W IStaatsssZanrjger Und Berale JÆIUI 27 Grund Island Nebr.14. Dezember 1906 (Zweiter Theil) No. 16. W Vaheim. Viel Menschen waren um mich her, Viel Lachen und viel Schergen, Doch blieb das Herz mir acht so leer, So schwer beim Strahl der Kerzen. t« So einsam ward es mir zu Muth Inmitten aller Gäste; Wie wohl mir nun die Stille thut Nach allem Lärm der Feste! — Des Herzens Zwiespalt ist gestillt; Nun tönt aufs Neu’, ihr Lieder! Und ob auch heiß die Thriine quillt, Ich sand daheim mich wieder! Der Auszug. Siizze von Paul Alexander hamburg. Das enge, freundliche Stiibchen war schon beinahe ganz ausgeriiumt. Nur der Waschiisch und die Bettstelle stan den auf ihren alten Plätzen, und die Gardinen hingen noch am Fenster; da zwischen lagen kleine Packete und Klei dungsstiicke umher. Das Garderoben breti streckte seine vier leeren hölzer nen Haken wie gierige Zähne hervor, so daß es fast aussah, als habe es Hunger nach neuer Bethiitigung sei nes Beruses. Der Kattunvorhang, der es sonst sauber vertleidete, war au genscheinlich beim hastigen Herunter nehmen der einzelnen Sachen abge rissen, denn er hing jetzt an einem Fa den herab, gleich einer zerschossenen Fahne nach verlorener Schlacht. Die Thijr stand offen, und Man sahe aus Uck chlh lllclll clll Ulc wullu geirret-, damit leiner darüber stolperte, einen gefüllten Eimer, Seifennapf, Besen und Scheuertuch. Auf einer mäßig großen Kiste, de ren Schloß noch offen stand, saß ge bitclt ein alter grauhaariger Mann; er hatte soeben seine Kleider und Wäsche sorgsam verstaut und ruhte nun von der ungewohnten Arbeit, bei der er sich oft hatte bücken müssen ein Weil chen aus, wischte sich den Schweiß von der Stirn und athmete stark. Da er aber gerade den Weg zwischen Bett und Fenster verstellte, so stand sein Sohn, der das Rouleau befestigen wollte, ungeduldig vor ihm und sagte nach kurzem Warten: »So, Vaddet. nu laß mich erst mal durch, ich muß ans Fenster.« Der Alte stand langsam auf und trat einen Schritt seitwärts, um den Sohn vorbei zu lassen. »Kumm!" sagte er dabei zu einem Hunde, der, hinter seine Beine geschmiegt an der Kiste gelegen hatte; es war ein struppiger, alter Pudel, der ihm vor etwa zehn Jahren aus der Straße nachgelaufen war, und den et mitleidigen Herzens nicht hatte wegjagen mögen. »Das alte Thier läuft einem auch immer zwischen die Beine!« sagte der Sohn und trat über das Thier hin weg. Der Alte erwiderte nichts, drückte seine Kiste noch einmal fest zu, drehte den Schlüssel im Schloß herum und ging, gefolgt von seinem Hunde, ins Wohnzimmer nebenan, um sich in den alten, bequemen Armstuhl zu setzen. Als er eintrat, hörte er noch die letz ten Worte einer Unterhaltung zwischen seiner Schwiegertochtet und seiner sechzehnjiihrigen Enkelin. « tt Jst-i » . . . Das lllllll ck Mit Illuyt uuu nehmen« Du bist doch in Dienst und nicht Herr über Deine Zeit.« »Wenn Du mich meinst, denn sei man still, mein gute Deern«, sagte der Alte gutmüthig, »ich nehm Dir nix übel.« « « « »Och, Vadder'«, ries die Frau, die sich durch seinen Eintritt etwas über rumpelt fühlte, »ich mein’ man, daß Anna sich keine Ungelegenheiten ma chen soll bei ihrer Herrschaft und alle Augenblick bei Dir anzurennen kommt.« · »Nee« mein Deern«, erwiderte der Großvater mit freundlichem Blick sei nen Verzug und Liebling, die blonde Anna, ansehend, »das darfst Du ja und ja nich. Sieh mal, ich hab das da ja gut, Du kannst meinetwegen ganz unbesorgt sein.«' Die Kleine lächelte still und ein ganz klein wenig spöttisch vor sich hin. Dann ging sie ruhig hinaus. D:r alte Mann wollte sich nieder setzen, aber die Frau sagte eilig: »Ja, Vadder, lang Zeit hast Du nu nich mehr, lang aushalten darsst Du Dich nich; Hein Kahl wird wohl gleich da sein, un denn geht’s los. Stell man Deine Sachen all zurecht.·« »Allens in Ordnung, mein gutes Kind. Der Korb ist gepackt und schon zugeschlossen, ich bin soweit fertig; ’n Augenblick will ich mich man noch ver pusten.« Der Alte setzte sich; die Frau wollte noch etwa dreinreden, sand aber nicht die rechten Worte und wandte daher mißgelaunt der Stube den Rücken. Draußen winkte ihr Mann ihr, in das ausgeräumte Zimmer zu kommen, sie trat näher und sah es sich an. »Ja.« sagte sie, »nu haben wir end lich mal ’n bilschen Plan fiir uns. das war doch all die Jahre ’n Last mit den Alten. Na, nu kommt er ins Stift, da hat er das gut, und wir können aufathmen.« »Und die sechshtindert Mari,« die uns das tost2« sragte der Mann da gegen, »und wenn's damit genug wärt ——— Aber der Alte muß noch immer ’n ileinen Nothschilling von uns iriegen« damit er anständig auskiimmen tann.« »Na, da werden wir auch woll rü ber kommen. Die hauptsache is, daß wir das Zimmer triefen Er wird auch schon so wunderlch, wie son Kind, da kann ich nich immer auspas sen. Wenn Leute iso alt werden, is das so das beste.« »Das is das auch«, entgegnete der Sohn und schlug, aus der Fenstetbant siehe-« ..d einen Nagel in die Wandbe kleidung des Jenslers. Die Stimmen der Beiden drangen, da die Thür nur sorglos angelehnt war, zur Wohnstube hinüber und an die Ohren eines alten Mannes; de: aber fühlte sich ntcht im mindesten dadurch getränkt. Du lieber Gott. es war ja die lauterste Wahrhcill Er mußte es selber sehr gut, daß er den Seinen zur Last gewesen war, and im ähnlichen Falle hätte er auch ge nau w gedacht und gesprochen Seit er sein Handwerk aufgegeben, feine «Tisck,lericerkstelle wean Mangels an standen und Arbeit geschlossen hatte, lebte er kei seinen Kindern, die ihm gegen Aushiindigung seiner mühsam ersparten paar hundert Mart und als Lohn für Verrichtnnq leichterer Haue-L arbeit: Kost, Logis und Kleidung ge währt hatten. Daß dass nicht ewig so dauern würde, hatte er vorausgeseheni und so srente er sich über die Umsicht der jungen Leute, mit der sie alle9,« was zu seiner Uebersiedeiunkx ins Stist aehiirte, siir ihn besorgten. ’ »Ich hab’ gute Hin-den« sagte er be friedigt vor sich hin, gewissermaßens als Endresultat seiner stillen Betrach« tungen. Eine feiertägliche Stimmung’ trat über ihn gekommen, so eine freu digelkrregungx er hatte jeden kleinen und größeren Zwist, den er mit seinem Sohn und seiner Schwiegertochter ausgefochten, vergessen» nur ihre Für-— sorge toar in seiner Erinnerung ge blieben; er wußte, daß er die Seinen in Zukunft nicht allzu ost mehr sehen werd-J die Besuche bei ihm wurden sehr bald nacklassei:, und auch seine V.suche bei ihn-en nicht gerade heisr ersehnt werden« Das war aber alles; ganz ordnungsgeniiiß, nur der Laus der Welt und IMihm Miit-ist« genbtick Herzweh. Man hatt-· doch auch siir ihn acsorixh er sah einem friedlichen Lebensatend entgegen. un: I das trar schließlich die Hauptiichr. ils-Zähren er sc vor sich- hintriiumteJ stieichelte er unablässig das struppiaeI Fell des Pudels, der sich zu seinen; Fuß-n niedergelassen hatte. Das Thierj verstand jeden Blick seines Herrn, ers beariss ihn auch ohne viele Worte undl tannte jede seiner Stimmung-km soj war ihm auch die Aufregung der letz s ten Tage in die Seele gefahren, undi rrenn er auch nicht wußte, was das vorgehen sollte, so empfand er doch die’ Wichtigkeit und Bedeutung des Atti-J genbsicts. Er lag ruhig-da und sal; mit llugen Augen zu feinem Freunde empor, als wolle cr ihm sagen, daß ,unbeiiitnntert um alles, was auch ge "schcl)e, es zwiscer ihnen beiden beim Alten bleibe. Es llingelL »Komm, Vadder,« rief der Sohn gleich daraus ins Zimmer, »Hein.ltat12 rg da und hat Deine Kiste schon run tergebracht, nu tonsin man, til-Ja zehn iniissen wir da sein« Der Alte erhob sich, der Hund ebens salls. Und sie ainacn alle die Treppen hinunter zuniHause hinaus. Hin und triebee wurde ans dein Wege durch die belebten Straßen ein Wort zu Hein hinüber gerufen, der auf dem Fahr: dont-in csieKarre mit der Kiste schob und manchmal fragte eines der Fami lienmitglieder, ob der Alte nicht dies oder das etwa habe liegen lassen. Nach lirrzeni Marsch war das Stift erreicht, ein qrosies, ernites, graues Haus mit gewaltsqu Tliorbogein Durch den langen, dunklen Eingang hindurch,in. rein citiiaeRubebiinle standen, sah man in einen freundlichen, sonnen tiellen Gatten, in dem einige müde Greise langsam ans und nieder schrit ten und behaglich ihr Pseischsen schmauchtem Die Klingel ballte durch die Räume and der Pfortner trat vor das Thor. Die Begrußung war kurz und ge schästtmäßig. Tieiearre wurte herein geschoken und die Kiste den Armer eines kräftigen Hausknechts aus«-er traut. ,,Nummer siebentinbneunzig, Karl,« sagte der Pförtner zu dem Burschen, der mir seiner Last davonging, und fuhr dann, zur Familie gewendet, fort: »Der Mann, der da gewohnt hat, is auch gerade siebenunbneunzig Jahre alt geworden; vergangene Woa iö er todt geblieben trank is er gar isih gewesen« Die Anlömrnlinge standen in eini ger Berlegensheirdaz sie wußten nicht recht, rras sie nun zu thun oder zu sagen hätten. Aber der Mann mit dein großen Schlüsselbunbe und der siche ren Aintsniiene machte allem Schwan ten bald ein Ende: »So, nu man zu,« sagte er aufmun ternd, ,,un sagen Sie sich man adjiis, un denn-hier richteteer sich beson ders zu dem neuen ansassen des-ku fes —- dmn tommen Sie mit mir auf Jhr Lofch"ib. Jch mnß denn auch bald niit anen nach dem Kastellan.« ,,Können wir nicht mit ihm Ean kommen-Z« meinte die Frau schüchtern-. »Ne-, meine liebe Frau, das geht nich, heut is nich Visitenth aber Morgen, un denn Wieder Sonnabend können Sie zwischen zweiun vier ihn besuchen.« Nach kurzem Zögern fand man sich ins Unvermeidliche. Der Alte, den eine nervöse Unruhe ergriffen heite, gab feinem Sohne und seiner Schwie gertochter schnell dieHanv, küßtekeine Enkelin fliichtia ausf die Stirn, dann rief cr feinem Hunde, der fchweifwe delnd und aufgeregt der Szene zuge schen hatte, md folgte dem Fiilrer zur Treppe; der aber mzchte erstaunt kehrt und sagte: »k! YL«T-x-.., —...»L.«-M-.. »s"4LK-t IlllU OW( Nun HJUH UTI FAU kels, Mann? Den Köter wollen Sie doch nicht mitnehmen?« Der Alte stand wie vom Blitz ge troffen still, dreht-e·sich ganz entsetztzn sein-m treuen Thier um, das- leise :vinse:ie, als ahnees die bevorstehende Trennung, und sah es miit verständ nißlosem Blick an. Dann stotterieer, sich wieder an den Pfdrtner wendend, verwirrt: »Ich dachte, ickr könnte ihn mitneh ,:nen ——————« und sah hilfeslehend den Seinen nach, die sich schon aus dem Heimwege befanden· »Na halten Sie sich man nich lang damit auf, Mann.« rief der Pförtner, »das is- doch-« ganz selbstverständlich, daß wir den Hund hier nich brauchen können Wo sollten wir woll damit hin, t enn hier jeder seinen Hund oder seine Katze mitbringt, hier is doch kein Thierasyl!« ilnd damit trat er zu rem Hundes ,,Knsch, rut!« machtest. den Fuß hart aussehend, so daß das Thier mit schnellen, unbeholfenen Sätzen zur Seite sprang. Ter alte Mann sah Zu seinem Miste-us der in dem Leuchtendec cönnen ein des Sommericges rop txle struppia nnd häßlich erschien; ein Lanagedehnter wrmmernder Ton ans der Kehle des Thieres, das noch immer stand, als warte es auf den Istsriickrus von seinem alten Herrn, drang zu ihm. Teuilich sah er den Schmerz in den Anan des Thieres-, nnd Evas stumme Flehen dieses Blickes ließ ein brennendes Weh in ihm auf steigen und ickmiirte ihm die sieh-is zu: heiß floß es ihm in die Angen. Da rief der Pförtner ungeduldig: Wirds nu bald-U« Da wandte er sich der dunklen Treppe zu. Aber der Hund blieb noch immer stehen und sah den alten Man-i tniideis, langsamen Sehrineev entschwinden ,---k A —»-— Vie ersten Thränem « ·«-«—"«- i Entnoresfe vor-. A l w i n R ij me es » Vier Wochen waren see nun schoni verheirathet nnd lebten noch immer; ;n-ie die Turtektiinbchen miteinander» itiotz rll der Prosphezeiungen vol-. ritt-en Tanten und mittelalterlijhen Istnsinem denn Lieshetli tvar nach dein Eseststehenden Urtheil dieses hoben Etitatlses viel zu verwdhnt und eigen stoillig, als daß sie auf die Dauer mit einen Mann rnct so tnranniscken An llnssen wie sie der Amtsrichter Fordax i rf·entundia besaß, ohne harte Ään pfe auglornmen konnte. - Aber gab sie sich nun übertnäfzige ist«-übe sich seinem Willen zu fügen so oder hielter sich zurück, usin- ihr nicht »von vornherein den Geschmack am ehe lieben Leben mit ihm zu verderben: der erste große Zwist mit den üblichen Vermeinten Auan der jungen Frau nnd den Enthiillungen und Antlagen, ten Tvrannen betreffend, wollte nicht kommen-. Für Prophettnnen, die eis tvas anf ihrv Renommcee halten, ist das immer eine betrübliche Thatsache, so sehr sich andere Leute und vor al len- die Betheiligten selbst, auch rar iiber treuen mögen. Natürlich iibien sie durch die Bant eine scharfe Kontrolle. Es war ja schliesslich nicht unmöglich, daß dei Urhold sie mit irgendwelchen diimoni. schen Mitteln im Zwang hielt und sie zu einer stummen Duloerin herab nsiiroiate Aber so oft sie kamen, Liscelzeths Mutter voran, die den: Amt-richtet gleichfalls nicht traute nnd nur ungern in die Ehe eingesun ligt hatte, so oft herrschte die reinste Jarmonie in dem jun-gen Hausstand. Liestseth san-a unr lachte, und der Amtsrichter sah aus, als ob er in Stande wäre, eine asanize Raube-chan de ohne viel Federlesens glänzend frei zusprechen Und dabei hatte Lisbeth doch so nahe an? Wasser gebaut! Die leiseste Rüge daheim, die geringste Verstün rnung, hatten ihr Thriinen entlockt. Und auch bei den« Romanei!, die sie las. ver-goß sie nicht wenige der schim mernden Perlen, zumal wenn die Sache ein bischen gefühslvoll wurde. Da er diese ihre Neigung kannte, auch sehr wohl wußte, wag die liebe weib liche Verwandtschaft mit ihren Blicken für ihr Leben gern festgestellt hätt-e, so sorgte cr auch nach dieser Richtuan hin für die Heiterkeit ihres« Gemiiihsho rizonis nnd ließ sie immer nur über sröhlikse Bücker. Denn es lag ihm darau, auch jeden falschen Verdacht von der Ungetrübtlxeit ihrer jungen Ehe fernzuhalien. » Er lselain denn auch keinen kleinen Schreck, als er eines Mittags eine halbe Stunde früher als sonst in sein Heim zurückkehrte und seine Lieslzeih mit total verweiniem Gesicht erblicken mußte. Sie lächelte ihm zwar unter Thränen in reizenber Verlegenheii an nnd wich feiner bestürzt-en Frage nach der Ursache dieser Ueberfchwemniung grheicnnißvdll aus-; doch als er gar zu auatvoll und verdüstert dreinschiaute, nahm sie lustig blinzelnd seinen Arm nnd fiihrte ihn über den Korridor in die Küche. »Da, neugierig-er Peter«, sagte sie und wies auf ein Schüsselchen mit frisch geriebenem Meerrettig, »ich habe Karpfen heute, weil Du schon seit drei Wochen danach- geleckert hast! Und das alte beißeude Zeug dazu habe ich höchst eigenhändig gerieben!« ,,Prachtmädel!« entgegnete » der junge Ehemann »Aber in Zukunft inuszt Du das dem Mädchen überl as-; sen « s »Das ist mir nicht appetitlich ge s nng Bernhart!« e klärte sie Alles zugegeben Aber trotzdem! Tente doch, wenn jetzt Tante Aurelia oder Deine Mutter ins Haus iijmen!« » sagte er, sich bei dem Gedanken förm lich schüttelnd »Was Du nur icnnier denkst! Ich würde ihnen sagen, woher diese Thrä-- ! nen stammen nnd ( qsIliid sie wiirden es Dir nicht glau N Y-· « zar- - »Dann tönnfe ich sie ja in diesiiichei führen und ihre Nasen hineinstubsen in den Bergl« »Das fände ich nun wieder nicht ge rade appetitlich!« lachte er. ,,Vor allem aber, wenn sie nun eine halbe Stunde später erscheinen und Berg sammt Karpfen sind verschwunden? Dann tannst Du erzählen was Du willst, sie werden es besser wissen, Dich tief be dauern und mich mit Blicken traktiren, daß ich nachher wie eine Schießscheibe aussehe!« »Aber Bernhard!« sagte sie vor wurfsvoll. »Ich konnte daraus tvettenl" ve harrte er eigensinnig. »Um was?« fragte sie lachend. »Meinetwegen Um die hundert Mart von Onkel Eduard, für die wir uns das Hochzeitsgeschenk selber kaufen sollen!« »Ei, fein!« rief sie und tlaschte in die Hände. »Wer ae.tvinnt, bestimmt! Ich nehme das ltiibssekfe Tafelservice mit der Weinl«:ubtante, das wir ge stern i-n Schanfenster gesehen haben!« »Noch ein Tafelserviees« lactste er. »Na, Otott sei Dant, daß Du die Wet te nicht gerrinnit!« »Was wiirdeft Du denn bestim men?« ,,Walj-rscheinlich das Rauchtischchen niit der runden Kristallplatte!« »O pfui, wie eaoistisab! Aber Du gelvinnst ebenso strenig Du alter Fa Lsrilfcklol!« »Das bliebe al«-«3u.trxarten!« ,,Daran li(egt’s ja gerade. Warte doch! Es kommt ja niemand!« —- Jn dem Augenblick llingelte es. »O Gott, da habe ich den Teufel richtig an die Wand gemalt!« fuhr es ihr erschraclen heraus. Fräulein Mayba-unr!« meldete das Dienstmädchen, die vorn in der Woh nung beschäftigt gewesen war. »Ich lornme gleich!« beschied sie die Junge Frau. »Da können wir ja also die Probe ntackenl Tante Mahbaum ist ein bril lunies Bersuchdstaninchen!« »Gut. Ich werde ihr aslso die Wahrheit sagen! Glaubt sie mir, so habe iih getronnen! Glaubt sie mir nicht, dann Dut« ,.Bon!« sagte der Amtsrichter und ließ Frau Liesketh vorangehen. Ein ganz eigenartiges- Leuchtcben ging iiber das Antlitz Tante May baums, als sie die geröthsetcn Augen ihrer Nichte erblickte. Man konnte ihr die Genugthuiung darüber aus je der iltunzel herauslesen »Wie siehst Du denn aus?« fragte sie, ihre Stimme in ein Bad von set teni Mitleid tauchend. »Du hast ja geweint? Hast Du einen Streit ge habt? Hat er Dich ungebührlich be handelt?« W »Nichts von alledem!« lächelte die junge Frau. »Meerreitig habe ich ge rieben. Wir haben nämlich Karpfen heute Mittag!« »Sooo, sooo·« sagte Tante May baxmi und zog Diie Worte lang» wie ei nen Sirup-Zikaden »Da-s solltest Du lieer die Köchin machen lassen, Lies lset,!« »He-te ich ausch schon gesagt!« be merkte der Hausherr, der eben einge treten war nnd der Tante oie Hand schütteln wollte. Sie reich-te ihn-. jedoch Eaum die Fingerspitzen und streifte ihn dabei mit einein Blick, der deut lich sagte: »Spare Deine Verstel lungskiinstsei Mir machst Du nichts weiß.« »Ja, Meerrsetti;; ist ein scharer Zeugi« sagte sie voraus »Und wenn Duk« sagst, glaube ich ess natürlich! Aber» hin...do fällt mir ein, daß ich ganz vergessen habe, den Glaser zu bestellen Der Wind hat uns nämlich eine Scheibe einqewiorseM Adieu für jetzi. Jch komme ein andermal wie ter!« und nach yattigernAdtchted darum-te sie davon. »Aetsch, gemonnent« trimnphirte die kleine Frau. »Glaubst Du?« fragte er ironisch-. »Aber selbstverstänsdlich!« »Abwarten !« »Ja wieso? Sie hat doch ausdrück lich erklärt . . .« ,,Tltuk,ie, mein Schatz! Laß uns essen und sehen, was weiter wird! Geschieht nichts binnen ein-er Stunde, will ich die Wette als verloren betrachten, ob gleich sie auch dann noch- nicht voll giliig entschieden ist!« sagte er lächelnd. »Ich weiß nich-t, was noch geschehen soll!« entgngnete sie. »Aber giut, es soll mir nicht daran ankommen-N Sie setzten sich zitTisch und schmau sten iiiren Karvfen, danach ein pasar Schnitte Rinderbraten, zuletzt eine frische Weintraube, bei deren Plünde rung sie sich immer gegenseitig die Beeren in4 den Msunb schoben und sehr vergnügt und zärtlich wurden-. Plöhlich schrillte die Glocke wieder. ÆMMMZLWLMUWSW r,ied:»mal, langgezoaen und drohend. Sie liatten kaum Zeit, eine gesetzte Miene anzunehmen, da trat auch schon eine weibliche Gestalt mit finster zu sanunengezogsener Stirn über die Schwelle, der eine andere gespannt ausiuasend folgte. Es war Frau Ton tr1u, Liesbetth Mutter, und Tantc Mandat-m dic sie alarmirt hatte. Hinten Tag, mein Kindl« sagte Frau Tonlau mit einer Stimme, in der sich Zärtlichkeit und Wehmuth um die Herrschaft stritten. »Guten Tag, Mama!« entgegnete Sieg-beib Der Amtsrichter lächeite Vergnügt. Aber nas- Lächeln brachte die lana auf gehaltene Entriistung über ibn zum Ueberlausen. .,Lä(beln Sie n1ir!« blitzte sie ihn an. »Die-wegen weiß ich doch Be scheid» »Woriiber?« fragte er seelenruhig· »Tenten Sie, wir haben- Die alberne Geschicht-e mit dem Meerrettig ge glaubt, was?« »Nichts Wirtlich nicht?« forschte er schmun«3elnd. »Das ist mir aber lieb zu hören! Liebe Liesbeth, gewonnen hat«-e ich!« »Ur ch, Drum-n warum han Ou Oich lilosz so nasfiihien lassen?« klagte die junge zzsrau mit einein komischenSeuF zer. »Nun kann iu, mir das hübsche Service nicht kaufen, und er bekommt den dummen Rauchtischt« »Es war nämlich diesmal wirklich vom Meerrettig, liebe Tante Mah tsannc!« erklärte der Amtsrichter — ,,Al·er ich danke Ihnen, daß Sie mir die Weite hab-n gewinnen helfen» »Er-wettet habt Jhr2« fragte ver dx:t3t die Schwieaermutter. »Ja, um was isenn?« » ,,Ob Tante Mandaum mir glaubt, »wenn ich ihr die Wahrheit sage ooer inirhtl Nun habe ich richtig verloren!« berichtete Lissbeth maulen"d. »Was sind das für Narrenspossen! Das heißt doch, die Menschen zum be sten haben!« tadelte Frau Tonkun, um ihr-e Verlegenheit zu verdecken. »Natiirlich!« sagte der Hausherr.. Dante Mahbaani hat Sie doch rich tig um Ihren Mittacssschlaf gebracht! Ein andermal wird sie vorsichtiger sein und ehrlichen Leuten Glauben sckenken --— Co msurde die verdutzte Tante Mahbaum feierlich zum Sün denlsock erklärt Denn auch Liesbeth konnte es sich nicht versagen, ihr über legen zu erklären: »Wenn Die Thriinen eine andere Ursache gehabt hätten-, wärest Diu die letzte gewesen, vor der ichs mich hätte blicken lassen, liebe Tante!« . Dieser Triumph aber aefiel dem terliebten Amtsrichsker so, daß er hin aing nnd nicht den Rauchtisch, son dern das Service mit der Weinlaub kanre kaufte. Goethe und ver falsche Haupte-main Der Ueberfall in Köpenick erinnert lebhaft ans Goethes Lustspiel »Der Biirziergenera-l«, das im Jahre 1793 erschien. Darin bat der Erziscknoindsler Sclznaps einem französischen Kriegs gefangenen, der auf der Straße list-m geblieben und rerstorben ist-, Rock und Säbel abgenommen In einem Mk « telsack unter alten Lumpen hat er. ne rothe Mütze und eine Kokarde Pfun den. Mit diesen Unisormsstiicken hö rig ausgeputzt dringt er in das aus des alten Bauern Märten ein, stellt sich ihm als Alsgesandter des Jst-lobt nerllubs vor und bricht als »Biter general« alle Kisten nnd Schränle auf. Um bei der Arbeit nicht gestört zu werden, hat er die Hausthür von Märken selbst vorsorglich verschließen lassen. Asber Miärtsenss Schwieger sohn, der wackere Görge, dringt durch ein .tT-interpf·örtchen ein-, und obwohl ihm bloß ein derber Knotenstock zur Verfügung steht, entmaffnet er den General und schließt ihn in die Kam mer ein. Alsbald trifft der Richter des Ortes ein und will ihn zur Straf-e in Unisorm Säbel und Mütze an Den Pranger stell-en und dann in Ketten und Banden nach der Residenz schleppen lassen. Ein des Weg-es kommend-er Edelmnnsn legt aber ein gutes Wort fixr den alten Psifsikuss ein. Man läßt ibn lau-sen zum Dank dafür-, daß er der schnell zusammen gesxrcitnten Einwohnerschaft Gelegen yeit gegeben l):.:, sich in diese-r seh-tre ten Zeit einntal gründlich auszu lachen. Crassus im Kampfe mit Raub ihierem Der Haupts-sind der Girsafsen ist der Löwe. Hat sich nun ein Löwe in küh nem Sprunge als Reiter auf einer Girasfe festg-ek«"rallt, so sucht diese den schrecllichen Reiter herun·terzust·o·ßen. Sie macht es dann ähnlich wie das Wildschwein, dem ein Luchs imNacken sitzt, und das in das dichteste Ge sträuch rennt, um« darin den Luchss abzustreifen. Die Girafse rennt näm lich mit ihrem Reiter gegen Bäume, und die Berührungen mit denselben müssen dem Löwen höchst unange nehm, nnd der Erfolg für die Girafse sehr günstig sein, denn häufig findet man Girafsen· die tiefe Nat-den« von Uebersällen von Löwen an sich tra aeu, sie also abzuschiitteln vermochten.« Schillings schreibt darüber in einem Werte: »Mit Blitzlicht und Büchse« folgendermaßen: »Ich war erstaunt, in einigen Fällen von Lötnren zerris sene Giraffen zu sind-en; jedoch bin ich der Ansicht, daß nur rudelweise oder zu zweien jagende Lötwen sich an Girafseu heranwagem Der furcht ibare Schlag der langen-Läuse, na mentlich-en der Bullm dürfte auch ei nen Löwen in Schacht halten. Arn Gileiduslkan erlegte ich seinen Giraffem finstern der deutliche tiefe K«ratzswun den oson Löwen aufwies, und dem die Sctmmnzquaste frisch abgebissen war. ists folxt hieraus, daß die Uebevfälle des Bianbthierg unter Umständen- ver aeblich bleiben.« Wie kaut-man Diamanten ertru mu. Ein erfahrenes Aug-e weiß den i«-«)Iiamanten ohne weiteres- zu erken ;nen, gan sicher mit der Lupe. J-n der Fassung ist der echte Stein vosm amech-ten meist schon daran zu unter scheiden, daß der Diamant immer ,,a sour« gefaßt wird, wahren-d der Simili fast stseres aus seiner Unterseite knit Folie bedeckt ist, um die eintre-« tenden Lichtstrahlen nicht den Stein durchdringen zu lassen. Echter Dia mant schneidet tief in Gats ein, Simi- " li ritzt es so eben. Eine Feile gleitet am echten Stein wirkungslos ab oder wird sogar Don diesem adgenutzt, ::«-al1rs:nd der unechte Stein durch sie angegriffen wird. Auch ein Altwi niiunstist läßt sich zur Prüfung gie brauchen Aus dem sorgfältig abge wischten und leicht tefeuchitetsen unerh ten Steine biiiterläßt der Stift eine inetaklssche Spur, aus dem Diaman ten i-.i-.-l«·t. Auch gewisse Edelsteine, besonders sarblose Saplhire und To paze werden als Siurrogat für Dia manten, meist siir Rosen, benutzt. Ter von der Feile ebenfalls nsicht an searissene Saphir hat stets etwas milchigen (St-lan·;, der Topas wird Don ker Feile qeritzi. -——-.O.-————— Rache. ,,Siechst es, jetzt hatuns der-Stadt frack, der mjsdig’, do an falschen-Weg zog-gi! Wie mer nur a so« boshaft « lfein kann!?« »Am End’ was-J oianer, der seh-I amal bei uns in Der Siimmerfrrsch’n war!« Benutxt Hotelgasn »Herr Wirth, geben Sie bitt-e Anweisung, daß mein Zimmer nur mäßig geheizt wir’d. letzte Nacht zwar es zu wurm, sso daß ich heftig » tranfpexirt habs:.« Hotelwirih: »Hu dienen, ich wert-e sogleich entsprechenden Befehl geben Wcchnn feise zum Okierkellner): Rechnen Sie dens- Gast ein Schwiybad an.« Grausame Strafe. »Was thun Sie, Frau Nachbarin. wen-I Ihr Mann Sie mal besonders ärgeri?« »Dann mus: er mir iämmtiiche Kneipcn aufzählen, in welchen et früher verkehrte.'· «—- , w sgiskstw «« -... Js