Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 23, 1906, Sweiter Theil., Image 13

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    E Arm-sie jaggnd.·
Kleine Piandereien.
Die Sterne.
An klaren Abenden sehen wir am
Himmel jene lichten Punkte erscheinen,
welche wie Sterne nennen.
Diese kleinen Körper können uns
als treue Gefährten durch das Leben
begleiten, irenn mir nur versuchen,
mit ihnen bekannt zu werden. Aller
din s ist die Getellschast eine zu
ges-Ze, cle- daß trir mit allen Be
kanntschaft antniinsen könnten. Denn
in einer hellen Nacht können wär,
wenn der Mond nicht sichtbar ist, zwei
is dreitnirsend dieser Himmelstörper
mit dem bloßen Auge wahrnehmen
nnd nehmen wir eines der stärksten
Teleseotse zur Hilfe, entdecken wir
frinszehn bis zwanzig Millionen der
selben.
Aber zwanzig bis vierzig der größe
ren Sterne, welche über die Scham-en
der kleinen zu herrschen scheinen,
kann man ohne große Miiye kennen
lernen. Folgt mir, meine Freunde,
und ist, werde euch einige dieser
,,E:elsteine des Himmels« vorstellen.
Versetzen wir uns im Geiste aus
das Dach eines Hauses oder auseinen
erhöhten Punkt, von welchem wir den
ganzen Himmel iiber uns beschauen
können. Vor einer Stunde ist die
Sonne irn Westen niedereegangein
Schon haben die Sterne ihr Erschei:
nen gemacht. Seht! Gleichen sie nickt
ganz kleinen Oeffnungen am Hirn-«
mel, durch welcke das Licht durch
bricht? Der Himmel erscheint uns als
eine ungeheure hohle Kugel, in deren
Mtitelpunkt wir uns befinden. Wo
diese qrcße Kuael die Erde zu berüh
ren sckeint, bildet sich ein Kreis-, den
wir den Horizont nennen.
Die Scnne ist vor einer Stunde
unter dem Horizonte itn Westen ver
schwnndxssr Am Morgen stand sie im
Osten iEl-er dem Horizonte. Während
des-; Tages hat sie den ganzen Himmel
vom östlnlren bis zum westlich-en Ho
rizonte umkreist.
neun irrauen ivkr geraoe aunvarm
Um vollkommen steter zu sein, daß
unser Auge auch in einer ganz gera
den Richtung nackt vbzn blickt, wollen
nir ein Stiiet Schnur, einen Fuß
lang, nehmen, daran eine Blietugel,
einen kleinen Stein oder gar ein Fe-.
dermesser befestigen und halten die
Schnur, das Gewiss-l nach unten, in
der Hand-. Wir haben dann eine
Senticlsnun welche genau nach dem
Mittelpunkte der Erde unter uns und
aniwiirls nach einem Punkte ap-.
Himmel weist, welcher der Zenith ge
nannt witt.
Nun schwingt die Hand vom nörd
litten Horizonte durch den Zenith in
der Richting des südlichen Horizon
teL. Durch dieses Schwingen der
Hand beschreibt Jttr einen Halbtreis.
Nun denkt ersch, daß dieser Halbkreis
sich so ausdehnu, daß er den Him
inet durchschneiden man nennt einen
so aednckten Kreis den Himmelgmetii
binn. cis ist ietzt sechs Uhr Abencs
geworden Beet-echten wir nun die
Sterne, neie sie den Himmelsmeridian
durchziehen, denn wir werden sie wäh
rend des ganzen Abends- von Osten
nnzb Westen ziehen sehen, ähnlich der
Wanderung der Sonne während des
Tages. Wir beobachten, daß Sterne
fortwährend unter ·dem westlichen
Horizonte verschwinden, während an
dere unaufhörlich im Osten erscheinen.
Betrachtit nun jenen breiten Tiber
streifen, welcher den Himmel erude
nördlich von unserem Scheitelpunltc
(3enitl)) Lurchzreht und sitt-westlich
und nordöstlich mit dem Horizonte,
zusammentrifft Wenn wir diesen
Streifen genauer ansehen, finden wir,
daß er aus einer nroßen Menge sehr
dicht an einander stehender Sterne
besteht.« Diesen den Himmel umkrei
senden Sternenring nennt man die
Ttiilchstraße.
Dicht am Rande dieser Milchstraße
hat jept gerade der erste einer Gruppe
von iius glänzenden Sternen den
Himmelsmeridian erreicht.
Diese fiinf Sterne lfilden zusam
men eine Zickzacklinie, nd ihre Stel
lung gibt ihnen ungefähr das Aus-«
sehen eines liegenden Stuhleg.
Jn Verbindung mit fünfzig ande
ren Sternen, welche so ziemlich mit
des-i bloßen Auge wahrzunehmen sind,
bilden sie eines Der großen Sternbil
der oder Conste7tatienen, in welche das
ganze weite Himmelsgebiet eingetheilt
wird. Die alten Völker nannten diese
Constellation die Eassiopeia, und der
erste jener fünf glänzenden Sterne,
welcher gxrade den Meridian erreicht,
heißt Caph. Drei Stunden später,
also um neun Uhr, werden alle Sterne
dieser Ernstellation den Meridian
überschritten haben.
Die größer-en dieser Sterne haben
alle ihre Namen, welche sie bereits seit
mehr als 8000 Jahren tragen. Auch
die kleineren hat nran alle genau ge
zählt, und ihre Sjellung ans Himme!
ist in unseren Stern-Catalogen genau
verzeichuet.
vrun ragt :1en rema den Jererrrnan
entlang nach Norden, halbwegs bis
zum Horizonte, schweifen. Der glän
zendfte Stern, den wir dort findet-,
heißt der Nordftern oder nördliche
Polarfiern. Wir mögen diesen Stern
die ganze Nacht hindurch oder wäh
rend irgend einer Nacht itn Jahre be
oba·chten —- ftets fcheint er dieselbe
Stellung einzunehmen. Man nennt
ihn auch deshalb den Nordpol des
Himmels. Er ist jedoch nicht ganz
genau am wirklichen Nordpoh sondern
etwa 11,.J»- Grad davon entfernt. Dies
ift der Stern, auf den fickf die Seefab
rer besonders verlassen, um ihr Schiff
während der Nacht durch den pfadi
lofen Ozean zu fteuern. Auch für die
Reifenden in der Wüste oder der
Wildniß ist er der Leitftern.
Nun richtet eure Blicke noch etwas
weiter den Meridian entlang, fast bis
an den Horizont. Hier finden wir
eine wichtige Conftellation, Urfa ma
ior, der große Bär genannt.
Hier In Amerita nennt man sie
auch »Viel Dipper«. Vier Stern-,
durch ihre Stellung faft ein Quadrat
bildend, haben die Form eines Schö
pfers oder »dipper«, während drei
nach links stehende Sterne den Griff
des Schöpfers bilden. Zu dieser
Stunde bemerken wir, daf-; sich der
Griff niederwärts neigt. Von Stunde
zn Sinnen wird diese Neigung be
rnerthaeer, nnd um neun Uhr zeigt
der Griff saft gerade hinunter in der
Richtung des Horizonte-D
Wenn wir diese Conftellation die
ganze Nacht hindurch beobachten könn
ten, würden wir sehen, dafr die ziriei
Sterne, welche in der MIte des ,,dips
per«, iüdwefttich von dem Griffe,
stehen, fortwährend nach dein Po-:
weisen und die übrigen zwei Sterne
um den Pol in der umsaetehrten Rich
tung der Bewegung der Uhren-reiner
sich drehen, aber die Dreinrng ift nur
halb so schnell, wie die des Stunden
zcigers einer Uhr. .
Wir ntiißten wohl die ganze Nacht
bis sechs Uhr Ethrgens warten, ehr
diefe Conftellation Iden Himmel-,
rueridian über dem Nordpol erreicht
hat.
Wir werden einen anderen Abend
benützem Um die herrlichen Plejaden,
den aroßen Orion und andere Sterne
zu beobachten, wie sie in ruhiger Ma
jrität die Himmelsbahn durchwun
dern.
Ein französisches Dorf life Deutsch
laut-.
Der Pariser Schriftsteller Jules
Huret, der im »Figaro« in einer Arti
telserie deutsche-z Leben und deutsche
Sitten beschreibt, schildert in seinem
letzten Artikel die Ortschaft Fried
richgdorf kei Homburg die er ein
sranzöstickeg Dorf mitten in Deutsch
land nennt. Nach eiiiigen einleitenden
geschichtlichen Bemerkungen iiber die
Gründung von Friedrichedori durch
die Hugenotten erzählt er, daß der
Ort heute fünfzig französische Fami
lien aufweist, die alle in guten Ver
hältniiien als Handwerker, Gewerbe
treibende und Arkeiter leben. Der
Geistliche, Herr Paitor Hahn, liat den
französrten Autor im Dorfe herunt
gefiihrt und mit einigen der dort
lebcnden Franzosen bekannt gemacht.
Ter Pfarrer erzählte, r.:s3 man heute
noch viel tin Orte iranzösisch spreche,
daß aber in ungefähr zwanzig ah
ren die Laute der sranzösi eher-.
Sprache hier unbekannt sein würden·
Aucki der Bürgermeister des Ort-es
spricht bis cus den heutigen Taf fran
zösisch. Jn der Kirche predigt der
Geiiiliclje arn Vorniittage in franzö
sischer und-am Nachmittage in deut
scher Sprache Jer der Schule ist es
den Kindern freigestellt, am deutschen
oder französischen Unterricht treilzu
nehmen. Augenblicklich zählt Fried
richs-darf 1700 Einwohner, von denen «
über drei Viertel Teutscte sind-. illa-Z
rnentlich seit, dem De fix-Französi-;
Fee-m Fett-zage- Hekt vie aht De: Deut-I
chen überhand genommen Die Ein El
wolzner des Ortes lxciken natiirlickiIH
mich an dem Kriege theilgenommen
Idee lernt-»- tvtltdse ge ödt»et, nur einer. i
i
i
Lebeau, mußte ein Bein einbiiszen
Die in Friedriehgdorf wohnenden und
noch heute die Sprache ihrer Heimath
sprech-enden Franzosen haben viele
deutsche Ausdrücke mit in ihr Jdiom
hinübergenommen So scheint ihnen
besonders die deutsche Redensart: »Er
ist zusammengesatlen!« für eine Ver
son, die alt und gebrechlich geworden
ist, gefallen Zu haben. Denn die
Franzosen haben sich daraus »i! est
tombe ensemble« gemach-L Natürlich
haben sich die französischen Familienv
in Friedrichsdors auch sehr start mit
deutsch-Im Blute vermischt. Die Ge
schichte ihres Baterlandes interefsirå
diese Franzosen so gut wie gar nicht
mehr, in ihren Wohnungen hängen die
Bilder von Kaiser Wihlem dem Er
sten, Wilhelm dem Ziueiten nnd Der
IKaiserin. Auch die Zedanfeiern be
gehen sie festlich zusammen mit den
Deutschen, und nach zehn Jahren, so
erläuterte Pastor Hahn, twird die
sranziisilche Sprache aufgehört haben,
obligatorisch in den Schulen zu sein.
Enfant semble-.
» . . Meine Schwester und Mama
verdzn gleich kommen, Herr Assessor
Sie sollen indessen Platz nehmen!
.,. Haben Sie vielleicht schon Hun
Ier.«
»Warum fragst Du so, KarlT«
»Weil Mama vorhin sagte, heute
vird er wohl anbeiszen!«
Widerspruch
A.: »Sie wollen sich wirtlich frei
villig zum Militär melden; warum
vJena«-« ·
B.: »Weil mein Vater mich dazu
lwingt.«
—
Das erste Kleidchen.
Eine wahre Geschichte ausdem Leben
einer Mutter von Betth
Jsolani.
Im Leben eines Kindes giebt esz
fast täglich eine Prerniere, die von
den Eckern mit g.r17fs.em Interesse
wahrgenommen und oft mit Jubel be
grüßt wird.
Bald sieht die Mutter, daß das
Fiindchen zun- erstenmal sich nach ihr
mnwendet und Dadurch den Beweis
giebt, daß es zu beobachten beginnt;
srexidigei noch wird das erste Lächeln
te Kindes begrüßt, oder das wich
tige Ereigniß, daß die kleinen Händ
chen, die bis dabin blindlinne um fiel,
griffen, zum erstenmal zielbewußt und
v,i«ielsicl-,-er nach Ver Klappcr oder nach
dei Puppe qegrisfen haben. Die wich
tigsten Premieren aber im Leben des
.tindeg sind der erste Zahn und der-·
eiste Kleidchen Ja, das letztere
Ichliefzt sogar mehrere Premieren ist
sich: wenn eg inks Haus gebracht wird
und die Mutter sich vorzustellen
sucht, wie dnä Kleine sich darin aus
nehmen wird, und dann, wenn end-—
lich der große Tag da ist, wo das gr
Liebte Kind hinsinqestectt wird
Bei unserem Trudchen war nun
freilich diese Premiere anders geartet
alg sonst»bei anderen Kindern »
f Unser Trudchen hatte nämlich nicltl
weniger als sechs erste Kleides-m
Als alle diese zusammen vor mir las
,ien, war ich nicht wenig entsetzt über
diese Toiletteniüllr. De wäre es j-:.
leinahe nöthig, für die Anzüge des-«
fünf Monate alten Kindchens einen
neuen Schrank anzuschaffen.
Triidchen war noch nicht auf der
Welt gewesen, da war bereits mit der
Tisiischeaussteuer ein Prächtiges Trag
t.·"eidchen von meiner guten Matt-(
angetommen »Das erste soll natür
lich das Kind Von mir haben!« hicß
" ei dabei. Kaum war es dann ein
paar Tage alt, so traf von meiner
Schwiegermutter ein Anzug ein. »Da
deine lieben Eltern«, so hieß es in
dem Brief, dir j.i die Aussteuer für
Euer tileinchen gesandt, soll dar
Fiind wenigstens von mir das erst-:
tileidchen erhalten. «
Meine Pfle- eni irtter stellte sich naea
einigen Wochen mit dem dritten »er
sten« Kleidcheii ein· Sie habe aZsichk
lich so lange gewartet, um erit zu
sehen, wie sieh das Kind entwickele oc
ihm rola oder betlb: au besser zu Ge
sicht stehen würde. Nun aber woiiie
sie nichi länger iiigrrn, damit ihr nie
mand zuvortomme. So brachte see
denn, obwohl unser Kind ein Mädchen
war, abweichend von der iveitverarei
ieten Sitte, das; Mädchen in Rost-»
sinaben in Helle-lau getleidet werden«
ein alleiliebstes Tragileidchen niit
hellblariem Auåvute. da sie das für
Dies kleine Wesen tleidfamer fand.
Tante Klara die liebe, gute Alte,
brachte ihr eigenes-s erstes Tragtleid
eben, das- seinerzeit — lang, lang isi’.»t
ler! —— ioohlverpactt von ibrer Deut
ter aufbewahrt worden war, und dag
fie nun mit einigem Stolz in meine
Liiinde legte. lind selbst die uraite
Tante Liiia ließ es sich nicht nehmen,
wieder einmal einen Ausflug unter die
Menschheit zu machen. Es war wirt
Jich rührend, wie die gute Alte, die saf
ikie aus ihrerWolinung herauskom, es
eilig hatte. dein skxtrofznichtchen —-— das
siinfte Kleid »in bringen, damit ja kein
anderer ihr zuvortam
Und schliesilich überreichte nii.«
meine Freundin Liefei. meine beiie
nnd alte Jueendfreundin glüelselig
ein Kleid cheii, dar sie selbst gearbeitet
hatte fiir mein Kind. Und ich aii
nicht das Herz, er allen denen, di zii
spät getoriimen waren, offen zu ge
stehen. Ex- iuiire ja zu grausam ge
iuefen, allen den Lieben, Guten die
Enttäiiiaung zu bereiten. So ließ
ich sie denn alle ruhig schenken und
vertvictelte mich « das ist eben der
Fluch der bösen That! -——- imnier wei
ter, denn jedes- Iuollte nun wissen,
wann Trudehen iiii Schmuck feines
neuen Llnzugeg sich der staunenden
Welt zeigen würde.
Eine der sechst- Spenderinnen niachtr
sogar densltorsetilag da unser Kind isa
»in dein itleidchen« ganz besonder
süß aussehen würde, einen -Rieseii:
teiffee fiir die ganze weibliche Ver
inandtsetiaft zu veranstalten, um bei
dieser Gelegenheit das Kleinchsen in
feiner Toileite vorzufiihren. Wis
striiubten uns natütlich gegen alle
derartigen Vorschläge und hatten rjsr
einen Wunsch, daß nicht einmal zu
fällig znsers der Spenderinnen bei uns
zusammentreffen sollten und nun se
uieterisch die Vorführung der Pre
iiiiere verlangen würden.
Und wir waren vom Glück begün
iiiat, unsere fromme Täuschung tani
nicht aii den Tag, unser Kind trug
lrreits die Kleides-en alle abwechselnd
iind in meinen Gedanken spendete ich
den verschiedenen Geberinnen jedes
mal,- wenn Tiiidchen das betreffende
Stück angezogen hatte, meinen beson
deren Dant. Kam eine der Verwand
ten zum Besuch-, so prangte natürlich
Trudchen in dem Anzug, der von ihr
stammt-.
Da aber stand die Katastrophe be
rort Der Grofzpava sollte in weni-v
gen Tagen seinen siebzigsteu Geburts
tag feiern Natürlich mußte Trudchen
dabei zur Grat uliiiionseour erfchei
Hien, und sicherlich würden, wenn nicht
alle sechs Spenderinnen, doch einige
von ihnen dort fein, zumal ja auch
noch unser geliebtes Kind als eins-r
rer Glanzpuntte des seltenen Feste-J
aelten konnte
Was wa r da zu thun? Jminer
niihet riiette der Tag; jetzt mußte alles
herauskommen Sollten wir das Kind
überhaupt lieber zu Hause lassen-?
Das würde uns der Geburtstaesjubi
tat wohl niemals verzeihen. Wir zei
drachen uns den Kopf, wie aus der
Klemme beraixszntornmen sei.
»Vielleåent gießt es an dein Tage
wie mit Kannen«, sagte mein Mann
und suchte mich damit wenigstens siir
einige Taste zu beruhigen. Als aber
der Tag da war, goß es nicht wie mit
Mannen sondern der Himmel strahlte
im eitelsten Jiibclsonnenglanz. Jchs
lsreitete noin einmal die sechs verschie
denen Kleidchen ror mir aus, um mich
nun schweren Herzens zu entschließen,
nsem von den Geberinnen ich unfrei
irillig den Schmerz bereiten sollte.
Mein Mann stand dabei und sagte
scherzend: »Ich werde alle sechs in
einen großen Sack thun, und dann
kannst tsu mit verbundenen Augen
eins herangzielreii.«
Während wir noel, über kiesenVors
schlag lachten und ich kläglich erwi
teite: ,.Lluguste würde sieh dafür be
denken, die Kleidchen zu dem Zweck
aepliittet zu l)«aben«, kam Auguste, un
sere Kindecfrau, mit Trudchen herein.
Sie hatte das Feind im Stecktissen auf
dem Ariu.
»Sieh iiur«, sagte ich zu meinem
Manne, ,,am schönsten sieht doch
Trudcheti im Stecktissen aug. Da er
scheint das Köpfchen noch einmal so
oreit!«
»; a«, antwortete er, »du hastReil)t,
und deshalb schlage ich vor, unser
iind erscheint zur Gratulationseour
iin Steeltiffen!«
»Ja, Männel, das ist sicher oad
leite. So wird es gemacht!«
Mit großer innerlicherBefriediguna
und Erleichterung packte ich die seelrs
Aussing wieder sen, Ynd Trudchen
überreichte dem litroßpapa vom Steck
tissen aus den Feststrausz.
»Aber weshalb bringt ihr denn
Trudcheu nielxt im Kleidchen aus«
sresgte eine der Verwandten
»Nein-: kief ich aus, »unter nindj
ist noch zu jung, um es immer in
Liileidcheix hseriimzutragen. Jch halte
das gar nicht fiir gut. Solch Kind
itten ist noch zu schwach und ums-, viel.
mehr Ziegen als- sitzen«
Lllle Grvfzniiitter nnd Tanten :«e-.
iobteii mitl) und waren erstaunt, das;
ieb als jiinae Mutter bereits so otel
Erfahrung bewies· Daß iii diejeni
Falle die Noth die Mutter der Tu
gend rzeivesem ahnte glücklicherweise
niemand.
W
»Wie hieß doeh gleich der Kern
Man schreibt ans der Schweiz:
Ueber den vor Kurzem in Zürich im
hohen Alter verstorbenen Professor der
Rechte uns. Staatsinann Jakob
Treichler erzählte Gottfried Keller
einmal folgende launiae Adsekdote. Es
war am Abend des- Taaeg, der den
Fricengschlusz zwischen Qesterreich
nnd Frankreich nach dem lombardi:
schen Feldzu e gebracht hatte (am 10.
November 1 59). Die Zijricher Re
gierung gab den Bevollmächtigten bei
der Staaten ein glänzendes BantetL
Die trefflichen Schweizerweine lösten
rasch die Zungen nnd man plauderte
ungezwungen miteinander. Einer der
österreichischen Herren schwelgte in
Jngenderinnernnaen Sich- an seinen
Nachbarn, einen Der Züriiker Regie
runagrätbe, wendend, sagte er:
»Als ich noch junger Anfänger mar,
da trieb sich gerade im Kanton Zürichi
ein langer, hager-er Kerl umher, der;
newaltiae Brandreden hielt und den
Kommunismus predigtr. Wir muß-i
ten iiber diese Hopfenstanqe viel nacht
Wien an ten seligen Staatskanzler
berichten Aber, bitte, wie Jiieß doch
der Kerl? Leichlen Weichler, Weich
ler , Seichler oder so nnaefähr. Na,
Zie werdens schon wissen.«
Woran der Gefragte mit bezeich
nen-der Handbeweanna argen den der
Tafel Vorsitzenden benxerktet
»(5xcellenz zu dienen, der Herr Re
aierunggpräsident Dr. Treichler. --——
—--.-.---—
Das Peter-te und der Großherzog.
Jn einem fiir den arofzen Verein
der Badener in Berlin geschriebenen
Festspiel fiir das Jnouäum des Groß
herzogs von Baden (,,Ein Auftakt«,
lsoncordia, Berlin) kommt Rudolf
Pregber a s die hiibscheJdee, als letz
ten Gratu anten »das Peterle«, einen
tleinen Bauernburschen aus dem
Schwarzwald, austreten zu lassen.
Das Büblein gibt sich Miche, hoch
Deutsch zu reden, fällt aber immer
wieder in seinen badischen Dialeti
mriict Sein munteres Spriichlein
aber lautet so:
Achtzig bischt Du « ich bin acht,
Doch ich wachs noch tüchtig; s.
Und der Lehrer sagt, das macht
Zebnmal mehr ;g isch richtig.
Aber werd’ ich auch so alt
(.Hei, dsa kann ich lesen)
Nirnmerniehr vergeß ich halt,
Wie Du gut gesxvesenl
Wie a Jed’g am Fenster flog —
Alles drunter, drüber
Wenn es hieß: »Der Großherzog
sKinder. fährt voriiber!«
sllnd der Vater stößt michs an
»Mit als wollt’ er zanke),
»Biible, grüß’; das isch e Mann,
Den: wir viel verdanke-!
Grifle Und wenn d’n Greigle knirscht,
Kannst Du’5 recht verschtehe,
Was Du für en edle Fürscht
Haschz als Kind gesehe.
»Lieb’ vererbt sich im Geschlecht,«
Sagt er »Sell verspür ich.«
Immer hat mein Vater recht,
Und — d’rum gratulir’ licht
—
Die wilde Karte-Ich
Ein Wiedersehen mit der Kartoffel,
der im subtropischen Chile einheimi
schen und von dort nach Europa ge
brachten Pflanze, schildert der Ent
deeler des ,,Ad-a-Gletschers« in den
Anden von Chile, Professor Giißfeldt.
»Unser Piroal«, so erzählt er, ,,lag
hart am Fuß des Felsenthores, durch
welches der Ada-Gletscher gebrochen
niedergeht, in der Höhe von 222lj
Meter. Hier fand ich auch zum ersten
mal die wilde Kartoffel. Obwohl ja
gerade das westliche Südamerita das
Heimakhland der Kartoffel ist. so
niuthet uns Europäer der Anblick der
Violetten Kartoffelbliithe doch heimisch
an, nnd wir denken dabei an weite,
ebene Felder, die von unseren Bauern
bestellt weiden, an Amerika nnd Glei
scher denken wir dabei jedenfalls zu
letzt, und diese Papan del Campo —
so nannten sie meine Leute — erschien
mir wie ein örtliches Seitenstück zu
dem, was zeitlich ein Anachronismug
genannt wird. Jm Spanischen heißt
Kartoffel Papa; dsi in Sudamerika
kaum ein Wort seinem Diminutirs
entgeht, so tonrde Auch die Papa in
eine Papan verwandelt — »del
campo« vom Felde-, d-. h. wild wach
send. Vergebens suchte ichs aber nach
den nutzbringenden Knollen der Pflan
ze: sie fanden sich nicht«
-——--.-.-.-———
Wo das römtsehe Recht noch gilt-c
Seit dem Nenjahrstaa 1900 gilt
es bekanntlich in Deutschland nicht
mehr, wo es in der fubsidären Form
des aemeinen Rechts dis dahin einen
großen Theil des reutschen Gebietes
beherrfcht hatte, nni dann dem fijr
den Fanzen Reichsumsang eingeführt
ten neuen deutschen Reiche-recht den
Platz zu räumen. Dafür gilt eg in
Transvaal und auf Cchlon. Diese
Gebiete steh-en nämlich unter dem
rechtsprechenden Ausschuß des engli:
schen PrivycounciL und obgleich in
England wie in Standinavien das
Röniiiche Recht niemals so überwie
nend Geltung erlangt hat wie inWestx
und Mitteleuropa, ist eg- doch für die
Urtheile jenes Gerichtshofeg"rser maß
aelsende Faktor. Sicher eine merkwür
dige geschichtliche Wendrtiig, von dein
ursprünglichen Gericht der zwölf Ta
feln am Tilserstroin bis nach Süd
afrita und den Jrsdischen Ocean Aber
die Weltgeschichte ist manchmal lau
nenhafn
Der Kaiser,
der das Verkehrswesen in Berlin mit
regem Interesse verfolgt soll dieses
auch gelegentlich studiren. So wird
behauptet, daß er eines Abends in ei
nem Wagen, der tein äußeres Kenn
zeichen trug, zum Polsdamer Platz
fuhr, ausstieg unr- sich von der Ecke
der PotsdamersStraße aus eine
Weile den voriibersluthenden Verkehr
Iatrsah ohne daß ihn jemand erkannte
"’2«lngeblich hat er dann später ge
"äus-,ert, daß der Potgdamer Platz le
bengaefährlich sei, und man »unten
durch« hier dem Verkehr neue Bahnen
schaffen müsse. —- Ferner soll er er
zählt haben, das; er aLS Jünglina im
Omnibug vor-. Berlin nach Charlot
tenburg und Wiltnergdors unerkannt
gefahren sei. Bei diesem Gespräch
soll er bemerkt haben, daß die Auto
Lrnnibusse vermehrt werden sollten,
weil sie siir den Verkehr besser paßten,
als die Straßenbahnen
-——-..—.--——
Sprüche der Lebenswetshett.
Man ist nicht des Lebens milde,
sondern seiner selbst.
Il- IK Il
Die Lebensluft hat nicht den Grund
im bloßen Sein,
Im steten Werden liegt des Leben
Reiz allein.
si- -s- -k
Di: Leben ist kein Traum; es wird
nur zum Traum durch die Schuld des
Menschen, dessen Seele dem Ruf de-:
Erwachens nicht folgt.
Il- sk st
Tas Leben ist ein Spiel, wie alle
Spiele sind,
Wer’s nicht versteht, verliert, und
wer’5 versteht, gewinnt
Doppelsiiinig.
Gouvernante: » . . Soviel solltest
Du doch schon wissen, Alice: wenn ein
Herr in’g Zimmer tritt, erhebt man
sich von seinem Sitze!«
Alice: »Nicht wahr, Fräulein, wenn
aber keiner kommt —— bleibt man
sitzen?!«
Schlimmcrs Zeichen
Bruder: »Was machst Du denn für
ein ernstes Gesicht? Das muß ich sa
gen, wie eine glückliche Braut am Tage
ihrer Verlobung siehst Du nicht aust«
Schwester: »Ach, Arthur, ich habe
leider die Gewißheit, daß alle meine
Freundinnen mir meinen Bräutigam
gönnen — das muß einen Haken ha
ben!«
Bäucrliche Anschauung
,,Vatter, was is das für a’ große,
schone Schul’, die wir heut’ in der
Stadt a’seh’n hab’n ?« »
»Ses ischt de Universchität!«
»Vatter, dorthin niiicht’ i’ gern
lerna geh««n!«
,,Dummer Buhl Da tvirscht Du
nachher recht g’scheit und mnaßt Dei
ner Lebtag’ mit ’m Kon arbeit’n wie
a’ Ochs!«
Schönheit ist das Kapital des Mäd- i
ebens, Kapital die Schiinbeit des Wan- !
nes.
Vorsichtig.
Hqu lEHI l: « «
T
,,Jn der vergangenen Nacht wurde
hier am Mark-May in einem Kontor«
eingebrochen lind der darin befindliche
Geldschrank aufgesprengt. Hast du
denn keine Angst?« «
»Ich? Nicht im geringsten; ich- lege
iikser Nacht immer das Kassabuch
nebenhin!«
Unter Spitzt-oben
»Hast Du denn für Deinen Sohn
keinen Vertheidiger genommen?«
»J bewahre, ’s ist ganz gut, wenn
der Junge erst mal ’n Paar Jahre in’s
Zuchthaus kommt . . . da lernt er we
nigstens 'was!«
Viel verlangt
Köchin lzum Kapellmeister in einer
Gart-enroirthschsast): »Ach, bitt’ schön,
lassen S’ doch amal zum Sammeln
blasen, ich hab’ meinen Schatz von der
drittsn Schwadron verloren!«
Vor«skl)lag.
Junger Ehemann (seiner Frau, sdie
eine Biersuppe zubereiten will, zu
schauend): »Weißt Du, Liebchen, mit
der Biersuppe das wird doch nichts
Rechtes . . . wir wollen das Bier lie
ber so trinken!«
Seine Ansicht.
»Du, Willem, det Automobilfahren
is doch nich so gefährlich.«
»Nee, sür die, die drinne sitzen,
nicht, aber für uns Pslastertreter.«
Ein Schlunde-met
Diener lbei einem jungverheirathe
ten Ehepaar): »Heut hat der Herr zum
ersten Mal g’merkt, daß ich von sei
nen Zigarren mitrauche —- die Flü
terwochen sind also jetzt vorbei!«
Der Herr Leutnaut.
Leutnant ider aus dem Automobil
geflogen und einer am Wege sitzenden
Sommerfrischl rin in den Schooß ge
fallen ist): »Veh, jnädiaes Fräulein
sind g:wiß ein Sonntaaskinl.«
Leicht agellolfen.
Flellnerim »Ja, haben mir denn kei
nen JIeidJleeimer"".e . . . Fortwährend
ist unter den Gästen gerade nach dem
die Nachfrage?!«
Wieinwirth: »O, iibernioraen ist er
schon zu haben, . . . ich lbestelle die Ett
tetten —- telegraphiscl)!«
Verdamtigc Vertrautlleit
Altes Fräulein tznm Bettler): »Ma
chen Sie, daß Sie fortkommen, Sie
riechen ja nach Schnaps . . lals der
Bettler sich vertheidiaen will, eifrig)
jawohU Das ist Tit-»Ein mit Jngwer!«
Weiser Rath.
»Ihr Leiden, meine thiidiae liegt
arößteniheils in den Nerven . . . Mei
den Sie schwer verdauliche Speisen
und s-— niiverdauliche «J.ltensrtie!i!«
Ein get-lauter Mann.
Bürgermeister: » . . . Das is’ a
Kreuz, —— tein’ Lluasknlilick kann ma’
fortgehn! Jeti’ war i" aestern in der
Stadt —— alei’ hat der Blitz in’ Kirch
thurm ’neing’schlagen!«
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llnteroffizier lals einem Soldaten
beim Turnen ein Pfennig aus der
Tasche fällt): »Ich verbitte mir jede
Geldprotzerei!«
Zu viel.
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