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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 8, 1907)
Ah Yebraska « « StaatI-3nzrjgrr Und Yrrold Jäksvg 27 « — —- ——,«.... --————— «-.—.--- -,-,» --» Grund Island Nebr» s. Februar 1907 (Zweitcr TheiU No. 24. Feierglocken W Gla ., Ein THOSE immesd Fee-them M U der feiizH ck " t ng der lo en Jn Zieirøtbrn TEOC ein NO Mein Fiihlen spannt sich chihm entgegen Und Stille heilint jeden Lam, Kaum daß sich meines Herzen-J Regen In dieses Fest zu mengen traut —- — Da war das Glockenlied vergangen, Schwarz deckt die Rach: das rothe Dach, Fu meinem Here en aber sklarsc en Hang, lang vie k« iergloclen nach. — ----. Mütterchen’5 Bank. —— Erzählung von D o r a T u n ci e i-. Die alten Weil-er im Hospiml Im ten einmal wieder in großer Aufre gung Sie schwanken. jammerten unsd heulten durcheinander, was das Zeug nickt. Der lange Ging, in dem sie auf zwei Banlreigen sich gegenüber saßen, widerhallte von i m Stöhnen Als der Jnspeit in Sicht lam, fiiirmien sie auf ihn ein, alle ztoiilf ans einmal: Wo »denn die Thielen ne blieben fei? Schon wider fec sie weg unt verschwunden; keine Menschen seele wisse wohin. Das sei nun wohl schon :«n dac- dußendsie Mal nnd drüber. . Der Jnspektor stellte sich iiihl bis ans Herz hinan. . »Wenn die Thielen nur Vor zehn wieder da ifi Wir haben hier iein Pensionai fiir löhere Töetter « Damit ging er kurz anqebunden thwon sie starrten ihm nach mit ihren dummer blörem verquollenen Angen. Die alte Latzow rieb sich Die start geröjkete Nase. »Das kommt oaoon aan me zune len die dreizehnte bei uns ist. Das giebt noch mal n Mathem-. Passen Sie auf, Risetschen Jch tenne das. Eh icb in H Unglück mit mein n Wil helm larn — Die anderen elf hoben abwehren-d die inso:l«igsen Hände. »Nee. nee, Latzo:v’n «- bloe nick. — tie Geictichte iennen wir aus dem sf,« s ties es 'o-.trcl;einander. l Eine lange, sehr dürre Perioni siickte usrniiig aus ihrem Sitz bin und er »Wenn ich mal würde ein Wort reden tönnem meine Damen —« ich glaubeMes is was mit der Thi. len ihre Tochter.« F »Sie ist von ihr weggerannt, weil feiht zusirnpel war, die alle Mutter. « »Na was mit der schon los ist!’ Sist doch selber in Dreck und Speck " »Me, nee, das is nich an rein. Dies Mile Thilen solt ietzt jarrz was Iro ßes sein und i.,r schönet Auskomin WANT Wieder lreischten die Weiber aus. ! »Wer H glaubt, wird selig. « »Hei in Berlin sogar!« »du-zisch Da rauft die sinke ihr wohl gar nach, geht« bei ihr beman Frau Schneider entrüstete sich. »Der sollten Se be Thielen besser tennen.« Von der Ganguhr schlug es acht. Die Alten erhoben sich und schlurf ten und hnnipelten in ihre Zimmer hinüber. Eine halbe Stunde später huichte eine kleine Frauengejtalt can; in ein dunkelbraunes Schultertuch einge wickelt, durch vie breite Glastbiir vons der Treppe über Even langen Gang. Sie hielt etwas unter ihrer Schür ze, das sie ängstlich zu verbergen strebte. Gerade als sie ihre Stuben ihiir leise austiinten wollte kam der Jnspeltor aus einem der benachbarten ! Zimmer »Na, Thielen, wieder so spät heute? Wenn die talte Jahreszeit kommt, hören mir aber die MenwAnsgänge aus. Sonst giebt’s wieder was aus der Brust, wie zvorigen cWinters »Ou- Uvugvu out-L Um tu, ja t,u I nicht ausgegangen, Herr Jnspettor«’ jagte die kleine Frau schiichtern, »nur jetzt seit den paar Wochen « Und dabei « lief ein Lenkt-ten iiver das schmale biasse verhärmte Gesicht, und beinahe; zärtlich drückte sie an sich, was sie! unter der Schürze trug. »So, na, ja denn-—ich wollte daizI anch nur i·m Voraus gefact haben we gen d- r talten Abende. -.—tlebrigengl habe ich Jikinen eine Suppe reinstellen lassen, Thielen " Die tteine Frau erschrak. f »F wo renn, mo ich doch den Friib itiicksgrofchen und den Abend-Moda Groschen baar trieae « Der Jnspettor tvar schon weiter e gangen. Die tleine Frau lief Lin( nach. » »den Jnspeltor, ich wollte man lagen —«« ich dank auch schön --—- und dennsptrenn ich diikfte——ich möchte jetzt lieber in den Mittagsstunden gehen-« Der vsiesbeschäftigte Mars-n nickte mit dem Kon und ging seiner Wege n ren Anlagen hatte man fett dem Fråhhertsft eine neue Zeitungsver taufsftelle angelegt Dicht daneben stand eine Bant mit dem Rücken gegen » den Wasserlauf. » Es irrir ein talter Tag im Novem-! ber. als die Thielsen auf die Bank zu« gesteuert tam Die Zeitungöveettiuie- ; rin hatte ihr wie einer guten Bekann rin lckon wn Weitem zugeniclt, aber die alt- Frau war so müde und athem los ron dem schnellen Lauf. Hier war esschsn still, ein wahres fWien-löschen fiir die alte Frau Kei- j ner schalt und redete aus sie ein. Kein Schiimpsem teine Fragen, keine Klaii gen störten sie aus, rissen sie unsanst aus« ihren Träumen und Gedan len, vie sich alle um das Einzigei drehten, sdas sie im Leben besessens nnd lieh gehabt hatte, um iljr Kind,s ihre Tochter. ! Durch einen Zufall war die Thielen : im Früh-deckst in diese Gegenr- getrmrs ? men. s « Miit-e, wenn auch nicht so ganz vonY Kräften Fvie heut’, hatte sie damals; einen Augenblick an der Einschluss-s säule gelehnt Da war plötzlich etwas i geschehen das ihk vie Sinne Isenahml sise schrvirsdeln machte. Aus einem! großen bedruckten Zettel hatte sie denj Namen ihrer Tochter gelesen: GmilieJ Thielr. Gan-z deutlich hatte er da ges-— . standen. Wie in - FlamniensclkristY hatte er zu ihr herüber geleuchtet « Als sie sich von dem ersten Schreck etwas erholt, hatte sie das keoruckte Blatt näher in’s Aug-e gefaßt. Es war « ein Theaterzettel gewesen und unter due Personen stand der Name ihrer Tochter, in großer, Tdicler Schrift, und oaneken zwei Buchstaben, deren Sinn sie-nicht begriff: a. G. - Die junge flink! Zeitungsvertiiufe rin» die erst seitein paar Tag-en ihren Dienst in der neueingerichteten Ver-: tzufshalle versah, hatte vie ti:ine«)llte schon eine name Weile beobachtet »Fehlt Ihnen was-, "-.tJiiittex.i-en?« hatte sie gutmüthig gestraft. Die Tshielen hatte mit dem Kopf ge schiittelt und dabei mit dem gekämm ten Zeigefinger zitternd aus die beiden geheimniswollen Buchstaben aezeiat, ldie neben dem Namen ihrer Tochter standen. Aengstlich hatte sie gefragt, tvas das-: »a.G.« neben dem Namen da trüben zu bedeuten habe? Da hatte die junge Verkauferin Tellaus gelacht. »A.G.«, das bedeutet »als Gast«. Haben Sie vielleicht geglaubt »Am Gatgen«, Miitterchen?«. »Wenn Sie sich sitt» das-«- Fräulein ,,a.G-« interessiren, können wie ja mai nach-setzen, was- die Zeitungen Idee sie schreiben Gestern hat sie auch assi dem Zetttel gestanden, da finden til-sie heute schon was, wenn es den Herren Kritiiekn so gepaßt hat« Die Thielen hatte dem junaen Miidtten atdemloö zugesehen, wie sie letzenc zwischen den Zeitunasstößen ttamte. Endlich schien sie Jefunden zu haben, was sie such-te- Sie strich ein Blatt auf-einander und reichte es der Alten bin. »Da nehmen Sie und lassen sich "eit. Sie können sich ruhig auf die Bank damit setzen« Die Thielen hatte das junge Mäd chen zaghast angeblictt, ehe sie dieHand nach dem Watte auszustrecken gewagt »Ach, Sie meinen von wegen Bei» ,rappuua? Na, mitnehmen tönnens Sie’s freilich nicht, aber wenns Ju-; nen lohnt, hosen Siest- morgen ab und bringen den Nickel mit. Jch hebe Jtpnen schon auf. Vielleicht istes auch nicht der Mütze tveeth.« tin-d die Thielen hatte sich auf die Bank gesetzt und gelesen mit teuelktens « den Augen —aus denen nach und scachz Tbrönen des Glücks und der Dant batteit quollen—daß itue Mile eine große stiinstlerin geworden sei. denY Menschen, die das zu verstehen und-zu würdigen wußten, eine Freude. —- — Seithentoar die Alte jede Woche ein Paallllllc UNchkgclUllUllcll kllls lflc Bank cun Kanallaui, dicht neben dein ZeitungSstand mit der freundlichen jungen Vertäuferin. Die zwanzig Pfennige, mit denen sie dieFriilystiietss und Alserrsobrodssuptse ablöste, hatte sie jedesmal mitgebracht; dafür hatte sie sie Zeitungen ein-getauft, die am schönsten über ihr Kind geschrieben halten, und sie eimtich zärtlich unter der Schürze mit in’s Hospital ac bküchL . Die anderen Blätter, in denen mag. von derMile stand, durfte sie unent- » getttich auf der,B-ant am Ufer lesen· ; Kein einziges Mai war ihr der Ge danke gekommen, die Tochter auszu suchen. Nein, sie gehörten nicht mehr zusammen, tas- muszte sie stille tra-. gen, ietzt erst recht, da eine so großes Kluft zwischen ihnen lag. Sie selbst, eine alte, kranke, dürftige Hast-itali «tin, das Kind mitten drinnen im Glück tin-o Ruhm. Rein, sie hätte dem Kind nicht schaden mögen rnit ihrer ärmlichen Person um teinen Preis Was hätten die Leute, die die Emilie feierten und rerlyätsscheltem davon denken sollen, daß sdas Kind ein so erbärmliches altes Stück zur Mutter hatet Gott verhüte, daß oas je ein Mensch rsiihre· Die Alte wäre vor Scham vergangen. Dem Kinde ging es gut, das war die hauptsache, nnd alle. Paar Tage durfte sie davon hören; war kas nicht Glückes genug? Nein, nein, nur still ins Dunteln bleiben, nichts von sich sehen und hören lassen, der Mile keine s Schdtde machen. Obwohl die Tliielen erbärmlich fkor nnd der Wind eissig wehte, mußte sie heut’ eine ganze Weile auf der Bank sitzen bleiben, elxe sie an den Zeitums stand gelangen konnte. Sie fiihlte erripfind«liche-Stiche in der Brust, die Nacht und den ganz-en Morgen schon. Aber sie wollte nich-i zu Haue bleiben, um nichts in der Welt. Gesiern hatte die Mile eine neue große Rolle gespielt, da mußt-: sie gleich lesen, was sie all-es Schönes in den Zeitungen über sie schrieben Darun, daß sie auch and-ersto, in der Nähe des Hospitals die Blätter hätte kaufen lönnen,' hcrttse Dass ritte, «u--el:frentde Weibchen gar nicht ge dacht. Fiir sie gab es nur ein-: Stelle auf der Welt, an der sie rson ihrer Mile hören konnte, unddahin mußte sie, koste es, was es wolle. Endlich rsappelte sie sich auf und schlich-Gif- an den Zeitungssiand, der heute eng umsdränsgt war. Ueber die Kopfe der anderen fort," reichte ihrdie junge Vertiluferin tdie leiden Blätter zu, die die Thielen mit Vortiebe zu taufen pflegte. Eine ganze Weile brauchte sie, lsig siedarnit an die Bank zurückkam, und abermals eine Weile, bis sie den dunk ien Flor von den Augen fortgetvischt hatte, der sitt-. immer wieder darauf legte und mit den Schmerze-: in der Brust und der heftigen Atheusnotck,zu tommers und zu gehen schien. vcun eine-um sah ne klar. Mit den eiglaltem stostszitterndsen Händen strich sie die Blätter auseinander. Sie brauchte nicht lang-.- zu suchen. Sie, die ihr Lebelang kein Zeiturrgsblatt in der Hand gehabt hatte, wußte setzt schnell genug die Stelle zu finden, an der von ihrem Kinde sie Nie-de war. Die Alte las· Jhr Herz schlug sum Zerspringen. »Ernilie Thiele bot eine aus-gezeich nrte Leistung. Ihre Kunst entfaltet sich von Tag zu Tag mehr. Es ist keine Uebertretbung, wenn man Von unsern gottltegnadeten Talent spricht. Gleich dem Mädchen aus der Fremd-e iftsiezu uns gekommen, man wußte nicht« woher sie laut. Förntlich ker iucht ist man zu fragen, welch· glück lich Land gebar dich? Wer sind oie ziottgeliebten Eltern, die Dich zeug t-en?« Der dürre Zeigefinger Der alten Thielen blieb auf den letzten Worten stehen, die schmalen, spitzen Züge Ver Hör-ten sich-, die trüben Aug-en leuchte ten aus; sie fühlte keine Athemnotb. teine Stiche in der Brust mehr. Frei und stolz erhob sich das alte Weibchen Der Fluch ihrer Acrmtichteit war von ihr genommen. Mit dem Gefühl qliickseliger Si cherheit, leine Schande über ihre große Tochter gebracht zu haben, ging sie Schritt Vor Schritt froh erhabenen Hauptes in"s Armenhaus zurück. Einmal wollt’ ich früh auf stehen. s Humorittische Stizze. Nach dem Un aarcsciken von A r m i n N o- n a i. Das Frühausstehen war nie meine Sache. Jus Bett möchte ich immer recht spät. Bin ich aber einmal in den Federn, so wünsche ich mich gar nicht mehr heraus-. Das Süßeste am Sei-la sen aber ist das Weit-geschlafen Wei ter-schlafen mit Bewußtsein bis in Den hellen Tag hinein. Zur Sommerszeit, wenn ich gtiietlicher Stroinvittrverbin hatte ich mir einen Diener, der ledig !ich die Ausgabe hat, mich energisch zu werten, wenn nöthig aus dem Bett zu ziehen, sonst täme ich gar nicht in der-: Bureau. Jst aber meine Familie daheim, so liegen die Verhältnisse panz anders. Jch habe nämlich isni Hause drei dienst bare Geister. Eine Köchin und zwei Stubenmiidcken Jch bin kein Rocke sellet, aber meine Frau thuth eben nicht anders. Nun hat die Köchin die Verpflichtung. täglich um acht Uhr in die Martthalte zum Eintaus zu gehen. Sie steht also zehn Minuten vor acht Uhr aus« Dem ersten Stubenmädchen hat der Arzt das Aufstehen vor sieben Uhr verboten, weil sie an Nopsschwiik del leidet. Das zweite Stuf-entnah chen hingegen steht wohl schon um sechs Uhr aus, doch sie hat das Reisien in den Beinen und muß sieb, eisen salls aus Anordnung des Kassenarz «tes, von sechs bis sieben Uhr mit Kampherspiritus massiren. Man kann sich bei diesen Verhält nissen in meinem hause meine Verle genheit denken, als ich eines Tag-es eine Depes ,e erhalte, in·der mir Tante Jeanette, die einzig-e der in Be tracht kommen-den Erbtanten unserer Familie, mittheilte, sie käme anderen chges halb sechs Uhr früh an, um ’-.-inige Zeit bei uns zu verbringen. Wegen der Hitze am Tag-: zöge sie es v.or. des Nachts zu reisen. Um halb sechs Uhr! Das hiesz also, ich mußte spätestens ein viertel vor stins ausstehen, um noch rechtzeitig zum Zuge zu kommen und di: geliebte Erbtante abholen zu können. Das war ein überaus schwieriges Problem! Ich! —un«r. um diese ganz unmög lich-e Zeit aufstehen! Mein Schmager meinte, das Beste wäre, ich ginge erstl gar nicht zu Bett, so sei es am sichersten, dasz ich nicht des-schlafen würde. Danitt war aker meine Frau aus allgemeinen morali schen Grün-den nicht einverstanden, und auchich wies diesen Ausweg von mir, denn ich konnte doch nicht der Iante mit einem übernächtiaenGesicht etligegentreten - Wie sollten wir es aber anfangen, daß ich bestimmt um halb fiinf geweckt werde? Einfach auf den amerikani schen Wetter uns verlassen, ging nicht wohl an. denn sowohl ich, atks mein-e Frau schlafen derart tief und ges-ind, daß trir zu so früher Stunde auch rcei vereint lärmende Wetter überhö ren würden. Und wie, wenn der Me chanisxmxis just diesmal, wenn es sich um den Empfang der Erbtante han delt, VersngteZ Von den Miidcken wollte aber keines die Ausgabe über nehmen, mich zu so unglaublicjnsr Zeit auszuwerfen Die Köchin meinte fo aar, sie zöge es »vor... Wir gaben ihr «sck,t—:unigs: ein kostbare-J Oteictsent und seh-stiegen Aber geweckt nmßteyich, doch werden Ich nen den Vausinwertor zu mir kommen »Waan stehen Sie jeden Ta- « niif?« fragte irs ihn aus »Um sechs Uhr.« »Dann können Sie mir tritts nützen« »Um trag handelt es- fich :enn?« »Ich muß morgen früh spätestens dreiviertel fiinf Uhr unbedingt aerreckt werden, weil ich Um hilb sechs am Bonnhof sein 1tvill.« »Das ist ganz einfach zu mer«-ten Mein lleinerSohn wacht täglich um halb siinf auf nnd verlangt Milch. Weit er aber keine bekommt fängi er zu brüllen an. worauf ich jedesmal erwarte « un ja, wenn alcr Ji,re-«Frande1n J .en gerade Morgen Mttch ai,bt dann brüllt er nicht und Sie macken nickt aus.« »Das ist ausgeschlossen denn der Milch-meiner bringt Die Mildt- erst um sechs. Wir können uns aber Jnch ausf andere Weise versiciiern « ,,Lassen Sie hören.« »Ich werde mich durch den Bise inspettor um halb fiins irecten lassen« Unser Hans, als Riesenzirrskaserne hat nämlich auch ein-en Vizecerberus. Der Hausherr kann sich den Luxus criiuixen——auf Kosten der Miethien ,,Lklso ganz recht. Der Vizeinspektor wird Sie werten. Wer win alrer den Vizeinsspekior aus seinen je»enfal!s ists-.en Träumen reinen?« »Auch dafür ist geforai Jn unserm Haufe wohnt nämlich im orittJn Stock ein Ministerialbeamter. Der spielt «jeteNacht im KaffeelyauH bis- 4 Uhr früh Karten. Dann kommt er nach Haufe, klingelr, der Vizeinfpeltar steht aus, läßt den Ministerialbeamten ein, er treckt dann mich anf, ich trecle Ihr Etiitenmädchen auf, und Jtsr Stu lsenmiidckten weckt Sie auf.« »Ei, freilich, das ist ganz einfach. ern gut, ich will mich aus diesen Wrctapparat verlassen. Selbstrier: standlich bekommen Sie alle ein gutes Trinkgeld bis auf den Ministerial l"-e..1mten, der bekommt nicht5, weil er ia nur ein zufällige9, inaltives Glied in der Kette meiner Weckoorrichtnng ift." Der Hausinspeltor schknunzelte und eina. 'Jl)m gefiel das in Aue-licht ge stellte Trinkgeld. Schon kurze Zeit darauf tpsrirde ich alser schwankend War auch wirllich Verlaß aus sdiese Menschen? Wie, wenn der Ministerialbeamtr als nn irrentlicher Butnrnclmensch auch im Nachbar-klommen unordentlich ist und just morgen erst nach fünf seine denktenpattie beendet? Kann man überhaupt in ein-en nächtlichen Kar tenspieler« lelbit toenn er ein Ministe rialkeamter ist, den Anker Ritters-off nuneen werfen? Jch zitirte den Vizeinspektor vor mich. , »Sagen Sie, swann kommt der Herr aus dem dritten Stock gewöhnlich l;eim?« »Jede Nacht um vier, längstens viertel auf fünf.« »Ist das auch sicher?« »Seit acht Jahren hates nur ein mal nicht gestimmt. Damals hatte der Herr die Jnfluenza und ging nicht ans. Sonst stvar es immer 4 Uhr friity wann er heimlam -—— eher stürzt die Welt ein.« »Hm, dann scheint der Herr Mini sterialkartenspieler wirklich pünktlich zu fein. Und in welchem Cafe ftsielt er denan »Hier schräg gegenüber in der ,,Blauen Kugel« « Der tiefe Sinn dieser Frage war, daß ich nach Entlassung des Lize in spektors stracks in die ,,BlaueKugel« ging und mich dort mit dein fract-» schwänzigen Oberkellner ins Einver nehmen setzte Gegen ein guteJ »von-; einr« Versprach mir der Ganymed« fang dies-mai doch etwas- passireus sollt-e, was den regelmäßigen auf der Welt stören könnte, den Ministerial beamten punskt ivier zum Nnchhaufe gehen zu oeranlassen — nöthigenfnlls ifinauszuwersen ( Jch verließ Das Case und krat aus. die Straße. l Noch einmal iiberdaebte ch den ganzen komplizirten Apparat. Ein Prmkt irares also, auf dem Das ganze iijnstliche Gebäude ruhte. Und dieser Punkt »wer der Ministeriaibeamte Alles klapvte großartig, wenn dieser; »Zer die Freundlichkeit hatte, wie je· . Den Tag auch morgen punkt vier lihr heimzukehren und den Vizeinspektor zu eveclen Wie aber, wenn Der Ministerial lseainet just morgen auf die Jdee kam, noch einen Wunsch zu trinken, oder in der Morgenluft ein Stündchen spazie ren zu gehen? Quälende Zweifel be-« seliliclen ueine S.eele Jch suchte noch einer irriteren Garantie. Vor unserem Hause ist ein Dreisch tztnstandplat3.« ,--«s-.. »J.«clttc «F,icclcll, chUUJ las Ulc Nell scher an, ,,ist Jemand von Jhnen heute Nacht hier auf dem Poftsen?« Eine Gestalt trat vor. »Nun also, lieber Freund, lzier eine ttrine Gabe, für die Sie die Güte ha ben wollen, punkt vier Uhr kei uns! anzuläuten und dem Vizeinspektor« nur soviel zu sagen, er inöesc werten. Hören Zie? Wecken." ,,Soll pünktlich gefcheh-en.« Nun athmete ich erleichtert auf» Jch hatt-gethan, smas in diesem Fall men schenmöglich war. Mochte die geliebte Tante kommen, ich würde jedenfalls mit treitaeöffneten Armen am Bahn bof sein« Beruhigt sgsing ich nach Haufe, speifte in vriichtiger Laune zu Nacht, legte mich zu Bett und schlief bald ein wie ein Mensch, dessen«G-egen wart und Zukunft sich im Geleite ab soluter Ordnung und Zuverlässigkeit bewegt. · Gerade in 1ener Nacht herrschte nun ein wahrer Orkan, der im« Stadtpart Bäume entwsurzelte und sonst allerlei Allotria trieb. Gegen Moran wiitlxete der Sturm am heftisftem er riß die mächtige Firmatafel ides Atempners meisters Gelb, der vis-a-«oiå« wohnt, aus den Angeln und warf sie aufs Pflaster. Auf das höllische Gepolter liiii wach-te ich natürlich auf nnd dachte gleich an San Francibeo und Valparaisa Was tann man wissen!" Die Erde wackelt überall bedenklich » Ich sprana mit einem Satze aus« dem Bett und sah nach der Uhr. Es ; war dreiviertel auf vier. Was war da zu machen? ·3uriick ins Bett und noch ein Stündchen schlafen? Wenn aber der Kartenspie l» nicht beimtnm der Kutscher ver-: arissen war-, das Kind des Jnspiektors nkcht brüllte? Jclx betrachtete die heriinteraerissene Firmatafel als zarten Wink des Schicksals nnd zog mich an. Dann lelsnte ich mich zum Fenster hinaus und saa die balsamische Moraenluft ein« harrend der Dinge, die sich nun entwickeln würden. Richtig, punkt vier toinplisnentirte der Oberlellner den Ministerictlbeaw tcn zum Gase hinaus, aleichzcitig räherte sich der bestochene Drdschkew tutsckek unserm Hausthon Beide zo gen vereint die Hausgloeka Jch eilte auf den« Kotridor hinaus. litt-n weckte der Vizeinspetior den Oberinsvettor.g Jm selben Moment brüllte der Junge, weil er lemeMilch bekam. Es klappte alles wunderba-. Nun kam der Jnspeltor di-: Trevpe heraus-, um das Mädchen zi: meckern ehe er aber noch oben war, erschien auch schon Eli-se, die Hilfsinagd, mit vermeinten Aug-en, denn sie habe ohne-dies die aansze Nacht nicht ge schlafen, tveil sie heftige Zahnschmeri zcn hatte. Und ich lachte über sden ganzen toinplizirten Apparat; denn ich war jc·l schon längst wach und in Toilette. Dann nahm ich das Frühstück in sonveränsem Gleichmuth ein, tauchte noclx eine Ziairte und fuhr dann zum Vahinhos hinaus. wo sich genau fünf Minuten vor halb sechs Uhr ankam. Dort empfing mich die Nachricht, dass u: Personenzuq meiner Tante drei Stunden Verspätung habe, denn der nächtliche Sturm habe irgendva den Bahnkörper zerstört· Nun habe ich das Früh-ausstehen siir alle Zeiten asbgeschtvoten " W Papier-Servieeten. Eine wunderbare Zunahme —-—tpee nirgends sonst-wo außerhalb der japa nischen Urbeimath dieser Industrie-L hat in unserem Lande die Benutzung von papierenen Serlvietten erfahren sowohl siir Tafelgebrauch, wie siir Llugfliige, Picnics u s. w. Nach ver läßlicher Schätzung wurden im ver sisangenen zahre 400 Millionen sol-· i i i i .cher Serviette n in den Ver. Staaten jverkaufi. Und dieses Jahr werden es ,n;ol)l noch mehr sein. Ursprunglich sinaren alle diese Serviettchem die bei i uns zu Markt-e kamen, japanische Im iortmaare Aber das hat sich ganz be deutend qeänrsert. Wir haben heute eine einlxseimische, beständig sich Ver arößernde Papier-Seroietten--Jn"d-u-v fixie, obwohl noch nicht viel-c einzelne Fabrikant-en sichs ausschließlich auf diean Artikel verlegen. Man hat Grund zu der Annahme, Daß die hüb ssclten bunten Bilder auf den Papier Scsrvietsen viel mit ihrer stetig zuneh wen-en Be liebtheit zu thun haben, nelenbei ihre Billigkeit lind praktische Bequem! iekleif; auch fällt wnhl in’s Gewicht, daß sie gesundheitli d sehr c.npsohlen werden Jn euro Jäischen Ländern sind Papier-Servietten nur wenig in Gebrauch -— aber dort ist rsazs Tafelleinen viel billiger-. Das erste Wort. Eine hübsche Szene aus den Füt terwochen eines dem Arbeiterstande angehörenden jungen Ehepaares be richtet man der K«öln. Zig« aus ei nem Städtchen des Sau«erlandes. Jo hannes und Marianne waren erst ei nige Wochen verheirathet, als aus ge ringfügigem Anlaß sich der erste Zwist zwischen beiden einstellte. BonStund « an ging Johannes ohne Gruß zur Arbeit, brummig und ohne Gruß kehrte er zurück. Mariannes fröh lich-Es Lachen verstummte, dafür dü stere Mienen, umflorte Augen. Jn nerlich wurden sich beide freilich klar darüber, wie thöricht, ja kindisch ihr Verhalten sei. Doch wer sollte das erlösiende erste Wort sprechen? Eigen sinnig hütete es jeder, ängstlich darauf bedacht, aus diesem ersten Streite als Sieger hervorzugehen, in der aber gläubischen Annahme, dadurch ein für allemal die häusliche Obserherrschaft an sich zu reißen· Ein freiwillig-es Nachgeben war darum Von keiner Seite so leicht zu erwarten. Und fast g:wann es den Anschein, als ob das Zusammenleben des Paares ein stum mes bleiben sollte, denn schon war die zweite tritifche Woche angebrochen, ohne daß sich eine Wendungzum Bes sern gezeigt hätte. Eines Mittags nun tritt Johannes-, wie immer in letzter Zeit, ohne Gruß und trotzig er hobenen Hauptes in seine Wohnung. Statt sich aber, wie an den verflosse nen kritischen Tagen, geräufchlos auf »der Ofenbank niederzulassen, um all soglieich die Nase in’"g Wochenblatt zu stecken, begibt er sich unverzüglich in’s Schlafgiemach Neugierig verstohlen folgten ihm Mariannens Blicke. Ver wundert nimmt sie wahr, wie er trotz der hellen, lichten Mittagsonne eine Kerze anzündet und damit die vier Ecken der Schlafstube ableuchtet. Ebenso untersucht er das Jnnere des Kleiderschrank5. Die junge Frau weiß thatsächlich nicht, wie sie dies auffallende Gebahren ihres- Mannes deuten soll. Jetzt legt er sich gar der Länge nach auf den Fußboden, um auch- unter die Betten zu leuchten. Da verwandelt sich ihr Staunen plötzlich in ein beklemmendes Angstgefühl; Selbstanklage und Reue, allerlei grau sige Gedanken stiegen in ihr aus. Das geht über ihre Kräfte. Sie muß Ge wißheit hab-en, und mit zitternder Stimme gelingen ihr die Worte: ,,Wat feukeste ssuchst du) dann egentlik?« Johannes zieht den Kopf unter dem Bette hervor und antwortet gelassen: »Dine Stimme, Kind!« Wohtthat trägt Zinsen. Jn Galizien hab-en die Bauern im mer eine groß: Abneigung gehabt, gerichtliche Attenstücke zu unterschrei ben; nur mit schwerer Miihe waren sie dazu zu beweg-en, auch dann, wenn das Schriftstiick einen für sie voirtheil haften Jnhalt hatte. Zur Zeit, als Graf G. Stadthalter war, hatten zwei Bauern ein großes Haus-, das ihnen gemeinschaftlich gehörte, der Regierung geschenkt, um darin ein Spital einzurichten. Darüber war man bei der Regierung in Wien sehr er freut. Sofort ging die Weisung nach Lembera, eine Schentungsurtunde zu entwerer und diese von den zwei bra ven Bauern unterschreiben zu lassen. Die Bauern aber erklärten: »Unter schreiben? Nein, das thun wir nicht!« Man erwiderte ihnen: »Dann gilt aber die Schenkung nicht, und wir können sie nicht annehmen.« I Darauf erklärten die Bau-ern: »Ein «Wort, ein Mann, aber unterschreiben Ithun wir nichts!« Mit der Bemerkung: »Sie unter Ischreiben nicht!« ging der Bericht nach Wien zurück — und von Wien ging nach Lembserg abermals der Bescheid: »Sie müssen unterschreiben!« Der Schlußbericht des Grasen G. an die Regierung in Wien lautete: »Sie haben wieder nicht unterschrei ben wollen, da haben wir jedem fünf undzwanzig Stockhiebe aufzählen las sen, und dann haben sie endlich unter fchrieben.«