Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 14, 1906, Sweiter Theil., Image 11

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    W
IStaatsssZanrjger Und Berale
JÆIUI 27
Grund Island Nebr.14. Dezember 1906 (Zweiter Theil)
No. 16.
W
Vaheim.
Viel Menschen waren um mich her,
Viel Lachen und viel Schergen,
Doch blieb das Herz mir acht so leer,
So schwer beim Strahl der Kerzen.
t«
So einsam ward es mir zu Muth
Inmitten aller Gäste;
Wie wohl mir nun die Stille thut
Nach allem Lärm der Feste! —
Des Herzens Zwiespalt ist gestillt;
Nun tönt aufs Neu’, ihr Lieder!
Und ob auch heiß die Thriine quillt,
Ich sand daheim mich wieder!
Der Auszug.
Siizze von Paul Alexander
hamburg.
Das enge, freundliche Stiibchen war
schon beinahe ganz ausgeriiumt. Nur
der Waschiisch und die Bettstelle stan
den auf ihren alten Plätzen, und die
Gardinen hingen noch am Fenster; da
zwischen lagen kleine Packete und Klei
dungsstiicke umher. Das Garderoben
breti streckte seine vier leeren hölzer
nen Haken wie gierige Zähne hervor,
so daß es fast aussah, als habe es
Hunger nach neuer Bethiitigung sei
nes Beruses. Der Kattunvorhang,
der es sonst sauber vertleidete, war au
genscheinlich beim hastigen Herunter
nehmen der einzelnen Sachen abge
rissen, denn er hing jetzt an einem Fa
den herab, gleich einer zerschossenen
Fahne nach verlorener Schlacht. Die
Thijr stand offen, und Man sahe aus
Uck chlh lllclll clll Ulc wullu geirret-,
damit leiner darüber stolperte, einen
gefüllten Eimer, Seifennapf, Besen
und Scheuertuch.
Auf einer mäßig großen Kiste, de
ren Schloß noch offen stand, saß ge
bitclt ein alter grauhaariger Mann; er
hatte soeben seine Kleider und Wäsche
sorgsam verstaut und ruhte nun von
der ungewohnten Arbeit, bei der er
sich oft hatte bücken müssen ein Weil
chen aus, wischte sich den Schweiß von
der Stirn und athmete stark. Da er
aber gerade den Weg zwischen Bett
und Fenster verstellte, so stand sein
Sohn, der das Rouleau befestigen
wollte, ungeduldig vor ihm und sagte
nach kurzem Warten:
»So, Vaddet. nu laß mich erst mal
durch, ich muß ans Fenster.«
Der Alte stand langsam auf und
trat einen Schritt seitwärts, um den
Sohn vorbei zu lassen. »Kumm!" sagte
er dabei zu einem Hunde, der, hinter
seine Beine geschmiegt an der Kiste
gelegen hatte; es war ein struppiger,
alter Pudel, der ihm vor etwa zehn
Jahren aus der Straße nachgelaufen
war, und den et mitleidigen Herzens
nicht hatte wegjagen mögen.
»Das alte Thier läuft einem auch
immer zwischen die Beine!« sagte der
Sohn und trat über das Thier hin
weg. Der Alte erwiderte nichts,
drückte seine Kiste noch einmal fest zu,
drehte den Schlüssel im Schloß herum
und ging, gefolgt von seinem Hunde,
ins Wohnzimmer nebenan, um sich in
den alten, bequemen Armstuhl zu
setzen.
Als er eintrat, hörte er noch die letz
ten Worte einer Unterhaltung zwischen
seiner Schwiegertochtet und seiner
sechzehnjiihrigen Enkelin.
« tt Jst-i
» . . . Das lllllll ck Mit Illuyt uuu
nehmen« Du bist doch in Dienst und
nicht Herr über Deine Zeit.«
»Wenn Du mich meinst, denn sei
man still, mein gute Deern«, sagte der
Alte gutmüthig, »ich nehm Dir nix
übel.« « « «
»Och, Vadder'«, ries die Frau, die
sich durch seinen Eintritt etwas über
rumpelt fühlte, »ich mein’ man, daß
Anna sich keine Ungelegenheiten ma
chen soll bei ihrer Herrschaft und alle
Augenblick bei Dir anzurennen
kommt.« ·
»Nee« mein Deern«, erwiderte der
Großvater mit freundlichem Blick sei
nen Verzug und Liebling, die blonde
Anna, ansehend, »das darfst Du ja
und ja nich. Sieh mal, ich hab das
da ja gut, Du kannst meinetwegen
ganz unbesorgt sein.«'
Die Kleine lächelte still und ein
ganz klein wenig spöttisch vor sich hin.
Dann ging sie ruhig hinaus.
D:r alte Mann wollte sich nieder
setzen, aber die Frau sagte eilig:
»Ja, Vadder, lang Zeit hast Du nu
nich mehr, lang aushalten darsst Du
Dich nich; Hein Kahl wird wohl gleich
da sein, un denn geht’s los. Stell
man Deine Sachen all zurecht.·«
»Allens in Ordnung, mein gutes
Kind. Der Korb ist gepackt und schon
zugeschlossen, ich bin soweit fertig; ’n
Augenblick will ich mich man noch ver
pusten.«
Der Alte setzte sich; die Frau wollte
noch etwa dreinreden, sand aber nicht
die rechten Worte und wandte daher
mißgelaunt der Stube den Rücken.
Draußen winkte ihr Mann ihr, in das
ausgeräumte Zimmer zu kommen, sie
trat näher und sah es sich an.
»Ja.« sagte sie, »nu haben wir end
lich mal ’n bilschen Plan fiir uns. das
war doch all die Jahre ’n Last mit den
Alten. Na, nu kommt er ins Stift,
da hat er das gut, und wir können
aufathmen.«
»Und die sechshtindert Mari,« die
uns das tost2« sragte der Mann da
gegen, »und wenn's damit genug wärt
——— Aber der Alte muß noch immer ’n
ileinen Nothschilling von uns iriegen«
damit er anständig auskiimmen tann.«
»Na, da werden wir auch woll rü
ber kommen. Die hauptsache is, daß
wir das Zimmer triefen Er wird
auch schon so wunderlch, wie son
Kind, da kann ich nich immer auspas
sen. Wenn Leute iso alt werden, is
das so das beste.«
»Das is das auch«, entgegnete der
Sohn und schlug, aus der Fenstetbant
siehe-« ..d einen Nagel in die Wandbe
kleidung des Jenslers.
Die Stimmen der Beiden drangen,
da die Thür nur sorglos angelehnt
war, zur Wohnstube hinüber und an
die Ohren eines alten Mannes; de:
aber fühlte sich ntcht im mindesten
dadurch getränkt. Du lieber Gott.
es war ja die lauterste Wahrhcill Er
mußte es selber sehr gut, daß er den
Seinen zur Last gewesen war, and
im ähnlichen Falle hätte er auch ge
nau w gedacht und gesprochen Seit
er sein Handwerk aufgegeben, feine
«Tisck,lericerkstelle wean Mangels an
standen und Arbeit geschlossen hatte,
lebte er kei seinen Kindern, die ihm
gegen Aushiindigung seiner mühsam
ersparten paar hundert Mart und als
Lohn für Verrichtnnq leichterer Haue-L
arbeit: Kost, Logis und Kleidung ge
währt hatten. Daß dass nicht ewig so
dauern würde, hatte er vorausgeseheni
und so srente er sich über die Umsicht
der jungen Leute, mit der sie alle9,«
was zu seiner Uebersiedeiunkx ins
Stist aehiirte, siir ihn besorgten. ’
»Ich hab’ gute Hin-den« sagte er be
friedigt vor sich hin, gewissermaßens
als Endresultat seiner stillen Betrach«
tungen. Eine feiertägliche Stimmung’
trat über ihn gekommen, so eine freu
digelkrregungx er hatte jeden kleinen
und größeren Zwist, den er mit seinem
Sohn und seiner Schwiegertochter
ausgefochten, vergessen» nur ihre Für-—
sorge toar in seiner Erinnerung ge
blieben; er wußte, daß er die Seinen
in Zukunft nicht allzu ost mehr sehen
werd-J die Besuche bei ihm wurden
sehr bald nacklassei:, und auch seine
V.suche bei ihn-en nicht gerade heisr
ersehnt werden« Das war aber alles;
ganz ordnungsgeniiiß, nur der Laus
der Welt und IMihm Miit-ist«
genbtick Herzweh. Man hatt-· doch
auch siir ihn acsorixh er sah einem
friedlichen Lebensatend entgegen. un: I
das trar schließlich die Hauptiichr.
ils-Zähren er sc vor sich- hintriiumteJ
stieichelte er unablässig das struppiaeI
Fell des Pudels, der sich zu seinen;
Fuß-n niedergelassen hatte. Das Thierj
verstand jeden Blick seines Herrn, ers
beariss ihn auch ohne viele Worte undl
tannte jede seiner Stimmung-km soj
war ihm auch die Aufregung der letz s
ten Tage in die Seele gefahren, undi
rrenn er auch nicht wußte, was das
vorgehen sollte, so empfand er doch die’
Wichtigkeit und Bedeutung des Atti-J
genbsicts. Er lag ruhig-da und sal;
mit llugen Augen zu feinem Freunde
empor, als wolle cr ihm sagen, daß
,unbeiiitnntert um alles, was auch ge
"schcl)e, es zwiscer ihnen beiden beim
Alten bleibe.
Es llingelL
»Komm, Vadder,« rief der Sohn
gleich daraus ins Zimmer, »Hein.ltat12
rg da und hat Deine Kiste schon run
tergebracht, nu tonsin man, til-Ja zehn
iniissen wir da sein«
Der Alte erhob sich, der Hund ebens
salls. Und sie ainacn alle die Treppen
hinunter zuniHause hinaus. Hin und
triebee wurde ans dein Wege durch die
belebten Straßen ein Wort zu Hein
hinüber gerufen, der auf dem Fahr:
dont-in csieKarre mit der Kiste schob
und manchmal fragte eines der Fami
lienmitglieder, ob der Alte nicht dies
oder das etwa habe liegen lassen. Nach
lirrzeni Marsch war das Stift erreicht,
ein qrosies, ernites, graues Haus mit
gewaltsqu Tliorbogein Durch den
langen, dunklen Eingang hindurch,in.
rein citiiaeRubebiinle standen, sah
man in einen freundlichen, sonnen
tiellen Gatten, in dem einige müde
Greise langsam ans und nieder schrit
ten und behaglich ihr Pseischsen
schmauchtem
Die Klingel ballte durch die Räume
and der Pfortner trat vor das Thor.
Die Begrußung war kurz und ge
schästtmäßig. Tieiearre wurte herein
geschoken und die Kiste den Armer
eines kräftigen Hausknechts aus«-er
traut.
,,Nummer siebentinbneunzig, Karl,«
sagte der Pförtner zu dem Burschen,
der mir seiner Last davonging, und
fuhr dann, zur Familie gewendet,
fort: »Der Mann, der da gewohnt
hat, is auch gerade siebenunbneunzig
Jahre alt geworden; vergangene Woa
iö er todt geblieben trank is er gar
isih gewesen«
Die Anlömrnlinge standen in eini
ger Berlegensheirdaz sie wußten nicht
recht, rras sie nun zu thun oder zu
sagen hätten. Aber der Mann mit dein
großen Schlüsselbunbe und der siche
ren Aintsniiene machte allem Schwan
ten bald ein Ende:
»So, nu man zu,« sagte er aufmun
ternd, ,,un sagen Sie sich man adjiis,
un denn-hier richteteer sich beson
ders zu dem neuen ansassen des-ku
fes —- dmn tommen Sie mit mir auf
Jhr Lofch"ib. Jch mnß denn auch bald
niit anen nach dem Kastellan.«
,,Können wir nicht mit ihm Ean
kommen-Z« meinte die Frau schüchtern-.
»Ne-, meine liebe Frau, das geht
nich, heut is nich Visitenth aber
Morgen, un denn Wieder Sonnabend
können Sie zwischen zweiun vier ihn
besuchen.«
Nach kurzem Zögern fand man sich
ins Unvermeidliche. Der Alte, den
eine nervöse Unruhe ergriffen heite,
gab feinem Sohne und seiner Schwie
gertochter schnell dieHanv, küßtekeine
Enkelin fliichtia ausf die Stirn, dann
rief cr feinem Hunde, der fchweifwe
delnd und aufgeregt der Szene zuge
schen hatte, md folgte dem Fiilrer
zur Treppe; der aber mzchte erstaunt
kehrt und sagte:
»k! YL«T-x-.., —...»L.«-M-..
»s"4LK-t IlllU OW( Nun HJUH UTI FAU
kels, Mann? Den Köter wollen Sie
doch nicht mitnehmen?«
Der Alte stand wie vom Blitz ge
troffen still, dreht-e·sich ganz entsetztzn
sein-m treuen Thier um, das- leise
:vinse:ie, als ahnees die bevorstehende
Trennung, und sah es miit verständ
nißlosem Blick an. Dann stotterieer,
sich wieder an den Pfdrtner wendend,
verwirrt:
»Ich dachte, ickr könnte ihn mitneh
,:nen ——————« und sah hilfeslehend den
Seinen nach, die sich schon aus dem
Heimwege befanden·
»Na halten Sie sich man nich lang
damit auf, Mann.« rief der Pförtner,
»das is- doch-« ganz selbstverständlich,
daß wir den Hund hier nich brauchen
können Wo sollten wir woll damit
hin, t enn hier jeder seinen Hund oder
seine Katze mitbringt, hier is doch kein
Thierasyl!« ilnd damit trat er zu
rem Hundes ,,Knsch, rut!« machtest.
den Fuß hart aussehend, so daß das
Thier mit schnellen, unbeholfenen
Sätzen zur Seite sprang.
Ter alte Mann sah Zu seinem
Miste-us der in dem Leuchtendec
cönnen ein des Sommericges rop
txle struppia nnd häßlich erschien;
ein Lanagedehnter wrmmernder Ton
ans der Kehle des Thieres, das noch
immer stand, als warte es auf den
Istsriickrus von seinem alten Herrn,
drang zu ihm. Teuilich sah er den
Schmerz in den Anan des Thieres-,
nnd Evas stumme Flehen dieses Blickes
ließ ein brennendes Weh in ihm auf
steigen und ickmiirte ihm die sieh-is
zu: heiß floß es ihm in die Angen.
Da rief der Pförtner ungeduldig:
Wirds nu bald-U«
Da wandte er sich der dunklen
Treppe zu. Aber der Hund blieb
noch immer stehen und sah den alten
Man-i tniideis, langsamen Sehrineev
entschwinden
,---k A —»-—
Vie ersten Thränem
« ·«-«—"«- i
Entnoresfe vor-. A l w i n R ij me es
» Vier Wochen waren see nun schoni
verheirathet nnd lebten noch immer;
;n-ie die Turtektiinbchen miteinander»
itiotz rll der Prosphezeiungen vol-.
ritt-en Tanten und mittelalterlijhen
Istnsinem denn Lieshetli tvar nach dein
Eseststehenden Urtheil dieses hoben
Etitatlses viel zu verwdhnt und eigen
stoillig, als daß sie auf die Dauer mit
einen Mann rnct so tnranniscken An
llnssen wie sie der Amtsrichter Fordax i
rf·entundia besaß, ohne harte Ään pfe
auglornmen konnte.
- Aber gab sie sich nun übertnäfzige
ist«-übe sich seinem Willen zu fügen
so oder hielter sich zurück, usin- ihr nicht
»von vornherein den Geschmack am ehe
lieben Leben mit ihm zu verderben:
der erste große Zwist mit den üblichen
Vermeinten Auan der jungen Frau
nnd den Enthiillungen und Antlagen,
ten Tvrannen betreffend, wollte nicht
kommen-. Für Prophettnnen, die eis
tvas anf ihrv Renommcee halten, ist
das immer eine betrübliche Thatsache,
so sehr sich andere Leute und vor al
len- die Betheiligten selbst, auch rar
iiber treuen mögen.
Natürlich iibien sie durch die Bant
eine scharfe Kontrolle. Es war ja
schliesslich nicht unmöglich, daß dei
Urhold sie mit irgendwelchen diimoni.
schen Mitteln im Zwang hielt und sie
zu einer stummen Duloerin herab
nsiiroiate Aber so oft sie kamen,
Liscelzeths Mutter voran, die den:
Amt-richtet gleichfalls nicht traute
nnd nur ungern in die Ehe eingesun
ligt hatte, so oft herrschte die reinste
Jarmonie in dem jun-gen Hausstand.
Liestseth san-a unr lachte, und der
Amtsrichter sah aus, als ob er in
Stande wäre, eine asanize Raube-chan
de ohne viel Federlesens glänzend frei
zusprechen
Und dabei hatte Lisbeth doch so
nahe an? Wasser gebaut! Die leiseste
Rüge daheim, die geringste Verstün
rnung, hatten ihr Thriinen entlockt.
Und auch bei den« Romanei!, die sie
las. ver-goß sie nicht wenige der schim
mernden Perlen, zumal wenn die
Sache ein bischen gefühslvoll wurde.
Da er diese ihre Neigung kannte, auch
sehr wohl wußte, wag die liebe weib
liche Verwandtschaft mit ihren Blicken
für ihr Leben gern festgestellt hätt-e, so
sorgte cr auch nach dieser Richtuan hin
für die Heiterkeit ihres« Gemiiihsho
rizonis nnd ließ sie immer nur über
sröhlikse Bücker. Denn es lag ihm
darau, auch jeden falschen Verdacht
von der Ungetrübtlxeit ihrer jungen
Ehe fernzuhalien.
» Er lselain denn auch keinen kleinen
Schreck, als er eines Mittags eine
halbe Stunde früher als sonst in sein
Heim zurückkehrte und seine Lieslzeih
mit total verweiniem Gesicht erblicken
mußte. Sie lächelte ihm zwar unter
Thränen in reizenber Verlegenheii an
nnd wich feiner bestürzt-en Frage nach
der Ursache dieser Ueberfchwemniung
grheicnnißvdll aus-; doch als er gar zu
auatvoll und verdüstert dreinschiaute,
nahm sie lustig blinzelnd seinen Arm
nnd fiihrte ihn über den Korridor in
die Küche.
»Da, neugierig-er Peter«, sagte sie
und wies auf ein Schüsselchen mit
frisch geriebenem Meerrettig, »ich
habe Karpfen heute, weil Du schon
seit drei Wochen danach- geleckert hast!
Und das alte beißeude Zeug dazu habe
ich höchst eigenhändig gerieben!«
,,Prachtmädel!« entgegnete »
der junge Ehemann »Aber in Zukunft
inuszt Du das dem Mädchen überl as-;
sen « s
»Das ist mir nicht appetitlich ge s
nng Bernhart!« e klärte sie
Alles zugegeben Aber trotzdem!
Tente doch, wenn jetzt Tante Aurelia
oder Deine Mutter ins Haus iijmen!« »
sagte er, sich bei dem Gedanken förm
lich schüttelnd
»Was Du nur icnnier denkst! Ich
würde ihnen sagen, woher diese Thrä-- !
nen stammen nnd (
qsIliid sie wiirden es Dir nicht glau
N Y-· « zar- -
»Dann tönnfe ich sie ja in diesiiichei
führen und ihre Nasen hineinstubsen
in den Bergl«
»Das fände ich nun wieder nicht ge
rade appetitlich!« lachte er. ,,Vor allem
aber, wenn sie nun eine halbe Stunde
später erscheinen und Berg sammt
Karpfen sind verschwunden? Dann
tannst Du erzählen was Du willst, sie
werden es besser wissen, Dich tief be
dauern und mich mit Blicken traktiren,
daß ich nachher wie eine Schießscheibe
aussehe!«
»Aber Bernhard!« sagte sie vor
wurfsvoll.
»Ich konnte daraus tvettenl" ve
harrte er eigensinnig.
»Um was?« fragte sie lachend.
»Meinetwegen Um die hundert Mart
von Onkel Eduard, für die wir uns
das Hochzeitsgeschenk selber kaufen
sollen!«
»Ei, fein!« rief sie und tlaschte in
die Hände. »Wer ae.tvinnt, bestimmt!
Ich nehme das ltiibssekfe Tafelservice
mit der Weinl«:ubtante, das wir ge
stern i-n Schanfenster gesehen haben!«
»Noch ein Tafelserviees« lactste er.
»Na, Otott sei Dant, daß Du die Wet
te nicht gerrinnit!«
»Was wiirdeft Du denn bestim
men?«
,,Walj-rscheinlich das Rauchtischchen
niit der runden Kristallplatte!«
»O pfui, wie eaoistisab! Aber Du
gelvinnst ebenso strenig Du alter Fa
Lsrilfcklol!«
»Das bliebe al«-«3u.trxarten!«
,,Daran li(egt’s ja gerade. Warte
doch! Es kommt ja niemand!« —- Jn
dem Augenblick llingelte es.
»O Gott, da habe ich den Teufel
richtig an die Wand gemalt!« fuhr
es ihr erschraclen heraus.
Fräulein Mayba-unr!« meldete das
Dienstmädchen, die vorn in der Woh
nung beschäftigt gewesen war.
»Ich lornme gleich!« beschied sie die
Junge Frau.
»Da können wir ja also die Probe
ntackenl Tante Mahbaum ist ein bril
lunies Bersuchdstaninchen!«
»Gut. Ich werde ihr aslso die
Wahrheit sagen! Glaubt sie mir, so
habe iih getronnen! Glaubt sie mir
nicht, dann Dut«
,.Bon!« sagte der Amtsrichter und
ließ Frau Liesketh vorangehen.
Ein ganz eigenartiges- Leuchtcben
ging iiber das Antlitz Tante May
baums, als sie die geröthsetcn Augen
ihrer Nichte erblickte. Man konnte
ihr die Genugthuiung darüber aus je
der iltunzel herauslesen
»Wie siehst Du denn aus?« fragte
sie, ihre Stimme in ein Bad von set
teni Mitleid tauchend. »Du hast ja
geweint? Hast Du einen Streit ge
habt? Hat er Dich ungebührlich be
handelt?«
W
»Nichts von alledem!« lächelte die
junge Frau. »Meerreitig habe ich ge
rieben. Wir haben nämlich Karpfen
heute Mittag!«
»Sooo, sooo·« sagte Tante May
baxmi und zog Diie Worte lang» wie ei
nen Sirup-Zikaden »Da-s solltest Du
lieer die Köchin machen lassen, Lies
lset,!«
»He-te ich ausch schon gesagt!« be
merkte der Hausherr, der eben einge
treten war nnd der Tante oie Hand
schütteln wollte. Sie reich-te ihn-. jedoch
Eaum die Fingerspitzen und streifte
ihn dabei mit einein Blick, der deut
lich sagte: »Spare Deine Verstel
lungskiinstsei Mir machst Du nichts
weiß.«
»Ja, Meerrsetti;; ist ein scharer
Zeugi« sagte sie voraus »Und wenn
Duk« sagst, glaube ich ess natürlich!
Aber» hin...do fällt mir ein, daß
ich ganz vergessen habe, den Glaser zu
bestellen Der Wind hat uns nämlich
eine Scheibe einqewiorseM Adieu für
jetzi. Jch komme ein andermal wie
ter!«
und nach yattigernAdtchted darum-te
sie davon.
»Aetsch, gemonnent« trimnphirte
die kleine Frau.
»Glaubst Du?« fragte er ironisch-.
»Aber selbstverstänsdlich!«
»Abwarten !«
»Ja wieso? Sie hat doch ausdrück
lich erklärt . . .«
,,Tltuk,ie, mein Schatz! Laß uns essen
und sehen, was weiter wird! Geschieht
nichts binnen ein-er Stunde, will ich
die Wette als verloren betrachten, ob
gleich sie auch dann noch- nicht voll
giliig entschieden ist!« sagte er
lächelnd.
»Ich weiß nich-t, was noch geschehen
soll!« entgngnete sie. »Aber giut, es
soll mir nicht daran ankommen-N
Sie setzten sich zitTisch und schmau
sten iiiren Karvfen, danach ein pasar
Schnitte Rinderbraten, zuletzt eine
frische Weintraube, bei deren Plünde
rung sie sich immer gegenseitig die
Beeren in4 den Msunb schoben und sehr
vergnügt und zärtlich wurden-.
Plöhlich schrillte die Glocke wieder.
ÆMMMZLWLMUWSW
r,ied:»mal, langgezoaen und drohend.
Sie liatten kaum Zeit, eine gesetzte
Miene anzunehmen, da trat auch schon
eine weibliche Gestalt mit finster zu
sanunengezogsener Stirn über die
Schwelle, der eine andere gespannt
ausiuasend folgte. Es war Frau Ton
tr1u, Liesbetth Mutter, und Tantc
Mandat-m dic sie alarmirt hatte.
Hinten Tag, mein Kindl« sagte
Frau Tonlau mit einer Stimme, in
der sich Zärtlichkeit und Wehmuth um
die Herrschaft stritten.
»Guten Tag, Mama!« entgegnete
Sieg-beib
Der Amtsrichter lächeite Vergnügt.
Aber nas- Lächeln brachte die lana auf
gehaltene Entriistung über ibn zum
Ueberlausen.
.,Lä(beln Sie n1ir!« blitzte sie ihn
an. »Die-wegen weiß ich doch Be
scheid»
»Woriiber?« fragte er seelenruhig·
»Tenten Sie, wir haben- Die alberne
Geschicht-e mit dem Meerrettig ge
glaubt, was?«
»Nichts Wirtlich nicht?« forschte er
schmun«3elnd. »Das ist mir aber lieb
zu hören! Liebe Liesbeth, gewonnen
hat«-e ich!«
»Ur ch, Drum-n warum han Ou Oich
lilosz so nasfiihien lassen?« klagte die
junge zzsrau mit einein komischenSeuF
zer. »Nun kann iu, mir das hübsche
Service nicht kaufen, und er bekommt
den dummen Rauchtischt«
»Es war nämlich diesmal wirklich
vom Meerrettig, liebe Tante Mah
tsannc!« erklärte der Amtsrichter —
,,Al·er ich danke Ihnen, daß Sie mir
die Weite hab-n gewinnen helfen»
»Er-wettet habt Jhr2« fragte ver
dx:t3t die Schwieaermutter. »Ja, um
was isenn?«
» ,,Ob Tante Mandaum mir glaubt,
»wenn ich ihr die Wahrheit sage ooer
inirhtl Nun habe ich richtig verloren!«
berichtete Lissbeth maulen"d.
»Was sind das für Narrenspossen!
Das heißt doch, die Menschen zum be
sten haben!« tadelte Frau Tonkun, um
ihr-e Verlegenheit zu verdecken.
»Natiirlich!« sagte der Hausherr..
Dante Mahbaani hat Sie doch rich
tig um Ihren Mittacssschlaf gebracht!
Ein andermal wird sie vorsichtiger
sein und ehrlichen Leuten Glauben
sckenken --— Co msurde die verdutzte
Tante Mahbaum feierlich zum Sün
denlsock erklärt Denn auch Liesbeth
konnte es sich nicht versagen, ihr über
legen zu erklären:
»Wenn Die Thriinen eine andere
Ursache gehabt hätten-, wärest Diu die
letzte gewesen, vor der ichs mich hätte
blicken lassen, liebe Tante!« .
Dieser Triumph aber aefiel dem
terliebten Amtsrichsker so, daß er hin
aing nnd nicht den Rauchtisch, son
dern das Service mit der Weinlaub
kanre kaufte.
Goethe und ver falsche
Haupte-main
Der Ueberfall in Köpenick erinnert
lebhaft ans Goethes Lustspiel »Der
Biirziergenera-l«, das im Jahre 1793
erschien. Darin bat der Erziscknoindsler
Sclznaps einem französischen Kriegs
gefangenen, der auf der Straße list-m
geblieben und rerstorben ist-, Rock und
Säbel abgenommen In einem Mk «
telsack unter alten Lumpen hat er. ne
rothe Mütze und eine Kokarde Pfun
den. Mit diesen Unisormsstiicken hö
rig ausgeputzt dringt er in das aus
des alten Bauern Märten ein, stellt
sich ihm als Alsgesandter des Jst-lobt
nerllubs vor und bricht als »Biter
general« alle Kisten nnd Schränle auf.
Um bei der Arbeit nicht gestört zu
werden, hat er die Hausthür von
Märken selbst vorsorglich verschließen
lassen. Asber Miärtsenss Schwieger
sohn, der wackere Görge, dringt durch
ein .tT-interpf·örtchen ein-, und obwohl
ihm bloß ein derber Knotenstock zur
Verfügung steht, entmaffnet er den
General und schließt ihn in die Kam
mer ein. Alsbald trifft der Richter
des Ortes ein und will ihn zur
Straf-e in Unisorm Säbel und Mütze
an Den Pranger stell-en und dann in
Ketten und Banden nach der Residenz
schleppen lassen. Ein des Weg-es
kommend-er Edelmnnsn legt aber ein
gutes Wort fixr den alten Psifsikuss
ein. Man läßt ibn lau-sen zum Dank
dafür-, daß er der schnell zusammen
gesxrcitnten Einwohnerschaft Gelegen
yeit gegeben l):.:, sich in diese-r seh-tre
ten Zeit einntal gründlich auszu
lachen.
Crassus im Kampfe mit Raub
ihierem
Der Haupts-sind der Girsafsen ist der
Löwe. Hat sich nun ein Löwe in küh
nem Sprunge als Reiter auf einer
Girasfe festg-ek«"rallt, so sucht diese den
schrecllichen Reiter herun·terzust·o·ßen.
Sie macht es dann ähnlich wie das
Wildschwein, dem ein Luchs imNacken
sitzt, und das in das dichteste Ge
sträuch rennt, um« darin den Luchss
abzustreifen. Die Girafse rennt näm
lich mit ihrem Reiter gegen Bäume,
und die Berührungen mit denselben
müssen dem Löwen höchst unange
nehm, nnd der Erfolg für die Girafse
sehr günstig sein, denn häufig findet
man Girafsen· die tiefe Nat-den« von
Uebersällen von Löwen an sich tra
aeu, sie also abzuschiitteln vermochten.«
Schillings schreibt darüber in einem
Werte: »Mit Blitzlicht und Büchse«
folgendermaßen: »Ich war erstaunt,
in einigen Fällen von Lötnren zerris
sene Giraffen zu sind-en; jedoch bin
ich der Ansicht, daß nur rudelweise
oder zu zweien jagende Lötwen sich an
Girafseu heranwagem Der furcht
ibare Schlag der langen-Läuse, na
mentlich-en der Bullm dürfte auch ei
nen Löwen in Schacht halten. Arn
Gileiduslkan erlegte ich seinen Giraffem
finstern der deutliche tiefe K«ratzswun
den oson Löwen aufwies, und dem die
Sctmmnzquaste frisch abgebissen war.
ists folxt hieraus, daß die Uebevfälle
des Bianbthierg unter Umständen- ver
aeblich bleiben.«
Wie kaut-man Diamanten ertru
mu.
Ein erfahrenes Aug-e weiß den
i«-«)Iiamanten ohne weiteres- zu erken
;nen, gan sicher mit der Lupe. J-n
der Fassung ist der echte Stein vosm
amech-ten meist schon daran zu unter
scheiden, daß der Diamant immer
,,a sour« gefaßt wird, wahren-d der
Simili fast stseres aus seiner Unterseite
knit Folie bedeckt ist, um die eintre-«
tenden Lichtstrahlen nicht den Stein
durchdringen zu lassen. Echter Dia
mant schneidet tief in Gats ein, Simi- "
li ritzt es so eben. Eine Feile gleitet
am echten Stein wirkungslos ab oder
wird sogar Don diesem adgenutzt,
::«-al1rs:nd der unechte Stein durch sie
angegriffen wird. Auch ein Altwi
niiunstist läßt sich zur Prüfung gie
brauchen Aus dem sorgfältig abge
wischten und leicht tefeuchitetsen unerh
ten Steine biiiterläßt der Stift eine
inetaklssche Spur, aus dem Diaman
ten i-.i-.-l«·t. Auch gewisse Edelsteine,
besonders sarblose Saplhire und To
paze werden als Siurrogat für Dia
manten, meist siir Rosen, benutzt.
Ter von der Feile ebenfalls nsicht an
searissene Saphir hat stets etwas
milchigen (St-lan·;, der Topas wird
Don ker Feile qeritzi.
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Rache.
,,Siechst es, jetzt hatuns der-Stadt
frack, der mjsdig’, do an falschen-Weg
zog-gi! Wie mer nur a so« boshaft «
lfein kann!?«
»Am End’ was-J oianer, der seh-I
amal bei uns in Der Siimmerfrrsch’n
war!«
Benutxt
Hotelgasn »Herr Wirth, geben Sie
bitt-e Anweisung, daß mein Zimmer
nur mäßig geheizt wir’d. letzte Nacht
zwar es zu wurm, sso daß ich heftig
» tranfpexirt habs:.«
Hotelwirih: »Hu dienen, ich wert-e
sogleich entsprechenden Befehl geben
Wcchnn feise zum Okierkellner):
Rechnen Sie dens- Gast ein Schwiybad
an.«
Grausame Strafe.
»Was thun Sie, Frau Nachbarin.
wen-I Ihr Mann Sie mal besonders
ärgeri?«
»Dann mus: er mir iämmtiiche
Kneipcn aufzählen, in welchen et
früher verkehrte.'·
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