Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 18, 1907, Sweiter Theil., Image 7

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    W
Staats-ZWEI
Jahrgang 27
Grund Island Nebr» ts. sammt 1907 (Zweiter TheiU
Ro.21.«
nnd THMM
Rauhfrofd
Von Frido Sckianz.
Der Wintersonniag im Uniergeh’n
Jn goldroihen Wollen. — Und Zwei
im Wandern
Durckk die hohen weißen Raub-freik
Allem
Mi- trösiendem Lächeln sprach eins
zum andern.
lind jeder veraaß sein eigenes Weh
Jm Segen ded ankern des Freud
lofen
Diirch der alten Rüstern fchiniinern
den Schnee
Lohieii die g-oldroil7en Himmelsrose-:
»Fräulein.«
sch- ...—- «
Von ge Freisinn von tZ chi:lins»r.
1.
,,Fräulein’.. Fräulean« Der Ruf
tönie durch die Fliitiagpiiille des gro
Leu Hauses, seid nnd sel)rill. Fräulein
Logcirren zuckte Ieicht zufammen, un
dori, wo sich die dunklen Brauen an
ihrer schmalen Siirn wölbten, grub
sich eine Falte
Wie sie es has-L dies: »Fräiileii:!
Fräulein!«
M-- ------ N-« ..--c-t-e—1--t- kä- .
Usssdsujsvssd II- —
der Ruf wie ei-: lästiges Insekt, bald
bittend, bald desehlend, je wie es die
betreffende Dienstleistung verlangte.
Ein Seufzer öffnete ihre Lippen«
während sie des- Blick hob, um ihn
träumend über die breite im Sonnen
glanz schimmernde Straße zu schiaen.
Ueberall standen die Fenster offen, di:
Luft herein zu lassen, die herbe wür
ziie Luft des Fr iihlings, der da dran
fzen vor den Stadtmauern ariinte
btuhte, duftetek Wie lanae das her
war, das; sie den Lenz gesehen!
Dazumal hatte das Wort »Frau
lein!« fiir sie noch nickt existitt, uns
sie zu dem Ztvittertveicn gestempelt,
das sie heute war. Dass sich mit fri
ner Bildung und seinen Lebensge
ioebnheiten nicht zu den Dienstboten
rechnen tonnte, nnd das am Familien
iifch doch nur gnädig geduldet wart
Für sie gab es- teine Freistunden
keine leldsung, sie mußte immer est-i
Poften sein. Sie allein hatte den gar
zen Haushalt zu leiten nnd auf sie sie.
die Verantwortung, daß alles
,,t!avpte!«
Und winkte einmal eit: Nachmitt1a,
wo die Familie augivarrs speiste, ir o
sie gliickielia an ihren Feiertag dacht· t,
da trachte die Herrin de- Hauses Ein
legten Augenbli-: noch irgend eine-.
Austrag der iie fis zum Abend ve
schiistiate.
» »Fraulein fijlkrt ja ein so bequemes
Dasein nnd ivjrd ganz zur Famiiie
gerechn::!« pflegte Frau tiern nern zu
des-retten. »Mein Himmel was- giebt
es in anderen Häusern zu thun, wo
Fräulem nocb sm b.: lbesi Dutzend
Kinder zu versorgen han« Freilich,
dies siel hier fort, das Heulen und
Lärcnetx verzoacner Raunen. toie auf
ihrer eilten S:elle, wo sie volle zwei
Jahre ausgehaiten hatte.
Als mit dein Trd der Mutter die
tleine Wittmenvension ein Ende ge
habt, hatte sie den Kamvf um’s Da
fein c-..isnehmen müssen-»Mit so viel
gutem Willen uns-I Freudigteit hatte sie
dir Stelle als Stütze angetreten und
der leidend-n Hausfrau das ziveste
Dienstmädchen ersetzt. t.«lber zu zart
war ibre Gesundheit gewesen den An
forderungen Hecken-Lilien die man dar-:
an sie stellte
Hiei, im Haufe des reichen Herrn
Hiern, war das Gehalt höher. und leis-.
Kinderltirm dxirciyhallte die eleganten
Räume.
Die einzige Tochter Lisa war be
reits erwachsen, und ihre Stimme wars
es gewesen, die sie vortin hatte zu
fammenzucken lassen.
Jetzt wurde die Thiir heitiq arise-»e
risser:, ein junge-» Mädchen itiirmte i:s
das Zimmer, warf das Nacken das sie
in Händen hielt. auf den Tisch und
trat an das Finster, iro »Friiuleir.'
saß und Wäsche cinsbesserte.
»Besten Sie den Kraut liegen,
Friiieleint Sie lollen mit uns fahren,
sagt Mama Und ich habe eine gros-fl
Bitte, Fräulein. die miissen Sie mir
ersiillen, ja?«
»Eine Bitte, Fräulein Lisa’.?« steigt
di: andere und läßt die Arbeit sinken
Lisa erröthet ein wenig und sentt
den Blick. Sie ist eine niedliche, kleine
Blondine von 18 Jahren, zierlich uno
graziöik
»Ja, iehen Sie, Fräulein, Sie sol
ten heute mitfuhren nach Sioninlom
Das Schloß ist wundervoll, mitten in
einem uralten Port liegt es. Dort
wohnt der alte Rittnreister von· Rap
pack» ver Onkel meines Bräutigams-,
wie Sie ja wissen! Er ist ein Krüp
pel und schrecklich verbittert tvie allt
Jung esellen. Und er will, daß un
ere Lerlobung erst im nächsten Jahr
verössentlieht werden soll. So eine
Marotte, die ihm Mama ausreden
wird Heute, aber cehiirig!« endet- die
iuxige Dame ihren athenilosen Be
ri t.
»Und was hätte ich dabei zu thun,
Fräulein Lisa?« sengt Maria Lege-—
ten halblaut und nimmt ihre Arbeit
wieder aus.
»Das werden Sie gleich hören. De:
alte Herr hat eine Schwäche xir
Schach, das geätzliche Spiel, das spie
Papa immer beibringen wollen, uno
was er nicht kapiri. Nun könnten
Sie so schön mit Egons Onkel Schach
spielen, während wir aus dem See ru
de:n. Manto sagt, Sie könnten dabei
Te ne:t von rnir erzählen, was ich mal
stir eine tochende, strickende, nähende
Hausfrau abgeben werde. So ein
Bißchen Dunst, verstehen Sie? Unser
Geld imponirt ihm nämlich gar nie-Ut,
denn er ist selber enorm reich, und
Egon bekommt mal Alles.«
Maria Logarten schweigt. Ihre Ge
danken sind neik ab. Sie hört ei-)
Nachtigall singen in dem alt-en Pac:
ron Konintom oen sie noch nie ge
sehen, aber der trotzdem vor ihr er
steht im Zauber des Lenzes und in
dessen Mitte ein thutmgeschmiicttexj
Schloß sich ausbaut mir Spttzboaen
senstern, um die der Epheu sein grei
nes Blatttrerl flechteL
»Nicht wahr, Fräulein, Sie reden
nett Von mir. .. Sie kommen mit! Ich
schenke Ihnen auch das gelbe Kleid, egz
ist noch beinahe neu.«
»ideale, Fräulein Lisa, ich sagte
Jhnen schon einmal, daß ich keine ar
gelegten Kleide-.- trage,« entgegnete Die
andere mit herbem Lächeln. »Sie mei
nen es ja gut,« siigt sie halblaut hin
zu Und erhebt sich·
Ihre schlanke Gestalt überragt die
vor ihr Stehende um Kopfes-länge,
der tieine Mund in dem blassen Ge
sicht lächelt verächtlich used bitter zit
ateich
»Nun Sie sich, Fräulein! Sie
haben gerade noch eine Viertelstunde
Zeit. Dann fayren mitl« ruft List
ikjr n-.ut).
2.
»Es-hoch dein König!" sagt Maria
Logarten lächelnd und stiitzt das Kinn
auf die flache Hand.
»Sie haben mich matt gesetzt, in der
That! Jch mache Jlsnen mein Konipäis
merkt, Fräulein Logartenl Sie hab-In
knick- glänzend geschlagen!« Und Der
Schloßherr auf Konintotv beugt sish
von neuem iiber dasSctiachbrett, den
letzten tühnen Zug seiner Pattnerin
zu lvermindern Des Mädchens dunkle-«
Blick streift den ihr gegenüber Sitzen
tsen.
»Ein Meiji«-er txt ihn Lisa niit
sc verächtlichem Lächeln genannt.
»Den linken Fuß has mir ein Bat
lin zerschmettert, als ich vor Jahr-txt
einen Menschen dem Flacnmentod ent:
ris-! Später ist er dann im Zinsle
hats-T- gestorbenl Ironie Des Schicksals-.
nicht wahr?« bat er so beiläufig ec
zäl)lr Vorhin, als er mühsam neb-:
itzt heraehumpelt war.
»Juki ich lenen meinen Arm bi
ten, Herr v. Rappe-ch? Stützen Sie
sicl;. litte, Sie baden viel leichter-ev
l:iel)en’«
Unr- cr war zögernd ihitr Bitte zic
feist
Wie fest hatte ihn Der junqe Arn.
gestützt, wie leicht und Ictnell hatte er
sich fortbewegen können. Und doch
Tmr die Hand des Mädchens, das die
ziercichen Schgcksiguren schob, ja
sckxilawt und fein. Er hatte immer ein
Isaible fiik schöne Fraueschände ge
habt. Die Hand einer Frau ist inr
Charakter-! sagt der Franzose.
Trotz seiner Niederlage frei-te itni
ihr Zieg! Das war eine ander-.
Schact,partie gewesen ali- mit dem al
ten Pfarrer drunten in: Dorf. »Nun
Iniiisen Sie mir das nächste Mal Re
vanche geben. Fräulein Logarten·«
bemertte der Riitmeister mit heiterer-!
ki—-s- —
»Hu-fu«
Maria schrecki ans aus Ihrer Ver
sonnenheit.
Ihr Blick ist da traußen Ietvesen in
dernrosendnftenisen Parl, der wierin
schön-IS Bild hinter den schlantrss
Pseilern der Viranda sich ausdank.
Alles ist so schön hier. Der Raui«:,
der sie umfängt mit seinen Wand
qoictini seinen duntlen Möbeln, je
des Stiicl den seinen, gediexrenen Ge
schmack seines Bewohnerz verrathenc.
»Mein Nesse scheint die Segelsnhrt
ein nsenig läneer auszudehnen als lie
cidsuhtigi wen-. Würde es Ihnen
Freuke machen, wenn ich Jhnen ein
wenig meine stummen Freunde
zeigte, ineine Bilder und Keiseerinnei
rungei:? Jch sah Sie vorhin ganz ver
iunken vor meiner Saloine stehen..'·
»Ein ioundervolles Bild. Ein Mu
rillo, nicht ioahr?« wirst sie leuchten
cen Blickes ein.
Allerdings-! Sie sind sehr kunst:
rersiiindia siir eine jung-: Dame.«
Iiir das »Friiuieiti« des Hauses
Hiern, wollten Sie sagen, Herr r.
Nupfmth entgegnet das Mädchen mi«
späitiischem Lächeln.
»Melleichi waren dies meine Ge
dqnten, Fräulein Lamm-. Jchnikk
gestehn, ich hatte mir allerdings ein:
ganz andere Vorstellung von Ihn-.
geinaeht.«
Sie lqchi aus« leise, haxblsaut, eit
weiches, goldener Lachen. »Wenn Di
Amtes-, niie Du mir geschildert wur
dest,« renti sie beinstsigt, und ihr Bli!
streift iiber ihn bin, un-. jetzt in der
seinen zu tresscn für die Dauer eine-i
Setunde.
»Sage« Sie mir nur eines, Träu
lein Logariem wie halten Siees nu
txei diesen Leuten?«
»Wie ich es aushalte, Herr v.Rcip
j1
michs —- Sehr einfach, l: eil ich in
.;..nfe Kern ein hohes Gehalt bekom
ine Mein Vater war Beamter und
ohne Vermögen Das Lehrerinne.i
crunen zu machen fehlten die Miit-« c,
folglich blieb mir nur die Stellung,
die »Friiulein" in der Welt bedeutet. «
»Armes Kindl« sagte der alte Herr,
während er sich schwerfällig ans dem
tiefen Sessel erlebt.
Wie ielbfiverficndlich iriit Maria
in seine Se: te und re cbt ihm den
Arm.
Iangsam durchfchteitcn fie die lzos
Elen, fsillen Räume, vorüber an Ge:
inä’;-en nnd Marxnorstatnen, deren
weiße Glieder sich ans dein Hemmn
tel heben in lebensvoller Schönheit
Rittmeifter v. Rappach freut sich
cn dem Entziicten des jungen Gefied.
Die todten Dinge beiomnsen plötzlich
Leben und zaudern ihm vergangene
schöne Tage in lebenswarmer Devi
lichteii zurück.
Und wie anmuthig Und ficherfiikkrt
ihn il;r Arm. Wie klug find die Fru
gen, xie sie ihm stellt, wie weich und
Pliicklikki klingt ihr Lachen durch diese
Räume, die fvnit still sind wie ein-«
Märche.
Lin-d jetzt zuckt das Mädchen leicht
,iitfa1;11nen. Von der Terrnsse herüber
klingt Lachen undScherzem »und Lisas
spktzr. hohe Stimme wird laut:
»Fräulein! . .. Fräulein!«
8
»Er sah ordentlich liebevoll aus, der
alte Herr,« meint Lisa Kern auf der
Heimfahri. »Na, Fräulein, haben
Sie auch eine Lanze fiir mich gebro
chen?«
»Es war wirklich teine Gelegenheit
dazu, Fräulein Lisa. aber vielleicht das
nächste Mal, Herr von Rapvach
wiinscht eine Revanchepartie . . .«
»Nicht nöthig, Fräulein,« wirft hier
Frau Kern ein. »Herr oon Ravpach ift
einverstanden, daß nächsten Sonntag
die Verlobung veröffentlicht wird.«
»Nächften Sonntag!« jubelt die
lleine Braut. »Das sind ja nur noch
drei Tage. Mania!«
Diese drei Tage hatte Maria Lo
garten zu arbeiten bis tief in di:
Nacht hinein. Es gab so viel zu be—
denken, zu berathen und anzuordnen
Aber es tlappte alles.
Das Diner verlief tadellos.
»Fräulein war doch eine Perle-,
man muß ihr Neujahr etwas Gehalt
zulegen,'« gesteht Frau Kern mit gön
nerhaster Miene.
Erst gegen Abend findet Maria
Zeit, das Küchentleid gegen ein wei
ßes Leinentleid zu vertauschen. Sie
hat das Biifett für den Abend im
Speisesaal aufstellen lassen und noch
einmal Umschau gehalten, daß alles
in Ordnung ist« Langsarn geht sie
durch die anliegenden Räume, wo
überall Rosen duften in verschwende
rischer Fülle.
Da llingt von der offenen Veranda
ein Schritt ihr entgegen, langsam,
schleppend, sie horcht auf, und eine
matte Röthe steigt in ihr blasses Ge
sicht.
,,Guten Tag. mein gnädiges Fräu
lein! Endlich bekomme ich Sie zu Ge
sicht!« sagt Rittmeister von Ravpach
und neigt sich über ihre schmale, lleine
JHand.
Ein Zittern durchläuft ihre Gestalt
bei dem Handtuß des Mannes-, der so
stattlich und jugendlich ihr erscheint
in dein eleganten Gesellschaftsanzug
»Haben Sie jetzt ein wenig Zeit
übrig, diesen löstlichen Abend zu ge
nießen?«
»Ein wenig schon,« bestätigt sie lii
chelnd, um ihm aus die Veranda zu
folgen, deren schlante Pseiler der
wilde Wein umtlettert in dichtem,
grünem Gerant.
»Es ist schön hieri« beginnt Herr
von Ravpach »Aber bei mir auf Ko
nintow ist gerader ein Paradies, jetzt,
wo alle Rosen in Blüthe stehen!
Werden Sie das nächste Mal wieder
mit hinauskominen . . . Fräulein Ma
ria? Es ist schade, wenn meine Ro
sen vergeblich warten, und« —- setzt er
leiser hinzu »ich mit ihnen.«
«Wegen der Revanchepartie, Herr
von Rappach?« fragte das Mädchen,
" und ein schalthaftes Lächeln macht ihr
Gesichtchen jung und reizend.
»Dann habe ich kaum mehr ge
dacht!« entgegnete der Mann ernst
und richtet seinen Blick voll aus die
vor ihm Stehende. »Ich habe nur ei
nen Gedanken gehabt all diese Tage!
Ob ich Sie bitten dürfte, zu mir zu
kommen -—- für immett Ob Sie mein
einsames Leben mir erhellen wollen . .
Maria! Ob Sie mir das Recht geben
wollen, Sie so recht zu hegen, wie ein
seltenes, spät gesundenes Kleinod!
Jede Blume, jeder Baum, die ganze
Sommerschönheit aus Konintow rust
nach Jhnen! . . . Darf ich hossen . . .
Lljigrii1?«
Und sie wider-strebt nicht, als er
wjetzt ihre Hände ergreift und sie an
sich zieht, um ihr die Antwort von den
Lippen zu küssen . . .
O—
par-viere nnd China-seen
Heini Wautho;. der Ssetretiir der
Oel-Fischen Gesandtschast vom rothen
sereu»;, bat soeben ein Werk über das
Anilsulanzwesen seit dem trojanischen
Krieg bis zur Genfer Konventirn ver
öffentlicht, nnd Graf d’Haussonville
hat eineVorrede dazu geschrieben. Jn
einem Kapitel Diese- Buches schildert
der Verfasser den" Kampf der Bar
biere, die zugleich Ivurdäeztiiche
Praxis ausübt-m um Anerkennung
ihres »wisser:schastslichen« Berufe-.
Während des ganzen Mittelalters
und bis zum 17. Jahrhundert galt in
Frankreich jeder, der irgendwie mit
Der Hand Arbeit Verrichtete, also and-,
die Bildhauer-, selbst die Maler, als
gesellschaftlich mindertverthig, ais
Handtrerter. Deshalb hielten es auch
die Islerzte unter ihrer Würde, Opera-v
tionen oder Sezirungen persönlich
vorzunehmen Das wurde den Heiz
gehilfen überlassen die. non Alters her
meist auch zugleich Barbiere waren.
U:ige-.:chtet ihrer nützlichen Dienste
traun sie wenig geachtet und wurden
oft zur Zielscteibe des Spottes ask
l
" noiiiinc-:i.
Der-i wackeren Becher Anibroåse
Pare gebührt das Verdienst, alsI erster
das Ansehen seiner- Gewerlzes erhöht
ziit«-ab:ii. Er wurde im Jahre 1532
Gehilse in einein Pariser Barbier
laden und brachte es durch seine Ge
schicklichkeit im Raseren, Frisrrrn uno
Verbinden von Wunden in verhän
-nisiinäsiiq kurzer Zeit zum »Meister«
alö Barbier-Wiinbarzt. Er traL dann
.al—;i Wundarzt iii den Heeresdienst.
Dame-is brannte nian die Schiißivii.s
dsu nach Entfernung der Kugeln mit
sieben-sein Oel ais-J. Eines Tage
hatte Pare auf dein Smlachtfeid lein
Oel mehr, uin alle Verwundeten damit
iu bedenken. All-«- er sich aber an:
-..a,eie darauf iii seinen Kranken be
5.r-.li, war er nicht irreniszxz erstaunt, zi.
begiierkein das; die mit siedendem Oel
Behandelten schlechter daran waren
als-« die anderen. Er gab nun die Oel
ioniethode aus« Ini- Jahre 1545 versof
fentlichte er eine tleirie Abhaiiblunxi
über die Behandlung voii Schußioizii
deu, die viel Aufsehen erregte, weil sie
nicht, wie üblich, in lateinischer, son
der in französischer prache acschr7e:
beii innr. Pare hatte eine triftige
Entschuldigunsz er verstand nicht La
teinisch. Jn demselben Jahre zap
Pare Dem Herzog be Gaise mit einer
Pferdehiifzanae eine in dessen Gesirtst
stecken gebliebeiie Lanzeiispitze heraus.
Sein Ruf wuchs dadurch noch mehr,
und -r wurde dann Wundarzt Heiu
rieth des Zweiten, Frau)i des Zweiten,
Karls des Neunten und Heinrichs reg
Dritten. Obgleich Pare diirch seine
alänzende Laufbahn sowohl den Bar
bieren wie der: Chirurgin zu gerechte
rer Würdigung und besserer Behand
liiiis verhelfen hatte, blieb doch noch
ein Odium diesen Berufeii anhaften.
Noch ini. Jahre 1751 zwangen Die
Statuten der medizinischen Fakultät
die «Jler,site, damit die Würde des- ärzr
lichen Stande-:- reiii und unanasetastei
bleibe,« sich durch thiriatgatt zu
verpflichten, das-, sie keine Operationen
vornehmen würden, iiiie als Ludioia
der Vierzehnte den Wunsdarzt Ele
ment, der bei der Niederkunft des
Fräuleins de la Valliere Geburt-sha
ser war, in den Adeiizstaud erhob.
ließ er im Arclsjbrief ausdrücklich er
wähnen, daß Clenieut nicht verpflich
tet sei, sein ,,!i-iirdigeg Gewerbe« aus«
zugeben. Es sei noch erwähnt, das;
Waiitholz der Ansicht ziineiaL Homer
sei Tksundath ini Heere gewesen.
i
ff
peltereö aus dem Aiiwaltsherus.
Es wird uns geschrieben: Die hei
teren Erinnerungen aus dein An
waltsberuf von Max Rosengart mö
gen durch folgende beiden Geschichten
ergänzt werden:
D e r J l t i s.
Ein alter Wilddieb ist wegen Jagd
vergeheng angellagt. Seinen Betheue: »
rungen nach ist er diesmal jedoch ganz
unschuldig. Die Frau, die das ,,cor- ;
pus delicti« in Gestalt eines Hasen bei
ihm erblickt hat,« ist das bedauerns
werthe Opfer einer optischen Täu
schung geworden. Kein Hase war’s,
sondern ein Jltis. Nicht mit einem
Hinterlader, sondern mit einem Knijp
pel hat er diesen Feind seines Hüh
n.rstsalleg, der iLfrn so vielSchaden zu
gefügt, endlich erlegt. Der Instruk
tion seines Klienten entsprechend,
fragt der Vertheidiger in der Haupt
verhandlung die Belastungszeugin, ob
sie sich denn genau davon überzeugt
habe, daß das Thier, das der Ange
klagte in seine Wohnung geschafft,
wirklich ein Hase und nicht vielleicht
ein Jltis gewesen sei. Auch dieser
Räuber trage ja einen braunen Pelz
und sehe dem friedlichen Meister Lang
ohr durchaus nicht unähnlich. Die
Zeugin wird stutzig, schränkt ihre
Aussage ein und gibt schließlich die
Möglichkeit zu, bei dem Angeklagten
einen Marder und nicht einen Hasen
gesehen zu haben, worauf wegen man
gelnden Beweises die Freisprechung
des Angeklagten erfolgt. Zehn Tage
später erscheint die Frau des Ange
klagten in der Wohnung des Verthei
digers und händigt dessen Köchin ei
nen stattlichen Hasen aus. Dann be
gibt ste sich in das Bureau des An
walts und sagt ihm:
»Herr Doktor, mein Mann hat mich
hergeschickt, um Jhnen noch vielmals
siir Jhre gute Vertheidigung zu dan
ken. Jn Jhrer Küche hab' ich einen
Jsltis abgeliefert, den er mir für Sie
mitgegeben hat. Mein Mann hofft,
daß Sie sich ihn recht gut schmecken
lassen werden!«
B l e ch.
Vor einer oberschlesischen Straf
tammer sucht sich ein Angeklagter durch
langathmige Reden zu vertheidigen,
die jedoch eher dazu angethan sind, ihn
zu übersiihren, als zu entlasten. Barsch
unterbricht ihn deshalb sein Vertheidi
get mit den Worten:
»Mensch, nun schweigen Sie aber
endlich einmal still und reden Sie nicht
so viel Blech: dazu bin ich doch da!«
—
Eins »wichtige« Buch.
In dem englischen Königsschloß
Sandringham besteht die eigenthiim
liche Sitte, daß jeder Gast, sobald er
dort ankommt, gewogen wird. Das
Gewicht wird dann in einem Buch ein
getragen, und wenn der Besuch zu
Ende ist, wird die Prozedur noch ein
mal wiederl)olt, und auch sdiese Zahl
wird eingetragen, während der Gewo
gene selbst durch seine Unterschrift be
stätigen muß, daß sich alles damit rich
tig verhält. Da die Sitte dort schon
seit vollen vierzig Jahren mit der
größten Peinlichteit und Genauigkeit
eingehalten wird, ist das Buch schon
ziemlich ansehnlich geworden, und un
ter den vielen Unterschriften, die es
enthält, befinden sich eine Menge be
rühmter Namen· Einer der am häu
figsten wiederkehrenden ist Hartington
und Devonshire, der frühere und der
gegenwärtige Name des Herzog-, von
Devonshire, der stets ein-er der intim
sten Freunde des Königs gewesen ist.
Von großen Namen aus vergangenen
Zeiten mögen die folgenden genannt
sein: Randolph Spencer Chnrchill,
Gladstone, Beaconsfield, Arlington,
Jamess Maclenzie u. f. w. Lord Sa
ligbury hat einmal, wie seine eigene
Unterschrift bestätigt, beinahe 250
Pfund gewogen. Kaiser Wilhelms
Unterschrift stammt aus dem Jahre
1902.
Tegel und Gotthe.
Das bekannte Teaeler »Spulhaus:—«,
dass Goethe Anlaß zu einer Bemer
tnng im ,,«1nst« gegeben hat (,,Da5
Teufelspack Es fragt nach keiner
Regel — Wir sind so kan ——- Und
dennoch spnlt’:3 in Tegel«, ist jetzt nie
dergerissen worden, unt an seiner
Stelle wirr- sich ver Nenban der könig
lichen Okerförsterei ruhe-Jen. Beiden
Ausschachtnngsarbeiten ans ,,Sput"
hause« ist jetzt im Erdboden, etwa 18
Meter von der Straße entfernt, das
Stelett eines erwachsenen Menschen
gesunden worden. Bei ver Aug-gra
lsung brach ers in Stücke. Die Kno
chen waren nicht mehr vollständig vor
handen, und dich läßt raran schlie
ßen, dasz das Stelett mindestens 100
Jahre in der Erde gelegen hat. Da an
der betreffenden Stelle niemals ein
Begräbnißplatz existirt hat, so ist an
zunehmen, das; in damaliger Zeit in
oeni ,,Sputhaus« ein Verbrechen ver
übt worden ist, dessen Opfer aus diefc
Weise beseitigt wurde
Ein Jusitzierthmw
Ein lsadischer Lnnopfarrer, den-. die
humoristisch-.- Adee niclxt fehlt, schrein
Der ,Straßburn:r Post'«: In den letz
ten Jahren sind mehrere Justizirrthiä
nker aufgedeelt worden, welche die Oef
fentlichteit stark erregten, sodaß man
wohl auch einmal von einem privaten
Justizirrthum berichten darf, welcher
tragiscke Folgen hatte, Und zwar in
Waben. Aus dem Lande send bekannt
ilich isfter sehr beschränkte Wohnunge
tverhiiltnissh weshalb nicht selten zwei
Minder in ein Bett zusammengelegt
itverden müssen; ferner geht man ais
dem Lande früh zu Bett, schon um
Licht zu sparen. Natürlich können die
Kinder dann nicht immer schlafen; sie
hänfeln .und wetten sich gegenseitigA
nnd es gibt mancherlei Störung des
Lkiitsfriedens. So war es auch im
Haufe eines Landwirths, wo zwei
halbwüchsiae, iibercniithige Knaben
nebeneinander in einem Bett schlafen
f
l
sollten. Der ernste Vater hat wieder-»F
holt zur Ruhe gemahntxohne Ersttch «
also schreitet er zur That und vers «
sonlt dem Vordersten gründlich den
dazrr geeigneten . »Körpertheil. DI- "
stistet siir kurze Zeit Ruhe. Bald aber
ist neuer Streit im Gang, und dies- -
·.1«.-:l erscheint der Vater schon etwas
schneller, um die Prozednr ——— am sel
ben Ilebelthäter — in vermehrter und
verbesserter Auflage zu wiederholen.
Nachdem der Delinqnent sich wieder
eingeriniaßen erholt hatte, sagte er zu !
sein-ein Nebenmnnm »So, jetzt habe
ich zweimal Hicbe bekommen. Jeßt
liea iij hintenhin.« Sprach’s und
mars, und nach fünf Minuten ging’s
ron Neuem los-. sJetzt stürzt der «
Beter inutkpentlirannt ins dunkie
Zismner und spricht: »So, jetzt hat
der Bord-erste zweimal bekomtnen,jetzt
muß kerHintersie auch einmal haben.«
Daß die diesmaliae Exekution gründ
leik trat, wird man mir glauben.
Ader ein Justizirrthum war’s doch.
W
Zu Alexander Drum-IV
dem berühmt-en Verfasser des ,,Grasen
von Monte Christo«, der zwar viel
Geld verdiente, aber noch mehr aus- ;
zugeben pflegte, trat eines Tages ein TL
tcltann mit sehr trauriger Miene ins s
Zimmer. »Herr Tumas,« sagte er, »ich
wr-is:, daß Sie ein Mann svon Herz »«
nnd Gemüth sma. Das giebt mir den l
TIERE-, eine Bitte an Sie zu richten.« S
»Um was handelt es sich?« s
»Ich- bin Gerichts-vollziehen Einer »
meiner Kollegen, und zwar der, mit «
deiiiEie schon häufig zu thun hatten-,
ist vorgestern gestorben. Wir beass l
sitt-irgen, ihn festlich zu bestritten, und .
in; wollte Sie um fünfzehn Franken «
Beitrag dazu Fitten.«
euexanoer Dumag ging ioTorr zu z
seinem Schr-eibpnlt, nahm Geld her- t
aus nnd sagte: »Sie bitten mich um
einen Beitrag von fünfzehn Franken,
um einen Gerichtsvollzieher beerdi .i
zu lassen: hier sind dreißig Fran en,
lassen Sie lieber gleich zwei beerdi
gen.« —
Ein andermal tam ein Schuhma
cher zn ihm, ijsn um Bezahlung einer
Rechnung von dreihundert Franken
zu bitten.
»Ich habe heute nicht so viel Geld,«..
erwiderte Dianas-. »
»Ja. werther Herr, ich verliere doch
nkit dein vielen Laufen ein-d den Mah
nung-en gar zu viel Zeit.«
»Das ist richtig,« weinte Dunias.
»Hier sind, um Ihnen den Weg zi«
beznhiem zehn Franken, doch wohl
lenicrtt, das Ist keine Abschlagszah
hing auf die dreihundert Franken-, die
ieis Ihnen schulde.«
Vergnügt trollte sich der Schuh
niaasery um ——-« zwei Tage später schen
wieier zu kommen. Abermals erhieit
er zehn Franken, und nach etwa zwei
Monaten hatte er dreihundert Fran
ken beisammen, Dumas aber— war
ihr-: iininer noch dreihundert schuldig!
—-——..
Geistes und heute-l
.
zugleich war der berühmte Herzog von
Liliarlborough Geld zusammenzuschar
ren war ihm eine Lust, der er nicht
widerstehen konnte, und er schreckte
selbst vor den niedrigsten Mitteln nicht
zurück. Einst bat in jemand um eine
sehr einträgliche Stelle, die er zu ver
geben hatte. Da der Biitsteller des
Herzogs Geldgier kannte, so sagte er ,
ihm ohne Umschweise: ,,Gniidiger
Herr, wenn ich die Stelle erhalte, so
können Sie nach Gefallen über tau
send Guineen verfügen, und ich gebe
mein Wort, kein-ein Menschen etwas
davon zu sagen.«
,,Wissen Sie was?« erwiderte Mari
borongh, ,,geben Sie mir zweitausend
Guineen, die Stelle ist sie werth, dann
gehen Sie, und wenn es Jhnen Spaß
macht, so sagen Sie es allen Leuten.«
Ordnung muß sein!
Aus illiühllkansen i. Th. wird der
»Bei-Unser Vollgieitung« geschrieben:
Vor einiger Zeit miethete hier ein
Herr ein Dienstmädchen Wer le
sclirctbt sein Erstaunen, als ihm seine
Gattin mittheilte, das neue Mädchen
habe sich, ohne zu fragen, einen beson
deren Vrieskasten an der Thsiir ar
bringen lassen. Da der Brieftasten
der Herrschaft an der Thiir eingelassen
ist, beansprucbte das- Miidchen eben
falls ein-en solchen, nicht etwa einen
Kasten zum Ausbänaen. Zur Rede ge
stellt, erklärte dass Mädchen, daß der
Lasten siir ihre nmsangreiche Privat
torrespondenz bestimmt sei und das-,
esJ bei seiner früheren Herrschafteben
falls einen besonderen Briefiasten Fe
habt l,abe. Es liebe nun einmal die
Ordnung!
——·-..-.--O—
s
Die Größe- und vie Kleinste. ,
Die größte Postmarkh die je aus-H
gexnben worden ist, war eine stinsi
Cent-:lliarke der Ver. Staaten, die süris
Zeitungspaclete bestimmt war· SieJ
war vier zu zwei Zoll groß. Diesn
kleinste Postmarte dagegen dürfte ei «
25 Pfennig-Mark von Mecllenbut- »
Schmein sein, die im Jahre M- -
ausgegeben wurde und kaum ein Vier z
tel der Größe einer gewöhnlichen Post-«
marie hatte. Man hat berechnet. das
etwa 13,s)0() verschiedene Sekten vor
Briefmarten seit ihrem Auskomme
in verschiedenen Ländern veransgab
worden sind.
W
Die lockende Fata Morgana,
Die ihm in der Jugend gelacht,
Hat manchem das spätere Leben
Zur endlosen Wüste gemacht.