Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 05, 1907, Sweiter Theil., Image 11

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    z foiissig Jugend; « »»»»»» 7
Träume-schäume.
Träume sind Schäume, ein altes
Sprichwort; denn was tann nicht al
les Veranlassung zu angenehmen und
zu aufregenden Träumen abgeben.
Ein ftechender Strohhalm kann dich
als ein Dolch im Traum berücken und
bedrohen; eine hand auf deiner Brust
dir den bösen Alp vorgauteln. Traum
—- -Schaum, zerfließt in ein Nichts.
Nun will ich erzählen, wie mir in
einem mexiianifchen Urwald der
Trauniwahn mitgespielt. «
Ich und mein Pferd, wir hatten uns
verirrt und standen nun in den pfad
losen Tiefen des Waldes, dessen dunkle
Massen uns anstarrten, und konnten
in der greifbaren Finfternisz und in
dem uns von allen Seiten umschlie
ßenden Dickicht nicht weiter. Wir
mußten schon längst vom Hauptwege
abgewichen sein und einen Seitenpfad
eingeschlagen haben, den vielleicht das
Wild mit der Zeit gebahnt und der
sich in den Dickungen des Urwaldes.
allmählich verlor.
Es war Mitternacht. Jch machte
einen lehten Versuch und drang mith
fam, das Pferd am Zügel nachfiih
rend, in das Dickicht ein. Morfche,
umgeftiirzte Stämme, in welche der
Fuß mit unheimlichenr, dumpfen
Krachen einbrach, wie in halb ver
marichte Sätge und ihren vermoderten
Inhalt, ver-legten mir den Weg, bis
ich auf eine wenige Schritte umfas
fende Lichtung hinaustrat. Ueber der
selben spannte fich ein Stückchen trü
ben Firmaments und der Grund war
dicht mit wucherndem Farrentraut be
wachsen.
s-·--.-- o-« ski
Uirr stillsle eq, Den Anorqu uep
Tages zu erwarten. Jch band mein
Pferd an dem herabhängenden Aste
eines Baumes fest, drückte einen ver
einzelt stehenden niedrigen Busch zu
Boden und legte mich aus dieses cla
stische Naturbett; die Gegenstände um
mich verschwammen mehr und mehr,
bald war ich, ermüdet und hungrig
ron dem anstrengenden Nachtritte, fest
eingeschlafen.
Jch mochte geraume Zeit so gelegen
sein, da träumte mir: Jch war aus der
Jagd, die Spur eines Jaguars ver
folgend. Mit furchtbarer Schnellig
leit ging es über Gräben und ne
stiirzte Stämme, eine unwiderstehliche
Macht trieb mich vorwärts, weiter und
weiter, daß sich meine Brust keuchend
hob und mir ter Athem sast versagte.
Endlich entdeckte ich das Thier auf
einem Baumaste über mir sprungfer
tig lauernd. seine grünlichen Augen
fest aus mich gerichtet, die Zähne in
grimmiger Wuth gesletscht, die Rücken
haare gesträubt, den Schweif die sich
hebenden und sentenden Flanten peit
schend. Langsam hob ich mein Ge
wehr und drückte beide Höhne ab, doch
die trafen m;: taubem Ton ten Cy
linder, der c«l,usi ging nicht los, und
ich stcrrte entsetzt das wilde Thier
über mich an dessen steigender Wuth
ich schutzlos preisgegeben war.
Wiederholt legte ich an und drückte
ab. doch immer erfolglos, und jetzt
schien es mir, als ob sich das blut
rothe Maul des Unholdes zu einer
höhnischen Fratze verziehe —- jetzt
duckte er sich noch mehr nieder, seine
Augen sprühten Funken — jetzt sprang
er herunter und fiel mit seiner ganzen
Schwere auf mich. mich zu Boden
schleudernd und niederdrückend. Ich
erwachte. Kalter Schweiß perlte von
meiner Stirne und mühsam hob sich
die Brust, welche mit einem schweren,
unbetannten Gegenstande belastet war.
Der südltche Sternenhimmel über
mir strahlte in seiner ganzen Pracht.
Die Nacht war ungleich heller gewor
M, lcpscclll Iolllllc Ich lllcyt ellen
nen, was mich wie ein Atp drückte.
Eine Weile wagte ich mich nicht zu
rühren. Eine Minute verrann. dann
eine zweite —- sie schienen mi: Ewig
leiten.
Endlich hob ich leise meine Hand
nach der Brust und fühlte da einen
hatten, feuchten, eisigtalten Löwen
Entsetzt sprang ich aus, schwer tollerte
der Gegenstand zu Boden nnd trab
hette in dein dichten Farrentkaut zu
meinen Füßen, und als ich mich nie
derbeugte, gewahrte ich —- eine hartn
lofe Land-Schildkröte, allerdings von
ungewöhnlichen Dimensionen, die auf
ihrem nächtlichen Spaziergange inei
nen Körper zum Auöeuhen benützt
hatte. Jch mußte unwillkürlich über
ji
Arme Kinde-et
Köchin: »Hier in der Küche tnnn
ich Euch nicht brauchen; geht in’;«3
Wohnzimmer.«
Kinder: »Da trägt Papa sein
Drnina den«
Kgchmt »So geht in’s Schlamm
nier.
« Kinder: »Da ftudirt die Mama
ihre Rede zur nächsten Frauenvers
sammtung ein-"
Geistes-ist
Frau Cum Photographen): »Ich
t:mme, ncn Ihnen tu sagen, daß nn
ser Familienbild durchaus nicht zu
friedenftellend geworden ist. Mein
Jiin iter sieht wie ein Affe aus«
V togeaph: « a, liebe Frau. das
hätten Sie heden en Zellen, ehe Sie
ihn photographiten teßen!«
EHTW « IT
lmeinen Schrecken lachen, der- durch den
unheimlichen Traum genügend vorbe
reitet. worden, während dieser nicht
verfehlt hatte, meine Phantasie zu er
hitzen und mir die ruhige Ueberlegung
zu rauben. Träume -- Schäume!
Th. Fiaehlig.
Kleine Plan-entere.
» —
Die Lust als unser Hauptnahriingg
i mittel.
Vor einigen Tagen sah ich bei einem
Bekannten zwei Brüder, Knaben von
12 und 13 Jahren, die gerade dort
rnit ihrem Vater zu Besuch waren.
Der ältere, bleich, hohlwangig, mit
schleppendem Schritt einhersrblei
chend, während der jüngere mit leuch
tendem Auge und vor Gesundheit
stinkenden Wangen seine Knabenluit
iaum händigen konnte. Aus meine
an den Vater gestellten theilt-kath
vollen Fragen iiber den Grund des
iriintlichen Aussehen-s seines ältesten
Sohnes, erhielt ich lzur Antwort: »Der
eine ist ein neiweichlichter Stuben
hoeler, ein verdorbenes Muttersöhn
chen, der andere ein echter, tapferer
lustiger Bursche.« --— Das war der
einzige Grund, weshalb der jüngere
Bruder wie ein gesundes, wohlgepsleg
tes Bäumchen wuchs und gedieh,
während sein älterer Bruder wie eine
gebrochene, vernachlässigte Pflanze
dahinwellie.
»Wolli Jhr, meine jungen Freunde,
Euch Kraft und Gesundheit aus dir
teichteste und einiachste Weise verschaf
fen, so geht möglichst viel hinaus ins
Freie und athinet tief und voll die
reine, ilare und stärkende Lust ein.
Sie ist in der That unser Haupt
Nahrungsmittel.
Während der Menfch tagltch unge
fähr 6000 Quart frische Luft ge
braucht, genügt zu feinem Unterhalt
3—4 Quart Speise und Trank. Der
Mensch braucht also 1500——2000 mal
mehr Luft als anderer Nahrung. Am
reinften ift die Luft im Wald und
Feld und auf Bergen, am schmutzig
sten un) ungefundeften fiir uns in den
Stadien Sie ift aus zwei luftarti
gen Körpern zusammengesetzt, näm
lich aus Sauerstoff und ·Stickftoff,
enthält aber außerdem noch etwas
Kohlenfäure und Wasserdampf Da
bei ift die Luft 770 mal leichter als
das Wasser. — Durch das Athmen
wird sehr viel Luft verbraucht. Es ift
daher von großer Wichtigkeit, um
reine Luft in geschlossenen Räumen
zu halten« dieselbe fo oft als möglich
zu erneuern. Lüftet daher fleifxigl
besonders die Schlafzimrner. Jhr
braucht Euch nicht vor Erkrankung zu
fiirchten, wenn Jhr nur den Zug ver
meidet. Pettenlofer, ein berühmter
Gelehrter, berechnet fiir einen erwach
senen Illenfchen ungefähr 60 Gallos
nen frische Luft auf die Stunde« mäh
rend der Mensch gewöhnlich noch 15
-·—30 mal so viel Luft einathmet.
Denkt an, welche große Menae
Luft wir verbrauchen! Und nun be
denkt, wie viel Schmutz und schon ge
brauchte Luft inmitten einer großen
Stadt oder eines geschlossenen Zim
tners wieder mit geathmet werden.
Wie viel hat da der Landbemohner
an diefetn gefunden Nahrungsmittel
der uns voraus-! Bedentt auch, wie
viel ein gesundes haus, eine gefunde
Wohnung unfer leibliches Wohl för
dern kann, wenn leine schädlichen
Ausdünstungen tein Rauch u.f.w.
darin sind, die unserer Athmung
schaden«
Also überall sucht frische Luft,
athmet «reine und tlare Luft ein,
ftiirtt und stählt Euren Körper und
verschafft Euch Gesundheit und blü
hende Gesichtsfarbe durch recht viel
Bewegung in der freien Nat-Hier
Isndiisssh
Prächtig griißt derMond hernieder,
Und die Welle spiegelt wider
stlar nnd mild
Sein liebes Bild.
Und zu nächtlich stiller Feier
Säufelt dort im Rohr am Weiber
Leis und lind
Ein sanster Wind.
Flüsternd streicht er durch die
Bäume,
Sagt den Blättern bunte Träume. —
Fauberprachh
Nun gute Nacht!
LIndlitQ
Bauer: »Na, chp, mass gestern
lusti' bei der Kumedie?«
Knecht: »Ja. recht lusti’; ’s Schön
iteis aber temnia, wia der Schmied
Mart als Gras bat sag’n miiass’n:
»Di« ist das schlechteste Kraut, das
ich se getaucht habe!« Dös hat der
Kramer g'hiirt, von dem die Zigarr’n
ivar’n — na nnd da is a wunder
schöne Rauserei lasganga!« '
trebetiitem
Tourist (der sich bei einem Dorf
bader einen Zahn ziehen lassen will):
»Habt-n Sie auch einen guten Kog
nat? Jn der Stadt kriegt man im
nieeäe einen solchen nach dem Zahn
ze n.«
Der badet: »Ah bah, das kriegt bei
uns s on jeder nach dem Rastrenl«
I Aus der Franzosenzeit.
Eine wahre Geschichte Von Os
w a l d J u n g e r.
Man schrieb das Jahr 1812. Der
Winter war mit eiserner Strenge ins
Land gezogen und hatte die Erde in
ein dichteg Gewand von glitzerndem
Schnee gehüllt. Wie ein schier end
ltsfes Leichentnch deckte er weithin die
Fluren deg unglückliche-n Preußen
landes, das die unersättliche Erobe
rungslnst des gewaltigen Korsen nach
r;eldenmiithigem Widerstande endlich
auch zu Boden gefchniettert und brutal
getnechtet hatte.
Da drang von Nußland her eine
entsetzliche Kunde nach Preußen —
entsetzlich n. verheißungsvoll zugleich.
Mit Windes-eile flog sie von Stadt zu
Stadt, von Dorf zu Dorf, von Haus
zu Haus. War es Wahrheit, was man
sich einander zuraunte und zuflüsterte?
War endlich das Strafgericht herein
gebrochen über jenen, der mit freveln
ker Hand den Frieden der Völker
Europas zerstört und gewöhnt hatte«
sie alle unter sein mächtiges Zepter
bringen zu tönnent
Noch bezweifelte man, was man ge
hört und doch so gern geglaubt hätte
—— es schien ja nun, da es geschehen,
unfaßbar. Aber dem Gerüchte folgte
schnell genug die Bestätigung aus dem
Fuße. Unstet und flüchtig, in größe
ren und kleineren Trupps kehrten die
Trümmer der gewaltigen Armee, die
nach vor wenigen Monden so über
miithig und stolz ins Feld gezogen
war, zurück, von Hunger gequält, zer
lumpt und halb erfroren, ein trost
loses Bild des Jammers-.
Jn einem fruchtbaren Thale der
Provinz Sachsen, nicht weit von Mag
deburg, liegt das kleine, unscheinbare
T-orfW. Ein eisig talter November
abend ist jiber das Dörfchen hereinge
brachen. Jn dem niedrigen rauchiaen
Gastziinmer der Schente haben sich die
Bauern zu einer ernsten Berathung
zufammengesunden. Es ist auch ein
trichtiger Gegenstand, der zur Ver
handlung steht. Am Spätnachmittag
war ein oerirrtes Häuflein jener aus
taxes-»He -.....·:..-s-e...».s». c-«-«Rt;i'·ik·n
- setukjsuuu zuraun- ·-u--u -««-o-.·«-·,-.
l
Flüchtlinge in die Nähe des Dorfes
gelangt. Die Nacht vor Augen, von
der grimmigen Kälte nnd entsetzlichem
Hunger gesoltert, hatten sie keinen an
deren Ausweg gesunden, sich vor dem
drohenden Tode des Erstierens zu
retten, als aus autGliiet in den Ort
hineinzugehen und die Einwohner um
Lbdach anzuflehen.
Aber ein böser Empfang war ihnen
hier zuiheil geworden. Kaum hatte
man die elenden, herabgekommenen
Gestalten — elf an der Zahl —- be
niertt, als sast das ganze Dorf zusam
mengelaiisen war. MitWertzeugen, die
gerade am nächsten zur Hand gewesen
waren, mit Düngersorten, Heugabelm
Dreschslegeln und dergleichen bewaff
net, hatte man nicht übelLust ver-—
spürt, an den zu Tode erschrockenen
Soldaten, deren Aeußeres sie indessen
tauni noch als solche tennzeichneie,
sein Muth-den zu kühlen. Auch in das
obgelegene Walddorf war ja die Bot
schast von dem Untergange der großen
Armee gelangt, und nun hatten die
rerditterten Leute geglaubt, ohne
Furcht an den »Marodenren« Rach
nehmen zu tönnen siir die Plünderun
sen und sfrpressungem denen sie jahre
lang ausgesetzt gewesen waren. Dazu
war es jedoch aus ossener Straße nicht
gekommen. sondern aus den Rath des
Schulzen hatte man die els Gesange
nen schliesslich unter strengster Bewa
ctiung im Spritzenhanse untergebracht
und sich dann nach dein Gasthause als
dem geeignetsten Orte begeben, um
iider Wohl und Wehe der unglückli
chen Flüchtlinge das Urtheil zu söllen.
Um den langen, roh gezimmerten
Tisch der verräucherten Schente sitzen
sie nun und lauschen aiismertsam den
Worten ihres ·Oberhaudtes, des Dorf
schulzen, der mit deredter Zunge aus
sie einspricht. Er mahnt zur Rache an
den Franzosen·
Ein wahrer Taumel hat die ganze
Versammlung ergriffen. Alle denken
nur daran, daß sie endlich einmal den
so lange zurückgehaltenen Groll her
vorbrechen nnd ohne Bedenken an den
els in ihre Hände gegebenen Flüchtlin
gen auslassen tönnen; nach allem, was
sie gehört und gesehen, mus-, es ja nun
aus sein mit der verhaßten Fremd
herrschaft.
»Aber wer-wie-sollen wir sie-—
Schulze, das müßt Jhr thun. Jhr seid
der rechte Mann dazu!"
»Ich? —Das darf ich nicht—be
dentt doch mein Amt! Wie kann ich
mich dazu hergeben?«
Doch wer soll die Strafe vollziehen?
-«- Daran haben sie nicht gedacht.
Rathlos blicken sie einander an.
»Ist denn teiner unter euch, der’s
unternehmen möchte?'« sragt der
Schutze gedrückt.
Niemand. Stumm sehen die Bauern
oor sich hin. Da schicßi jenem ur
plöylich ein Gedanke durch den Kopf.
»Halt,« rust er jetzt, »ich weiß Rath.
Förster Warmbier wird uns den Ge
sallen schon thun; umsonst wollen
wiss ja nicht haben. Was meint ihr?«
Alle stimmen ihm zu, froh, einen so
gliictlichen Aus an aus der peinlichen
Verlegenheit gefun n zu haben. Eilig
verlassen sie das Gastzimnzen um
ihren Entschluß zur Ausführung zu
bringen. —- —
Einsam und versteckt, mitten im tiek
verschrieiten Forst, lie t die Försterei
Li fleck. Hier hau s seit lan n
Ja ven, von niemand gestört. vonv e
len gefürchtet, der alte, treuzbrave
-·--»--;-m»s-;s -»ss, »
)
Förster Warmbier, den die Bauern
zum Vollstrecker ihres Urtheils auser
sehen haben. Zu seinem Handwerk
gehört es ja, dieBiichse zuführen und
das Wild zu erlegen, nöthigenfalls
auch mit den Wilderern, die dem Alten
nicht selten doch mehr zu schaffen ma
chsm als er sich gefallen lassen kann,
ein deutlich-es Wörtchen zu reden Und
er hat eine sichere Hand, der Alte, trotz
der nahezu siebzig Winter, die sein
Haar gebleicht haben —das wissen die
Bauern ganz genau. —— Da plötzlich
unterbricht ein fernes, aber immer
mehr anschwellendes Geräusch die
feireliclze Stille. Laut hallt der Wald
wider-— cg rollt, tlappert, tlirrt -—
und jetzt taucht in dem zur Förfterei
führenden Fahrwege ein großer Leiter
wagen auf, der dicht mit Menschen
besetzt ist. Knirschend in dem stari
gefrorenen Schnee, fährt er bis zum
Wohnhause und hält dort an. Ein
paar in lange Schafpelze gehüllte Ge
stalten springen herab und klopfen,
Einlaß begehrend, an die verschlossene
Hausthiir Wüthendes Dundegebell
schallt ihnen als Antwort entgegen.
Bald aber weist eine tiefe Männer
stimme die Kläffer zur Ruhe undsragt
dann nach dem Wer und Wohin der
Draußenstehenden.
»Ach, Herr Förster,« gibt der eine
r Bauern — denn sie sind die nächt
lichen Befucher——-zur Antwort, »wir
sind's —unteu aus’m Dorfe, machen
Sie nur ruhig auf-wir haben eine
große Bitte an Sie.«
Jnnen wird ein Riegel zurückgescho
ben, die Thür gebt auf, und Förster
Warmbier erscheint auf der Schwelle.
»Schiin’ guten Abend, Herr Förfter
— nichts- fiir ungut, aber wir haben
was Wichtiges zu bereden.«
Erstaunt blickt der Alte auf den
Sprecher, den Dorffchulzen, dann for
derter sie auf, einzutreten. DieBauern
folg-en ihm in das behaglich durch
toiirmte Wohnzimmer, wo die Förfte
rin sie herzlich bewillkommnet
»Also was Wichtiges habt Ihr mir
mitzutheilen?« beginnt Warmbier
dann. »Na, da bin ich wirklich neu
gierig Betriffts gar die Franzosen?«
, xawth Herr skiirsten hören cie
.- -..« n. k ...... -.. get-» Nä
t. see-its
F UUII Nut- Usls UIIU shall Flotchjthls VII
die Gefangennahme der elf französi
schen ,,R«ciubers" und deren Verurthei
lung und knüpfen daran die dringende
Bitte, ihnen doch den Gefallen zu thun
und die Exelution zu vollziehen.
Der alte Warmbier sieht einen nach
dem andern mit großen Augen an, er
glaubt seinen Ohren nicht zu trauen.
»Aber Kinder« . .. platzt er schließ
lich heraus.
Die Bauern werfen sich verständ
nißvolle Blide zu, sie mochten wohl
herausgesehen haben, daß der Alte
nicht so ohne weiteres einwilligen
würde. Nun, aus den Fall sind sie ja
eingerichtet.
»Wir verlangen es ja nicht um
sonst, Herr Förster,« nimmt der
Ichulze wieder das Wort, »und des
halb haben wir zwei fette Haminel
nnd ein paar Scheffel Erbsen mitge
bracht. . . Jch denke, dafür können Sie
eZ schon thun!«
Der Förster horcht hoch aus-— ein
Gedanke fährt ihm jäh durch den
Fronf. Hammel und Erbsen sind zwei
Dinge, die ein armer Forstbeamter in
so schlechten Zeiten wohl zu schätzen
weiß, erwägt er bei sich- warum soll
er also die Gelegenheit nicht wahr
nehmen? Den Leuten kann ja gehol
sen tverden... und ihm auch. Und
was die Franzosen anbelangt.·. ein
herschmitztes Lächeln huscht iiber seine
verwitterten Züge, dann erwidert er,
scheinbar noch immer nicht so recht
geneigt, in zögerndem Tone:
»Wenn Jhr’s denn durchaus haben
wollt—gut, dann will ich Euren
Auftrag ausführen.«
Während der Förster sich fertig
macht, um den Bauern nach draußen
zu folgen, guckt seine Frau ihn mit
eigenthümlichen., sorschenden Blicken
an. Sie tann gar nicht fassen, was sie
da eben von ihrem Manne gehört hat.
Das läßt ihr teine Ruhe. Zaghast
legt see die Hand aus seinen Arm und
sagt, indem sie die Augen beklommen
fragend zu ihm aufschlägt:
»Willst du das warklich thun,
Alters«
Der schaut seiner Ehehälste so ver
;I.- l: -L-D ZU II«
n Unau- su IHS III-»se- v-s--u,o, uns-D prk
immer irrer an ihm wird.
»Aber Frau!« ersvidert er schwan
i;elnd, und das genügt, um sie zu be
ruhigen. Danach verläßt er mit dem
aus der Küche nebenan herbeigerufe
nen Knechte das Zimmer.
Die Bauern haben mittler-weile ihre
elf Gefangenen absteigen lassen nnd
auch das mitgebrachte (-LxekutionB-Ho
norar in Gestalt der beiden Hamniel
und einiger Scheffel Erbsen abgesa
den. Als der Färster hinzutritt, trägt
er Gottlieb, dein Knecht, zunächst aus,
die willkommenen Gaben schleunigst
an einen passenden Ort zu schaffen,
währender selbst mit den Bauern und
den von ihnen mitgesiihrten Franzos
sen, denen man übrigens zur Sicher
heit die Hände aus dem Rücken gefes
selt hat, zu dein nahen Stall hinüber
geht. Hier ässnei er eine Thür, die
Franzosen werden bineingetrieben,
nnd hinter ihnen wird die Thiir ver
schlossen.
»So,« wendet sich der Alie daraus
an dteBauerm ,,nun fahrt ruhig nach
Hause, die da drinnen sollen den mor
gigen Tag hier nicht erleben, dafür
werde ich sorgen· Jch will nun gleich
mein Schießzeug in Ordnung brin
gen, und wenn ihr wieder im Dorfe
angelangt seid, werde ich wohl so weit
sein, um · .. um . .. na, ihr wißt ja!«
»Statut-di Herr Förster, lassen Sie
»«.,.»«-:.« »J
nur keinen laufen, die Schufte haben’s
verdient. Wir danken auch schön, Herr
Förster; und wenn Sie sonst mal
was« . . . ·
»Schon gut, schon gut! Ich danke
auch schön. — Gute Nachtl«
»Gute Nacht, Herr Förfter.« —
Während die Bauern den Wagen
besteigen und voller Befriedigungiiber
ihre That nach dem Dorfe zurückkeh
ren, ereignen sich sauf der Försterei
ganz merkwürdige Dinge. Kaum sind
jene im Walde verschwunden, da öff
net der alte Warmbier die Thiir zu
dem recht primitiven Gefängnisse der
elf Verurtheilten, löst in Gemeinschaft
mit Gottlieb flugs ihre Fesseln und
fiihrt die vor Todesangst nnd Frost
zitternden und behenden Gestalten in
die warme Küche. Die armen Kerle
wissen gar nicht, wie ihnen geschieht.
Sie hatten gewöhnt, daß ihr letztes
Stündlein geschlagen k)al««e, und hat
ten sich mit ihrem traurigen Schick
fale schon so schlecht und recht ausge
söhnL — Und nun diese Wendung?l
Förster Warmbier hat mit sein-er
Frau einige Worte gewechselt, und als
Folge dieser kurzen Unterredung
dampft und brodelt es nach kurzer
Zeit auf dem Kochherde in zwei mäch
tigen Töpsen, daß es eine wahre Luft
ist. Die Franzosen hat der alte Grün
rock um den Küchentisch placirt, wo
sie aussein Geheiß sich niedergelassen
haben und die belebendeWärn2e, die
von dem mächtigen Herde ausströmte,
aus ihre erstarrten Glieder einwirken
lassen. Ihnen ist zumuthe, als um
gaukele sie ein trügerisches Traumbild,
und in diesem Zustande zwischen Hof
sen und Bangen harren sie geduldig
der Dinge, die da kommen sollen. Und
lange lassen diese auch nicht auf sich
warten. Auf einen Wink der eifrig am
stochofen hantirenden Försterin
schleppt der geireue Gottlieb eine An
zahl irdener Teller herbei, stellt vor
jeden Franzosen einen hin und legt
· auch einen Löffel daneben. Dann ver
l schwindet er in der Kammer nebenan,
lehrt aber bald wieder mit einem Laib
Brod von wahrhaft riesigen Dimen
sionen zurück, den er lunftgerecht in
elf gleiche Stücke zerlegt, die er eben
falls auf dem Tische vertheilt. Mitt
lerweile hat die Fürsterin den dam
pfenden Jnhalt der Töpfe —eine ap
petitlich duftende Mehlsnppe — in
einen Selter gethan, den Gottlieb auf
den Tisch trägt, um mit dem heißen
Inhalt die Teller zu füllen. .
»Na, Kerls, nun langt tapfer zu,
und laßt’s euch gut schmecken, Hunger
werdet ihr ja wohl habenk« wendet der
Förster sich an die starr vor Staunen
dasitzenden Franzosen und macht ih
nen seine Worte auch noch durch Ge
bärden verständliesg.
Kaum hab-en ie begriffen, daß
wirklich alles für sie bestimmt ist, was
Vor ihnen steht, da springen sie auf,
eilen auf ihre Wohlthäter zu, küssen
ihnen, während die hellen Thränen
über ihre bleichen, eingefallenen Wan
gen perlen, die Hände, die Kleider und
ftammeln Worte überquellenden, hei
ßen Dankes-.
Gerührt steht die Fürst-rein dabei
und weint mit, und selbst in dem
wettetfesten Antlitz des braven Alten
zuckt es verrätherisch, und in seinen
gutmiithig blickenden Augen zeigt sich
ein verdächtiger feuchter Schimmer.
Freundlich wehrt er die noch immer
ihrem überstrümenden Gefühl Aus
druck gehenden armen Teufel ab und
führt sie an den Tisch zurück. Gierig,
mit zitternden Händen stillen sie über
die ihnen dargereichten Speisen her.
Sie haben ja seit langem nichts mehr
über die Lippen gebracht, es wollte sich
niemand ihrer erbarmen!
Förster Warrnbier ist inzwischen in
das Wohnzimmer zurückgetreten, hat
seine Doppelläufigc von der Wand ge
nommen und die Deistertasche umges
liiingi. So ausgerüstet, begibt er sich
nach draußen vor das Haus-, geht ein
paar Schritt in den Wald hinein, und
bald darauf donnert ein Schuß durch
die mondhelle Winternacht Ein zwei
teriracht — ein dritter —und in te-—
gelmäßigen Zwischenraum-In folgen
noch acht weitere Schüsse, genau so
Viel, wie Franzosen in der Küche sisem
Nach dieser Kanonade kehrtWarm
biet, leise vor sich hinlachend, ins
Haus zurück. Er hat nun seine Schul
digkeit gethan, so meint er. Ob aber
auch im Sinne der Bauern? Die ··t
ten wohl ihre Augen gewaltig auge
rifsen, wenn sie Zeugen der seltsamen
Exetution gewesen wären, die sdoch so
ganz ihren Bestimmungen zuwiderlies.
Aber sie sahen es ja nicht, hörten wohl
nur den Widerhall der Schüsse und
lebten in dem Glauben, daß ihrer
Rache nun Genüge geschehen. Dafür,
das-, sie nie etwas von dem wahren
Sachvethalt erfuhren, wollte der Alte
schon sorgen. Und der Wald —- der
planderte nichts aus-s.
Jn der Frühe des nächsten Tages
führte Warmbicr seine Schützlinge aus
einsamen Pfaden unbemerkt durch den
Wald und wies ihnen den Weg zur
Festung Magdeburg, wo sie glückli
chere Landsleute trafen nnd geborgen
war-en.
Die vermeintliche Zimmctwirthtn.
Studiosus (der Morgens auf der
Polizeiwache erwacht, zu dem eintre
tneden Schutzmann): »Nanu, Frau
Müller, warum haben Sie denn den
Helm aus dem KohW
Bech·
A.: ,,Geftern hat der Autoniobils
fabritant Meier einen Vortrag über
die Vorzüge seiner Automobile und
oie Mängel und Nachtheile anderer
Fabrikate gehalten.«
B.: »Na —- und2«
A.: »Es ging ihm wie mit seines
Automobilen. Mitten in seiner
blieb er stecken.«
Der schwer-listige Chef.
Beamter: »Ich habe die Ehre!«
Chef: »Sie haben doch jeden Tag
was anderes!«
Etlliirlich.
» . . . Wie, Sie sind der einzige
Geldbriefträger hier am Orxs Ja. da
wundert’s mich nicht, daß «--ie so sel
ten zu mir kommen!«
Basel-unmit- -
Richter: »Es soll der Hausfchliisse
gewesen sein, mit dem Sie den Kläget
schlugen?«
Pantoffelheld: ,,Ol)o!... Jch half
mein Lebtag noch keinen triegtk«
Merkmal.
Frau zu ihrem Mann: »Du bist.
nsie alle anderen Männer, feine Bohne
werth!«
»Ja, das merke ich an meinem
Kaffee!«
Anziiglich.
Er: »Ich kann nicht begreifen, wie
Du das Haar einer anderen Frau tra
gen kannst.«
Sie: »Du trägst ja in Deinen An
»zügen auch die Wolle eines anderen
Schafe-IF
» —
I Thcuerunq.
! Sommekfkischlek: »Wie, Sie sind
’bier im Orte auch mit der Kurtaxe
aufgeschlagen?«
Wirth: »Ich . . . bitt’ Sie, jett
smo alles thenrer wurde, ist hats
die Lust auch theurer worden!«
Gute Empfehlung
A.: ,,Sagen Sie, ist diese Czer
gesund? Jch möchte mich hier nie t
lassen.«
B.: »O, gewiß, mein Herr. Hier
bei uns können Sie in kurzer Zeit
hundert Jahre alt werden!«
Ein lieber Dienstboten
»Herr des Himmels-, Kathi. sins
Sie aber ungeschickt, ich möcht’ aus
der Haut fahren!«
»Aber, gnä’ Fran, da blieben nach
her ja nur mehr die Beiner übrig !'
Auf dem querncnhof.
»Wenn Sie auch Doktor der Rechte sind, es wird immer mit dem
linken Fuße ungetrenn, verstanden!'