Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 8, 1907)
Am Verlobungstage Kriminal- Roman von Auguste Gkoner AK M W (2. FortseyungJ " Von draußen her wurden rasche Schritte hörbar. Der schmerzlichesug, der soeben noch ausLenas lieblichem Geßcht gelegen, schmolz wie Schnee im Sonnenschein Jetzt that sich die Thür ans —- im nächsten Augenblick hielt König, der jetzt alles andere vergessen hatte, die Geliebte in den Armen. Und er sagte, der sonst so Bereate, nichts, als ein paarmaL tief aufathmend: »Mein Glücks Tu mein süßes, herzi gcs Glück!« — Ein Viertelstündchen gönnie rsian ten beiden, dann kamen die Familien mitglieder eines nach dem anderen herein, um König zu begrüßen. und bald vereinte ein aemüiblkches Früh svick vie fröhlich Plauderndem denen König verschiedenes von seiner Reise erzählen mußte. Plöylich schwieg er und brach ein wenig unvermittelt die Schilderung seiner Fahrt von Paris nach Comm nean ab. Und es war doch gar nichts Unangenehmes vorgefallm Es war nur ein Eilbrief an den Kommerzien rath gekommen, in welchem einer der für heute Abend geladenen Gäste die s angenommene Einladung nicht etwa riickgiingig machte, sonder-n nur hat« rirn eine Stunde später kommen zu dürfen, da er eine unabweisbare Ak haltung habe. Seltener Gast —- er hieß Vittor Colmar — hörte auch ganz fortblei ben können; den beiden Liebenden war er gleichgiiltig, und Edwine —- um deren Gans sich dieser Herr leiden schaftiich bewarb — war ihm gerade zu abgeneigt Dieser Brief also konnte an Königs schlecht-: Laune keine Schuld haben. Der Kommerzienrath der tein Freund schlechter Launen und stocken der Gelt-räche war sand rcs ch neue Themata und war schließlich weil es nun einmal wie ein kalter Hauch .iber der kleinen Tafelrunde laa, froh da rüber, daß sein künftiger .- chinleger sah-n durch seine Berufspflichten ge zwungen war, bald wieder zur rStadt zurückzukehren König rnnf Jte nicht nur noch einmal die Aussiellun o, Besu chne, er mußte Nachmittags auch noch sein Referat schreiben, das er sonst wohl erst Abends seinem Blatie zuzu stellen pflegte, das aber heute schon sriiher fertig sein mußte, da König ja heute Abend anderes zu thun hatte, als an Knnsitrititen zu denken. Gegen zwols Uhr verabschiedete sich - König denn auch und fuhr nach der Ansstellung, die um ein Uhr eröffnet werden sollte. Er langte eine halbe Stunde früher dort an und begab sich sogleich in die Aussiellunasräume, . woselbst seht schon alles an Ort und Stelle gebracht und jede Spur der siebethasten Thätigteit, welche vor Säunden da noch geherrscht hatte, völ lig verwischt war. Noch lvar Eiern Pu blikum der Zutritt nicht steigegeben worden, dennoch aber herrschte schon ziemlich viel Bewegung in den ver schiedenen Sälen, »denn es waren nicht nur die Berichterstatter der Zeitungen sondern auch viele Künstler Irntr)esend, welche den intimen Genuß, den nun ein-mal der Eröffnungstag bietet, ha ben wollten. Man konnte die Maler nlandernd, die Journalisten Notizen machend-, da und dort beisammen kJ-f--- -L-- k-- QLYL -.« mxsh --T IUIIYIII VIII-b UUOI UIZU ou ULLU Fr-.'7-Ä· Auch König war ietzt nur Kräftee Er schaute, notiete, plauderte über feine Reise und sprach sich über dieses und jenes Kunstwerk aus. Daß feine Augen dabei jemand suchten, der nicht lam; bemerkte keinen — Nachdem die Eröffnungsfeiezlichkeit vorüber war, schrieb König im Besti biil auf eine Visitenkarte wenige Zei len. Sie lauteten: »Ich muß Sie Un bedingt heute noch sprechen. Bin bis sechs Uhr zu Haus« Die mit Umschlag verfehene Karte Tibeng et einem Dienst-innern mit dem Auftrage, den Brief fofott zu befor gen. Daran nahm er einen Fialetl der auch sein Rad mitnahm, undfuht nach Hause. Er schloß feine Wohnung hastig , auf, krachte das Rad an den gewohn .;» ten Platz im Gange unter und begab "« » sich in sein Arbeitszimmet. " s Er war allein· Frau Winter hatte . um dieses-Fest im Hause nichts zu thun. InSie hatte keinen Miseloffer schon ent leert nnd dessen Inhalt in den betref fenden Essen verwahrt Die verschie denen Meinigkeitem welche König un .- ; samt-m hatt-, kleine Plasti :tint, otsgraphien u.s.w., natte sie Jus seinen Schreibtisch gelegt. Er O sie, als et sich an ihm nieder-: , et- wenig ungeduldig zur Seite . begann fein Referat zu schreiben. —d war et ganz und gar in seine — ttuaksvolle Arbeit vertieft. ·- sgessgggs Ins-seng . » engt , an -s M Lebe- dem Schreibtifche s U —. c ichs-gelte dkn Kopfji set-en one-ne et un · U den KIN neige-eth , sich noch ein nnd schrieb wei falieteer Hosen : über die Schwelle trat. zusammen. Gerade, aki er dicsthat, ging das Garten örtchen. König schaute nicht aus, er trckte den zuletzt geschriebenen Artikel ein wenig hastig in einen schon adressirten llniscblag -faltete dann auch sdie anderen beschrie benen Bogen zusammen und schob sie zu dem ersten. Indessen ging jemand durch den Garten und die Treppe herauf. Es klopfte an. König schrieb noch immer. »Herein?" rief er und legte dEeFeder Es war ein junger Mensch, der da »Ah, Sie sind es!« sagte der Tot Y tor. Er war sichtlich enttäuscht. Der junge Mann war ein fcEll-gesandter sei ;ne»sz Bankiers und brachte ihm eine große-Je Summe baaren Geldes-, das König während seiner Reise gekiindigt hatte. Die zwei konnten sich flüchtig Der Bankbeamte erkundigte sich da s nach, wie es dein Herrn Doitor wäh rend seines Fortgangs ergangen sei, und theilte ihm mit, daß aucher. und zwar heute noch irn nteresse seines Chefs eine längere eise antreten werde. Der junge Mann« der vermuthlich noch nicht viele Reisen gemacht hatte, wäre gern ein bißchen weitichweisig geworden, aber er bemerkte, daß Doktor König newös sei. Er mußt« wohl jemand erwarten, denn er fahl des österen nach der Straße hinüber, und dazwischen griff er, während er zerstreute Bemerkungen machte, bald nach diesem, bako nach jenem der klei nen Barsch-m welche ans dem Schreib tische lagen. Sein Besucher stand denn mass-bald auf, Lan fass zu empfehlen. Tllcll cUL cl IIW Glis-IN WIII Us» Doktor den Umschlag von einem der Päckchen geöffnet Das Kouoert um schloß ein in zarten Tönen getan-liess Frairenbiioniß Es war in einen fis-i I chen Malachitrahmen eingefiigt. Einen As ioenbiick long schaute der Dei-or! Iauf das Bild, do klirrt wieder diei ieiserne Gitterthür draußen Königsj l Blick ji«-c t hinaus. »Sie gekommen Besuch,« sagte der junge Beamte. · »Ja, ich bekomme Besuchf srgt auch1 König, lschiebt das Bild-ten kriererinj den Umschlag und Legt es auf den Schreibtifch, schüttelt den Kopf, bsbtj Tag Bilochen wieder auf schiögtesinz se eine Zeitung ein und schiebt es zwi-« schen einen Stoß Büchex,1relche auf dem Rande des Schreibtifches liegen dann wiinfcht er freundlich aber auch merkbar zerstreut, dem Befucher eine giscklickze Reise und geleitet ihn bis zur Thür. Von dorther wirft der junge Be cmte unwilltiirlich noch einen« Biick auf das überbraebte Geld, das offen auf dem Schreibtisch lag Draußen begegnet er dein neuen Besuchen Dieser ist ein elegant entlei :eter, noch jüngerer Mann Er ichernt recht wohlgelount zu sein seine Miene rettiitth es und das Liedchen, das er junsm m-« « e - « UIV Uc Hlskl sllclllpallllcx Ductule gehen. grüßen sie sich stumm. Der junge Beamte vergewisiert sich noch einmal, ob er die eben erhaltene Quittungs auch gut verwahrt habe, und geht danach, auch in recht ver gniigter Stimmung, die Straße hin unter. Sie mündet in die Döblinger Hauptftraßr. Gerade an der Ecke baumett ein Barbierbecken an einer langen Stange, da fällt es Dern jun gen Menschen ein, daß er sich vor fei ner Abreise noch rasiren Iassen müsse, und so betritt er den Laden. Es thut ihm nichts, daß er, da eben andere Kunden bedient werden, etwas warten muß. Endlich kommt auch er daran. Just eine halbe Stunde hat das War ten gedauert. Die Zunge des tvackeren Bartscheeres ist bedeutend flinter,al5 es seine Hände sind, das merkt sein neuester Kunde jetzt auch an sich. Endlich aber wird doch auch er fer tig. Er hat schon gezahlt und zieht die Handschuhe an,»wo-bei er gelangrveitt aus die Straße hinaussieht Da geht soeben ein Herr an dem Laden vorüber-es ist derselbe, dem er vorhin im Hause Königs begegnet tit. ,,Merkwiirdig,« denkt der junge Bankbearnte, »wir verdrossen er jetzt dreinschaut, und war doch vor einer Stunde noch to lustig!« Fünf Stunden später fuhr der junge Mensch, welcher diese Wahrnehmung gemacht hatte, in die weite Welt hin ein, in der er ir ndwp, auf Wochen hinaus, für seineZirma zu thun hatte. Und etwa auch stinf Stunden später endete das Verlobun cfest bei dem Kamnterzienrath v. ältühlheim Es war diesem nicht recht gewesen, daß fein künftiger Schwie ersehn sich nicht einmal heute ganz rei hatte machen können, landerseitö glaubte er es ihm; ohne weiteres, daß er, ehe die Druck-« leaung des Morgenblattes begonnen hatte, also vor Kwölf Uhr Nachtt, noch einmal in die edattion mitget; Lena war sogar ein di n ge träutt olz seines Fittichen Ebens, aber »He tanwfte tapfer gegen ihre Ware « au, und als Muts tu dem away-h Mich leeren Winters-»er teu von ihr Wird nahm« sagte er: M «Miichteft du lieber, da ich niemals Wichti I zu thun habe « Da chaute steibn voll ernster Liebe san und entgegnete: »Nein. nein. Wie es ist, ist es gut, und wie du bist, io sollst du immer sein —- denn aerade so muß ich dich lieben.« «Herz, liebes Herz!« —Er drückte einen Kuß auf ibre weiße Stirn,dann fragte er lächelnd: »So wirst du nie mals eiferiiichtig auf meinen Beruf sein?« Niemals werde ich eiiersiichtigsein —De«enen Beruf achte ich, nnd die Kunst-die Liebe ja auch ich. Eines anderen Weibes wegen wirst du dich aber nie zum Liiaen und Beträgen erniedrigen. Ich werde teine Ursache haben, mich deshalb zu g-r"cime71—«1:nd das nennt ihr ja Eifersucht. Aber du gelzst —- iolltest du nicht wenigstens mir sagen, was dir heute Peinltckes begegnet ift? Denn es ifr dir Reinli ckes begegnet Ich ---— wir alle iiiblten e5.« »Geister wirst due-; erfahren. Ich kann jetzt noch nicht davon reden« Noch ein paar liebe Worte, dann ging der Doktor. - Lena sah ihm nach. bis sich die Tbür hinter ihm schloß. Das Herz war ihr schwer, sie wußte nicht wes halb. Sie trat an das aroßeFenixer, von welchem aus man zu dem Thore hinüberfchauen konnte. Tiefes Fenster war von vielfach verzweigten Schling pflanzen ziemlich dicht verhangen. Lena schob etliche der schwankenden Zweige zurück und schaute hinunter es bewegte sich soeben eine Gruppe vcn Herren auf dem breiten Kiestrea dem Thore zu. Ob ihr Bräutigam darunter war. konnte die junaeDzme nicht erkennen. Sie spürte, daß ihre Auf-en voll Thriinen standen. Ets- sie diese noch weggewiicht hatte, waren die Herren schon auf die Straße bin ausgetreten. Jth konnte man ibre Gestalten überhaupt nur noch undeut lich unterscheiden denn nun befand sich zwilchen ihnen und der Van das bobe Eisengitter nnd die freilich noch kahlen Sträucher, welche innerhalb MTMn«gepflanzt waren. -..- h-k- -re:.k.-ct-1-. OGIIU III-I IIUC Ist-fu« »So bli-Wb IS' gen rasch hintereinander wegsubren. Von der ibr selber unbegriindet er scheinenden Angst befallen, wandte sie sich seufzend in den großen Raum zu rück —- dn stand Ebrvine vor ihr. . Erschrocken schaute ihr diese in die trüben Augen. »Aber Liebste! Was ist dir denn?« sragbe sie besorgt. »Ist kenn das die Miene einer aiiåckliiken Braut? Und die bist du ja doch!" »Oia —- die bin ich!« beaann Lena, und ihre Augen leuchteten aus. »Wie sollte ich denn nicht sehr, sehr glü.cklich sein! —- Aber —- weiszt du. es gibt lein ungetriibtes Glück. Und wenn auch gar keine Uriache da ist, es zu ;triiben. dann grübelt man doch ba «riisber noch, wie lange wohl solch ein großes Glück währen tann.« Das hast du gethan?« Lena nie-lie, dann gingen Lästrun ,siern Hand in Hand aus dem Saale. - Eine Weile wirthschasteten die .D enstlente noch in den Gesellschafts Iräumen herum dann erlosch in der Villa ern Licht nach dem anderen nnd bald- herrschte tiese Stille da monoch vor Stunden froher Festeslörm zu hören gewesen war. Als sich Edwine von der Zose das baut auflösen ließ, zeigte ihr der Spiegel ein recht blasses Gesicht. Und noch etwas zeigte er ihr: die mittei dige Miene des Mädchens, welches hinter ihr stand-» t »M1U!ll ll’UU-,(ll Oc( UcIUl klll U trübseliges Gesicht, Lisi," fragte Ed rvine freundlich. »Ich habe den ganzen Abend an weniger Giiickliche denken müssen.« »An Sie selber also?« »Und an Sie, mein liebes gnädiaes Fräulein,« brach List los, die ebenso sehr die Vertraute als die Dienerin Der Schwestern war. »Auch an mich! Da thaten Sie recht, Lisi,« sagte trüb lächelnd Ed tsine, »denn ich habe aar leine Aus sicht, jeeine glückliche Braut eu wer den, während Sie dieses Glück vor sich haben und nur ein bißchen daran warten müssen« - »Wer Jahre noch, Fräulein! So lange wird es dauern, bis Braun eine feste Anstellung erhält.« »Ich wollte vier Ewigleiten darauf warten.«« »Was alles kann da noch dazwi schen tornrneni" seufzte List. »Was soll denn dazwischen kom men? Braun hat Sie doch so recht herzlich lieb, seiner Treue sind Sie sicher, und hat er sich nur erst eine Stellung errungen, vie das Heirathen möglich macht, dann den-it er gar nicht daran. eine andere zu seiner-Frau zu machen als Sie. Als hauslehrer san-n er doch nicht sheirathen!« Die hübsche List nicktr. Jhr Ver stand sagtees ihr ja. daßsie warten müsse, aber das Warten that trotzdem recht weh. »Freilich, gnädigez Fräu lein sind noch viel schkitnnrer daran als ich,« seufzte sie. »Daß aber auch der Fett Kommerpienrath so gar tein fEinsetzen hat. Er zwingt Sie ja a —« »,,Wozu denn, AM« fragte Edwine s tritle lächelnd. »Ach nicht dazu, gegen sseinen Willen zu heirathen, in Zwist, Eviecleicht mit einein Stank-at aus dem Gasse zu gebeu? Ich hätte nicht den Muth dazu.« . , Liti nickte eifrig-: »Das ist's ja, und weil der aus«-disk Herr weiß, daß Sie sich nicht wehren Meinem wird er Sie auch nkch zwingen, den anderen zu e n - thich zornig war das junge UØ ’ « (« »Ist-»F ’- « T - Ding« «wor·,oen. aber a Edwine hatte «ausgerichtet,s und eti tlang ihre Stimme, als sit sa te: »Das tann Papa nicht. Mein bozsarn bat Grenzen. Ich werde niemals Fiau Colmar sein.« «Meriwiirdig, daß Sie ibn so gar nicht leiden tännenl" bemerkte das Mädchen nachdenklich. »Er ist doch eigentlich ein sebr hübscher und feiner Herr. Aber freilich —« »Es ist spät, Lisi,« unterbrach Ed tvine die Zose. »Im unser Reden dilst uns ja doch nicht« Glück überhaupt und gar io ungetrübtes Glück, toie Lena es gefunden hat« ist eben nur wenigen,beschieden. Gott bewahre es ihr.« l »Ja, Gott bewahre es ibrI« wieder holte Lisi. tüszte Edwinens Hand, schaute sie noch einmal mit feuchten Augen an und ging. Jhre junge Herrin sal) ihr bewegt nach-· »Armes.-Ding,'« dachte sie,»sebk:st und härmst dich auch, weil dich die Armuth von deinem Liebsten trennt, nnd hast auch sonlt gar wenig vom Leben. Aber du wirst doch einmal glücklich sein. Jch aber-ach! Daß doch unser Glück immer nur oon einem ganz bestimmten Menschen tommen tannl" B. K a p i te l. Mitternacht war vorüber. Im Aerztezimmer der freiwilligen Rettung esellsschast befanden sich zwei Herren. ie standen in Menschen-it fchaft, waren jeden Augenblick gewär tig, abberufen zu werden« jeden Mo ment bereit, ihr Können in den Dienst der Nächstenliebe zu stellen. - Der ältere der beiden Herren war Doltor Josepbi, einer der leitenden Aerzte der Anstalt, der jüngere Doltor Brenner, war einer der vielen Wasc ren, welche sich dem Institute freiwil lig zur Verfügung reitellt hatten. Zu Anfang ihres heutige-n Nachtdienites hatten die beiden Herren über allerlei, das der Tag gebracht, geplaudert, dann aber hatte sich jeder von ihnen in eine andere Lettiire vertiest. " Als es Zwölf schlug, legte Josepbi sein Buch hin und verglich seinen Chronometer mit der Wandubr. dann lauschte er nach der Straße hinausk. »Ist heute aber eine stille Nachtl« sagte er. »Auch in dienstlicher Beziehung.« setzte Doktor Brenner hinzu, stand, sichtlich ein wenig gelangweilt, aus und dehnte und reckte sich. Inzwischen hielt Josephi ieine Vir ginia, welche talt geworden war« über die Flamme der Lampe. Er dachte of fenbar dabei an etwas Ani; nehmes, denn er lächelte vergnügt vor sich bin. Da veränderte sich ganz plötzlich seine Miene. So sorglos heiter sie ge rade noch gewesen war, so :rnst und gespannt war sie jeßtl Auch Doltor Brennershatte aufge horcht, denn es hatt-: am Telephon ge läutet. Der Apparat befand sich im Zim mer, aber er« machte sich auch außer baib desselben bemertbar. Kaum er scholl ,die KlingeL als auch schon die zwei im Vorraum wachenden Heilgc hilfen in zuwartender Haltung hinter der Glaåthiir erschienen. Doktor Josepbi stand schon, die örmuscheln haltend, am Apparat. sein jüngerer Kollege war, eniteinern Notizblatt und einem Vleisiift ver sehen, zu ihm getreten, bereit, die Adresse aufzuschreiben, welche ver mutblich angegeben werden würde. Josebbi nannte ießt thatsächlich eine Adresse, welche der andere notirte.Er war merkbar erregt dabei gewesenl dann sagte er in den Apparat hinein: »Ja. Hier RettungsgeiellschafL — Josepbi. — Was gibt’s denn bei Jlk - nen S« Und wieter horchte er, schüttelte den Kopf, und dann wurde er blaß. »Was gibt es denn?« fragte Doktor Brenner, besorgt auf den Kollegen schauend. Er erhielt nicht sofort Antwort. « Josephi lauschte mit seiner ganzen Seele, und da diese Seele jetzt nichts weniger denn ruhig war, das tonntt man« an der ganz unbegreiflicher Spannung in des sonst so gleich-nis thi en Doktors Gesicht erkennen. est ließ er die hötnsuscheln sal len. eilte zur Thiit und tief den dort harrenden Männern zu: »Wir fahrer sofort nach Döbling.« Auf diese Weisung hin verschwan den die heilgehilsen augenblicklich »Sie bleiben, Herr Kollege.«wandt« Josephi sich jetzt zu dein zweiten Arzt der schon nach seinemlleberroct langte and warf sich seinen Hat-elect um »Telephoniren Sie dem Polizeiann Döbling, daß es sofort Leut-. an die gegebene Adresse entsenden solle. Ei handelt sich Um ein Verbrechen. ver. rnuthltch um einen Mord.« »Wer hat uns denn angerufe11?« fraate Brenner hastig. Ebenso hastig wurde geantwortet «Dottor König —er that es unter den merkwürdigften Umständen. Erselbei ist das Opfer des Vetorecht-to Ten ten Sie nur, er tounte mit seiner hei ser gewordenen Stimme nichts mehr sagen, ali: »Einboecher, angefallen· verwundet, schnell ’—« .Jofe hi stand dabei schon auf der Schtve e. Jekt stüer er seinen Hut aus den Ko . und fort war er. Ein paar tnnden lang starrte der innre Arzt ihm nach, dann ging er lopfschtittetlnsd an das Telephon, um Josephii Austrag stutzt-fuhren Aus irgend welchenGritwdent .nte er jedoch nicht sogleich mtt dem olts eetatnte Ost-sing verbanden werden. Ei dauerte ftir seine Ungeduld eine I — I case-is- sen-et , —--- Sag« mal FritzeL wag willst du denn werden, wenn du einmal groß bist? « Na, ooch Nedakteuri Ewigkeit, fafi sieben Minuten, ehe seine Mittheikung an den dienfthaben den Kommissar gelan te und er den Apparat wieder vertayfen konnte. Mit der Uhr in der Hand berechnete er, da der Rettungswagem mit wel chem Jofephi ausgefahren, nnd der schon etwa acht Minuten unterwegs war, jetzt schon auf dein Schottenring angelangt fein und höchftens zwanzig Minuten danach fein Ziel erreicht haben tonnte· »Vielleicht noch bevor die Poiizei dort eintreffen kann-« dachte Brenner, fah nach, ol) im Vorraurn draußen Er fahrnannfchaft eingeriickt fei. was denn anch schon der Fall war, tvectte einen feiner beiden Kollegen, die, iiir alle Fälle anwesend, in einem Neben-» raume schliefen, und durchwachte nun mit diesem das Ende der Nacht, die fo »ftill« begonnen hatte und die dann doch ein Ereigniß gebracht wie es fett sarner nicht gedacht werden konnte. Während die beiden jungen Aerzte über dieses abfonderliche Ereigniß re deten, jagte der Rettungswagen, von zwei vorzüglichen Pferden gezogen, durch die längst menschenleere Rufe rsorferftrafze dem Bezirke Dökslina zu. darin in einer noch ziemlich ländlichen Gasse Dottor Königs bis heute fo ge miithtiches Heim lag. Die gänzliche Unbelebtheit Der ·S:raßen hatte die größte Fahrw schrvindiateit ermöglicht. Nur zweimal lang während der Fahrt der fchrille Ton der Warnungöpfeife durch die Stille der Nacht. Einmal, als ein Fiater den dahinrafonden Nettnnass wagen in die Nähe karn, und das zweite Mal. als ein Radien aus einer Querftrafze kommend, nahe der Nuß dorfer Linie iiber die Straße fuhr. Da hatte der Kutscher die Zügel an sich reißen miiffen und hatte eine Ver wünschung ansgeftoßem die dem Un vorfichtigen galt. Nur wenig hatte Je fehlt, fo wäre der fo toll daher korn mende Nadler von den Pferden nie dergetoorfen worden. ts- —-I-.4- L-- k-fk-s4 —-k- ----------- .—-—« CI IDIUWIL III sIIUsl IUUHIHLIIJlI--OZIII baden, denn der Kutscher hatte es beim hellen Schein der zwei Wagen latetnen ganz genau gesehen: des Radlers todtenbleiches Gesicht batte eine Selunde lang entsetzt aus den Wagen gestarrt. ehe er, einem Sche men gleich, wieder in der Dunkelheit verschwunden war. Wenige Minuten später hielt der Wagen vor Königs haus. Als Doktor Josephi und seine bei den Begleiter heraussprangem sagte ihnen schon der erste Blick auf die Billa. daß die Polizei noch nicht da, saß sie die ersten aus dem Platze eken. . . Der Doktor hieß, während der eine Diener sitt alle Fälle zur Polizei ge sandt worden war, und der Kutscher l die Decken über die dampfendenPserde wars, den zweiten Diener, ihm mit der einen Wagen-latetne folgen. Es bot sich ihnen bezüglich des Gin iritts in den Garten und in das Haus keinerlei hindernis. Die Tätir des Vorgartens stand ebenso weit offen, wie diejeni . welche in »die kleine Villa sübrte. N n der Hausthür, ans den bunten Fliesen, lehnte eine Hatte, ne ben dieser lagen etliche batest-litten Die Thitt war von innen aus gewalt sam geiissnet worden. Im Hause herrschte tiese Stille. Eos-pas um früh-: schon mich Male hier gewesen. Er vertehrte seit etwa zwei Jahren mit König und kannte die wenigen Räumlichkeiten vrn dessen eleganter Junggesellenon nu . Rnige Stufen führten zu einein kleinen Dauöflur. in welchen eine Stiege und zwei Tbiirens mündemn Durch die linli gelegene dieser beiden Thüren gelangte man in ein Vorzirni nier. Auch die Thü: zu diesetn stand os sen. Es war :a nichts Ungewiihnliches zu sehen, nichts, als daß ein Stuhl umgeworsen war. Der Diener wollte ihn aufstellen. Josephi hinderte ihn daran. »Wäh ren Sie nichts an,« sagte er. »Die Kommission muß alles so finden, wie es nach dern Verbrechen warf Er öffnete die Thür zum Wohn zimmer, sich im Stillen wandernd. daß nicht auch diese offen gewesen war. Die untere Glastasel des einen äußeren Fensterfliigels, der leise knar rend sich in den Angeln drehte, war zerbrochen. Die inneren Flügel dieses Zenit-ers standen offen. Auf dem dichl daneben befindlichen Schreihtisch herrschte große Unordnung. »Dort ist man hereinqelornnien.« sagte der Doktor, rasch das grosse Zimmer durchschnitend, und dann sagte er noch etwas: »Allo, da drin nen.« - »Ich da drinnen, hinter der nur angelehnten Thür. iin Schlafzim:ner mußte er König finden. Dahinein, so unt-site man annehmen. hatte der Ver ,wund»ete sich geschleppt ; Es war hinter der Thür, welche der lDoltor sent ausstieß, unheimlich still. »Ich bin zu spät getoinnien," dachte er, und seine Hand bei-te bei Zieva danken, daß hier einer, den er lieh ge habt hatte, ohne Hilfe hatte enden müssen. . Tief ausathrnend trat er iiher die Schwelle. Tief ausathmend folgte der Diener ihm nach. Sie erwarteten beide Schreckliches zu sehen, einen ar men Menschen, der todt in seinem Blute lag-—aher sie sahen nichts der gleichen. Auch dieses Zimmer um schloß den« unt dessenwillen sie gekom men waren, nicht. Ein zerwiihltes Bett, ein Waschbeclen, darin das Was ser ein wenig röthlich war, und ein Kleiderschranh der halb offen stand —sonft gab es hier nichts, das aus einen ungewöhnlichen Vorgang hin deutete. Abse- ksnf Heim Neues-»Einheit Its-Im etliche Splitter polirten Holzes. Einer der beiden in diesem Zimmer befindli chen Schriinte war erbrochen worden. Der Laden des einzigen, sehr brei ten Fensters, welches das Zimmer be saß und weiches die abgestumpfte Ecke des Hauses unterbrach, war gesetzt-es sen. Josephi wandte sich wieder dem Ausgang des Zimmers zu. Man mußte noch immer weiter suchen. Das ungückliche Opser dieses nächtlickten Ue rsalles mußte doch zu finden fein! Die beiden Männer hatten soeben Personen durch den ziemlich tiefen Vorgarten aus das Haus zu lamen. Der Helm eines Wachmsannes blitzte auf. Die Unisorm eines Polizeibeam ten wurde erkennbar. Der Wachmann blieb unten, der Kommissar, von einem Josephi zufäl lig bekannten Arzt und einem Schrei ber begleitet, stieg eilig die paar Stu sen heraus. Die Herren nannten ihre Namen, nnd Josephi berichtete eilig den Wort laut der erhaltenen telephoniischen Meldung, sowie auch. daß in den von ihm bereits durchsuchten Wohnriiurnen ergab es sich von selber, daß die wei teren Nachforschungen rasch in den seht wurden. l Fortsetzung solgt.) M Die Aebetteroerhältnisse in San ; Franeikro sind annähernd wieder not jmaL Namentlich Dienstmädchen sind HMt so wenig wie anderwärts zu ha den Flur erreicht, als eilig mehrere deren Inhaber nicht zu finden fei. So anderen Räumen des hausez fortges b