Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 01, 1907, Sweiter Theil., Image 16

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    Zoman von Margarete Woksss Weder.
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Z««,Ys.1fi»or· ».,Disc smd flügllk EVVDMU
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«Rc, Kinder-I rief er den beiden
«.:«MM- «bkingt Ihn denn die Mut
ikc sucht mite«
Mutter ist noch auf den Tauben
bvden gewesen« entgegnete Ernst.
»Auf den Taubenboden »—« der
Paß-or schüttelte ärgerlich den Kopf.
Er hatte sich erhoben und reicer
feinem Sohne die Hand.
Vater und Sohn waren von gleich
schämten ebenmäßiger Gestalt, hatten
auch sonst große Aehnlichkeit mit
einander. Das war die gleiche läng
liche, an den Schläfen etwas platt
gedtiickte Ko orm. das waren die
selben überho n Stil-new dieselben
tiefen-, bddeutssamm Geist verrathen
Lxen Augen. hier nur das Alter, dort
die sgend. Weiß-es gefcheiteltes Haar
bei m einen und um ernste, geteilte
sitze eine- graue Bartfräsr. Bei dem
andern kurzgeschormg, Mondes Haar,
weich noch die Zitge und noch keine
Spur von Bart.
»Na- Hedetem wie stets-i es ,zn
Haust?« fragte der Pastor und reichte
· Hede die Hand.
Dede stottetie einen unzufammen
hängenden Sas.
Der Pastor hielt ihre Hand fest
« lind indem et sich setzte, zog er das
Mdcheu an feine Kniee. »Ja, ja,
enein Mut-, ja, ja...«· Er streichelte
ihre Wangen und Haar.
New drean das- Gessicht, und
jin den ugen standen ishr Thtänen.
Wie wen- doch ihre Seele so em
--Mam, so sehend unsd so feinhörig
Morden Hinter Güte und Mitieid
-. M sie den Vorwurf gegen den
M
nee- Emst fing jetzt von dem Ahi
tectimn an u sprechen, das er in einer
- entfernten mnasealstadt bestanden
Its-M- .
Und Frau Pastoe kam und warj
ganz Aufregung Sämmtliche iungez
Tauben waren aesiohlen worden. .
»F wo, Fusskrckxn.« meinte deks
—«» Mc Uvlly must uell grossen cum-um- (
«äs,. der in unseren Schlad fliegt.« ,
—· Unsd so drehte sich dass Gespräch um s
, We Tauben-, und Hede sprach von den(
zwsberschönen Pfauentaubeu, die derz
.-Gtther ishr aus Meckienburg mit-I
» Hei-tacht hatte. 1
sz ·- Jn allen den Tagen haipe Hed- qu
z» taki Oe imnißvolles mit Dös Hannes ’
Nile fcha en gehe-by und zuletzt war
Etsch Ue alte Knut ins Vertrauen gie
sst-gen worden«
»s« Jm dämmernd-; Juni-abend saßen.
die beden, die alte Laut und Her-,
euf der niedrigen grauen Mauer-, die
"-j—sken-Play vor der Rampe von der
»So-Maß trenndh und slästerten
miteinander. -
»Ja, Kaut,« schallt da piöylich die
Stimme der Großmutter Fraude,
j »was ist denn das für eine Wirth-:
««- Mcfh die Kinder sollen um acht Uhr
sch!afenleg«»ehen.«
:- s---I- hä- Ad-- sit-KL
»U-I U- ju seh-D us Izu-—- H
Fran Elsbeldchen sck:iäfr ja schon,
euädige Frau,« entschuldigte sich die
erschrockene Alte.
»Die Hede soll erst recht zeitig ins
Nest. Die sieht jetzt immer ans, als
wenn sie das liebe Brod nicht bat,"
schalt Großmutter Fraude weiter.
Hede war schon von der Mauer
herab »Es war so heiß Großmutter «
.di·: Hitze kommt noch erst.
Spfort gehft Du jetzt rauf«
»Eure Nacht, Großmutterk Hede
tekchte der Großmutter die Hand
Gute Nacht. Nun geh man Schlaf
is Dir nöthig, Mädchen « Großmut
.Qet Fremde nielle der Enkelin noch
salsö zu und ging dann den derben
Ospnzierstock in der Hand, weiter an
Mauer entlang
M lekse Gespräch Munde zwischen
M alten Knut und Hede oben im
Immer der Kinder weiterge
M mZchte aber doch gern aufblei
Hen, Hund«
»Es istja noch lange hin. Geh man
lieber schlafen Wenn es Zeit ist«
-««-....(«-..;«-.«-.W».x-«-« - s.«sp s-« sw
. e
e
»Mit Du das auch wie llich,
Ists Wenn Janus pfeifts Gib mir
M
Die Altehanickie und ergriff Hedes
M »Ach, Mäsdchem was ift Deine
Wut « meinte sie erschrocken
«Die lfhede nun beim Ent
, Lmild als das Mädchen im Bett
esse sie sich an das Fenster, saß
st gefaan banden und starrte
.. Mk hinauf.
s W Uhr kam Gusche-M
mit einem Licht in der Hand
Mit-km Eltbeth lag mit
Up- AGRin
un r n
Mike sorgfältig zu.
M er tu »Es-es Bett. Er
Messen MS- dStreit
Duk- U
Mit-M
III-»F Wes-E
«- sm Massen
Große-den« entgegnete fie und öffnete
die Lider und blinzelte ihn mit feuch
ten Augen an.
»Es ifi schlimm,« murmelte er vor
sich hin. »Es ift sehr chlimm.« Er
strich wieder mit zärtli rhand über
ihr Haar hin. »Lege Dich auf »die
rechte Seite und zähle bis zehn und
immer nochmals- big zehn. Das hilft
manchmal... Nun schlaf wohl. Gute
- Nacht, mein Dirning.« Er nahm
das Licht und wandte sich zum Gehen,
, bemerkte aber die fchlasende alte Knut
! am Fenster und weckte sie. «
l Hede sah dem Großvater nach, wie
ier durch die Thür ging, und dachte,
ler schläft wohl auch oft nicht. Sie
rührte sich nicht, gab keinen Laut von
. sich, als die Kinderfran jetzt schlaf
I trunken in tdas Nebenzirnmer taumelte
H nnd dort zur-Ruhe ging. Eine Weile
jlauschte sie noch, dann erhob sie sich,
klleidete sich nothdiirstig an und setzte
; sich an das Fenster, an dem die Knut
gesessen hatte. Den blauen Vorhang
sncit dem Rothtiippchen und dem Wolf
schob sie ein wenig zurück und ftarrte
hinaus. Unten lag der Wirthfchafts
has im hellen Mondlichte da. Die
Thüren der Nin-der- und Schafftiille
standen weit geöffnet, denn die Thiere
blieben in den lauen Nächten auf der
Weide. Liede ließ die scharfe Ecke des
baufälligen Schafftalles nicht aus den
Augen. Dort herum mußte Dös
Hannessp kommen. Gegen zwölf Uhr
wbllte er da sein. Zwischen zwölf
Und eins, wenn die Geister gehen.
wollten sie auf dem Kirchhof beten
Dös Hannes meinte, der Geist des
Großvaters Gustav Adolf Angek
man, würde dann dem Vater erschei
nen und ihn heimtreiben.
Unten im Flur schlug die roße
Hausuhr elf.
Hede zählte zitternd jeden Schlag
und starrte immer angeftrengter hin
aus. Nichts bewegte sich auf dem
hellen hof, nur der Schatten des gro
ßen Kandelaberö wurde kaum merk
rich nimm Epi- fiihm sh» Almen
brennen Jn ihrem Kopf sprangen
tausend Gedanken durcheinander.11nd
der eine, der blieb wie eine spitze
stechende Nabel seyen: Morgen sollte
das Gut verkauft werden, und was
dann wohl werden würde, was nur?
Here lonnle sich car nichts vorstelen
Hause wurde es plötzlich laut
Thüren wurden zugeworfen Eilig
kam jemand die Treppe beraufgelaw
fcn und trat nebenan in das Zimmer
der Kaut. »Knui. fix raus. der Frau
ihre Stunde ifi dal« rief Frist-, das
Stubenmädchen.
Mit den geschärften Ohren der letz
ten Zeit verstand Heve sofort, was die
Worte sagen wollten. Erst war sie wie«
gelähmix dann lief sie an ihr Beit,
kniete nieder nnd steckte den Kopf in
dieKissen Als sie sich ganz heiß ge
pufiet hatte, so daßTie glaubte ersticken
zu müssen, zog sie den Kopf wieder
heraus und lauschte Nebenan war
solles still. Die Knut hatte das Zim
mer verlassen
Vom Hofe herauf drang jetzt ein
Geräusch. HeIe lief an das Fenster
»und fah unten die hohe, schlanke Ge·
’stali des Großvaters zu Pferde net
;aen. Er mußte denr Thiere wohl die
Sporen in die Flanlen gesetzt boten,
denn der Fuchs bänrnte jetzt hoch auf
und siiirtnte in! Galopp davon. Und
Friedrich spannte die Grauschlnsmel
vor den Zuwagen und fuhr innrer
dein Großvater her.
Eine große Angst bestürmte Liede.
Sie lief aus dem Zimmer, stürzte die
Treppe hinunter und zur lJintertlIür
hinaus. Auf dem Hofe war aber nie
wand mehr. Da fieles Hede ein, daß
sie ja auf den Kirchhof wollte, um zu
beten. Döå Hanneszs mußte das ver
gessen haben. Es war ja schon Zeit.
So mußte sie allein gehen. Einen zö
emden Augenblick lang packte sie Ge
spenster-furcht, dann aber stürzte sie
davon. So impulfitx so jäh die Be
wegung wie vorhin die des Pferdek,
dem die Hacken m die Ranken stießen.
Sie lief durch das ganze Dorf, stantd
dann vor dernKirchlein und vor dem
Staletenzaun, der den Kirchhof um
sriedete. Efeu, ernergriin nnd
Zauawsicrden rantten darüber, und die
Blüthen der letzteren schimmerten
schneeweiß Und thaublitzend im Mond
licht. Die Gräber auf dem Kirchhof
lagen fast alle im hellen Gla , nur
hinten in der Ecke die beiden lbst
mördergraber und in der Mitte, unter
dem dichten Lanbdach einer alten
Buche, die Begräbnis-Mitte der An
gerrnans hatten Schatten
Hede klopfte das Blut in denAdern
’ like Hände klammern sich fest an den
tasetenaun Jn ihren Ohren
sit-girrt, "nt, klingt es... Glocken
gelout... Orgelton.» Die Geister
Fasten Andacht m der Kirche . . . Hede
chla sdie Zähne aufeinander«.
Da, re Augen bücken weit nnd starr,
im Schatten der alten Buche reckt
eine UT Malt gros, groß in «
höhern m ihrzu.«DerØroß
roter Gustav Adolf e fchoeit anf,
Hist whom-d die nde und flüch
e .
Reben der alten Ukme vor dem
Pfarrhaus steil-i sie fte . Sie zittert
am ganzen Lärm, sont in ihrer
Angst. deckt die blinde aus dieOhoen
und starrt zu Boden... löslich-.
ein Ruck geht durch ihre stalt . . .
trotziger Muth kommt ihr... blind
lings stilrzt sie vorwärts, durch die
Kirchhofspsorte hindurch.
Nun lniet sie im Schatten der
Buche. innerhalb des Gitter-Z der An
germanschen Familienbegräbnißstätte.
Es- ist dunkel hier. nur ein paar
Lichtstrahlen fallen auf das Grab an
sder Ecke, das des «alten Angerman«.
Hede fröstelkt erscheuernd zusammen,
aber sie hört keinen Glockenklang,
keinen Orgelton mehr, sie sieht keine
weiße Gestalt. Sie betet. Es ist ein
seltsames Gebet, das ihre Lippen
lispeln: »Steinselde soll verkaust wer
den... Wir bekommen ein Brüder
chen . .. Und Mama ist so krank, und
Papa ist nicht da . . . O, es ist traurig.
Laß ihn doch wiederkommen Laß es
doch wieder so schön werden, wie es
vorher war. Gieb doch, daß er Sehn
sucht nach uns bekommt. Laß ihn
wiederkommen . . . Wiederkommen«
—- Spricht sie so zu Gott, oder erzählt
sie dem alten Angerman das Unglück
seines Hauses?... Jshr Flehen wird
immer !eidenschaftlichet. aber es ist
nur noch idas eine· einzige Wort:
»Wiederkommen.«
Durch die Krone der Buche geht der
Wind etwas schärfer. Es raunt und
rauscht da oben. Da wird das Flü
stern unten ganz still. Ein Paar
Kinderarme haben sich sest um den
Stamm des Marinorireuzes gelegt.
Eine Kinderseele lauscht dem großen
Geheimniß nach —- — —
Jn der Gutskiiche knisterte das
Feuer im Herde nnd warf breiten
Lichtschein über die Steinsliese·de3
Bodens-. Die Wirthschafterin Frau
Lange, und die drei Mädchen sahen
da und tranken Kassee, um munter
zu bleiben, wie Frau Lange sagte.
Die alte Knut hatte viel ab und zu
zu laufen gehabt, jetzt kam sie aber
und sehte sich mit an den Tisch und
bekam auch ihr Fäßchen Und nun
ging die Erzählerei über allerlei Spuk
wieder von vorn an. Man ahnte
diesmal einen schlechten Ausgans siir
Frau Alroine. Genau so hatten
Frau Lange und die Knut aber auch
vor sieben Jahren grunkt, als die
leine Elsbeth geboren wurde· Es
war haarstriiubend, was alles in den
legten Tagen Unheimliches passirt
war.
Da hatte Frau Lange den alten
gnädigen Deren weinend im Saale
stehen sehen, gerade so als stände et
rot einer aufgebahkten Leiche. Und
Frida behauptete, sie hätte, als fee in
der Plättstube gewesen, nebenan im
Schranszimmek Rumpe gehört, deut
lich hätte ge die Thiit vorn Silber
ichtank au chließen hören, doch als
sie hinzugelaufen wäre, sei niemand
dagewesen, aber auf dem Tische hät
ten sdie großen silbernen Leuchter ge
standen, gerade als wenn «emand sie
für den Gebrauch bereit eilt. Das
Kischenmädchen aber erzählte, daß
irgendwelche Spukgeisiek auf dem
Flur im Oberste- fht Wesen trieben,
auf den auseangitten Stühlen saßen
und schlutfend davon-gingen, wenn
jemand käme. »Ich nearly-die Augen
zu und bet’ das Vaterunser, wenn
ich da durch muß«, sagte das Mäd
chen. »Und heute, als ich das wieder
ji«-ai, fiel der eine Stuhl um, nnd es
kam so was Rebsiges an mit vorbei.
Pub. war das, kalt« «
M; WZCO CVICC FOO N Inn-es
-- --·-- sssuso ID
Marie wollte dem Mädchen eben
heftig entgegnen, aber sie blieb mit
herzerrtem Gesicht sitzen nnd stmrte
azts«die Thür.
Die anderen waren schreiend in die
Herdecke geflüchtet.
An der Aüchentlzür, die dirett aus
den Hof hinausging, war ein Ge
räusch laut geworden-, als tasteten un
zählige Häntde suchend nach der Klin
te. Doch jetzt ertlang das Bellen des
Hoshunoes, und jetzt hörte man deut
lich, wie er gegen die Tltüt sprang.
»Me, mein je, so ’n Thier«, sagte
die Knut und fuhr sich mit der band
betuhigend über das angstverzerrte
Gesicht
Sie leimen alle wieder aus ihrer
Herdecle hervor used Frau Lange
ging, die Thür zu öffnen. Die wurde
schon von draußen aufgestoßen und
Hebe, halb angeslekdet, mit nackten
Füßen, venvirrtern haar und siebet
glänzenden Augen trat herein.
»bede!« —- ,,Mein Gott, wo kommst
Du her, sinds-« «- »Dte Hebel« Er
staunte, verwunderte Auskuse und
Kopfschiitteln und Fragen. Der alten
Knut aber schlug das Gewissen. See
riß das Umschlagetuch der Mamsell,
das an einem Nagel tn der Kü
hing, herunter, hällte de darin n
und ließ Baldrianthee itr sie ausdrü
hen. Nachdem dann heae eine ganze
große Tasse davon trunken, ging
die Knat mit been Mädchen hinaus in
Kitschlaszimmet used packte es tns
e .
Und der Thee und die wolle-te
Decke, in die sie ei fckelt war,
thaten ihve Schuldigiei , Hede sing
an Ins Den und schlief ba d ein.
Ganz tte nnd fest schlief sie un hörte
nichts von dens, was im Hause ge
schäh« M stand
. m argen der Großvater
an m Bett und weckte ste. »bede,
das rtkderchen ist dal«
Sogleich saß Ded- M im sen.
«Uch,«6roswaier.«
qk sing-g und sah so kedkiicki und
bestimmen aus.
Da bikckte sie vor sich nieder und
stüsterte: »Und heute soll unser Gut
verkauft werden«
»Ja«, sagte er. Er schwieg. hielt
den Mund fest zusamengenreßt, das
Kinn schob sich noch mehr vor, in den
Augen aber stand ein undeugsamer
Gedanke Er let-sie nun die band auf
Hing Kopf. »Ich werde das-« Gut
taufen... Es soll dem Jungen er
halten bleiben«, langsam und hart
war jedes Wort herausgekommen
jedes Wort wie ein Schwur. .
,,Guter Großvater«, sagte Hede und
nahm seine Hand und lehnte ihre
Wange daran.
»Dein Großvater Gustav Adolf
hat das verdient, hede'·, entgegnete
er. »Was war das fiir ein Mann.
Ehrlich durch nnd durch . . .«
»So wie Du«, meint-e bede.
Es tatn Helleres in sein Gesicht und
er streichelte der Enlelin die Wangen.
»Na siih man eins, nu sänatst Du
an, Deinem alten Großvater zu
schmeicheln.«
Elsbeth wurde jetzt auch mnter
und jubelte bei des Großvaters Mit
theilsung, Floö daß das Brüdetchen
Gustav Adolf heißen soll, wollte ihr
nicht gefallen, nnd de meinte, es
sollte Karl Adolf bei en.
Da lachte der alte Frande und ging
hinauf-. «
Etwas-später standen die Kinder
Vor der Wiege-mit dem Neugeborenen.
Elsdeth bewunderte das kleine Men
schenkind in der ihr eigenen lebhaften
Weise. Liede aber rrte mit ernst
haften Augen in -s Geschieden
tippte vorsichtig mit dem Fin r auf
die kleine gerunzelte Stirn u sagte
ganz laut nnd feierlich: »Das Gut
bleibt Dir erhalten, Karl Adolf!«
«
I
Hede war zu Dös hannei auf die
Weide gelaufen und hatte ihm des
Brüderchens Geburt mitgetheilt, nnd
nun standen sie in der Nähe und be
oba teten die heranrollenden Wagen.
. nei«, sagte Dös Daraus »Wat
der finen Lüer doch niglich sünd.«
de hatt ein tiefes Noth ins dem
Ge t und ein Flimmern in den
Augen« » war in der Geister
siunde auf m Kirchhof, Hannes«,
sagte sie leise.
»So ’n Hart hefti« meinte der
Hirte erstaunt nnd nickte bewundsind
mit dem Kopf. »Im, aber kommt
hei. Dat beiwört den Diiwel, dei
ern in sine Finger trägen heit« Han
nes nickie destätigend.
» nnes, was is das für eine
Kut ch’2" hede fragte erregt und
hastig und zeigte mit der hand auf
die Ehaussee hinauf-. »Jst’s nicht
eine Droschke?... Aus der Stadt-T
. . . Vom Bahnhof. .
»F wo«... Dös Hannes wartete.
hinausspähewd, das Näher-kommen
des Wagens ab, »wt·s . . ."’ne Stirb
notrer Kutsch’. Un doa tummt wed
Tser so «ne mit Kutscher und Diener.
Die ganz Mars-haft tumint.. . Ei
wo, «dat sengt nich tau oll Döss Han
nes, segg man, bat Land, dat ganze
Land tummi. Joa, Steinfelde is
scheun Un dei Hirt hät tau scheune
Schecken. Joa.« . . . Er drehte sich um
und betrachtete stotz die zunächst tie
genden Rinden Jm Augenblick ver
gaß er die Wagen auf der Chaussee
und alles, was damit in Zusammen
hang stand, und trat unter rie Thiere
nnd jing ein-jedes einzetne zu toten
KIND qckauszllllkclllscw
Hede nchtete nicht mehr auf den
wunderlichen Menschen. Sie btickte
immer angestrengter auf die weiße,
staubige Chnussee hinaus-, ier Herz
tlopfte immer lautet-. Jetzt stieß sie
einen zitternden Freudentant aus und
stürmte davon. Sie kletterte den
Graben hinan, stieg aus einen der
weißgetaltten Chausseesteine, die ne
ben jedem Baume lagen, und biiclte
einer sich nähernden Droschte entge
Len.
Ein Frost schüttelte hebe· Jhre
Füße zittetntem Beide Arme schlang
sie sest um den Baumstamm. So
wartete sie aus Erfüllung ihres nächt
lichen Gebetes.
Der Wagen fuhr vorüber. Es
saßen einige stemde Den-en darin.
Ein leiser, schmerzlicher Laut nng
sich aus dem gläubigen Kindetbeezen
aus, estet Iammeeten sich die Arme
um n Baumstqmm Die Augen
blickten nieder aus den Erdboden,
na einer Weile aber hoben Oe sich
wie et nnd starrten wieder inaug.
Aber diese sehnsüchtige Erwartung,
die mit geheimnisvollem Bliän und
untenspeiihen die sonnige ite et
itllt hatte, war verschwunden
Aus der Cbaussee wirbelte sich wie
der eine Staub-wolle auf und tam
niiber. dede erkannte mit scharfen
Au n den Wagen des Tychentineei.
An dem Bad sa neben dem Kutscher
ein Diener« un Psekde gingen im
besten Geschirr
Rittmeister Gras von Tychen ließ
jedt halten nnd winkte u.
de blieb l
denke Steine W uZFW auf
»Na, Bebel« ries da vomuessvoll
eine Knabensitmme. Otto Detlos von
Tychens Kopf mit dem steck-blonden
Passe guckte tibet die eine der blin
endeu Wasenlateknen hinweg.
Ein freudiges Leuchten sprang in
bedes Gesicht aus. Sie stieg von ih
rem Magus herunter nnd teat an den
Wagen heran.
«Du bist hier, Betts«
-- «Ei ist Schatlach tn un eret An
Sali. Wie sind alte nach Laufe ge
«
I
schickt worden«, entgegnete Dettlof la
chend Er tvar aus in Wagen her
ausgesprungen und schüttelte hed
derb die Hand-· Der zutüni ige Ma
joratschekr und dereinsuge T ·ger de
Grafentitelö war siit seine vierzeln
Jahre tm kräftiger Junge,· aus des
sen sotnmersprossigecn Gesicht gut
blaue Augen höchst gleiclsgiistig in di
Welt schauten Man sah es ihm an
daß er von seiner zukünftigen Würd
neck- gar nicht durchdrungen war.
Hede mußte ein-steigen unsd nebei
dem Rittmeister Platz nehmen, mäh
rend Dettlof sich aus den Rücksitz setzte
Die Kinder freuten sich des Wieder
sehe-is waren sie doch bis vor einen
Jahre. ehe Detlof in eines der te
lannten, vom Adel deg- Landes bevor
zngten Erziehnnqsinstitutc gestect
worden war, unzertrennliche Spiel
iameraden gewesen. Die hohe, heim
liche Erregunq in Here liebte zurück
sie antwortete auf dies und das irrt
theilte dem Freunde die Anlunst des
Briiderchens mit. »
»Wir haben wieder ein Schwester
chen betommen«, sagte Detlof darau
mit etwas betretener Stimme.
«Junge, Junge«, lachte der Ritt
rneifter«, »Du wirft doch doffentlick
mal den armen Dingern beiitehen.«
Detlof nickte und fragte Hede danr
nach allen möglichen Personen. Nack
Dös Datums-. nach Jochen Vogel
nach den Pferden und Hunden, nack
de: Schenkel, die er unter Her-es Bei
hikfe gezimmert hatte, und dann tief
er tplö lich, sich Isntervrechend und led.
hast einen Hut s tvenlend: »Aha
das ist ja Ernst Heut-Der sieht
aber mal anders aus«
»Guten Tag, Ernst! rief Lied-e nur
« auch· —
»Ja. was ist »denn der Pastorsohr
siir ein sonderbarer Heiliger gewor
den. Der wandert ja mit der Uhr ir
der Handc -n1einte der Rittnieister
und schaute zurück.
Da stand Ernst Olfen mitten ir
dem weißen wirbelnden Qrusseestaut
und starrte dem Wagen nach. Die lihi
hatte er eingesteckt, aber beide Hände
schi.rmend iiber die Augen gelegt.
Die Kinder stieaen vor ter grauen
Mauer aus« der Rittmeister snbr durd
das Dort »dem Kruge zu, w: die Ver
steiferung stattfinden sollte
Die beiden suchten Elobeeh und lie
sen dann mitsammen in den areszer
Garten. Hede zeigte Dettos alle die
neuen Rosenstiinrme in dem Rosenbeet
der lieben, armen, tranken Manier
Und sie guckte-i durch die Fenster de
Gartenteiiipelchens, das, mit Glhzii
nien überranti, inmitten der Rosen
pracht stand. »Hier rsiirsen wir nich1
bleiben. Tetloi. das bat meine Maine
nicht gern," sagte Orde.
Fortsetzung soigi.)
—
sie-e sauberen-Ieise Pastttte.
Meine Taute, Gattin eines Arztes»
war mit einem halben Dukend bleich
siichtig veranlagter Töchter gesegnet
Nicht selten geschah es, daß eine oder
die andere sich siir leidend erklärte, an
Ohnmachtoanwandlungen litt u. dgl.
rn. Die naheliegende Idee, den Vater
zu Rate zu ziehen, tarn dabei weder
der Mutter, noch den Töchtern Nach«
dem der einmal festgestellt hatte, das-«
ihnen absolut nichts weiter sehle, »als
etwas mehr rote Bluttiirperchen, unt
daß sie sich die besser aus Mainag
Küche holten als aus der Apothete,«
liess man den vielbeschästigten Mann
in Ruhe und schaffte es mit tröstigei
Nahrung nach und nach ebenso sicher.
Nur die jüngste Tochter hatte, ein
Fall, der nicht selten vorkommen soll«
eine wahre Scheu davor, in die Kirchi
zu gehen. »Du tannst mir’s glauben
Mama, ich habe jedesmal darin das
Gefühl, ohnmächtig zu werden« er
tliirte sie einmal beinahe weinend.
Die Mutter dachte einen Augenblid
nach. »Nun warte, Kind, gegen solche
Zufälle habe ich ein unsehtbares Mit
tel. Das hat mir Papa gegeben, wi·
wir noch Brautleüte waren. und ick
habe es bis jetzt wie ein Heiligtum ber
wahrt.«
Damit holte sie aus einem Fache ih
res Schreibtisches CeZ war dasselbe, ir
dem sie ihres Mannes Liebesbriese ver
wahrte) ein Kästchen und entnahm ihn
ein weißes Tiiselchen, das täuschend
aussak wie ein Pertmuttertnops.
«S , Alten« sagte sie, «sithtst du
M
»W«
daß eine Ohnmacht heranna t, so
steckst du dies runde Scheibchen den
Mund. Du darsst es aber nicht hin
unterschtucken. wenn etsich auch nicht
ausltisi. Es hilft aus jeden Iall.«
Ehrfurchtsvoll steckte Alice das peri
mutteriihnliche Scheibchen in ihr
Portemonnaie und ging zur Kirche.
»Nun, hast du es gebraucht?« sragte
die Mutter lächelnd bei ihrer Rückkehr,
als das Backfischchen frisch und gesund
vor ihr stand.
»Großartig, Mama!« rief sie mit
der Ueberschtvenglichteit ihres Alter-.
- »Daß ich etwas davon abgeluscht hät
- te. bemerkte ich garnicht mal, aber es
T tat trotzdem ein Wunder. Jch habe
« mich teine Spur mehr elend gesiihlt,
s sobald ich es im Munde hatte.«
«Sichst du, Kind, ditselbe Wirtnng «
’ hat es bei mir auch gehabt,« gab die
« Mutter mit stillem Lächeln zur Ant
wort. »Gib’ mir nur die Pastille wie
der her. Nächsten Sonntag kannst du
iie zitriickbetommen.'« —
»Mama, mein Ohnmachtsmittel!«
; mahnte am folgenden Sonntag Alice,
als sie sich mit den Schwestern zur
Kirche riistete. Sie erhielt es mit der
Einschiirfung. es janicht zu verlieren,
und ging hoffnungsvoll aus dem
Hause.
Von der Zeit an scheute sich das
Mädchen nicht mehr vor dem Kirchen
gang und verlor auch bald ganz die
Empfindung einer herannahenden
.- Ohnmacht. »Ich habe ja meine Medi
zin in der Tatche," tröstete sie sich,
. wenn ihr je der Gedanke daran kam,
und dann ging auch die Vorstellung ei
ner Schtviicheantvandlung schnell vor
über.
s-.« M us . ,
»Meine ou, Demna, sagte sie eno
lieh. als sie wieder einmal das wun
dertiitige weiße »Ohnmachtspliitzchen«
ablieferte, »ich glaube bestimmt, das
kleine Ding wirtt schon, wenn man’s
dach, seitdem ich’s habe, nie mehr
schlecht geworden. Und dabei sollte
. man nach seinem Aussehen meinen, ez
- wäre nichts weites wie ein Perlmutters
- tnops."
»Das ist es auch, mein Kind!«
»Mama!!«
»Es ist ein Perlmutterinopf, nichts
weiter. Dein Vater gab ihn mir, als
ich zum ersten Male als Braut mit
ihm in die Oper ging. Jch klagte ihm,
mir wäre so ohnmiichtig von all dem «
« Lichtgefnntel, dem Geschmitte. Ge«
summe und Gedränge, und wenn nun
erst die Musik losginae, würde ich ibni
- wohl sein Veraniigen durch einen Ohn
machtsansall stören. »Auf so etwas
ist ein Doktor immer eingerichtet."
antwortete er, langte in ein Fach sei-—
ner Brieftasche und gab mir das weiser
runde Scheibchen, das ich dir gegeben
habe. Ich steckte es in den Mund und
versuchte es aus der Zunge zergehen zu
lassen, svas mir aber so wenig gelang
wie dir. Dessenungeachtet wirkte es,
wie es bei dir gewirkt hat. Jch war
imstande, sogar das Geschntetter einer
Wagnerschen Ober über mich ergehen
zu lassen, ohne daß die Ohnmacht, die
sich vorher angetündiat hatte, sich ein
stellte. Ganz glücklich, daß ich nicht
gezwungen war, den Genuß meine-s
Verlobten zu stören, nahm ich das un
gelöste Titselchen aus dein Munde nnd
steckte es in meinen Handschuh. Zu
Hause angelangt, untersuchte ich
es und fand zu meiner größten
Verwunderung daß ich einen ganz ge
wöhnlichen Perlenutterlnops als Me
dizin im Munde gehabt hatte. Als ich
iyn meinem Verlobten bei seinem nach
sten Besuche zeigte und idn fragte, ob
dieser Knopf sattisrb der Träger einer
medizinischen Kraft sei, lachte er herz
lich aus und sagte: »Der Knopf ist
ein Knopf wie alle anderen Kniipsr. Er
ist nur aus Versetzen in die Psefser
minzliigelchen gelangt· Von denen ich
dir eins zu geben alaubtr. Ader er il
« der Träger einer wichtigen medizini
schen Lehre ——— der nämlich, daß die
Einbildunggtraft hilft. Hättest du
« gewußt, es sei nichts weiter wie ein
Knopf, was ich dir alk- Vorbeugungs
mittel gab, so hättest du nicht die mini
deste Wirkung davon verspärL Der«
bloße Gedanke, daß etwas, was ich
. dir gebe, dir gewiß helfen werde, hatte
eben heilende Musik« Siehst du,
liebe Alice," fiigte die Mutter hinzu,
»und diese heilende Kraft hat derselbe
Gedanke, der sich an den seh «k2ten
Knopf anschloß, auch bei dir ge t!«
·--.»..--..-.-.. ..-.-«.-- -- -- sph- «
Eksslsteickseg Infern
»Es-mess
,Der erkannte Herr, der vorästern im Restaurant X. meinen Hut
mitnehm, wird dringend ersucht, nselben sofort in meinem Konten-, X
Stkahe 2, abzugeben. » .
Wie das Kontos des tm Meter am Nachmittag des Tages, m dem
o ges Jus-rat erschien, aussah.