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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 21, 1907)
. Im Qeidedork . . Roman von Y. von der Echt. k4s Fortsetzung) PMB-mutet wandte sich zu seiner Ist-i ,Osiern nehme ich die Bal set wieder ins Hauf-. ’ne Frau, de M Alten ich pensionite, ist genug für weinen Beutel. das Kostgeld für zwei sangen kann ich sparen.« DIS- Miidchen erschrak. »Wie sollte He mit den iecken halbwüchsigen Din sen rnsekiig werden? Aber sie wußte s ihre«Einwendungen nichts helfen Er kniff sie in den Arm und rann te: Mauseken, mein süßes, um dich H kriegen thu- ich schon was. Bist is dpch mein kleines WonnchenP Wie et nach Wein roch! Sie versuchte, M ihm abzurücken. , « »Na, wie is et —- miissen doch — Isch der Buddel auf ’n Grund sehen?« Uef Phiiipn Assel und schenkte sein .- und des Nachbarn Glas voll. So Ællig er auch diese Marke beut Mi hatte sie schien ihm nun doch « In schmecken. Die Jugendsteunde befanden sich in hobener Stimmung, sie ckauschten lerinnetungen, versicherten sich · ihnr Liebe und schwuren daß sie beide doch immer samose Kerle gewe fsie seien Sie schlugen aus den Tisch, Wen und sangen mit schweren Zun sen und rauhen Stimmen. . Da der Talggeruch unerträgsich Int, verlöschte Hans die Lämpchen. — Liebreich wurde so müde, daß et sich kaum noch aufrecht hielt. Mademoiselle Duvernier machte » entschlossen der Sache ein Ende. Sie fand aus und erklärte, es scheine ihr · Zeit, nach Hause zu gehen. I qu auch you us- crustususe - « » das Licht, und da sie leer war, J et. das Fräuiein habe recht, « sei wieder ein Tag, es seiein Ismkriesig netter Vettobungswiiz , n, und nun wollten sie sich alle Iimt dräckm Zur Hochzeit hoffe et seynna Er lachte laut, umfaßte — dummen den er einen ,,reizend-:n ,Wel" nannte, und drehte sich tau · W mit ihm rundum. Seinen Bra « -T der schluget auf diexSchulter unt-rief: »laf aus, altes-Höh Döztopp du! sammt ’rinn in die Klappei« Issndlich waren sie alle fort. ·:OU machst wohl-Ordnung, Kind,« Lief-reich, »schlafe wohl, meine et,« damit gingst in seine Kam Hans half Marie«auftäun1en, sie This-m sich beide so schwei belastet, . , hspsie kaum noch ein Wort über die . cekkvqisie und Eindrücke dieses Wiss zu wechseln wa ten. Mit — stimmen Händedruck trenn en sie sich. » · « Das Mädchen warf sich. erfüllt von Hssrzweiflung auf ihr Bett, weinte »—Isd fchluchzte, als solle sie sterben, bis secudiich ein unruhig-r Schlummer thw c 6. Kapitel Einige Tage nach dem Feftabend J» kam Hans Afsel erschrocken und trau « tig von seinemi Brud r zurück Phi W hatte einen Schlaganfall erlitten. Der Arzt, der ihn immer vor Wein sub Aufregung gewarnt hatte, führte - Den Zufall auf den reichlichen Genuß ; Its Champagners zurück X Als dein Kranken Besinnung und Sprache wieder-gekommen waren, , Ali-beendet noch an Lähmung der lin ktuSsriie litt begann er auf deneien MSML mit dem fein vermeintlicher rund ihn vergiftet babe in zorniger wegung zu schelten ine Frau und Kinder, in steter » ;,M vor dem auffahrenven und har II nn, flebten den Bruder an »Hm-n zur Seite zu bleiben und die W des schwierigen Kranken mit n zu theilen Weinfaß Hang neben Marie am uiisch und erklärte, er könne » anders, als der Schwägerin nfch erfüllen und für einige Zeit M seines Bruders Haufe übersie » itbilipp nannte mich freilich, wie — lich, «Dnnrmerjahn'. stimmte mais seine Frau bat, ich möge »Na ja," sagte er »als -. s- Leu-wartet und Blinableiter sind III « Schafskiipfe oft am brauchbar -Mi lächelte webmishig bei diesem -« Und gab zu, daß er Philipp seit-Indien Geschäftsmann« in - weise gewachsen fei. »Der - Gott hat eben in seiner wunder ’ Mii- jedes Geschöpf verschieden « - . Und sehan ist's wenn ein zu « » Mosis-teuer einma1 etwas s— entgegnete Marie: Wie Idieset schrecklichen it vor Wit Ie- birh aus men f M ja neeni einzin M Msseoftk Sie lehnte i V Its ti- btsfie ihn. " ,ste u betuti und so aftzzu be . wie danke aktiven-neu Heime er zu bem Es ging ihm sehr nahe, sie so schwer unter ihremBerliihnisz leiden zusehen, zu dem Qt sie beredet hatte. hätte er sich doch nicht eingemischtt Aber was wäre aus ihrem Vater geworden? Er sorgte sich unt-ihre Zukunft. Wie sollte sie die Ehe mit dem ne ertragen, der auch ihm in seine Zärtlichkeit zu dem jungen Geschöpfe so unange nehm erschien. Ohne daß er es sich gestand, erleichterte es ihn, dies Ver hältniß nicht täglich mit ansehen zu müssen Marie fühlte sich sehr vereinsamt. Sie erkannte deutlicher denn je; daß ihr Vater, der, seit er ohne Sor gen war, noch mehr in seinen Ideen und seiner unwirllichen Welt lebt-, ihr wenig Theilnahme zuwende. Sie litt unter seiner Gleichgültig teit, namentlich als sie immer mehr erkannte, daß der Mensch in allen ernsten Lebensfrage-i selbst siir sich einsiehen m ·sse und daß man in den schwersten Ka psen mit sich allein sei Noch oft empörte sie sich gegen ihr Schicksal. War sie denn wirtlich ver pflichtet, ihr Lebensglück dem Behagen des Vaters zu opfernI Die Ueber eu gung von »der Gleichwerthigleit ihrer beiden Schicksale liesz sie sich aufhäu men gegen den fürchterlichen Zwang ihres Berlobnisses Wenn sie doch noch einmal ihrem Vater vorstellte, wie verzweifelt sie sei, wenn sie ihn anslehte, nea anzufan gen, alles hinzugehen, zu arbeiten. sie wußte selbst nicht was: sie schüttelte und wehrte sich, wenn auch ebenso aussichtslos wie ein gesangenes Thier in einer Falle. Jn dieser Stimmung lies sie, als »eben Goldammer wieder dagewesen Zwar, zu ihrem Vater in den Solon. T Sie zitterte vor Erregung, und es war ; ein Gefühl in ihr, als könne sie hart fund trotzig sein und alles zerreißen jund zerschlagen-,f was sie hemmen und H zwingen wollte. «s...:t n:-sk.-·!1, kl-- .-:..:, --st--«t - Unu- Oecuuiuk san-u cqug unqu ftig Als das Mädchen hetantrat,sah Hie, daß er mit Farben und Pinseln ihantirtr. »Ah," dachte fre, ,,doch et kwaz er retuschitt, weil Hans fort ist« Ein wenig wurde sie dadurch ent waffnet. Als sie dicht hinter ihm stand und die band auf seine Schulter legte, sah er zu ihr empor-. Ihr Ziel fein freu digfer Ausdruck, sein le hafterer Blick au . »Ach, meine Tochter, schau doch, ift das nicht herrlich?« Sie fah die Photographie einei Bil des, das vor ihm lag« und das er mit zarten Farben ausmaltr. »Ein Mal-onna von Marillo. Sieh met, chwebend auf der Mondsichel, vier En lein mit Palmen und Lilien ihr zu Füßen Welch reizende Puttent Und der Ausdruck. das flathende dunkle haar. der-wehende Mantel!« »Was willst du denn damit Z« »Was ich will? — Mich an der Schönheit laben, natürlich!« — ,,Vater,' sagte sie herb, »aber das ift dacht «S«Hielerei»—— brodlasie Kunst, UU Mllsl Doch UckolcnclL »Gott sei Dant, daß ich tein Pfen nigsuchser mehr zu sein brauche!« Es war ein Aufathmen der Erleichterung Zärtlich blickte er sie an und legte den Arm um ihre Schultern. »Das danie ich dir, meine brave Tochter, du hast den Fluch der Sorge von mir genom men. » Der Segen deines Vaters um fchwebe und fülle deine Zukunft mit Giück.« Sie erbebie, sie wußte nicht, was sie bei diesem Gefühls-: und Dantbar tcitsausbruch thun sollte. Wie konnte sie nun noch bitten. sie von ihrer Ver spflichtung für den ungeliebten Mann zu befreien? ? Während er sich wieder seiner Be schäftigung zuwgndte, dlätterte sie ge dankenlos in einer Mappe mit Photo graphien. Diese Bilder, lauter länd liche Ansichten, kannte sie noch nicht. Immer noch nicht ganz bei der Sache, hob sie eines der Blättchen in die höhe. Gewiß ein Bauernhos. Ein paar hohe Bäume, die Einfriedi gung von ungleichen Holzplantem ein! großes Fachwerthaus mit schwerhams gendem Dach. zur Seite ein ähnliches-! haus, die hohe und breite Thiir offen« Ueber den hos schritten ungleich-« mäßig hintereinander Mädchengestak ten, die Spinnräder trugen. Darunter « stand von ihres Vaters Hand geschrie -ben: »Gang zur Spinnstube. Sein-, nerung an die Lünedurger heide.« »Was ist das, Vater?'« fragte sie, um sieh von ihrer inneren Qual zu befreien. und ah ulenten. «Er nahm das ald in die Hand und sah es liebevoll’an. »Bist zwanzig Jahren gemacht, Kind-damals — hier diese schlanke zweite, deine- Mutter ——nseine blonde Dota! O, welche Tage —- dsmals in der blühenden heideN · « a, Mutter »wa: vom Lande, aber sie tmir nie von ihrer heimath nnd von den Ihrigen erzählt. Wie kam dass« »Ich ruhen. meine Tochter» laß· rnhent Alte unglückliche Geschichte-n Meine Dorn hat sieh titles schwer ge mis In Der-en genommen Vielleicht - JE ' s bete bet Kinn-net an ihr, machte fis rann ließ sie jung sterben —- fett mit der mutigen Sein-veranst« Ungestüm warf et das Bild in die Mappe und schlug diese zu. Die Tochter erschrock, das wat sonst nicht seine Art. Bedeüctt und von ganz neuen Gedanken erfüllt, verließ sie das Zimmer. Was lag denn da Ist-Evens in bet Eltern Vergangen t .-......-. Goldaknmee kam jeden Tag zu sei ner Braut herauf. Er ging gerade wegs in den Salon. Nach einer zärt lichen Begrüßung zog et sie zu sich aufs Sofa unb erzählte mit Vorliebe von seinen Plänen für die Hochzeits teise. Er meinte, vier bis sechs Wo; chen aus dem Geschäft fort sein zu können. · »Paß mal auf, Puttchen,« sagte et stolz, »Am-il ist eine famose Jahres zeit für Italien. Alle jungen Ehe paare, die ein bißchen Pufte ins Poete n:onnaie haben, machen mit Vorliebe nach ’m Süden. Ich habe dir biet den Bädeter -übet Italien mitgebracht, stu- s dire ihn genau, ich habe keine Zeit’ fin so was, aber essift auch genug, wenn einer von uns sich damit ab auält.« Ohne großes Interesse blättertesie in deni Buche Jhr Vater wuste es besser uwiirs digen, er vertiefte sich in die schilde rung der Gallerien und Kunstwerke. «Du Glückliche,« seufzte er, «die du altes das sehen wirst!« Einige Tage später brachte der Bräutigam ein anderes Buch, das iiber Paris handelte, er meinte, Paris nnd Umgebung könne man gut inbier Wochen sehen. »Jz freilich ein schänw licheg. Zeittodtschlagen, aber fiir so ’n süßes Mauseten mopft Itan sich mal ruin.« Jhr lag gar nichts an einer länge ren Reise. So nahm sie die Aussicht der Abkürzung befriedigt entgegen. Auch fiir Paris interefsirte sich ihr Vater mehr als sie. Er schwärmte von den herrlichen Gemälden irn Louvre und beklagte, daß er nie dieseKunst ichähe gesehen habe und sehen werde. Die Zeit der Hochzeit .tarn heran, Goldammer begann verächtlich von Paris zu reden. Was die Franzosen irohl wollten? Er frisire reichlich so gut, wie man’s da verstehe. Reines Vorurtheil, daß Mode und Geschmack aus Frankreich kommen müßten. Aber die Berliner Mode gen-inne bei allen vernünftigen Leuten an Geltun . Weshalb sein gutes Geld iiber die Grenze tragen? Dresden sei auch ’ne Stadt, was sie zu Dresden meine? Ach, ihr sei alles gleich. meinte Ma rie gleichgültig Da legte sich Liebreich ins Mittel. DreBden habe die allerberiihmteste Gallerie. Die Madonna von Raffael ikn Original zu sehen« sei immer das heißeste Verlangen seines Lebens ge wesen. «Laßt Papa doch ftatt meiner mit. kanns hat doch einer Spaß,« schlug Marie unwirsch bor. Goldarmner schüttelte sich vor La chen. «Nu’ brat’ mir einer ’nenStorch! So ’ne gelungene Pflanze! Will das Kind mir ihren Ollen auspackent ’ne tleine Borsiige isi und bleibt sie und hat doch so seidenweiche Haare!« Er strich ihr wohlgefällig iiber den Schei tel. »Du. zur Hochzeit frisir’ ich dich aber selber-« Sie deckte mit beiden Händen ihr Haar. »Nein, nein, fo lange ich hier oben bin, nicht!« »Und nachher gehörst du mir mit Haut nnd haaren!« Er gab ihr einen schallenden Kuß. aEll-er was ist's nun mit Dresden?« Sie seufzte: »Meinethalben macht, was ihr wollt.« - Arn 20. April sollte die Hochzeit gefeiert werden. Alle Vorbereitungen wurden mit Eifer getroffen. Um zehn Uhr wollte man zum Standesamt fahren, um zwölf zur Trauung in die Kirche. dann hochzeitsmaht irn hateh von da nach hause und zur Bahn. Man schrieb bereits den 15.. alt ftiib Morgens Hans Affel tief er schiittert nach hause kam und den Sei nen mittheilte, daß Bruder Philipp bor einer Stunde einein neu-en lag Jnfall erlogen und sanft verschieden ei. »Er war in der leßtenZeit furchtbar gut gegen mich,« erzählte der Betrühte mit Thriinen in den Augen. »Auch viel geduldiger, er mochte niemand lieber um sich haben als mich. Und einmal sagte er sogar, er habe mir» viel abzubitten. Das rührte mich or« deutlich, und ich sagte: »Schadetz nichts, Phips, daß du mich über dies Achseln angesehen haft, du bist ja auch; viel sier als ich und hast es viel wei ter gebracht.« —- »Ja, das habe i ,« sagte er, »’n bißchen dämlich warst n immer,'« worauf ich ihm recht geben mußte. Und nun ist er todt, mein Heinziger Bruder, wie gern wollte ich ,mich jeht von ihm schlechtmachen slassen.« I Hans ging die nächsten Tage ab ) nnd zu; erzinu te, so gut er's konnte, seiner trat-eigen und hilflosen Schwä gerin beistehen, die Kinder seien noch zu unvernünftig. Gegen Mase war er weich und liebevoll. Er bedaneete sie aus Herzensgrnud »Armes Ding-« seufzte er, »wie leid thut mir deine Angst, ich wollte, ich konnte die helfen, aber nun ist nichts mehr an der anzen Geschichte zu ma chen. Und has du dich einmal in das Unbänderliche eschickt, magst dudoch noch ganz znfr eden werden.« · »Kann mir? nicht denken, Onkel Hans. Mir ift immer zum Weinen« W «Glaub mir, Pia-riechen es geht Hunderten so, und nachher sind sie ganz zuseiedene Ehesrauen. Du leihst bei uns hier im Hause und sie ,wie glücklich dein Vater ist." »Za- das ist auch mein einziger Tro .« Da erschien Goldammmer, heute et was verlegen, denn er takn mit einem neuen Vorschlage. Eigentlich gäbe es doch keinen samoseren Ort als Berlin. So viele Iiirstlichteiten wie in der Siegesallee sinde man nirgends aus einem Hausen. Und dann das Bran denburger Thor, die Linden, das Pa noptitum und-vieles andere! Was Marie meine, wenn sie site acht Tage in den «Kaiserhos« verreisten? Ko stet auch schon einen gehörigen Posten Geld. Das billigste Zimmer täglich vier Mari, wo man hier doch umsonst » wohne. Aber siir nichts ist nichts. Essen pifseim da hat man was siir sein gutes Geld.« Jhin scheine dies( die ganze Geschichte mit seiner neuen Ehe toste ja doch ein schmähliches Geld. Wenn’s ihm zu theuer wäre, könn ten sie ja das Heirathen lieber ganz lassen, meinte das Mädchen mit aus flackernder Hoffnung. Da kam sie aber schlecht an. »Thue mir den einzigen Gefallen und rede nicht so ·n Blech, als wolltest du ab schnappen«, ries er zornig. »Wir ha ven im Kasten gehanng, sind aus geboten, nu’ gibt es tein Austneisen mehr. Willst du absolut nach Dres den, so soll mir's auch egal seinsaber ein Bködsinn wär’s doch.« Sie versicherte, daß ihr an Dres den gar nichts liege, und daß er ih retwegen reisen könne, wohin er wolle. »Wir richten alles ein, wie es ver abredet ist,« sagte er. sich vergnügt die Hände reibend. »Du pactst den seinen Handtosser, den ich dir geschenkt habe, mit allem Nothigsten, wir bleiben bis zuletzt heim Diner, was auch sein Gutes hat« wenn man’s doch mal be zahlen musz, und fahren hierher. Du siehst das schicke Schneidettleid an. das du von mir hast, ich stecke mich in den seschen larrirten’Reiseanzug, und dann sahren wir ins HoteL Js doch ganz egal, ob’s hier ist oder an derswo.« Watte zuure oie Trauern uno ergao . sich in seinen Willen. Sie hatte wegen des Teauerfalls in der Familie, da Philipp Assel doch ein rechter Vetter ihres Vaters war, um Aufschub» der Hochzeit gebeten, doch vergebens. So turz vorher könne man teine Aenderung mehr vorneh men. Alle Menschen müßten sterben, und der gute Philipp sei gerade tein Heiliger gewesen. Aber nun werde Hang doch keinen salls am Hochzeitsesfen theilnehmen, meinte sie noch, und den hätte sie am liebsten dabei gehabt. »Ist feine Sache,'« brummte Gold ammer. »Wil! er nicht« dann ist’s auch gut. Für ’ne große Zierde der Tafel tann ich ihn taum halten« Ein Polterabenb sollte nicht ge feiert werden, denn beide Familien hatten zu wenige gesellige Beziehun gen; zum Hochzeitsmahl waren nur zwanzig Personen zusammengebracht worden« Am Nachmittage vor der hochzeit," als Marie ausgegangen war, trat ihr Verlobter zu Liebeeich ins Zimmer. »Meine Tochter ist nicht zu hause,« empfing der Photograph den Gast. bedauernd,»» daß dieser vergeblich komme. «heute will ich nur zu Ihnen, Lieb toerthester. Wir müssen doch auch mal-ein Wort im Vertrauen über Ge schäfte und Mein und Dein reden.« Berstöndnißlos sah Liebreich den Freund an. Der hatte ja übernom men, seine Sachen zu ordnen und file ihn zu sorgen. «hier sind alle Jhre quittirten Rechnungen, habe sie prompt begü chen, Summa 740 Mart 65 Pfennig. Sie können das gegen ein »Dein-nie mich« hinnehmen. Jhee alten Schuld scheine behalte ich noch. Man tann nicht wissen — besser ist besser. Wird mein Frauchen mal tviderbaarig, ist das so ’n kleines BrenneiseIL Und dann. Verehrtester, miissen wir den Zuschuß für Ihre Wirst-schon aus« noch sestsesem Sie müssen nichts glauben, daß Sie nun wild ins Blaue L leben und gänzlich aus der Bärenhaut liegen isnnen.« . «Jch weiß nicht,'« stotterte viel-reich fassungilas. Z »Nun hören Sie mal zu und thun Sie rnir die einzige Liede und seien Sie nicht ungebiirdig. Jch tann nicht fiir all Jhren Klimbini aufkommen, lann nicht wie ’n Pferd arbeiten, da mit ie faulenzen. Also fünfzig Ma sollen Sie im Monat Zulage bekommen, das ist gewiß anständig für ’nen Schwiegervater, der eigentlich auch noch ein ganz rüstiger Bursche ist« Mehr gibt’s nicht« Also danach schicken Sie fich. Jbr Geschäft nährt seinen Mann, Miethe verlange ich nicht« im übrigen aber richten Sie sich ein, wenn wir Freunde bleiben fol len.« .Wai wird meineTochter dazu fa genk« s ERN- Sie Vernunft an! .Ma chen mir meine Braut in letter zStunde aussässig, so haben Sie mor ggen am Tage, traft meiner Schuld — scheine, den Exetntor im hause, ver standen? Mahlzeit, inein Bester!« Damit verließ Goldaminer den Sa lon und ließ den vertrauenöseligen Freund, der sich goldene Verge, oder doch ein völliges Schlaraffenleben von der Zukunft versprochen hatte, in der äußersten Bestiirzung szuriick. Liebreich versank in tiefes Ra den ilen. Ja, ja, er mußte schwe gen, DGoldammer hatte recht. Welche Sze ;nen, welche Aufregungen wiitde es igedem evenii Marie erfuhre. daß doch ;nicht so ausgiedig fiir ihn gesorgt sein würde, wie sie annahm. Also stillhal ten, die Zeit kommen lassen. hoffen! Seine gute Tochter würde schon Mit tel und Wege finden, ihm ein beque mes Leben nach seinem Geschmack zu verschaffen. (thtsedung folgi.) W Linde-ersche- Zehn-echt. Daß die alten Germanen bereits vorsichtig genug waren, immer noch eins»zu trinken, ehe sie heimgingeii, ka, daß sie darüber gar oft das heim gehen vergaßen, ist eine so bekannte Sache, daß es eigentlich nicht nöthig ware. ihrer besonders zu—«gedenten. Es sei denn, um daraus eine Ent schuldigung fiir die späteren Geschlech ter herzuleiten, daß auch sie einen tie fen Trunk nicht verschmähenJ Denn etbliche Belastung ist ein Grund zur Bewilligung mildernder Umstände. Folgendes spricht Tacitus, der alte Römer, der bekanntlich mit unseren Vorfahren gut Bescheid gewußt und ihre Sitten bischrieben hat: »Durst und Hitze verstehen sie am wenigsten zu ertragen« --«T und an anderer Stelle: Lag und Nacht in einein fort zu trin len ist für niemand eine Schande.« Wie getreu die Rachlomnien dieser würdigen Alten an den Sitten der Vä ter festhielten, bezeugt Luther, der da schreibt: »Das Trinten ist ein alt böses Herkommen in Deutschland, wie der Römer Cornelius schreibt, hat zuge nommen und nimmt noch zu.« Aehnlich äußern sich auch andere Schriftsteller. Fischart und Sebastian Franl schelten namentlich auf die Sachsen, während Hans Sachs aber zwischen den Vollsstiinynen Deutsch lands teinen sonderlichen Unterschied macht. Wäre auch tein Grund gewe sen. hören wir doch aus allen Gegen den, wie daKVolt ohne Unterschied des ««..·,’«k-3. MOTHIIWÄJS EINqu und Sinn Ä C-- -. — · ch still Jlulllc gkllclgl IDII — lyclks « i-ci!«« Jl y,«««cil, tut und UTUTI list-F röllig unbegreiflich sind, und die gegen unsere einfachften Paragraphen im Strafgesedduche verstoßen. So, wenn man bei den großen Festen Fässer mit Bier und Mein in die Kirche brachte und die Zuhörer bei der Predigt mit den Krugdeckeln llappten. Da die vor nehmfte Gesellschaft, die hoftreife und der Adel, das Vorbild der Unmößig teit gaben, so war's kein Wunder, daß das getreue Volt sich anschloß-. Bei solchem Zuftande konnten die Studenten, die man doch heute als be sonders hecherfroh und trintfeft an sieht, keine außergetoöhnliche Rolle spielen. Sie ist ihnen in unserer Zeit nur übrig geblieben als Erbschaft der Vergangenheit, nachdem die Heftigteit der Zechlust bei den übrigen Ständen nachgelassen hat. Denn langsam ha ben doch die vielen Bemühungen zur Betämpfung der Trunksucht ihre Wir tung zu thun begonnen. Vorschriften solcher Art sind alt ge nug. Sie erfolgten beim Reichstags abschiede zu Cöln 1512. in der Reichs polizeiordnung von 1577 und sonst noch oft. Jm Jahre 1552 erschien in Leipzig eine Schrift: »Wir-er den Saufteufel«, die über die fchlimmin Trintgewohnheiten nicht allein der Männer, fondermauch der Frauen, ja, fogar der Kinder klagte. Zu ihrer Zeit freilich hat man von einer Wirtung zum Besseren bei all diesen Dingen nichts gespürt. Vielmehr gab es ge rade damals eine förmliche Literatur zur Verherrlichung der Zechgier. Jhr u dienen wird beinahe eine Wissen schaft für sich. So ist denn 1616 ein Büchlein her ausgetommem das sich Jus-; potunctt nannte. Zechrecht zu Deutsch, so wie man vom Strafrecht, Landrecht und anderen ähnlichen Dingen spricht, »da llllllcll IUll chpcllllg, Ccocllllascll UND l Soletnnitäten so wohl auch von der Antiquität, Essett und Würetung des-, Zechens und Zutrintentx auch xvas darinnen etwan sonsten noch vorStrei tigteiten vorsaussen, so noch zur Zeit nicht decidiert, gar artig. jetziger Welt ; Lauss nach, sehr lustig discurirt wird.« ’Der Mtor nennt sich bin-iu- Multi bibus (Vieltttulk), utriusqnts V. et (J· (..kandidatus —- beiderlei Wein- und Bdrssandidai. Daß er in Wirklich- ; teit Jurist war, geht aus der ganzen ; Fassung des drolligen Werlchens her-s vor, das siir alle seine Vorschriften und Säde die Belege aus den Schüs ten der altrömischen Rechtslehrer sorg siiltigst nach Wortlaut und Paragraph in Klammern nachweist. Das »Juk potaoai« ist demgemäß auch selbst in Paragraphen eingetheilt, deren nicht weniger als 60 sind. Sie scheinen aus den ersten Blick gar trocken, aber das ist eben der Wis dabei, daß der lustige Spott rnit so unerschiitterlichetn Ernst vorgetragen wird. hinter dem Vorwort wird zunächst eine Aufeinandersetzung überUrsprung und Wesen des cheni gegeben und dabei sestgestellt, aß ei »die guthetgi L— , .... - -«..«.,.«—....-... W gen Deutschen » durch ihren sondern Fleiß und Beliebung dessen so weit ge bracht, daß ihnen nunmehr von jeder Nation der Principat undVorzug dar geboten und übergeben worden«. Es werden danach die Gründe des Zecheni erörtert, deren Zahl und Art überaus vielfeitig ist. Daran schließt sich - eine Betrachtung iiber die Qualität des Stoffes sei es Bier oder Wein. »Und ist teinZweifsel, daß, wann man fragt, welches unter diesen behden Getränken das beste seh, ob der Wein nicht unbil lig und mit allem Recht den Vorzug haben und behalten solte? Jedoch wenn Bier oder Wein jedes in seiner Art betrachtet werden und man fraget, welches Bier vor dem andern den Bor zug habe und besser seh, taneiner allein nicht wol melden und anzeigen, indem ihrer nicht wenig gefunden werden, die da wol das liebe lautete Brunnwasshn Milch- Molclen oder dergleichen auch wol dem alleredlesten und besten Weine weit vorziehen und besser achten, wel ches mir dann in meinem Kopfs gewal tig Spannisch und lächerlich bor lömmt, sintemal mir das Rost er, Hamburger, Dantziger Doppelbier, Preußing, Braunschweigische Mumme, Knifenach Hannoverscher Brohhary Englisch Bier, Zetbster oder Calpinisch und Torgauisch Bier viel und viel tau sendmahl besser schmeckt als etwan der Wittenbergische Kuckuck, Büffel oder das Leipziger geträuterte, bauchzerreis ßende Rastrum (es ist wohl Gase ge meint); achte auch einen Rheinischen Wein, Klingberger, Muscatelleh Nebs, Hambacher, Maloasier, —PeterSiemenB, Alleianten, RiesfeldenNothhalder und Bacharacher viel edler, besser und wet ther, als etwan einen geringen Franck olen oder hessischen Landwein.« Man braucht lein besonders tiefsinniger Ju rist oder sonst ein Gelehrter zu sein. Um dem Blusius Multibjbns bei sol-« chenLrwägungen Recht zu geben Untersucht man nun mit Ernst, wie die verschiedenen Stoffe, edle wie ein fache. lonsutnirt werden« so ergibt sich, daß dies auf-zweierlei Art geschieht, nämlich mittels des Tolal- und des Partialtruntes. Ersterer besteht darin, daß der Zecher sich den ganzen Jnhalt des Trinkgefäßeg auf einmal in den sperrweit geöffneten Mund hinein schiittet, letzterer darin, daß er ihn mit andern theilt. »Und aufs solche Manier pflegen sonderlich in Weder-Sachsen auch wol ihrer Viere zu trinclen aus einer Kanne auff folgende Weise, daß die ersten Dren jeder einenTrunl thun, rer vierdte aber muß das ander alles was noch ·hinterflellig, exsicciren und UUHIIWUIIL DCIWDTIIU Mcls clyssl das gemeinsame Trinlem wenn auch die holdeWeiblichteit sich daran betheis tigt. Eine Menge von Abschnitten unseres Büchleins gelten der tiefgrün digen Untersuchung der Frage, »ob auch Jungfrauen solchen lkucnsrsrsatios »Hm-— ohne Gefahr und sicherlich tön ten benwohnen«, was nur unter star tem Vorbehalt bejaht wird; und tote das schickliche Benehmen ihnen gegen über einzurichten ist. Kaum minder wichtig, als diese Betrachtungen. sind die über das Zutrinten und besonders über das Veiiderschaftschließen, M besonders feierlicher und höflicher For men bedarf. Schweren Zweifel erregt es, ob es für einen Studenten passend, mit einem allzu jungen Semester oder gar mit jemand, der gar nicht Student ist, als zum Beispiel »mit einem Mer cator oder Kaufgesellen«, Brüderschaft zu trinten. Wenn beides auch mit ge wisserEinschröntung zugestanden wird, sso kommt der Verfasser doch zu dem Ergebnis-» daß von solcher im Trunk geschlossenen Brüderschaft selten genug viel zu hoffen stehe, womit er zwei felsobne Recht hat. Nicht minder t « send ist seine Schildåung sonstiger fer Folgen, die aus der Angezechtheit nich damit verbu denen Exzessen enti springen. Es ann aus manchem Grunde hier nicht weiter davon gespro chen werden. « " Acn Ende seiner timmnigen soe trachtungen kommt Multibibuö zu der Erörterung der Frage, ob ein Wirth angezechte Gäste im hause behalten oder hinauöbefördern soll. Lesteres empfiehlt-sich nur siir den Fall, wenn der stgeber die reelle Absicht hat« am so genden Tage die Kneiperei fort zusetzen. Ja diesem Falle hat er na türlich sür ein geeignetes Katersrti stück zu sorgen »etwas von eingema ten S n,« einen Aquavit oder Elexier oder s st etwas, damit der Magen wiederum werde zu rechte ebraeht, porrigiere und vortrage; tvil eschweis gen, daß sie wol selber so bescheiden (d. h. gescheidt) seyn und dem Wirthe sein hurtig damit zuvor kommen, indem ihm ld. h. sich einer ein Bißlein von et nem gesalnenen hering, ein ander aber eine Elb oder zwo von einer gebrate nen Bratwurst und was dergleichen »Magenvülverlein mehr sehn, zu essen wündschet.« s Mit Borschristen fiir die richtigen [ Maßregeln zur weiteren Betämpiung des physischen und moralischen Nasen jammer-, sowie zur esorgung neuer Geidmittel auf der vii etlichen Tasche, mit hilse von Wiesen« sehr nach der Art derer, die der berühmte Kandidat hieronhnius Jobs an seinen Vater schrieb, endigt das Büchlein vom alt teutschen Zechrechte. O. Doering. «Pieö nennt in Baltimore ein Ae die schlimmsten Feinde derMensch Gute Menschen lieben aber ihre Feinde