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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 22, 1907)
In den Dielen. Roman von Margarete Yokff Weder-. (9· FortfekungJ Liede aber, die daran den Groß vater genau ansah, gab es jedesmal einen Stich ins Herz. Die Gestalt war gebeugt und so überaus hager« das Gesicht war pergamentfarben, das Kinn noch mehr vorgeschoben, und nur die Augen unter der vorges bauten Stirn leuchteten in solchen Momenten des Humors noch in ihrem alten Siahlglanz. Aber Hede hatte sie auch oft schon anders, so fieberglänzenv und weiß gesehen, und bisweilen waren dann wirre Reden von seinen Lippen gekommen. Sie ängsiigte sich, daß eine heimliche Krankheit an seinem Marke zehrte, und wenn auch der Arzt ihre Sorge enbe riindet fand, sie wurde dersel ben och nicht ledig und mühte sich depd,«0rohp-ater jeden wirthschastlii chenAerger fern zu halten. Wenn er das merkte, lachte er nnd meinte: »Unser gehört zum Leben. So ein ordentliches Donnerwetter, das so über den Hof hinschallt und sämmt lichen Döshänsen Beine macht, zeigt mik, daß ich noch nicht ausgespielt Tabe. Und das macht mich zehn Jahre jünger, kannst es glauben.·' Aber wenn sie das auch glaubte, ihre Sorge und Fürsorge blieben sich doch gleich. Und Elsbeth und Karl Adolf und Haus und Hof gehörten da auch nochghinein-.-- So der.Æer... W Wetter darüber: wenn der « Briesiräger kam und ihr, ihrer stren gen Weisung gemäß« die-ans Berlin rommenoen an ne aorejnrren Miete persönlich aushändigte, dann fuhr sie faft immer zur Stadt und gab Geld zur Posi. Große Summen waren es nicht, mal zwanzig Mart, mal dreißig, aber sie stand dann jedesmal tagelang im Wirbel hochgehender Gefühtswogen, und die siauten sich in der langen, langen Zeit vor den fest-verschlossenen Lippen wie wilde » Wasser vor dein Wehr- Jn solchen Tagen umgab sie die Ihren mit noch größerer Aufmerksamkeit. ihre Augen spähten noch schärfer auf den Acker. Siefelbst aber zitterte und; hehre und wartete des BiitzschiagesJ Und einmal in dieser Zeit quollen die Wasser über das Wehr Karl Adolf feierte seinen Ge burtstag Er wurde acht Jahre alt. Von Thchentin war die Gräfin mit ihren Töchtern herübergetommen, nnd Pastor Olsen mit seiner Frau waren auch da. Etwas später tain dann auch Ernst Olsen von der » Universitätsftadt herüber, wo er in I etnee·P-rivatkltnits Assistenzarzt war. Die Kinder hatten sich bereits an Laffee und Kuchen und allerlei Lesercien gütlich gethan nnd waren an den Bach gelaufen: vie Zwillingtz Karl Adolf und die ihm gleichaltrige Margarete. Elsbeth und Erita aber, die ja nun auch schon junge Damen waren, unterhielten sich neckenv mit Ernst Olsen, während die älteren gereschaften von Otto Detlof von nchen sprachen. der jekt an der Ber liner Universität so ein wenig Rechts wifsenschaft studirte. Die Gräsin sprach wie immer mit großer Liebe »von dein Sohne. Hei-e allein sasz s « d- -«da. Jn sihrers Tasche brannte wieder so ein Brief. Er war gestern gekommen. Märtyrer fte Schilderungen in ihm und ·animern und Klagen, Drohen und Ketten-. Er schloß dam- mit einem Gliickwunsch fiir Karl Adolf. Wäh rend man um sie herum redete und « stach-, - stampften sich - ihre«Gedae-.ton in den Sinn des Briefes hinein, ein iferingschötzeirder. bitterer Ausdruck a rte sich um ihren Mund und eine Lamme zitterte in dem Blick ihrer " u n. »Ernst Olsen, der sie heimlich beo bachstiet hatte, richtete jetzt eine Fragel san e. I Sie zuckte zusammen »Aber hebe«, sagte er leise. »Ich war so in Gedanken«, ent schttidigte sie sich. »Wir wollen spazieren gehen, Lede, ob Du mit willst?« erklärte und fragte jetzt Elsbeth. Hehre nickte und erhob sich. Gehen ins Freie hinaug.... Nicht sc den Blicken ausgesetzt sein-« ,,Ja«, sagte sie jetzt laut und sah Ernst Dlsen an und hatte es- nun eilig, vegzutommen Ernst Olsen schritt neben hede her, während Elsbetb und Erikn Arm in Arm wrjhnen gingen Sie schlugen den Weg ein, der quer durch den Wald zum Bodden fährt-. Im Walde sin Elsbeth an zu sin n und sang fo recht aus wser edle. Dann trat man aus dems.Watd hinaus, und der Bodden breitete sich vor ihren Blicken. Er war so wunderschön schattirt heute, vom reinsten Blau bis zum tiefsten Migriin nnd weiße und sonnen etdme Wellentämme rollten dar ·det hier« Und da rostbraune Segel usddgein leuchtend weißes und IM««Ueine Boot-, mit slatternden I n in den Farben der ver « denen Studentenderbindungen .. trd die sitsdem Hier ein wunder , Den-sicher Wald im Sonnenlicht da fwk v - Iswwsvvwsz v blikender Sand, da Schatten Da hinten dann, als hätte es nur Sonne: Rügen. Deutlich war der weißlech tende Thurm des Binzer Jagdschlo fes zu erkennen. Schweigend standen sie und laben hinaus Plötzlich breitete Elsbeth die Arme aus-. Eine unbegrenzte Sehnsucht flammte in ihren großen Augen. »Ich möchte, ich möchte-. » ich weis-, nicht wass« rief sie. »Ich möchte wie der Vogel fliegen und im Dahinflie gen singen tönnent'« Und es sagte keiner ein Wort· Erika setzte sich in das Waldgras nieder und faltete die hände und schaute hinaus. Nach einer ga n Weile wurde ihr Gebet laut: .ch ich möchte malen können alles so ..... solch Blau ..... solch Griln ..... solch Weiß» .und die Sonne dazu.« Sie sprach nicht so leidenschaftlich wie Elsbetb. see sprach mit verbaltener tiefer Jnnigkeit. Elsbeths Augen aber wollten ihr Leuchten und Flammen nicht lassen. »Hede'«, rief siexe " t und breitete die Arme aus und um chlan die Schwe ster, »bede, im nächsten Fabre möchte ich fort. Ja? Musik studieren. Ja? O. sage es dem Großvater Ja?« Sie bettelte so beiß. werde mein mö lichstes beim »Er-o thunk s Stimme klang so gepreßt. über ihr Gesicht ging ein Schatten Dann bin ich froh«, jubelte Els betb und zog Erita vom Boden hoch. Und die großen Mädchen, die bis zum Knochel reichende weiße Kleider trugrn umschlangen sich, spran en und tollten wie die kleinsten Kin umher und liefen in den Wald hin Icllb ! .Was muß das schön sein,« sagte bebe und sah Ernst Olsen an «Was, Hede2« »So eine -Sehnsucht!« Sie schwiegen eine Weile und gin gen langsam in den Wald hinein. »Sage, hede«, Lug Ernst an, »als ich draußen in r Welt war. habe ich ost an Dein stilles Leben hier ge dacht. Sehnst Du Dich nicht hin ansi« Es vergingen Setunden, ehe sie antwortete. »Ich sehne mich auch hinaus«, sagte sie dann leise. »Aber·, es zitterte etwas hinter ihrer Stimme und sie wandte sich um, wieder dein Bot-den zu. den sie noch sehen konn ten, und zeigte hinaus: «Siehit Du die Miit-cui So ein Hihendes Etwas schießt sans und verschwindet.s So ist meine Sehnsucht, so blitzschnell nur, und dann bieihen meine Gedan ten wieder, wo sie find, in Stein selde.« Er sah sie nur an und was in seinen unreifen Jünglingsjahren er wacht war, oder vielleicht schon viel früher, lag seht wie ein quellendes Licht in seinen ernsten Augen. Aber er sagte nur: »Du hast es nicht leicht.« Sie wanderten weiter. Hede hatte roß in die Männer augen hineinge ehe-. doch ihr Blick war wie der Blick eines itn Fieber sbewnhtlosen Menschen. So leuchtete sdas Licht, das ihr entgegenquoll, nicht in ihre Seele hinein. Da kosten betäubend die gestauten Was er. , »Ernst«, zitterte es jetzt leise über ihre Lippen, und nun stand sie still. Sie hebte am gänzen Kot r und gkiss in die Zweige eines oßstraw ches, als suchte sie eine Stütze. ,El"e beth hat eine so große. schöne Sehn sucht, und ich hin so schlecht . ich ich ich hasse den eigenen Vater!« Mit hestig gehendetn Athem stand sie da, ihre Augen glühten. «hede«, lagte ee erschrocken und ergriss ihre hand. «mein Gott Dede.« Jst »stiiestens-Thtänen« über das - Gesicht. »Sprich Dich nn-s«. bat er. ; Sie hehetrfehte sich gewaltsam, :entzog ihm ihre Hand nnd bat leise Imii heiseoer Stimme: »Daß uns iweitergehenk Sie schlugen einen Seitenpfad ein und gingen ganz, ganz langsam dahin. Du sie die Lippen wieder so fest verschlossen hielt, sing er nn: »Ich weiß, daß Dein Vater hier war, Hei-« Sie nickte. »Ja...oor zwei Jah ren im Winters Seit-der Zeit schreibt er....nicht oft.... wenn er durchaus etwas Geld braucht Er will dann immer etwas anfangen nnd es fehben ihm paar Mart dazu. Er findet aber nie einen Anfan2... es gelingt ihm nichts-. Ali aneb tor will er es aber nicht versuchen. Den Vorschlag, den ich ihm schon oft machte, verspottet er. Wie er spottet...wag er für Anzdrüeie ge branclj»..Ach, Ernst....er sagt, der Großvater hätte..· hätte ihn· -... Steinpide nennt er den is seiner Väter . . .. Er schmäht und verlämndet den Großvater. Ich habe ihm das verboten. Da schmäht er mich nnd erinnert daran, daß.er mein Baker ift... Vater.»« ein Zacken ging um hedes Lippen. Sie holte einen zusammengetmätterten Brief ans der Tasche und reichte ihn Ernst hin. Abetmals blieben sie stehen. Ernst Olsen las den Brief, und hede lehn ,t.e mit dem Rücken am Stamme einer Eiche und mühte sich ab, den heißen Strom in sich zu dämpsen. »Denie, ein Kranter schreibt so«. sagte Ernst Olsen jetzt und reichte ihr das Briefblatt zurück. Die Flamme in ihren Augen sprühte verzehrend aus. »Nein, ein stranker ist er nicht!« Sie schüttelte den Kon und fuhr leidenschaftlich fort: »Ich denie jetzt so oft über alles nach. Daß er damals so heim lich fortgehen konnte. Die Mutter traut. Wir klein. So alles dem Großvater überlassen konnte. Nicht ein Wort zu sagen.... o, wie war das feige! Daraus ist dann alles gewachsen. Aber seine Briefe sind so berechnend. Den Großvater will er in meinen Augen herabse n, sich fchönsiirben.... O, ich ha e ihn!«. Ihre Erregung hatte sich noch gestei gert. Den Brief hielt sie in der rech ten geballten hand zusammensetnikl tert, und die hand gestitulirte in der: Lust umher. Und dieses wilde, heiße Lichtin ihren Augen.... Ernst stand nnd sah und sah und schaute in dieses Licht hinein. Jn ihm war Empörung über jenen un gtücklichen Mann und tief schmerzli ches Mitfiihlen mit Orde. Aber hierüber floß der Herzstrom Sein Gesicht röthete sich, er bog den Kopf vor. »Du kannst hassen. sede. Du kannst wirklich hassen. Kannst Du lieben?« sraate er mit iitterndet erstickender Stimme. und in den Au gen das helle Leuchten· Und sie in ihrem Fieber, in ihrer Blindheit, fuhr heftig aus: »Warum lasse ich mich denn von- dem Vater so quälen? Jch liebe den Großvater, Karl Adolf und Elsbetb Sie sollen so zufrieden bleiben wie je t. Sie sollen nicht durch ihn ungliick ich wer den." » In seinen Augen Schatten und Qual. »Kannst Du mich nicht verste hen?« murmelte er zwischen den Zäh nen. Doch nun wandte er sich ab und schritt schnell vorwärts. Und sie war nun wieder an seiner Seite. Sie meisten es ar nicht, daß sie förmlich dahinlie en, sie merkte auch nich-t, daß sie schwiegen. Jn jedem quoll ein Feuerstrorn.... »Vater«. sagte Ernst Olsen später am Abend desselben Tages. nachdem er seinem Vater in der Laube des Pastorenaörtchens Mittheilung von Hedes Gestandniß gemacht hatte, ,,dies alles hat Hedes Seele gebogen nach einer Richtung bin gebogen Ells Weib hat sie sich noch nicht be griffen, und sie wird doch nun bald zwanzig Jahre.«' Der Bastar, der in der dunkelsien Ecke der Laube mit seiner seise sg that ein paar .trästise iige tin blies"nun ein weißes Wölkchen von sich. Jetzt neigte er den Obertörper iiber den Tisch und legt-e die Hand aus den Arm des Sohne-: Jenupssi Du hossnungen daran?' Seinsdenlang feine Anmut Nun taki sie. Aus leidenschaftli cher Tiefe losgerissent »Es-re große Hoffnung, jahrelang schan.« Der Pastpr erhob sich, ging aus dem schnnrgeraden Mittelwea hin und her nnd rauchte sein Pseischern Ernst aber saß in der Laube und hörte sein herzschlag lauter nnd schneller werden. Der Eingang der Laube verdun kelte fich und des Vaters Stirn-re klang zu seinem-ungeduldigen Herz schlag hin: »Warte noch.'« Ernst sprang aus und blieb dicht vor seinem Vater stehen. »Das muß ich ja! Aber hier halte ichtes nicht aus. Jch möchte als Schiffb arzt ein, zwei Jahre satt-« Er schob seinen Arm in den des Vaters und sie gingen m au dem Mitteln-es hin und her. Ern redete und rede te, sein Leben drängte unruhvoll hinaus, den Vater aber stellte er Ins einen Wachiposten. .Beschiitze sie mir, ich kann ei nicht.« bat er. Der Pastar nickte und versprach ts. Is. Es war aber an all der trat-regen Luft, die auf hedes Schultern log, nicht viel zu ändern, das sah or Qlien setfzend ein, als er s Antwortschreiben Jürgen Unger mens, das er auf seinen freund schaftlichen Brief« mit dem er jenem so viel zu bedenken gegeben hatte« mit dem er seinen Rath und seine hilfe als Stellvermittler angeboten hatte. in händen hielt. Eine Groß manniiucht trauriglter Art sprach aus den Zeilen. Unprsitisch, ganz ungeeignet und nicht begehrt, nannte Jürgen Angermann den Insel-dienen Nath, die angebotene hilft Er rühmte sich des Gro stadtlebens, ver spottete, was ibrn elbst einst Sitte, ihm selbst einst tbetrer gewesen war. »Ich wußte, daß er so schreiben würde«, sagte hebe und vieles floß wieder über ihre Lippen, und inrilk ten Augen lphte die Flamme, die zwilchen ihr und ihrem Vater brann te. Postor Olsen sah es wohl, rühr- « te aber mit keiner Silbe daran, nicht mit Priesterwort, auch nicht mit klugem Menschenwort Er wußte, ihre Seele würde durch dieses Duer binburchgeben. Und so blieb alles. wie ei war ..... hebe erhielt bald wieder einen Brief aus Berlin. Dies mal benötbigte Jiirgen Angerman noch Yfiinf ig Mart zu einer größeren Kautioni umme. um eine Stelle an treten« u können. Dede schickte das Geld, chrieb aber. das ihr dauern-de Sendungen nicht möglich wären. Tagelang zitterte und tebte sie wie der vor dem Kommen des Vaters, bis er schrieb, baß er das Geld erhal ten habe und bereits in seiner neuen Stellung thätig sei. Da rourde sie wieder ruhiger; denn nun wußte sie er baute neue Luftschtösser. Nur das Feuer brannte heimiich höher... Als die Körnerernte so recht in vollem Gange mar, kam Ernst Olsen zu einem Abschiedsbesuch ins Guts baus. Er tras Großvater Fraude un Amtszimmer am birtenenSchreib tisch iiber Lohnlisten sitzen und rechnen» Der Alte, »der schon von dem Pastor wußte. daß Ernst eine Stelle ais Schisssarzt an enommen hatte, sing an von seiner er ten und einzi n See reise. seinem Ausflug nach openbas Egert, zu erzählen und von der klägli-« chen Seefrantlzeit. Ernst lachte, und hebe kam hinzu und lacht-e mit. Sie war recht son-» nenverbrannt. und wie sie nun st-l lachte. sah sie aus wie die blühende( Gesundheit und das srohsinnige Les ben selbst. Und nachher standen sie beide aus der Rampe unter dem Lin denbaum. »Schreibe mir auch diesmal!« bat sie »Macht es Dir Freude?« fragte er. »Ja, gewiß.« Sie sah zu ihm auf, senkte aber schnell wieder die Lider und entzog ihm ihre Hand. Ihre Unsicherheit..» Er hätte ist-f sen-eben Geier-n Siebeln mein-n Ader er war stumm. Mit strahlend bellen Augen sah er sie an, drückte ihre band und sliisterte: »Auf Wie-s derfehen!'« hebe stürzte ins dank Jm halb duntlen Flur blieb sie stehen. Sie hatte wie in den Kinderjahren in den Verschlag unter der Treppe trie chen mögen, um da zu weinen, ohne zu wissen warum· »hede!" rief des Großvaters Stimme vom Amtszimmer der. »Hede, wo bleibst Dul« Sie strich glatten-d über ihr braun röthliches haar bin, als sei- es ver wirkt, verwirrt wie sie selber. Dann ging sie in das Amtszimmer, wo der Großvater und Jnfpettor Airchdorf großen Rath hielten wegen des Saat lerne-z zur herbsibeftellung und da riiber. ob ein Wechsel nöthig sei oder nicht. Bei dieser wichtigen Bera thung fand see dann ihr Gleichge wicht bald wieder. s Dann lam die erste Karte von Ernst Olfen an. Da aber war Hede und auch das ganze haus in heller Aufregung: Karl Adolf war ver schwunden nnd nirgends auffindbar. Dede selbst lief das Dors ab und fragte in jedem hause nach. Aber vergeblich Schreckliche Vorstellun gen quälten sie: War er vielleicht von irgendeine-n Baum gestürzt fund lag nun wimmernv darunter? War e: vielleicht iiber einen Graben ge sprungen, hatte er dabei ein Bein gebrochen und lonnte nun nicht wei ter? Sie hörte ihn wimmern. stöh nen, jammern.... Jni Dorfe war noch ein iehbrrrnnen.... Sie lief wie epeitcht vorwärts unud stand nnd tarrte in d- srunnen hinein. und herrschte die Kinder an mit bef tjgei Frage, ob sie Karl Adolf gese hen hätten. Dir verneinten uni lotzten dumm darein ..... hebes Halse flogen, ihre Knie wanlten. Eis nen kurzen Augnblick stand sie athetnlos still. Dann lief sie ins Pastorhausx llnd da, da drängte sich ihr der auiilendste Gedanke iiber rie Lippen: »Ottel, wenn... wenn der Vater dir war, und ihn mitgenom men hatt« Es leuchtete wie Wahnsinn in ihren Augen ans. Der Nation der anfangs besisir die Kunde vernom men hatte, achte es init gütlicheni beruhigendern Zureden, aber Liede hörte gar nicht- hfn, He stürzte wieder hinaus ins Freie-. Ohne llare kletteernnen ohne sich eines Zielet- W in sein« lief sie c—-— abermals durch das Dorf. Bis zumr letzten Häuschen kies sie und stand dann plötzlich still. Ein neuer Ge danke, und diesmal ein hellem, schnitt durch ihren Kopf. Da deiiben lag das kleine Gehölz, in deu- der Großvater ein neues Gasihaui hatte aufbauen lassen. Vor wenigen Tagen hatte eine Gastwirthssaniiie ans der Stadt has Saus bezogen. Vielleicht hatte es Karl Adolf der beiden gleickkalterigen Zun pen wegen dahin getrieben, er atte beim Etnzng ver Familie eine diesbe zügliche Ueusxerung gethan. Neu be lebt, siog »Liebe vorwärts... bre Vermuthnng erwies sich als ri tig. Karl Adolf war dagewesen. »Der junqe herr hat mit unseren beiden Jungen gespieli, sie hatten dann aber eine Uneinigieit und er lies davon. Es ist woht schon eine Stunde hset,« berichtete die Gastwitthsfraa hebe dankte und eitte zurück. »Vielleichtiit er geht schon z Musik« dachte siej un klammerte si mit aller Mast anj diesen tröstlichen Gedanken sest. Sie war gerade an dein Pfarrhaus unb rein hier abbiegenben Weg voriiber, als eine helle Stimme hinter ihr ihren »Na-neu ties und schnelle trapsende Füße sich näherten. Hede vermochte ich nicht zu rühren. Erft als sich »eine kleine nd in die ihre schob, löste sich die e Starrheit Sie neigte sich hernieder, preßte den Jungen an steh und tiiszte ihn. Und nun sie ihn aufntertlam ansah, sah sie, daß ihm etwas Außer ewiihtiiches possirt sein mußte. In sein«-! Augen lag eine Ab fi! - .I I « . Herr: »Ich kann eimnat teinkn Kniefall vor einer Dame machen.« Dame: »Sie haben wohl zuver Stolz?« Vett: »Mit-, bloß zuviel Gicht!" Js T—-——-—...——T Unruhe. »We) warst Da, KarlAdols?« stagte sie im Weiterschreiten. »Auf dem Kirchhof. Er sagleeå so troßig so. als wenn er etwas gegen . die Schwester hätte. Seine Hand ent-. -zog er ihr nun und legte beide Hände aus den Rücken. »Was nsolltest Du da?" »Das Grab von meinem Vater suchen.« Ein Wirbelsturm spran in Hede auf. Ihre Stimme klang hei er. »Was rum trank-" »Der Gastwirtlisjunae, mit dem ich spielte, sagte. mein Vater hätte bank rott macht und wäre anggelniffen Du it doch gesagt. er iit todt.· Ihränen stiegen in Karl Adolss Augen. »Er.ist auch todt...·' Hede lief fdrmlich. »Wer ilt denn sein Grab? Ich Habe den ganzen Kirchhof anesucht.« Hede schwieg. Sie nahm wieder seine lleine Hand in die ihre und sährte ihn ins Haus nnd in die Prachtstube. Ta yingen die großen Qelgenriilde der Eltern aus jener Zeit, wo sie so unaussprechlich glücklich ges wesen waren. Die Mutter mit Au gen, sa scknoiirrnerilch schön. wie sie Clcbeth zuweilen haben konnte, nnd der Vater rnit sieanlenden« lachenden Blauaugem so sannenklar wie die Karl Ade-ist« Zu diesen Augen zeigte hebe hinaus: .Det Vater ist« todt, der iit gestorben, sern von uns. in einer großen Stadt.« Sie sprach mit harten fester Stimme. »Ein Berlin?« fragte Karl Adolf. Hede nicktr. s »Daß er da hingelahren ist« hat der Gaitwirthsjunge auch gefagt.« Karl« Adolf inar vorläufig beruhigt und faßte auch heimlich den Entschlufr, am Nachmittag wenn er zur Schulstunde ins Pasiorhaus mußte, Pastor Olsen nach dein Vater zu fragen. Hede fand noch lange leiste Ruhe Sie lonnte auch in der Nacht nicht schlafen und last bis aeaen Maraen hin am Fenster. Jbre Gedanken wan derten dnrch Jahre dahin, durch Karl Adolis Wnchien und Werden. Würde die spottend-, zyniiche Stimme ans der Ferne da nicht störend hinein tlingen?... »Sie dars nicht... sie darf nicht!« murmelte bede. Fieber schauer rannen durch ihren Körper. Mortietzung saht-) Der Mesesvsuelbsi t- Laien-. Wer London in diesem Jahre be sucht, wird finden, daß das Straßen bild ein rnertlich anderes geworden ist Es hat sich in der That in den letzten drei Jahren mehr verändert als in dreißig Jahren vorher. Die englische Hauptstadt steht fest irn Zeichen der liirmenden, rauchenden und riechenden Motor - Dmnibussr. Ameritaniiche Blätter haben berichtet, daß in London die Pferde iekt so selten seien wie in Venedig- Das sist allerdings ein Scherz. Pferde gibt es noch genug, und noch immer hat man den trauri gen Anblick eines mitten lrn Wagen-re wiihl der City aus dem Asphalt da liegenden gestürzten Pserdes. Ade-r zum gestürzten Pferde ist der gesinn dete »Man-thus« gekommen. Man macht selten einen Spaziergang in London, ohne irgendwo etnen der gro sser-. Motor--Ornnidusse leer und hilf los, rauch- nnd geruchlos aus der Straße verlassen dastehen zu sehen. Ein Chansseur steht mit resignirter Miene dabei oder sitt drinnen, bis hilse lonnnt und die altjnodischen Yysselenzer faus- den -a«ltrnodischen» MaN-Umlllllll"cll, Mc es immer III gibt, rufen dem Chaufieur ihre Wißt zu. Die Londoner Omnibustuticher standen immer in dem Rufe, humori ften zu fein. «Gehen Sie aus Wege mit Jlirer ruisilchen Flotte!' rief ein solcher Omnibus-Lenler einem Fuhrmanne zu. der ihm mit einem Wagen voll verroitetem alten Eisen itn Wege war. Der alte, wigige und ge ipriichige Omnibuössiuticher wird aber fett durch den weit jüngeren That-i ieur verdrängt, der mit niemandem sprechen und darum auch teine Wice : machen Inmi. Schneller noch als der reguläre alte ’ Omnibus wird der irreguliire »Shira ten-Oninibus« von der Straße ver drängt. Auf den »Piraten-Dmnibus« fiel mancher Fremde herein und auch mancher Londoner, der in der Eile nicht nachsah, welcher Gesellschaft der Omnibus qehöre. Der Piraten-Om nibuj sieht genau so aus wie ein Om nibuö der großen Omnibui - Linien, nur tennt er keinen Fahrptan und teine Taxe; er trieb sein Piraten handwert aus den hauptstraszen in der ert. daß er seine Jnsasien siir ihre Uennies nur so weit subt. wie es ihm passie. Vielleicht hat der Piraten anibus fett schon ganz zu exisiiren «us,;ehiirt, denn der »Motorbns« er Ibert London immer mehr. Stille ab zeiegen Straßen sind jeIt durch ihn im ibre alte beschauliche Rilke gekom- ( nen, nnd die Häuser an solchen Stra fien baden darum an Werth eingebiiszh Er richtet auch sonst allerlei Unheil an. Daß er bisweilen Laternenpsiihle um rennt und Schausenster einstöszx ist ioch das Geringste. Bei Darm-, wo Das westliche London schon ganz länd ieb wird, nahm ein solcher »Motor )us«, aus dem oben ein Liebeöpiirchen asz, einmal ein Bad in der glücklicher ueise dort nicht tiefen Themse, und Ins der Waterloo - Brücke rannte ein pben und innen voll besehter «Motors- - sus« einmal ein Stück der steinernen sallustrade ein, und wäre beinahe mit ziner ganzen menschlichen Fracht in sen Strom binuntergediipst. Troh all dieser tleinen Unialle wis en die Attionäre der unterirdischen Eisendabnen Londonö von der bösen ionlurrene des «Motorbus" ein Lied n singen. Die alten, rauchiaem unter rdischen Tunnelbahnen werden jest lettriich betrieben, die neuen Wagen ind elegant und bequem. und die Zuge abeen alle zwei Minuten, aber troß iller dieser Verbesserungen die so viele Millionen getostet haben. fallen die Iltien und sinten die Dividenden. lebnlich ergeht es den erst in den lei en Jabren erösfneten elettrischen .Tiibe«-Babnen. deren röbeensörinige Tunnels den Boden Londons in ver chiedenen Richtunan durchbohren. luch sie baden nicht inii der Konkur enz des «Motordus" gerechnet. Auf mi- Mncesisaueiq Its-Ins- II-- IÄODH ............. .,....,,. ...-... ...».... iinaas und man steigt ab, wo man Dili. Zur »Tai-e« muß man erst in inem List herunteraelasien werden« sachdem man ungeduldia aetvariet . -,atte, bis der List mit Passagieren ge iillt isix dann muß man, unten ange ammen. allerlei Tunnels und Trep pen vaisiren bis man auf den. unter i«dischen, siets elektrisch beieuchteten Zahniieia — - auf den kommenden Zug Harten dars. e»Der »Matotdus« ist auch denTrams ahnen «iiher«, wenn ihm selber nichts Jimichliches geschieht. Er sährs riumphirend an den Tramhahneu Ordei ---- namentlich dann, wenn der anze Verfein- einmal völlig steckt, weil n einem einzigen Wagen der elektri che Matt-r den Dienst versaat hat und tun Die skmmtlichen Trambahnwaaen er ganzen Linie sich hinter ihm an amtnetn nnd warten, bis die Elektro echniser den tvideksvensiiaen ersten Zagen der aanien Reihe wieder leben sig gemacht taten. Es sammt aller ings auch vor. daß ein »Motorhui« inmal eine ganze Trambadnltnie aus sti, indem er gerade zwischen den Esamkahnaeleisen sahrend den Dienst ersagt. Dach das stört die anderen NotatOmnihnsse der Linie nicht; sie iehmen ihrem aesirandeten Kollegen eine Passaaiere ab und lachen iidee die nrch den einen invaliden ,.Motorhui« usgehaktenen 20 Trambsahnwagen N-.-— Wer die Wahrheit liebt, der ist fikr nanche Leute ein unangenehmet Neusch, doch nicht alle unangenehmen Menschen sind wahrheitsliehend J Der Setzer eines im Wilden Westen rfcheinenden Blättchens iarn in das Eantturn des Eigentümers und ts iasgebers und sagte: «Draußen in Statut-, der ertlört, er habe seit echs Tagen nichts gegessen« » Wie tettrisiert sprang der heranqu in sie höhe. »He-te ihn herein, Jitnrnie!« ief er, .wenn der Kerl uns sagt, wie r das fertig gebracht hat, tönnen wir sie Zeitung weitere sechs Tage erschei ien lassen-« · i- t O Ein Ehe-nann, der sich gern mit dissentchaittichen Problemen beschäf tigt, stößt bei seiner Frau damit auf venig Verständnis. Eines abends legte er feine Zeitung nieder« und sagte: »Das ist merkwürdig-« »Was dennP fragte seine Frau. »Nun. die Feststel lung, daß es 12 Millionen Jahre neh knen würde, das Welt-neu triefen in legen, wenn man 100 Gallonen Wasser in der Setunde aus ihm herausspran pen würde." Die Frau dachte einen Augenblick nach: dann fragte e in al ler Oarmlosigteit: »Bei-in w ede man denn das ganze Wasser hinfiel-P