Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 04, 1907, Sweiter Theil., Image 14

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    is OÄOOEÄÄOPEØOEOOOÄOE st- EINIG
Die Göttin des Glücks Z
Rost-: von Zutun-nd Qrtmann.
As- EEQOQEMGMOMMOOMOOPMOMPI
Mc
qf I- - I v v v -
(16. FortsetzungJ
. , und Bernhar d erzählte id:
k von feinem seltsamen Traum
- Mit von der Hallucination, die er im
ski-»Wblick des Erwachenå gehabt
e iechgiiltixh tnit den halbgseichlosseg
M Augen einer vom Kmffchmerz
Z sGepeinigtem hörte sie ihm zu.
Träumen die Rolle eines Damm-.
.:. oder Vampyres spieleh sagte fie, ali
kkee geendet. »Im übrigen biftTu
nervös und überarbeiten Ich würde
-.-» z Dir empfehlen, vor dem Schlafenge
· den irgend ein barmloses Beruhi
Jf ngngsmittel zu nehmen«
i Bernhard erklärte daß er davon
i
»
q III-d
doch vorläufig lieber noch Abstan.
nehmen wolle, und verließ sie dann
Ida : offenbar der Ruhe bedurfte,
Its-it einem her-glichen Wunsche fiir
Hasen-es« - ’
- bald er sich entfernt hatte richtete sich
- ginna bald cui- ihrer liegenden
iellungd auf und stützte den Kopf in
:" die Händ e.
"« »Ich darf es also nicht zum zwei
» .- temnai versuchenC sagte sie vor sich
T« s; hin. »Aber wag nun?——Nun, gleich
vjelk Das äußerske Mittel bleibt
niit ia noch imcner." — —- —
Es war um die fünfte Nachmit
-k,psiftnnde, ais Darm Boyfen in das
« Arbeitszimrner feines Freundes trat
H Er war ganz schwrz gekleidet; aber
« viel deutlicher noch ais die Farbe
Eines Anzuges sprach der tiefernite
uödruck seines sonst- fo frischen und
I keiteren Gesichtz von der schmerzlichen
Trauer, die fein Herz erfüllte.
Gepreßt, kaum vernehmlich klang
sein Gruß, und als Bern. Hard SOL
-.—,-(.-.- IIL—-L .. —- —-4 - ·W
II »Sie planderten nocb eine kleine«
»Es-E gentlich ist es nicht sehr jchrncii .
Gelhnft für Insch, daß ich in Deinen ;
« iäre Daldiqe Werkrherstelluna So: ;
; VIII-Ist Mantuas-, uns use-u unt- Inn-n
ZU warmen Wort der Theilnahme oie
Hand zu schütteln, wich er ein wenig
zatiick
«Veezeih, wenn ich Deine Hand jetzt
nicht nehme, Bernhard-X sagte er. »Ei
iönnte Dich nachher gereuen, daß Du
sie mir gegeben«
»Was heißt das-W fragte der
Kechtsanwalt aqu höchste befremdet-.
»Was ist geschehen. das Dich auf eine
so ungeheuetltche Vermuthung brin
gen konnte?«
Haer blickte gesenkten Hauptes ver
M hin, und statt die verlangte Ant
wort zu geben, sagte ek:
. »Ich habe mich heute früh, während
- Du abwesend warst, schon einmal bei
- Deiner Schwester melden lassen. Abe:
ß hat mir damals. wie jetzt wieder.
durch die Haushälterin geantwortet,
daß sie leidend sei und niemand ein
pfnngen könne. Sie ist doch nickt
ernstlich krank?"
— »Ich denke —- nein. Es ist nach
ihrer Versicherunq nur eine gewöhn
liche Migtiine. Aber Du glaubst docli
» nicht etwa, daß ——— Habt Jhk dem-.
keinen Streit mit einander gehabt,
p« Hat-ask
»Ein-m Streit? —Ncin, das war
e: ivohl eigentlich nicht«
»Aber es ist doch etwas zwischen
Euch vorgesallen? Leugne es nicht —
Dein Benehmen verräth es ja zur Ge
nüge. Und sage mit offen, was es ge
’ wesen M, damit ich txt-Rotte des ehr
lichen Vermittlees spielen kann. e»ste
gend ein Mike-Männg doch oijue
ask-: Zweit-!
ERST BUDUIEEU IlUlllELllL Ocll Kopf
»Nein. Wenn es zwischen Deiner
Schwester und mir Mißverständnisse
ges-Zeiten hat, so war es vor unserer
Verlobung, Bernhard!«
»Das verstehe in nicht Und da Du
doch ohne Zweifel gekommen bist,
iDich mitt« mit darüber auszusprechen,
.,Entschuldige — aber mein Besuch
Sei Dir hat eigentlich einen anderen
meck. Willst Du die Güte haben,
- ieses Schriftstiiel hier auf seine Fas
sung zu prüfen? Als Jurist wirst Du
mit ja sagen können ob dieForm ge
nügt oder ob es anders stilifrrt wet
’ den muß.«
Er hatte einen sorgfältig zusam
J - menaelegten Bogen Kanzleipapiek aus
— der Btnsttasche qezogen und ihn dein
Rechtöcnwali überreicht. Rasch ent
saitete Bernhard das Blatt, und das
Wste Erstaunen spiegelte sich in
seinen-Mienen während er las.
". L »Die, fkäm-to —- verstehe ich recht?
Da erilii in diesem Testament daß
Der alle Ansprüche die Dir an dem
achioß Deines Msims Dietrich von
Mftorp n n, auf meine Schwester
siedet-träg ? nd Du bebst besonders
» r, daß ones Dein etwaiger Be
ntheil an M streitigen Sulzba
Tetrain in diese Abtretung ein
issts stif« -
- « M weilte ich sagen. Habe ich
«. IMMW
.. darüber brauchen wir got
· .. » eedem Denn hanna wird
Blatt auf den Tisch, und feine Stirn
zog sich in Falten.
»Ah, steht es fo? Du willst zurücks
treteut Und ans welchem Grunde?«
»Ich möchte Tit den Grund ni ,t
nennen, Bernhard, ehe ich mit-Hanni
gesprochen habe.«
»Aber ich habe ein Recht daraus,
ihn zu erfahren. Du weißt, daß meine
Schwester keinen anderen Beschützer
hat als mich. Mir tornmt es zu, die
Ehre zu vertheidigen, und ich werde
mich dieser Verpflichtung sicherlich
nicht entziehen.'«
»Du wirst schwerlich in die Lage
kommen, sie erfüllen zu müssen. Tent
ich tsin kein Cleriden ter die Ehre
eines Mädchens antasten könnte, das
er noch gestern zu lieben geglaubt.«
»Also Du glaubtest es nur? Inner
halb weniger Stunden ist Dir die Er
lenntniß ausgegangen, daß Du Dich
getäuscht hast?«
Harroö Augen hasteten noch immer
an den verschnörielten Mustern des
Teppichs. Seine breite Brust arbeitete
schwer-, und wie ein aus dem tiefsten
Her en kommender Seufzer klang es:
,, a.«
»Nun, das ist wenigstens aufrich
tig,« rief der Rechtsanwalt erregt,
«aberDu wirft begreifen. mein lieber
Hat-ro. daß es mir nicht genügt. Wenn
es sich urn der-. guten Ruf und viel
leicht um das Lebensglück eines jun
gen Mädchens handelt, die durch eine
derartige Sinnesänderung vernichtet
werden können, so ist ein einfaches
Ja oder Nein nicht mehr Erklärung
genug. Es hätte Dir wahrlich nicht
ar. Zeit gefehlt. die Natur Deinet
Empfindungen iiir hanna gründlich
zu prüfen, ehe Du ihr einen Heitaths
cnttstg !nack:tesi."«»
»Was solt kos, III Daraus onus-«
ten, Bernhard? Was könnte ich Dir
sagen. als daß Du recht hast, tau
sendmal recht. und daß ich voll Ver
achtung bin gegen mich selbst. Aber
wäre es vielleicht ehrenhaften wenns
ich anfinge, eine jämmerliche Komiidie
zu spielen? Soll sich mich glücklich
stellen, während ich mich grenzenios
elend fühle? Und soll ich ihr Leben
zugleich mit dem meinigen verderben,
nur lveiles nicht schicklich ist« ein Ver
löbnife zu lösen?"
»Aber es muß doch irgend etwas
geschehen sein —- Hannn muß etwas
verschaldet haben. Warum willst Du
es mir nicht innen?«
»Nein, sie hat nichts verschuldet.
Denn was sie gestern war, ist sie
sicherlich auch in der ersten Stunde
unserer Bekanntschaft gewelen, unr
niemals hat sie einen Versuch gemacht,
mich zu täuschen. Wenn ich trotzdem
während dieser nanzen Zeit eine an
dere aeliebt habe als sie-ein Wesen,
das ihre Gestalt und ihre Züge, doch
nichts —rein nichts von ihrer Seele
und ihrem Charakter hatte, dann liegt
die Schuld allein an mir. Jch kann
Dir das alles nicht mit Worten er
tlären, Bernhard! Sie aber, das weis-«
ich, sue wird mich berste-den«
»So antworte mir offen und ehr
lich nur aus eine einzige Frage. Hat
DeineFreundschaft siir Erita Hekbold
einen Antheil an dem jähen Wechsel
Deiner Gesiihle7 Jch meine: wün
schest Du Dein Wort vielleicht nur
deshalb zurück In erhalten, weil Du
h-- cm-;----« köst- Mcs fix fuss- cikf
Dich paßt als Hanna?«
Er hatte gehofft, des-. Harro mit
einem raschen und entschiedenen Nein
antworten würde, aber er sah sich in
seiner Erwartung getäuscht. Nack
einem langen Schweigen erst erfolgte
die Erwiderung dei- Freundes, und
sie klang ganz anders als Bernhard
es vermuthet.
»Daß sie besser für mich passen
würde —- ja, des glaube ich gewiß.
Nur daß sie tausendmal zu gut für
mich wäre. Man muß aus besserem
Material gemacht sein, um ein Wesen
wie Erila zu verdienen. Niemals
würde ich den Muth haben, um sie zu
werden« ’
»Aber Du battest den Muth, um
meine Schwester zu werben, während
Du eigentlich eine andere liebtest?«
»Das eben ist es, was ich Dir nicht
erklären kann. Ich ver tehe mich selbst
ja nicht mehr. Ob i Erita geliebt
habe, ehe Hanna aus meinem Lebens
wege auftauchte —- ob ich sie heute
liebe ——— ich weiß es nicht zu sagen.
ch weiß nur« daß ich wie in einem
raurne oder wie in einem Rausch
gewesen sein muß während dieser
ganzen Zeit. Jch lag anbetend vor
einem Götterbild das bis auf die
äussere Hülle nichts war als ein Ge
schöpf meiner Phantasie Und als mir
in einer schweren Stunde die Augen
ausgingen, da war mtr’s, als verlör:
ich mit einemmale allen Boden unter
den Füßen. Jch wurde irre an mir
setbsi und an der ganzen Welt. Za
zweifelte an allem, was mir bis da in
theuer und heilig und verehrungswiir
dig gewesen war-—ich sah vor mir
wie um mich her nur trostlose Finster
niß und gähnende Leere. Wäre es mir
nicht so jämmerlich ferge vorgekom
men ———l)et Gott-. es hätte mich wenig
Kampf gekostet, dem Ganzen mit mei
nem Armeerevolver ein rasches End-e
zu machen.«
W
«Bernlyard Sylvander, de: bis da
in als eine Beute widersteeitender
mpfindungen im Zimmer aus und
nieder gegangen war. trat an seine
Seit: und legte ihm die band aus die
Schulter.
»Arme: Alten« sagte er. und nichts
mehr von einem Vorwurf, nur herz
liche, iiebevolle Theilnahme war un
Klang seiner Stimme. »Warum bist
Du da nicht gleich zi: mir gekom
inen?«
»Weil ich lsei Dir nicht suchen
durfte, was mir nothtl,nt, Bernhard!
Zu keinem ankern wußte ich mich nut
cll dem rathlosen Jammer zu sliichs
ten. als zu dem edlen Freunde, der
mein Lehrer und Führer, mein Trö
ster und mein Warner gewesen war
seit sen ersten Jiinglingstagen Um
wenn er auch slk ein jiiller Schlöer
vor mir lag, der den treuen Mund
nicht mehr auikhun tonnte zu einen
befreienden und ermuthigenden Wort
—- es wurde In seinem Sorge rorL
ellgeinach wieder ruhig und friedlich
in meinem Hemm- Als hätte er selbst
es noch einmal gesprochen wie so
manchmal in vergangenen Zeiten«
wenn ich in Sturm unv Noth zu ihm
meine Zuflucht nenommem so tlang
es mir durch die Seele: Sei wahr ge
gen die anderer-. wie geizen Dich selbs
und der retten-.- Augweg aus jeder
Bedriingniß itxsth Dir osfen!-—— Nun
weißt Tu es, woher ich den Muth
genommen, hierher zu kommen, und
Dann-: um die Auslösung unseres
Verlöbnisses zu bitten.«'
»Ich darf Dir nicht antworten, daß
Du recht daran gethan, aber ich bars
Dich auch nicht tadeln. Wenn es Dir
igelingh Hanna zu überzeugen, das-,
»Du nicht unredlich und gewissenlos
igegen sie gehandelt, so werde ich mich
Inewiß nicht berufen fühlen, Dich zu
! verdammen. Von Deinen Empfindun
ågen siir Erila Herbolrz und von der
IHoisnnng sie zum Weibe zu gewin
)nen, wirst Du meiner Schwester frei
llich nicht sprechen dürfen, wenn Dir
jdarati liegt. ihre Verzeihung zu er
s langen« »
? »Wie sollte ich ihr von einer Von
Fnung sprechen. die ich nicht hege!
HWeiß ich doch aus Eiitas eigenem
Munde, dasz sie mich nicht liebt, und
needen sich doch morgen unsereWehe
aller Vor-aussieht noch siir immer tren
J nen. Unmittelbar nachdem sie die leßte
Itindespsticht argen den todten Vater
erfüllt hat, siedeltErila nach dem in
Thüringen getegenen Londhause über,
das sie von nun an dauernd bewoh
nen will. Das Atelier und die Ber
liner Wohnung des Prosessors« die
zunächst unverändert bleiben soll,
habe ich aus ein Jahr qemietheh un
Eeine größere Arbeit in Ruhe zu vollen
den. Dann gehe ich voraus-sichtlich
nach Italien oder nach Paris. Du
;siehst, ich hate teinen Grund, in Be
;zug auf mein Verhältnis zu der
sTochter des Dahingeschiedenen irgend
tetwns zu verbergen«
T Ter Rechtsanwalt reichte ihm die
T Hand.
»Es- schmerzt mich, daß alles sc
»tommen mußte — aber wie es auch
zwerden mag, Du und ich. wir bleiben
sdie alten. Und nun geh, denn hanno
s ist deute wohl nicht in der rechten Ber
"fassung siir eine Aussprache, wie die
Umstände sie zwischen euch nothwen
dig machen. Wenn Du morgen wie
Der kommst, wirst Du sie durch mich
vorbereitet finden. Dies Blatt aber
nimmst Du wieder mit Dir-, nicht
wahr? Und wir wollen denken, ich
hätte es überhaupt nicht gsehem Je
dem anderen hätte ich es entrüstet vor
die Fiiße geworfen —- ich bwuchte Dir
nicht erst zu innen, worum.'·
»Ich möchte Dich trotzdem bitten, es
vorläufig zu behalten. Wenn hanna
h;- Nun-km- entom-ID-« Tons- —i«.fl·o
sie allein hat doch wohl darüber zu
entscheiden »so bleibt —- uns ja int
mer noch Zeit genna, es Zu vernichten.
Fiir mich hat es ganz und gar keine
Bedeutung, denn ich werde unter allen
Umständen auf diese Erbschaft ver
zichten.«
»Unter allen Umständen? Und
nsezbalb2«
»Weil ich ein Grauen davor ein
pfinde. Weil mir ist, als- ob ein Fluch
daran haften müsse. Jch brauche das
Mld nicht; aber anch, trsenn ich bettel
arm wäre, würde ich keinen Pfennig
davon annehmen-"
»Du. bist ein seltsamer Mensch,
Harte! Aber Du haft recht: wir wer
den darüber besser morgen reden. Und
wenn ich auch nicht im Ungewissen
darüber bin, wie Hannas Antwort
ausfallen wird, so will ich ihr doch
von Deinem Anerbieten Mittbeilung
machen. Es ift immerhin besser, wenn
es durch mich geschieht als durch Dich
felkft.«
» ch danke Dir, Bernhard, denn
gera das war es, um was ich Dich
hatte bitten wollen«
Er nahm feinen hat« und der
Nechtöanwalt geleitete ihn zur Thür
Als fie schon auf der Schwelle stan
den, fragte Bernhard halblaut:
»Und wenn sie Dich nicht Titwilltg
freigöebt, Varro? Wenn se d Erfül
lung Deines einmal gegebenen Ver
sprechens von Dir fordertisp
,,Dann werde ich es selbstverständ
lich erfüllen. Wir werden beide un
glücklich sein. Aber ich werde wenig
stens zu allem andern nicht auch noch
den Vorwurf einer feigen Lüge aus
meinem Gewissen baben.«
16. Kapitel.
Kaum eine Viertelstunde war seit
Harroz Verabschiedung verflossen, als
Bernhard durch einen anderer-, noch
W
weniger erwarteten Besuch überrascht
wurde. Er hatte seinen Ohren nicht
trauen wollen, als ihm ber anmel
trnde Schreiber Jnges Namen ge
nannt; er vermuthete einen Jsrrt un:
des jungen Menschen, und erst, a Der
das geliebte Mädchen leibhaftig vor
sich sah, schwand ihm auch der letzte
Zweifei. Seine erste Empfindung war
die einer heißem reudex aber das-»
Auzsrksen seiner kaut und noch mehr
die scheue Zurückhaltung in ihrem
Benehmen mußten rasch genug das
Gliicksgefiibl wreder ersticken, das sich
in feinem Herzen geregt hatte.
Er war ihr entgegengeeilt, und de-·
beinahe jubelnde Klang seiner Be
griisiung mußte ihr Beweis genug ba
siir sei-i. daß ihr bloßes Erscheinen
hinreichend gewesen sei, ihn alle Krän
tuixgen der letzten Tage vergessen zu
machen. Ein einziges unbefangen
her-Liebes Wort von ihren Lippen und
zwischen ihnen wäre wieder alles ge
ir:;·en, wie in der glücklichen Zeit vor
Irr Auffinduna des Wedetina’scheet
Briefes-. Aber Jnae sprach dies Wort
nicht. Aengfilich entzog sie sich der
von Bernhard beabsichtigten Umar
niusrq und ftiicsitete sich hinter einen
Stuhl.
»Ja- tonnne, weil ich eine Auskunft
von Dir erbitten möchte, Bernhard,«
sagte sie. »Tai-Muß wissen. wie et un:
diese Prozeßangelegenheit steht, denn
ich fürchte, daß mein Vater mir et
was berichweigt.«
Wie schmerzlich der junge Rechts-«
nnwaZt auch durch diese hastig her
rorgeftoßene Anrede enttäuscht sein
mochte, die sliichtiae Aufwalluna von
Unmut-b ssanEttssrieit spiss tin-« faft
auf der Stelle einem Gefühl Heim
rigen Mitleids a!s er in Jnges bie
cheg. verbärmreg Geiichrcken und ir:
i«re annitvoll .:uf ihn gerichteten Au T
gen ;al«1.l
»Er hatte leineUrsaex, Dir etwas,
zu verichweigenf erwiderte er, »dem »
noch sit so gut tvxe nichts geschehen ;
Und :ch wüßte nicht waru:nrn.1nTir.
ans dein cegenwärtigen Stand dui
Flugelegenheit ein Geheimniß machenj
allte.«
Er erzählte ihr von seiner Unter !
redung mit Hure-et Wedelinn, oon
der offenbaren ryeneigtizeit des Regie (
rnngs- Assessors auf einen Vergleich
einzugehen und rsn seinem heute rcn (
artrossenen brieiiichen Eil chen nn.
eine kurze Berlännerung der gewähr
ten Bedenkzeit. Jnge unterbrach iljn
tnät keinem Wart aber die Spannungi
in ihren Zügen verrietli iiznr daß ihr
altes durchaus neu war, was er da(
sagte.
»Mein Vater hat mi: von diesen«
Dingen nicht das Geringste mitge
theilt, " etttiirte sie, aiser geendet,n!it1
lieser Stimme. »Und dass alles ge-:
schiebt lediglich auf den Brief bin,
den Deine Schwester unter den nach-;
gelassenen Papieren meines Oheiinsj
gsz ·-nden?«
»Gewiß! Ohn: diesen Brief würie
sszubert Wedeling unseren etnfpriichem "
rie durch leinerlei Bexveisinateriak »
unterstützt wurden, niemals irgend«
weiche Beachtung geschenkt haben.« I
»Und der Brief-er befindet sich;
Joch immer in Deinen Händen?« I
ITdaillsi Durnir erlauben, ihn nach
einmal anzusehen, Bernhard?«
»Seht gern, liebe Juge, wenn er«
Dich so interessiri
ch öffnete den Wandschranl uns
die Wappe, in der er das tostbare Do
inment verwahrt hielt, und legte es
in ihre ausgejtreckte Fond, deren Be
ten et deutlich tva rnahni. Lange
blickte sie stumm aaf die fetten, ener
gischen Schriftziige hin, dann sagte tie
in einem eigenthiimlich gepreßteiz
Tone:
The-ff Fest edin Inn si- Msnfz Ipi
schen Wassers bitten, Brutzng -——
Jch kühle mich niitt ganz :«:-::)t.«
Er eilte sofort zur Thür, nn- ihr
selbst das Bei-langte zu holen. Jyr
angegeissenes Aussehen hatte ihn j
schon seit dem Augenblick ihres Ein
triits fürchten lissen daß sie trank
sei, und er durfte es unmöglich del
aleichgiiltigen Langiacnlek eines Der
Schreiber anhei:ngeben, ihr die erbe
tene Erquickung zu verschaffen. Nur
inr Vorübergehen rannte er dem Bu
:eanvorstehet zu:
Klopfen Sie an die Tliiir meiner
Sein-eine und bitten Sie sie in mei
nern Namen auf das Dringendfte,so-s
fort in mein tialtinet 3u kommen.
Sagen sie ihr: icl- fürchte, daß Fräu
lein von Resiorp Thres Beistand-es de
sauf'
Es waren sicherlich noch nickt zwei
Minuten seit feinem Verlassen des
Ftiiiineis vergangen, als er, das ge
füllte Glas in der Hand, wieder in
dir Thiir desselben erichien Jnge
sinnt-noch auf der nämlichen Steue;
aber sie tehrte ihn! den Rücken-, under
lonnte ihre Hände nicht iehem Rus.
einen eigenthiimlichen, flackernden
Lichtschein lansteer vo( ihr auf dem
Boden zunehmen, nnd deutlich
verspürte er einen Beruch wie von
dem Anziinden eines Streichlzolzez
und wie von verbranntemPapier.
Von einer furchtbaren Ahnung
stutchzuckt, stürzte er auf sie Jn, nnd
klirrend fiel das Glas zur Erre, als
er lah, daß seine Beemuthunkks ihn
nicht betrogen. Es war Julius- Wede
tingj kostbarer Brief, den In e wäh
rend seiner kurzen Abwesenlgkelt am
unteren Rande angezündet hatte, um
ihn zu vernichten. i Papier, das sie
trp derGefahn eh zu verwunden,
n immer in der nd hielt, brannte
lichterloh, einen zitterndem töllyliehen
Schein net das siatuenhaft starre Anl
’!is del iidhenl versend.
W
Mit blisschnetlenr Griff bemäch
tigte sich Bernhard des flammenden
Rebens, obwohl Jnge noch in letzten
Moment eine heftige Bewegung
rnqchte, ihn daran zu verhindern Un
ketiisnmert um den ftarten, ftechenden
Schmerz, den er dabei empfand.
drückte er das brennende Papier zwi
fchen feinen Händen zufammen, un
die Vollendung des Zerftörungswertec
zu hindern und zu retten, was noch zu
retten war.
»Juge « um Gotteswiiten, was
haft Du gethan Z«
In Lauten des höchsten Entfetzens
war der Ausruf iiber feine Lippen ge
lotnsnen Jhr Gesicht aber blieb ftnrr
und ruhiq wie zuvor.
»Meine Pflicht!"' erwicerie sie fest.
»Nun wird dieser Brief keinem Men
fetten mehr vor oie Augen kommen —
nickt wahrZ«
Bernhard nwr mit dem haltba
iohltcn Papierrefi. den er Zur zkrsifclzen
den Fingern hielt, an das Fenfter ge
treten. Vorsichtig gliittete er den zum
Knäuel zufammengeballten Fest-z un-.
isiit einem Gefühl nnfäglicher Erleich
terung wahrzunehmen, daß er zwa:
vollständig verfcngt und gebräunt,
doch nur zum vierten Theile vertohlr
! und ganz vernichtet war.
H »Dem Himmel sei Dant," fagtc er,
;,,noch tft wenigstens nicht alles verlo
ren. Es scheint, daß gerade die wich
tigften Stellen erhalte-« geblieben
«sinf«.'
Er erhielt keine Antwort; aber e:
ackteie dessen nicht, sondern vertiefte
sich ganz in die Prüfung res gerette
ten Fragmente» denn in der Thon
trie wenn eine wunderbar fchiikende
Macht über Jnges undtgreiflicheni
Beginnen gewaltet hätte, nur die min
der bedeutsamen Sätze zu fehlen schie«
nen.
folgtgl
—-—--—
Das stitagsschtäsehem
«Nur einViertelstiindchen," lockt den
hausherrn die Inschrift auf dem
Kopftissen, das ihm liebende Hand zu
festlicher Gelegenheit gestiat hat, und
nur zu gern lassen sich viele von die
ser Lockung verführen. Ein solches
Sofatisien kann man wohl zu den
Danaergeschenlen rechnen, da das
Viertelstündchen Mittags-schloß zu
dem es einlodet, nicht im Jnterefse der
Gesundheit liegt. Freilich, tver sich
daran gewöhnt hat, tann lrihwer da
von lassen, und es wird große Ueber
windung, besonders am Anfang, to
sten, um wieder den Tag nur dem
Wachen zu geben und ihn nicht burch
Schlaf zu mißbrauchen. Aber wohl
lohnt sich dieser Kampf, und wer Herr
geworden ist über solche Gewohnheit,
wird hinterher bald den Gewinn er
kennen, den ihm der Sieg bringt
Alle Lebensvorgänge beruhen auf
einer Verbrennung, und zur Verbren
nung gehören erstens Stoffe, die ver
brannt werden tönnen. zweitens
Sauerstoff, den tvir mit der Luft bei
jedem Atemzug einatmen und dessen
Verbindung mit jenen Stoffen die
Verbrennung darstellt. Jn der Er
nährung führen ivik dem Körper und
jedem seiner Teile bis hinab zur klein
ften Zelle —- welkhem Organ und wel
cher besonderen Körpersubftanz sie
auch angehören möge — die Stoffe
zu, die zum Leben und zur Arbeitslei
stung im Körper notwendig sind. Mit
dem Sauerstoff aber beladet sich in
der Lunge das Blut, es verfrachtet ihn
gewissermaßen auf Lastschiffe, die im
Blut schwimmen, nämlich aus die ro
ten Blutiörperchen, und dieie Schiff
ehen bringen ihn dort hin und laden
ihn da ab, wo Tätigteit und mit ihr
Verbrennung gefordert wird. Die Tö
f tigieit im Körper ist aber nicht überall
i und zu jeder Zeit gleich. Des Nachts
Iruht ia überhaupt der OrganismusJ
IUIV Ulilf jcllc Uksuklc, Ul( lUlc UUI IJKLH
Hund die Lunge mit ihrem Stillstand
auch das Leben beenden würden, und
auch am Tage ist es nach dem Beruf
und nach den Bed rfnissen des Kör
pers dieser bald jener Körperteil zu
größerer Leistung gezwungen: der gei
ftige Arbeiter verlangt die Mitwir
lung seines Gehirns, der Schmied und
der Holzhauer strengen die Muskeln
des Armes an, der Jäger fordert, daß
seine Beine ihn auf den Ptrschgang
tragen, und auch der Hochtourilt ver
mag nur durch die energische Arbeit
bestimmter Muskelgruppen die schrof
fen Gipfel zu erklimmen. Es wäre
nun eine große Verschwendung wenn
stets und an jeder Stelle des Körpers
so viel Näbrwerte und Sauerstofs
zur Verfügung ständen, damit dort
eine Höchstleistung möglich ist, und
neben der Berfchwendung würde ein
solcher Vorrat uach gleichzeitig eine
sehr wesentliche Belastung des Kör
pers bedeuten. Jn unserm Körper
haust-alt herrscht aber Sparsamkeit
und Zweckmäßigkeit Es werden vom
Gehirn aus die Vorgänge im Körper
sorgsam überwacht und geleitet, von
dort aus wird auch jeder-est an die
besonders arbeitenden Stellen eine
vermehrte Blutwelle hingesandt, da
smit alles vorhanden ist« wag zur Ar
beit gehört, während nach der Arbeit
die Welle wieder zurüaltaut Wenn
nun nach reichlichem Mahl die Ver
dauung beginnt, fo verlangen Magen
und Darm fiir einige Zeit einen ver
mehrlen Blutzufluß. um ihrer Auf
gabe geistigen zu können, und als
Islae davon tritt im Gebirn eine ge
wisse Blutleere ein« die sich in dem
Gefühl der Schläfrigkeit äußert. Es
wisse unverständig, die Ists-Weit d»
Verdauung-name durch eine zweite
—.—-.-—
außerordentliche Tätigkeit im Körper-,
sei diese eine Tätigkeit des Gehirns-, sei
sie eine Tätigkeit bestimmter Muskeln.
zu stören und die Blutwelle zur Tei
tung zu zwingen; daraus wiirde nur
eine ungenügende Leistung an beiden
Arbeitsstellen die Folge sein, und es ist
daher nach der Mahlzeit wohl siir den
übrigen Körper Ruhe zu fordern. Zwi
schen Ruhe und Schlaf besteht indessen
ein großer Unterschied. Jm Schlaf
werden die Lebensfunktionen aus das
unerläßlichste Mindest-naß herabge
setzt, so daß also auch der Verdaitungs
vorgang im Schlaf nicht mit der not
wendigen Lebhaftigteit fortgesiihrt
wird, sondern eine Abschwiichung erlei
det; der Schlaf unterbricht also die
Verdauung und vermindert ste. Auf
der andern Seite ist ein berdauender
Magen und Darm eine Arbeitsstätte
im Körper, die eine gewisse Unruhe im
Organismus veranlaßt und ihrerseits
wieder den Schlaf beeinträchtigt, eins
Folge, die besonders siir den Nacht
schlaf durch zu späteg Abendbrot rechi
verhängnisvoll werden kann. Dieses
Schaden macht sich auch beim Mittags
schliifchen bemerkbar, das in den üben
wiegend meistenFällen teine Erquicku
bringt. Aus diesen beiden Grundt
soll man nach dem Essen nicht schlafen«
sondern soll sich mit Ruhe begniigzä
die auch in liegnder Stellung und
leichter, nicht aufregender Lettiire ge
halten werden kann. Erst zwei Stun
den nach dem Mittag ist die Verdau
ung soweit vorgeschritten, dasz dann die
Tagesarbeit wieder aufgenommen wer
den kann, ohne ihrerseits durch dieVer
dauungsvorgänge zu leiden. Diesen
Zeitraum sollte man besonders auch im
geschäftlichen Leben streng einhalten,
sowohl im Interesse des Arbeitgebers,
cis auch des Arbeitneltiiier5. Wer zu
«!.t.- 1.:- .-·«·41-- -.I-LA
Iklllcl statt-Unule Inn-I Un »Uns- .pu
bat, wird die genossenen Speisen nicht
so aus-nutzen und im Körper verwerten
können, wie es erwünscht ift, nnd wird
daher dirett einen wirtschaftlichen Ver-s
luft erleiden, indem ihm ein Teil der
genossenen Näbrwerte verloren geht; er
wird aber auch mit verdauendetn Ma
gen nur ein ungeniiaender Arbeiter
fein. -
Jndessen noch ein dritter Grund
spricht gegen den Tagesschlaf Zu leicht
leidet die Nachtrulze durch das Schlafe-i
am Tage. und da die Erholung des
Körpers in der Nacht viel größer ift als
bei dem Tagesfchlaf. bei dem alle Vor
bedingungen fiir einen guten Schlaf,
wie Abfperrung von Licht undGeräusch
und zweckmäßige Lagerung des entklei
deten Körpers, durchgeführt werden, so
foll man alles vermeiden, was den
Nachtfchlaf stören kann. Daher tann
am Tage höchstens tranken oder sehr
fchwächlichen und bleichfiichtigen Per
iönlichieiten eine bis eineinhalv Stun
denMittagsfchlaf erlaubt werden. Die
fer Schlaf muß dann aber vor dem
Essen stattfinden, damit er nicht durch
das nachherige Schlaer die erwähnten
Nachteile bringt. Der Schlaf vor dem
Essen tann bei solchen Persönlichkeiten
eine gewisse Kräftigung und Stärtung
zur Folge haben und dadurch indirelt
den Appetit heben und die Verdauung
vertiefen. Ader auch nur in diesen
Aussaahniefällen ift der Schlaf am Ta
ge uns unter der Bedingung gestattet,
daß der Nachtfchlaf gleichfalls befrie
digend ift. Denn beim Schlafen in der
Nacht scheidet unser Körper wes-irrer
Kohlenfiiure ab und rimwt meer
Sauerstoff auf, sammelt also neue
Kräfte an, indem er sich gleichzeitig
von den aus dem Tagesleben herrüh
renden Ermüdungsftoffen kefreii. eine
vorzügliche Wirkung, die lein Tages
fchlaf bat, der vielmehr im günftigften
Fall nur eine Sammlung der vorhan
denen Kräfte und deren Ersparung
bringt
W
Charatteriftifch genug für Bonis
Scheidungsprozefz, daß nicht, wie un
ter gewohnlichen Sterblichen die Frau,
ondern der Mann Ali-create bean
pruchtr.
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Sprich nie etwas Böses von einein
Menschen« wenn du es nicht gewi
weißt. Und wenn du es auch gewi
weißt, so srage dich: »Warum erzäh
ich es?««
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CI ist eine goldene Regel, daß man
die Menschen nicht nach ihren Meinun
gen beurteilen müsse, sondern nach
dein, was die Meinungen aus ihnen
machen.
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Das geologische Desartement in
Washington berichtet, daß noch Koh
len aus 5000 Jahre vorhanden sind.
Mers nicht glaubt, solls abwarten.
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Da hat ein Mann einen anderen
ganz furchtbar verpriigelt, weil er ge
sagt halte, er sehe aus wie ein Pittss
hurger Millionär. Natürlich: Blos so
aussehen will Reiner, aber sein möchte
eidoch Mancher.
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Jn dieser Zeit der liirzesten Tage
erscheinen den Kindern, die aus Weih
nachien warten, die Tage axn längsten.
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Fiir junge Männer, die sich ums
Weihnachtögeschent hemmt-rücken wol
leu, ist seht dieZeit gelonrnien, mit dein
«Best Girl« köse zu werden.
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Es gibt Leute, denen ea·:nehr daraus
antonunt, daß als was von ihnen
geredet wird. .
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