Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 15, 1907, Sweiter Theil., Image 13

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    t-« « für die. JUYEC n
Jus-erlitt schön.
Von OttoSoubron.
Eine Gesellschaft von fünf Mäd
chen stieg in den zum Pan fahrenden
Straßenbahnwaqen Sie waren nlle
jung und gehörten augenscheinlich
reichen und gebildeten Familien an,
da sie eine »gebildete« Converfation
führten. Jede führte einen elegantem
wohlgefiillten Frühstückskorb mit sich:
jede trug einen eleganten Frühlings
nnzug Angenfcheinlich fuhren auch
sie zu einem Frühjahr-Z Pic- Nie im;
Parl Sie schienen sebr wohlgemnthl
nnd liebenswürdig zu sein, bis deri
Wagen wieder anhielt und diesmal
ein bleiches Mädchen von elf Jahren
nnd ein kranker Knabe von vier Jah- i
ten einitiegeit Diese Kinder waren’
dürftig gekleidet und schauten sum-s
mervoll nnd doch erwartungsvoll
drein. Fuhren sie auch zum Part?
Das dachte wenigstens der ebenfalls,
itn Wagen sitzende Herr, und das dach- j
ien auch die jungen Damen, denn eine
oon ihnen sprach nnieriinspfend I
»Ich glaub diese zerlumptenl
Straßenlinder sind auch aus eineri
tFxcnrficn «
»Ich möchte nicht von Hause fort,l ·
wenn ich so aussähe-. Möchtet JHIJU
kemetlie eine andere I
»Wanrlich nicht! Aber der Ge
ichmnck ist unberechenbar. Jch meine,
es müsse besondere Straßenbahns
wagen iiir die unteren Klassen geben«
AlP dies wurde mit halber Stimme
gesprochen, aber der Herr hatte es ge
hört. Hatte es das Kind auch ge
hört? Er blickte auf das bleiche Ge
sicht und sah Thriinen in den Amen.
Dann Hicite er auf die Gruppe fein
neileideter Damen, welche von den
armen Kindern so weil fortriickten.
alk. ki- nskmmfsesn RI- mnk Jena«-Tiefe
Er sühlte ein Verlangen ihnen zul
sagen, hast sie eitel und herklos seien
Doch was gings ihn an? Laß siei
immerhin ihre tostboren Kleider näher
an sich ziehen ous Furcht, dieselben·
möchten mit den Kindern der Armuth«
in Berührung lommen! — Da oeian j
laßte ihn ein Ausruf .er Mantan
hinauszublielen
NSeht da ist Jennnl Wohin man
sie sich begeben ioollen?«
An der Ecke, am «Ztrafzeniiherpnnq,
stand ein Mädchen mit lieblichem
Antlis und rointte dem Kutschen ar. !
zuhalten Als sie einstieg wurde sie
von den Fünsen herzlich begrüßt, isndi
sie eüaten zusammen, um Plan sin
sie zu machen. Dann folgte eine«
Menge Axt-rufe und Fiaaen
Wohin arhst ou?·' staats dieeine
Wsch welch hübsche Blumen Fiie
Den sind sie bestinimt?« fragte eine
andere.
»Ich hin unterwegs zu France-«
Fini. Sie ist trank miht the ia
nnd die Blumen sind iiie sie. « .
So beaniioottete sie beide FraWten
zugleich, und als sie dann zir rW-.1a-«n««
thiire blickte, sah sie das lkeiche Mäd
chen. welche; sie wehmiithia anschaiiie.3
Sie lächelte das Mädchen mit freuan
lieb sanften Blicken an erhob sieh dank
und qinq, ohne Rücksicht auf ihr s:i z
mä, seideneg Gen-and und GWe
Dank-schade zu nehmen, iu Den Kin
dern. Sie liehloste die abgezehrt-»
Wange des Knaben snii einer Hand
nnd itaate eifriq Wien Schwester
.Der kleine Bursche iit teant,ni(tit
wahr? Und er ist sicherlich dein Brit
der, er schmiegt sieh dir so an·«
Nur mit Mühe vermochte das Mäd
chen nach einiger Ueberleannq eine Er
widerung zu stammeln.
»Ja, mein Fraulein, er ist trank.
Bot-hie ist nie gesund aewesen. Ja :
Fräulein er ist mein Bruder. Wie
gehen zum Bart um zu sehen, ob onst
Bot-hie nicht wohl thun wird« j
»Das sreut mich!« saate die Dame!
mit leiser Stimme, welche sonst nie
mand hören sollte.
das wird ihm wohlthunx es ist da
so hübsch, mit all’ den blühendeni
Frühlings-hinnen »Ist-ex habt Ihr
oenn reinen «Buna)"s met einer Ins
langen Fahrt solltet Ihr doch etwas;
zum Essen mitnehmen.« »
Das kleine Mädchen erröthete. «
»Ja Fräulein, das hätten wirevobi
gesollt, Bobbies wegen; aber sehen
Sie, wir hatten keinen »Lunch« zum
Mitnehnen Jimmn » das ist nn
ser Bruder ——— er wichst Stiefel undl
vertanst Zeitungen -«—- hat die Ernte-«
zusammen gespart, damit Bobbie ver-s
gibt, daß er hungrig ist« wenn er ini
den schönen Pakt lornth Stanreni
Thränen in den Augen ver lieblichens
jungen Dame? Ganz gewiß. nnd-i
gleich daraus fragte sie das Mädchen,l
wo sie wohnten, uno schrieb dieAdresscj
tnein klioiizbuch, welches sie aus einenxk
perlengestickten handtiischchen nalmH
Auch der Herr schrieb die Adresse ins
sein NotizbuckH aber ohne daß es die.
junge Dame mertte. i
Nachdem sir noch ein paar Sitrasxen
mit gefahren war, stieg sie aus, aber;
nicht, ohne daß sie den Meinen etwas
W«MTJ., . »j-«
sue tret-set Irren-um —
Lin eigenartiges Mißgeschick hat
tirrzlich, so erzählt ein Leser der
»Tagl. Pundschau«, einen übereisri
In lRegFernngsbeamten ereilt. War
· m einem rheinischen großen Jn
vustriearte behördlicherseits eine Kes
selrevisibn angesejt Bei der Unter
suchung stellte einer der besi tigenven
Ingenieure fest, daß ein gro er Kei
! noch leinen sestgervordenen Nie
zur Erquickung zurückgelassen hatte.
Die Schwester des tranken Knaben
hielt ein halbes Bonauet von Veitchen
nnd hnaeinthen in der Hand und
dieser selbst eine »roße Ditte mit Con
fett, aus der er ich von Zeit zuZeit
bediente. Leise, aber innerlich jubelnd,
stüsterte er seiner Schwester zu:
»Sie sagte, wir dürften alles essen.
alles, wenn wir zum Pakt tämen
Weshalb war sie so gut nnd lieb zu
uns? Sie nannte uns nicht zerlnmpte
Straßmtinder und siirchtete sich nicht
davor, dasz ihre Kleider die unsriaers
berührten. Ja, nnd sie hat mich
»Lieber Bobbie!« genannt, das hat
sie! Warum that sie das-Et«
Und die Schwester sliisterte zurück:
»Ich wette, weil sie so schön ist, wie
ilzsre Kleider —— innerlich schön, weißt
du!« Das dachte auch der Herr, wel
cher sich unbemertt die Adresse der
Kinder notirt hatte.
Am nächsten Tage suchte er die Klei
nen in ihrer elenden Hätte auf. Jennn
war schon dagewesen, mit ihrer Mut
ter, welche einem Wohlthätigkeits
Vereine angehörte und Jimntn, Lottie
nnd Bobbie, welche bei einer armen,
an das Bett gefesselten Tante wohn
ten, waren des Lobes über die Beiden
voll. Die Kinder hatten sammtlich
neue Anziige an, als sie den seen-den
Herrn zu der trauten Mutter führten.
»Ja, ja, der Dotter sollte tommen.
Auch Lebensmittel nnd Geld hatte sie
erhalten.
»Ja, ja,« sagte die traute Fran,
»Lattie hat Recht, die ist gut nnd
schön! Solche Schönheit ist seltens«
Der nnverheirathete junge Herr
sagte, das; er der Doktor sei; undein
Dottor war er ansch: ein berühmter
noch daw. So tam es, das; die tran·e
Tante bald wieder gesund wurde nnd
Die Kinder die Schule besuchen tonn
ten. Und so tam es anch, das-, Jennn
nnd der Doktor mit einander betannt
nnd ein glückliches Paar wurden.
Beide send ietzt nicht mehr inng.
Itenny aber ist immer noch schön
sein«-link sdäinl
V""’7"-r ---"
Die Kindesliebe set den Entensee-«
Aus einem chinesischen Linderbnckse
l.
Es war einmal ein Mann, genannt
Han. Alls Junge war er oft ungezo
gen. nnd seine Mutter pflegte ihn
dann mit einer Bambuswutzel Zu
züchtigen Eines Tages weinte er,
gegen seine Gewohnheit, laut anf,
nachdem er feine Schläge bekommen
hatte, und als die erstaunte Mutter
ihn nach dem Grunde fragte, antwor
tete er ,weinend: »O Mutter, früher
that mir·-;I weh, wenn du mitl«
schlugst; aber fest muß ich weinen,
weil du nicht mehr start genug bist,
um mich ernsthaft zu fchlaaenl«
»Man möchte selbst toeinen«, soc-i
der chinesische Verfasser-, »wenn man
diese Geschichte liest! Wer möchte
nicht wünschen, die geliebte nselie
Hand wieder zu fiihlen nnd die liebe
Stimme wieder reden zu hören, mass
auch nur um zu tadeln und zu Ziickts
tigen?«
2.
Ein Mann, Namens Li, war au
ßerordentlich autmertsam nnd pflicht
treu gegen feine Mutter. Sie war
Von Natur eine sehr erreabare kran
und fürchtete sich kefonders schrecklich
vor dem Gewitter.
Als sie gestorben war, begrub Li
feine liebe Mutter in einem Gehölz;
und so oft der Wind anfing zu brau
len und ein Gewitter am Himmel
drohte, lief er nach dem Grabe din
aus, kniete nieder und rief mit Thra
nen: ,,Li ist Txei dir! Fiirchte dia.
nicht. Mutterl«
Tagesanbruch.
Ein Windstoß kam vom Meer .-,:-.r
Nacht,
Der fnrack;: »Ihr Nebel, Platz ak
macht!«
Dem Schiff er seinen Gruß entbot:
Jahr zu, mein Schwan, ins Morgen
roth!«
Landeinmiiris sauste er sodann,
Und rief: »Macht auf, der Tag bei-Hi
an!«
Er sprach zum Walde: »Putz’ dein
us.
Hänck deine grünen Wimpei aus«
Und in den Hof hinein: »O Hahn,
Stoß in dein Horn, der Tag will
noh’n!«
Des Vögleing Fiiiig riihri er an,
Und sprach: »Wuch« auf und sing’ im
Tann!«
ifr fliifterte zum Korn im Haa:
«Neig« dich und qriiß’ den junaen
Tagi«
Er schnob wohl um den Gioaenihurnu
,.Wach anf. o Glocke, löute Siman
Doch leif’ am Friedhof zog er dort,
Und feufzit «Noch.nichi! Schlaf ruhig
ori «
h: W. Longfellom
W
verschlag, den sogenannten Kessel-—
ftein, aufwies. Er berichtete dement
sprechend an feine Behörde- »Resiel
stein war nicht vorhanden« Nicht we
nig erstaunt und erheiiert«war jedoch
die Direktion der betreffenden Fabrik,
ais ihr wenige Tage darauf ein amt
licheö Schrififtiick zuging, das die
Aufforderung enthielt: »Fehlender
Kesselftein ifi binnen acht Tagen zu
befchaffeni«
Ver blinde Passagier. «
Von.Georg Versich.
Der alte Steenhop behauptete, daß
es wohl kaum einen Kapitän gebe, der
nicht einmal einen blinden Passagier
auf seinem Schiff gehabt hätte. Dir
größten Schlanköpfe würden von ih
nen hinter’g Licht aesiihrt, nnd wenn
man im Hasen auch noch so scharf
stlnsguel halten ließ-es schliche sich
doch mal einer an Bord nnd läme zu
allgemeinem Hallo erst um Vorschein,
nenn man aus hoher åee wäre und
an llmlehr nicht mehr denlen könne.
»Wie die Ratten vertriecht sich die
Bande,« sagte er. »Und glaubt mir,
Hinder, ec« sind Jüngelchen darunter
- oha! Die sollte man lieber gleich
tispsiiber in den aroßen Kessel schmei
sien. Aber das ist unchristlich nnd ist
auch von Rechts wran verboten.
Meinen ersten blinden Passagier
erlebte ich als Hunger Kapiiän Er
hate sich in Kapstadt auf meinen
Dampser aeschmuaqelt und wollte per
Freibillet die Fahrt nach Old Eng
land mitmachen. Es wäre bald schief
gegangen. Zwischen Kisten nnd
Paaen hatten sie ihn im Laderanm
leim Verstauen so sest eingeteilt, daß
e: erst nach zehn Tagen einen Ans
aana sand. Der ganze Kerl war nur
noch Haut und Knochen und konnte
taum auf den Beinen stehen. Wochen
dass aedauert, bis er wieder mensch
lich aussah. Und weil er so jam
merte und auch sonst tein iibler Bur
sche zu sein schien, nahm ich mir vor,
ihn drüben lausen zu lassen und nicht
an dir-Polizei auszuliefern Er hat's
aber gar nicht abgi:wartet, sondern ist
von selber gelaufen. Hatte auch guten
Grund, sich schnell unsichtbar zu ma
chen! Wie ich nämlich später erfuhr,
wass- ein ausgerissener Sträfling,
sur Den ne am zum me yanrene pur
binde schon zurechtgelegt hatten.
Die Nummer Zwei hab’ ich nach
langen Jahren genossen —- hatte schon
graue Haare. Es war auf ’ner Reise
von New Orleans nach Hame. Wir
waren vor’n1 Kanal angelangt, als
der Steuermann meldete, daß die
Mannschast ·nen blinden Passagier
ausgestöbert habe.
Ich ließ ihn mir gleich vorführen.
Ein Strolch war’s —- ein Galgen
oogel —-·— zerlumpt, schmierig und
frech!
Jch habe ihn nicht übermäßig höf
lich begrüßt, ’s war doch auch wahr
haftig tein Anlaß danach -—- aber was
erwiderte mir der Patron?
«Kapitän, ich bin ein Gentleman
nnd wünsche, als solcher behandelt zu
werden«
»Ein vollendeter Gentleman seid
thr,« sagte ich, »und sollt behandelt
werden wie Jhr’5 verdient. Ader erit
las Nationalc. Noriren Sie, Steuer
mann! Der Name?«'
»John Smith. amerikanischer Bür
get-«
Wir mußten lachen.
»Der wievielte John Smith in den
Vereinigten Staatens-« «
»Der achtmalhunderttausendneun
liunvertnnddreiundsiebzigste,« gab er
ebne Besinnen zurück, als handle es
sich um die Beantwortung einer ernst
haften Frage.
»Und wo und wann nehmen«
»Den Jamestown in Wisconsin im
Jahre des großen Hurricanes, wobei
dem letzten Biiffel am Michigan das
Lebenslicht ausgepustet wurde.«
»Er will seinen Witz mit uns ma
chen!'« gisiete sich der Steuermann und
hielt dem Burschen die Faust unter die
Nase. «
»Nicht. Mister!« rieth ihm der und
blinzelte mit den Augen. »Ich bin
lireisboxer und schtage mit zwei Hie
ken dem stärtiten Mann alle sieben
Rippen ein."
Der Steuermann wollte es daran
ankommen lassen, ich untersagte aber
alle gegenseitigen Liebkosungen s
»Sie werden eingelocht werden,«
ertliirle ich dem Gentlernan und-preis
borer kurz, »und ich empfehle ;hnen,
sich zu fügen. Sonst lasse ich ie in
»Hier leaen und. wen-VI Noth thut,
krumm schließen.«
Er ,1rinste.
»Weil, aber ehe Sie mich einst-er
ren, Kapitiim möchte ich ein paar
Worte mit Ihnen unter vier Augen
reden«
Ich wollte erst nicht, da er aber bat
und bat, ließ ich den Steuermann
hinausgehen
»Kavitän,« meinte nun mein Ge
genüber, als wir allein waren, »ich
liebe die Freiheit, liebe sie so sehr, daß
Sie sie mir nicht nehmen sollten!«
»Es bleibt dabei!«
»Hm — es ist auch von wegen --— s
idJ möchte nicht gern lebendig gebraten
werden, Kapitiin.«
War das ein Jrrsinniger?
»O—hier oben istillles in Ord
nung!« versicherte er, meine Gedanken
errathend, und tippte mit dem Zeige
singer gegen die Stirn. »Sie sollten
mir schon glauben, Kapitiin, sonst -——
sonst könnten Sie auch lebendig ge
braten werden!«
Zweisellos ein Verriiettert
Jch machte Miene, den Steuermann
wieder bereinzurusen. Er vertrat mir
den Weg.
»Kapitän, was ich sagte, ist weder
Tollheit noch ’n Spaß. Und es ist auch
ebenso wahr, daß ich nicht der einzige
blinde Passagier auf Jhrem Steamer
bin-«
,,Waas?«
»Es sind außer mir noch zwei
dransi«
Jch erschrat nun doch.
»Noch zwei? Und wo?«
b
WM
Er grinste wieder-.
»Die sind gut aufgehoben, Kapitäm
Isehr gut. Aber heraus tommen möch
Itercihtfie trotzdem. Sie trauen sich nur
! n
I »Wir werden ihnen nach«helfen!«
drohte ich.
»Wird nichts nützen, Die sind nicht«
’mal auszuschwefeln, so haben sie sich
verkrochen. Weil sie aber möglichst
glatt an Land wollen, haben sie mich
beauftragt, auszutundschastem was
Sie für ’n Mann sind, Kapitän Ob
sich mit Jhnen vernünftig reden läßt
oder nicht. «
»Eine haarsträubende Frechheit!
Das mir - s- auf meinem Schifft«
« ,,Außerordentlich schmeichelhaft für
mich«, lautete meine Entgegnung, »daß
Sie und Jhresgleichen freundschaftlich
mit mir verhandeln wollen. Ich kann
die Zeit nicht erwarten, wo ich das sel
tene Vergnügen haben werde; darum
sollen meine Matrosen die Herren her
beibitten, und zwar mit Tauenden.«
»Kapitän,« sprach er da fast feier
lich, »vor einer halben Stunde finden
Sie meine Kameraden bestimmt nicht.
Jn längstens einer Stunde wollten sie
aber Nachricht von mir haben, sind
wenn diese ausblielx sollte es bedeuten,
daß mit Jhnen nichts anzufangen sei.
Eine halbe Stunde ist um ——— reich
lich «
T »Und wenn die ganze um ist?«
- »Die Ladung besteht aus Baum
wolle und Oel!«
» Qihr Schurken! Wolltet ihr etwa
Feuer anlegen?«
I Jetzt streckte ich dem Burschen beide
Fäuste unter die Nase.
I Er rührte sich nicht
Jeder Augenblick war kostbar. Die
gefährlichen Gesellen unten im
Schiffsraum in einer halben Stunde
finden zu wollen, war thatsächlich aug
sichtslos, es war auch kaum fraglich,
hob fi- sin- cfimpbnfun sofort ern-Fris
ren würden, sobald sie diese Bemiihun
gen bemerkten. Was hatten sie denn
zu verlieren außer ihrem bischen jam
rnervollen Dasein? Bei mir standen
mein schönes Schiff, die werthvolle
Ladung, stand eine große Anzahl
Menschenleben auf bem Spiel! Die
Mannschaft und einige fünfzig Passa
giere, die sich meinem Dampfer für die
Europareise anvertraut hatten! Jhre
Sicherheit mußte mir über Alles ge
hen. Jch zwang mich deshalb zur
Ruhe.
»Also freie Uebersahrt wollt Ihr
haben?«
»So ist es, Kapitän.«
»Nun gut, ich werde mir’s überle
gen.'
»Wir landen aber wahrscheinlich
schon morgen!« wandte er ein.
»So sollt Jhr big heute Abend Be
scheib haben.«
Er war noch nicht zufrieden.
»Sagen wir in spätestens drei
Stunden.«
»Meinethalben! Aber wie erfahrean
die beiden im Sä)isf5rau1n?«
»Durch ein verabredetes Signal. Es
ist Alles vorgesehen. Aber Jhr Wort,
Rapitiim daß Sie vor Ablan von
drei Stunden nichts gegen uns unter
nehmen werden!'«
Ich versprachs.
»Darf ich jetzt das Zeichen geben«:’s«
Jch begleitete den ehrenwerthen
Herrn selbst hinunter in den Schiffs
ranm, indem ich dem verwundert
dreinschauenden ersten Steuermann
bedeutete, daß ich mir den Ort zeigen
lassen wolle, wo jener sich verborgen
gehalten.
Unten angekommen, entloclte John
Smith einem Pfeischen drei langgezo
gene, schrille Töne.
Das würde verstanden werden, sagte
er.
Dann folgte er mir wieder aus
Teck. »
Es war reanerisches Wetter, und die
Reisean hielten sich fast sämmtlich
in den Kajüten auf.
W Tod war Der ungewoymlctsc Borsau
hoffentlich ohne unbequeine Zeugen ge
blieben.
Jch führte meinen interessante-i
Passagiere nach einer leeren Kabine in
der Nähe der meinigen, liesz ihm zu
essen gehen und schloß in ein.
Drei Stunden zerbrach ich mir nun
den Kopf, wag zu beginnen sei. Es
widerstrebte mir, mich einschüchtern zu
lassen Und den Schusten zu Willen zu
sein. Auf der andenr Seite stand fest.
daf; ich Passagiere nnd TUtannsiliait
nicht einer Gefahr aussetzen durfte,
die ich abzuwenden vermochte. Den
tleinen Finger hatte ich den drei sau
beren Gentlemen schon gereicht, mit
schwerem Herzen wurde ich mir be
wußt, daß ich ihnen die ganze Hand
nicht vorenthalten tonnte.
John Smith schlief den Schlaf des
Gerechten, als ich nach Ablauf der
Frist seine Kabine betrat. Er lag in
der Koje und schnarchte. Als er ge
weckt war, hörte er meine Antwort wie
etwas Selbstverständliches an.
Jch hätte ihn doch am liebsten
krumm schließen lassen.
»Ist recht von Ihnen, Kapitiin,« be
lobte er mich mit der laltblütigen Un
verschämtheit, die einen zur Wuth rei
zen konnte, ,,man muß immer human
sein gegen seine edlen, aber armen
Mitmenschen!«
»holen Sie Ihre Kumpane!« schrie
ich ihn an. »Sie werden zusammen
diese Kabine bewohnen, bis wir vor
Anker gegangen sind. Dann scheren
Sie sich —- —«
W
»Zum Teufels« ergänzte er trocken.
»Seten Sie nur noch giitigst Ihren
Namen aus diesen Zettel, damit ich
meine sehr argwöhnischen Freunde
vollkommen beruhigen kann.«
Er reichte mir i. bereit gehaltenes
Stück Papier: «Freie Passage von «
New Orleans nach Havre für John
Smith, Williain Copper, Harry
» Bloomsield.
) »Hier ist die unterschrift. Nun
»aber —- —«
i Er schüttelte den Kopf- als begrisfe
"er nicht, weshalb ich so aufgebracht sei,
Isteckte den Zettel in seine Hosentasche
»und verließ mit einem beleidigend
wohlwollenden Seitenblick die Kabine.
j Jch wartete, daß er mit Mr. Covper
und Mr. Blovmsield zurückkehre, war
tete und wartete. Niemand kam. Soll
ten die Halunken sich eines andern be
sonnen oder sollten sie ihren verruch
ten vPlan voreilig in’s Werk gesetzt
haben?
Die Unruhe trieb mich hinaus-. Aber
was war dag? Die Thür war von
außen verschlossen.
Jch hämmerte aus Leibeskrästen
Dagegen. "
Eine Ewigkeit verging, bis man
aufmerksam wurde und mich aus mei
nein Gefängniß befreite-.
Das ganze Schiff wurde abgeiucht
«——-- Kajiitem Zwischendeck, "Mann
kschaftelvgi5, Laderaum und sogar die
Junker Stundenlang dauerten die
INachforschungen — ——— nicht eine
; Spur --— weder von John Smitb noch
Lvon feinen Fiomvlizen
! Wir kamen in Havre an, diePassaii
s giere verliesxen das Schiff, die Ladung
innirde gelöscht ———— Sinith und
iKoniortsen waren und blieben ver
schwunden.
Aber zwei Tage nach unserer An
lunft erhielt ich einen Brief aus Pa
ris-. Da schrieb mir Jemand mit ver
stellt-r Hand:
,,75reundlichen Gruß und nicht-Z für
minnt Wir Knniiåini Danke oihnen
auf diesem Wege, daß Sie mich tau
send Tollars haben gewinnen lassen.
War bald nach unserer Absahrt in
New Orleans mit zwei Bekannten —
Namen zu nennen verbietet Diskre
tion —- eine Wette eingegangen. Beide
hielten es für unmöglich, dafz heutzu
tage ein blinder Passagier unbehelligt
iiber den großen Teich kommen
könnte. Jch erbot mich, Jhnen zu be
weisen, daß gleich drei blinde Passa
giere auf einmal das Kunststück fertig
bringen würden. Verließ mich da
rauf, daß ich einst Jrving Konkurrenz
gemacht und ein paar Monate geschau
fpielert habe. Entscheiden Sie als
Unparteiischer, Kapitiim Habe ich
meine Rolle gut oder schlecht gespielt?
Wie aefiel Ihnen meine Deklamation?
Wie war die Mimit? Wie das Ko
siiini? Möchten Sie so zufrieden da
mit fein, wie ich mit dem Honorar
für das tleine Gaftfpiel! Nochmals
Gruß und nichts für ungutt Jhr
Jokm Smith.«
Schuh und Bahnhofcportieru
Als der Zchah von Persien, der
Verstorbene Muzaffepersdim das
letzte Mal durch Dresden kam, pas
firie folgende hübsche Geschichte, die
den Vorzug der Wahrheit hat. Es
war bei der Abfahrt des Zuges, und
der Adjntant des Schabs lief mit dem
erenslästchem aus dem er eifrig
Löwen-, Sonnen- und andere Orden
vertheilt hatte, auf den Zug zu. Da
erblickte er einen stattlichen Mann in
Uniforn1, dessen breite Brust fast un
ter der Ordenssiille verschwand. Die
sen gekvifz wichtigen Herrn hätte er
beinahe zu bedenken vergessen. Rasch
drückte er its-n einen Orden in die
Hand, idranq in den Zug, und dieser
setzte sich langsam in Bewegung. Der
frisch Dekorirte aber besah sich den
Erden, trat ans Coupe nnd riefdem
Davonfabrenden nach: »Ach, Erz-el
lenz, den half ieli ja fchon’« Derstatt
liche Mann mit den vielen Orden war
der frühere bekannt-e Portier des
Dresdener Böbmiichen Bahnbofes,
der den betreffenden persiichen Orden
schon bei einer früheren Schob-Durch
reife erhalten hatte.
W
Das Schauer-usw«
Na, ja, meine Herren, diese Ge
scliichten mögen ja alle sehe schauer
lich sein, aber das, was ich einst er
lebt habe, stellt alles in den Schatten.
Alles, Herr Oberförster, auch das,
was Sie von dem weißen Fuchse er
Zählt haben
Es war an: heiligen Abende vori
gen Jahres-. Meine Frau —- ich war
seit einem Jahre verheirathet —— war
noch einmal fortgegangen, um etwas
zu besorgen. Draußen sing’s an zu
schneien, es wurde dunkler und dank
ler: ich aber denke: du brennst nicht
erst Licht an, sondern machst einstwei
len Dunkelstunde, denn wenn deine
Frau zurücktommt, zündest du gleich
die Christbauiulerzen an. Ich sitze
also ruhig da und warte und warte:
aber es schlägt dreiviertel, es schlägt
sechs — meine Frau kommt nicht.
Ta —- es hatte eben einviertel sieben
geschlagen — geht die Hausthür.
Ja, taste niieb vorsichtig nach dem
Vor-faul und öffne. Ein kalter Luft
zug schlägt mir entgegen ich höre
das Rauschen von Kleidern, es
tommt näher und ich gebe meiner
Frau einen herzhasten Kuß. Ein
Schrei, der Fall eines Packetes; ich
lslreiche schnell ein Zündholz an und
--- mir läustEZ eiskalt über den Rücken
——— denn wen habe ich geküßt? —
HMeine —— — Schwiegerniutter!«
Gemiithlichcr Haushalt
sp. !
Er: »Hier ist das Haushaltgeld,
liebe Anna! Hast du denn auch den
Fiiichenzettel siir diefe Woche schon
fertig?«
Sie: »Gewiß! Sechs Tage essen
wir ausiviirts und am siebenten neh
men wir lalte Küche!«
Entschuldigung.
Wirth (zt-rn Gaste): »Ach, nehmen
Sie ek- mir nicht iitel, daß zwei z lie
gen in der Suvpe waren, . onsi’
nimmt sie die Köchin immer gleich
draußen heraus, heute hat sie aber gar
sn viel zu thun!«
Knsernenliofbltithr.
,,Meier, sind Sie nicht als Zwilling
geboren?«
Wieso, Herr Korporal?«
»Nu, ich meine . . . Sie sind in Al
lem so ängstlich, daß man glauben
muß, Sie haben sich qar nicht allei
ans die Welt getraut!«
Statt verheirathen
»Sind Sie schon ’inal vom Blitz «
getrosfe n worden, Herr Neqistrak or?«
»Ich erinnere mich nicht rnehr.«
»Was, Sie erinnern sich nicht?«
»Nein wenn Jemand zehn Jahre
lang verheirathet ist, dann erinnert er
sich nicht mehr an solche Kleinigkei
mil«
Ein Ausweg.
Haugvesitzergaattinx »Wenn iet- nur
wüßte, unter welche Ausgabe ich mei
nen neun Hut im Hausbaitunachuch
eintragen soll, Damit mein Mann
nichts merkt!«
Freundin: »Schreib’ einfach: stir
Dachdedarbeiten!«
Er amti.
A.: »Es ist doch ein kleiner Unter
schied, wie man zu Vernsiiacn kommt.
Ich zum Beispiel hab-: mir du«-H mei
niae selbst erworben!«
B.: »Na ich doch auch! Odei den
ten Sie vielleicht, ich ital-: meine Frau
acstolslin Z«
Uns-erfroren.
Gast: »Das find ja nur Knochen,
mag Sie mir da gebracht haben!"
Wirthkn:. »Schadet nichts-: wir ha
ben a HunderL Herr Baron!«
An!
Frau· »Was, nicht einmal kochen
können «Zie?«'
Mädchen (das Stellung sucht)·.
»Nein, Ich kann mich bloß für die Wir
Siüche ermämcien!«
Der brlcidigtc Pistol-h
Dis-erkennen »Sie, Piccoto, geben
Sie mal zu den Herrschaften im Ne
benzimmerx ich olanbe, die wollen ei
nen Kalbskopf.«
Piccoloi »Mein-n »Sie doch!«
Anacwundtcs Zimt
»Es ist nicht räthliciy ulleg beim
Alten zu lassen!« sagte der Student
Und czlkicfnerie die staff-.- scinkg Vas
tetz urn ciniqc Tausend-.
Anerkennan
— tZtrhfling (in der Zell-: ein-es neuen
Oefangmssesx ,,Fse1n ist«- da« wenn
Ich ’rauglomme... keck ich mir gleich
II em Zimmerchen zu!«
Anspruch-woll.
Frau Czum neuen Dienstmädchen):
»Ich will noch bemerken, daß die Be
handlung bei uns sehr unt ist: Sie
werd-en Dullständigen Familienan
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