Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 21, 1907, Sweiter Theil., Image 6

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    M« »W« I
Am VerlobungStage. H
Kriminal-Roman von Augustr Grotten
« (21. FortsesunN
»Wir warm es geworden war in den
- « " oierund wanzig Stunden!
Die dichte ächneedeckh welche der
ZEIT-eh hier wiedergelehrte Winter
« «..«Mrdings über die Erde gebreitet
-« tie, wies schon viele Risse und
i"-cher aus.
, « Von den Häusern und Ziiunen
rann das Wasser und die Bäume
schüttelten, froh der sie durchsirömew
-j M Wärme, die gliyernden Schnee
.;.«-Mten ab.
Die junge Wintersoat zeigte sich
wieder-, und immer oster kamen die
»dran Furchen zum Vorschein,
« , »welche der Pflug gerade vor des Win
« Orts Wiederkehr gezogen hatte. Hung
ng Krähen suchten in ihnen nach
-- »Dein Futter, das die Sonne aus die
Oberfläche der Erde lockte, und der
ldsperling schwirrte lustig über die
«eke"rbreiten hin. .
Es par ein stilles, aber reges Le
benin der Natur, die sich soeben an
spgkfckitz den Winterschlas endgültig
n sich abzuschiiiteln.
« — . Die beiden Männer. welche sich ge
««-seniibersaßen, schauten oft auf dieses
erwochrnde Leben hinaus. Der eine,
« Mit es ihm ejn Bedürfnis war, sich
zuweilen auszuruhen von der Pein.
-;; welche seines Gegenübers Gesicht so
"" sdentlich verrieth; der andere, der un
sz iiickselige Eigner dieses Gesichts,
» , ute auch oft hinaus —- sehnsüch
. »tig. denn da draußen war die Frei
— .heit. Zwar voll verzweifelnden Lei
den, denn auch diese Freiheit barg
; Pfiit ihn nur noch Angst und Reue,
« and sie lockte ihn doch —- o sie lockte
71ihn doch noch, denn selbst der Elen
« « deste will das Leben, und mag es noch
-,i--·-osverdorben, sür immer verdorben
»in- nicht«ausgeben».
O ]ll, Ulc Ocyllfuufh Irrl, Wur,
weit weg zu sein von all denen, die
Ich jetzt so fehr für ihn interefsirten,
ie lebte ganz gewaltig start in dem
bleichen Menschen, der jetzt sich erhob
und zu dem Fenster trat das an der
anderen Seite des Wagens lag.
Er schaute lange hinaus und stellte
langsam fo daß er dieKlinte der
··r verdeckte.
So blieb er eine gute Weile stehen
Da fagte Durand: »Bemüben Sie
Ich nicht Die Thüren sind beid: rfeits
wrfchriftsmäßig til-gesperrt Davon
M ich mich bereits überzeugt «
— « Colrnai wandte sich langsam feinem
Icherichen Reifegenoffen zu und sah
ihn mit wuthfprübenden Augen an
.Wozu sagen Sie m r das-I« zischte er.
.· »iWel Sie eben überlegt haben, ob
Sie auf diesem Wege sich nicht von
mit befreien lönnenf
Jn Colmars Gesicht war derzeit
nicht mehr viel Menschliches. Er iai
- Joie ein gefolterter Teufel aus Er
hr sich mit geballten Händen- über
fahlen Schlafen, er drückte die
sanfte darauf, und dabei stöhnte er
tue ein wundes Thier Und dann —
dann griff er blitzschnell in die Innen
hsche feines Rades.
" .Lassen Sie Pas, « sagte Dur-and
»Ich habe nämlich auch einen Revolver
Beimirz und im Nachbarcoube befindet
jemand der genau weiß, warum
diefe Reife machtef
» Colniarss Hand war schlaff nieder
»Tffunken. Einige Augenblicke lang ver
zswchcke ee sich noch aufrecht zu erhalten,
s; dann aber fiel er schwer wie ein Stein
."-« auf den hinter ihm befindlichen Sitz
Etwas. das recht fehr einer Ohn
snlgcht glich» hatte ihn befallen. Aber es
r keine Ohnmacht im eigentlichen
des Wortes-, es war nur ein
lichez Verfagen aller Kräfte, denn
Unglücklichen Augen blieben offen,
· isten auch Durand mit einem Aus
: . s so verzweiflungsvollen Leide-Z
« « daß sich des guten Doktors Herz
- H« Web zufammenzag.
Und als er, leich nach Colrnars
» lichem undg feelifchem Zusam
« neh. schwere Tür-Einen über dessen
« , gen rollen fah, da setzte er sich zu
v, ergriff feine eigkalie Hand nnd
« " ihm voll Theiinahme in die Au
·
,».Co!mat,« sagte er herzlich, .,lo.ssen
Sie uns miteinander reden. Seien
Sie wahr in dieser Stunde, es wird
Ihnen dann teichtee werden«
Cdlmar regte sich nicht, eg- tam kein
Mosk- iiber feine Lippen, »nur die gro
, Thtänen rollten noch immer über
s Gesicht —- diese Thtänen, die et
M der Hilflostgkeit willen weinte. in
festen schuld- und teuebeladen, seinem
Untergang verfallen war. .
Eine gute Weile« noch flog die Ge
gd an den zweien vorüber, ehe wie
gesehen in Colmac kam Dann aber
M et Möglich- an Durands Brust
ists Mute laut und hetzzeneißend
Rad in des warteten Geisan Seele
je mm nichts mehr Raum ais das
" JsMMeid das jeder gute Mensch
M anderen empfindet der qanz
»Was-D der ganz elend ist.
« fonds Siebe Its Worte die den
Use-M M u nach anßutichten
ssk made ruhiger und «chaute
spieek W auf des-, den et
« esse-»- n Tagen kennen. m«
. XII-Z- ap sie-se- same
.
ihatte, nnd der nun fein fernerei Ge-»
fchick in verhand, hielt, der ihn trö
stete, dessen Verachtung in großem
Mitleid untergegangen war und ein
weiches, dankbares Lächeln erhellte
fein verfallenes Gesicht.
Drier nickte ihrn zu. »Ich will
Jhnen über das Schwerste, über ein
offenes Geftiindniß, fo gut ich kann,
hinaushelfem und Sie-nicht wahr,
Sie? werden mir rückhaltlos antwor
ten « «
»Ich werde es,« antwortete Colmar
ernst. »Es wird mir die entfehliche
Last von der Seele wälzen.«
»Sie haben König in Mühlheirns
Haus getödtet?«
»Ja, in Mühlheitns Lanz. Jn dem
von den Pflanzen maslirten Flur
roinkel ist es gef heu. Jch wartete
auf König. Auf r Treppe kam er
mir nach. Er felbsi zog mich in den
Winte!, rieth mir noch einmal. von
Wien wegzugehen nnd nicht mehr als
Maler gelten u wollen, widrigenfalls
es fchon am Folgenden Morgen ganz
"Wien wissen würde, daß ich ein Be
trüger fei, der einem großen Künstler
den verdienten Ruhm gestohlen habe.
Jch habe nämlich —«
Colmar hielt ein« Eine flammend-e
Röthe hatte sich über fein Gesicht et
gossen.
Durand fiel ihm rasch in die Rede.
»Dariiber brauchen Sie mir nichts zu
berichten,« sagte er. »Ich weiß-Daß
tlönig in Concarneau war und dort
aus Maiachows Slizzen erkannte,
wer den Ausstand polnischer Bauern«
gemalt hatte.«
»Das wiffen Sie?«
»Ja. Ich war vorgeftern, während
Sie nach Rad-Im fuhren, bei Nadja
Kiffilew.« .
Wieder flammten Colmars Wan
gen« auf. Er sentte für eine Weile
die mit Schweiß bedeckte Stirn-,e dann
fuhr er heiser fort: »König hatte michl
für« den Nachmittag zu sich beschieden.
Jch ging auch zu ihm. Jch ahnte
nickt, daß er alles wisse, ahnte nicht,
was er wolle Ich sagte ihm, daß ich
mich so schnell nicht zu meiner mora
lischen Seidftvernichtung entschließen
könne, er solle den iiber mich und Ma-«
tachow schon geschriebenen Artikel nochis
nicht an die Zeitung senden, ich würde
ihm, wenn wir Abends bei Mühl
heirns zusammentreffen sagen, obich
verschwinden oder den Kampf mit ihm
aufnehmen wolle. Mit ihm—-ja mit
ihm allein, denn daß Malachow mich
nicht verrathen würde, dessen war ich
sicher. Jwan hatte mir ja bei Ab
schluß unseres Vertrags auch sein Eh
renwort gegeben, daß jedes seiner Bil
der mir gehöre daß er, solange er
lebe, nur fiir mich malen wolle, nnd
Unser Uebereiniommen ein streng be
wahrtes Geheimniß bleiben würde.
Er hat freilich dieses Ehrenwort nicht
gehalten. Er hat es seiner Braut »He
sagt, warum er niemals einen -
men« haben würde. Aber das wußte
sich am B. Mär noch nicht. Sonst
hätte ich ser rftiindlich Königs
Rath befolgt «
Wieder hielt der Unglückliche iml
Reden inne.
f
,,König also selbst hat Sie in drni
Flurwintel geführt?« fragte Daraude
Colniar nickte· Sein Gesicht wars
aschfarben, er redete mit Anftrengungi
»Er selber hat mich hingefiihrt, undx
als er mich einen feigen Schurken;
nannte, da waren meine Hände an;
seiner Kehle. Jch bin sehr start, wiez
start, das weiß ich eigentlich erst seit;
jener Nacht. Er sank unter meinen
Händen zusammen. Es waren schon
ror uns Gäste weggegangen. Als er
niedersank, gingen eben wieder welche
weg. Es war ziemlich viel Lärm im·
Treppenhause, so hörte es niemand,
daß ich mit dem Oel-losem den.ich
aufgehoben hatte, durch die Thür, die
dort in den Garten führt, ins Freie
gelangte. Jch wußte, daß es dort, in
de: großen Kaftanienallee, eine tiefe
Groite gibt. Dorthin trug ich König.
Jch fühlte nach feinem Herzen. Es
war ganz still. Jch schob ihn tief in
die Grotte hinein und wälzte einen
der großen Tufssteine vor die Oeff
nung. Tann rannte ich zum Gitter
und war bald auf oer Straße.«
Colmar mußte sich die feuchte Stirn
trocknen. Er konnte augenblicklich
iiberhaupt nicht weitersprechen, denn
die Zährx schlugen ihm aufeinander.
Deshalb feste Dnrand das gräß
liche Belenntniß fort, sa te ihm, daß
er alsdann bis zur E isabethbriieele
fuhr, von dort zu Fu e in seine Woh
nung eilte, sich dort er zum Rai-fah
ren unbeauemen Kleider entledigte,
um sie mit einem kurzen Beler und
einer Mütze zu vertauschen, d daß
er danach in Königs Wohnn einen
Einbeuch fingirte. »Und d nicht
nnr sinzgirtef sagte Dur-m nach
einigem acht-eitlem »denn Sie woll
ten fig- dåi Mannsläipås benkgchtis
gen, oni gewi on ge rie
lsen hatte. nng das Ihr Verderben
war-—- Jsi et ins Waren Sie auch
deshalb m Königs Wohnuqu
Col-nat niste. A deshalb.«
gab er tauin verne acli zu. »Und
espe- aie die Sie-i »meine-H
nki as · « "
nd heiuiii -Z-«Ft·2«« H· «W«Y·sp«"
»Und hat e noch bei sich."
»Und hat re upch bei sich,« wieder
holte der Maler.
Durand sudr fort, zusammen u as
fen, was dann noch geschah, da ol
rnar, um die Täuschung voll zu ma
chen, die Rettun sgesellschast anrief,
— denn auch der ord mußte als in
Dödling geschehen gelten. Glaudte
man dies, dann fiel es natiirlich nie
and ein, den Ermordeten im Mühl
gimschen Part zu suchen. »Daß vor
Königs Haus Jhr Rad gestohlen
wurde,« fuhr Durand fort, »zwang
Sie. aus Königs Maschine das Weite
zu suchen. Sie entledigten sich dieses
Rades dann bei jenem DonautümpeL
in welchen Sie auch die Schmuck
gegenstiinde warfen, die Sie ja um
leinen Preis der Welt behalten hät
ten.«
Col-nat nickte wieder. Er wunderte
sich vermuthlich darüber, daß man all
dies schon wußte. aber er fand es nicht
der Mühe werth, dieser Verwunderung
Ausdruck zu geden. I
Er uickte auch nur miide dazu, als ;
Dur-and bemerkte. wie es ihm nuns
auch aufgeklärt sei, warum Eolmar all H
die Zeit her so siederig gewesen und!
weshalb er trotz seines iidlen Zustan- !
des im Garten gemalt habe. Er habe
eden nicht so sehr als Maler stunden
lang in der ditteren Kälte ausgebaut
sondern sei damals nur ein bitter sei
nes entschlichen Geheimnisses gewesen.
Als in dieser hinsicht nichts mehr
tlarzustellen war, fragte Durand,
welche Rolle Wasili Kissilew in Col
mars Leben gespielt dabe, und erfuhr,
daß dieser ganz so, wie König, näm
lich durch Malachows Siizzen, die er
vor Jahren gesehen, daraus gekommen
Hei, daß Bilder, deren Reproduktion
? in Zeitungen gewesen waren« und
fivelche den Namen Eolmars trugen,
Evon seinem künftigen Schwager her
sriihren mußten. Er hatte diese Ent
’ deckung wodltveislich nur Colmar mit
s getheilt. Er war auch nur um dieser
iEntdeckung willen nach Wien überge
Hfredelt damit er Eolmar immer nahe
ssein könne. Er hatte seit etwa einem
HJaJhre von dieser Entdeckung die vie
äen Luxusbedürfnisse die er hatte, ge
redi.
scss O-· s
kl VII lllllc such Ulcsc Vllwdllsc Wisc
ört.
Es herrschte danach- lange Zeit
Schweigen zwischen den beide-Dian
nern. Colniar zog sein Notizlmch
heraus, wartete dann. bis der Zug
auf einer Station hielt und schrieb
einige Zeilen in das Büchlein und
setzte dann seinen Namen unter das
Geschenk-eng
«Geniigt das?« fragte er, das Büch
lein Durand reichend.
Dieser til-erlag das tlar und kurz
abgesaßte Schuldbetenntniß des Un
glücklichen und steckte das Büchkein zn
i
Es enthielt schon viele Notizen, de
ren Schrift natürlich vollständig mit
den zuletzt eingetragenen Zeilen gleich
war.
Und wieder setzte sich der Zug in
Bewegung, und wieder jagte er in der
weiten Ebene dahin.
Colrnar war in tieer Sinnen verz
sunlen. Durand machte keinen Ber
such, ein Gespräch zu beainnen.
Was hätten denn dies-e beiden auch
jetzt noch besprechen können?
Jn Lundenburg tauste Durand et
liche Wiener Blätter. Er begann eines
dessen-u durchzusehen Es war cis-«
Abendblatt. Er richtete sich nun auf,
als er es entfaltet hatte. Es war eines
jener Blätter, die, den Geschmack des
Publikums kennend und berücksichti
gend, in aussallenden Ueberschriiten
sich hervorzuthun suchen.
Solch eine Ueber-schritt war soeben
Durand ins Auge gefallen. Sie lau
tete: »Die-Leiche in der Tusssteiw
grottel Der verschwundene Doktor
Köntf ausgesundent"
D ranv las nicht weiter. Was
lseitte ihm denn das Blatt noch Neues
sagen stinng
Er reichteeö Coltnar.
Der las auch die bedeutungsvolle
und siir ihn schließlich jeht doch schon
’ganz bedeutungslose Ueberschrift und
lnielje gleichgiiltig·»
rand zutiicl und griff. ais erfah, daß
dieser eifrig darin las, in die Tasche
s eines Uebettockes, der ihm gegenübef
s sf kein Sitz las.
Er zog ganz achte einen Revolvek
heraus, den er hinter seinem Rücken
verbarg.
Er war ganz grau im Gesichte.
Eben ging ein Mann, dessen Kopf :
verbanden war, an dem Coupe vor-?
über. Desse Tinir stand offen. Du-?
rand beugte ich zu ihm hinaus. «
Jn diesem Augenblick fiel ein»
Schuß. " .
An der zweiten Thür des Coupes
lag ein Mann mit durchschossenet
Oschlöfe auf dem Boden. Seine bre
enden Augen iahenes noch, wie sich
ein bleichec Gesicht über ihn beugte·
Gleich danach kamen noch andere
Leute herein. Der Stationschef, der
kienithabende Beamte und der "Mann
mit dem bandagirien Kopf.
Der an hatte nun noch einige Mi
nister-Aufenthalt Dann fuhr Du-,
rand «allein nach Wien weiten ,
Klesin hatte den Auftrag erhalten«
bei der eiche Evltnati zu kleiden.
(19. Kapitel)
Am kegelten Tage nach der Abreise
der bei Vettern also vor der
suffin König-« war e n Besuch
tät däfkåia Miållsllheims gest-Futen
e «,, e von en Seen hem
HIQ bete v. M
Dann gav et oie Heilung an Du
I
i
I
—
Er ließ sich vorerst bei been Kom
merzienrotb melden und berichtete die
jeni, daß Durand telegraphisch ver
langt bebe, daß alle irgendwie zur
Berber ung einer Leiche geeigneten
Oertli leiten in der Billa und in
deren Umgebung genauestens durch
forscht werden sollten.
.Dat begehrt here Durandi Ja,
lieber Freund, glauben Sie nn, baß
das einen Sinn bat?« M" heimsab
recht verdrossen aus bei dieser Frage.
Der Oberpolizeirath legte ihm die
band auf den Arm und nicktex »Was
irieser Durand je gewollt, bat noch
Immer einen Sinn gehabt. Er bat
Jmir nicht mitgetheit, warum es ihm
derzeit io nöthig erscheint, diese Un
tersuchung vorzunehmen, aber ich be
fiirworte sie ohne weiteres. Und Sie,
nun, Sie haben sich einfach seiner An
ordnung zu sitgen.« —
'«Nun, nun, ich füge mich ja, aber
für meine Töchter wird die Sache
schrecklich peinvoll sein.« «
»Sie werden Jbre Töchter entfer
n.
»Das will ich sebsiversiiindlich thun.
Wann soll es»denn iein?«
»Es braucht nicht vrtr morgen sriih
zu geschehen« ·
»Gut. Und ich werde mich auch ent
fernen, denn soch eine Suche ist auch
mir widerwärtig.« -
»Also morgen! Und fest bitte ich
Sie, mich zu Jhren Töchtern zu füh
ren.q
Os- k-.-..t-.. ....- -tk- —-I- tx
Uc
L
»s-Ik fukknuse uurr uqu »Pu
ein Weilchen Ihre liebe Gegenwart?«
»Ich will doch auch wieder einmal
meine jungen Freundinnen fehen.'«
Die beiden Herren gingen nach dem
Wintergarten.
Da gab es ein zugleich freudiges
und trauriges Wiedersehen. Da zeigte
es sich, wie lieb und herzlich der alte
Herr zu trösten verstand und wie klug
er die leidvollen Gedanken Lenas auf
Harmloses zu lenlen wußte.
Edwine aber under tauschten einen
ganz merkwürdig innigen Blick und
Händedruck, und ganz unverständlich
war es ihrem Vater, warum sie, als
der alte here sie begrüßte so glüet
selig lächelte und solch tiefe Räthe da
bei ihre Wangen färbte
»Wissen Sie, meine Damen, was
ich auf dem bergen habe?« sagte Herr
v. Eichen als er sich bei den Mädchen
niedergelassen hatte. «
»Nun?' rief Lena, und Edwine sor
derte ihn lebhaft aus« sich dieser sicht- «
lich schweren Last rasch zu.entledigen·
Da erzählte er ihnen von Horst vJ
Derenberg, und wie gern dieser so(
ganz herabgelommene Edelmann wie-s
der ein achtenswerther Mensch werden.
wolle, und wie wenig schwierig es sei, i
ihm zu helfen
Da gab es denn ein eifri s Be
rathen, und daran betheiligte ich auch
der gutmüthige Kommerzienrath Und
das Resultat Dieser Berathung wars
fiir Horst ein sehr günstige-L Mithi
heirn sagte es aus die herzlichen Bitten
seiner Töchter hin dem Polizeirath
zu, daß er seinem Schützling eineni
sicheren Posten verschaffen werde. !
»Meinem Schützling?« lächelte ders
alte Herr. »Da irren Sie sich. Er ist(
weit mehr dieses Herrn Durand
Schätzung und nur weil der sich sos
sehr siir Horst interessirt, interessirei
auch ich mich fiit ihn."
»Den-and interessirt sich fiir diesenj
armen Menschenl« Edwine hatte so
gefragt, hatte sehr lebhaft so gefragt· »
Mir scheint, daß dieser Umstand
deine Theilnahme an jenem armen
Teufel noch erhöht « bemerlte ihr Va- ;
ter schmun e.lnd s
Da wur Edwinens Gesicht wieder
roth aber sie schlug die Augen nicht
nieder, sondern schaute ihrem Vater(
ernst und offen ins Gesicht, als sie;
sagte: »Ist dir’ö nicht recht, Papa, ;
birgt-It so ist?«
hlheim war wohl ein wenig
überrascht, aber nicht unangenehm:
überrascht. Es mischte sich au eine
jäh in ihm aufsteigende Bewegt it in
diese Ueberraschung
Seinem Kinde tief in die Augen
schauend, antwortete er warm: »Es
ist mir recht, auch recht, daß du so
offen gegen mich bist. Und deine
Augen wieder froh zu sehen, das thut
mir wohl. Aber wie ist denn das,
was du mich da errathen läßt« so
rasch gekommen?« .
JAM
»Is- punuz I
Edwine schaute hilseslehend aus
ihren alten Freund, und er redete denn
auch rasch statt ihrer weiter.
«Na,'· sing er an, »gu: so rasch hat
sieh ja die Sache nicht gemacht. Es
ist ja wohl schon zwei Jahre her, seit
Sie sich Gtödens Besuch verbaten.«
Jetzt wollte Mühlheiin aussahren.
aber ,Edwinens Arme schlangen sich
noch enger um seine-n hals.
»Mir-a — o lieber, lieber Papa!«
sagte sie voll bitterer Angst.
s Da gab er rasch Jeden Widerstand
saus, gab ihn gern aus« denn er sehnte
ssich danach, wieder Freude in seinem
Hause zu sehen un.d-—tvas hätte er
denn auch gegen Gröden vorbringen
können. da, er Durands« Lob ja doch
schon in allen Tonarten gesungen und
»Damit-" schon vor Tagen ein siir
all-malt als lieben Gast siir sein Haus
requirirt hatte? «
»Papa!« mahnte ganz leise Lena
den Ueberraschun, und ihre schönen,
traurigen Augen baten auch für die
Schwester.
Da rief Mühlheirn schier ungedul
dig ans: »Aber Kinder-, was wollt
ihr denn nach, ich habe ja gar nichts
gegen Edwinens Glück einzuwenden
—- sobald dieser Gröden wirklich Du
rsnd ist!«
s
—
Er selber mußte über diesen Schluß
seiner Rede lächeln, und so strich er
denn lächelnd über Edwinens aar
nnd schob die von der raschen ni
cheidung noch halb Betäubte in die
rrne ihrer Schwester.
»Haan Sie das ein eleitei?«
wandte er sich an hertn o. ichen.
Und dieser, froh iiber den guten Er
solg seiner futriguz gab in humori
stischer Wei e zu, daß es sein weigert
ster Einfall gewesen sei, Gröden aus
diese Weise zu einem Eindringen in
das Haus und Herz seines künftigen
Schwiegervaters zu verhelfen.
Danach blieb der alte Herr den gan
zen Abend in dem Hause, in welchem
man, iran der Tag wieder lam, nach
keinem Todten suchen wollte.
Kurz nach Tisch fuhr der Kommer
zirnrath mit seinen beiden Töchtern
und Erich aus dem großen Parithor,
welches sich am Ende jener Allee ural
ter Kasianien befand, in welcher Cd
wine und Gröden vor einigen Tagen
nach langer Zeit wieder zum ersten
Male zusammengetrossen waren. Es
war etwas ganz Ungewöhnliches daß
dieses Thor ossen stand. Dies pflegte
nur wenige Male im Jahre so zu sein,
nur wenn das viele Reisig und die vie
len Zweige, welche beim Beschneiden
der äume und Sträucher abgefallen
wurden oder wenn Holz- und Koh
lensuhren lamen, welche
waren. aus großen Wagen sorigebracht
urch die Ka-?
stanienallee am iiirzesten zu den Kel-?
lern gelangten die in einem Hinter-:
gebajude lagen.
Gestern nun, da ganz plößlich wie-«
der Thauwetter eingetreten und der
lockere Schnee in wenigen Stunden;
geschmolzen war, hatten der Gärtner
kund sein Gehilse jene Bäume und;
iStriiuchen mit denen sie vor dem letz
i
ten Schneesall nicht sertig geworden;
waren, gestutzt, und die Absiille wur
t den heute fortgeschafft
i Deshalb hatte man das selten de
;niißte Thor geössnet, und auch des»
s Kommerzienraihs Wagen erreichte«
diesmal durch die Kastanienallee die»
i Straße
! Mühlheim hatte seinen Kindern:
oorgeschlagen eine Pariie nach dem
Brühl zu machen und so den schönen
sonnigen Tag auszuniipem
So befanden sich jeßt also nur noch
Herr Braun und die Dienstleute in
der Villa.
Braun und Lisr standen im Garten,
woselbst letztere damit beschäsiigt war,
Wäsche aus uhängen.
EP war so hell so warm, als wäre
es ein schöner Maitag. Die Witte
rung hatte wieder einen starken Wech
sel gehabt, nur daß es diesmal ein
Wechsel zum Guten war -
Die Sonne war eben dabei, die leh
tenFchneeresie wegzuthauem und die
glii zenden braunen Blaiitnospen. die
an Bäumen und Sträuchern schwol
len, ein wenig zu öffnen.
Es war eine sreudige Stimmung
in der Natur. ,
Die beiden jungen Leute ober, die
diese Stimmung eigentlich hätten
theilen sollen· schauten recht ernst, List
sogar recht bestürzt darein. Jhr Bräu
tigam hatte ihr mitgetheilt, wag heute
noch hier geschehen sollte
- Wenn ich denle, daß es möglich ist
daß wir all die Tage her vielleicht in
der Nähe eines Ermordeten gelebt
haben, sagte sie schaudernd
»Mirrchen,« entgegnete Braun, sei
ner erschreckten Braut zärtlich über die
Haare streichend, »Na·rrchen, diese
Vorstellung ist mir viel weniger pein
lich als die Vorstellung, daß wir,
wenn Königs Leiche hier gesunden
wird, all die Tage her mit seinem
Weder versehrt haben-"
«Mit seinem Mörder!«« schrie Lisi
entsetzt aus, und ihre Finger furcht
sam in Braunz lband zwängend,
forschte sie ängstlich danach, ob er etwa
eine Ahnung habe, wer denn Königs
Mörder sei
. »Ist dir nichts, gar nichts ausgesch
»len«i« sragte er.
; Sie schüttelte den Kopf. in
» »Daß einer, der hier versehrte so
szieenlich anders war als sonsti«
s »Nein! Oder dochi Aber du«-das
iHi ja nicht möglich!« Sie war ganz
» blaß geworden.
i Alles ist möglich,« sagte Braun
s und schaute sehr ernst dabei aus.
I ,.Dentst du auch an — an Colmar?«
ssliisterte sie ihm zu.
s Er nieite.
; »Aber wenn du einen Verdacht ge
l
i
l
J
faßt hast« hättest du da nicht Anzeige
ma en müssen?«
» g hätte ich thun müssen, wenn
nur ich allsin meine Beobachtungen
gemacht hät e.«'
»hat ihn ein anderer auch verdäch
tith« -
»den Durand.« -
»Der hat ihn doch früher nicht ge
tannt——stiiher meine ich, wieColmat
noch nicht so —- so verändert war. Wa
rum hätte denn der auf ihn aufmerk
Hsam werden solleniM
J »Er isw doch geworden. Er hat ihn
’genau beobachtet, under ist ein Mann,
vom Fach, er ift eigenö hierher-gekom
men, um zu beobachten, das war nnd
ist meine Ueberzeugung, und deshalb
habe ich meine Wahrnehmungen für
mich behalte-if
Schluß folgt-) . ..
Oeserretch und Ungarn tu seh
Vor-.
Sowohl die österreichische, alt auch
die ungarifche Kolonie in New ort
sandten Deputationen nach den d -
reichifch - ungarifchen Kriegsschiffen
»St. Georg« und «Aspern«, als diefe
dort von der internationalen lottens
schau angelangt waren. Die ampf
bartafse des Fla gsch’ fes, mit einem
großen Boot im au, olte die sDepus
tationen ab. Dabei fehlte es nicht an
heiteren Szenen. Ein Berichterftatter
einer englischen Zeitung hatte verstan
den, daß die«sbeiden Deputationen zu
sammen gingen. Das aber durfte ei
ner der ungarischen herren nicht auf
seiner Deputation sitzen lassen. Er be
tonte nachdriietlich, daß jede der beiden
Deptttationem die öfterreichische und
die ungarische, allein und separat
käme; daß die eine in der Barkasse, die
andere in dem nachgeschleppten Boot
führe, und ließ sich auch die Gelegen
beit nicht entgehen, dem Journaliften
einige Aufklärung über Oefterreich
u n d Ungarn und einige Anwrifun
gen über die Art und Weise zu geben,
wie man Zeitungen machen soll. Er
schaute aber ein wenig verdunt drein,
als der wodtbewanderte amerikanische
Journalist fagte:- »Tben there is no
Ausgleich, and no Paragraph Vier
zehn here?«
An Bord des Fiaggschiffes wurden
die Deputationen dann aber doch zum
großen Leidwesen der Ungarn zusam
men empfangen» und Admiral Pleßs
kott antwortete in deutscher Sprache
auf die kurzen Bewilltommnu I
adrefsen, die Dr. Baumfeld im schim
ften Weanerifch und B. Viola inr
schwungoollsten Ungarifch gehalten
Hatte, und warf die« ganze kaiserliche
und königliche Kotonie mit solch be
strickender Liebenswiirdigteit in ein
und denselben Topf, daß selbst die Un
garn das Proteftiren vergaßen.
Nachdem man dgnn noch auf dem
Schlachtfchiffe fidet und munter geta
ielt und dabei viel Champagner ge
trunken batte, wurde man auf der
Nückfabrt erst recht durcheinander ge
fchiittelt, und niemand wußte mehr-, od
mehr Oesterreicher oder mehr Ungarn
auf der Parteier oder auf dem Boote
waren. -
Eswar ein »Aus-gleich« zustande ge
kommen»
Wenn du eingeladen wirft und
nimmst an, so halte Wort und keine
Rede. «
I O I
-
Jn San Francisco trifft der Phö
nix bei seinem Bestreben, sich aus der
Asche zu erheben, fortgesetzt auf
Schwierigkeiten.
« e
Spaniens Plan, sich eine neue
Kriegsflotte zum Kostenbetrag von
77 Millionen Doktors anzuschaffen, -
begegnet nur einem einzigen hinder
nis: der Schwierigkeit, jene 77 Mil
lionen zu beschaffen
Aus einem Romane: Natürlich ließ
es fich der Mond nicht nehmen« beim
»ersten Rendezvous unserer heldin zu
leuchten, obwohl er kalendermäfzig
nicht dazu verpflichtet wart
« ,
»Wie gebt es Jhrem Gatten? Jst er
noch erkäktet?'« —- »Jch fürchte, er wird
seine Ertiiltun niemals los werden-"
—- «himmel! s« teht es so schlimm mit
ihm?« —- «Datt gerade nicht. Aber
der Doktor bat ihm verordnet, recht
viel Whiskey dagegen zu gebrauchen«
Zweit-seh
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« Medizinactath: » . . . ; Was Sie gegen den heissen thu; folleuf M
Freund mätde ich Ihnen sagen: »Wer den Sie nicht ungeduldiq, in zwei U -
gen sind Sie von selbst wieder gefund« · . . . aber all Arzt werdet M
natürlich etwas verschreibele« « O ’