Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 22, 1907, Sweiter Theil., Image 7

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    : Ofen-r schreibst-ritt non »
s Mute Haftung-L
·- i
No. 250. Jch muß jetzt ganz still;
sein und derf kein Wort mehr
fchwäe e,.bitahs der Philipp, was
mein sband is, der duht mich sonst
gible und tidde, betahs ich hen selle
acht die Schier mit den Bnrtler
gehabt. Jhwen die Kids mache al-;
lerhand dumme Niematts. Der Benii
nie hat den annete Dag verzählt: Sei-;
Ma, ich hen awwer die legte Nacht ej
argie Schiehr gehabt; ich hen gedenkt, T
es wär en Gabst in unser Ruhm; ich
Lin iwwer nit to effrehd gewese wie
u, nassen ich den all mei Koreetich
uffgepickt un sin aus den Bett un den.
inweitigehtet wo der Schein her kam-J
me dicht-am do den-ich denn geselInJ
daß es nur das Luckingläß war, wd
sich den Pa sein Bahlhead rieflecktet
hat. Der Pa hat in den Liffingruhm
gefosse un hat geleie un die Dohr war
nit geilahst. Jch kann Jhne sage
Mister Edithor. ich gleiche so en Stoff
ärnz un gar nit un ich den mein
ieind uffgemacht, den Philipp auch
emol zu sfudle un den Weg itkwen mit
ihn zu wein Ich den mit die We
destveiier’n en Tal-i an das Sabb
tscheckt gehabt un das is ebbes. was
ich nit hätt duhn tolle, betahs die
Wedesweimlerm sim ihr Alter-die
fieete doch zusamme un wann so ebbes
im Gang is, duhn se sich immer pohi
ste Well die Wedesweiletn hot zu
mich gesagt:—— »Lizzie, hat se gesagt
ich kann dich sage, die Mennfahts sin
noch viel größere Lauert-· wie Leb
dies un ich wär zu Dom getictelt,
wann mer ihne emol en Drick spiele
tönnte." Do hen met uns dann bei
samme gedeckt un hen gedenkt un ges
denkt awwer alle Eidieg, wo eins von
uns gehabt hat, die sin tvidder diß
tattet morde. Mer hen for die läng
ste it nit das rechte finne könne.
Schließlich hen mer aivwer das rich
tige gestrocke Es is e wenig easpen
tief com-i- ammkr tm ben mer nickt
drum gen-we. Jcki will Ihne die
ganze Eidie nit von vorne etei ver
zähle, biiahs das wär en oehtt giff
enseh, ich will Jone nur sage, das-, ine:
uns en Eieiirischen geheim hen un
drei junge Meeoetcher un met ben
auch Ker genomme, dasz mer uns die
schönste kraus gepictt hatte. wo zu
kriege ware. Unsere Priepettetzschens
hen puiii nieht e Woch odder so ne-:
nemme, ein-wer es is auch e Pietsch
gewese. Wie alles setiig war, do hen
mer uns all in die Wedesioeilekn ih
ten Ftu tsellek oetsaminelt. Die
Kosiieineks sin schon früh fortgqnge
un der Philipp un der Wedesweilet
hen noch alleins beisamcne gesafse.
Die Wedesweilekn is obbsieiiks ge
schnieli un hat-die Saluhndiehk von
die Auis ii ganz leise zugeschlosse.
Wie no so ebaut suszehn Minnits
iwwer ware. do den met gestatt. Der
Eieetikiescheu bot in die erschte Lein
e Pies Nohp angebkennt un der
Schmohi is dokch das ganze Haus
gange. Die zwei Felleisen den ge
tossi, das war nit mehr schön. Dann
bot der Eleisxischen e Peksjuhin an
gebkennt un das ganze Haus war mit
en seine Schmell gefüllt. Ich sin obv
siehez gesehniehtt un hen dokch e
Trennsomkn in den Saluhn aeguelix
St hätte not enioi die Fehses sehn
solle von die zwei Fegeri Der We
desweiber hoi gesagt: »Was diei
«- x - —
Kriinl is dann des?« un dann hen
se widder in vie Lust etum geschnau
pekt. Uss emol sin die Gäsleits aug
gange un der Saluhn war in Darl
neß. Gusch, do sin s: awwer usfge
tschumpt un hen nach die Dieht Inasiie
wolle; die war awwer gelockt. Mit
einem mal war dass- Nnhm wisder so
hell wie am hellste Dag un sell war
den Elelttischen sein Tschapp. Well,
der Philipp un der Wedesweilet, die
hen gak nit gewüßt, was se aus die
Geschicht mache sollte· Der Philipp
grt gesagt: »Seh, ich denke, ich gehn
im, bei dich gefällt mich-That nit.«
Do hot der Wedegweiler angehalte nn
lamentirt wie alles. er sollt ihn nit
alleins lasse. Je t hot der Wedes:
weilet gehallett: ite, wo steckst dn
denn? Un do" hot’s en Ton gewme,
als wie e Fahthorn Er hot noch
emol gehallert nn dann hot’g widdek
so e schreckliches Neus gewwe. » Den
Philipp sin die Auge im Kopp ernm
gekohlt wie e Pinnwiehl un der We
desweilek hot an sein ganze Körper
geschiwwekt. Er is nach die Bah
gange, for sich en Drinl zu nemme,
awwek in dieselwe Minnit is e totbe
Flehm auöpie Wislie Battle kraus
gcfloge· Dann is es widdet dunkel
wotde un wie das elektrisch Leit wid
der angetötnt is worde, do hen drei
atig gutguckiges Meedetcher - wie
Schiedewwels gedreßt hinnek die
Baht gestanne un hen Mohfchens ge
macht, als wann fe nur tomine un
en Drint nemme sollte; awwet von
die zwei Feger hot leiner e Glied
muhfe könne. Schlupp, is es widder
dunkle Nacht gewese, das Rohp is
lviddet angetörnt wokde un hot for
e ganze Weil gebeennt un das war die
Zeit wo mit uns uffgedreßt heu. Jn
fo ebaut fünf Minnits sin mer reddig
gewefe un dann hot det Fonn qe
kstatt. Die Diebe wo in das Deining
ruhen lieded ubt«,'«ift ganz leife uffge
macht wokde un wie ik in Posikchen
ware, do bot der E ttcifchen widdee
rothes Leit angetöknt un do hen mir
in fo schreckliche Geftalie do gestanne,
daß der Philipp fot Schrecle an den
Flohk gefalle is un der Wedestoeiler
sich bolzefttack uff die Bahk gestellt
W, atvwer uff vie händ inftett von
die Fieß. Ach fin bei den Anblick
doch auch fo terkibbel gefchtehtt ge
wese, daß ich putiiniek gefiorwe sin
Mit en plötzliche Tfchert hen ich fort
,fpringe"tvol1e un dabei sin ich gefalle
un wie ich widdek zu mein biche Be
wußtsein komme fin, do den ich an
den I he newig mei Bett gelege un
die g nze Gefchicht hen ich gedtiemi
«gehabt! Wie ich gefühlt heu, das
iann ich Jlme gar nit befchkeiive; ich
im iomplietlie ronn dann geweie un
lich denke ich muß emol ebbeg for
imeine Kandifchen duhn, bilahs wann
imich der Schrecle uff mei Röer
ischlage bebt, das dehi ich auch nit
’gleiche. Dit befte Riegards
s Yours ,
I Lizziehanfftengel
! Den-sitt
i Häuschen: »Du, Vater-, was sind
iFliitenoochen?« ·
Vater: ,.Flitieiivochen? Rittern-o
chen find — sind ---— na, wo der Mann
alles stillschweigend verzehrt, was
ihm die Frau kocht-«
Miene Logik.
Junge Dame: »Herr Förder, Herr
,Föt[tet. wei- einnial lügt, dem glaubt
man nicht!«
, Alter Föksten »Da dürfen S’ dann
mir schon glauben, «gnä’ Fräulein,
idenn ich hab’ schon öfter wie einmal
sgelogen.«
. -
Die Schwimetim "
! Bräutigam iPulyetfabkil - Direk
tiorje »Es-ist nicht«unmögllch, mein
iEngeL daß ich eines Tages in di:
ILufi fliege!"
F Bran (ichiväimetiljch)r »Ach wie
herrlich wäre eg, Ge iebtek, wenn ich
mit Dir fliegen iönnte!«
; Sie kennen sich.
s »Wie kommt es denn, daß sich die
iqu Hauptmann und die Frau Rath
Ho auffailend meiden, obwohl sie doch
ierjt seit gestern einander dargestellt
sinds-s Rennen sich denn die Damen
schon?"
»Und wie! Bei denen hat einmal
I zufällig-weise Dienstmädcwa
lausch stattgefunden«
Post
Macht der Gewohnheit
s Ist I
"-«---’«-·J « " WHMMWI
-
Wißblath Redakteur (in einen Ballsaal tretend): »Alles um«
Dies drei Hüte.
Stizze oon FrattziBla Manns
Die Eisenbahn«Dis-Unole hatte
zwischen den Passagsersn »j«·..s und«
dritter Klasse leinm Unterschied ge-«
macht. Lord Marstons feine Leder
tasche war genau so zerstamost wie
Fleische-r Schmidtz perlengeslicktes
»Gliletlirl«e Reise«.
Wie hoch die Zahltder Verunglück
ten sich bezissere tozrnte nicht so schnell
festgestellt werden· Gerettete rann-s
ten zwischen allerlei Reisecsselten ziel-«
los hin und her. Einige schrien wie
Wahnsinnng andere stierten starr und
verstummt um sich.
Ein wenig abseits dicht an einein
Ohausseegraben lagen drei Frauen
l;iite sast aufeinander Der Zufall
hatte sie vereint. Es wäre schwer fest-s
zustellen gewesen, aus welche Weise
sie hierhergetoninten sind. Vielleicht
wollte sich jemand an dieser etwas ent-«
legenen Stelle die Berlorenen sicheran
vielleicht hatte nur ein Fußtritt sie
lsig hierher ins Grab geschleudert.
lleker die Wiese suhr ein warmen
Getoittertvind, er tändelte mit dem
Schmuck der Hüte. l
Was mochte aus den Köpfen ge
worden sein, denen diese Hrite zu
eigen waren, diese so ganz verschieden
gesormten hüte, deren jeder wie von
selbst dem Hinschauenden seine Ge
schichte zu erzählen begann?
Da lag zu untersl Mutter-z ,,guter«
Kapottehut, der echt ,,samrntne«, zer
driickt und verstaubt. Zur Hochzeit
ihres Jungen wollte sie fahren. —
Wie langen lleberlegens hatte es be
» durst, bis es entschieden gewesenob
der »gute« einzupaaen sei oper oes
ersten Eindrucks halber auszufegen
wäre. — Die großblunrigen lila
Stiefmutterchen hat-ten iherrlich- aus
den weißen getrauften Scheiteln ge
legen· Anne - Marie die Stiche
tniipfte wohl nie eine gelungenere
Vandschleife als an diesem Reisemor
gen.
Gerade eine Kopflpedeckung ,,rede
Vände«, hatte Hugo, »ein Gentlernan
aus der Residenz«, einmal im Ge
spräch erwähnt, und eben dieser
«Biinoe« halber war dle Frage so
schwer zur Entscheidung gelangt, ob
lila oder schwarze Bindebänder zu
wählen wären, ob aus Moiree v oder
Taffeta. Lila schien- effettvollen,
schwarz vornehmer, Atlas- prunltvol
ler, Taffet arisiotratischer. Mutters
Aelteste in Perlelerg erhielt zuerst die
lila Probe zugesandt, dann ihr Fried
chen in Nauaard. Das Resultat
lautete: schwarz Atlas. Aber nicht
lsitelleit hatte diesen Konflitt hervor
acrufen, wirklich Liebe, nur Liebe.
Tie unbekannte Tochter sollte sich auch
gleich am Aeußeren der neuen Mutter
erfreuet-· ,
Man war dann lange vor der «le
fahrtszeit zur Bahn gegangen. Vorn
Neisefieber war auch die Stütze er-«
griffen. Der Zug fuhr zwar erst um
7 Uhr früh doch wie leicht konnte
man ihn verpassen.
Schon um 5 Uhr setzte Madame den
Qui aus« LlnnesMarie hielt den
OandfpiegeL »ob er auch ganz gewiß
nicht« schief saße, der gute Kapott
hut«. Dann nahm Madame den
Spiegel, und die Stütze band die
Schleife, und dann —— ja dann war
die titroßstiidterin fertig.
Erst im Coupe athmete Madame
aus: Nun tonn«e ja nichts mehr pas
stren·
Langsam setzte sich der Zug in Be
list-antret. Madame winkte und nictte
ihrer treuen Arme-Mark zu, und
such die Stiefiniitterchen winkten und
ntrtten, die Hutbänder ab:r flatterten
aus dem geöffneten Fenster, als rie
sen sie nochsein ganz besonders fröh-«
lirifest Hluf Wiederseheni »
Und nun? Kaum zwei Stunden:
jsxsöter wehten diese selben »guten«»!
—
Banoer am Rande eines unaussee ;
aialsens Wintlen sie nicht« als rie i
sen sie angstvoll: Miitterchen ioix
tleibst du? Wo bist bu? Wir warten
ans dich, Mutter!
Doch nur ber Wind fals die Ver
lassenen, nur die Schmetterlinge treu l
ten sich der Unkelannten. Die Sonn
blitzte grell iiber si: bin, sowohl iirers
die schönen lila Stiefmjittelchep, nlzs
iilser die wallenden, weißen Stran «
ßrtisederm die Dem glitzernden, geroal
tigen Tiillhut ein so vielverspreciien
des Gepräge verliehen
Tag Pariser Modell, welches hier;
in so nabe Berührung mit Mutters-i
autem Kapottlsut getommen war,
hatte seine Premiere bei Maxim er
lebt, swar in Oftende gesehen worden,
nnd befand sich eben heute auf dem
Wege in eine tleine Garnison. Gar
zu lkerzig pfiff der Leut-tout von We
del das Lied von den süßen Mädelik
Rosa durfte wirklich zu ihnen sich,
zählen Sie stellte es wieder einmaf
selbst an diesem Morgen fest, nachdem
sie mit festem Griff drei Pariser No
dein durch das sieghafte Gebilde ans
ihrem Kopf gebohrt hatte. Gedan
tenoerloren ordneten ibre schlanten
Finger so lange an den hellen Löct
chen auf oer Stirn, bis ein lfrreixtken
des Babnbofes zur rechten Zeit nur
noch mittels des schnellen Autos er
möglicht wurde.
Atlsemlos fiel sie in vie Polster des
Gouv-s .Sie mußte ein. paar Mini
ten die Augen schließen nnd—«-- meet
würdig Rosa, die so lange nicht mehr
der guten Familie in Magdebura ge
dacht hatte, erinnerte sich plötzlich
einer ähnlichen hastigen Absahrt vor
drei Jahren. Damals standen die
Eltern abschiedivintend ans dem Per
tb --
rrsn, damals hatte ein Kind feine
Eltern für immer verlassen. Wann
wurde sie ihnen wiederbegegnen?
Wann und wie? —
Zwischen Schachteln und Taschen,
verdogen und durchnäßt lag der kost
lsare Hut eine Stunde später im
Grase· Der Fußtritt eines eilenden
Beamten hatte ihn wohl ein Stück
weiter geschleudert. Tand und Flü
ter hatten keinen Werth in diesen
Augenblicken.
Fast wie aufgespießt balancirte an
der Spitze einer der kostbaren Hut
nadeln ein einfaches Matrosenhütchen
Und doch thronte es dort so reiervirt,
als miede es selbst in dieser Lage. mit
dem Pariser Kollegen in Berührung
zu kommen; viel lieber wäre es aus
die lila Stiefmütterchen gefallen. aber
die guckten kaum zwischen den weißen
Federn ein wenig hervor.
Zwei, drei Schmetterlings flatter
ten iiber die Hüte hin und her, Und
setzten sich im Sonnenschein dicht
nebeneinander auf das rothe Band
des Matrosenhiitcheng. Sie mochten
es fiie eine fremde Blume halten.
Vielleicht strömie es wirklich noch den
Hauch des jungen Geschöpfes aus,
dessen Köpfchen ihn getragen hatte. «
Nach glänzend bestandenem Exa
men gin Marianne’s Reise in die
Welt. ie erste Stelle sollte ange
treten werden. Auch fijr die kleine
Lehrerin war die Wahl ihres Hutes
rrn Bedeutung gewesen. Auch sie
hatte zögernd ein paar Setundenvor
dem Spiegel in ihrem Stäbchen ge
standen, ernstlich überlegend, ob sie
Vertrauenerweckend wirte oder zu
jung. Jhre Seele war von freudiger
Erwartung erfüllt. Wie mochten ihre
Zöglinge aussehen? Wie wollte sie sie
zu lieben versuchen! Welch eine Fülle
nmt Lenkt trennt- Mnkinnno finb In
mitarbeiten zu helfen an dem Nieder
reißen veralteter Vorstellungen —
Jnniq preßte sie beim Abschied die
Mutter—an’s Herz, die Opfer auf
Lpfer sür sie gebracht hatte, und die
ihr Kind nun ziehen sah. um es
selbstständig den Kampf mit dem Le
ten aufnehmen zu lassen. Ach, Ma
rianne wollte —
Unv nun?
Hugo, »der Gentleman aus der
Residean er hatte recht. Jn Stille
und Staub redeten sie »Bände«, diese
drei Frauenhiitr.
Vor dein Ziel sind sie an’s Ende
Igelanat Halb vernichtet strömen sie
dennoch eine leise Melodie aus. Sie
jsinaen von Augen, die mütterlich
warm leuchteten, von Blicken, die,
ohne tvirtlich Liebe zu fühlen, zu
strahlen verstanden, von Händen, die
tapfer in’s Leben greifen wollten.
Vernimntt man nicht förmlich die
angstvollen Laute aus der fremden
Station, die sich aus Kehlen pressen,
deren Rufe ungehört verhallen? Sieht
man sie nicht deutlich umherirren, die
Fremden, deren Blicke diese Hüte
suchen? Hört man nicht eines Sohne-Z
geltend-es: »Mutter, Mutter!«? Steht
er nicht erblaßt dort, der junge Leut
nant, der unter jeden Federhut
starrt, sein süßes Mädel vermuthendk
Draht der Frau nicht Jrrsinn, deren
Leben an dem kleinen Matrosenhiit
then hängt? « —
Der Wind ist der traurigen Weisen
müde geworden. Mit der Sonne sind
auch die Schmetterlinge davon ge
"slohen. Seit Stunden rieselt ein
warmer Friihjahrgregen über die drei
Verlorenen, deren Farben sich lange
schon verwandeit hat-en Von den
treißen Federn fallen große lila
Tropfen, til-er die Stiefmütterchen
rinnen schwarze Bäche, das rothe
Band cer kleinen Lehrerin ist aanz
dunkel geworden. Die Nässe hat die
Drei sest zusammengedrückt All ihr
Wollen und Wehen haben sie ausge
geben. Auch sie -—- Gewesene
v-——s
Haut-arger Anekdotem
Einst sah Philipp li. lvon Spa
nien) an seinem Hof einen Edeln, der
seinen grauen Bart schwarz gefärbt
hatte. Er schaffte ihn sofort vom
Hofe, indem er sagte: »Wer seinen
eigenen Haaren nicht getreu ist, der
wird auch seinem Könige untreu sein."
si: si- st
Maria Theresia entschuldigte die
Flattekhastigteit ihres Gemahlg mit
dem Müßiggang und sagte einmal zu
ihm: »Laß dich warnen und heirathe
nie enen Mann, der nicht-Z zu thun
hat«
H- ik »i
lleber die Entstehung der österreichi
schen Voltghymne erzählt Dr. Fi. J.
Proschto folgendes: Arn 8. Februar
1808 saß in einem Häuschen der Guin
pendorser Vorstadt Wiens ein greiser
Mann ——— der große Tondichter Joses
Hahdin Neben ihm stand ein anderer
berühmter Mann, der Dichter und
Schauspieler Jsfland, welcher in Be
gleitung des Theaterdirettors Schmid
den greifen Komponisten zu besuchen
gekommen war. Als die beiden Her
ren sich entfernen wollten, ries Haydm
»Ich sollte Ihnen noch etwas vorspies
ten! Wollen Sie etwas von mir hö
ren?« -— Natürlich wurde dieses Aner
bieten von den beiden Freunden
Hahdns mit großem Vergnügen ange
nommen, und der greise Tondichter
seßte sich ans Klavier und sprach: »Sie
sollen meine Komposition hören, die ich
gesetzt habe, als eben die französische
Armee auf Wien vordrang. Das Lied
heißt: Gott erhaite Franz den Kaiser.«
Nun spielte Haydn mit Begeisterung
und Jnnigteit die schöne Melodie ganz
durch. Als er geendet hatte, legte er
beide Hände ans das Instrument und
—
blieb einige Momente schweigend sitzen,
dann sprach er: »Ich spiele dieses Lied
an jedem Morgen und habe in den Ta
gen der Unruhe Trost und Ergebung
daraus geschöpft. Mir ist herzlich
wohl, wenn ich’s spiele, und noch eine
Weile nachher.« — Diese Komposition,
zu der Lorenz Leopold Haschta, ein-v
stiger Professor der Aesthetit und Ku
stos der Universitätsbibliothek (geb. zu
Wien am J. Sept. 1749, gest. am Z
August 1827) denText verfaßte, wurde
bald Gemeingut des österreichischen
Volkes. (Betanntlich liegt die Melo
die der österreichischen Voltshymne
auch ,,Deutschland, Deutschland über
alles-« zugrunde.)
Il- stt It
Als Franz Joses l. nebst Gemahlin
im Jahre 1885 in Gastein mit Kaiser
Wilhelm l. zusammentraf, wollte die
ser das österreichische Kaiserpaar
durchaus begleiten. Franz Josef bat
seinen greifen Freund, sich zu schonen
und zurückzubleiben, dieser aber wollte
nicht nachgeben. Da rief der österrei
chische Kaiser lächelnd: »Dann besehle
ich dir zu bleiben!« Der deutsche Kais
ser trug nämlich die österreichische
Obersten-Unisorm und mußte gehor
chen; er richtete sich stramm aus, salu
tirte und nahm dann herzlich-en Ab
schied von dem hohen Paar
st- III st
Als man dem Kaiser Franz l. zu
Paris in einer Bibliothek einige Bücher
mit den eigenhändigen Anmerkungen
des unglücklichen Königs Lud
wig XVI. zeigte, sagte er nachdenklich:
»Es geht den Königen wie andern
tmmsckienk die von denen man am
meisten spricht, sind nicht allemal die
Größten.«
si- ng L
Es ist verbürgteThatsache, daß dem
jetzt regierenden Kaiser (Franz Josesl
einst einUrtheil zur Unterschrift vorge
legt wurde, über welchem er lange in
schweigendem Sinnen gesessen. End
lich ergriff er die Feder, um das Pa
pier zu unterzeichnen, doch schon nach
dem ersten Feder-strich entrollte seinem
Auge eine Thriine und verwischte den
langsamen Zug. Da saltete der Kai
ser das Papier zusammen und gab’s
dem Selretiir mit den Worten zurück:
»Thra«nen löschen jedeSchuld aus: ich
tann das Urtheil nicht unterschreiben.
Da sehen Sie, mein Name ist vermischt,
die Schrift hat teine Kraft, ich
schenke dem Verm-theilten das Leben«
Jl- -t: st
Vlus den Tagen der Jschler Entre-»
vue im Jahre 1877 wird folgendes
Geschichtchen erzählt: Eine junge
Braunschweigerin wollte durchaus bei
der Absahrt Kaiser Wilhelmå diesem
einen Blumenstrauß überreichen.
Nachdem sie fast dreiStunden vor dem
Hotel Elisabeth gewartet hatte, kam
der deutsche Kaiser die Treppe herab.
Ehe er den Wagen besteigt, bittet die
Dame einen neben ihm stehenden preu
ßischen Offizier, dem deutschen Kaiser
in ihrem Namen die Blumen zu über
reichen. Der Ofsizier erfüllt ihre
Bitte und übermittelt mit freundli
chem Lächeln den allerhöchsten Dant.
Gleich daraus sieht die bestürzte junge
Dame den liebenswürdigen Osfizier
den Platz neben dem Kaiser einnehmen
und auf ihre Frage, wer er denn sei,
bekommt sie zur Antwort: »Der Kai
ser von Oesterreich!«
di- Sls sit
Zur Zeit der Anwesenheit des Kai
sers Franz Joses bei den Manödern
in Bruck a. L. überraschte dieser, der
helanntlich sehr früh aufsteht, eines
Morgens um halb 6 1’-1 früh ganz
unversehens einige Baraaen im Lager
mit seinem Besuche. Jn der ersten
Baracke waren nur der Korporal und
sein »Putzer« auf, während die übrige
Mannschast noch sest schlief. Der
Korboral toar eben mit dem Zuichnii
ren eines Schuhes beschäftigt, wäh
rend der Putzer in bloßem Hemo und
in seinen breiten ungarischen Hosen
dastand und das Riemenzeug putzte.
Der KorporaL den Kaiser erkennend,
sprang sogleich aus und schrie mit
Stentorstimme: »Habt acht!« worauf
als einziger Folgeleisteuder sich sein
Puder neben ihn stellte, stramm die
Hand an die Naht seiner breiten, wal
lenden Hofe legend· DerKaiser mehrte
mit ruhigem Lächeln jede weitere Eh
renbezeigung ab und sagte zu dem
Storboral: »Gut, gut!« schnüren Sie
nur Ihren z.)eiten Schuh zu und voll
enden Sie Jhre Toilette; ich werde
warten!« Daran wandte er sich an
den Putzer und fragte in ungekrischer
Sprache streng: »Du bist ein Ungar,
- ich seh’g an deinen Hosen, ——« wa
rum trägst du nicht die ärarischen
engeiiHosen?« »Maiestät,« antwor
tete der Gesragte in seiner Mutter
sprache, »ich trage diese Hosen lieber,
weil ich an sie gewöhnt bin; und dann
-——-- diese ärarischen halten nicht lange;
wenn sie zwei-, dreimal gewaschen
werden, sind sie zerrissen. Drum trage
ich meine eigenen und schone die ärmst
schen.« —— Zeige einmal deinen Tarni
ster!« befahl der Kaiser. Der Mann
gehorchte, und richtig sah der Monarch
zwei Paar ärarische Hosen, sauber zu
sammengelegt, neben einigen Virgi
nierzigarren (nebenbei bemerkt: Lieb
lingözigarren Sr. Majestiit). »Das
ist schön von dir, daß du für den
Staat sparst!« meinte der Kaiser la
chend und schritt weiter. Noch am
selben Tage wurde dem Ungarn in
allerhöchstem Auftrage ein Packet mit
hundert Stück auserlesenen Virginia
Zigarren eingehändigt, — »als Beloh
nung dafiir, daß er mit ten ärarts f « s»
Hosen so schonend und sparsam um «
geht«.
Il- slt Its
Bot einer Reihe von Jahren la
ein in der Provinz garnifoniren "
Feldmarschalleutnant nach Wien, tv ,
er fich in dienstlichen Angelegenheitenf
einige Tage aufhielt und auch mehr-J
mals bei Hofe zu Tisch geladen wars-·
Der alte Herr, ein Soldat von echte »
Schrot und Korn, türnmerte sich nich
viel um das strenge Zeremoniell und-Z
sprach frisch und frei aus, was ihm in;
den Sinn lam. Diese Ungeztvungen-Ts
heit und Aufrichtigkeit gefiel dem Rai-if
fer und ver-schaffte dein alten Kriegs
mann die Gunst des Monarchen. Ein-.
mal sprach der alte Herr seine Genug
thuung darüber aus, daß inWien ein
gutes Glas Bier zu haben sei, woran
es in feiner Provinzgarnison fehle
Lächelnd erkundigte sich derKaifer, wo
er denn in Wien den gerühmten Stoff
trinke, und erhielt die Antwort: »Bei-,
meiner Richte, der Gräfin K» die dasv
Bier bei der »Pfeife« holen läßt.« Als :
dersalte General das nächsternal des
Kaisers Tischgast war fand er auf«
seinem Platze --- eine Flasche Bier, die
eigens für ihn aus der ,,Pfeife« bezo
gen war.
—-—-.s«--.--—
»Trockenfarmbetrieb«.
Der Ausdruck »Trockenfarmbetrieb«T-E
wird manchem etwas sonderbar vor-H
kommen und er wird verwundert den«
Kopf schütteln, wenn er hört, daß so-.;
gar ein Trockenfarm - Kongreß türzssl
lich in Denver getagt hat, der von den
Vertretern von 16 Staaten besuchtsä
war. Es handelt sich nämlich dabei-H
um einen Versuch, die sog. »halb-trocie-T
nen« Hochebenen unseres Westens -
fiir den Ackerbau ergiebiger zus·
machen dadurch, daß man durch?
wissenschaftliche Methoden in Jah- IT
ren mit fchtvachem Regenfall dies-;
Feuchtigkeit im Boden festzuhaltenss
suchen will. Dadurch sollen Ge
genden, die bisher nur als Viehwei--:2z
den benuhi werden konnten, dem Gesi- "
treideanbau zugänglich gemacht wer- ITf
den, ohne daß man zu kostspieligen Und kl-«
mühsamen Bewässerungsanlagen seines E
Zuflucht zu nehmen braucht Diese T;
Jdee hat bereits zahlreiche Anhänger.
gefunden, die mit der bei jeder Neue- III
rung üblichen bekannten Begeisterung
bereits davon schwärmen, daß in dens
Borbergen der Felsengebirge in einer
Länge von 400 und einer Breite voni
100 Meilen eine großartigeLandwirth- X
fchaft sich entwickeln werde, nicht zu ge
denken all der übrigen Theile des Jn
nern des Landes, wo bis jetzt durch un-z
genügende Regenfälle der Ackerbau
nicht gedeihen wollte. Der ganze Plan .
ist äußerst einfach und bildet kein Ge- III
heimniß. Durch eine gründliche und
unausgesetzte Pulverisirung der Erd-;
oberfläche soll dieselbe in Stand gesetzt
werden, als Feuchtigkeitssammler zu
dienen und alle Näfse anzuziehen. Auf
diese Weise hofft man den gesammten
Regenfall im Boden festzuhalten und
zu verhindern, daß derselbe abfließt, so .
daß selbst in regenarmen Jahren we
nigstens ein um dag andere Jahr eine
gute Ernte erzielt werden kann, in rei- .
genreichen Jahren natürlich jedesJahr.
Wean dazu noch eine wissenschaftliche
Bearbeitung des Bodens kommt ifitJJ
die Geschichte auf praktische Art ange
faßt wird, so dürfte einige Aussicht
auf Erfol bestehen Man ist ja über- s z
baupt im Landbau seit einigen Jahren ; «
bedeutend vorgeschritten. Unser
Ackerbau — Departement interessirt .
sich auch für die neue Jdee und beab- »
sichtigt, Verfuchgfarmen in jenen Ge-«
gcnden anzulegen, sodaß es sich balde
herauf-stellen wird, ob sich die Geschichte ;
verwirklichen läßt. Wenn man die Er
innrimmm stirbt nllznbmfi fvnnnt nnd «
wol-i
ifdie-Sache evenals Sag betrachtet, was
freist, als einen Versuch, auf dem man i«
fuuen und weiterarbeiten kann, dann?
wird auch der Nutzen nicht ausbleiben. «
Die Idee klingt ja sehr wahrscheinlich i
und leicht ausführbar. (W. P.)
Of-—
22,5()0,0(.)() Pfund Pserdefleisch
wurden in Paris im vorigen Jahre
i verzehrt. Es wäre interessant, all die
; hübschen Namen zu lesen, unter denen
f diese Schlachtrösser auf den verschiede- ? ,
Hucn Speisezetteln standen.
di- -t: H
Dcr Legiglatur des Staates Mis
deingemäß keine Frau in einem Jahre
mehr alg zwei Hüte soll kaufen dürfen,
und zwar innerhalb der in dem Ent
wurse vorgesehenen Preis-lage Muß
der Antragsteller aber hittere Erfah- I«
rungen gemacht haben!
st- stt -t:
Das Leben ist stets zu etwas gut, -
es verschafft uns entweder das Glück
oder die Erfahrung
s-. -1: st
Anna Gould vermied eg, in einer
Gesellschaft ihrem früheren Gatten,
dem Grafen Castellane, nahe zu kom
men. Sehr vernünftig. Die Gefahr
eines Puinpversuchs war zu tlarlies
our wurde ein Antrag unterbreitet,
!
, gend.
It- Ik It
»Wakum sind Sie alle hier so bei
flissen, gerade jenen Mann in den Kon
greß zu senden?« —-- »Ja, sehen Sie!
Er redet so viel . . . .« — »Und da
meinten Sie, er könnte Jhre Interessen
gut in dem stongreß vertreten?« —
,,Da·s gerade nicht! Aber er hält dann
wenigstens die Leute hier nicht von des
Arbeit ab!««
»so-M Ists-H- - -2.