Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 14, 1906)
OÄEÄEEPEPOEEÆØEEOPOEE st- Obsc Die Göttin des Glü S. Roman von Weintwld Orttnamt. schwwwchwws «00404048 I I I s if L· Es Es E· E E Es Es E· E I I s· s· I I s· II I c qTTT TTTTTsTTs -v- T 1. K a p i i e l. «Guten Abend, Bernhard! Wen-: ich Dir ungelegen komme, sags rund heraus! Du weißt, zwischen uns siebt’j keine höflichen Redensarten und keine thörichten Empfindlich ieitenk Der diese Worte gesprochen, war ein auffallend großer nnd stattlicher junger Mann von ausgeprägt nordi schem, vielleicht friesischem Typus — blond, blauiiugig und mit einem offenen, gutmüthigen Gesicht Er hatte, von der Haushalterin ohne weiteres eingelassen, nach kurzem An ilopfen die Thür des einfach ausge statteten Arbeitszimmers geöffnet und war auf der Schwelle stehen ge blieben, mit seiner hohen, breitbriistb gen Gestalt den Rahmen fast voll ständig ausfüllend Jn sichtlich freudiger Ueberra «schun sprang der Rechtsanwalt Bern rd Sylvander dem die frische Begrüßnng gegolten aus seinem Schreibstubl aus und irat mit aus gestreckter Hand dem Besucher ent egen. »Nein, Alter —- und das ist gut für Dich! Denn wenn nicht alle Cmpfindlichkeiten zwischen uns ver pönt wären, müßte ich Dich wohl mit sehr ungnädiger Miene empfangen Es sind, laube ich, beinahe zwei Wochen, da Du Dich hier nicht mehr hast blicken lassen." »Wirklich! Na, dann werde ich wohl alle diese vierzehn Tage bin-, durch von meiner Arbeit festgehalten worden sein. Der Mensch ist eben leider nicht blos zum Plaudern und Biertrinken auf der Welt. Jch stöke Dich also nicht?« Jm GegentheiL Du konntest leine bessere Stunde wählen. Mach’ Dir s L--«--- —-:- IL -c-- C-«-..-I - n-h USHUIIII, sILIsI OIGULS CJUSSVO CI IIIIU Cigarren, und für ein mannhaftes Getränk wird, wie ich denke, meine gute Frau Heitmüller auch ohne be sonderen Auftrag sorgen. Denn daß Du es nur weißt, Harro Boysent sie hat ihr derivittweies Herz an Dich verloren. Und daran, daß sie in den legten vierzehn Tagen noch brummi-— get war als sonst, ist sicherlich nur Dein Ausbleiben schuld« »Ja, es ist merkwürdig-, was fiir ein Glück ich bei den Frauen habe, Die über die sechzig hinaus sind- Ver muthlich ist in meiner äußeren Er scheinung etwas Hilfloses und Schutz dediirftiges, das sie geradezu heraus fordert, mich freundlich zu demut tern.'« »Ja der That, das muß es fein«, lachte der Rechtsanwalt, dessen schlaan Gestalt zierlich und beinalie llein erschien neben der des namhaf ten Freundes-. »Unbegreiflich, daß ich nicht schon längst auf diese Erklä rung verfiel· Aber sind es denn auch wirklich nur weibliche Wesen von so ehrwürdigem Alter, die Dich mit ihrer Zuneigung beglückten?« Harra Bayer, der sich’s bereits in der Sofaecke behaglich gemacht hatte, zuckte mit den Achseln. »Junger Mädchen Gunst zu gewin nen, darauf verstehe ich mich herzlich schlecht. Ueberdies bekomme ich jal eigentlich gar keine zu Gesicht.« Ausgenommen Fräulein Erital Herboldi Oder isi sie nicht mehr bei ihrem Vater?« « Der andere war eben im Begriff, sich eine Cigarre anzuziinden. Und aus der Umständlichteit, mit der er dabei verfuhr, erklärte sich’s wohl, daß die Antwort etwas lange auf sich warten ließ. — —— — »O dochtj sagte er endlich, sich ganz in blaue Rauchwallen hüllend. »Der aber imvemire ieb nie-bi. Undi ein Verlangen, sich meiner Hililosig—-» leit anzunehmen, hat sie bisher ebenso ; wenig zu erkennen gegeben. Wäre« mir auch, offen gestanden, gar nichts sehr lieb, wenn sie’3 thäte.« »So hast Du Deine Ansichten über sie geändert?« »Welche Ansichten, Sylvander?« »Nun, ich glaube mich doch zu er innern, daß Du Dich wiederholt recht gvoshlwallend über sie ausgesproche a t.« « »Wohlwollend? das ist schwerlichl das richtige Wort. Ich habe Dies vielleicht gesagt, daf; ich sie um ihres; starken tapfern Charakters willen be-; wunders: und daß —- — aber da Dus sie nicht kennst, kann Dich das eigent-; lich gar nicht interessiren. Und wirH wollen mit Deiner Erlaubniß von et-; was Berniinstigetem reden.« J Das Erscheinen der hausbölterin! schob den Beginn dieser vernünftige-: reu Unterhaltung noch um ein kleines keinma- Dsie bejahtte Frau heitmiib r, die sicherlich viel braver und tüch tijter war, als sie hübsch und liebens w«edig aussah, brachte in der That meansgesordert ein halbes Dußend Qierslaschen und zwei Gläser-. von denen sie zuerst den-,,Gast eins hin feste: «,.Wobl bekomm’s, here Boyien!« s te sie, um dan- nach einem kleinen hinzuzufügen: «Es ist Mün » Notar-, und hoffentlich noch « Mc Obwohl es schon recht lange aus — sie wartet« - rsvsT TTTTTTTTTD r Harro Boysen hatte feinen Pokal Zesiilllt und trank ihr rnit freundlichem eben zu. »Wer-sit, liebe Frau Heitrniilleri Es ist frisch, als tiime es direkt aus dem Faß« Entsetzung folgt.) Tlter illesekteun Roman von O. E lft e r. (15. Fortseyung und Schluß.) .Ja, Maina. Durch die Groß-— muth Jhres Gatten ist ja Julie in den Stand gesetzt, einen Offizier hei rathen zu können.« .Svrechen wir nicht davon«. ent gegnete sie ernst. »Julie hat es ver dient — sie soll glücklich werden. — ernnien Sie, Harald.« Er reichte ihr den Arm und führte sie über die Veranda in den Garten· Am andern Tage erhielt Oberst lentnant von Ginibeea das Abschied-Z Geiuch Darale mit der Bitte, zu den Reserve - Offizieren des Baiaillons übertreten zu dürfen· «Seken Sie, lieber Fuchs , sagte der Kommandeur lächelnd zu seinem Adjutanten. »Ich habe mich in Hei neck doch nicht getäuscht Er zieht als Ehrenmann die einzig richtige Kon icauenz aus meinen Worten .. .. Ich mochte ihm diesen Ausweg nicht vor schlagen, ich wußte, daß er ihn selbst finden würde. Nun werden wir den braven Heineck aus dem täglichen Kreise der Kameraden zwar verlie ren, aber er bleibt trotzdem doch unser lieber Kamerad und foll uns ftetg willkommen sein« fo oft er ran be iuchts Und feine Frau — na, ich habe schon mit meiner Frau gespro chen, sie wird Frau rson Heineck unter ihren Schutz nehmen und selbst in die Gesellschaft einführen... idh denke, man wird nichts dagegen einzuwen den baben.« »Gewiß nicht« Herr Oberftlieute nant«, entgegnete der Adjutart la chend, »zumal Oeineck es jetzt dazu hat. ein großes HJus zu machen.« »Wenn Jbr Schwerenötber Eucb in dieser Erwartung nur nicht täuscht«, erwiderte der Kommandeur und drohte dem schlauen Adfretanten mit dem Finger-. 2 2. K a p i te l. D i e S it h n e. Zwei Jahre waren verflossen. An Stelle des alten Gastbaufes zur guten Quelle erhob sich ein freundliches Landbaus mit weinurnrantten Veran den und umgeben von einem in Blu menflor Prangenden Garten. Den Hintergruud bildete der Wall-. Ein gut gepflegter Weg führte zu der kleinen Kapelle und der Grotte zur guten Quelle, wo sich Harald und Henriette einst gefunden. Ein Bild des tiefsten Friedens bot die Villa, an deren Stirnfeite die Worte standen: Zur guten Quelle, unter welchem Namen die Villa weit und breit bekannt war. Und eine-Quelle des Glücks- des Friedens war dieses Heim in der That geworden fiir das junge Paar, welches es bewohnte. Man war überzeugt davon, wenn man harald und Henrictte Arm in Arm den Garten durchwundeln oder auf der Veranda sieben fah, wie er den Arm um ihre schlanke Gestalt legte und sie das bloude Haupt an seine Schulter lebnte und mit glücktichem Blick zu ihm auffchautr. Hier mußte das Glück und der Frieden wohnen. Diesen Gedanken mochte auch wohli der in armselige Lumpen gehüllte Mann hegen, der an der Gartenpfortes lehnte und mit sehnsucht svollen, ban-! gen Augen nach der Veranda hinüber- s schaute· Der Mann sah abgehärmt’ und abgezehrt aus; seine Kleidung be- l stand aus Lumpen, die ein alter fran- s zösischir Soldatenmantel nur void-s dürftig verhüllen konnte. Dennochsah er nicht wie ein berufsmäßiger Bett-! ler oder Landstreicher aus Aus seinem abgezehrten, von Wind und Wetter gebräunten Gesicht lac ein Zug unendiicher Traurigkeit, in seinen blauen Augen schimmerte seucht die Sehnsucht und um seine Lippen zucktef ein ich .nerzlicheö Lächeln. » Er mußte einen weiten Weg ge-; macht haben Jn der hand trug er, einen derben Knotenstock, seine Schick-ei waren zerrissen und beschmu t, seine Kleidung, sein Dut, sein Geicht unds sein Haar mit dichtern Staub bedeckt. ; Mit einem tiefen, traurigen Seufzer wollie er sich abwenden, als ein gro-« Her, brauner Jagdhund von der Ve randa her mit lautem Gebell auf ihn zusprang. »Ah ich kenne Dich,« murmelte der Mann mit schmerzlichem Lächeln. »Du gehörten dem Monsieur hauviller, ietzt dienst Du wohl dem neuen Herrn.« Durch das Gebell des Hundes waren harald und Henrieite auf den Frem den aufmerksam geworden. »Ein Bettler, Harald,« iagte die junge Frau. Soll ich ihm in der Miche in esien neben?« s »Laß mich erst mit dem Mann spre chen,« entgegnete harald. »Er sieht mir gerade nicht sebr vertraizensroiirdig aus, nnd ich mischte nicht, daß Deine Güte mißbraucht würde.« Damit näherte sich harald der Gar tentbiir. »he, guter Freund,« ries er den Fremden an. «Wobin des Weg-ON Der Mann blieb zögernd sieben und sah harald sinnend an. »Was seht Jhr mich so an? Kennt Ihr michs« »Ich sollt’ es meinen, Herr Leut nant,« entgegnete der Fremde mit trü bem Lächeln. Harald siuyte bei dem Klange der Stimme. Er suchte in der Erinne rung, wo er diesen Mann schon ge sehen hatte. »Woher kennt Jbr mich2« Je nun — ich diente einst in dem Jäger-Bataillon, wo auch der Herr Lieutenant dienten . . . .« »Ihr seid ein alter Jäger? —- Wo kcr kommt Jhr in diesem Aufzuge2«——— ,,Direit aus Algier, Herr Lin-te nant. . .« Harald erschrak. Ein plötzlicher Gedanke schoß ihm durch die Seele. »Mein Gott, wäre es möglich —- ? — Tretet einmal näher! — Jhre seid doch nicht....?« Der Fremde nahm ten bestaubten Hut ab. »Ja, ich bin es: Herr Lieutenant«, sagte er mit bebend-r Stimme. »Ihr früherer Bursche ——· Fried rich Reimers . . .« »Reimers —- Friedricht —- «c:, übt erkenne itsb Gen-N —- UM des himmets Willen, wie seht Jhr aus? — Woher kommt Ihr? — Wohin wollt Jhr?'« »Das sind viel Fragen aus ein mal, Herr LieutenanL Wenn man sechs Monate im Lande nmherzieht, meistens bettelnd, kann man wohl kaum anders aussehen. Woher ich komme, sagte ich Jhnen schon —- aus Afrika, wo ich in derFremdenlegion diente und als Jnvaiide entlassen wurde. — Wohin ich will —- in die Heimath, in das Gefängniß, wenn es sein muß, um wenigstens in de: Heimath zu sterben.'« »Mein armer Bursche, Du siehst schlecht aus« —- Aber Du sollst nicht umsonst an. meine Thiir gekommen irint So lasse ich Dich nicht fort. Tritt ein .. .« Er öffnete die Thür, langsam, scheu und zögernd trat Friedrich Reimers in den Garten. »Sie nehmen einen Deferteur au,i, Herr Lieutenant«, sagte er. »Davon sprechen wir später«, ent gegnete Harald, dem das- Herz in Mitleid schwoll. «Vorderhand wol len wir Dich wieder herausfiaffixen —- Liebe Henriette, sieh, das ist der unglückliche Friedrich Reimers. Ein Ausruf mitleidigen Erstau 1 as entfchliipfte ihren Lippen. "Mein Gott, der arme Mensch!« ,Jch danke Ihnen, Madame... ahsr bedauern Sie mich nicht. Al l- war ja meine Schuld.« Vor allen Dingen kamm- herein«, sen-te daraltn »Du mußt Dich er h« en. Du mußt hungrig und durstig »Das schon, Herr Lieutenant. Nbet in diesem Anzuge.. .?« »Dummes Zeugs — Wir werden schon einen anderen Anzug siir Dich finden. Komme hier herein -—— in mein Zimmer, und Du, liebe Ven riette, beforgsi ein kräftige-i- Essen.« Dem armen Burschen traten die Thriinen in die Augen« »Den Lieute nant, ich wollte Sie wahrhaftig nicht belästigen. Nur fehen wollte ich Sie noch einmal —- mich von Jhrern Glück überzeugen, von dem man mir erzählt hatte." «Wer hat Dir dar-on erzählt?« »Ach, das ist auch eine traurige Geinchte . . .« k- ---’-·k-(- s- its-Lim »-7I» f» Styu »u- sus skIsbs Jetzt iß und trink und dann wollen wir andere KL idung für Dich her auslachen« Die guten Speisen, weiche Hen riette auftrug verfehlten denn auch ihre Wirkung nicht auf den armen Kerl. Er sprach denselben tüchtig zit, man merkte, daß er lange nichts or dentliches genossen hatte. Als er gegessen hatte, mußte er sich in Haralds Anlleidezimmer saubern und einen einfachen Jagdanzug an legen. Mit trüben: und doch stolzen-. Lächeln betrachtete er sich. »Nun, mein Junge«, fragte Harald lachend, »wje fühlst Du Dich?« »Wie im Himmel, Herr Lin-te nant!« »Na, so rasch geht das nicht! — Aber nun setze Dich und erzähle mir. —- Weißt Du denn nicht, daß Dir Herr Hauviller dreitausend Franks hinterlassen hat?« »Za, ich weiß es . . ." » nn, und weshalb hast Du das Geld nicht eher abgehoben? hat Dich die Nachricht des Notar-?- nicht erreicht?« »Ja und nein, HerrLieutenant .. »Wie soll ich Dich verstehen?« »Ich wollte das Sündengeld nicht »Das SöndengeldiP »Ja, dafür hielt ich es wenigstens darna!3, denn ich dachte-, es sollte eine Belohnung« für meine schändltche Desertion sein« i ber man mußte es Dir doch auszahlen?« »Man kannte mich in der Frem den ion nicht unter meinem wah Iren amenx ich hatte mich unter fal fchem Namen cheinschreiben lassen — iman fragt ja da nicht viel nach Pa W pieteni Alt nun die Nachricht vonI der Erbschaxt einlief und der Major fragte, ob e ner von uns den Namen tliiecöttners führte, da meldete ich michs n .« »Aber, mein armer Bursche, das( Geld konntest Du dreift nehmen« »Ich weiß, Derr Lieutenant. Man bat rnir fest alles erzählt.« »We:2« ! i »Pierre Gaspard in Mann-« .« »Was? —« der alte Gaspard?« — ,,Ja, und seine Tochter Jeanne . . .« »Ah, Du hast sie wiedergesehen?« » »Durch Zufall, Herr Lieutenani . . . ; ich wollte, ich hätte sie nie wiederge-: sehen —- nie —- nie — denn —- denn, l here Lieuienant, Jeanne Gaspard war so tief gesunken, wie nur ein» Frauenzimmer finten kann . . . .'« » »Mutter Bursche.« ; »Bedauetn Sie mich nicht« Herr Lieutenant. Es war ja alles meine; Schuld. Bedauern Sie lieber die. armselige Jeanne . . . .« Und er brach in Schluchzen aus-! und verhüllte sein Gesicht mit denz gbgemagertem fonnepverbranntenHäm ; en. Harald beobachtete ihn mit inni-i gem MitgefübL Dann legte er ihm! rsie Hand auf die Schulter und sagt-! ernst und gütig: ; »Mutb, Muth, mein armer Fried-» rich. Wenn das Mädchen verlorenx ist, das Dich ins Unglück gefiiirth bat, so wollen wir dafür sorgen, daß» Du dem Leben und einer ehrenvollen Thätigleit zurückgegeben wirst. Aber! Du mußt Dich aufraffen, Du mußis msnnnsfr EIN-;- MDTÆZD nobIs-un mail mußt gut machen was Du gefehlt « i »Wie lann ich das jemals gut ma- » chen, Herr Lieutenant!« »Du wei,ßt daß Du hier int Deutschland als Fahnensliichtigeri betrachtet wi rst?« »Ja» ich weiß es ..... aber ich! tonnte es in der yremde n: cht mehri aushalten. Wenn ich nur sterben könnte in der Heimatht« »Du sollst nicht sterben sondern leben, um gut zu machen. Die Sühne Deines Fehltritts mußt Du auf Dich nehmen, aber man wird Gnade walten lassen, denn Du hast in. der Verzweiflung gehandelt.... das war nicht männlich gehandelt Friedrich Reimers.'« »Ich wußte nicht, was ich that. — Und dann — man preßte mich sast mit Gewalt zu der Legion. Mir war ja damals auch alles einerlei-« »Du hättest Dich eher an mich oder ; an das Bataillon wenden sollen-, aber das ist nun alles zu spät und Du mußt die cirase ans Dich neh men.« »Ich will es thun, Herr Lieutei nant. Wenn ich nur wieder ein ehr licher Mensch werden lann!« »Das tannst Du, wenn Dn den sesren Willen hast. Jetzt aber lege Dich nieder, morgen sprechen wir weiter über Deine Angelegenheit Komm, ich will Dich in eine Kammer führen, wo Du ruhig schlasen kannst. « Er sührte ihn in ein kleines, san beres Erterzimmerchen, in dem ein einfaches Bett stand. Thriinen der Freude und des Tantes rollten dem armen Burschen über die Wangen; er wollte Harald die Hände tiissen, doch dieser wehrte ihn ab, wies aus das Bett und sagte: »Da —- ruhe eDich ans. Und wenn Du seinandern dan ken willst, so dante dem treuen Gott, der über uns alle wacht.« Dann verließ er ihn. der schlach zend aus die Knie sant und verge bens nach Worten rang, um im Ge ket seine übervolle Seele zu erleich ern. Jm Eßzimmer erwartete Henriettet harald mit dern Abendessen. Wie; traulich das Zimmer aussah! Ueber dern Tisch brannte die hängelampe;? durch die ossene Thiir der Berandai webten die lauen Liiste des Sommer abends herein. Nun, fragte Henriette lächelnd« »Ijusl Du Ulllkll ’IWUYIIIIH Uluccgc7 bracht?« . «Ja, Henriettr. —- Weißt Tu, wir müssen für ihn auch weiter iorgen.« »Gewiß, das ist auch meine Mei nung«, entgegnete Henriette ernst und bewegt. »Schon un: des An denken-s willen an meinen armen Vater....« »Ja...doch laß Dir die Schick sate des armen Menschen erzählen-· Aber zuerst wollen wir essen, dann sind wir nachher ungestört.« Nach dem Essen erzählte Harald feiner Gattin alles, was ihm Fried rich gesagt. »Es ist ein trauriger Schicksal,« schloß er, »aber ich denke, wir machen aus ihm doch noch einmal wieder einen brauchbaren, ehrlichen Menschen« henriette blickte eine Weile sin nend vor sich nieder. »Wir haben eine große Schuld an ihn abzutra gen«, sagte sie bann. «Eine Schuld? —- Wirt« »Ja — als die Erben meines Va ters....wenigstens ich bin feine Schuldnerin . . . . durch meinen Vater ist er ins Unglück gekommen . . .« »Wir wollen es gut machen, heu riette. —- Jch verstehe Dich jetzt.« »Ich wußte es. lieber Mann. — Und da ist mir der Gedanke gekom men, ob wir Friedrich Reimerö nicht als Förster in unseren Waldun en anstellen lönnten, die jenseits Zier Greärse lie en.« » eöha b jenseits der Grenze?« »Nun- weil ee in Deutschland nicht bleiben kann, er rotirde doch bestraft werden....« «Allerdings.« »Da ist es doch besser, wir geben P W im jenseits der Grenze einen often.« »st das Dein Ernst. Henriettei« Nreitich nd glaudst Du. daß Friedrich Neirners dann glücktich werden würde?« «Wesbalb sollte er nichts-« »Mit dem Gedanken an seine un gesiihnte Schuld?« »Harald——— Du willst doch den armen Menschen nicht dem Gericht überliefern?« »Ja, das will ich, Vesriettet Oder vielmehr er selbst soll sich dein Ge richte stellen —- er soll die Strafe site seine Schuld mit männlichern Muth ertragen, er soll seine Schuld sühnen, dann, Henriette, dann will ich siir ihn sorgen, wie siir meinen Bruder." Sie blictte scheu zu ihm empor, der ernst, fast finster in die Ferne sah. Doch dann eilte sie ans ihn zu und schlang die Arme um seinen Hals. .,Berzeih mir, Harald«, bat sie. »Du hast recht —- hundertmal recht — und ich war thöricht, zu denken, man könnte glücttich sein, ohne seine Schuld gesithnt zu haben. Mir that ter arme Mensch leid —- ader nun setze ich, daß Dein Weg der einzige ist, um ihn wieder wahrhaft ehrlich, glücklich und froh zu machen.« »Ich wußte es, dasi meine Hen riette ibr Unrecht einsehen würde«, entgegnete er gütig, ihren blonden Scheitel zärtlich itreichelnd. »Und sei nicht zu beinrgt", fuhr er mit leich tem Lächeln fort, »das; die Strafe allzu hart ausfällt. Sein Fall lie·t ja ganz eigenartig, er ging ja ni «t mit der Absicht über die Grenze. zu desertiren, die Umstände, seine Reue,· seine freiwillige Rucktehr werden mildernd fiir ihn sprechen, vielleicht tann man auch die Gnade des Kö nigs anrufen . . ..iurz, er wird wohl mit einigen Monaten Gefängniß da don kommen, dann mag er zu uns zurücklehren, ein freier Mann, ein ehrlicher Mann, dem ich gern meine Hand als Freund reiche. — Jst es so recht, Henriette?« »Ja, ia, Du Guter, Du Edler!« Und fester schmiegte sie sich an sein Herz und blickte zu ihm empor in liebendem Vertrauen. Ende. Rufst-se sahen-ändern Ueber zwei auf den Strecken Alexan drowo-Warschau und Herby-Ezensio chau in Ruisisch-Polen erfolgte Betau bungen zweier Eisenbahnzüge liegt im Neuen Wiener Tageblatt folgender ausführlichet Bericht vor: Der Postng No. 12 der War schau - Wiener Bahn hatte, mit Passagieren vollbesetzt, die Station Prusztow fahrplanmäßig verlassen und sollte im Wiener Bahnhof von Warschau « um 8 Uhr 45 Minuten Abends eintreffen. Auf der Strecke zwischen den Stationen Wlochy und Golombti brachte ein Passagier plötz lich um 8 Uhr 13 Minuten durch die Anwendung der automatischen We ftinghousesBremse den Zug zum Ste hen. Kaum hatte der Zug zehn Werft von War-schau Halt gemacht, als ihn drei mit Revolvetn bewaffnete Männer verließen, mit Blitzesschnelle auf die Lotomotive sprangen und den Lokomo tivführer überwältigten, ihm den Be fehl: »Halt, nicht einen Schritt wei ter!« ertheilend. Gleichzeitig tauchten zu beiden Seiten des Zuges dreißig bis vierzig bewaffnete Männer auf, von denen die einen den Postwagen mit ei nem Kordon umschlossen, die anderen aber mit Revolvern in der Hand dem Zug entlangliefen und die erfchreckten Passagiere mit den Worten beruhigten: »Ruhiglfitzen bleiben, nicht ausstei T gclh (- lUllU Illclllullsclll cllUUV gelass hen!" Den gleichen Befehl ertheilte man dem Zugpersonal. Dem « Lokomotiv führer aber wurde befohlen, sofort den Postwagen abzuloppeln und ungefähr eine habe Werft weit von den anderen Waggons wegzuführen Nachdem dies geschehen war, drangen die Bewaffne ten in den Postwagen und begannen mit der allergrößten Kaltbliitigteit den ganzen Waggon zu durchsuchen. ) »Geben Sie das Geld her,'« riefen sie ;dem Beamten zu, »wir brauchen bloß Was Geld, das Sie führen, nicht die sKorrespondenz. Sie haben 16,000 Nabel aus Alexandrowo mit und 15, 000 Rubel aus Lowicz. Wo ist dieses Geld?'s' Ohne ein Wort zu sprechen, übergab der Beamte die geforderte Summe. »Sie haben weitere 40,000 Rubel in Kopetent« Auch dieses Geld (im ganzen sind etwa 200,000 Rubel geraubt worden) befand sich binnen weniger Minuten im Besitze der Räuber, die also sehr ge nau iiber die Höhe der im Zuge vor handenen Summen unterrichtet waren. Jn aller Ruhe verließen sie nun den Postwagen und sagten dein Lokomo tivführer: «Wagen Sie es nicht, vor einer halben Stunde wegzufahrem je denfalls aber nicht früher, bis Sie tei nen einzigen von uns mehr sehen t« Den anderen Teil des Zuges, die Personenwagen, bewachten, während der Raub verübt wurde, ungefähr zwanzig Mann, die zwei roße rothe Fahnen mit der Jnschrit P. s. P. Wolkische sozialistische Partei) entrollt hatte . Unterdessen erhielt die Sta tion Warschau von Golombti aus die telegraphtsche Weisung, den Zug Ro. 12, der auf der Strecke stekngeblieben M sei, vor dein Anfahren dureh einen an deren Zug zu decken. Von dein Ueber fall selbst war weder in Warschau, noch in Pruitow etwas betannt. Die Eisenbahn-Gendarmerte, die inzwi schen oon dem Vorfalle Kenntniss er halten hatte, verlangte nun die Aus riiftung eines Extrazuges, und unter Führung eines Offiziers ging eine Jn fantetieabtheilung an den Schauplas des Uebrrfalles ab. Auf der Strecke wurde jedoch dieser Extrazug angehal ten, da inzwischen der Postzug Nr. 12 die Weiterfahrt nach Warsthau bereits angetreten hatte, wo er mit einer ein stiindigen Verspätung eintraf. Die Beraubung des zweiten Zuges trug sich wie folgt zu: Um halb 11 Uhr Vormittags stiegen in der Station Gnaszhn auf der Strecke sahn-Gen stochau ungefähr zehn Per onen in ei nen Wagen dritter Klasse ein, in dem der Kassirer des Zollamtes von Herbei Deminienlo, mit zwei Aufsehern und vier bewaffneten Grenztvächtern fuhr. Deminienlo hatte den Auftrag, 9000 Nabel in Baargeld und 42,000 Rubel in Anweisungen an die Staatsbanl in Czenstochau abzufiihten. Jm Coupö herrschte volllommene Ruhe —- bloß einige Reisende unterhielten sich still miteinander-, als plötzlich einer der neuen Passagiere an einen der Solda ten vorn Gefolge Deminienlos heran trat, einen Revolver an dessen Stirne setzte und ihn auf der Stelle nieder schoß. Dieser Schuß war offenbar ein verabredetes Signal, denn in demsel ben Moment betraten sechs Männer das Coupä riefen laut: »Niemand rühresich vom Fleck«, und gaben gegen -.- fl-kk!—-.. . ----— st- »S-lh-t Uclc UUIIIIIL usu- vk III Uss Ists-assoc mehrere Schiisse ab. Zwei Soldaten wehrten sich, sie schossen gleichfalls, und tödteten einen Räuber. · nmde Coupes fand eine förmliche chlacht statt; es wurden nicht weniger als 150 Schüsse abgegeben. Deminienlo, der Aufseher Kisielew und zwei Soldaten waren aus der Stelle todt, der vierte Soldat wurde schwer verletzt und ist seither seinen Verletzungen erlegen. Während sich diese Szenen im Coup6 abspielten, umstanden mehrere bewaffnete Männer die Waggons zu beiden Seiten auf dem Trittbrette und hinderten das Zugpersonal, den Räu bern entgegenzutreten Jn dem benach bartenWaggon der ersten und der zwei ten Klasse fuhren der Kreistomman dant der Grenzwache General Westen ring, der Brigadier der Grenzwache in Czenstochau General Zutato, der-Oberst der Grenzwache Brzezicki. sowie der DragonerRittmeister Heinrich Laguna. Als diese Herren die Schüsse ,im be nachbarten Waggon hörten, sprang General Zatuto sofort auf die Platt sorni seines Waggons und gab einen Revolverschuß aus die Räuber ab. Es gelang ihm auch, einen von diesen zu verletzen, aber in dem Moment, da er wieder einen Schuß abgeben wollte, brach er selbst zu Tode getroffen zu sammen. Von demselben Schicksal wurde General Westenring ereilt, der, das Beispiel Zutatos befolgend, dem überfallenen Kassirer Hilfe bringen wollte. Oberst Brzezick und Mit-nei ster Laguna versuchten nun, den Leich nam Zulatob von der Plattfortn ins Coupes zu schaffen; auch auf sie fchossen nun die Räuber. Brzezicki wurde leicht verletzt. Laguna rettete sich. indem er sich im Moment, da er den Schuß tra chen hörte, zur Seite beugte. Die Räuber nahmen nun die lederne Geldtasche Kisielews an sich, sowie die vier Gewehre der ermordeten Soldaten und verließen den Zug. Die Leichen der Getödteten wurden nach Szen stoehau überführt. Bei dem ge tödteten Räuber fand man einen Nevolver, aber keinerlei Dolnmens te, die geeignet wären, über seine Ins-Inn Kleiekssefssss III ist-usw III-I Osti Vwossss vssnvqs gu us- q-- s lser wurde in schwerverletztein Zustande nach Czenstochau gebracht; er verwei gerte jedoch jegliche Aussage und erlag binnen kurzem seinen Verletzungen Von den Passagieren des Zuges, die alle während der Schreckensizene unter den Bänken sich versteckt hielten wurde niemand verletzt Unterhaltung. . Der Sepp und der Michel sitzen ganz allein ani der Ofenbank beim Wirth. Eine Stunde lang schon stiert jeder seinen Maßtrug an. Da unter bricht der Michel das Schweigen und sagt zum Sevp: Kannst a leicht a Maß zahl'n wenn i Dir G’sellschnft leiit'!" A I «Mttsverttänbniß. » . . . Wie tönnen Sie denn aber be haupten, Hintern-tosen daß Ihnen der Mucklbnuber mit Unrecht gekündigt hat? Sie geben ja selber zu, daß Sie ihn vor Zeugen einen »Heuochien« nannten!... Haben Sie kenn dem noch etwas hinzuzufügen?« »Na, na, Herr Richter . » da thiit er mi’ ja gl:i’ wie-her vertlag’n!« O Die Arbeitslöhne find mehr als bte Preise ber Lebensmittel gestiegen. Bedauerlich bleibt nur« baß so viele Leute erst durch die Statistik erfahren, wie gut es ihnen gegangen ist. Zu viel Denken hindert das Begrei fem st- - · Er: Hatten Sie hübsche Ferien?« —- Siex »Wunderhiiblche! Jact unter richtete mich im Fischen« —- Er ,,Fingen Sie etwas?« — Sie: Ja , ich fing sent «