Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 15, 1907, Sweiter Theil., Image 12

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    jene-meck- Fiwun
-- nie-suche Geschistk m R u
- f u s.
« Durch’s andere Tbor ging der
Leichen reg,
) Der den todten ziemin zu
Grabe trug.
Wenigstens der Eine oder der An
. meiner lieken Leser wird die weh
Icthige Geschichte von dein persifchen
« Hat-Zier Firdufk kennen, der in hun
.·« aufend herrlichen Versen den
Glanz und Ruhm keines Vaterlandes
· Befangen hatte, und den sein undank
saeet König und iein noch undank
bateres Volk so vergessen hatte, daß
- er in Armuth in Tbeug lebte. Da
dachte der Könia einmal daran, was
te vor langen Jahren dem Dichte-.
prtochen hatte. Sein Gewissen
schlug ihm Und er ließ Hundert Ka
mele mit Schätzen beladen Und schickte
sie nach Thetis-. Aber während die
. Kameele zu dem einen Thor der Stadt
einzogen beweqte sich durch das andere
That der Leichenzug bitmug, der Den
tot-ten Firdusi zu Grabe trug.
- Jo, das ist eine wehmiithige Ge:
.fchichte, —- aber sie ist nicht nur in
- Petfien pafiirt, sie ist überall in der
Weltspassirh denn die Welt ist über
all undankbar aetvefen cecten die sie-J
wen des Geistes, —- roo immer ein
zipleixr gelebt hat, da ist Golgatha
nicht weit davon gewesen Auch in
Saliiomien iit Solches geschehen und
ich will davon eine kleine Geschichte
erzählen
— Ja einem kleinen Städtchen keine
zweihundert Meilen von San Fran
eiseo entfernt lebte David Deed, der
Wr und Redakteur des vortigen
.Pioneer«. Er war schon ein Frosch
sen, als die Anderen rings tin-«
Ihn herum noch Kaulquappen waren,
war schon Schmetterling, als die"!n
»du-en noch in der Puppe steckten, er
Eztncr voll von Fortschrittsgedanten
f cis die Anderen noch nicht an Fort
i« schritt dachten, er war eben feiner Zeit
- Ave-rang Und so was können die An
beten erfahrungsqemäß stirbt vertra
g , denn das itört sie in ihrem gei
gen Stilllehen, oder es tollidirt mit
» ihren Interessen ein solcher Mann
l: wird immer angefeindet oder verlacht.
Das hat feine natürlichen Gründe
III Phthagoras seinen großen Lehr
"tz gefunden hatte, opferte er aus
:.k. -antbarieit den Göttern eine Hein
jTj Man d.h. hundert Ochsen Seitdem
- zittern alle Ochsen, wenn eine neue
;.Wahtheit aufkommt.
So ging es auch dem David-Dem
Er war ein Fortschritt ler, er t äumte
sTag und Nacht von der tiinftigen
Stöße seines Städtchens-, ersah schon
daß dieses eine qroße und bliihmde
, Handelsiiadt wurde, er fah schon die
ice-Eichen Geichäitshäuser daselbst, und
die Saaten, und die großen Schulen,
nnd die Fabriken und die herrlichen
Weiser nnd Gärten, in denen die Be
fsohner der Stadt lebten, das Alle
Mußte so kommen, er zweifelte nicht
daran. Aber es iarn nicht, denn d »
Lmte waren zu tonfervativ sie hingen
Tehr am Alten« sie waren nicht aus
— faulen Geniigiamteit aufzwin
Llen jede Unruhe war ihnen unlIe
. Er aber schrieb und schrieb in
HÆ Zeitung von Fortschritt bis es
’ Leuten zu viel wurde, und sie
Magerade u gratn darüber wurden
Wun r, daß das Städtchen
vorwärts ging, kein Wunder
Tkttcm es links liegen ließ, als die
Use Eisenbahn gebaut wurde. Das
die bitterste Enttäufchung fiir
Miti- er noch erlebt hatte. Aber er
.- ih -9 h- c----k---- U. - -- «-l
asuokb DE Wyssclkblsjcdckdl, ldck sc HU»UlL
assi
er den besten Theil fein-ei- Lebens-; ne
E ihm nie in den Sinn. Er ixätte daran
a wenig gedacht, wie er daran ge
- cht haben würde, sein einziges Rind,
die rosige Lucy, zu verlassen, die fein
T Ader-erstes war, seitdem seine gute
" ; Lan gestorben war, fiir die allein er
Wem lebte und arbeitete. Und so
schrieb er denn weiter in feinem »Vin
Wstens im Zusammenhang stünde
it der übri en Welt. — Eine Eite
" ayfield, das war sein
nnd die Bürger fingen oon
www-Ideen des »Man-en« zu lä
ließ sich nicht davon abbrintem
onate lang schrieb und arbeitete er
» Mk, und schließlich fand er doch
W nuternedmende Bürger welch
s sitt das Projekt interefsirten und
ersten Vorarbeiten für Das Pro
- Ifinne-den gemacht.
- Uen diese Zeit saß er an einem Rach
seinem verstaubten kleinen
Y« « Lsz en nnd schrieb, und wenn et
Haufen von Zeitungen, die
stieg-Eos hatte, aufbliekie und die
wenia ruhen ließ dann fie:
Maul das resige Kind, das
faß. die dolde Lucn war fein
Ket, fein Gehilfe, sein Fakto
" MS in Allem, und er war
zu jeden, sie war ja das
Jus ihm geblieben war.
M soeben damit besehästig t,· die
» M zu öffnen, dieselbe
www nquugtesch
M immer ziemlich viele
et Itsiir eine Autorität
n« welche seine
rat-Wenn Einer nicht
so Vieles dahin-genommen hatte, ——I
arbeitet und gewirkt hatte, das lam
denn von der Stadt -wea3uziet;en. rrcI
. , t«, nnd fing nun an, dafür zu aai- .
käm-, daß man wenigstens von den-»
iZdichen aus eine Zweiabahn nack ;
Hauptbadn baue, Damit der Blatzj
an, über die ,.tviid and!
Lin oder dieselben anzufeinden. Aber?
wußte, wann Dieses oder Jenes sich
im Städtchen ereignet hatte, oder wie
man am Besten Garten oder Kütbisse
ziehen oder Tomatoes einmachen
konnte, so schrieb er an ihn, —nur
von seinen fortschrittlichen Plänen,
von seinen Eisenbahn-Ideen uno sol-«
chen Dingen wollte man nichts wissen.
Aber so .viele Briefe, wie heute, gin
gen doch nicht oft ein.
Jeyt öffnete er den ersten und las:
Miiter Editor— Jch schicke Jhnen die
rollsiändigeListe der Hochzeitsgeschen
ke, die Marie erhalten hat« Ich sollte
meinen, daß ein Redakteur selber so
wag aussinden sollte ohne- dniz man
es ihm erst schickt, —- Marie war sehr
unzufrieden, als sie die Lifte derselben
nicht in der letzten Nummer fand.
Schicken Sie mir zwanzig Exemplare,
und dann streichen Sie meinen Na
men von der Liste. Jch will keine Ei
senbahn durch mein Land haben, und
ich will nicht von einem solchen armen
Teufel, wie Sie sind, belehrt werden.
was wir zu thun haben. Jch werde
Jhnen ein Dahend Kiitbisse schicken
und eine Kiste mit Winter-Aepfeln,
ich denke, das wird mein Adonneinent
bezahlen. —- Ergebenst. Daniel Sim
mons."
«Lucy«, sagte Deed zu seinem Töch
terchen, »streiche den Namen Sirn
mons von der Liste«, und össneie rn
hig den nächsten Brief« dann den näch
sten — Sie lautet-n alle ähnlich und
endeten damit, daß er die Namen von
der Liste streichen solle.
Jetzt erst merkte Deed, daß irgend
was Besonderes im Werte war und
als dann Jim Hardn kam, einer der
erften Geschästsmänner des Ortes, und
ihm sagte, daß es ihm leid thue, aber
er müsse seine Anzeige —- es war die
größte und bestbezahlte im »Pioneer«
—- herausnehmem denn Geschäft sei
Geschäft, und er könne es nicht wa
gen, dem über den «Pioneer« verhäng
ten Bohcott zu trohem da wurde Deed
Alles klar. Hardn sagte, er sei ein
alter Freund Deed’s, und er würde es
freiwillig nie gethan haben, Deed möge
ihm nicht böse sein. Nein, böse war
Deed nicht« aber es that bitter weh.
Und als Hardy gegangen war, da
schaute er Minuten lang hinaus durch
das blinde Visite-Fenster und wußte
nicht, was er dazu sagen sollte. Das
schöne Kind aber barg sein blühende-«
Geftcht in die Hände, und die Thränen
quollen ihm durch die Finger. Denn
Hardn hatte gesagt, daß dieser Boh
cott auf Betreiben des Besitzers der
Stute-Linie, des erin Mantosh, er
lliirt worden war.
David Deed versuchte, fein Töchter
chen zu trösten, er sagte ihr, daß ein
solcher Boncott vorüber gehen werde
und daß er trotz seiner sechzig Jahre
stark und gesund genug sei, sie Beide
vor Noth zu schützen. Aber sie weinte
immer heftiger, und nun erfuhr er,
was für ihr-schlimmer und schmerz-.
licher war, als alles Andere, —- Lucy
beichtete ihm, daß sie den Mantosh
liebe, daß sie schon seit Monaten mit
demselben verheirathet war· Sie hat
ten sich heimlich trauen lassen, denn sie
hatten gewußt, daß Deed seine Zu
stimmung dazu nicht geben werde. l
Wie gerade diese beiden Menschen- ;
tinder zusammengetomrnen waren, das l
war eines von den sonderbaren Din
gen, die in der Liebe alle Tage v :- ;
kommen. Er war ein starker, ragen
Gesell, aber gerade das hatte dem zar- ,
ten, schwachen Mädchen vielleicht im
ponirt. Und nun hatte dieser rück-»
sichtslose Yensclx Her-natürlich mehr
k-f. -....- - -:.
UIL jcucl UIIUILL Ul( Cluuuusth tun-:
Eisenbahn fiir Mavfield zu fürchten
hatte, so feindseliq argen ihren aikten
alten Vater gehandelt. Das brach ihr
das Herz. Aber was war nun zu
machen? Als der Vater sein gelieh
tes Kind io ungliictlich sah, da ver
zieh er ihr Alles, und wenige Tage
später aing sie zu ihrem Manne, un:
mit ihm zu let-en. David Deed aber
blieb allein in seinem Santtum und
kämpfte allein an gegen den Baycott
und gegen alle seine Schmerzen und
Sorgen. Die Sonne war unterge
aangen fiir ihn, Alles war Dunkel.
Ein Jahr verging, da gab es eine
Sensation im Städtchen, — erin
Mantosh hatte seine junge Frau im
Stich gelassen mit einem neugeboreneu
Kind. Das Kind starb wenige Tage
später, und wieder einige Tage später
folgte ihm die junge Mutter. Fast
brach das Herz des alten Vaters-, als
er sein Kind todt vor sich sah, mit
demselben süßen, friedlichen Gesicht,
das seine Frau gehabt hatte, als sie
im Sorge lag. Er brachte sie zur
letzten ewigen Ruhe, und dann stiirzte
er sich in die Arbeit, wie noch nie vor
her,-—es war ein Rausch der Arbeit,
mit dem er seinen Schmerz betäubte.
Und siehe da, der »Pianeer« ging
wieder aufwärts, die Lifte wuchs wie
der von Woche zu Wache. Die Eisen
»bahn war gebaut worden, nnd es tarn
;der Tag heran, an dem sie mit gro
ißen Festlichtetten eröffnet werden
sollte.
Aber David Deed war in der Zeit
des Bisher-its zu tief in Schulden ge
rathen, und arn Vorabend des Festes
erschien der Sheriss auf feiner Of
sice, ein alter Freund. Es that dem
Mann leid. aber er mußte seinem ai
tea Freund mittheilen, daß der »Vie
neet« wegen Schulden mit Brich-lag
belegt worden sei.
- UNIWM Tage schien die Sonne
Ell nnd Miste- iiber Ue Landschast
M das » der Erssfnnng der Ei
ltsW M. program-mäßig . vor«
sich. Von San Fee-neigen war der
Fettredner verschr eben worden, ein
bekannter Abbe-tat der vorher die
Geschichte von Monsield studirt hatte.
Er sprach von Allern, wovon bei sol
chen Gelegenheiten gesprochen wird,
und fuhr dann sort: »Und nun habe
ich meinen Hörern noch Eines zu
sagen, — und Sie sollten das wth
beherzigen Jch weiß, daß in brer
Mitte ein Mann lebt, seit langen ab
ren gelebt hat, der hat fiir das Zu
standekommen dieses aroseen und er
freulichen Wertes mehr gethan, als
alle die Anderen zusammen. Er istein
Held, aber ihm ist bitterer Lohn zu
Theil geworden. Ich beantrage hier«
am Schluß meiner Rede, daß die noth
wendige Summe aufgebracht werd-,
urn den »Pioneer« zu taufen und den
selben unserem Freunde David Deed
zu schenten, und ich stelle mich selber
an die Spitze der Substription mit
lsnndert Dollars.«
Da geschah wag so manchmal ge
schieht, wenn das Besser-.- im Menschen
nach langer Unterdrückung zumDurch
bruch kommt, da reqnete es einen guten
Regen, da rief der Einer »Ich gebe
hundert Dollars«, und der Andere
gab zweihundert, und der Tritte drei
hundert. Bald war die nothwendige
Summe mehr als doppelt gezeichnet,
und nun stürmte man nach der foice
des »Pioneer«, uer dentalten Deed
zu holen, uno aus »oie Samt-ern zu
heben und durch die Straßen zutra
gen, um ihn als den Urheber der
Eisenbahn zu ehren. Aber als man
in die Ossice lam, saß dort mit ge
schlossenen Augen ein stiller Monm
der einzige Mann in Mavfield. der
an diesem Tage nicht mitgeseiert hatte«
Jn der Nacht war er gestorben, nach
dem der Sberisf bei ihm gewesen war,
-— Das hatte ihm das Herz gebrochen.
tCaL DemolraU
Frisch, fkomm, stehn-n fkeii
Humorcsle von B· R i t-t w e g e r.
Wir haben eine sehr große Vers
wandtschastl Mein Mann besitzt sechs
verheirathete Brüder und Schwestern»
Es leben zwar nur zwei Brüder, von
denen der eine noch Jana-geselle ist;
dafür aber gibt es in meiner Familie
zahllose OnteL Tauten, Vettern und
Kausinem nnd es herrscht ein ausge
prägter Verwandtschaft-stinkt in die
sem Kreis. Ueber das ganze Deutsche
Reich sind meines Mannes und meine
»Gewinn« verstreut, und wir sitzen
im Mittelpunkt, im schönen Thürin
gen, da ist’s kein Wunder-, daß unser
Logirzixnnser selten leer steht. Mein
Mann ist von unbeschrkintter Gast
freiheit; er bebauptei, dieie Tugend
unserer ,,Altvorbern« sei seine beste
Eigenschaft Jch habe auch gern Ve
such, aber manchmal wir-as mir Dach
ein bißchen viel. Unsere Altdordern
hatten es wohl leichter- sie legten ihre
Gäste auf Bärenfelle, die brauchten
leine lieberziiae, und die Börcnschin
ten tosteten nichts-, während die heuti
gen Fleische-reise. —- «fchweig’ stiLl,
mein Herze«! Nur zwei turze Perio-»
den im Jahr find bei uns absolut
besuchissrek die Zeit von Mitte Te
zember bis zum zweiten Januar und
die letzten vierzehn Tage vor der
Sommerserien. Weihnachten und Neu
jabr haben mir uns ein: siir allemal
reservirt site den engsten Familien
rreis, das weiß die ganze Verwandt
schaft, und da wir regelmäßig mäh
rend der Sommerserien verreisen,
sind unsere auswärtigen Lieben run
ITMXSVOU geklllg, UUS ch anJlelllllgc
Zeit für die Vorbereitungen zu lassen.
Toch gewiß lielsenswiirdig’
Tiefen Sommer wollten wir Zntn
erstenmal Juli-rufe bleiben, hüteten
eins aber wohl, diesen Entschluß in
unseren Brieer laut werden zu las
sen. Unsere Verwandten mochten
ruhig bei dem Glauben bleiben, daß
das »He-let Wittina'« fijr sechs- bis
sieben Wochen geschlossen sei. »Hotel
Witting« —— so heißt unser Haus in
der Familie. Es verdient diese Bes
zeichnung auch wirklich. Nur daß in
diesem Hotel Portier, Hausknecht,
Odertellner, Witwer Köchin nnd
Stubenmädchen in einer Person« in
der unseres »Mödchens fiir alles« ver
einigt sind, was den Betrieb immer
hin etwas erschwert. Seit die Kinder
alle drei schulpflichtig sind, ist es ja
nicht mehr ganz so schlimm. Marie
chen, unsere Aelteste, nimmt sogar
jchon mitunter das Kasseegeschirr ab.
Wir hattenJZ in der letzten Sommer
frische schlecht getroffen nnd freuten
uns diesmal alle aufs Zuhauseblei
ben. Seit dem herbsr bewohnten wir
eine Etage mit einer roßen Veranda.
die ein neu-er Anziegungöpunlt fiir
unsere lieben Gäste ift. Während der
Ferien hofft’ -ich auch einmal in Rates
da sitzen zu lönnenl Aber das Schick
sal hatte es anders beschlossen. Ge
nau vierzehn Tage vor den Ferien
hatten Tante Rlelchen und Tante
hannchen mit ihrem Pudel Korn als
» lejte Gäste unser haus verlassen. Arn
andern Morgen schaffte ich Ordnung-i
im Logirzimrner, legte ’rnit Wonne
Mottenpnlver zwischen die Bettstücke
und bereitete die Schvntlicher über die
Steppdecken Dann schloß ich den
Raum al- mtt dein behaglichen Gesiiel
gänzlicher Gästelostgleit file eine Nei e
»von Wochen. Und dazu teine Reise
norderettungrar —- auch ein schöner
Gedanlel hörte ich meinen Mann
aus der Treppe. Er sang, nnd ich er
schrak heftig. Mein Mann singt
nämlich nur wenn er mir gegenüber
stets gut-i Gewissen hat. Doch akgek
serschrai ich, alt ich einen Strauß
Reiten in seiner nd erblickte. Rel
ten sind meine ieblingsblumen —
Gustav bringt mir allemal welche mit,
wenn er Ursache hat, mich sehr gut zu
« stimmen.
»Tag. Klärex sind sie nicht schön?
,8ch konnt’ nicht widersteben als ich
nei Schmidt vorbeitamK Dami
reichte er mir den Strauß, meinen
Blick ängstlich vermeidend
»Dann Schayl Sie sind wirklich
ur.achtvoll Akt bitte schieß nur aleiei
los-: was giebtss"
»Was es giebt? Du bist wirklich
sonderbar, Klärr. Als ob ich meiner
Frau nicht mal ein paar Blumen «
morgen über acht Tage ist doch auch
unser Hochzeitstag, wer weiß, ob
Schmin dann so schöne Nelteu —«
»Ach so, da nahmft Du sie heut-I
schon. Na, dann ists ja gut, ich dachte
w- etlich es hätte sonst Gründe«
Mein guter Gustav glaubte in die
sem Augenblick wirklich, mager sagte.
Aber ich wuizte es besser. ilnd es tat-it
auch pleickk Jn feiner Zimmerthür
drehte er sich um und rieit »Was ich
noch sagen wollte, Kläte -— heute
Früh begegnete mir Friti Langbein
Du weißt, er ist Vorsitzender des
Wohnungsausschusses fiir das Turn
fest, und da klagte et sehr iiber Man
net nn Freie-trottieren Die Nähe der
Ferien sei wohl schuld dafz so wenig
Anmeldungen —- na, und ea wir ja
m cht reisen, hab' ich ihm n—es ging
wirtlich nicht anders —- ein Bett an
geboten. Nur eins, Klärek
»Nur eins, das ist Ia wirklich sehr
rüelsi tsdoll ——« Der Schlüssel zur
Logik ube fiel mir aus der Hand, so
war ich erschrocken.
»Nun ja, es stehen doch zwei Betten
im Fremdenzimmer nnd noch eine
Charielongue —"
»Naturlich, ich begretse auch aar
nicht, daß Du mir nicht gleich drei
Trätnbriider auf den Hals geladen
la "
Was ich sonst noch redete, will ich
lieber nicht berichten, und ebenso wenig
denke ich die Antworten meines Mans
neg sür die Nachwelt auszubewabren.
ists war eben ein regelrechter Zank, wie
er in der betten Ehe nicht ausbleibt
Doch man wird zugeben, dasz ich
lxsrund hatte, bösezu sein« Aber da der
Klügste beianntlich immer nachgiebt
nahm ich mir während des schweigsa
men Mittagessens — Kinder merlen
ja stets, wenn etwas in der Luft lieg
——oor, gute Miene zum bösen Spiel
zu machen. Mein Mann that mir auel
wirllich leid ersah ganz gelnicktaus
So fragte ich denn beim Aufstehen-.
»Man-r lommt denn der Turnbruder
eigentlich?'«
»Morgen Abend jedenfalls- oa be
ginnt das Fett mit Einholen der aus
irriirtigen Gäste. Und nin1m’e nur
nicht tragisch. Klare. Die Turner
sind natürlich tagsiiber immer be
schiistigt. es ist ja nur daß sie im
.Quartier schlafen, na, und Friiheine
-Tasse Rassen das ist auch nicht die
Welt. Nun gieb mir einen Kuß und
sei mein gutes rauchen. Sieb, wenn
man nun mal o bekannt ist wegen
seiner Gastsreundichaftl Und ich hatte
ja doch wirklich leinen Grund -——"
Er hatte teinen Grund! Ich hätte
schon einen finden wollen. oder auch
ein halbes Dutzend. Aber mein Mann
leidet am WahrheitizduseL Sehr lo
benswerth, nur mitunier recht un
praktisch
Nicht ohne Seuszen schloß ich am
andern Morgen das Loairzimrner
wieder auf, nahm die Motienbeutel
chen aus dem einen Bett, bezog es
»und hieß das Mädchen siir Wasser
sorgen. Mit der Küche rna te ichs
»sehr lurz zu Mittag. Ich mu wenn
zwir mai allein sind sparsam mieth
scheitern Wenn wir auch unsere Gäste
snicht gerade oerwöhnen, — etwaz
seminis-site lobt man ihn-n ne Ehr-n
;ja doch immer. Und lo ein Turner
that sicher guten Appetit Ich hatte
sdeshalb für Abenng ordenttich vorge
Horgt Man mußte ihm natürlich
ywenigstens das Essen anbieten. Mit
tags gabs nur Erbsensnype mit
Würitchen. Wir hatten uns eben zu
Tisch gesetzt, da schellte es, und eine
trästige Stimme wurde im Flur hör
bar: das war er schont
Richtig, gleich hinter dem Mädchen
erschien er in der Thür, ein wohlbe
leibter Herr mit einer Kvtarde an der
Joppe und einem gestickten Turnu
urt. am Hut einen Eichenzweig.
urahgemutb trat er an den Tisch:
,.Gri.iß Gott, meine herrschaftem Jch
tomm' ein bifsel früh, gelten-s? Aber
mein Urlaub läuft schon tei! gestern,
da bin ich halt mit’n Frühzug rief-ib
ren· hoffentlich ists den Herrschaf
ten net unbeauem.«
»Aber durchaus nicht« mein lieber
Herr —" Gustav staate.
»Aloi'5 Battlmeier, zu dienen, Herr
Rath — töniglicher bairiicher Be
zirtzaerichtiichreiber. Jch werd’ les
nen naht-er Madam gar teine Stif
rnna verurtachen, ich bin ganz ein
einfacher Mann. Frisch, fromm fröh
lich, freit Das ist meine Devi '. Um
ständ’ mach’ ich keine and vertan ’ ich
keine. Aber Appetit half ich Schon
ordentlich. Wenn’z gestattet ist-«
Damit zog Herr Battelmeier sich
einen Stuhl heran nnd nahm tan.
Ich schellte und hieß das’Mä n
noch ein Gedeet bringen- Den Kin
dern warf ich einen deutsamen Blick
a, der tagte: Menagtrt Euch mit den
Blättchen Sie verstanden mich Gen
Glitch unt-to wurde unser lieber it
satt gemacht an Kosten meiner armen
Sprößlingr. ir selbst war der Ap
petit ver anm. Wein hatten wir im
Wellen btt im Garten, die Gutes
biichfe barg noch etwas Konfett, to
W
machte der Nachtisch keine Schwierig
ieiten.. Nach dem Essen aeleitete mein
Mann unseren Gast auf sein sinirner.
Herr Alois Baftelmeier wollte sieW
«a bisserl lomrnod« machen.
»Netter Kerl, nicht?« so meinte
Gustav, als er zurückkam, »so natür
lich und einfach. Und von dem Zim
.mer ist er ganz entzückt«
Das bezweifeltc ich keineswegs-.
Unser Gast hielt einen aus-gierigen
Mittags-schlaf, tam erst neuen Abend
wieder zum Vorschein und bat mit
schlichter Herzlichteit um ,«a Tass’n
Rassen aber a bisserl start, geltens,
Frau Nättxim Und nir fiir unant,
daß ich das so heraugsag’. aber iaz
bin balt einmal so: Frisch, fromm«
froh, fröhlich, freil« Dann setzte ex
sich behaglich in die Veranda,rauchte
tapfer von meines Mannes Zigarren
und meinte nach einem Stündchen:
»Vielleccht, daß ich bald nachtmalss
len tönnt’ —- ich muß nachber zur
ersten Versammlung in die Festhall’!«
Na, ich beeilte mich so sehr als mög
lich, und gesättigt zog Herr Basteis
meier ab.
Am anderen Morgen beim Friibstiirl
— mein Mann und die Kinder waren
bereits fort —- fragte ich unseren Gast,
ob heute gemeinschaftliche Tafel sei.
»Was net, Frau Rätbin —mor
gen ist die FesttafeL da kann man
»sich net gut ausschließ’u. Aber heut«
sbitt’ ich schon um einen Teller Zuv
Hern Schaun’s, ich fag’s halt. wie
sichcsz mein: Frisch. fromm, fröhlich,
firei!«
Dann fchwiirrnte er mir von sei-—
nem »Weiberl« vor unb von seinem
»Büberl« --er schien wirklich ein sehr
guter Familienvater zu sein. Er brach
nachher bald zum Frübschoppen aus,
und ich tonnte mich um den «Löifel
lSuppR beliimmerm Als wir unis
1rnit unserem Gaste Mittaaö um den
IEßttsch aruppirt hatten, hub er treu
’ berzig an: »Ich hat« anen auch noch
was zu vermelden Wie ich vorhin
s in der Post borbeigeaangen bin, is mir
)eingefall·n, daß mein Weiberkso gern
bat mit wollen. Aber man tvuizt doch
net, ab das Quartier zu lriegen. Nu
sdocht J ngeil doch einmal die zwei
( schönen Betten in meiner Ztuif stehen«
ttetegraphirft der Baden. dass sie den
sHaupttaa weniaiteng noch mitmactpL
sittu wird sie böchstwabrscheinlich beut
JAlsend tomnien. QltenT es ver
zschlögt Ihnen nir, gebt ja in einem
bin! Und nir iür unant, daß Sei-, net
Yes gefraat hab', aber-II war die aller
jl;·ochste E«isenvabn·.« Jch bin halt ein
kmal so einer: Frisch iman frohlich
lstei. das ist mein-Devii’, wisseii’s.««
, Ja, wir battens begriffen!
»So aeaen sieben Uhr kommt der
»Jag, wenn sich die Frau Mithin mitn
Nachtmahl danach richten möcht’!'«
Ich ermannte mich, da mein Mann
ibelzarrlich schwieg, zu der Frage, ob
idenn Frau Bastelmeier Das Kind ver
lassen könne.
s »D, das nimmt die Hausfrau so
ilanat Das machen wir allemal so,
Twenn wir eine tleine Reif unterneh
men, da braucan Ihnen tein·-?-org’
drum zu machen, Frau Raiden. Nu
aber gesegnete Mahlieit, ich muss
michs patien. die Prob- is gewiss schon
. angegangen!«
» Als wir allein waren. schaute mich
smein Mann ängstlich an, aber ich
brachte es nicht übers hers, meinen
Aerger laut werden zu lassen. Unt
als Gustav sagte: »Sei gut, Klare, es
geht ja voriiber,« da erwiderte ich
nur: »Da-site tannst Du ja schließlich
nichts-" Nur ganz schwach betonte
ich das »Dasiir«.
Punkt sieben hielt eine Droschte
bar dem Haus. Jbr entstieg Herr
Bastelnteiet, dann ein rundliches
Branchen und die hob einen ungefähr
vierjährigen Jungen beraus.
»Nein, da hört doch alles aus« so
tief ich halb weinend, doch schon pol
terte es im Flut-, und das Trio er
schien in der Thür.
«Grüß Gott-Ho dasis halt-net
Weier und nix für unaut, daß sie
dal- Buterl auch mitgebracht bat.
Lotsb gib schön Patschhändl der
Tante —"
«Gtiiß Gott« gnii Frau, ja der
Loisl hat gar so gern mitwollen und
die Daussrau war net ganz wohl und
batt'n Wasch« dazu, da hab ich halt
denlt, nintmst's Büberl mit. Er kann
ja mit mir in einem Bett schlafen,
wenn's tei Gitterbettl bei der Hand
haben.«
Jch hatte sogar wei, aber ich
schwieg. Mai zu tolli. , ist zutolll
W
Der schlaue
. — : ,
f Ich will n icht alle ein· elnen Stadien
die er Cinauartieenng ichildern Nur
tlei noch erwähnt daß mir am anderen
;Marg·en das »Weiverl« erklärte, sie
ilei wie gerädett » der Buh« hab tät
eben gar leine Ruh’ gelassen viellei t
wär s doch möglich tilr die folgende
Nacht ein Gitter-kriechen zu beschaffen
Der Lo isl brüllte, weil beim Früh
stiicl lein Honig da war.
E »Wir Geiiinsd eres aidW halt gar
net für die Kinder, als wie Honig,
der Loiis l ist so dran geivöhnt,« ver
siicherte niir Frau B,abett und ich er
Jivibette ihr meine Kinder seien an
olkne Honig gesuan geblieben Honig
iei mir zn theilen Es fiel rnir auch
nicht ein, welchen anzuschaffen; aber,
gutmiithig, wie ich nun einmal bin,
schleppte ich mit weinte Donner daz
größte Gitterhelt vom Boden hernn
ter. Nun hatten sics ja wohl »le
invit« aeniigk Und das Weiberl wiirde
die letzte Nacht unter unserm Dach
Haut schlafen Sie versicherte mir
joenn auch am anderen Momen. das
Ilei einmal ein schönes Auf-ruhen ge
;welen, und dann nahm Herr Ballels
innrer das Wort und meinte: -
i ,.’Wenns Ihnen nix verlchliigt,
Ihiitten wir große Lust, noch ein paar
Tag« zu bleiben. Urlaub half seh
noch zwei Wochen nnd sonst nir wei
lter vor."
H Da ermannte sich aber ehe ich nur
,e: a Wort finden konnte, Gustav zu
feiner glatten ikrwiderunq:
l »Das geht nicht Herr Valtelrneierl
Wir verteilen in denFerien leibli,
und vorher gibt es natürlich noch lehr
viel für meine Frau zu thun. Ich
tann Sie deshalb unmöglich bitten,
ZJhren Aufenthalt in meinem Haus zu
Ivrrlöngern
»O, das ist aber fchad’ die Umge
gend scheint so nett nnd das Zimmer
ist so ivrmnatx Man hat sich so schön
zusammen eingelvöhnt. Ja Weiberh
lvenn die Herrschaften selber verreisen,
nachher ists halt nir mit unserm
Plan. Schalk Drin-ji«
» »Es thut mir aufrichtig leid, aber
zes läßt sich nicht ändern. «
j Irgend etwas rnn iste ich sagen nnd
Gustav hatte ja eben noch ärger ge
»slunlert. lsr hatte aar nicht nöthig,
mir-einen»jp itrafenden Blick zuzu
sichklh Wlk oamten UOM gar llillii
an Reisen. Das hat« ich ihm auch,
;nls wir wieder allein waren, aber da
tanr ich schön an.
J »Natürlich reisen wir. oraichezeiw
mal gesagt habe-. Gleich schreibe ich
nach Großtnlsorz um Wonnung. Du
wolltest schon lange gern einmal bin,
Wäre-« ,
Und der Mann war nicht davon
:ak«zubrin«aen! Als Bastelmeiers. »der
Noth gehorchend, nicht dem eigenen
«Jriebe,« abgezogen waren, hatte ich
elsen noch Zeit, meine großeWäsche zu
erledigen dann ging es ans Italien
sur-d am ersten Ferientag verließen wir
lunser traulichen Heim mit der schönen
Veranda »
J Bei der Rücktehr fanden wir einen
großen Briesumschlag rnit Ausschrist
von Unbekannter Hand vor· Er ent
HHieli eine Kabinetpootographie, dar
stell-nd Herrn Alois Bastelrneier,das
Weiberl und den LoisL alle drei
iwohlgetrossen Darunter stand:
istka fromm, fröhlich, freie Zur
Erinnerung an die schönen Tage des
Turnsestes in Dankbarkeit gewidmet
oon der Familie Bastelmeier.«
Ra, das war doch ein hübscher Ge
dante! Mein Mann war tief gerührt
oon solcher Anhänglichleit und ich
fürchte, bei dem nächstjährigen großen
Sängersest muß ich wieder daran
glauben.
Oenstenspueter.
Aus unserem Wege liegen viele
Dummheiten Die meisten Menschen
sehen ihre Lebensausgabe darin, sich
lunstgerecht zwischen ihnen hindurch
zuschlängeln.
Sich im richtigen Augenblick das
Richtige einsallen zu lassen —daran
liegt’s.
Mit Talenten läßt sich wuchern,
mit Genie nicht.
Ja einer Sackgasse lehrt man am
besten wieder um«
Wir sollten wohl.manchmal auch
an die Eigenschasten denken, die einer
nicht hat« statt immer nur an die, die
er hat. Es würde uns der Fehler eines
Freundes leicht erträglich sein, wenn
wir an die vielen Fehler dachten, die
er nicht hat.
W
Ottersweier-m
O-- II ’ !
N- 00
»Ich um«-M dem herni, der sickz rqsiken lassen will, die Leinwand für
atfzueiden umthun... wenn mit 1e was pafsitt, hat er doch die
·nd’ ukcht freis«