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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 24, 1907)
--- Im JZeidedorf. I Roman von g. von der Sche. 1 i - s 1. Ka pi tel. ! Ja der Leipzigerstraße zu Berlin liegt das Haus des Friseurs Anator Gelder-unten Er hat zwar eigentlich in der Taufe den Namen Anton er halten« doch lzieht er Anatol vor. Sein Geschäft geht glänzend. er hat ein paar große Schaufenster, die mit Parsiimerien Dosen Flaschen Haar tosen und Retlatnebildern oerlockend ausgestattet sind Das Hang gehört dem strebsamen Manne schuldenfrei zu eigen. Neben dein einen Schausenster befindet sich die Hausthür, ihr zur Seite hängt der Schauiasten eines Photographen. Oben aus dem Dache sieht man den Glqu des photographischen Ate iiers, nud hoch iiber dem Schilde des Fanttiinftlers den Namen: »Emii iebreieh, Photograph« in Riesenbuch staben prangen Jn dein Schautasten neben der Hausthür zieht das in der Mitte be findliche Kabinetbild den Blick man ches Vorübergehenden aus sich Es stellt ein ganz junges sehr hübsches Bist-eben dar. Jm hochgeschlossenen, hellen Kleide, einen runden Strohhut , auf dem Kopfe, Blumen in der hand, " sieht es mit großen lachenden Augen unschuldig den Beschauer an· Dann und wann tritt ein Herr in den Frifeurladen, tauft etwas und fragt, wer denn das hübsche Mädel sei, dessen Bild da draußen im Kasten hänge. Geräth er an ein schmächti ges Bürschchen. den fiel-zehnjährigen Sohn des Hausbesitzers, Florian Gotdarnmer, so erröthet dieser freu dig, wirst sein biondes Gelock ge schickten Schwungs zurück, schlägt die wasserblauen Augen schwärmerisch zur buntbemalten Ladendecke empor und flüstert: »Es ist die einzige Toch ter des Photographen, Fräulein Ma rie Liebreichi Aber es tst bereits vor einem Jahre angefertigt, jetzt ist sie noch viel schöner.« Nach dieser Auskunft denkt man-. » cher: »Könntest dich doch mal da oben abkonterfeien lassen,'« wenn er aber seinen Vorsatz ausführt bekommt er .·,»,,», de- schönen Marie wenig zu se ,«Då sie Miich in ihrer Küche , WI WSML dicht unter Wer W der Photogradh — Wi Lief-reich Er ist seit zwei Jah ren Wittwer und lebt mit seiner acht zehniährigen Tochter. welche ihm ge " schickt die Wirthschaft fährt, und ei nein ältlichen Vetter, Hans Assel, der ein Gehilfe und Retuscheur ist. ein ·"teiichtlich zusammen. Zu ihm hinaus » sithrt nicht allein die am Flurgange zissp befindliche Treppe, sondern auch ein - Aufzug fiir die Besucher des Ateliers. · Ei war an einem unfreundlichen Tage gegen Ende Februar, Schnee fiiocken wirbelten durch die Lust, und so hoch Assels kleines Arbeitszimmer , nach dein hofe hinaus auch lag, so » war doch, obgieich es schon etwa elf IF nhk war, das Licht immer noch knapp. " Der Retuscheur, ein kleiner vers bachsener Mann mit blossem Leidens gesichte und Augen voll Licht und , Sitte, saß zurückgelehnt in seinem . Stuhl. Vor ihm stand ein großer i fester Arbeitstisch, bedeckt mit Hand werkszeug, Metallstücken und Maschi » umtheilchen. Verdrossen schob er die Bilder zurück, an denen er pinseln sollte, und zog ein bickes abgegrifffenes Buch über Maschinentunde zu sich heran. , Als Sohn eines Goldschmieds hatte Assel bei seinem älteren Bruder, der des Vaters Geschäft übernahm, ge lernt, aber keinen Geschmack an dem Berufe gesunden. Jetzt war er schon . seit langer Zeit bei seinem Vetter - «Crnil Liebreich als Gebilse tbätig. Hier wurde er nie zu seiner Arbeit « getrieben und so konnte er sich nach« seinem Sinne beschäftigen Freund; Gmil war nämlich ebenso lässig in; seinem Berufe wie er. Seit die regej "« ran Dorette Liebreich tobt war, mmelten die beiden Männer unsre-I — W und gingen sorglos ihren Lieb-« schreien nach. » Ein anderer Grund, der Assel mitz Wen Banden hier seit etwa « Iehren seshielt war seine bä suweignng zu bem einzigen Ha MVFW ZMY Wie um a eu e s ; se M die Freude seines armen W W Ihre Frische .iht W Mildt- gtvbt Rubtkgkeit Geleite g- sdkexles Tit-I Weg etw- its-z vem nahend-u - W W I II tt fkers erst bit-TM hkgtex Mist- et werth war. Eine blonde Perücke, ein Wunder der Friseurlunst, lieh dem schwammigen Gesicht etwas« Jugend liches. ; »Asselchen —- Kellerasselchem wo Hsteckt denn Ihr Kleinod? Hab’ die EMarie in Küche und Stube gesucht kund gerufen. Keine Spur nicht von i dai Puttchen.« i »Sie wird ausgegangen sein.« Hans Assel stand aus, und sie traten; miteinander in den durch ein breites-« i Fenster erhellten Flurgang hinaus-. ’ Jn diesem Augenblicke schnappte der Auszug mit tnackendem Geräusch ein, die schmale Thitr öffnete sich, und ein schlankes, doch träftiges Mädchen sprang aus dem Fahrstuhl hervor. Etwas oon ländlicher Frische lind Schlichtheit lag über der ganzen Er scheinung. Auf ihrem gewellten Blondhaar schimmerte noch eine Spur von Schnee und rann jetzt in klaren Perlen über ihr blühendes junges- Ge sicht. Sie wischte mit der Band da rüber hin und kam heran. Ohne Hut und Mantel war sie in die Nachbar schaft gelaufen, um siir ihre Küche Vorrath einzuholen. »Nicht so plötzlich, kleines Marie chen!« rief Goldamrner und versuchte, die Vorbeieilende zu fassen. Sie grise in eine Diite, die sie in einer Wachs tuchtasche trug, und warf dem süßlich Schmunzelnden eine Prise Salz ins Gesicht. Er prusie und spuckte, und sie verschwand tichernd in der Küche. Als Goldammer sich erholt hatte, öffnete er die Thür, die sie hinter sich zugeschlagen hatte, und rief hinein: »Aber du hast mich ja gar nicht ange hört, was ich eigentlich will.« Sie hatte ihre Küchenschiirze be reits vorgebunden, stand am Herde urtd machte Feuer an. Halb ihm zu zugewandt, sagte sie: »Ist mir auch höchst schnuppe-« »Na, baß mal auf, Kleine, und hab’ dich nicht so sperrig. Jch lade «dich ein, heute Abend mit mir ins Schauspielhaus zu gehen, zweiter Rang, Romeo und Julia", ne himm lische Liebesgeschichte!« »Laden Sie sich lieber jemand an ders ein.« «Guten Morgen allerseits,« sagte da eine sanfte Männerstimnie Der Zriseur sah sich um und ge wahrte seinen Freund und langjähri-v gen-Hausgenossen, den Photograpben Emil «Liebreich, an seiner Seite. Der schlanke Mann mit der gebeugten hal tung und dein kränklichen Schwär mergesichte trug einen kleinen schwarz-: braunen Teckel sorgfältig, als sei es ein Kind, aus dem Arme. Während er des Thieres Köpfchen mit der langen blossen Hand strei chelte, fuhr er fort: »Romeo und Ju lia habe ich oft gelesen —- herrliche Dichtung! Aber meine Tochter hat leider wenig Sinn fiir Poesie·« Nehmen Sie doch Papa mit ins Theater, herr Goldarniner!« »Nu. Berehrtestr. Und damit du’s weißt ein sär allemal, siißes Marie chen: ich ziehe Damengesellschast vor." »Da haben Sie ja Madernoiselle Jeanne viel näher.« »So ’ne Krabbe»« mutmelte der Friseur, sich der Treppe zuwendend. Nehmen Sie es meiner Tochter nicht übel, wettbet Freund. Jugend ist ungestüm. Belieben Sie einzutre tenik Goldammer war schon versöhnt und ging in den sogenannten »Sa lon« voran, ein mit schiibiget Ele ganz ausgestattetes Zimmer, in dem die Befucher empfangen wurden und von wo man ins Ateliet binaufsiieg. Der Photograph feste fein Hünd chen sorgfältig in die Ecke des rothen Pliifchdiwans, dann schob er dem Gast mit der einladenden Handhabe igung, mit der et feine Kunden zu Jrecht wies, einen Sessel bin. . ; Goldammet aber schritt, befriedig tes Schmunzeln in dem dicken Ge-’ sichte, die Hände auf den Rücken ge legt, hin und het. Dann blieb er vor dem anderen stehen und begann s,,Eigentlich hat solche Sprödigteit lauch einen gewissen Reiz. Tbun Sie mir die einzige Liebe an, Papachen, Hund geben Sie mit sanft mit dem Ffiißen Vergehen um.« ; Die beiden waren etwa gleichalteig, ; und Emil Liebteich sah nickt aus« als kob et sehr hart sein konne. »Bei-m Tochter fehlt eben die « Muttee,' seufzte et. Gold-stumm gewöhnt an die leie schenden huldigungen seiner Laden Imädchem grifeusen nnd Mai-arbeite ;kin"nen, nd ebeufodel Gefallen an Idem derben Besen der jvnqen Marie, wie an ihrer frischen Wi. Sie var ihm schon immer eine besondere EINIGE und et fkhlte, daß sie ihm setz im Sinne liege. St begnn n nun-We mit Lieb-reich PZU IMM sbsie sienicht zusammen in M Zeit irgend eine Abend partie unternehmen Mutes-. Er M Isdwviselle Wien seine W Direltriee. mitnehmen. dann wäre die· Gesellschaft runder. Liebretch habe ja immer eine Vorliebe für die feine Französin gehabt. Der Photograph war sich Dieser Vorliebe nicht bewußt. Allein ohne an die Französin zu denken, hatte er gewichtige Gründe, das Anerbieten abzulehnen. Seine einsiedlerische Ra tur scheute jede Art von Geselligleit. Der Lärm. das Gewühl und der Dunft in den Restaurantö und Mu sithallen stieß ihn ab Er versuchte Ausslüchte, denn di-» relt beleidigen wollte er den freund-. schaftlich gesinnten , Frifeur nicht. .Emil Liebreich war überhaupt nicht der Mann bestimmten Vorgehens. »Es versteht sich von selbst, daß ich Sie freihalte!« sagte Goldarnmer und tlapverte mit den Schlüsseln in seiner Holentasche« «Weiß ju- Freunds-en daß Sie sich solche Ertraspiißchen nicht leisten lönnen.« »Auch abgesehen davon,« murmelte der Photograph, während sein blei ches Gesicht sich vor Beschömung etwas röthete, «glaube ich taum, daß meine Tochter will ; sie ist leider etwas eigen sinnig-« »Jhre Sache, Verehrtester, rnit dem Starrtövschen fertig zu werden. Er warte Bescheid bis Mittag. Mahl zeit!« Damit verließ er das Zimmer. Liebreich befchwichtigte den nach tliiffenden Hund, legte feine Arme un tas Thierchen und sliistertc »Wir beide vertragen uns immer. Ja, kr. las; die anderen nur laufen die gehen uns nichts an.« Den Hunqd auf den Schooß nehmend, setzteer sich an das Fenster. Die Glocke zum Aufzug erklang schtill und gleich darauf steckte Assel seinen Kopf ins Zimmer und sagte, noch etwas außer Arbem von feiner Arbeit am Fahrftuhlt JZine Dame mit zwei Kindern wünscht — ich glaube. es ist die reiche Metzgersfrau ron der Kronenstraßeneele.« Unwirfch fubr der Photograph auf ,,.cr:snn ietzt nicht. Zolien wiederkom men!« Assel flüstert ein begütigendeå Wort, merkte aber-. daß rnit den« Freunde in dieser Stimmung wenia anzufangen sei. Er schloß daher die Tbür und wußte auch die ärgerlich redende Frau zum Wiederkommen zu bewegen. Liebreich empfand immer geringeren Antrieb zur Arbeit. Jnnerlich wund, mochte es obenein auch eine lörperliche Erschlaifung sein, die nach demTode derFrau, an deren Kraft er fich ge halten, über ihn gekommen war. llm sein resolutes Kind türnmerte er fficks wenig, das konnte firiz selber heben. Zum Glück hatte die treffliche Mutter bis zum sechzehnten Jahre des Mäd chens dieses so ernst zur Arbeit erzo aen, daß sie sich wirklich selbst zu führen im Stande war. Marie fühlte mit ihreen Vater, sie verstand seine große Trauer um die Verstorbene, denn auch sie hatte fich längere Zeit nach dem Tode dieser besten aller Mütter nicht von dem Schlage erholrn konnex-. Allein ihre frische Jugend, die Nothwendigteit zu arbeiten, für die beiden auf sie ange wiesenen Männer zu sorgen. halfen ihr, den Schmerz zu überwinden. Es erschien ihr bald nöthig, Vater und Onkel aus ihre Berufspflichten hinzuweisen. doch das Geschäft ging mehr und mehr zurück. Da aber ihr Vater immer noch Geld geschafft hatte, wenn sie dessen für die bescheidene Wirthschaft brauchte, so machte sie fich teine Sorgen. Sie war fröhlich und guter Dinge, wie es ihrem Alter zu am. 2.Kapitel. Nach dem Mittagessen als Marie ihre Reiche in Ordnung gebracht nnd sich ein bißchen hübsch gemacht hatte, ging sie zu Onlel Hanf-. Der lleine Mann saß iiber seine Arbeit gebückt an dem großen Eichen tifche und war so vertieft, daßer des Mädchens leier Eintreten überhörte. Sie legte ihm von rückwärts die-Hände iiber die Augen, und er sagte freudi gen Tones: »Das ist unsere Göre!« Sie schwang sich auf die Tischecke, ihren gewöhnlichen Platz, seit er sie als-« sechsjähriges Ding zuerst da bin aufgeschoben holte. Sie lonnten sich so am besten ansehen und miteinander plaudern. Sie zoq ihr Strick-kenn ans der Tasche, weiche Wollte-den für den Vater, und sagte: »Was machst du denn da nun wiedert« »Ich lonstruire eine landwirtlp schriftliche Maschine disk mat, mai-, warum bist du denn so eilig gegen unseren hausmrannenz Er kann uns doch allerlei anthun.« »Ich. kann den dummen Goldams , mer immer weniger leiden. Iriiher bin lich ja «manchmal hinuntergegangen, ;l;abe mit den Fräulein geschwatzt und· imich mit Flor an hernmgeneckt· Jehtl ehe ich allen da unten aus dem ge. Onkel Anatol ist so füßliO nnd überfeenndlich und will mich im- l mer anfassen: daß ich mich nicht ern-U ders retten kann, als daß ich grob werde. Und je zärtlicher er wird« « tiihler nnd abwerfender ist Mademo - -felle Jesuite. mit der ich doch sonst ein herz nnd eine Seele war.« kleine Mann zuckte mit schlauen- Lächeln die Schultern Was sie arglos hinnehm. begrin er voll ständig. Scheide wär’s in reilich um Marie, aber ihre Zutunft würde ge sichert sein, und ihr Vater, fein armer les-ill« r Freund, der immer unfähi gerwur - Wt zu verdienen, liime. W auch in einen guten Dosen. Anatol Goldamrner hatte vor etwa sechs Jah ren, in der letzt-en Lebenszeit einer ewig kröntelnden,- aber sehr ges Its lundigen Frau, zu deren Unterstütz ung eine Direltrice angenommen, und besonders deshalb eine Französin ge wählt, um anf einem schön verzierten Retlamefchilde die Worte »on vorli francais« in sein Schaufenster ießen zu können. , Zeine Wahl war zufriedenstellend auf-gefallen Nach dem Tode der Frau hatte Madernoiselle Jeanne Dur-er vier sich mehr und mehr in die Pflich ten der Verstorbenen eingelebt. Bereits riethen Goldammers « Freunde dem Friseur, diese ausgeziiche ; nete Kraft durch die Ehe on sein Haus Jzu«sesfeln. Allein Herr Anatol konnte ysich zu diesem Schritt nicht entschlie «ßen. Madernoiselle Jeanne war merk ilich in die Dreißig gerückt, sie hatte feine große Halennase und eine gelbe staune Haut. war tlein, mager und ) hnichig und dies ganze Außenseiie gk fiel dem wählerischen Goldammer, der bei seinem jährlich nnrvachsenden Ver mögen meinte, mehr an Schönheit verlangen zu können, durchaus nicht Seine beiden jüngeren Töchter hatte Goldatniner schon seit längerer Reiz einem guten Pensionate im We en Berlins anvertraut, denn sie paßten Iilnn nicht in seinenihausr. Den er l wachsenen Sohn konnte er dagegen irns Geschäfte gebrauchen. Da Florianj längere Zeit die »Bei-sitz School« be-s sucht hatte, so fügte der Vater, darauf. fußend. dein Schilde der Duoernier noch ein anderes hinzu, aus dem zu lesen stand: »English spolen«. Aber er wollte nun auch allerlei An nehmlichleiten von seinen geschäftli chen Erfolgen genießen. und nichts Erfreulicheres konnte er sich siir seine reichen Mittel anschaffen als eine lsiidsche, junge Frau. Einige Tage, nachdem Matie seine Theatekeinladnng abgeschlagen hatte, saß Goldammer mit Mademoiselle Duoetniek und seinem Sehn Ilsrian leitn Mittagessen Die Dame erfüllte ihre Haus skauenpslichten mit liebenswürdin Gtazir. Ihre dunllen Augen sunlelten und schmal-bieten und der lunstvolle Ausbau ihres schwarzen Dankes bil dete mit seinen iiOeeinandet gelegten Buser die schönste Nellanie siie das Geschäft. Goldammet, immer in besietLaune, wenn et gut gegessen haite, lud Matte moiselle Jeanne ein, heute Abend inii ihm in den ,.Wintergatien« zu gehen. »Votziiglick,es Programm, sechzehn eeiiilassige Spezialiliiien.'· Sie lächelte geschmeicheli und wil ligte steudi ein. Er fuhr ori: »Die Hauptatitaliion ist das «Miidchen mit dem goldenen kannst Nicht wahr, Mademoiselle, o etnsas schlägt in unser Fach?« »Sie hegen ja überhaupt siik Gold blqnd Passiv-if etwidetie sie etwas schnippisch. »Na ja, warum auch nzchtc Mem Freund Lieb:eich nnd seine Tochter werden auch mitgeben." »Ab« machte die Französin nnd setzte sich aus ihren Stuhl zuriiT »Ich dachte, der Pbotograph liebe lerne Abendaussiiiae.« »Er muß doch seine erwachsene Tochter ein wenig in die Welt führen.« »Bitte« Papa, dadars ich doch auch mit?« »Solche Sachen passen sich noch nicht für dichl« » »Wenn Marie dabei ist! Jch bin nur- ein Jahr jünger, und wir halten riesig viel voneinander.« — Ernil Liebreich, von besonderen Gründen gedrängt, glaubte seinen Hausherrn bei guter Laune halten zu müssen, und war also mit schwerem Herzen ausGoldarntners Wunsch ein gegangen. Nun wiirde esabet noch einen Kamps mit Marie geben, um sie sür den Plan zu gewinnen. · Seiner schlassen Natur nach, die alles Lästige so lange wie möglich von sich schob, sagte er ihr bis zum Nach mittag noch nichts ’von der Einladung und seiner Zusage. Man wollte ia erst nach acht Ubr geben« und da batte die Sache leineEile. MS er sich dann nach seinem Mittagdschlsschen zu dem Entschluß ausrasste, mit dem Mäd chen zu sprechen, war sie ausgegan gen. Er entsann sich jetzt auch, daß sie bei Tisch gesagt hatte, tie müsse einer Schulsreundin zum Geburtstag Iaratuliten Er war überzeugt, daß sie zur rechten Zeit zurücktowrnens werde. . Als Marie im Winterjiickchen und Pelzbakrett die Treppe binnnterging und bis in den ersten Stock gelangte, wo die Geschöstöriiume lagen, tatn sähe Florian entgegen, der ern Kistchen rug. « «Entziirtende neue Sachen, Marie, willst du sie sehen-t« T »Was ist es denn?« « «Kleine seine Atlaslasrtons mit ; Seife. Kristallditschen mit Schönheite creme und dergleichen. So was Rei sendei haben wir noch ar nicht ge san. Komm mit is die »nur-ex Dei Spielgesiibrten Einladung lockte sie, Ie wollte ais-packen helfen: g solgte txtbm - in den bezeichneten s num CI war ein mittelgroszes Zimmer. Au Zischen, Stühlen, sogar- aus detn Fu baden lagen haarbtindeh manche n andern ossenen Papier, in dem sie geschickt worden waren. Haare in allen Farben, rathe und weiße, vom hellsten Blond bis zum ties Schwarz. e Seite stand ein bo s Gestein in en Fächern die feineren Boreäihe siir »den Ladenbedarf aufbe wahrt wurden. Dahin trug Florian sein offenes Kistchern Nun hoben die beiden dies und das heraus, schauten und den-mi d:rten· Das Mädchen hielt eben einen theebrettartigen Einfatz der Kiste, als Galdammer ins Zimmer trat. Bei ihrem Anblick ersirahlte sein Gesicht in größter Freude: »Ah, welch ange nelnner Besuch! Endlich einmal wie dek· der Flügelschlag unseres Engels in meiner Mit-F Marie errstdete unwillig über feine geschmactlose Begrüßung. Sie wäre davon gelaufen, wenn sie nicht die zer brechlichen Dingelchen gehalten hätte. In ihrer Verwirrung fand sie kein Wort der Abwehr. Der Friseur trat zu ihr heran, er mußte zu der Größeren aussehen. Sie geiiel ihm wieder über die Maßen gut. Das Pelzbarrett stand dem sti-’ schen Gesichte mit den ietzt uninuthia leuchtenden Augen vortrefflich. Die vollen Lippen, die sie schnippisch ver schob, dazu das naturtrause Gold-hour mit dem dicken Zopf im Nacken — das war ja alles zum Andeißetn zum Ent ziicken nett! Er nahm eines der eleganiesten Fläschchen mit Veilchendatfiim und wollte ihr ein Geschenk damit machen. Sie aber lehnte schroff ab; »Alle Ihre eiliaen Odeuts sind mii zuwi der Ich mag nichts riechen als srische Wäsche." fFortsetung salgt.) Ohrensausen Obrensausen ist ein ebenso weitoer breitetes als unangenehmes Uebel Unangenehm insofern. als mit ihm ;häufig noch andere, oft schwere Er «traniungen des Gehörapparates ver » banden sind, in zweiter Linie aber auch jdrshalb, weil die fortwährenden Ge :riii:sche im Ohr aus die Dauer unge i heuer störend wirken und die Empsin kdungsnerven des Kopfes derartig un günstig beeinflussen, daß nicht nur die ;ge: stige Energie, sondern auch der Ge » mitthszuftand und dieLebensfreude der svon diesem Leiden Heimgesuchten in arge: Weise mitgenommen wird. i Der Name ,,'«Ohrensausen ist ei sgentlich nicht richtig gewählt, weit die iim Ohr zu siande kommenden Geräu Lsetze oft einen ganz anderen Charakter zals den des Sausens tragen Dies hat seinen Grund in der Verschiedenartig leit der Ursachen, aus denen die Ohr geräusche sich ergeben. Je nach der IUrsiichiichteit äußern sich die Ohrge statische entweder als Sausen, Brausen f und Wasserrauschen oder durch Klap pern, Summen, Knistern und Rasseln oder durch Klingen und Sin en oder endlich treten sie aus als zufammen hängende Melodien. Zuweiien können aber auch verschiedene Geräufcharten miteinander vermischt sein. Ihrer Entstehungsweise und ihrem Charakter nach unterscheidet man ser iner subjektive und oh bettive Geräusche. fTie iehteren sind so che, welche durch äußerliche mechanische Ursachen hervor gerufen werden, wie zum Beispiel durch Muskelzusammenziehungem Klappen der Schleimhautwiinde rn den Ohrtanälen, Bewegungen von Schleims massen u. s. w. Die ersteren welche man richtiger mit dem Namen »subjet tive Gehörsempfindungen« bezeichnen könnte, haben ihren Grund mehr in di rekten Reizungen des Gehörnerven selbst, oder wir haben es mit wirkli chen« aber innerhalb des Kopfes entste henden Geröufchen, die vorzugsweise ggtp und Gefäßgeriiusche sind, zu n. Die Ohraeriiufche können entweder andauernd bestehen oder auch mit Un terbrechungen austreten. Aber auch die fortwährenden Geräusche sind, befan derö betreffs ihrer Intensität, gewissen Schwankungen unterworfen» Beson ders machen sich diese Schwankungen bei ungünstigerWitterung,Te-nperatur: wechsel, Lageveränderungen, seelischen Erregungen und ähnlichen Veranlas sungen geltend. Die intermittirenden Geräufche treten oft aus anz unbe kannten Ursachen auf, meit aber in folge von solchen, welche das Schlim-» rnerwerden auch der dauernd bestehen » den Geräusche begünstigen » Ohrgeräufche werden in erster Linie : immer dann entstehen,wenn die Schall leitung des Ohres eine abnornie ishr-as heißt wenn die den Schall zu- und ab leitenden Apparate irgenwie in ihrer Spannung oder Beweglichkeit verän dert sind. Es können dann die Schall wellen weniger gut nach außen entwei chen, werden also mit größerer Stärke dem irn Jnnern liegenden Gehörneri vencpparate zugeführt und erregen dort jene Gehöröempftndungem die sich uns als Ohrgeräufche darstellen. Sol che Veränderungen und Störungen in der Schalllettung treten zu Tage bei allen krankhaften Zuständen des Ge hörorgans, entzündlichen Prozessen der Paukenhöhle, tatarrhalischen Ver fchwellungen der den Gehöradparat austleidenden Schleirnhöute, Ohreitej rungen, Verstopfungen des Gehörgan ges durch , Ohrenschrnalzpfropfems Fremdtörper oder Geschwulsthildun-» gen. Jn Uebeeeinftinnnung mit den» zule i genannten Faktoren kann man will iirlich auch Ohrensausen dadurch erzeugen, daß man den Gehörgang mit Watte verstopft Neben diesen im Gehörorgan selhft liegenden Ursachen gibt ei noch eine ganze Reihe anderer Faktoren. welche durch Rei un des Gehriirnerven oder einzelner as en desselben Oshäräeeräus fche erzeugen. Das Jud die , die man imallgemeinen mit dem Namen «nervöses Ohrenfausenf bezeichnet. Die Ursachen solcher refleltorischen un gen tönnen in Gestalt irgendwe cher lmnihafter Veränderungen an allen möglichen, vom Gehörorgan oft recht - weit entfernt liegenden Körperthei len ihren Sitz haben, so zum Beispiel in der Nase, dem Ra chen, dem KehllopL im Magen, in den Unterleibsor anen u. s. w. Aber auch bei nerv· en Allgemeii zuständem Nervenübereizungem neu rasthenischen und hvfterischen Ertrans lungen und ähnlichen Jtervenarrettin nen findet man sehr häufig Ohrensau sen als Begleiterscheinung der übrigen Svmvtome. Außerdem entwickelt sich Ohrensansen vielfach bei vermehrtem Blutandrange nach dem Kopfe infolge von geistiger Ueberanstrengung. liber miißigem Alloholgenuß, entzündlichen Prezefsen der Hirnhiiute, Herzaffeltim nen, Verdauungsstörungen u. s. w.. ferner nach dem Genuß gewisser Medi lamente, zum Beispiel des Chinins, des saliznlsauren Natrons. des Salt-m Hrinö und ähnlicher Substanzm Oft jsind auch Migriine und an dere Kopf jgeuralgien mit Qhrgetäuschen verbun en. Die Behandlung des Ohrensausens ist nicht fo einfach, wie mancher viel leicht denkt, denn ebenso vielfältig wie die Gründe des Leidens sind. ebenso schwer ist es oft. die richtige Ursache herauszufindern Es tum men zu viele Umstände in Betracht, welche bei der Feststellung der ursijchlis chen Momente von Wichtigleit sind. Oft sind die Patienten sich selbst nicht darüber im Klaren welcher Art und welchen Charakters die empfundenen Obrgeriiusche sind, und gerade von deren bestimmtenAngaben hängt es im wesentlichen ab, zu ergründen. ob man es in erster Linie mit objektiven Ge räuschen zu thun hat. Dann ist bei der Behandlung von Wichtigkeit, von wel cher Dauer die Geräusche sind, und ob sie nur vorübergehend aus-treten oder fortwährend bestehen. Sind die Geräusche nur vorüberge hend, so ist die Aussicht aus Besserung und Beseitigung eine viel günstigere ais bei den ständigen· Jedoch soll da mit nicht gesa ,t sein« daß die immer während bestehenden Ohrgerliusche überhaupt nicht zu beseitigen wären. Im GegentheiL man lann oft wachen und monatelang bestehendes Ohren sausen mit einem Schlage beteiligen. zum Beispiel in Fällen, wo es sich um eine Verstovfung des Gehörganges durch einen Ohrenschmalzvfrovfen oder anderen Fremdlörver handelt, wie zum Beispiel mit Oel . getröntte Watte vsrövse, Gichtlugetn, Zwiebel- oder Knoblauchstiicle, in Watte gehüllte Kampherstiicle u. s. w» die man häufig als Mittel gegen Zahnschmerzen oder Kovfreiszen in den Gehörgang in unge schielter Weise hineinzwiingt und dann nicht wieder herausbefördern kann. Die einfache Entfernung eines solchen Fremdtörpers, natürlich nur von sach tundiger hand, genügt in den meisten - ältern um das lästi eOhrensavsen siir immer aus der elt zu schaffen. Ebenso dankbar, wenn auch nicht mit so raschem Erfolg, find alle Fälle zu behandeln, in denen das Ohrensausen von atut entzündlichen Prozessen des Mittelohreö oder der benachbarten Teile herrührt. Nach Beseitigung der Entzündungserscheinungen und der da mir verbundenen Schwellungszusiiinde durch die bekannten ableitenden Mit tel: lalte Umschliige, Priesznihsche Ein vaclungen, Blutegel vor oder hinter das Ohr, wiederholte Einiräufelungen von mäßig lonzentrirter, mildwarmer Kochlalztvasserlösung und ähnlicher Maßnahmen verschwindet mit den l i uorigen Symptomen auch day Ohren sausen meist in sehr turzer Zeit. Schwieriger ist das Ohrensausen zu behandeln bei den chronischlatarrhali schen Ertraninngen des Gehörapparas tes. Diese besonders lästigen Fälle er fordern meist eine ost monatlong satt esetzte und energische Behandlung von r--eiten eines Ohrenarztes und bilden häufig sowohl fiir diesen als filr den Patienten selbst eine äußerst schwere Geduldprobr. Als vielhewährtes Lin derungsmittel derartiger Ohrgeräusche wird einGemisch von 15 Theilen Man deliil nnd 5 TheilenSchweseläiher emp fohlen. Von dieser Mischung, die vor her gehörig umzuschütteln ist« träufelt man U bis 8 Tropsen aus ein Stück Wundwatte und führt dieses in den Gehör-gnug des sausenden Ohres ein. Dies ist täglich mehrmals zu wieder ho!en· Bei Blutandrang nach dem Kopfe, wobei das Ohrensausen aus Gesäßge täusche zurückzuführenist« thun neben Beseitigung der die stärlere Blutakk sammlun bedingenden Momente ab leitrnde ittel, lolte Umschläge oder tolle Dusche aus den Kons, sowie heiße Fisszbäder ost recht gute Dienste· Am schwierigsten zu behandeln ist das sogenannte »neroiise Ohrensou len«, weil es ost so schwer ist, ;sestsiellen, ob die Geräusche aus eine Hallgeineine Nerviisität oder aus gestel ltierische Reize oder direlte Erirnnluns gen des Gehärnervenopporateö selbst zuriiszusilhren sind. Jn erster Liniek wird man na riich zu den bei Nerven ironlheiten rhoupt ein-gebrachten Mitteln greifen. dann wird mit der Besserung der übrigen neroäsen Symp tome auch das Ohrensausen nachlassen und mit der Zeit aushiirm Die g f« c· wir-mä- t niquwiiiåthstipno NMIFFI «