Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 07, 1906, Sweiter Theil., Image 15

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    M —-—-——-——-————-— — - ———-———-——
Tür die Jugend
L-—.
Uaz Erkennen.
Ein Wanderbursch mit dem Stab in
der Hand .
Kommt wieder heim aus dem frem
- den Land.
Sein paar ist bestäubt, sein Antlitz
verbrannt;
Von wem wird der Bursch zuerst er
kannt?
So tritt er ins Städtchen durch’s alte
Thor,
Lin-. Schlaadamn lehnt just der Söll
ner davor.
Der Zöllner, der war ihm ein lieber
Freund,
Ost hatte der Becher die beiden ver
eint.
Doch sieh, Freund Zollmann erkennt
ihn nicht;
Zu sehr hat die Sonn ihm verbrannt
das Gesicht.
Und weiter wandert nach kurzem
Gruß
Der Bursche und schüttelt den- Staub
vom Fuß.
Da schaut aus dem Fenster sein
Schätzel fromm
«Du blühende Jungfrau viel schönen
Willkomm!"
Doch sieb, auch das Mägdlein erkennt
ihn nicht;
Die Sonnl hat zu sehr ihm verbrannt
das Gesicht.
Und weiter aeht er die Straße ent
laan
«Cin Thränlein hängt Ihm an der
braunen Wang-.
Da lvantt von dem Kirchsteig sein
Mütterchen her:
Gott grüß· euch!" so sprichst er und
sonst nichts mehr.
Doch sieh, das Mütterchen schluchzet
voll Lust:
.Mein Sahst-« und sinkt an des Bur
schen Brust.
Wie sehr auch die Sonne sein Antlitz
verbrannt,
Das Mutternuc" hat ihn doch gleich
ertannt.
Johann Nepomut Vogel, geb. 2.
November 1802 zu Wien; gest. 16
November 1866. i
Kleine Plaudereiem
Der ixrenschliche Körper.
1.
Geht man an einem Winterta e
wenn der Boden steinhart, Das Wa er
in den Gvssen gefroren und alles talt
nnd ruhi;v ist« eitigen Schrittes die
Straßen entlang oder läuft Schlitt
schuh, so lann man sich mit Recht ver
wundert die Frage vorlegent »Wa
rum bin ich so warm, während alle
Dinge um mich her, der Boden, die
Bäume, dao Wasser und die Lust so
talt sind? Wie kommt es dass, ich
mich bewege, lausc, gehe, springe,
wenn alles Andre, wag ich erblicke,
regungslos ist« ausgenommen viel
leicht ein verirrter Vogel, der inge
benit nach Nahrung sucht?
Diese beiden Fragen tansn niemand
vollkommen lösen, aber wenigstens
theilweise vermögen wir sie zu beant
worva nnd-hi- Niissonfnbnft H- »m
hierzu verhilft, nennen wir Phnsiolo
gie, d. b» die Lehre von den Vorgän
gen im lebenden Körper.
Wir lonnen Uns freiwillig bewegen
Wir brauchen nicht, gleich den Zwei
gen und Biättirrn zu warten, bis be:
Wind uns aniveht, oder gleich den
Steinen, bis jemand uns bewegt
Auch der Vogel tann sich freiwillig be
wegen, ebenso der Hund und jedes
Thie» so lange es lebt. Läßt rnan
einen Stein an einein bestimmten
Platze liegen, so erwartet man, lange
Zeit nachher dorthin zuriicttetsrend«
den Stein wieder zu finden; ist bieg;
nicht der Fall, so sagt man, jeinandi
oter etwas bat ihn fortbewegt Aber
setzt man einen Sperling oder eine
Man-·- auf einen Gras-platz, io weiss
mai-, daß, sowie man den illiicten
wenden sie Fort sind.
Alle Thiere bewegen sich freiwillig,
aber nur io lange sie leben. Finden
wir den- Rörver einer Schlange ani
We;e, so ist das Erste, nas wir thun,
ihn init einem Stock zu berühren.
Wenn die Schlange sich nur so weit
bewegt, als wir sie mit dem Stock
stoßen, so beißt eg. die Schlange if:
todt. Bewegt sie sich aber von felbsl,
wenn wir sie beriilpren, schlängelt sie
umher uno gleitet vielleicht zuletzt
hinweg, so wissen wir, daß sie lebt.
Jedes lebende Geschöpf, welcher Art
es sein möge, von dem Menschen herab
bis zu dem-winzigsten Thiere, das in
einem kleinen Teich umherschivimmt
Ein stinken-Ihrem
Jm nördlichen Theil dess- Kreises
Samara liegt ein kleines, ärmliches
Dorf Jerinolowla. Als die Wogen
der Bauernbewegung am nächsten
schlugen, wurden auch die Bauern von
Jeeniolowta von ihnen mitgerissen,
und zur Strafe wurde eine Sotnie
ilosaten im Dorfe einguartirt. Voll
Schrecken sahen vie Böuerslein bieSot
nie anziehen nnd machten sich bereits
daraus gefaßt, in türzefler Zeit nähere
Beknnntschast niit dem Nadilalbeil
mittel, der Nagaiia, zu machen. Die
Kosalen vertheilten sich im Dotie, lie
den ihre Pferde vom Ritt ausruben
und spannien fre dann vor bie Pflii »e
ihrer Dauewirtbe »Herr einem so
fchle ten Jahre dürfen wir nicht aus
der iirenlyant liegen«, erklärten fie,
sehen werden tann, bewegt sich freiwil
lig. Sich selbst überlassen, bewegt es
sich und ruht abwechselnd; durch« ir
gend etwas au gestört, geht, lauft,
fliegt, kriecht v- r schwimmt es wag,
Aehnliches kommt manchmal auch
bei leblosen Dingen vor. Ein Stein,
vorsichtig aus den äußersten Rand ei
ner, hohen Mauer gelegt, wird durch
einen leichte-i Stoß herabfallew Aber
wenn ei den Boden erreicht hat, bleibt
er liegen, und wenn wir denl Vorgang
wiederholen wollen, so müssen wir
den Stein wieder aus die Mauer le-s
gen. Betaunt ist das Spielzeug, eine
Maus, die loennge an einer bestimm- »
und das nur mit dem Mirrosscop ge
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ten Stelle berii rt wird, weqläuft,
dem Anschein na von selbst, als od
sie lebte. Aber bald hält sie an, und
wenn sie stehen geblieben ist, so tann
man sie wieder und wieder berühren,
ohne sie zum Weiterlausen zu bringen.
Sie geht nicht eher weiter, bis sie wie
der ausgezogen worden ist. Und je
des Mal, wen-n sie wieder laufen soll,
mus: sie von neuem aufgezogen wer
den. Lebende Thiere bewegen sich
sorl und sort nnd brauchen- doch nicht
attsgeziigen zu werden; denn sie ziehen
sich immer selbst aus· Wir werden
im Verlauf des Studiums der Phy
siologie unsern Körper und den aller
Thiere als seine Maschinen mit allen
Arten von Triebfedern-, die immer
ablaufen, aber sich immer wieder von
selbst ausziehen, betrachten lernen.
Wir sind warm, selbst am tiiltesten
Wintertage, wenn wir tüchtig laufen;
sehr warm, wenn wir gut in Kleider
eingehiillt·siwd, die, wie man sagt, die
Kälte abhalten. aber in Wirklichteit
vie Wärme aufhalten. Das Bett mag
kalt sein, wenn wir des Abends uns
hineinlegem aber es ist warm, wenn
wie es am Morgen verlassen. Der
Körper des Menschen« gleicht einem
Feuer, sich selbst und alles um sich her
erwärmend
Mr sind warm und bewegen uns
von selbst. Wir sind im Stande, uns
zu bewegen, weil wir warm sind; wir
sind warm, damit wir uns bewogen
können. Wir erklärt sich dies? Stel
len wir uns zunächst einen Gegen
stand vor, der tcin Thier, aber wann
ist und sich bewegt, der sich nsur be
wegt, wenn er warm ist, und der
warm ist, uni sich zu bewegen. Z. B.,
eine Lotomotive. Was setzt die Ma
schine in Bewegung? Die brennen
den Kohlen, deren- Hitze das Wasser
in Dampf verwandelt; in Folge dessen
arbeitet der Kalben, während zu glei
cher Zeit die ganze Maschine warm
wird. By dem gleichen Berhältniß,
wie die aschine arbeiten soll, müssen
kahlen verbrannt werden; um sie in
Thätigteit zu erhalten« werden fort
während neue Kohlen ausgeselxiittet;
nnd die ganze Zeit, in der sie arbeitet,
ist sie warm. Jst der Kohlenvorrath
verbrannt, so bleibt sie stehe und wirt
talt, gleich einem tot-ten THlieL
Jn gleicher Weise bewegt sich auch
unser Körper und ist warm, wie die
Dampfmaschine weil ein stetes Feuer
in Itnserem Körper brennt. Dieses
Feuer, gleich dein Ofen der Maschine,
hinlief-f hmt Q-« n- Ooik non-s
Brennstoss, der nicht Kohle, sondern
Speise ist. Jn drei Punkten unter
scheidet sich unser Körper von der
Dampfmaschine-. Erstens wird unser
Feuer nicht benutzt, um Wasser in
Dampf zu Verwandelm sondern in
ganz anderer Weise, wie toir später
sei-en werden. Zweitens ist unser
Feuer ein Verbrenner nicht von trocke
nen Kohlen, sondern von feuchter
Nahrung. Drittens verbrennt die
Nahrung, die wir zu uns nehmen.
nicht in einein abgesonderten Theile
unseres Körper-» in einem Ofen, der
siir diesen Zweck besonders bestimmt
ist, gleich dein der Maschine. Die
Nahrung wird zu Theilchen unsere-Z
Körpers-, und unser ganzer Körper ist
es, der Theilxtxen siir Theilchen ver
brennt.
HON
III-küsse.
Was man Juni Guten wie zum Bösen
deuten tnnn,
Nimm, sei’s NR Bösen auch gemeint,
zum Guten an!
Ter Hunger nuett dein Fleiß zuweilen
Ivohl ins Haus«
Allein die Tluitigteit wirst ihn zur
Thiir hinaus.
Arn besten machst du gleich dein Ding
im Anfang recht,
Nachsesserunei macht ost Halkgutes
völlig schlecht
F. R ii ste r t.
»wir sind selbst auch Bauern, nnd da
wir unsere eigenen Felder nicht bear
beiten können, wollen wir wenigstens
euch helfen. So arbeiteten die sto
saten im Verein mit den Bauern im
Schweiße ihres Angesichts und, er
füllten ihre Ausgabe, Ruhe im Dorf
zu schaffen, in etwas unerwarteten
aber durchaus zweckntsprechender
Weise. Das Interesse an der tleinen
Geschichte wird dadurch erhöht, daß·
sie von ver Opposition verbreitet wird.
Sie soll einen Beleg dasilr a.bgeben,’
das-l selbst die Kosaten kein willenlo
ses Werkzeug der Regierung seien;
inwieweit das Beispiel dafür glück
lich gewählt ist, ist eine andere Frage ;
Der Reiche hat lauter nahe Ver-l
wandte, der Arme lauter entfernte. j
Die rothe Reite.
Eine heitere Geschichte von Alwin
Römer.
Es hatte ihn Mühe genug gekostet,
die rothe Nelie zu erlangen-, die er jetzt
oor dem halbbiinden Spiegel n sei
nes Buchhalterstübchens in: Neben
Esaus der groszen Mühle totett im obe
ten tin-ten Knopsloch seines Sommer
roctes befestigte. Er saß eben in die
sem rastlosen Mühlenbetriebe, tveitab
von der Stadt, wie in einem Gefäng
niß, und ehe er am Sonntag in die
Stadt kam, waren die Blumenge
schäfte längst geschlossen.
Was war ihm also übrig geblieben,
als am Abend des Samstngs, ehe der
Mond herausstieg hinten über den
Forstgartenzaun zu klettern und dort,
ivo sie in verlockender Fülle aufge
bliiht waren, eine zu räubernZ Den
alten Oberiörster selbst konnte er nicht
gut darum bitten, da sie bei einem
Streit über Hiihnerhundc so hart
aneinander gerathen waren, daß sie
sich fortan nur noch mit kiihlem Gruß
begegneten. So lange war das nahe
Forsthaus fein Trost in der Einsam
zleit dieser arbeitreichen, aber auch
»autbeziahsltens Stellung gewesen. Jn!
:traulichen Kreise der Förstersamilie
Thatte er Anregung und Zerstreuung,
iErholung nnd Antheilnahine gesun
den — bis zu dem albern-In Tage, wo
sie sich bei einer Bowle iiber die un
glaublichen Eigenschaften des ober
försterlichen Hiihnerhundes unterhal
ten und schließlich ganz unnöthig
icharfe Worte gesagt hatten-. Denn
der Oberförster war eigentlich gar
kein uniduldsarner Eistret, und Franz
Steinmoser tiiinsnierte sich sonst nicht
besonders viel um Hiihnerhunde.
Aber der Bonilengeistnoar wohl ein
wenig zu stark gewesen: vielleicht
hatte den Mühlproiuristen auch die
Anwesenheit des ältesten Försterkins
htä kmä nnä der- Ftsnsinn auf Iekien
daheim war, verwirrt oder ange
spornt, sich in das Thema zu verbei
ßen, genug ——» seit dem dummen
Worigesecht« bes dem die Botvlenglä
ser schließlich das Tanzen gelernt
hatten, weil der Obersörster seine ge
wichtigston Argumente mit der Faust
auf der Tischplatte sestnlagelte, war
der sonst so sreundnachbavliche Ver
lehr ins Stoden gerathen. Und das
hatte schließlich den braven Franz
Steinmoser ans absonderliche Gedan
ten gebracht, weil ihm die endlose
Einschichtigleit aus der abgelegenen
Müh-le auf die Nerven ssiei.
Er wollte heirathen. Und dazu
brauchte er eben die rot-he Nelte, die er
sich gestern aus nicht gerade rühm
lichem Wege angeeignet hatte. Just
eine Nelle mußte es nämlich sein-, und
zwar eine rothe, mit der er sich die
künftige Haus«-se u erobern wollte.
An dieser rothen elke wollte sie ihn
erkenn-en, die bisher nur ein paar
,,postlasgernde« Briese mit ihm ge
wechselt hatte, nachdem Franz Stein
moser aus ein Jnserat in de: Provin
zialzeitung iich entschlossen, der
.,W5ise von angenehmem Aeußcrn,
häuslichen Neigungen, sanftem Cha
rakter und nicht« unbedeutendem Ver
mögen« näher zu tret-en. Und zwar
sollte das Stelldichein am Sonntaa
in der Lindenallee des nahen Bade-z
G--l:iiisimersteiii. stattfinden
Dieser Sonntag war nun gekom
men. Der Buchhalter hatte sein-e Vor
bereitungen getroffen und riistete sictx
zum Weg nac- dem kleinen Bahnhos,
der zwischen den nächttten Döriern
nnd oern groszen Mühlanwesen ange
legt war·
Ein t:enia Herztlopfen hatte er
doch, als er in den Wagen stieg. Man
konnte nicht wissen, was anr- der gan
zen Geschichte wurde. Und nsenn ausl
ani Ende der Linden-aller nicht gleick
Idas Stand-samt lan, so its-ans doch
jein Schritt, der Vielleicht für sein
Iganzes setneres Leben von Bedeutung
« werden lonnte.
Eben, alg der Zug sich in Beine
acsng setzen sollte, schalllen aus ten:
lieinen Stationggebäude ein paar
.laute Reise-. Der Zugfiihrer nahm
»die Pfeife noclxs einnral von den Lip
pen, und die Schaffner sahen- erwar
tungsvoll nacli der Thür.
Da tain, hochroth vom eiligen Lan
sen, eine junge Dame hemuggesclkrit
ten, Die noch mitbesördert werden
wollte. Es trat Oberförsiees Hed
iria, die stumme Zeugin jenes thö
richten Zwistes gewesen war, durch
den u sich ntit ihrem Vater entzweit
hatte
tir hätte sie kaum wiedererlcinnt, s»
hiibsch erschien sie ihm heute. Marb
ten das die rothen Wangen oder dag
heile, zierliche SoinnierkieidT Ihr-.
Auan waren ihm schon damale aufs
arsallem tiefe, graue Sterne, die nn
willtitrlich Vertrauen erweckten. Sie
hatten mit stummer Bitte am Gesicht
Des Vater-s gehangen, als eT mehr unt
mehr in Hitze, Und die Freundschaft
schnöde in die Brücke gerathen war.
Gefesselt von der ihn wie verwan
delt ansinutlyenden Erscheinung beugte
er sich über das halbofsene Fenster.
um ihr nachzuschauem Leider aber
hatte der batte holzralimen dies-i
Fenster-s jene verhängnisvolle Höhe,
die gerade nöthig war, seiner rothes-.
Neste den Gar-aus u wachem
Als der letzte Zi el des blaßbilauen
Sommer-klein hinter einer Wagen
tbiir verschwunden war, und der Zug
sich langsam in Bewegung setzte, sie!
das arg zerdrückte Neltenköpschen auf
den Bahnstein hinunter, « und als
Franz Steinrnoser aus seinen Sitz
zurückiieL und seine Hand mechanisch
nach- dem sinopslochschtnuck tastete,
jc —
tnußte er zu seinem Entsetzen bemer
ken, daß die io schwor erlangte rothe
Nelte von ihm Abschied genommen
hatte. Nur der Stiel fand sich noch
vor.
»So eine Durnmheit!« fing er
halblaut an zu weitern. »Was ging
mich das Mädel an? Jch hätte le
acht auf mich selber geben sollen, statt
dem kleiner-. Förftersgänsschen nachzu
gassen! Wo kriege ich nun eine frische
Nelte her? Jetzt wird womöglich aus
Der ganzen Sache nichts!«
Höchft ver-ärgert kletterte er in Bad
Schimmerftein aus der Eisenbahn
Eine Blu121envertärferin suchte er
vergeblich. Auch in den Vorgärten
der schmucken Villen blühte nichts,
was ihn hätte aus der Verlegenheit
helfen können. Die einzige rothe
Reite, die er zunächst fah, steckte im
Knopfloch eines etwas verlebt drein
fchauensden, aber ungeheuer eleganten
Stutzers, der mit dieser Zierde nun
womöglich in ein Abenteuer hinein
tnnzelte, von dem er bis jetzt noch
keine Ahnung hatte. Vielleicht auch
wars vie »Waise von nngenehrnern
Aruszern« lurz entschlossen Das eigene
lkrterinungzzeichen in die Büfche,
wenn sie das gefchniiegelte Gigerl er
blickte.
Wie sollte er sie dann überhaupt
noch herausfinden aus« dem Strom
von jungen schönen Mädchen-, die in
der Lindenallee spazierten oder aus
den Neftaurations - Terassen ihren
anfee schlürftenZ Verdrießlich nnhni
er an einem der freien Tischchen
Platz, um die Spaziergänger zunächst
einmal Revne passiren zu lassen,
Während er nachdenklich in feinem
Kafsee hernmriihrtse, hörte er vom
Nehentifche aksgerissene Brocken eines
durch tolles Geticher oft unterbroche
nen Gespräches. Eine Schaar von
etwa zehn iunnen Damen hatte sich
dott niedergelassen und theilte ihr
Jnteresse abwechselnd zwischen Chole
lade mit viel Schlagsahne und den«
jungen Herren, die durch die Alle-e
fivlzitten.
»Nummer sechs-l« sagte eine kecke
Brünette mit verhalteneni Jubel,
während ihre leicle auf einen Dandh
gerichtet waren, der merkwürdiger
Weise auch eine rothe Nelte im Knopf
loch trug.
»Mehr-hastig —- wieder einer!«
wisperte eine jener Blondinsem die zu
viel Eisen im Blut haben sollen.
»O, es werden noch viel mehr! Jhr
werdet es erleben! An zwanzig haben
wir geschriebem Davon kommen
mindestens fünfzehnt« bemerkte ihre:
Sache sicher ein Schwurztöpfchen mit
einem leisen Zug von Blasirtheit im
Gesicht-.
»Ein ganz wundervoller Spaß!«
freute sieh ein laum flügges Semmel
blondchen.
»Es wird noch« viel schöner!« be
lehrte sie die Schwarze. »Ihr müßt
nur auspassen, wie sie sich gegenseitig
anstsrrem wenn sie sich begegnen. Als
wenn sie sich auffcessen wollten-! Es
ist zu amiisanll —- Da kommt übri
gens Nummern sieken!«
Franz Sieinmsoser wandte den
Kopf, um gleichfalls »Numero sieben«
zu mustern. Wahrhaftig: es war
wieder eine rathe Nelket Da schva
ihm heftig das Blut ins Gesicht. Er
wußt-e plötzlich, daß die »Waise von
angenehmen Aeufzern untr- den häus
lichen Neigungen Und so weiter« eine
nichtsnutzige Erfindung dieser über
muthiaeni Manche-n war, me na) einen
Extraspaß siir ihren Sonntag Nach
ntittag hatten leisten wollen
Am liebsten wäre er zu ihnen hin
übergegangen und hätte ihnen ein
paar gesalzen-: Grobheiten gesagt
Aber dann hätten sie ja aewußt, daß
er eigentlich ,,Numero acht« war. Und
das mochte er doch nicht Verrat-been Er
stand also hastig auf unl- mischte sich
nnter die Spaziergänger, von Herz-en
froh, daß seine rothe Nelle ihm zur
rechten Zeit Valet gesact l,atte. Und
da es geschehen war, als er dem hüb
scken Förstersztinde so ais-gelegentlich
naelgesehem fühlte er sich dein jungen
Mädchen aus einmal dankbar ver
pflichtet. DagJ4 gab ihm wohl auch
den Mut-h, sie freundschaftlich, als
wenn nicht-I gewesen wärt-, anzuspa
chen, als sie ihm mit einer in Schim
cnerstein ansacsnclxten Tanle aus der
Promenade entgegenkam.
»Ein Freund von Pape.!« stellte
Hedwia ihn vor und errbtsete da bei,
als ob ejs ein aanz absehen-lichter
Schwindel sei, den sie da veriiGe
Er lächelte heimlich, war aber herz
lich zufrieden mit dieser tattvollen
Umgebung jenes schlimmen S.treites.
Und nun wurde er ziun Kaisee einges
laden. Die Wohnung der Tante lag
gleichfalls an der Liiidensallee, und als
sie von der traulichen Veranda hinab
sahen in das tunrte Treiben der sonn
täelich geputzten Menge und iiber alle
möglichen Dinge plauderten, ward
dem guten Franz Steinmoser so wohl
und behaglich, wie seit langem nicht.
Diese kleine Hedwia war doch ein gar
liebes, frisches und natürliches Ge
schövscksent
Ein Ausruf des jung-en Försterkin
des ließ ihn aus diesem ihn wunder
lich einspinnenden Gedanken aussah-—
ren.
»Sieh nur, Taute, wie viele Her
ren heut’ rothe Nelten tragen-l«
tief ste·
Blumensvrache!« oratelte Tante
Dorothea wichtig
,,Wieso?« fragte Hedwig, während
Stetmnoser roth wurde vor innerli
cher Betlenimungi
»Das heißt so viel, wie: ich bin
noch zu haben!« gab die alte Dame
Auskunft »Herr Steinmoser darf
U
sich auch eine anstecken, wenn er will!
Hinten im Garten ist ein ganzes Beet
voll! Geh und hi« ihm eine!«
Aber Franz Steinnjoser protestirte
heftig. Auf teinen Fall wollte er
heute noch einmal mit einer rothen
Nelie ge"chmiickt sein.
»So ind Sie also nicht mehr zu
haban« neckte ihn Tante Dorothea.
,,Vielleichtt« gab er ausweichend
zur Antwort und sein Blick streifte
das Förstserstin«d, das trotz aller Ge
genanstregrungen in eine ganz un
motivirte Verlegenheit gerieth.
Die Rückfabrt in der Eisenbahn
legten die beiden Sonntagsausslügler
in dem gleichen Abtheil zurück. Hed
wig erzählte dabei dem Fabr-genossen
wie arg es den Vater bedrücke, sich
mit ihm entzweit zu haben Und da
er sie jetzt am Bahnhof erwarte-, sei
das eine Gelegenheit, sieb- oshne viele
Worte wieder zu vertragen
Da fing er an, such selbst anzukla
gen, was fiir ein Thor er gewesen sei,
die ganze schöne Zeit fo versäumt zus
haben! Die freien Wochen seien doch
nun gewiß bald dahin!
s »Welche Wochen?« fragte sie er
kannt.
»Nun, Ihre Ferien, Fräulein Hed
totg!«
»Aber Herr Steinmoser«, sagte sie;
streng, »Sie besuchen doch Papa!« »
»Das war ein-mal!« rief er und
sah ihr ganz verwegen dabei in das
jäh in Puroer getauchte Gesichtchen.
»Wenn ich jetzt wiederkomme Lüm
niere ich mich um den alt-en Brumm
bär zunächst gar nich-t, sondern ——«
»Deinen Sie an Ihre -— künftige
Frau, Herr Steinmoser!« unterbrach
Is- sw
,,Wie meinen Sie das?« erkundigte
er sich verdutzt. »Sitlez — wenigstens;
vorläufig -— das he t—
»He-den Sie nicht vorhin die rothes
Nelke zurückgewiesen, weil — weil’
—« zoisperte sie verlegen. !
»Ach was!« sagte er ärgerlich auf
lachend. »Diese verwünschte rothe
Neltet Sie sollen es erfahren, wie
die Sache zusammenhänat!« s
Und dann beichtete er. i
Als der Zug einfuhr, hatte er ge
rade noch Zeit zu fragen, ob sie ihn.
noch »sehr lächerlich« finde wegen die
ser befchsiimenden Reiten-geschickte
Aber dazu hatte sie eins viel zu gu
tes Herz! Sie fand es abscheulich von
den schlecht gerathenen Mädchen, und
bedanerte sehr obgleich —
Aber da die Thiir jetzt geöffnspet undi
das verdutzte Gesicht des Oberförfterss
sichtbar wurde-, kam sie miit dem Satz
nicht zu Ende, denn Franz Ssteinmo
ser pack-te die Gelegenheit bei-m
Schopfe und fragte seinen bisherigen
Gegner direkt, oib er sein Schwieger
vater werden wollte. !
Und der nickt-e bloß und schlug ishnl
auf die Schulter, daß es Patschte
W
Naturgemäß.
»Durer denn die Gefangenen der
hiesigen Anstalt auch- baden?«
»Versteht fich· die kriegen aber nur
Sitzbäsder.«
Umfchtieben·
Gattin: »Du kommst ja von Dei
neinZSpazierritt schon so früh zu
riåck «
Sonntags-reiten »Ja, mein Pferd
kjsatte Heimtveh.«
Grmüthlich.
Tourift (der sich ein Schnäpschen
bestellt-hat, zum Wirth: »Na» das ist
doch eine Unart, dafk Ssie erst aus der
Flasche trinken und dann mir ein
Glas servirens wollen!«
Wirth: »Na-, ich muß doch kosten,
ob ich auch die richtige Sorte er
wischst hab’!«
M
’ - Gm- ikssm s
Gerichts-Vorsitzend» Humi Auge-»
ilagtens): »Sie gestehen also zu, aus -
dieser Arzneischnkhteh worin die
Magd— ihre Ersparnisse aufgab-wah
ren pflegte, das Geld nach und nach
entwendet zu haben. Aber, was konnte
Sie zu dieser That veranlassen?«
Angeklagte-n »Nun-»weil auf der
Schachtel stand: ,,Ti:ig.lich zweimal
davon zu nehmen«!«
Ausg.
Dame: »Das if, welches Sie
mir angefertigt haben-, chmerzt mich.«
Zahnnrzt: »Ein Beweis wie natür
lich die Zähne sind.«
Eine Kenner-im
,,St«auben- Sie denn- auch ’mai mein
Attila-Porträt ab, Minna?«
»Rese, gwä’ Herr, dsas siehst so am
Natiirlichsten -aus!«
Im Bilde geblieben. «
Wirth: »Wie finden Sie das Bon
quet des Weins?«
Gast: »Großcarii·a, hat sich im
Wasser sehr out gehalten·«
Höchfi einfach. »
Ec: »Aber, liebe Emilie-, ich sehe
nicht ein, warum ich denn immer un
recht haben soll!«
Sie: »Seht einfach! Weil ich im
mer recht habe."«
Der Witwen «
Der Huberbauer begiebt sich ain
einem Freitag zum Herrn Pfarrer,
um ihm von dem eben erfolgten Ath
lebeni seiner Frau Mittheilursi zsu
machen »Und wann soll densn’ Be
gräbniß sein« Huberbauer?« steigt der
Geistliche-.
»Um dreie, Herr Pfarrer, Montag«
nnd fügt bedauernd hin-zit: »S’is
schad’, daß sie nicht gestern gestorben
ist, da hätten wir sie Sonntags be
graben können«
Kinderwund.
Der kleine Willi: »Ich wollte ich
wäre Sie, Herr Müller!«
Herr Müller (der zum Essen gelct
den wurde): »Weshalb, mein Kind?«
Der kleine Willi: »Weil man mich
dann nicht an den Ohren ziehen würde,
wenn ich mit dem Messer essen würdet«
Reiswein-.
Tochter des Hauses (zur Köchin):
,,Jhnen kann man doch etwas- anver
trauen! . . . Wissen Sie, was unglück
liche Liebe ist?«
»O, schon 23 Malt«
Unverschämt.
»Anna, ich glaube, Sie benützen
meine Schleier!«
»Aber, gnä’ Frau, ich hab’s doch·
nicht nöthig — daß ich so dichte
Schleier trage!«
Ist-immer Wunsch.
Spaziergänger: »Wenn nur erst ’n
Straßenvertehrgmittel erfand-n wär’,
mit dem man diese Makcfizautler
überfahren könnt’!«
Schon möglich.
»Haben Sie schon eine Braut, Herr
Meier?«
»Es kann sein —-- ich war seit acht
Tagen nicht beim Heirathsvermittler!«
Mißverstäiidiiiß.
Nesfe (zum Onkel): »Ohne Um
schweife gesagt: Jch habe 9(),0(«)() Mark
Schsulden!«
Onkel: »Das ist wriklich sabel
aft!«
Nefsez »Nicht wahr? . . . Na schau,
I«
und ich hab’ ganz klein angefangen.
T
Zartfülslcud.
k
!
.,·’3(it da Nazi gsstortsn is, cu: Festdl D--i’ Spezi, qe-lt5... Ouii
D ’n aa’ so gem, wie ’n Nazi?«
,,A geh, hör· mn auf mit ’n; Her-ZU Do sont da Nazi do« ganz ri’
andarak Wann dem wag net paßt ins bei mir, nacka hat a nm einfach
a Watsch’n k1cb’n -- Du Ferdl alm, der redt Hi EIN-I siloaniqteit kuri«a'
Pasnr Tag nix mit mir!«
-