Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 18, 1907, Sweiter Theil., Image 8

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Die Frau des chdanten.
Kriminal-Roman von A. O. Klaußmmuh
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(«19. FortseßungJ
Wenige Minuten nach ihrem Ein
tritt eirann George Miller des Be
t,sein zurück, und ein fchrrachcs
Au leuchten in feinen Anaen verrieth.
daß er fie erkannte Eli-f ihre zärt
liche Frage nach feines-n Befindcn
ite er nur ein kaum niertliches
pffchiittelm gleich dar auf aber beij
Uegten sich feine Lippen als ob er
ihr etwas fagen wollte, und als obes
ikrn nur an Kraft gebracht sich Ver
ändlich zu machen. Hermine legte ihr
be fest an feinen Mund: aber auch-l
fest noch währte es geraume Zeit, e»e
es ihr gelungen war, ihn zu Verftehen.
Und sie mochte das was er ihr ge
sagt hatte, wohl fiir einen Ausfluß
fieberhafter Geistesverwirrung halten,
denn in jenem Tone, in dein man die
thörichten Wünsche eines Kindes zu
Ifckpvichtigen pflegt, erwiderte fie:
.«Ge!riß, George — bunrnhiae Dich
darum nicht! Ich werde jedenfalls
Stege tragen, daß man ihn nichtöff
net. Aber haft Tu mir nicht vielleicht
fonft irgend einen Auftrag zu geben«--m
. Er fliifterte wieder, und diesmal hegte
Tinine offenbar nicht den geringsten
werfel an der Klarheit feines Ver
ar. dei. Sie nickte wiederholt zum
Beizen des Verständnisses nnd der
ftirnrnnng nnd ihr Gesicht zeigte
Fest einen viel weniger verzweifelten
nnd unglücklichen Ausdruck als vor- I
.«..-- :-Ik-— -k--- ·-(.
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z.
I
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—
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Mit Ossgugruutbu Ins-r- gujnu
sie Anstrengung des Sprechens ganz
xrschöpft zu haben. Denn er schloß
schwer athmend die Augen.
Vollkommen apathisch hieß er dann
auch alles rnit Ich geschehen, als bcxd
nachher in Begleitung eines Arztes
»die Krankentriiner aus dem Allerheili
. enhospital erschienen und ihn mit der
·n ihrem schweren Berufe erworbenen
Ecschicklichteit fiir den Transport vor
bereiteten. Er sprach nths mehr uno
ab keinen Laut des Schmerzes von
«ch. Vielleicht auch hatte er schon
wieder das Bewußtsein verloren, ais
man ibn an dem Urheber feines Un
gliicks, dem inzwischen wieder aufge
richteten alten Kassenschrante, vor
Aber-trug.
Eine Stunde später hatte Frau
Dermine Winter einen Besucher zu
empfangen, an dessen Erscheinen sie
während der ietztenWocken schon mehr
alt- zur Genüge gewöhnt worden
Mk. —- s
Es war der Kriminaltommissar
Neubergeh der sieh durch das- Dienst
mädchen bei ihr melden ließ und def
sen nngewöhnlikh ernste Miene sie zu
nächst sür einen Ausdruck schuldiger
Uiijsieht auf ihr schweres Mißgeschick
nahm.
Das erste Wort des Beamten gnlt
denn auch in Der That dem Verun
aliiettm »Ich höre, daß Jhr Bruder
Las Opfer eines Unfalles geworden
ist.« sagte et; aber er hth es zuih
rein Erstaunen fiir überflusiig, irgend
eine Phrase des Bedauerns hinzuzu
fiigen sondern fuhr statt dessen isn
trockenften amtlichen Tone fort: »Ich
muß deshalb einige Fragen, die ei
gen lich ihm zugedacht waren, zunächt-«
u Sie richten. Eine wahrheitåge
III-ge Beantwortung kann ich Jhncn
ei Ihrr-n eigenen Interesse nur auf
as crllierdrinaenbste empfehlen. Was
pissen Sie also ron der Vetheiligung
hres Bruders an dem hier Veriibicn
assendiebstahl?"
Hermine starrte den Fragenden erst
neSekunde lang verständnißlos an;
nn aber suhr sie in flammenderEnt
eiittung empor: »Was soll das heißen,
mein rr? Mein unglücklicher Bru
tre to te —«
»Bffte———ohne alle unnütze Aufre
ung, Frau Winter! Jht Bruder hat
nie einem hiesigen Rechtsanivait ais
« Kaution fiir die gewünschte Sustent
. knssung des Fräulein Matiha Winter
eine Summe Don zehntausend Mark
is Tausendmartfcheinen übergeben,
die nach einem in unseren händen be
findlichen Nunimerverzeichniß ohne
allen Zweifel aus dem beraubfen Tre
for der Gliickaufqiesellschaft stammen.
Seine Beiheiligung an dem Diebstahi
» ist also für tin-Z außer :llem Zweifel,
L und es handeLt sich nur noch darum,
den Hergang der Ereignkffe im einzel
» neu festzustellen Je betkitwilliger Sie
uns dazu behilflich find, desto besser
Herden Sie Ihrem eigenen Bottheil
Hi die-sein«
Z« . vDer Rachdruck seiner Rede und der
««"«Mick. mit dem et sie dqbei ansah,
bunt-en hetmine nicht darüber im
Keim lassen, daß sie für ihn eben
All
B eine Mitfcbuldige war, und sie
. lie« sieh plötzlich von einer unsinni
its- Angst befallen, daß er pielleicku
Mai-gen wire-,le ebenso in siixas Ge
, gni a znzoletn wie ihre
»Schwsgeein dahin hatte abfuhren
Yiilsnd nichidiese Angst allein, sons
M in isng Heringsetem Maße eine
ans ei »ein-heiser Wuih wurde
extra-Mk e ih: Begalthö LAlso
. . org-: ii kli Dieb-,
MADE ftp-große Hoffnungen ge
s ie! Während et ihr mit kei
, Mieter Auftichiigleit zu ver
. gas, daß He sieh mit einem be
( eidruen Almosen - wiitde besassen
müssen, eben hinreichend, ibr eine
tümmerliche, arbeitsreiche Existenz zu
ermöglichen, zögerte er keinen Augen
blick. siir jene andere eine Summe von
zehntausend Mart gleichsam zum Fen
stxr binauszutversen! Jn Diesem Au
genblick war sie nicht sehr weit davon
entfernt, auch ihn zu hassen. Und vix-l
eiseiger, als ob es obne diesen leisten
Beweggrund der Fall gewesen wäre,
bemühte sie sich, jeden Verdacht einer
bedenklichen Genieinschast mit ihm
von sich sabzuwälzen.
»Ich weiß nichts,« ertliirie sie, »von
der Hergabe jener zehntausend Mart
ebensoweni ais von ihrer Herinnsi.
Und ich s wäre Tönen, daß mir bis
zu diesem Augenblick auch nichi die
ieiseste Vermutbung gekommen ist,
mein Bruder könnte im Einverständ
niß mit meinem Manne gewesen sein.
Aber ich baltees nicht iiir unmöglich
—- nachgerade bin ich dahin gelangt«
anch das Tollsie siir möglich zu hal
ien.«
»Sie wissen also nichts?« fragte der
Kommissar zweifelnd. »Es ist Ihnen»
also auch nicht bekannt, weshalb JhtI
Bruder seinerzeit nach Amerika aus-?
gewandert ist, und wie es um seinr
Vermögensverhältnisse bestellt war.
als er zurücklam?« ’
»Er wanderte aus« »weil er irgend
eine Jugendthorbeit begangen hatt-,
die mein Vater ihm nicht verzeihen
wolliee nnd II
»Kskilllc slssc Illgcnblyckyckc niczc
vielleicht eine Wechselfiilschung getre
sen sein, Frau Winter?«
»Da Sie es wissen, weshalb fragen
Sie mich danach? Ich kann Ihnen
nichts Bestimmteres sagen; denn ich
war ja damals noch«ein Kind. Und
was meines Bruders Vermögensver
hiittnisse bei seiner Rückkehr betrifft,
so bin ich darüber ganz und gar nicht
unterrichtet. Es scheint ja, daß er
nicht unbemittelt ist; ich für meine
Person aber habe jedenfalls von ihm
noch nichts anderes als Versprechum
gen erhalten«
»Ihr Bruder ist heute Morgen in
Preis-lau eingetroffen nnd er hat sich
direkt vorn Bahnhose zu Ihnen bege
ben, sein Gepiick muß sich also in Ih
rer Wohnung befinden. Kann ich es
sehen?«
Oerrnine wollte hinausgehen, um
die Handtasche zu holen. aber der Po
lizeibeamte hielt sie zuriick.
»Wir werden zusammen gehen,
wenn es Ihnen genehm ist, Frau
Winter! Aber zuvor möchte ich Sie
noch einmal fragen. ob Sie mir wirt
lich gar keine bestimmtere Angabe zu
machen vermögen. Wenn Jhr Bruder
Sie auch vielleicht niZt vorher zu sei
ner Bei-trauten gemacht hat« so hat er
Ihnen doch möglicherweise vor seiner
Uebersiihrung m das Krankenhaus
einen Wink gegeben oder einen Aus-—
trag ertheilt. Ich wiederhole, daß Sie
mir nichts verschweigen dürfen, mag
es Ihnen selbst cuch noch so gering
siigig und unbedeutend erscheinen.«
Unschliissig zauderte Hermine noch
eine Sekunde lang; dann aber siegte
die Sorge um die eigene Sicherheit
über alle ihre schwesterlichen Bedenken.
»Ja, er hat mir einen Austrag gege
ben,« sagte sie, »aber ich glaube nicht,
daß er in irgend welchem Zusammen
hange stehen kann mit dem. wes Sie
ihm zur Last legen wollen-. Denn mein
Bruder beaustragte mich nur, dafür
zu sorgen, daß der von ihm getauft-e
Geldschrank, durch den er so schwer zu
Schaden gekommen ist, unter keinen
Umständen in seiner Abwesenheit ge
öffnet werde.«
M-fl m-- C-- ,fl--ss
»Ist-I III-l- UUI UMII
»Ja. Das heißt-nachher bai er
mich noch, die beiden in seiner Hand
tasche befindlichen Schliissel in sorg
fältige Verwahrung zu nehmen, denn
sie gehörten zu dem von ihrn genie
theien Tresorsath in einer Berliner
Bank, woer eine größere Summe ei
genen und fremden Geldes niederge—
legi habe.«
»Nun, ich denke, diese Miitheiluns
gen wären wichtig genug. —- Lassen
Sie uns also gez-en, diese inhaltsreiche
Handtasche etwas näher in Augen-·
schein zu nehmen!«
—.—----——.—--——
Frau Hermineö Aufrichtigkeit hatte
sie nicht vor dein gefürchteten Schick
sal einer Verhaftung bewahren kön
nen. Und während sie vor dem Unter
suchungsrichier wiederholen mußte.
was sie vorhin dem Nimm-Kommis
siir gesa t, lehrte dieser inBe leiiung
eines rafch herbei holten Kunssehlois
serö und zweier hiler nach dem
Geschäftshause der Glückaufgesell
schaii zurück. Denn der von dem Ver
ungliickien mitten-— in seinen fürchter
lichen Schmerzen ausgesprochene
Wunsch war naiiirlich Grund genug,
an irgend einen Zusammenhang zwi
schen dem hier verübten Verbrechen
und demKaus des alten Kassenschran
Les zu denken. Vielleicht hatten die
Diebe einen Theil ihrer Beute da
drinnen verborgen, um sich dieselbe in
dem Fall, daß sie jetzt or rissen wer
den sollten, für nie Zutun i zu sichern.
ebenfalls erschien eine sofortige Er
« fnung des Tresori unter alien Um
ständen geboten, und Oder Kommissar
ersuchte den Generaldireitpr hoff
-
l
mann,«dieser Prozednn die im übri
I en bei verschlossener Hausthirr vor
ich ging-, als Zeuge beizuwohnen.
Die an solche Verrichtungen ge
wöhnten Arbeiter Ztten bedingt-seli
schennt ohne grp Mühe auf den
Riieten gelegt, und der Kunstschiosser
jertliirte nach kurzer Untersucht-n :
HEL- ist sehr solide, aber altmodis
EArbeit, wie man sie vor ungefähr
« dreißig Jahren gemacht hat. Die Thiir
ist zum Schuh gegen die Ieuergase,
die bei einem Brande eindringen tön
nen, ganz luftdicht eingefügt. Und so
gar das Schlüsselloch ist durch einen
besonderen Riegel luftdicht gemacht.
Wenn wir den erst beiseite gebracht
hab-jin ist das icbrige nur ein Kinder
epie.«
Er ging mii seinen Leuten ans
Wert, und es gelang ihm in verhält
nißmiissig turzer Zeit, diesen Ver
schlußriegel durch vorsichtiges Ankona
ren von dem Schlüsselloch zu entfer
fnen. Obwohl es sich um ein Kunst
l schloß handelt-, tue vo:,ekid3en Jst-:
jzehnten feinen Verfettigern gewiß iir
jaen Gipse der Bolllomrnenheit gegol
x ten hatte, standen jetzt in der That der
vollständigen Eröffnung des Schran
les keine nennenswerthen Hindernisse
mehr entgegen. Ein aus mehreren
starken Kupierdriihten zurechtgeboge
ner Speer-baten mußte die Stelle
eines Nachschlitssels vertreten, unde
’l-,edurfte nur noch einer Bemühung
von wenig Minuten, um mit hitfe
dieser Votrichtung das Niegelgesperr
aufzuheben und zurückzuschieben.
»So — das hätten wir geschaft,«
sagte der Meister befriedigt, indeni er
sich den Schweif-, von der Stirn
wischte. »Wenn es den rren beliebt,
können Sie jetzt die hüten selbst
öffnen.«
Von einer sehr begreiflichen Neu
girr getrieben, arisfen der Polizeitom
mitsar nnd der Generaldirettor leich
zeitig nach den Zugtnövfen der - här
fliiael——und gleichzeitig prallten sie
beide mit einem Ausruf des Ent
fehens zurück. Ein starker, fast betäu
bender Geruch, der indessen wenig
oder nichts von dem charakteristischen
Geruch der Verwesung hatte, war ih
nen entgegengefchlagem und sie hatten
in das gelblich blasse, seltsam ver
schrumpfte Antlitz einer Leiche gebückt,
die in dem alten Geldfchrant wie in
einem Sorge ruhte. ss
«Allmächtiger Gott —- daz ift ja
Wintert« rief der alte Herr, der sich
auf einen der Schlossergesellen gestutzt
hatte, weil ihm im ersten Schrecken die
Kniee zu brechen drohten.
21. Kapitel.
Die Aerzte des Allerheiiigenhospi
tals hatten den Zuftand des verun
glückten George Miller sogleich ais
einen volllommen hoffnungslofen er
tannr, und auch sie hatten sich demge
riiiß daran beschränkt, zurLinderung
feiner Qualen zu thun, was mensch
liche Wissenschaft noch dafiir zu thun
vermochte, während von allen zweck
lofen und peinigenden größeren Ein
griffen auf Anordnung des Chefarz
teks Abstand genommen werden sollte.
Vielleicht war es ihren Bemühungen
zu verdanken, vielleicht war ez auch ein
letztes energische-? Auflehnen der Le
benskraft gegen die drohende Vernichs
tung, daß sich am späten Nachmittag
der Zustand des Berichten erheblich
zu bessern schien.
Der leitende Chirurg. der ihn in
Begteitung des Stationsarztes besucht
harte, sagte, nachdem er das Zimmer
wieder verlassen, zu den beiden
fchwarzgeileideten Herren, die ihn im
Nebxngemach erwarteten: »Er ist ohne
Zweifel dernehmungö til-is und bei
llarer Besinnung. aiir, daß ihm
Verhin keinen Schaden bringen wire-,
kann ich allerdings eine Bürg chaft
nicht übernehmen. Aber die olge
H
konnte immerhin nur die sein« day der l
Eintritt des Todes um kurze Zeitbe
schleunigt wird. Denn er ist rettungs
los verloren. Die nusgedehnten
Quetschuntgen und inneien Zerreißun
en schließen jede Möglichkeit einer
iederherstellung aus.
Auf diese Erklärung hin begaben
ch die beiden herum-die der Unter
uchungsrichter Vereins und sein Pro
tokollftihrer waren, unverzüglich an
sein Krankenbett, um den Unglückli
chen, der ihnen als eine sichere Beute
des Todes bezeichnet worden war, mit
aller nach Lage der Dinge überhaupt
noch mö lichen Schonung kund zu
thun, das er nach Aussindun der
Leiche des solange spurlos vers wun
den gewesenen Rendanten in ohem
»Mosze verdächtig erscheine, den elden
I gemeinsam rnit dem Buchhalter Barte!
ermordet und dann den Tresor der
Glückausgesellschust beraubt zu haben
Jn den eindringltchsten Worten, über
die er dersiigte, mahnte ihn der Unter
suchungsrtchten sein herz durch ein
rückhaltlosesEingeständniß der Wahr
heit zu erleichtern. Wenn auch der
Kranke anfangs seinen Zureden nur
ein finsteres chnzei n entgegentetzte,'
so schien doch das inahe väterliche
Zureden des alten herrn endlich seine
Wirkung zu üben.
»Nun wohl,« sagte er. »Ich will
alles gestehen, wäre es auch nur« da
mit man mich nicht als einen Mörder
eintchnrrt, und damit nicht länger
Unlchuldi e unter meinem Schweigen
leiden. J werde Ihnen also den her
Fang der ganzen Geschi te im Zu
ammenhange erzählen. U Sie dur
en mich nicht ohne Noth unterbrechen
und keine überflüssi Frei en stel
len, damit ich noch r auf deninit
meiner Beichte zu nde komme.
Ali ich von Amerika zurückkehrte,
W
war ich beinahe ganz mittello3. Ich
erfuhr, baß meine Schwester gut ver
lJcirothet sei, und sente meine Hofs
nung daran , von ihr das zur Erds
nung eines leinen Geschsstä erforder
li Geld verhalten Aber schon die
mi ironische und zurückhaltende Art,
wie sie rnich hier aus dem Bohnhof
empfing, raubten mir alle Jllusionen.
Ich sah. daß ske meine Absicht arg
wöhnte, und vase ste entschlossen war.
die Ersiillun meiner Wiinsche zu'hins.
tertreiben. htscheinlich wäre ich
gleich wieder adgereist, wenn ich nicht
in meinem Schwester einen gutmiithi
en und schwachen Menschen gesunden
götte, bei dem wohl aus die Gewäh
rung eines Darlehens zu rechnen ge
wesen wäre, wenn es mir nur gelang,
ihn Rinier dem Rücken meiner Schwe
ster nrum anzugehen Dazu bot sich
mir indessen während meines ersten
Hierseins die gewünschte Gelegenheit
nicht, nnd ich lehrte unverrichteter
Bin-e noch Berlin zurück. Daß ich
däbe den Schlüssel zur Promenoden
psorte mitnehm. geschah rein zufällig,
und ohne jede Absicht Mein Schwa
ger hatte ihn mir eingehiindigt, um
mir eine ungenirte Heimtehr zur
Rachrzeit zu ermöalichen, so lange ich
in dem Geschöftzhcutse wohnte. Jch
hatte ihn in der Wische getragen und
bei der Absolut einsach die Zuriictlio
ferung vergesse-n Jn Berlin litt ich
immer empfindlich unter dein Geld
mangek, der mich binnen allerkiirzesrer
Zeit geradezu dem Elend preisgegeben
hätte, und da ich thatsiichlich keinen
anderen Rettungsweg mehr vor mir
sah, verwendete ich am dreißigsten
Juli sast das Letzte, das ich besaß- zu
einer abermaligen Reise nach Vereint-,
von der ich mir diesmal wohl einen
besseren Erfolg versprechen durste,ocr
ich ja wußte, daß meine Schwester
sich bereits in der Sommersrische be
sond, nnd da ich somit ihren seino
seligen Einfluß nicht ntehr Zu surrt
ten hatte. Dadurch das-. ich in Gu
ben den Wagen verließ nnd durch ei
nen Zufall die Wiederabsahrt ver
säumte, kam ich in Breslau nicht, wie
ich leadsichtigte hatte, am Abend,
sondern erst zwischen zwei und drei
Uhr Morgens an. Trotzdem de
ichloß ich, meinen Schlvager wach z:
ltingeln, denn ich war ohne alles Ge
päet und hatte nur noch ein paar Mart
in der Tasche, so daß ich begreifliche:
weise Bedenken trug, mich um diese
Zeit in einem hotel zu melden. Auctz
erinnerte ich mich des Schlüssels zur
Promenadenthiir, den ich ja noch im
mer in der Tasche hatte und der es
mir ersparte, den Portiet zu wesen.
Mit den örtlichen Verhältnissen war
ich von meiner voraufgegangenen An
wesenheit her aus das genaueste ver
traut. Und als ich deshalb beim Be
treten des hoses ein paar Fenster im
Erdgeschoß noch hell erleuchtet sah,
zweifelte ich nicht, meinen unermüdlich
fleißigen Schwager dort noch bei tei
ner Arbeit zu finden. Jch nahm mei
nen Weg durch die unverschlossene
hofthiir zum Kassenzimmer, und nach
dem ich zu meiner Verwunderung auf
wiederholtes Klopfen deine Antwort
erhielt, trat ich ein. Mein Schmager
saß an seinem Schreibtisch, aber er
hatte den Kopf aus die Arme gelegt
und rührte sich ebenso wenig aus meine
Anrede als auf ein ziemlich energisches
Mitteln. Eine nähere Betrachtung
überzeugte mich, daß er todt war. Und
da ich ja wußte, daß der Arzt bei sei
nem schweren herzleiden den baldigen
Eintritt einer Katastrophe vorausge
sagt hatte, wurde es mir sosort klar.
daß er hier mitten in seiner einsamen
nächtlichen Arbeit von einem Herz
schlage ereilt morden sei. Jch war
aus das äußerste heftiirzt und eben im
Begriff, Lärm zu schlagen, als mein
Blick aus den ones stehenden Geld-i
schrant fiel, und als mir blitzschnell
der Gedanke kam, die Gelegenheit, die
sich gleich günstig ja nie wieder dar
bieten würde, zu benutzen. Jch weiß
taum, woher ich die Ruhe und Ueber
legung genommen habe, diesen Gedan
ken mit so viel Umsicht und Gemäch
lichkeit zur Ausführung zu bringen.
Genug aber, daß ich es that! Jch
nahm alles baare Geld aus dem
Tusor und ließ nur die Werthpapieee
zuriich deren Besitz mir leicht hätte as
fiihrlich werden können. Erst als ich
schon im Begriff stand, mich mit die
ser Beute zu entfernen, stieg die Jdce
in mir aus« daß es wahrscheinlich nur
e’ner Beseitl ung der Leiche bediirsers
würde, um .n Verdacht der Kassen
fraudation auf meinen Schwager zu
lenken und mich vor jeder Verfolgung
zu sichern. Zugleich entsann ich mich
des großen alten Kassenschrankes
draußen auf dem Gange, den mir
mein Schwager jüngst zum Kauf an
geht-ten hatte, und dessen Jnneres
Raum genug fiir die Aufnahme eines
menschlichen Körpers gewährte. Jch
wußte, daß sich der Schlüssel an dem
im Tresvr fteckenden Bunde befand.
und so schleppte ich die Leiche hinaus
und brachte sie in dem Schranke unter,
den ich sorgfältig wieder verschloß.
Als ich den Todten nicht mehr vor
Augen hatte, wurde es mir viel leich
ter,-kaltbliitig und mit ruhigster Ue
herlegung mein Werk zu vollenden.
Jch glaubte nichts versäumt zu haben,
um den Anschein aufrecht zu erhalten,
daß mein Schwager mit dem Inhalt
des Kassenschrankes gestehen sei.
Dann aber begab ichmiih in die Woh
nung meines Schwagers hinüber, ein
mal, sum den- Anschein zu erwecken,
daß er fich dort in aller Eile die Ab
veife vorbereitete, und zweitens, weil
W
ich irgend eines Bebiilters zur Fort
schaffunzdes Raubez bedurfte, der sich
in den aicheit meines Rottes nicht»
unterbringen ließ. Der Zeitverlust»
hatte für mich teine Bedeutun da ich ;
ja doch erst den in einigen tunden»
til-gehenden Iriidzug brausen konnte,
un das Wagniß war gering, weil
ich wußte, daß meine Schwester ihr
Dienstmädchen mit nach Spindel
miible genommen hatte, und irgend
eine unliebsame Begegnung somit·
nicht zu befürchten stand. Nachdem
ich mit dem um Bunde befindliche
Schlüssel die Korridoribiir geöffnet
hatte, ging ich durch alle Zimmer, um
mich zu überzeugen, daß wirklich nie
mand anwesend war, dessen Aussage
mir ipöter hätte verhängnißvoll wer
den können, rief dann geflissentlich
einige Unordnung hervor, wie sie ein
hastig Abreisender zu hinterlassen
pflegt, holte mir den txeinen Her-Mot
sir, dessen Aufbewahrungsort ich
kannte, und tikllte itm mit einigenl
Keidungs- und Wiiichcitiicken meines
Schwagers, wie er sie oermuthlich
mitgenommen !;;itte. Dann zo ich
seinen im Schrante hängenden Som
merpaletot über meinen einfachen
Straßcnnnzug und verließ das haus
tric das Grundstütt auf dem nämli
chen Wege, auf dem sch es betreten
hatte. Da die Straßen um diese Zeit
ganz menschenleer waren. glaubte ich
nicht, non jemade bemerkt worden zu
sein. Auch den Nachttt.siichter, dessen
Aussage nachher sich sc trefflich it:
meinen Plan einiiigte, hatte ich nigt
gesehen. Jch schlug zunächst die Ri -
tung nach der Zandiniel ein, und als
iet- die Brücke iiberschritt, warf ich
sämmtliche Schlüssel, des- gtoße Bund
icwohs als den einzigen Schlüssel
zu der Promenadenpfortc, in dieOder.
Dann begab ich mich in aller Gemäch
lichteit zum «entralbabnhoi zurück,
löste mir einei·al1rt.1r·te nach Berlin
nnp fuhr von Dort nach kurzem Ver
sssss n on o----4- IIn------- Us«--I
........ ...-.... ».,......,. ....,..
nach Hamburg, denn ich hatte ange
fangen, Gefallen an meinem verwege ?
nen Plane zu finden, und ich arbeitete-;
unablässig an feiner ireiteren Auf-geil
ftaltung und nkit dem erfindunggreisi
chen Eifer des Dichter-, der ein-z
Rennnidee ausfpinnt Daß maiij
die Leiche in dem luftdicht verschiofie-x"
nen alten Geldfchrante nichtfo ball«;;
auffinden würde, galt mir als ges
wiß. Da könnte sie möglicherweise-i
zur Mumie geworden iein. ede mai-.
fie eines Tages zufällig entdeckte. Aber T
ioenn der Verdacht gegen meinen;
Schwager bis zur Gewißheit ver-E
ftiirlt werden sollte. mußte ihm notlis z
cvendig noch weitere Nahrung gege-;
den werden, und das tonnte nicht bei- Z
ier gefchehen. als durch ein Zeugnifzl
oon des vermeintlichen Flüchtling-BE
eigener hand. Jch schrieb also von!
hamburg aus jenen ersten Brief anl
den Generaldireitor Hoffmann Und.
es kostete mich nicht zu viei Mühe,j
die Handschrift meines verfiorbeneni
Schwagers nachzuahmen, da ich eins
Jmfangreicheä ganz von seiner Hand;
geschriebenes Manuflript besaß, dass
.-r mir vor meiner Abreise von Brei-—- ;
lau mit der Bitte um tritiiche Durch-v «
ficht eingebiinbigt hatte. Nur um 'ra;
Manuflript aus meiner Wohnung zu i
holen, hatte ich den kurzen Aufent
holt in Berlin genommen Und da1
ich in folchen Dingen nicht gerade un- ;
gefchickt bin, brauchte ich taum mehrf
als eine Stunde. um den Abschiede
brief des Flüchtlings Zustande zus
bringen«
«Dafz ich bei alledem weder einen
Mitfchuldigen noch einen Mitwiffer;
habe,·« fuhr George Miller in feinenz
Beleuntniffen fort, «brauche ich Ih-,
nen nach diefer wahrheitsgemiifzenf
Darstellung laum noch zu sagen. Auch;
davon, daß fchon ein anderer, eins
armfeliger Stümper, mir mit einem!
Griff in den Geldfchrant hinter dem.
Rücken des Todten zuvorgekommen
war, ahnte ich selbstverständlich nicht«
nnd es verurfachte mir darum seinen
geringen Schrecken, als mir der
Rechtsanwalt Schröder heute erklärte,
der Kassendieb sei gesunden. Natür
lich ist es dieser hirnverbrannte Esel
gewesen, der den Tausendmarischein
in den Schreibtisch der Martha Win
ter gelegt hat, und die Erzählung, dte
er davonwie von seinen Erlebnissen
gegeben hat, ist iedensalls buchstäblich
wahr. Jch aber war gleich ihm in das
Mädchen verliebt. und als ich aus«- ei
nem Brief meiner Schwester, die ich —
angeblich behuss besserer Wahrneh
mung ihrer Interessen — um aus
siihrliük Berichterstattung gebeten
hatte, die Geschichte der Verhastung
von Martha Winter erfuhr, beschwor
ich noch einmal den Geist des verstor
benen Winter aus seinem Grabe, um
sie zu retten.
Dieser zweite Brief, zu dessen Ab
sendung ich abermals nach Hamban
fuhr, war ohne Zweifel eine ebenso
große Verriicktheit als die Reise nach
Breslau, die mich nicht mehr und nicht
weniger als mein bischen Leben re
stet. Das tainmt eben davon, werte
ein Mensch in meinen Jahren sich via
dem Gedanken an ein Frauenzimmer
umnebeln läßt. Ich wollte ds!
Mädchen unter allen Umständen his
sen, und ich hatte selber kein recht
Bertrauen zu dem Erfolg des Winter
schen Brieses. Darum setzte ich act
Vorsicht beiseite und suhr hierher.
Was sich dann seit meiner Ankunft
in Brei-lau ereignet hat, ist Ihnen ja
wahrscheinlich bereits bekannt. Jch
iarn durch einen wunderbaren Zufall
eben zurecht, um den Verlaus des
Schranke-z mit der Leiche meines
Schwagers an einen Händler zu ver
hüten, indem ich seine Osterte über
fmt »Ist- isb fu«- mirb m friib m
diesem gelungenen Conp beglück
wünscht. Die zehntausend Mart, die
ich dem Rechtsanwalt Schröder über
geben. hatten mich ja schon verrathen,
noch ehe mich mein todter Schwagee
erschlug. Und da ich obnedies fest
entschlossen war, eine Entdeckung und
Veruttheilung nicht zn Tit-ruhen« so
betrachte ich den Utnsturz des Schran
tes atn Ende mehr als ein Wirklich-s
Nenn als ein unglücklichee tlnaesähr.
Man wird in dem von mir aktnietLes
ten Tresorfach zu Berlin bei twitetn
den größten Theil der gestohlenen
Summe finden, denn iett habe sitt
meine eigene Person inzwischen kaum
mehr als einige Hundert Mart ver
braucht —- und ich bin bescheiden ge
nug, nicht einmal unt ein anständige-Z
Begräbniß aus Kosten des lijtiirtanb
gesellschaft zu bitten·« «
(Sel"sit!ss, foiztu
—--·
Hausfrau: »Seit ich Jtmen errige
Woche ein Stua Pie got-, schicken Sie
regelmäßig auch Ihre Freunde zu
mir-« -- Tratttp: »Sie :::e:«.. Mai
danie, das sind meine Feind-I
s M »s
Wie gute Zwecke geiördert werden
tönnen, ersieht nmn aus iotgendcr No
tiz in der Sei-nachts lIennJ News:
»Ja New Lise gibts am Samstag ein
Sapper. Jeder satte tnknt:.et:·. Das
Ettpper hat einen guten sit-ret, denn
mit dem Erlös soll der Friede-di trie
ker in menschentoürdigsn 32;s'k.«..:rs exer
fetzt werden.
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Willst Du erfahren, wie rsäcj Tage
es- noch bis zu Weihnachten isnre so
frage nur bei tleinen Stint-ern ar«
Js- ie A
Vagabttnden hatten, soberjd das
Wetter anhattend set-ch: und Ists wird,
keine Scheu vor der-n Arbeit-Inwie
Sie melden sich im Gegenteil iYes-wil
lig. Jn einem Polizeigerixlxt in Ten
vee fragte dieser Tage einer von den
Vagranten den Magistrat, eh er ihm
eine Bitte vortragen riiesr. · -- »Ge
währt.'« —-- »Dann möchte ich bitten,
daß mich Euer Ehren schnell verurteis
leu, denn dann tomtne ich noch zum
Mittagessen im Hause zurecht.'·
Im Mir-.
c Its-tut »Deinen ganzen Anzug und vie Tischdegfe hast du voll Time
gejm .«
Gneikzermeiftm »Ja, dem Da rsn habe ich aber auch einen sackgtobea
Brief gefchmbenf »