Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 21, 1906, Image 6

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    N A
W
»leigatotisch«.
Busch die Aeußetung Eines seht hoben
ttn in Europa wird »Jeder
itfch Esq.« auf eine gute Idee
gebracht —- St. Louis muß
der Rang abgelaufen werden.
Mister Ebitet! s
Des is e schöne Blamafch for die
Neu Yotker’ setz gehn die seien-än
dige St. Louier het un hawwe de
Bitt an Uns bei die erste offifchell Jn
witöschen an de Jmperec WilliäHJe
schme. Des unsr,
es gilt nir, dann
Jch hen die Eidir
zuetscht get-att.
Des heißt for
Unser Stamm
tifch - Assossiä
schen. Mer how
we blos noch e
Bißle warte mol
k, weil jetz noch
nit die richtige
Büsneß - Diesen
is Un Wir nir
hawwe de Risk
tönt-e wolle, das
der Jmperrt am;
End in seiner’
Frrid un mit fei- «
nem Enthusiasm
timme khät, be-s
vor dse SiesenH
W. Un e Bißle e Aog uf7’s Büs- !
Deß muß wer doch bei Allem hawwe,i
Jlonseauentli auch beim Pättiottißm un s
zfo Sache. Muß mer nir, Misier Edi
tek2 ;
Un iven, wann der mezeket nach«
Sänkt Louis gehn !hät, hierher
nach Neu York, kieit er doch zuerst-le
Un Mir thäte ihn schun so e Zeit gew- k
we, daß Sänkt Louis, wann er dann
dshi kimme thät, ausgucke tdät wic!
dreißäg Gurts-Ich meen wie e Mart !
zwanzig.
Was : ch im Sinn heu, Mistet Edi
ter, in . igard zu Piriparäschens for
die Rezeptschen vun dem Jmperet, des
sag Jch nit, Misier Editet. Wenig
stens jetz noch nit. Vielleicht später
balde mv1. Jch will Max Miei Eidies
nitAxwegschnappe lossc.
Mog, wag Ich tag, Mittei- txditeL
des ist Mir Deitfche hier, Jch meen
Mir gute echte Peitsche wo zu Vereins·
belange, nit so vaterlandslofe Geselle,
wo jede Abend bei ihrer Alte un ihn
Kids bei-heim hocke un an eme Suntag
mit ihrer Fämili ganz alleenig wohi
gehn womöglich aach noch trocke, mit
aus wo eizukehrn, mit ihr’m Luntfch
im Papietche oder im Bästett un dann
for Dinner wieder heimgehm also, was
Ich hen sage wolle, Mir gute Deitfcbe,
too was fein un wo was hawwe. ur
tvv zu der Prominenz belange, Mir
beauche so en Mann wie den Jmperer
r.
Ich mache e Wett, der thät aach Ei
nigkeit in Uns eneibringe, un wann et
sie Uns mit blaue Bohne in de Leib
eneischieße müßt.
Also, da hen Jch neilich gelese, daß
der Jmperer zu eme Vereinsdirigente
gesagt hot, er bätt unnet Musik-erö
fchem des deitsche Volkslied bei Sin
getfestiwtoels un Volks-feste obiigatm
tisch (de5 meent kompulfory) ze mache.
So en Mann brauche mer hier, Mist-r
Editek, der, wo mit fester Hand die
ganze Sache ruh1t.
Mister Editer, Sie müsse felwer
sage, da liegt mehr drein in der Eidie,
wie mer uff de erfchte Aagseblick denkt.
Es ärgert Mich jetz, daß Ich nit felwet
gehun früher uff die Eidie getimme
m.
.- —- .«« - »s-.-. --sp« -
Denke Sie blos, Mist-r Edjter, was
mer for en Suckzeß aus alle Vermitt
ginge mache könnt, wann mer des
ergniiae und Alles, was dra rum
hängt, kompulsvry mache könnt For
Jnstenz des Geldspende un Sei-sm
pähntriete un alle so Sacke. Blos for
Jnstenz, wann mer es tompulfory
mache könnt, daß die Buwe in die
Singftund gehn. Un mer könnt es ja
dann nach tompulsorv mache, das-, sie
nit blos singe, sonnern out singe
Ich hen merklich was gelernt dorch
dem Jmperer sei Rimart wege dem
»Es kompulsoty mache«. Mir Pier-mi
nente, wo die deitsche Vereins ruhle——
un Jch glaub in der Such merklich aach
an e göttliche Bestimmunq for so was,
fv ze sage e Vereinsmeier- Gottesgna
dethum —- Mir war’n bis jetz blos
immer viel zu gutmütlzig und befcheide
un hawtve zu viel gute Worte ausge
gewwe un hawwe die, wo ganz ge
wöhnliche Beitng bezahle, zu gut br
handelt un hawwe sie zu viel sage losse
un 1var·n zu bescheide. Ja Zukunft
werd Jch Mein Verein mit starker
Hand kahle Es werd Alles obligato
risch un tompuliory gemacht.
Jhne des Nämliche wünschend
Mit Rigards
Yvurs
John Nitsch Esa.
Un des Erschle, was Ich obligato
risch mach, Miste-r Editer, des fein
recht lange un große un gute Puffs
lmit Meint Piltfcher drein) in alle
Papiere. Instituts
s «D. O. Esa.
» Steigen-nd
Amateurvhotograph: »Nun, was
« Hagen Sie zu dem Porträt meines
kiiufti Schwiegerpapas —·—· ift es
nicht presse-IM«
« «- Itemrtn »Sage-r vielversprechend!«
v M satte-s
« « Rufst-III u bme
U a. setz stets-e mostmkisi
J Wen .s«s wis erf«
..
fassen-I als Indem-.
Einen Brief Paganinis des großen
GeigerL tyeriiffenilrcht der »Serolo« .
: träg icht ore Bezeichnung des
Ausgabeortej, wohl aber das tum
des 16. Juni 1888. Er enthiil eine
Lettion an einen reichen Herrn, aber
keine — musikalische Der Brief lau
iei Jst-: «Signore! Jch sehe mich ge
siöihigi, Ihnen ine Verwunderung
darüber auszudrü en, daß Sie Jbre
ichtnng mir gegenüber vergessen
Ich überreiche Ihnen meine
Wurm und bitte Sie, diese
möglich zu begieichen 1.
« Leitionen an Ihr Frl To
- - obei ich ihr die musitalise
Ausdrucksformen und die Bedeutunc
der musikalischen Schriftzeichen bei
brachte 2400 s r. 2. Für acht Privat
koncerte, disich selbst in Jhrem Hause
gegeben habe, 24,000 Fr. Summa
26,4()0 Fr. Die vielen mündlichen
Lektioi.en, die ich Jikrem Fräulein
Tochter bei verschiedenen Gelegenheiten
HB wenn ich bei Jhnen zu Tische
war ertheilie stelle ich nicht in Rech
nuna da ich ihr damit nur eine Aus
merisnmkeit erweisen wollte, und da
inir ihre präzise Ausdrucksweise in der »
musikalischen Wissenschaft gefiel I
Auch vermeide ich es, Worte darüberj
zu verlieren, daß es nur recht und bil
lig ist, für in Anspruch genommene
Dienste und Mühe anderer Leute zu
bezahlen, da Sie mir ia selbst Ihre.
Meinung über diesen Gegenstand mit
getheilt haben, als Sie mich veranlaß
ten, dem Dr. Cr—--is 110 Fr. dafür zu
bezahlen, daß ich in Ihrem Hause von s
ihm einige Raihschliige —- zum G,lüci;
für meine iranle Tochter nicht mehr
als das —- annahm Sie ver-stehen«
mein Herr, daß zwischen den Visiten
jenes sogenannten Doktors und mei:
nem Unterrichtssiuuden ein sehr merk- s
sicher Unterschied besteht, und daß
meine Ansprüche in diesem Verhältniß
bescheidene zu nennen sind. Jch grüße
Sie bochachtungsvvll und habe dies
Ehre zu zeichnen ais Jbr Ni colo Pa
ganinr.«' . -
f pos- letsteie csefüeseit via Hefe-. l
Jn des Philosoph-en M. Lazarus«
»Lebenserinnerungen« wird auch aller- ;
has-d Psychologisches ans- hoftreifent
berührt, so die interessanten Mitthei-t
langen v. Räders, des Oberzerernwi
nienmeisters des Kronprinzen Fried-:
rich Wilhelm, über die SonderbarteiJ
ten des letzten Kurfürften von Dessen:
»Dieier hatte besonders die eine Ei
genthiimtichteitr er konnte teinen Men
schen froh sehen. Ging einmal etwa-Z
Gutes von ihm aus, soJrsar doch
Egoismus die Triebfeder oder Bos
heit. Bedukfte z. B. die Universität
eines tüchtigen Lehrers, so gab es ein
Mittel, ihn sicher zu erlangen, wenn
man dem Knrfiirften sagte: »Falls der »
Mann berufen wird, wird die ganze!
Universität sich ökgern« —- dann hat«
er ihn sicher berufen.« ·
»Jnteressant war Röders diploma
tische Aufgabe, den am 23. Juni 1866
verhafteten Fürsten nach Stettin zu
bringen. Bisman verhinderte des
Kutfiiriten Wunsch, feinen Vetter, Kö
nig Wilhelm zu sprechen, der in seiner
Gutherzigteit ihn- die dringend Fix
tenc Unterredung endlich bewilligt;
hatte. Bismarck gab deshalb Anwei-;
sung, sofort nach Einfahrt des Zunge-Z ;
auf dem Berliner Bahnhofe die Wage-— J
Sons, welche den Kurfiirsten und sein
Gefolge enthielten, abzutoppeln und
nach Stettin weiterlaufen zu lassen-J
Auf diese Weise wurde die geplante;
Unterredung unmöglich gemacht.« »
Osttänshmch
Ein drolliger Moment — io schreibt
eine Mecklenburaerin —- erbeiterte die
zahlreichen Zuschjuer beim letzten
Dobberaner Rennen am 25. Juli. Den
letzten Theil des Programms bildete
wie alljährilch ein Bauernrenners.
Recht keck und fidel ttcbten jedesmal
die fünf bis sechs Reiter, Landleute
aus der Umgegend, in die Bahn; und
der jeweilige Sieger, der sogar dem
Großherzog dargestellt wird, ist dann
der Stolz seines ganzen Kreises-. Mit
gespannter Erwartung starrte auch
eine vierschrötige Bauersfrau ihrem
Manne nach, der gerade mit an der
Reihe war. Siegezgeroiß sah sie schen
auf· die umftehende Gevatterschaft
herab, da —- welch bittere Enttuäfckz
ung: als letzter in seiner Tour hinkt
ihr Krischan auf seinem Gaul den
andern nach! Da packt die Enttiinschte
die Wuth.i Mit erhobenem Refere
schirm stürmt sie ihrem Eheliebsten
nach, nichi achtend, daß gerade der
Großherzog nnd Gefolge von der
Tribiine herabsieigen, den Sieger Zu
begrüßen, mitten hinein in die Bahn
stürzt sie: »Warum du mi man to Das-!
Komm du man to has-«
W
Ctu srsvthsdstuseeut Insekt
Einen traurigen Beitrag zum Ka
pitel »Wartet-Elend« liefert eine
Handschrift des geleiteten Dichters
des «Befreiten Jerusalern«, die erst
kürzlich bekannt geworden ist. Die
fes vonz Tasso’s Hand geschriebene
Blatt bat folgenden Wortlaut: »Ich
Unterzeichneter bescheinige, svon Gio
como Costo 25 Lire empfangen zu
haben, für- welche er einen Degen
meines Vaters, sechs Hemden, vier
Betttiich und zwei Tischtiicher als
Pfand hielt. Am Tage des 2.
März 1579. Torquatus Talsol«
Tasso war damals 26 Jahre alt.
Man sann alles überschäseey nur
— iQt die Eitelkeit und die Selbstsucht
IM « MMO Z
W
I ,,ceben und leben lassen«.
(Berliner Skizze.)
Ort der Handtnng: Das kleine,
dunkle Kontor des wohlgenährten Hen.
Martin.
here Martin steht vor dem Laden
tisch und zeigt einem Kunden eine
hübsche. tleine Briestasche. Diesem
gefällt die Tasche: er s:ägt: »Was
kostet sie?«
» »Diese Tasche? O. die ist sehr
billig-! Zwei fünfundsiebzig.« Dabei
lächelt Herr Martin recht freundlich. C
i Der Kunde lächelte nicht.
IGegeniheil er stutzt und sagt: »Ja
laber vor einem Xahre habe ich eine
. gleiche Tasche bei Ihnen schon fiir zwei
iMark fünfzig gekauft!«
. Herr Martiir kommt etwas aus der
Fassung. »Hm. ja! Leider können
wir die Waare jetzt nicht mehr so bil
lig herstellen. Die Ledervreife stei
gen. Und dann die Arbeitslöhne, die
wir seht zahlen miisfen —- o, die Ar
beitslöhne —- es ist graiienhaftt Bei
diesem Artikel tomnie ich nicht mehr
auf die Kosten.«
»Aber Jhre Konkurrenz liefert die
sen Artikel doch schon fiir zwei Mart
siinszigI
»Meine Konkurrenz?«
»Jawohl, Jhre Konkurrenz!«
»Unn«bglich!« '
,,Keineswegs. Man sieht diese
Tasche überall dafitr ausliegen.«
,,Na«, sagt Herr Martin. und seine
Stimme zittert, »frhen Sie sich doch
mal das Geschäftsgebahren solcher
Firmen an! Weshalb können sie denn
so billig liefern? Deshalb, weil i
ihren Arbeitern wahre Hungerlö .e
zahlen! Ich dagegen, ich bezahle sehr
anständige Löhne, außerordentlich ar
ständige Löhne Jch darf behaupten.
daß ich cerade fiir diesen Artikel in
ganz Berlin die besten Löhne gebe.
Ja, sehen Sie, bei mir sollen die Ar
beiter auch was verdienen! Mein
Wahlspruch ist: Leben und leben
lassen!"
Der Kunde ist von so viel Humani
tät vollständig überwältigt. Er sagt
tein Wort mehr, sondern greift, voll
ständig besiegt, in die Tasche, holt sein
Portemonnaie heraus und legt 2.75
Mk. auf den Tisch.
Herr Martin lächelt wie ein Feld
httt nach gewonnener Schlacht, nimmt
das Geld und wickelt die Waare ein.
Der Kunde entfernt sich — —
Bald darauf erscheint der bescheidene
und fleißige Herr Kramer, langjähri
ger Hausarbeiter der Firma, mit ei
nem umfangreichen Kasten.
Rasch wird der Kasten geöffnet;
man sieht schöne, sauber gearbeitete
Brieftaschen von derselben Art, wie
der Kunde eben gekauft hat und fiir
»die Herr Martin so gute Löhne be
zahlt.
s Herr Martin nimmt sich die erste
eine zweite, dann noch eine driiie
Tasche aus dem Kasten mustert sie
mit kritischem Blick und sagt: »Brav
aemacht, Herr Kramer! Die Waare
ist gut!« Und in väterlich-wohlwol
lendem Tone: »Na, Ihre- Arbeit ist ja
überhaupt ;ut!'«
Das ist Sphärenmusik fiir Herrn
Kramer. Er hat nämlich etwas auf
dem Herzen. Nun faßt er Muth und
beginnt :»Herr Martin, ich wollte mal
wegen der« Preise-. . . .'««
Herr Martin sehr erstaunt: »Wegen
der Preise?«
,.Ja, ob Sie nicht etwas mehr geben
wollten?'«
;« »Mehr aeben? Aber ich zahle doch
Durchschnittspreisei Kriegen Sie kenn
iiir diese Arbeit irgendwo mehrt«
Herr Martin blickt den schüchternen
heimmeister heraussordernd an.
, »Ja, bei Herrn Wagner.« Zaghafi
iornnii’·g heraus-.
»So-! Wie viel denn?«
. »Drei Mart pro Dutzend, Herr
Martin.«
; »Sooo!« Herr Martin reißt ent
Hsetzt dir Augen aus. »Bei meiner
. Konkurrenz?«
»Jawobl, Herr Martin.«
?»Wol1er wissen Sie denn bas?«
i »Ich? Ach, ich babs blos von mei
lnern Freund gehört. Der arbeitet
dort «
I Soe« sagt Hm Martin und
Jatbmet schwer. »Ja, wissen Sie, Herr
’Kramer, das sind dann eben Aus
nabnrepreise. Jch kriege iiir dieWaare
auch bedeutend weniger als Herr Wag
ner. Gerade siir diese Dinger! Ach,
wenn ich Ihnen mal verrechnen wollte!
Ja, soll ich denn aus meiner Tasche
zulegen?!« Ein borwursövvll trauri
ger Blick trifft Herrn Kramer. Dieser
ist schon halb besiegt.
,,.Sehen Sie mal, Herr Kramer,
mein Wahlspruch ist: Leben und leben
lassen! Jawobl leben nnd leben las
sen! Sie kennen mich doch und wissen
was ich machen kann, das mache ich.
Aber was nicht ist« das ist nicht« Tbut
mir ja sehr leid, aber ruinireni Soll
ich mich ruiniren?«
herr Kramer wagt nicht mehr, ibn
anznblicken.,
»Sie haben gar keine Ahnung wie
menGeschästslente gedrückt wer
M here Martin seufzt tief. »Ich
gebe ja bei diesen Sachen überhaupt
Ja, wahrhaftig! Ich kanns
anen ans meinen Büchern bewei
sent«
« there Kramer gibt seine letzte Hass
nn
inu bnen ein Beispiel zu geben;
wie ist es mir vor n ge angen? Da
kommt ein Herr un lau t sich so eine
seiest-sichs Diese Brief«-sch- kostet
bei mit gwitbnttch zwei Mart Ænszig
Wissen iewas er mir dcsii siir
hats Sage nnd schreibe i art
sünfundsiebencki — ich wollte sagen:
zwei Mart f« neunddreißigl awohl,
zwei Mart fünfunddreißi . Das
macht beim Stück fünfzehn s. »Nun
denken Sie mal. das gebt mir beim
ganzen Gros so; dann Lebe ich zu:
144 mal 15! Das macht — das macht
—— 21 Mart sechzig. Nun, was sagen
Sie dazu? Wo bleibe ichs Wenn ich
anen da noch zulrgen soll —- na!
Nee, lieber Mann, dann mache ich
schon lieber die Bude zu. vertaufe den
ganzen Krempel und fange selbst an
zu arbeiten! Dann habe ich mehr von
meinem Leben, das tönnen Sie glau
ben!'« «
(Herr Kramer bedauert den armen
Herrn Martin und verflucht die
ftundh wo er an Zulage gedacht
cl . «
»Ja, Herr Kramer, so leid wir mir’s
thut. aber ich kann diesmal nicht,
wirllich, beim besten Wollen nicht!
Aber, wenn Sie wieder mal Wünsche
haben und es ist mir möglich, irgend
möglich, dann, das wissen Sie ja m!«'
Fett Kramer nimmt still seinen
Ka en und entfernt sich schleunigst.
Der arme Herr Martin ruft sein
Faltotum, läßt sich ein Paar Cigarren
holen, das Stück für 25 Pfennige,
steckt sie sich in sein setteå Gesicht und
murmelt var sich hin: »Ja, wer’·sl
nicht versteht, der kommt eben su»
nichtö!« —- «
i Entlassen.
Humoristischc Glis-Ja
: I.
i »Ich bin nicht für Frauenarbeit im
’Geschäst", äußerte sich Mr.«-Webb, Ei
genthümer einer großen Wassenfabrit,
feinem Theilhaber gegenüber.
»Aber ich«, erwiderte dieser, »wenig
stens für Vertrauenspoftew Alle
Frauen sind ungenau in Geschäfts
sachen, aber wenn Sie glauben, daß
der Kafsirer sich nichts daraus macht,
Sie gelegentlich übers Ohr zu hauen,
dann nehmen Sie nur einen weibli
chen.« ·
Der Sprecher-, Mr. Gragling, war
der Senior, so war weiterer Wider
spruch ausgeschlossen: Miß JanetBruce
wurde als Kassirerin angestellt.
Mit Ausnahme von Mr. Webb
hielten bald alle große Stücke auf sie,
als Buchhalterin war sie außerordent
lich tüchtig, ein Lumen im Rechnen,
Pünttlich, gefällig, bbn eisernem Fleiß,
niemals trank. Außerdem ein Bild
von einem Mädchen, —- aber das nur
nebenbei. Bis jetzt aber hatte sie die
Feuerprobe noch nicht bestanden. Mr.
Gregling hatte sich beinahe umgebracht,
als er entdeckte, daß ein früherer Buch
halter —- ein Waschlappen von einem
Mann —- thatsiichlich hunderte wegge
worfen hatte, indem er die Kunden auf
Fehler in ihren Rechnungen aufmerk
sam machte. Ob diese junge Dame
wohl? über solche Thorheiten erhaben
war«
Mr. Graglings Glauben an die"
«Schlauheit« der Frauen wurde statt
erschüttert,als feine neue Angestellte
eines Morgens mit einem Scheel, zu
gleich dem Rechnungsabschluß der Fir
ma Dealins in. b. H. in London, bei
ihm eintrat.
»Da ist ein Jrrthum in der Berech
nung«, fing sie an. »Mir eine eins,
aber in der dritten Spalte, so daß es
einenllnterschied von hundert Pfund
macht. Soll ich den Scheel zurücksen
den oder es der Firma freistellen, die
Summe das nächste Mal in Abzug zu
bringen?"
»Haben«sie hundert Pfund zu viel
oder zu wenig geschickt?« fragte der
Prinzipal vorsichtig.
»Sei viel«, war die Antwort.
»Ist der Fehler in der Addition,
Subtraltion, oder im Dislonto?«
»Im Dislonto.«
»Aha! Nun sehen Sie; mein Fräu
lein, einen Jrrthum in der Addition
würden Sie vielleicht herausfinden,
wenn Sie die Bilanz machen, aber
eine falsche Berechnung im Dislonto
wird Ihnen höchstwahrscheinlich nie
wieder ausfallen, nachdem der-Monat
einmal abgeschlossen ist« nicht wahr?«
»Nun, was weiter?« fragte Janet,
ihre Augen weit aufreibend.
»Was weiter?« briillte Mr. Stag
ling. haben Sie denn gar keinen
Menschenverstand? Glauben Sie, an
zdere Leute schicken uns Geld zurück,
s wenn wir Fehler machen? Jch dachte,
ISie hatten Sinn fürs Geschäfte Ge
ishen Sie an Jhr Pult zurück, thun Sie,
Iwas Ihnen die Vernunft —- wenn
fSie weiche haben — cingibt zu thun.«
ll.
Ohne ein weiteres Wort verließ
Janet das Zimmer ihres Prinzian
Eigenhändig schrieb sie folgenden
Brief:
»denn Deaiins, rn. b. H.; London.
Wir senden Jhnen umgebend Jhren
gestrigen Scheel nebst Berechnsng zu
rück, da sich in dem Dislonio ein Feh
ler vorfindet, nach welchem der Betrag,
den Sie uns schulden, hundert Pfund
weniger beträgt, als Sie uns einschicl
ten.«
Sie unterzeichnete, brachte den Brief
selbst zur Post. Dann erwartete sie
das Unwetter. Es brach noch an dem
selben Tage los, als Mr. Gragling die
Scheckö - Rechnungen eintrag, die
während des Tages eingezahlt worden
waren.
»Ich sehe Deaiins Scheck nicht da
bei,« sagte er zu Janet. Wo ist eri«
F »Aus dein Rückwege,« sagte diese mit
an ·nender Gleichgiltigteit.
r. Sragling sprang von seinem
Sessel aus« hochroth vor Zorn.
Dichterling fass Redakteur seine Monuskripte aus dem Papier-web
sucht): »Entfetzlich! Und es waren doch so tiefe Gedanken!«
Redakteur: »Ah so, dann werden sie vielleicht ganz unten sein!«
»Sie wollen doch nicht sagen,
daß —«
»Daß ich meine Vernunft gebrauch
te —- fo viel ich davon habe. Sie se
hen, ich habe Jhre Vorschriften wört
lich befolgt.«
Mr. Gragling biß sich auf die Lip
pen.
»Seht gut,« sagte er boshaft. »Ich
werde Jhnen alfo weitere Instruktio
nen geben: Sehen Sie sich nach einer
anderen Stelle um, machen Sie, daß
Sie in spätestens acht Tagen hier her
aus find. Sie passen mir nicht.«
»Ich tann Jhnen dasselbe zurückge
ben«, antwortete Janet ruhig. «
Zwei Tage später empfand Mr.
Grangling eine unerwartete Freude
beim Oeffnen eines Antwortfchreibensj
der Ferren Deatins in London: ;
» esien Dank fiir Ihre gestrige;
Mittheilung«, lautete es. »Einliegend;
ein neuer Scheck. Es interefsirt Sie
vielleicht, zu erfahren, daß wir an dem
selben Taqe an Vier Firmen hundert
Pfund mehr einzahlten, als wir Jhnen
schuldeten. Wie thaten es absichtlich,
weil wir uns bewußt sind,dafz wir uns
zum großen Theil auf die Ehrlichteit
der Firmen, mit denen wir arbeiten,
verlassen müssen; da wir gerade mit ei
nem enormen überseeifchen Auftrag
betraut worden sind, so lag uns daran,
zu wissen, welche Firma die zuverläs
figfte sei. Die drei anderen haben den
Empfang unserer eingesandten Beträ
ge quittirt, aber teine von ihnen hat
den Jrrthum von hundert Pfund »ent
deckt«. Wir fenden Jhnen hiermit gern
einen Auftrag fiir Waaren im Betrage
von 20,000 Pfund, und hoffen, den
selben noch häufig wiederholen zu
lönnenf
zuer. wragnng ueg Iororc seinen-ach
halierin kommen.
»Miß Bruee'«, sagte er mit herab
lassenber Miene zu ihr, »Sie brauchen
sich eigentlich keine andere Stelle zu
suchen Jn Wirklichkeit betvundere ich
Jhre Denkungsart, und —
,,Entschuldigen Sie, Mr. Gragling,
aber dem ist ganz und gar nicht so.
Was Sie bewundern, ist das Glück,
das Ihnen durch die Ehrlichkeit eines
anderen utheil geworden ist« Bleiben
Sie nu bei meiner Entlassung. Es
verlangte mich nach einer besseren
Stellung, und wenn es Ihnen recht ist«
möchte ich sobald als möglich von hier
sort —- in eine reinere Atmosphäre
Ein seltsame-r Gase.
Ein Tourist lehrt in einer Dorf
Ioirthschaft ein. »Kann ich wohl eine
gute Tasse Kassee haben?'· fragt er
die Wir-thin.
,,,O gewiß!«
:Aber ohne jeglichen Zusatz von Zi
choriir.u
Wirthin (oerround-rt): »WollenSie
denn das reine Wasser trinken?«
Ein Geniiitlmnenich
»Ist denn der Rentier Fellhuber
wirklich so krank, daß Du ihli schont
drei Monate behandelsi3« s
Meine Spur; aber der Mann offe- »
ritt mir jedesmal einen geradezu phä- !
nomenalen Rothwein Ehe das Fäs
chen nicht leer ski wird ber mir nichil
gesund. «
—-—-—
deinem-, them-e Heimatln
»Wie hntctz Ihnen denn nach so
langer Zeit in der Heimoth gefallen?"
»Ach Gott, geweint habe ich vor
Rührung; dersetbe Schulmeistek war
noch da wie vor zwanzig Jahren, der-«
selbe Pastet, derselbe Wirth... sogar
von demselben Hausenecht bin ich
Abends hinaus-geschmissen worden!«
Zu veriiihrerifch.
Gast cim Cafe): »Kellner, bitte un:
die neuefte Nummer der ,,Witzigen
Blättee«.
Kellnen »Bedauere sehr s-——
Gast: »Was-? Noch disk einge
fpannt?« . —
Kellnen »Nein, beten-:- ausge
spannt!"
W—
Stätte Seh-einend
Bekanntee (zumVegetc.riee): »Men
tagö si en Sie wohl immer im ,,Gol
denen nmm«?« .
Begriatiekt »Ja, an diesem Tages
Lebst nämlich LebeetnsdeL mei frü
e Leibspeis', da gehe ich immer mais
Ucchsnf - «
Ins der guten alten zeit.
»Herr Kommissär, der Arrestant
von No. 12 ist davongegangen.«
Kommissar: »Dann bestellens die
Mmstch für ihn ali, wenn er zueiicki
kommt kriegt er nix.«
i such eine Philosophie
T Wirthin zum Gatten): »Du, für'n
Therrn Doktor ist Nierenbraten bestelli
. .. der ist aber gar nicht mehr ichön"
Wirth: »Gieb ihn ruhig! Der ist z
Philosoph, der ißt alles!«
Einmaleins-end
Freier: »O, ich liebe Ihre Tochter
——iehr —iehr —- es fehlen mir die
Worte, um meine Gefühle zu schil
dern —'«
Kommerzienratht »Wäre es Ihnen
wohl leichter, sich in Ziffern auszu
drücken?"
Nicht zu veriltMen.
Bettler: »Bitte um eine Gabe, mein
Herr. Das Unglück verfolgt mich
mein ganzes Leben lang-«
herr« »Ach, Sie waren ja doch das
letzte Mal ein Tonbstummeri Unt
jctzt können Sie von Unglück spre
chen!«
Bettler: »Ist denn das nicht auch
ein Unglück, daß ich gerade Sie wiedek
anbetteln muß?"
Ein kleiner Stils-bergen
Hans (am letzten Schultng): »Ma
ma, toche doch heute Popas Nil-ge
richt, Bohnen und Sperl!«
Mutter: »Warum denn?".
Hans: »Ach. damit er gut gelaunt
ist, wenn ich diesen Mittag mit den
Zeugniß komme!«
Ein kleines Mißverständniss
Heer: »Möchien Sie sich nicht auck
an unserem Liebhaber-Theater bewei
iigen, Fräulein Mary?«
Mom: »Wenn noch einer fiir mich
übrig ist, o ja!«
Die Micsebenderh
Maker Czum Baum: »Wiirbet Jbr
mir behülflich fein, in Euerem Hofe
Stizzen machen zu können?«
Bauer: »Dös tonimt auf meine
Säu’ an.«
Ein But-forth
Lehrer: »Warum nennt man bie,
welche hingerichtet werdet-« armeSiin
der?«
Schiilert »Weil «- iveil reiste Sünd
der niemals hingerichtet werden«
—
Uns-trieben
Atpenbotelier Eber sich zun- ersten
mal einen Zahltellner genommen, zu
diesem): »O, mit Ihnen bin ich nicht
ielzr zsifriedeth so viel wie Sie bringe
ich selbst bei den Rechnungen heraus-F
sub einein KichiniiensLiebesbriei.
CI l.
. .Wenn du den Wein trink
so dent recht oft an mich. An f
gaädigen Deren brauchst du nicht
denken; der weiß nichts davon!« J