyer zu
tammäm
Sinneud ging er in ein Cafe und
ließ sich ein Glas beißen Tbee gebe-,
um wenigstens den inneren Menschen
etwas zu erwärmen.
Als er den warmen Trank hinun
ter-schlürfte und den blauen Bauchrin
gen seiner Cigarette träumend nach
blielte, wurde ibm schon bebaglicher zu
Muthe.
Da mii einemmal fiel sein Blick aus
den nahe bei ihm stehenden Gan-ero
bestanden
MI- -.!- k-:..- M-.4-- -I«-«--h
(II,- IUII OIIIII aus-III stund-Its
Dicht, ganz dicht neben ihm hingen
Da drei mächtige, stattliche, neue Win
terpaletotsi
Schmunzelnd sah er hinüber· und
unwillkürlich trafen seine veiisenden
Augen bereits die Wahl, welcher von
den drei Risiken ihm am besten passen
wiirde.
Als er sich nach einigem Zögern
entschlossen hatte, machte er seinen
Plan. Zuerst hielt er genau Um
schau. Aber Niemand von den Nach
bartiichen achtete auf ihn; alle Herren
saßen intereisirt bei ihren Zeitungen.
Dann wintte er scheinbar gleichgiltig
dem Kellner zu, zahlte seine - eche,
stand aus und trat an den Gaederobes
standen Noch einmal sah er kurz aus.
Niemand achtete seiner. Jm nachsten
Moment hatte er bereits den erwähl
tenPaletot angezogen und verschwand
Draußen sprang er aus die Gemis
sche. die ihm entgegen lam, und sauste
davon.
Es war geschehen!
Ah, er athrnete erleichtert auf. Fa
mos war es ja ge angen! So einfach
hatte er sich die ache gar nicht ge
dacht. llnd unwillkürlich mußte er
lächeln iiber die Vertrauensseligleit
und Sorglosigleit der Menschen.
Als er eine Weile gefahren und nun
in ein anderes Stadtviertel gekommen
war. stieg et ab und ging zu Fuß
weiter.
Wie behaglich und mollig er sich
jetzt fühlte in dem schönen, dicken
Paletot. Und er saß auch so ausge
zeichnet, als wäre er direlt für ihn
gemacht. Wirtlich, es war ein glim
licher Griff ewesens Ganz brillant
wurde seine sonne.
Während er io mit vergnüglichen
Augen weiterging und die suchenden
Blicke immer nach e· em neuen Fang
aussanth gesellte ich plötzlich Je
mand zu ihm. . f« «
»Un, neh dat« riet Fritz wehren-s
fröhlich erstaunt, »der stille Hermann!
Mensch, Dich habe ich Ia in ewiger Zeit
nicht mehr gesehen! Wo hast Du denn
gestettti Etwa gar im Kasten?«
Sie begrüßten sich und der Andere
erwiderte still lchrnun elnd: »O nein:
aber wie das so im Oel-en aeht, man
wird hin und her geworfen, bald hier,
bald dort hin.'«
»Bist Du etwa wieder bei der
Schmiere gewesen?«
Wieder lächelte der Andere. »Auch
das nicht,« entgegnete er nur.
»Oder haft Du einen so guten Fang
gemacht, daß Du als Nentner leben
kannst?«
Noch immr schmunzelte der »stille
Dermann« vor sich hin, und endlich
antwortete er: »Mutter bin ich nun
gerade auch nicht«
Fritz Behiend merkte. daß der
Freun nicht so recht mit der Sprache
heraus wollte. Das ärgerte ihn eigent
lich. doch zeigte er es nicht.
Plötzlich wurde d« Andere redfeli
ger. »Aber Dir scheint es ja jetzt sehr
gut zu gehen, Du siehst ja riesi nobel
aus« Der Paletot hat wohl ’en schönes
Stiietchen Geld gekostet, wie?«
»Kann schon sein,« llang es fast
übermüthig zurück, »nur mir nicht-«
Erstaunt sah der Andere auf. »Dir
nicht?«
»Bewahre! So ’was darf mir nischt
its-funk
,,Achfo.« Jetzt verstand der Freund
Iris Behiend nickte lächelnd: »Ja
fo! Stimrnt mein Sehnt Vor ner
halben Stunde rannte ich noch frö
stelnd In meiner Sommerpelle umher«
—- Und während er das sagte, tam
plönlich eine gan ausgelaileire Stirn
mnng über ihn, so daß er u renam
iniren begann, um dem An ren, der
so dnsi nnd still war, mit feiner
neuen åhat zu imponiren und mit
farter Uebertreihung schilderte er nun
einen neuesten Iang, der ihm vor
einer halben Stunde so glücklich ge
lun n war
inbar ruhig, . mit stillem
Schmunzeln, hörte der Freund zu, nur
ab nnd zu leuchtete es verstohlen auf
in seinen Angen.
Doch Iris Behrend sah nichts da-:
von Der hatte sich an feinen eigenen
Werten la berauscht, daß er ganzl
Ein sen-Schlus
H mum«
»Es qu . « n— I .
Leutnant: »Was macht et denn da? · «——
Bursche: Der Herr Leitnant hat gesagt, ich soll sehen, wie hoch der
Thermometek ist. Ein Meter zwanzig hoch!
glücklich war, Mld im Eifer der Un
terhaltung rief ers »Na) Du brauchst
deshalb nach nichj gleich den Kopf
hängen zu lassen; auch Dir kann noch
so’n s ng glücken: Mancher lernt es
eben chwererl Mach Dir deshalb
leine Sorgen, Jungchenl Kann-V mit,
ich schmeiß ’ne Lage.«
Sie gingen in ein Restaurant, und
Fritz ließ Bier aufsahren Ruhig und
gelassen machte der Andere mit. Und
selebhaster Fritz wurde, der im halb
lauten Ton von seinen letzten Fisch
ziigen prahlte, desto einsilbiger, aber
aufmerksamer wurde der Freund.
Endlich riisteten sie zum Ausdruck-.
Iris Behernd, der ein wenig zu
schnell getrunken hatte. merkte. daß er
ein bischen angeheitert war, indess
nahm er sich zusammen und zeigte
nichts davon.
Ruhig und sicher stand er aus-und
schritt zu dem Gaederobenstiinder.
Aus einmal erstarrte er vor Schreck.
Wie gelähmt stand er da und stierte
mit großen, angstvollen Augen gera
deaus.
Was war das!? Was war das denn
nur!? '
Unmkiglich war das doch, ganz un
möglich
r mußte sich tiiuschenk Er war sa
angeheitertl Es kannte doch nur
Blendwerl sein! "
Dort« glaubte er an Stelle des
neuen, stattlichen Winterpaletots sei
nen alten, abgetkagenen Sammetpale
tat zu sehen.
. Unmöglich, ganz unmöglich war es
z ja doch!
. Er machte sieh start, trat dem Gar
derobenitiinder näher und ging endlich
mnthig daraus los.
Denn es war tein Blend
seine alte graue Sommerpelle «
Krampshait hielt rr sich anesp
fest. Sein Gesicht war bald ,«
roth. Wuth, Augen Scharen
Angst durchrieselten ihn.
Was nun!? Was nuntt
Inzwischen war auch oer Freund
herangetreten Mit einem einzigen
Blick durchschaute er sofort Alles. Und
lächelnd, mit leiser Jronie, sagte er:
»Es scheint, daß andere Leute auch so
schlau sind wie Du.'«
Fritz «Behrend erwiderte nichts-.
Knirschend vor Wuih, aber dennoch
ganz still, um jedes Aufsehen zu ver
meiden. zog er seinen alten»Rock an.
und rnan ging hinaus.
Draußen zog er aus der Tasche ei
nen mit Bleistist beschriebenen Zettel,
worauf stand: s.
»Liebe: Freund! Sie müssen noch
viel lernen, wenn Sie von dem Ge
schäft leben wollen! Diesmal sindSie
an den z alschen gerathen· Jch arbeite
nämlich elber in der Branche. Und es
hat mir viel Spaß gemacht, Jhre
große Ungeschicklichteit zu verfolgen
Also, bessern Sie sich! So sind Sie
eine Zierde siir die Zunft.«
Der Freund ticherte leise. Fritz
Behrend war bitter ernst; ihm verging
das Lachen jetzt.
Einsilbig ging man weiter.
Plöylich belamen sie Gesellschaft
Ein ernst aussehender Mann trat auf
geheimen Wink des »stillen Her-nann«
heran.
»Sie heißen Fritz Behrend, nicht
wahr?« fragte er schnell und be
stimmt.
Der Angeredetesp fuhr bor Schreck
zusammen und starrte bleich und zit
ternd von Einem zum Andern. ,«
»Sie sind mein Arrestant. Wir
suchen Sie schon lange. Folgen Sie
rnir zur Wachet«
Im Nu saßen alle Drei in einer
Droschte.
Da erst tacn Fritz Behrend wieder
zu sich
Wüthend starrte et den ehemaligen
Kollegen an. Dann fuhr er auf ihn
los und schrie: »Wir-i Deubel noch
mal! Du bist ja 'ne Lanaillet«
Doch bevor er losschlagen lonnte,
hatte der Krirninalist ihn schon ge
packt und eseiselt, so daß er wie ge
brochen zuammensant und nun Alles
iiber sich ergehen« ließ.
Jst-festeste seit-steten
Thierschuigesellsehaften gab es zur
Zeit der Regierung Karls ll. Mist
th IM) in England jedenfalls noch
lnicht, denn sonst wären Aerztsund
speilgehilfen wohl häufig genug rnit
ihnen in Konflikt gerathen, hätten sie
Dieses-te angefertigt, wie sie in einem
alten Arzneibnche, das im Jahre
1681 tin Druck erschienen ist, angege
ben sind. Da beginnt ein Rezept ge-;
»ges- vie Tollwuth ioxgendermosien:s
Man nehme einen lebenden rothen
Hahn und rupfe ihn, spalte ihm da
raus den Rücken, nehme ihn aus,
schneide ihn in Viertel und zerstampfe
die Theile in einem Mörser etc; Ein
anderes Rezept lautet: Nimm eine
Kahn schneide ihr die Ohren oder den
Schwanz ab und vermische das Blut
davon mit ein wenig frischer Milch.
Gegen Frostballen hilft die haut
einer Maus, die dem Thiere aber le
bend abgezogen sein muß, damit sie
noch warm auf die schmerzenden
Stellen gelegt werden kann.
Ein unfehlbares Mittel gegen die
Fallsucht, sofern der Patient unter
vierzig Jahren ist, ist folgendes: Ei
nem lebenden Maulwurs zerschneide
man die Kehle über einem Glase
Weißwein und lasse das Blut in den
Wein tropfen.
Gegen Krebs und wunde Augen
giebt es lein wirtsameres Mittel als
in Weißwein zerstampste Kellirläuse
oder Asseln, denn diese ziehen alle
schlechten Säfte aus dem Körper her
aus. Gegen Schwindfucht werden
Schnecken empfohlen und zwar als
Schneckenshrup oder über glühenden
Kohlen geriistet. Gelde oder schwarze
Schnecken sind übrigens auch das ein
zige wirksame Mittel gegen Kohl
tiipsigleii. Schmort man sie mit der
Netzhaut eines srischgeschlachteten
Lammes. so erhält man eine vorzüg
liche Pomade, die das Haar voll,
glänzend und weich erhält
Jn Frankreich preist des Königs
von Frantreich hochgelehrter Leibarzt
im Jahre 1560 unter anderem die fol
genden recht seltsamen Mittel an:
Legst du das Herz und das rechte Bein
seiner Rachteule unter deinen linken
Inn. so wird dich tein Hund anbel
len« sondern scheu vor dir fliehen·
hängst du das Herz und das rechte
Bein und den linten Flügel dieses
Vogels in einen hohlen Baum, so ver
sammeln sich alle Vögel des Waldes
aus demselben.
Willst du erfahren, ob deine Frau
Geheimnisse vor dir hegt, so nimm
das Herz einer schwarzen Taube, den
Kon eines grünen Frosches und drei
tleine weiße Kieselsteinr. Trockne
das Taubenherz und den Froschtops,
mache ein Pulver daraus und thue
dies zusammen mit den Steinchen in
ein Beutelchen aus Leinwand, das bei
Mondschein gebleicht ist« Lege dies
Beutelchen aus den hals deiner Fran,
wenn sie schläft, und alsbald wird sie
dir alle ihre Geheimnisse verrathen.
Dieser Vorschrift ist jedoch noch sol
gender Rath beigefügt: »Nimm aber
das Beutelein wieder hinweg, ehe die
Frau erwacht, sonst wird sie alles a
leugnen und dich hinfort »grosz has
«sen«!
Der versetgerte Schiller-.
Eine töstliche Art, mit seinen
Schauspielern auszutotnmery hatte der
Theaterdireilor FröbeL der zu Anfang
its vorigen Jahrhunderts mit seiner
Truppe in Süddeutschland umherzog
Er vertheilte die Rollen nicht unter die
günstley sondern er veriteigerte sie.
ie Folge davon war, daß es lein
Streitigteiien gab und der psissige
Direktor eine hübsche Nebeneinnahme
hatte. Wieviel ihm die Sache eintrug,
geht daraus hervor, daß er einmal bei
der »Beseßußng« oon Schiller’s »Min
bern'« die folgenden Preise erzielte:
jiiarl Moor 2 Gulden, Amalie 1 Gul
den 30 Kreuzer-, Franz Moor 45
Kreuzer, Spiegelberg 45 Kreuzer und
Schweizer 30 Kreuzer. Wie aus dein
großen Unterschied hervorgeht, der
sich aus den erzielten Preisen siir die
Rollen zwischen Karl und Franz
Moor ergiebt, scheinen die damaligen
Schauspieler eine besondere Vorliebe
siir «edle« Charaktere besessen zu ha
ben
Nachricht
Erster Bauer: »Den Richter, ich
habe meinem Nachbar dort eine Milch
"schiiisel geborgt: er hat sie zerbrochen,
und ich sordere nun Schadenersaß.«
» Zweiter Bauer: »Herr Richter, es
ist kein Wort wahr an dem, was er
Isagt Erstens hat er mir nie eine
Michschiiisel geborgt, sweitens war sie
schon zerbrochen, als er sie mir borgte:
drittens war sie eganz, als ich sie ihm
wieder hingetragen habe, und diese
Aussage kann ich jeden Augenblick be
irr-todten -