Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 12, 1907, Sweiter Theil., Image 5

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    Nebraska
IItaatZHaneiger Und WANT
Jst-tout- 27
M
Grund Island Stein« 12. April 1907 (Zweiter Theil)
Ro. 33.
N
Abendftieden
Die Abenpsiunden still sich neigen.
Betränzt von Sternen ohne Zahl;
Weit streckt sich in ethab’nem Schwei
gen
Das ewig unermess’ne"All.
Der Friedenöengel schwebt hernieder
Zum Erdenball in leisem Flug,
Und deckt mit glänzendem Gefieder .
Das herz, das wild und ruhlos schlug.
O weile, sanfter Friede, weile,
Entfliehe-nicht im Morgenfchein,
Und aller Schmerzen Fülle heile,
Und allen habet wiege ein.
Die letzte Nachen-arise
Von A. Chistensen. Aus dem Däm
schen von O. Neventlow.
Es war Nachts in einem Kranken
zimmer. Aber man hatte reine Lampe
angezündet, denn es war Sommer,
und der bleiche Schein der hellen
Nächte stahl sich in die Fenster, spielte
auf den Bildern an den Wänden, und
glißerte auf den Medizinstaschen aus
dem Toitettentisch Die Luft war
frisch und rein, denn das Fenster stand
offen; und die weiße Gardine bewegte
sich leise im Abendwind.
Jn einein großen Lehnstuhl saß eine
alternde Frau mit gefalteten händen
und sah vor sich hin; sie erwartete ei
nen Gast im Hause. einen fremden; —
den großen Unbekanntem Denn drü
ben in der Ecke, wo das Bett stand,
und wo es dunkel war, lag ihr Kind«
ein junges Mädchen, und kämpfte den
legten Kampf.
Abends war der Arzt dagewesen«
und da hatte er ihr gesagt, was er
und alle anderen schon lange wußten,
daß es mit dem Tode enden müsse.
Er hatte auch gesagt, sie müsse daraus
gefaßt fein, daß der Tod bald eintre
ten würde, vielleicht sehe bald.
Das Ende rückte also heran, und
Mutter und Tochter waren nun allein
mit einander, in der letzten Nacht-—
wache.
Und es waren schwere Stunden.
denn das Gemüth der beiden Men
schen war unruhig. — Nicht der na
türliche Schmerz einer Mutter, die
ihr Kind hergehen muß, —- das war
schon alles durchgetämpft, und sie
hatte sich darein ergeben, so daß ihr
diese große Abschiedsstunde auf ge
wisse Weise wehmüthig schön vorkam«
—- diese Stunde, wo Gott der Herr
lommen würde ihr das Liebste zu neh
men, das sie auf Erden besaß, und wr:
ihre Seele sich start genug fühlte, Gott
ihr Liebstes und Besies freudig hinzu
geben. .
Aber was sie beunruhigte und ihr
wehe that, war, daß ihre Tochter nicht
so dachte und fühlte, wie sie. Sie
tonnte —- tonnte sich nicht mit dein
Gedanken an den Tod befreunden; noch
heute Nacht kämpfte sie mit Hoffen
und Ftehen einen verzweifelten Kamps
ums Leben. Das that der Mutter
weh, denn sie wollte so gerne, daß sie
nun Hand in Hand, still und ergeben,
mit einander den großen Augenblia
erwarteten.
Darum hatte auch die Mauer feu
her —- und ebenso heute Nacht —— ih
rer Tochter nach besten Kräften zugete
det, es sei Gottes Wille, daß sie ster
ben müsse, und geschehe zu ihrem ei
genen besten. Ader das hatte alles
nichts geholfen; sie merkte ganz gut«
daß es ihr nicht ein einziges Mal ge
lungen war, die Worte zu finden, die
ihrer Tochter Frieden und Ergedung
hätten bringen können. Sie fühlte
ihre Ohnmacht. und hatte sich darum
in stummem Schmerz zurückgezogen.
Aber das junge Mädchen lag unru
hig in seinem Bett und strich unauf
hörlich mit den Fingern über die Bett-·
decke; die großen Augen glitten ängst
lich im Zimmer umher —— toie ein
hilflofer Flüchtling, der in der äußer
sten Noth Rettung vor seinem letzten
Feinde sucht.
Und an der Wand hing ihre tleine
blanke, goldene Uhr auf einem elegan
ten Sammetschuh, und tickte und tickte
fohastig und unaufhörlich, als wollte
sie zur Eile anmahnen, zum Aue-nutzen
der kostbaren Zeit; denn nur zu halt
sei die Stunde da, wo sie, in der
Blüthe ihrer Jugend, den bitteren
Kelch des Todes werde leeren müssen
So ging die Nacht dahin, die turzt
helle Sommernacht. Jm Osten he
gannen die dunklen Walten sich zu rö:
then, denn die Morgenftunde nahte
Man merkte es auch im Zimmer, we
es allmählich immer heller wurde, sr
daß die Gestalt der Kranken leicht zu
unterscheiden war, wie sie da, bleick
und matt, auf ihrem Lager ruhte.
Ah und zu stand die Mutter auf»
um ihrer Tochter Medizin zu gehen
Und dann rückte sie ihr die Kissen zu
recht oder ftreichelte ihr die Wange . .
oder tiißte sie auf die Stirne. Aber
sie sprach nicht viel, denn das, wai
sie zu sagen hatte, konnte sie nichts
ntisein Und dann setzte sie sich wiedei
still an ihren Plas.
Nur einmal hob sie den Kopf unt
seufzte mit einem Blick auf den sicl
rosig färbenden Morgenhinimel: »O
Jesu, Davids Sohn, erbarme Dick
meinee!«
Wie waren diese Worte ihr einge
fallen? Wo standen sie gefchriebeni
l-— Richtig, ja, nun wußte sie es; es
waren ja biblische Worte. Und nun
ging sie ans Fenster, wo die große
Bibel lag, schlug sie aus, und fing an
zu lesen, aber laut und langsam, da
mit die Kranke hören und verstehen
könne. Und sie las:
»—Es geschah aber, da er nahe zu
Jericho kam, daß ein Blinder am
Wege und bettelte. Da er aber hörte
das- Boll, das hindurch ging, sorfchte
er, was da wäre Da vertiindigten sie
ihm, Jesus von Nazareth ginge vor
über. Und er rief und sprach: ,,Jsesu,
du Sohn Davids, erbarme dich mei
ner!«—- Die aber voran gingen, be
dräueten ihn er sollte schweigen. Er
aber schrie viel mehr: Du Sohn Da
vid-ä, erbarm dich meinis Jequ aber
stand stille und hieß ihn zu sich süh
ren. Da sie ihn aber nahe zu ihm
brachten, fragte er ihn und sprach:
Was willst du, daß ich dir thun soll?
—— Er sprach: Herr, daß ich sehen
niögei —- Und Jesus sprach zu ihm:
Sei sehend! Dein Glaube hat dir ge
hrsisen. Und alsobald ward er sehend,
. und «
»hör! was ist das?« unterbrach die
strante und fuhr aus. —
Man hörte draußen Husschläge,
und im selben Augenblick donnerte
ein Wagen vorbei, dasz die Staubwol
ten auswirbelten und in das ossene
Fenster drangen. Etwas später kam
noch ein Wagen, und dann in dichter,
Reihenfolge noch eine ganze Anzahl.
Alle Wagen waren mit jungen, hell
getleideten Menschen besetzt, die im
Vorbeifahren mit erschrockenen Blicken
in d s Krankenzimmer starrten.
» Her was bedeutet das nur?«
fragte die Mutter und legte di eBibel
aus der Hand. «Wohin tönnen sie
in dieser sriihen Morgenstunde sah
ren?« — Sie wandte sich der Tochter
l:,u; aber diese antwortete nicht, sie lag
ganz still mit thränenvollen Augen
und ersticktem Schluchzen da» »Aber
geliebtes Kindl« —- Und die Mutter
eilte ans Bett.
»Mutter,« sagte das junge Mäd
chen, »ich weib, was es bedeutet. Das
sind die jungen Leute, die zum Fest
fahren. Denn heute soll ja Fest sein-—
tund ich hint- vaoei sein nahm«-Oe
wir nicht hören können, wenn siesw
gen? Denn sie werden anfangen zu
singen, wenn sie so weit sind, daß sie
glauben, ich tann es nicht mehr
l-,ören.«
Sie lauschten nun leide, und bald
hörten sie aus weiter Ferne die munte
ren Lieder der festlich aestimmten
Schnar. Und als die Töne allmählich
verklangen, schwang sich eine Lerche
am Fenster vorbei, und schmettertr
jubelnd Ihr Morgenlied Da grissdas
Mädchen mit trampshaster Bewegung
nach der Hand ihrer Mutter und
, agtes
»Mutter! Jetzt fanepn die Vöael an
zu singen,--—— der Tag wird gleich da
sein, nnd dieSonne..· Und alle, die
ich liebe. — Freunde und Freundin
nen ziehen an mir voriiber zum
frohen Fest des Lebens! — Nur ich
gehöre nicht zu der glücklichen
Scham-; ich bin der Blinde, der am
Wege sitzt und bettelt.«
»Wenn du recht bitteft, erhört oer
Herr dich gewiß, mein tleines Mäd
chen, er ist so gut."
»Mir in der Bibel ist der Herr so
gut; da hilft er allen, die ihn bitten,
aber in Wirtlichteit... Ach, wie oft
habe ich ihn nicht gebeten, sich meiner
zuerbarmem mir das Leben zu schen:
ten... und nun tommt der Tod!«
»Ja... sieh nur,« erwiderte die
Mutter langsam, als ob sie ihrer
Sache selbst nicht ganz sicher wäre,
»du war doch einer, der nicht erhört
wurde, als er um sein Leben bat.«
»So . .. wer war denn das"e«
»Unser Herr selbst... Du weißt
doch, im Garten Gethseniane. Und
doch fand er Frieden, und ihm wurde
geholfen; denn im innerstsen Herzen
wollte er doch nur dag, wag- sein
himmlischer Vater wollte.«
Aber da richtete sich die Kranke im
Bette auf, sah mit sieberglänzenden
Augen ihre Mutter an und sagte:
»Mutter! Jch habe Freude am Leben
gehabt, Freude am Leben und an mei
ner Jugend. Und das soll mein Stolz
sein, dasz ich bis zur le ten Stunde
am Leben hänge-» düt·en wir nicht
um die Erhaltung unseres Lebens
bitten, flehen, ringen, bis aufsAeuszer
te... tvas meint unser herrgott
ann mit den vielen eindringtichen
Worten vom Anbalten am Gebet und
nicht müde werden?«
,— «Liebes Kind,« sagte die Mutter
und streichelte ihr bortonrfsvoll die
Wan» »Ich weiß so weni von die-.
sen Dingen. Aber das wei ich, daß
wir Christen Gott nichts abtrotzen
diirsen·«
Aber die Kranke schüttette den Kopf
und legte sich im Bett zurück; ihre
Kräfte schienen "e zu verlassen, nnd
die Stimme ll ng wunderbar matt
’ und tonlos, als sie bald darauf sagte:
»Ja, Mutter, das kann ich nun ein
imal nicht einsehen!«
i Da beugte die Mutter sich über sie,
ssah ihr milde in die Augen und sagte
Zaanz gedäinpft und leise: »Du sagtest
Leben, du seist der blinde Bettler; ich
gtaube auch, daß du es bist, denn du
tappst im Dunkeln... Aber könntest
du nicht einmal versuchen, wie der
Blinde aus dem Wege nach Jericho..
den Herrn anzurufen, daß er dich
sehend mache? ...«
Dem jungen Mädchen wurde wun
derbar beklommen zu Muthe; ängst
lich sah sie auf ihre Mutter, denn
etwas in ihren Worten und Blicken
hatte sie plötzlich tief ergriffen; ihr
Herz klopfte unruhig und sie sagte be
kiimmert: »Was meinst du, Mutter,
was solt ich thun?«
»Du sollst dich demüthigen. Ver
suche deinen Eigenwillen fahren zu
lassen, 'kege dich ganz, mit Leib und
Seele, in Gottes hand, so wirst du
merken, daß Gott gut ist, —so wirst
du sehend werden-«——So redete die
Mutter schlicht und einfältig mit ih
rem kranken Kinde. Aber ihre ein
fachen Worte fielen mild und wohl
»thuend wie Thau auf durstiges Land.
»Mutter,« sagte die Kranke, »ich
»alaube. .. ich kann nicht mehr viel
»sprechen; und es wäre doch noch so
;vie!es zu sagen... Es ist schwer zu
; entsagen . . . sich zu verleugnen . . . es
siii alles so dunkel . . aber ich möchte
s. . ich wiu . .
Sie sank in die Kissen zurück, matt
und erschöpft. · Die Augen schlossen
sich, die Hände sanken schlaff herab.
Das Ende nahte.
Die Mutter stellte sich ans Fußende
des Bettes und sah aus die Ster
bende, — sah, wie die Lippen sich be
wegten, und wie eine Thräne nach der
anderen langsam iiber die Wangen
rollte; und ihr Herz war schwer, weil
sie ihrem Kinde im letzten, schweren
Kampf nicht helfen konnte. —- Aber
dann besann sie sich und dachte, esset
wohl am besten so. Jhr Kind brauchte
weder sie noch eines anderen Menschen
Beistand mehr; sie hatte andere hilse
nöthig. Wer weißt Vielleicht iarne
jetzt Gottes Engel ihr zu dienen m
ihr zu helfen in ihrem letzten, schweren
Streit!
Eine Weile war alles still. Mit ge
beugtern Kon setzte sich die Mutter
an der Tochter Bett —- nahm ihre
Hand in die ihre —— und wartete auf
die Stunde des Herrn.
Da plifglich sah die Kranke auf,.
mit einem großen, strahlenden Blick,
sah sich verwundert um und rief bei
nah freudig: »Wie hell und klar wird
es um mich, Mutter . . . wie schön, wie
schön!«
Aber als die Mutter hinfah, lag
ihre Tochter steif und stille da, ein
Lächeln auf dem bleichen Antlitz. Und
sie wußte, daß sie hinübergeschlum
mert war.
Ein klares, goldenes Licht slutheie
durch das Zimmer — die Sonne ging
auf. Die letzte Nachtwache war zu
Ende.
--
Der Besuch.
Humoreste von R. O r t m a n n.
Draußen fiel der Schnee in großen,
dichten Flocken und drinnen beim
Madlerbauern gab’S Regen und Ha
gelwetter im schönsten Durcheinand.
Die Cenzi besorgte den Regen und der
Bauer ließ es hageln, daß die Fenster
tlirrten.
Es ist auch tein Spaß, wenn man
dahinter kommt, daß die Tochter eine
heimliche Liebschaft hat, noch dazu mit
irgend einem Habenichts, den der Va
ter sein Lebtag nicht gesehen hat. Bei
einem Besuch ihrer Tante, die an den
Bürgermeister des um vier Wegstun
den entfernten Simmelsdorf verheira
thet war, wollte sie ihn lennen gelernt
haben, den Xaver, der da bei einem
reichen Bauern Obertnecht sein sollte,
und sie hatten sich aus den ersten Blick
ineinander verliebt. wie die Cenzi ver
sicherte» Der Lodler speiulirte natür
lich nur aus des Madlerbauern harte
Thaler, der Sakramenter, der Lump,
der ausgeschamtr. Aber er sollte sich
verrechnet haben. Er, der Madler
bauen wollte schon ein Ende machen.
Ein Glück nur, daß er den Liebesbries
ausgesungen hatte, den der Xaverl an
sein Cenzerl geschrieben — »damische5
G’schinier«, sagte der Vater. Nachdem
er seinen ersten Zorn hatte ans-toben
lassen, jagte er das arme Cenzerl auf
ibre Kammer und setzte sich nieder, um
mit einem geharnischten Briese an
den Missetbiiter das bewußte Ende zu
machen.
Das war freilich eine harte Arbeit.
Endlich aber stanW in der vom
Madlerbauern siir den Hausgebrauch
ersundenen Orthographie auf dem
Papier:
»Herr, wo sie meiner Tochter noch
amal nachgehn so is das Mädel nix
für an, wo nix hat« Vastehst du
Malefizterl J verbitt mir alle Brif
wo ste am Cenzerl schreib, vastehst
i bin der Madlerbauern und wost
mir amal unter die Fäust kimmst,
nacha hauts
Dies schreibt Johann Keller.«
Und in unerhörter Grausamkeit ließ
der Madlerbauer dies Schreiben von
der Cenzi selbst adressrren und in den
Briesiasten werfen.
Nun kamen trübe Tage für den
Madlerhof. Mit vermeinten Augen
nnd blossen Wangen schlich das Cen
zerl im Hause umher, alle Lustigkeit
hatte der Unglücksbrief mit fortgenom
men vom Hose. Der Bauer selbst
fühlte sich so unbehaglich wie möglich;
er war’s gewohnt, daß glänzende Au
gen und fröhliche Gesichter um sihn
herum waren und jetzt zeigte auch die
weibliche Dienerschaft so mürrische
und verdrossene Mienen, dasz es schon
»zum Auswachsen« war. Aber nach
geben — er —- der Madlerbauer?
Nicht um den Sonnenschein der gan
zen Werts
Jn ihrer Noth wandte sich die Cenzi
schließlich an Einen, der als Heiraths
oermittler in aller-bestem Rufe stand:
an den Baden Der hörte sie theil
nnhmsvoll an, murmelte etwas wie
,,Dickschädel« und ,,Bauerntlotz« und
versprach der Dirn schließlich, ihr aus
besten Kräften helfen zu wollen —- ge
gen ein kleines Entgelt und ein Bus
serl -— wenn’s der Xaverl er«aubte,
naiiirlsich
Am Nachmittag erschien der Bat-er
dann auch auf dem Hofe und setzt sich
mit dem Bauern in die gute Stube.
Es dauerte nicht lange, so hatte er
den Bauern dazu gebracht, ihm die
ganze Geschichte zu erzählen —- denn
der war froh, daß er einmal darüber
reden tonnt’.
»Recht ham·«s«, meinte der Bader,
als der Andere mit seinem Poltern zu
Ende war. ,,Aafn’ Madlerhof g’hört
Dauer, der wo Geld hat«
Der Bauer streifte ihn mit einem
mißtrauilchen Blick
...--- .J.- SOLO-) St wann
»Wie moanen’s bös? —- J moan
grad net, dasz i a so aas’s Geld
schaug’n müßt.«
»Na -—— net? J hob hal t denkt,
z’wegen ioeil die Ernt so schlecht given
is heuer —- na, un dann —- aa
Iruchn voll Thaler wern S’ ja grad
aa net hatn.«
Der Madler schlug mit der Faust
aus den Tisch, daß es dröhnte. «
»F hab Geld g’nua —dös is g’trusz!
EileeiMiidel lo Oan heirath’n, der wo
nix’n -«-— gar nix’n hat-—oasteh’n S
Ilur--passen muasssr mir halt.«
«Natiirli!s— Un so an Fremd’n-—
na, dös gengat sei nett Was thät’n
nacha d«Leut red’n? Schias a’schaug’n
thätencs lsahna, di Leut!«
,;Soe —I.seoanen"se« Jetzt giiihte
das Antlitz des Bauern schon wieder
im dunlelsten Purpur-. »Den möcht
i seg’n, der wo mi schiaf a’schaug’n
thätl -— Mi —- ,nsi! Den Madler2
Alrat lznin Lach’n is!«
Und er lachte so ungetiinstelt lie
.l)ensroiirdig, daß der Bader es siir
gerathen hielt, sich etwas weiter zu
rückzuziehen
»Je- ja aach schon ganz gar, d«’
G’schicht —-— der Xaoer soll ja g’sagt
darn, daß er si sei bebauten thät siia
bös Madel —- ——«
Das war zu viel. Das ging über
die Fassungskraft des Mirdler. Blöde
starrte er den Bader an.
»Wos bot er g’saqt?- Daß er si——
si———si--— bedanien thät siir dös —
siir mei Madel·s«'
»Mir (ii’wiise5 woas inei, Madlert
Aha d’ Leut red’n halt so allerhand
—— Jetzt muaß i ava geng’n.«
Der Bauer vergaß ganz, ihm ein
»Psiiat D’ Gott!« zu sagen. Dumps
brütend starrte er vor sich hin, wohl
eine Stunde lang, bis er plötzlich
heftig aussprang und den Schlitten
anspannen ließ.
Der Hos des Bachbauern lag ganz
am Eingang von Simmelsdors. Um
die Mittagszeii eines schönen Winter
tages suhr ein Schlitten vor das statt
liche Wohnhaus und ein großer,
wohlgenährter Mann stapste mit
schweren, wuchtigen Schritten über
den Schnee.
»Js der Xnver net bei Ent?« sragte
er eine Magd, die ihm entgegen tam.
»Der Xaver? Freili wohl! Der is
im Stall —- ioann’s da eint gen’n
woll’n!«
Der Fremde wandte sich in die be
zeichnete Richtung und schob sich durch
die Stallthiir.
»Grüasz Gott!«
»Griiaß Gott!« kam es gleich
müthig von den Lippen eines hiinen
haften jungen Mannes zurück, der
ruhig in seiner Arbeit fortfuhr
,,J kimm von Gradbe11ean« fuhr
der Fremde fort.
»So: fol«
»Ja!« Lange Pause. »Un an Gruß
soll i b’stell"n —- von der Madel
bauern-Cenzi.«
,,Schön’n Dank.«
Abermals lange Pause.
»Man ja fleißi schreib’n an d’
Cenzi ——- was?« fuhr der Fremde end
lich fort. Der Knecht sah offenbar sehr
erstaunt auf.
,,J?—Was soll i denn der Cenzi
schreib’n?"
»Na-i moan halt —hast do an
G’schpusi g’habt mit ihr —«
,,Dös is aus und gar! Magst amal
den Brief les’n, den wo mir dasRind
Viehch, ihr Vattetn, g’schrieb’n hat?«
»Das —- was?«
»Das Rindviehch, sag i. Weil der
feiGelv im Sack hat, bild er sich ein,
mit Oan umschpring’n z’könn’n wia
daß ’s eahm paßt ——. Ober da
kixnmt er bei mir schlecht an, der
Troåf Dös habi advikatisch g’n!acht.«
.. th —————«
»Na ja! Vaklagt habi’ n— z’roe
gen Beleidigung! Der damische Kerl,
der! Ins Gefängniß soll er ein!
Rechtschafsen liab hab i’s, dös Ma
del-un bal’s mir nua aWärtl g’
schriebst hätt, nacha hätt is g’holt,
un der Tron hätt’ sei Thaler b halten
könn’n. Was rag i nach dem sei
Geld? —J vareahn grad g’nua fiir
Zwoa, un in a paar Jahr-In hätt i
mir selbst an lloanen Hof kaaf’n
könn’n. Mag’s mi net, die Cenz —
nacha laßt sie’s gehn. Mag’s mi —
nacha soll sie’s sag’n, un i hol sie
dem spinnetenr Battern zum Troy!«
Dabei reckte er seine gewaltige Ge
stalt in allen Gelenken und stellte sich
breitspurig vor den Fremden hin. Der
saß ganz still.
,,'Baldft D’ es siegst, ’s Cenzerl, kost
ehe dös sagen. Mit’m Batter red i
selber. Grüaß eahn oo mir —un sag’s
eab.m, daß i bald amal nüber kimm
nach Gradbeuern. Z’wegen dem, daß
’s haut.«
Und Pfeisend,« die Hände in den
Hosentaschen, ging er davon. Der Be
suchet aber saß da, als habe man ihm
unversehens ein paar Kübel.Schnee
wasser über den dicken Schädel gegos
sen. Zehn Minuten lang rührte er sich
nicht —dann aber lachte er anf. Und
lachte schließlich, daß die breite sil
berne Uhrtette auf der rothen Weste
einen tollen Tanz vollführte, daß die
siiihe verwundert die gehörnten Köpfe
wandten und der Hofhund draußen
ein wiithendes Geheul anstimmte.
Und dann stampfte er wieder mit
schweren, muchtigen Schritten über
den Schnee ———
Am nächsten Morgen aber erhielt
der Xavrsr einen zweiten Brief vom
Tsltadlerbauern aus Gradbeuern —·
inii dem ging er nicht zum Advoka
ten. Denn der lautete:
»Liiber Xaver zwegen weilidös
Rindviehch given bin wo Du g
sagt hast, willinich so san. Jhab
grad an Posten frei siia an Schrote
gerinn, balst magst nacha kiinm.
Dies schreibt Johann Keller.
Und der Xavcr hat den vakanten
Posten denn auch wirklich erhalten.
—-—
Seeräer zu Hetlzwecken
sollen zuerst von einem schottischen
Arzt Namens Gilchrist verordnet
worden sein. Jn seinem im Jahre
17 56 erschienenen Werte über die
Wirksamkeit von Seereisen entwickelt
er Gedanken und Grundsätze die
heute in den modernen Sanatorien
Geltung haben und für eine Errun
genschaft der Neuzeit gelten. Er er
kannte, daß die Luft ein wichtiges
Heilmittel ist und verordnete Seerei
sen und Seeluft in Krankheitssällen,
für die gegenwärtig Gebirgsluft als
heilsam erachtet wird. So schickte er z.
B.Schtvindsiichtige, Newiise undRe
tonvalegzenten an die See oder auf’s
Schiff. Merkwürdiger Weise glaubte
er aber auch an die gesundheitsför
dernde Wirkung der Seekrantheii.
Deshalb hielt er das Segeln siir ge
sund und ebenso das Schauteln, da
letzteres ja ebenfalls Seetrantheit zu
erzeugen vermag. Gilchrist führt
zahlreiche Fälle von Blutspeien und
Husten an, die durch einen Aufenthalt
an der See in überaus günstiger
Weise beeinflußt wurden. Die Patien
ten bekamen Appetit, ihr Schlaf bes
serte sich, und oft fand eine Gewichts
zunahrne statt. Leider waren die
Seereisen. die Gilchrist zu verordnen
im Stande war, den damaligen Zeit
verhältnissen entsprechend von allzu
kurzer Dauer, als daß durch sie dau
ernde Erfolge hätten erzielt werden
können. Daß man heutzutage über
die Heilkraft der Seetrankheit ande
rer Meinung ist, als Gilchrist und sie
nicht als Heilmittel gegen die Tuber
tulose anzuwenden pflegt, thut dem
ihm gebührenden Verdienste keinen
Abbruch. Gilchrist hat auch die Dar
reichung von Wein und Bädern in
Fieberzuständen als zweckmä tg
rannt. Er selbst war der irrem «
daß viele seiner Maßnahmen fcho
im Alterthum bekannt waren und vo
ihm nur wieder in Erinnerung
bracht worden seien.
—-.—-—.-—
Ein Duell tu Japan.
»was-kaiwa
riose Geschichte von einem Duell tri- «
das Duell verboten, und mit strengerss
Strafen wird derjenige belegt, des
trotzdem das Duell wählt, um Metiji
nungsberschiedenheitem einen Strei;
oder eine Beleidigung zum Austrag
zu bringen. Für diese Fälle ist ir-:
Japan nur das bekannte Harakirs
vorhanden, jene gräßliche Sitte des-»
Bauchausschlißens. Unlängst haber -
nun aber doch zwei Barbiere in Ja
pan den Weg des Duells gewählt
Sie ernannten einen »Unparteiifchen«s
und dieser bestimmte folgende Proze
dur: Den Kämpen wurden die Hände
auf dem Rücken zusammengebunden,
und nun sollten sie mit Füßen unt
Köpfen so lange gegeneinander käm
pfen, bis der eine der Contrahenten
ieine »Absuhr« erlitten hat. Damit die
jStreiter in der Hitze des Gefechtek .
Inicht auch noch beißen, wurde ihnen
faußerdem noch ein —- Maultorb Um
s gebunden. Zum großen Gaudium der
szahlreichen Zuschauer ging nun das
IDUell vor sich. Nach Verlauf einer
halben Stunde hatte der eine Kämpe
so heftige Verletzungen amSchienbein
und am Kopfe erlitten, daß er ohn
mächtig umsant’. «
Englische Zeitungen wissen eine tut - »
Japan zu erzählen. Jn Japan ist «
Wahres Grfchtchtchcm !
Auf dem Kanonenboot »Chklop«
war’s; im Jahre 1881, als unter den
sengenden Strahlen der Kametunet
Sonne ein kleines Ochsenthier, zwecki
sofortiger Verspeisung, an Bord. ge
nommen wurde. —- Allgemeiner Ju
bel! Denn frisches Fleisch, abgesehen
vom Ziegenbraten, war ein seltener
Leckerbissen. Das Thier wurden-M
Andacht verzehrt. —- Doch umsonst er
hielt man auch da nichts und so wurde
die beglichene Rechnung auf dem -
Dienstwege nach der obersten Sta
tionsbehörde gesandt. —- Hier, bei del
kontrollirenden Rechnungsstelle, allge
meines Kopfschiittlen. Sechzig Mann ,
einen ganzen Ochsen iti zwei Tagen
zu zerbeißen — das ging nicht mit
rechten Dingen zu. —- Einer derarti
gen Leistung war nach Schema-— F. -
nur eine große Schiffsbesatzung fähig- »
Also dienstliche Anfrage bei dem Kom- s«
mandanten des Kanonenbootes, wie ei ;
skäme, daß für die Besatzung ein ga «
’zer Ochse angeschafft worden wäre. E "
Antwort, kurz: »Weil es hier nicht sc .
große Ochsen giebt wie bei Jhnenl«
W i
’ Hatte es eilig. «
»Als ich Stadtredakteur der Zei:
tung »Enterprise« von Virginia Citt
war,« erzählt-e Mart Twain jüngs
;an einem Diner in New York «
i,.wurde eine-Z Tages ein prächtiget H
thuthahn in der Reduktion abgege
ben. Truthähne waren se!ten in jene· .
Gegend und wir alle hatten uns schoi
lange einen Truthahnbraten gse
wünscht. Obwohl der Vogel in de
Redattion abgegeben worden war, re
tlamirte ihn der Eigenthümer des
Blattes für sich und nahm ihn auct
nach Hause mit, wo er und seineFat
milie ihn noch am selben Tage zunt
Mittagessen verspeisten. Am nächster
Zage, als er gerade uns gegenüber
riihmend hervorheb, wie fleischig uns
zart der Vogel gewesen sei, wurde ihn
ein Brief behändigt. Er öffnete ihr
und last »Geehrter Herr Redakteur
Gestern sandte ich Jhnen einen Trut
k,ahn, der der Gegenstand eines leb
haften Disputes zwischen uns gewese!
ist. Schließlich ist es sogar zu eine
Wette gekommen, und damit dies
entschieden werden kann, bitte- icb Sie
durch Ihren landwirthschastlichex
Mitarbeit-er feststellen zu lassen, wo
ran der Vogel eigentlich gestorben ist.
-—-—
Die heirathslustiqfte Stadt
ist nach einer interessanten? usammen
stellung des Eharlottenburger statisti
schen Amtes im deutschen Reich Al
tona. Dort kamen auf ]s)()0 Einwoh
ner im Jahre 1904 22, 75 Heira
thende. Es folgen Mannheim mi
2:.’,16, Frankfurt a. M. mit 22,06";
Nur diese dreiStädte haben eine ei;
was höhere Heirathgziffer als Verlie
rnit 21,71. All-: übrigen Großstiidt ·
bleiben in dieser Beziehung hinter de
Reichshauptstadt zurück. Ueber 2" - —
hatten außerdem nur noch Wiesbadej
mit 21,49. Ueber 20 hatten Köln mi
20,88, Nürnberg mit 20,81, Düssel.
dorf mit 2082 und Gelsentirchen mi
2(),40. Die niedrigfte Heirathsziffe
hatte Posen mit 14,83.
Seine Aussassuns. i
Bauer from Arzt kommend):
so wat is mi ok noch nich pafsirikk
sagt mi de Dotier, ich soll en heiße
Fotbad moten för mienen Snuppetk
nii doi doch nich de Föt weh.« «
Bestrafte Heuchelei. « « »
»Sag, Oskar, wo bekommt ma
denn hier das beste Vier?« «
,,Jn dieser Beziehung kann ich Di FY
galt keine Auskunft geben, lieber On "
ke I« i «
»Hm, dann gehen wir lieber eizzxz
paar Stunden spazieren!« »