Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 31, 1906, Sweiter Theil., Image 15

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    m
Die Gräsin brach in ein helles Ge
lächter aus.
»Aber ein stundenlanges Stelldiche
ein mit Jhnen —- das schadet nichts,
nicht wahr?«
»Es ist wahr, geliebte Gräsin, Sie
sind auf alle Fälle unheilbar kompro
mittirt, wenn ich hier bleibe. Und
wenn ich nicht hier bleibe, so ergreifen
mich die Häscher und ich bin«verloren.
Wählen Sie —- ich überlasse Jhnen die
Entscheidung.«
Die Gräfin lag in ihrem Florenti
ner Sessel und lachte Thränen. Als
sie wieder zu Worte kommen konnte,
sagte sie:
»Ich glaube Ihnen zwar kein Wort
von Ihren Gefahren und von meiner
,,Kompromittirung« —- aber Sie ha
ben sich wirklich ganz leidlich aus der
Affaire gezogen. Und darum gescheh
denn Jhr Wille.«
,,Darum?« sliisterte der Baron,
während er die zarte Gestalt an sein
Herz zog. »Wirtlich nnr daruan
Er erhielt keine deutliche Antwort
darauf: doch die erwartete er auch gar
nicht. Er war zufrieden, daß er als
Sieger durchs Ziel gegangen war. —
Die Geldbriefträger - Uniform aber
wurde später in dein jungen Haushalt
als Reliquie ausb-ewahri, bis sie die
Motten fraßen.
Berechtigter Vorwurf.
's .U,.iskl, ; Nest-. IS Wei
W
Ver Fremde in San Marcial
Dem Englischen nacherzählt von Frau
Herni. Bohrmann.
Hilns der Landstraße war nur die
kleine verwachsene Gestalt eines Fuß
gangers zu sehen, dessen altes hageres
Gesicht einem Greise zu gehören schien.
Ein großer, breiter Mund, umspielt
von einem freundlichen Lächeln, lleine,
halbgeschlossene Augen, ans denen
Gutmüthigteit leuchtete, gaben dem
verwitterten Sopfe etwas Vertrauen
ertveckendes trotz der ärmlichen, sast
schädigen Kleidung; Als einziges Ge
piick hatte er eine abgenutzte alte Hand
tasche, die er mit großer Behutsamleit
trug.
Trotz seines hinfällig-m Aussehen
erwics sich der Mann als ein uner
müdlich-er Feißgängee, denn tr war
schon seit langer als einer Stunde
Dem Wege nacixge anain nnd hatte
eine tüchtige trede ·:"1.-riictgelegt.
Plötzlich hörte kr hinter sich Wagen
aerass:l nnd nach ivenigemtlugenblickcv
wurde die Fort Staton Positutsche
sichtbar.
»Hallo! nsil geht’g, Freinder?« rief
ihm der riesige rothbärtige Kutscher
herzlich zu. die Kutsche anhaltend.
»Dann-, gut, mein Freund,« ant
wartete eine erstaunlich tlangvofle
Stimme-.
»Nichts desv Wege-zö« ?
»Bis; znr nächsten Stadt » wie
weit is’s nocij?«
»Na, to actn bis neun Meilen wird-T
doch bis Satt Martial sein, aber ver
dammt schlechter Weg im Dunleln zu
begehen Klettern Sie lieber u msr
aus den Bock-—Plasz genna sit dal«
,,Dan!e, rni: falls recht sein!« Da
raufhin sckmana sich der Fnßgänger
mit einer solchen Getvnndtneit auf den
Boot, daß der Rosselenler einfach ver
Hilfst war» und ihm unwillkürlqu Laie
Js
Msclc III-leKle »Yblllch-Ucl.c1·- lälc
ion’ alten Mann sind Sie aber un
heimlich gelenlig!«
Der Fremd-: lächelte, dann sagte er
halblaut vor sich hin »Morgen haben
wir den vierten Juli «
»Richtig«J« irlsmmie der Riese, »und
morgen wirtsc- hoch hergehen in Sau
MartiaL aber ich Pechvoael bin na-—
ilirlich nicht dabei; was gäbe ich drunt,
könnte ich dein Wettichießen zuseben!«
Sein Nachbar schien nur wenig in
teresser: »Ein Weitso;ießen?« frag er
»Aber getrißl« Das a oße Pisto
lenschießen fi:r die ZiJieisterschast der
Provinz — ist außerdem noch ein
Preis von hundert Tolle-—- dabei —
na, Tini Willst-it wird wie gewöhn:
lich wieder gen-, innen!«
»S: ——lo,« machte der Fremde la
konisch.
Die Postluische fuhr jetzt einen
ziemlich steilen Berg lxinunter und der
Kutscher mußte den Pferden seine
ganze Aufmerlsarnleit widmen, daher
konnte der Passagiere ungestört seinen
Gedanlen nachbängen San Mareial
wäre wahrlich der letzte Pia geroc
sen, den er freiwillig aufgelu t hätte:
seit jedoch die Ereelsior- Varietc
Truppe von San Francigsa t.serlrachi,
war er auf Alles gefaßt Als der
Zusarrtrsenbrnch erfolgte, befand er
sich in einem lleinen Arizona Ren
chen, ohne genügende GeldmitieL ukrt
die Reife naeh Pboenir bestreiten zu
können. Allerdings hatte er sofort
an seinen Bruder in San Francisro
geschrieben aber es konnten noch viele
Taee vergeben, ehe das Geld ihn ers
reichte. Zudem war fein Junge in
Phoenix und als er des Kindes as
dachte ei n herziger Blondlopf, wurden
feine splugen seuchtz obgleich er an
lange Trennungen von dem Bübchen
kewohnt war, so befiel ibn dennoch
as unbeziihnbare Verlangen, et; zu
sehen und an sein Herz u drücken
Aber vorerst schien dieser Lutnsch un
erfüllbar, denn fo nzie die Dinge lagen
ntußteer noch zum mindeiten eindrin
dertundfiinszig Meilen zurücklegen,
ehe er sein Zie- erreichen konnte-— uns
wie sollte er dies zustande bringen mit
dreißiq Cents in der Tasche? Endlich
batte er lieb entschlossen iu laufen
vielleicht daß sich unterwegs auseinc
oder cie ander-. Weise Hilfe bieten
würde. Als der Kutscher ihn von der
Straße aufgelesein hatte er gerade
seinen dritten Tagesinarsch vollendet.
Lanqe saß dir tleirie Mann in trü
bes Sinnen verloren. er mätete nicht
der ennelnnenden Nacht, die Alle-J in
ihre Schleier einhüllte. Endlich weckte
ihn die dröhnend-» Stimme des Rosse
Ienters die ilnn zurief:
»Sc. Freundchem hier sind wir vor
let Stadt lrollt Ihr hier absteigen
oder mit mir HineinfahicisU
Der Neisende dankte snit einigen
warmen Worien, tauschte einen sestzn
Händedruck mit dem acsälliaen Riesen
und sprang dann leichtsiifziq aus die
Landstraße
,.Laßt Euclp aut geben« rief der
Kutscher herzlich, tnallte init der
Peitsche und trieb sein Vieegcspann in
schnellem Trabe die Straße entlmi:«.
Der Zurückbleibende musterte seine
Umgeoung mit scharfen-. Blick —
nichts regte sich; noch kurzem Ueber
legen wandte er sich nach links, wo
rot der Stadt dichtes Gestritpp wuchs;
« sich durch letzteres hindur.t)driinaend,
fand er weiter nach innen eine kleine
Achtung, die jedoch non der Straf-e
aus unsichtbar war. Geivmdt schnitt
er eine Anzahl dichtbelaucster Zweige
ab, nackte ein Lager davon zurecht
rann wickelte er seinen lonoen schwe
ren Uelserzieber fest um seinen schnm
ten Körper, leate sich hin nnd war nach
wenigen Ulnaenblieten sest eingeschlo
stn« i- - si
Son Lllkathai prangte ir: seinem
schönsten Schmucke. Seit Tagesan
bruch waren Cotvbo s und Former,
leytere meistens von freue und Kin
dern begleitet. in dem Städtchen ein
getroffen, sodaß. als es Mittag wurde,
dieHauptfteafze dicht gedrängt war
niit Gästen uno das wollte viel beißen
in Aue-exakte dck Mensch-, daß das
Land meilenweit im umtrenr nur we
nige tleineAnsiedlnngen aufwies. Vor
den drei Schankmirthfchaften San
Martials hatten sich etwa dreißig Ca
quetos Verfammelt, Weiße, Mexikaner
und Jndianer, die ihre Pferde einfach
an die Bäume gebunden hatte-n, die an
der Hauptftrnße standen, nebenbei be
merkt, die einzige Straße des Städt
elfen-Z.
Der Fremde Von der Poftlutfche
durchsiiseitt nachdenklich die Straße,
oiser Zsi der Tüirtbschaft kam, die ihm
am oielverfprechmdxteri erschien, packte
seine Oandtafche fe ter und ging hin
ein. Jm Gastzinimer fand er eine lar
mende Gesellschaft vor; Einige tran
ten an der Bor, Andere spielten Kar
ten, aber dieMeiftcn hatten sich, ge
w-ok)nheitsgemiiß, um den mächtigen,
aber setzt ungelkcizten Ofen gestellt, leb
haft debattiiei:d.
Als der neue Ankömmling- eintrat,
entstand eine nicmentane Stille, die
Erfieker bemerken mußte. Die Müßig
gang-r musterten die kleine, unschein
bare Gestalt mit k:itifchenkeilicten,d.1
kei geringschätzig nnd fpöttifch lä
chean. Der Srlzaniwätter war höf
lich not-getreten nnd schien bereit, die
Befehle des kleinen Mannes entgegen
zunehn«en; Dieser trat feften Schrittes
on die Bar, legte ein Geloftiick hin und
kiefteltte einen Wbisketsk Er hatte dass
fchakfc Zeug bereits getrunken und
wollte ficks entfernen, ists einige Worte
seine-H Neben-nanne5 ihn aufborchen
machten Wähzenb er mit gespannte
fter Aisfmertsnmkcit Mystik-, verlor
fein Gesicht allmählich den sorgen
schweren Ausdruck und feine kleinen
Augen funkelten lustig.
Er verließ eilig die Wirtlifchaft und
suchte feinenRukyeplatz vom vergange
. non VIIIan snf Tini-O FSHCJ If bis AHF
Tasche hin, öffnete sie und entnahm
ihr einen in Witdleder gepaclten Ge
genstcnd. Nachdem er die Schnur
z.elöst, wickelte er das- Leder vorsichtig
cui. bis vier prächtig-. Pistolen zum
Vorschein kamen; sie waren von ta
delloser Auffiålnung, die Läufe lang
und schlank. Mit gespannter Auf
merksamkeit präfte ter Kleine die
Waffen in allen Theilen, dann au
genscheinlich befriedigt, lud er jede
Kaina-er sorgfältig, worauf er die
Waffen wieder in das Futteral
steckte. Damen stellte er sich rnit aus
aestrectten Armen, die inneren Hand
fläelien nack, unten gerichtet, hin,
prüste sie einige Setunden mit tritt
schecn Blick: ,.Stramm und sestt«
niurmelte er halblaut nnd nieder blitz
ren die lleinen Augen unter ihren
l;albgeschlossenen Lidmi lustig auf.
Um zwei Uhr konnte man schon
vereinzelte Zuschauer den hinter
Shielos Wirtlksiclxaft gelegenen Fest
platz betreten sehen, um drei Uhr wa
ren mindestens einige huncsert Men
schen dort versammelt Am entfernte
lten Ende lecken zwei alt-: Schießs
scheinen, frisctt gest-irren und gemalt,
aufgestellt An einem Pfosten zwi
schen beiden Scheiben war ein Plalat
befestigt, welches die Anliindigung
enthielt, daß das Wettschießen um
die Meistersckmst der Provinz San
Marcksl und um einen Preis von
hundert Dollars pünktlich um drei
einhalb Ubr beginnen würde-·
Auf dem Platat hieß es allerdings-;z
cin »W-.ttschns3en«, aber fhatsächlich
wußte Jedermcnm daß nur ein Be
werber da sein toiirde. Einer Reihe
ton berühmten Schützen»gegcnüber ge
stellt. hatte Tim Wittfett zweimal
spielend den Sieg davkn getragen.
Da nur« die Niederer eines weiteren
Betrat-ers unzweifelhaft war und
außerdem nur ein Gewinn zur Ver
theilung tan-, mochte sieh euch den ge
machten Erfahrungen Niemand mehr
betheiligen, denn Tim’s Leistungen
traten Feinder unübertrefslich.
·Pob .van.e, der Sheriff SanMar
— -».—s-:J. uns-LA-» L-: III-As
7 Muts-, iuus zusehen-«- Jssujnx vest- Onk
tampf. J: er betrat die kleine, etwas
sehr p: insitide Tribiine, die als Rich
ttrstand zu i enen hatte, erhob seine
Hand, unt Ruhe zu gebieten und
sprachz ,
»Mitbiirger! dag Ietzt vorzuneh
mende Wettsck,ießen soll dir Meister
schaft unserer Provinz entscheiden.
Die Bedingungen sind folgende: Je
der Schütze muß vier sechslaufige Re
rolver abfeuernz die Waffen müssen
paar-weise aus den Halftern gezogen,
abgesclrossen und paarweise wieder zu
rückgethan werdend Zwei Halfter
sind am Gürtel und zwei unter den
Achselhiililen zu tragen und jedes
Paar Pistolen musz zuriicl in den
Halfter gethan werden« ehe das lzweite
Paar abgefenert werden darf. Ent
lcheidend ist: die Zahl und das Ziel
der Schüsse, die die Schelle-treffen,
iolvie die hiersilr gebraxxehte Zeit.
Jedermann tann sich an dem Wett
schießen betbriligen, für welches ich
nun bereit bin, Meldungen entgegen
zu lieh-um«
Schwersällia trat ein Mancher mit
grobem, rothaufgedunsenen Gesicht
sum Sheriff und sagte ihm einige
Worte
»Erite Anmeldung: Tini Wittsett!«
rief der Riater. EtnigeSttmmen lie- «·
szen ein scklnaches »Hut-Wiiren,
denn Wittsest war ein wüster Patron
und sehr unreliebt
Eine Pause entstand. Auf einmal
ternahm man vereinzelt-F Laelen
welk-· Ok- allnsiihil ich zu brüllenkem Ge
läcktee ansck woll. Zahlloie Its-get
W
deuten-n aus die seltsame Gestalt, die
sil) dem Richterstande näherte. ··(if5
war der kleine Fremde, dessen Körper
noch magerer lund zwcrghaster aus
sah, Tinte den tosen Rock. Einen Au
genblick stehe-n bleibend, zog er ans
seiner .L«osenthche eine große schwer
sällige Brille, die r: sorgsam ab
wischte, ehe er sie aufsetzte. Dies
reizte die Menge zu erneutem Ge
lächter und der Alte wurde mit Aus
drücken wie »Großvater«, »Burtcket
chen« non den Umstehenden begrüßt
Er schien jedoch nichts von dem Un
fug zu bemerken, sondern schritt ru
hig zu dem Richter, diesem einige
Wort-! sagend-·
Evens, der trotz großer Milbe das
Lachen nicht verbeißen konnte, rief
mit sichtlichcni Vergnügen: ,.Zweite
Anmeldung -— Henry Jason aus
San Ilranciz(o.«
Wittiett hatte nnbiindig mit den
andere-i gelacht, sowie er jedoch seine
Heiterkeit soweit geziigzzt hatte, daß
nur eIn breites Grinsen auf seinem
Gesichte tax-» trat er mit frei herab
hän enden Händen an.dI-e Schrank-.
,,zgfertig!« ries, die Uhr in der
Hund« der Richter. ,,Fener!«
Rasch beinayc mechanisch flogen
Wittsettz Hände an die Giirtelhalster
--— unclanblirh schnell streckten sich die
Arme ichuszfcrtia aug, sechs- doppelte
Schiisse trachten und die weiße Fläche
der Scheibe nur mit schw.:czenFleclen
gepsesserL Noch rauchend kcurden die
leeren Wasan in ihre Behälter zu
rückgeworsen, dann stopfen die Hände
in die Höhe-, berührten eine Selunde
die Schultern —- die Ame streckten
sich, Stahl blitste ans und wieder fis
ten sechs Tsoppetschiisse, dann ward
auch das zweite Paar Pistolen in die
Halfter geworfen, woraus Tim Witt
sett stolz und berausiorderizd aus lei
nen Platz zurückginq.
Der Siserrff lief zur Scheibe, nos
tirte das Resultat, dann, zurückkeh
rend, stieg er aus seine Teibiine und
verkündete-:
»Tim Wittfcttg Store: Zeit, drei
zehn Schreiben Scheibe, viermal ins
Schwarze, neun im ersten Ring, sechs
m zweiten, Iuns un orurenx Hen
nnd Scheibenectord oom letzten Jahr-;
ist durch den-heutigen Erfolg Tom
Wittscttg gebrochen!
Wieder ließen sich nur vereinzelte
Hochruse hören, denn es ging den
Leuten gegen den St:ich, tien Prahl
hcns siegen zu sehen.
Jasons Antlitz war ni:gdkuclslos,
als er seinen Platz einnahtn Un
trilltiislich verstummte jedoch das Ge
lächter. das fiel-, wieder in der Menge
hatte hören lassen. Nur Tini grinste
hämisch und schadenfroh, die übrigen
Zuscharer traren neehgercsde zu der
Ansichtgetommen, dasz der tleine ver
wachsene Mensch es verzweifelt ernst
meinte.
Gespsinnt tobten Ins-Ins Augen
aus der Scheibe. Bei-en Rufe ,,Feuer!'·
flogen die blauen darnaszirten Pisto
len so rasch in die krallenartigen Fin
cer, daß die Augen der Zuschauer
nicht schnell genug ten Bewegungen
zu folgen vermochten: sie sahen nur
ein Aufbliszen von Stahl. Dann, ehe
ruan steif- dessen versah, wirbelte-n beide
Pistolen in die Lust --— Sen Martia:
hielt den Athen an — in oer Selunde
waren die Pistolen ergriffen und
lzwölf Schüss: fielen so rasch hinter
einander, def; es nur sechs schienen.
Mit einer einzigen Bewegng wars
ter tleine Mann die Waffen in die
Halfter, und ehe man ten Händen
mit dem Bisse folgen konnte, hielten
sie zwei andere Revolver. Diesmal
flog nur eine Pistole in die Lust,
während aus-, der zweiten zwei Schüsse
abgegeben wurden, nann, die herab
sallende Waise geschickt aussangeno.
schoß er lscide Revoioer mit fabelhaf
ter Schnelligteit und scheinbar ohne
zu zielen. Die Pistolen in ihre Hül
sen Iverfend·. lelxnte er sich ruhig nu
die Tribiine, cin Gesicht so undurch
dringlich wi-: vorher.
San Martial war toll ——niemand
wartete die Entscheidung des Richters
ab»—«—« man wußte gutes Schieszen zu
" WUTUIICU lllllJ Ulck, DUQ Wllslc IcsclJ
hatte man einen Meister gefunden.
Nasend vor Wuth schlich Wittfett
fort — er erkannte, daß er besiegt
irae, und daf-, die Zuschauer ihm die
Niederiage von Herzen gönnten.
Sowie der Richter nach Prüfung
der zweiten Scheibe auf der Tribüne
erschien, wurde es todtensiilL
»Hei-en Jason von San Francisco
—- Oeitx Elf ein halb Sekunden!
Scheibe: Sieben i1:’s Schwarze,
zwölf im ersten Rina, fiins im Zwei
ten —- diesesj Resultat beicht jeden
Reiord!« Dann richtete sich der Sche
tiff zu feiner vollen Höhe auf, winkte
dem abermais ausgedrochenen Jubel
Schweixen und sprach
»Alk- Sheriff diese: Provinz und
im Namen meiner Mitbiirgcr möchte
ich Ske bitten, die sehr schiibige Ma
nier Jhres Empfanges zu entschuldi
gen. Auch eriuitbe,ich mir, Jhnen zu
Ihrem iabeihaften Geschick in der
Handhabung von Schießeifen zu gra
tuliren — Aelknliches ist bis jetzt noch
nie in Arizsma gesehen worden«
Daraufhin beuate er sich vor und
böndigte den-. Sieger fünf blinkendå
Zwanzigdollargoldstiicke ein.
Jason steckte sie mit einigen Dan
kesworten in die Ta,.f,e, verbcugte sich
Als-f- vok den Anwesenden nnd betrat
sogleich die Wirthsstube, wo er sich
daran machte, umgeben von einem
dichten Kreise von Verehrer-m feine
Waffen zu reinigen und zu poliren,
bis sie fhrmlicb blitzten Als er fertig
war, nickeite er sie snrgsältia in das
Wildledee ein, sagte alrichmiithia
—
»Gute:i Tag, meine Hertsen«, und
verließ das Gasthaus.
An demselben Abend snhr Heney
Jason —- ehensaliges Mitglied der
ExcelsioriVariete-Truppe, aber besser
bekannt unth dem Namen des »un
Vesidgbslkkn Trick-Pistolenschiitzen« im
Jnnern der sehr behaglichen weichges
polsterten Posttutsche nach dem Sü
den. Seine recht-e Hat-d ruhte leicht
aus dem Griff eines kleinen schädigen
L-edert·cif-«hchens. Die Linie war ver
vorgen· aber aus den Falten des wei
ten ileberzieijeris hörte man das leichte
jedoch unvertennbare Klitnpern von
Goldstücken Aus dem Dunkeln her
aus schien er ein blondes Lockenköpst
clzen auf sicli zuschtveben zusehen, d s
fen rosines Miindchen ihn anlachte.
Und als; er, halb träumend, an das
frohe Wiedersehen dachte, spielte ein
Iveichegs, qluktliches Lächeln um die
Lippen des kleinen ztverghnften Man
neg.
-—--·—..-———
Der listige Freier.
Humoristische ctizze von E. Fah
r o w.
Der Mnmuis und der Baron saßen
wie gewöhnlich nach dem Theater noch
eine Stunde im Klub zusammen.
Der Mars-nig- haite bereits die ·
zehnte Cinaiette getaucht, und noch
immer Ina: ihm die etleuelitende Ide
nicht gekommen, nach der e: nun schon
seit Taxien sal)ndete. —- Enkstich gab er
das Rauch-en aus.
»Die Cinaretten tauan nicht5«,
sagte et· etezjissh. »Ich muß mir eine
endete Mischunp zusammensetzen lass
en.'
»Liebe-r Marqui5, ei sind nicht die
Cigaretten, die nichts taugcn«, sagte
der Baan init dem ihm eigenen ruhi
gen Spott »Wir verdienten alle beide
moderre Lustspieldichtcr zu fein —e5
kaut uns eoen meyt IS eint
»Ich aebs auch auf, c’frs.snnd! Ich
fange an, die gznze Sache tad zu sin
deni Jst eJ denn auch zu glauben?
Die Dame, bei der wir alle beide
Vorzugsfreunde waren
Der Baron zog die Augenbrauen in
einer besonderen Weise bo«l) so das-,
es wie ei n Messerschnitt wirkte.
»Na —- mag ist cS denn?« fragte
der Marquiek
»Ich würde noch etrv was vorsichtian
mit meinen Aus-drücken sein?«
»Ach Unsinn — niemand hört uns
-u.'
»Auch vor sich selbst soll man deli
kat fein-. mein Lieber.«
»Beste-r Bart-n, setzen Sie bloß nicht
Ihre lebrbafie Miene aqu Dann sind
Sie niimiich —- smd Sie —- na, sagen
wir, greulich! Da wir alle beide
grundgenau wissen, wie nah, oder
vielmeijrlwie fern wir der Griifin ste
hen, so können wi: uns doch nicht
mißver·tehenk Aber gebr rtchen wir
anz einfach das Wort ,,Freunde«.
anz tatneradscnastli ch. Damit basta.
Und nun plötzlich diese Laune-? Denn
etwas anderes ist es doch nicht! Eine
Frauenlaiine! Man empfängt uns
nicht mehr! Will und vier — sechs
Wochen nielit empfangen? Warurns
Ich frage Sie, warum?-«
»Da-·- hat dort-; die Gräfin ziemlich
deutlich ansaesprocheni Es soll eine
Art ven Prüfung für uns fein. Eine
Art von Muthåvrobe oder ein Exempel
auf unseren Scharfsinn. Sie sagt-,
daß e: leider nicht met r wie im Mit
telalte— möntich sei,d »s. s; ein Ritter für
seine Dame Drachen erleae oder der
aleict.en. Darum solle er aus. eine
andere Art lic;:7eisen, daß er Schwie
rigkeiten zu iiberwinden wisse, wenn
es seine Liebe aelte. —- - Und nun sitzen
wir da und können nicht einmal dies-:
kleine Schwierigkeit überwinden, dem
Verbot der Dame unseres sfiereens zu
trotzen und zu ihr zu dringen!«
»Ja. Es ist schanden-haft — Nichtz
zu nieset-Un
Der Marauig sah fo traurig aus«
das; der Baron lachen mußte. Dies
war überhaupt das Schicksal dek
Marqiiis» daß man ihn nicht ernst
nahm. Er merkte II aber meistens
nicht.
»Wie drückten Sie sich soeben au3?«
I--,.4- -... kl:t.I:-k EI- 1«--4-.. h-—
ISUHOS ·I, fskc'v«-U,« «8;-IL IQLUILL »kl
Dame unseres Herzens?«
»Nun ja. Haben Sie erioas dage
gen? Sie lieben doch die Gräiin?«
»Ja, allerdings. Aber mir können
doch nicht alle beide . .
»Wa? — dieselbe Dame lieben?
Doch —- ich glaube, io etwas kornirr
vor. EI- ist nur zwischen uns ein gro
ßer ilii«erf6:ied: Sie lieben die Grä
fin nur, und ich werde sie heirathen.«.«
Der Illarquis fuhr auf.
»Sie sagen daii niit einer Bestimmt
lfeit . .. hat man Ihnen etwa Verspre
chunijen gemnchi?«
Der Baron hob beschwielstigend die
Hand-.
»Aber bester Marouis, denn würde
ich Doch nicht davon reden! Jch sage
Jlmen nur, daß ich die Gräiin heira
iben werde, weil ich- weiß, daß ich in
der schwebenden Frage Sieger bleiben
werde. Jch weiß nor-b nicht wir-—
aber ich werde siegen.«
So ruhi die Worte gesprochen lon
«ren, rrsn o mehr brachten sie den
Marquis auf. Er sprudelte über von
Gesiitulaiionen und Beweisen. Er
erzählte, nzsie er vergeban versucht
babe, die Dienstboten in der gräflichen
Villa zn beflcscbem wie er mit seinem
Antoniobil täglich auf den unmöglich-—
sien Wean in der Nähe Ver Viller
umbergestrichen sei, um vielleicht dem
Gefährt der schönen Frau zu begeg
nen, und wie er immer und überall
nur denselben unübrsieiglichen Hin
ternisfen begegnet sei —— die Gräiin
i
—
bleibe unsichtbar und sei nicht zu
sprechen· Er sei schon auf die Ver
mutbxtng gekommen, daß sie vesrreist
sei und diese ganze sogenannte Lie
besprabe nur inscenirt habe, um ihre
getreuen Ritter zu necken. Jedenfalls
glaube er nicht mehr an den Ernst der
Sache und werde sich nicht länger wie
ein Tongenbnrg da kerumdriicken
»Da haben Sie mich sehr recht-«
sagte der Baron, indem er sich erhob
,,Wenn es eine Sorte von Menschen
giebt, die die Damen nicht leiden
könne«-, dann sind es die Toggen
burgs. Gute Nacht, ,,amico«, und
schlafen Sie ruhig im Bewußtsein,
daß zisketzt dennoch ich und kein Ande
rer die Gräsin heimführen wiri.«
Während sich die Herren in dieser
Weise mit ihr beschäftigten, saß die
schöne Gräsin Vor ihrem Sviegel unO
ließ sich dass lange, schsrarzbraune
Har biirsten Dabei tropfte bicr und
da.eineVem-.siung iiber il,re Lippen
Von der Zofe zu längerem Plaudern
ausgegriffen
»Wenn Frau Griifin den Herrn
Marquis gesehen hätten,« iicherte sie,
,,wie er gestern in einer Art von Ver
tieidnng einzudringen suchte-—Fran
Präsin hätten sicher auch lachen mits
en.«
« »Was ist das? Davon hast du mir
sa noch gar nichts gesagt. Der Mar
guis hatte sic- verkleidet?«
»Nun so ungefähr. Er hatte eine
Brille auf und einen großen Reise
mantel um, und ich glaube, er hatte
sich den Seitenbari abnehmen lassen."
»Was das betrifft, so glaube ich es
nicht. Der Marquis findet, daß ihm
der Seitenbart steht. Und das merke
dir gleich für deine zukünftige Ehe,
Lina —- wenn ein Mann findet, daß
ihm etwas steht, so könnte ein Erzen
gel vom Himmel steigen und ihm das
Gegentheil beweisen — er würde es
nicht glauben. Uebrigens aber sei nun
noch vorsichtiger — ich will unter tei
nen Umständen die Herren einvfanaen
und ebensowenig andere Leute. Der
Arzt hat mir einige Wochen absoluter
Einsamkeit empfohlen, und die will ich
eknhalten — so langweilig es auch
l .« ’
» Am nächsten Morgen sah die Grä
nn durch die Spitzengardinen ihres
Zimmeer wie der Marquis auf sei
nem Fuchs vorritt, Er bestellte dem
Diener, daß er verreise und daß er in
acht oder vierzehn Tagen wieder da
sein werde.
,,Thörichter Menschl« dachte die
Gräfin. ,,Ob er wohl denkt, daß ich
ihn vermissen werde? Wenn er ein
bischen mehr Schneid hätte, so würde
er schon ein Mittel gefunden haben,
um zu mir zu dringen. Aber er ist
folgsam wie ein kleines Hündchen —
Fch Gott, was sind doch die Männer
ur . . .«
Der Rest ihres Ausrufs verlor sich
in einem herzhaften Gähnen. Es war
klar, daß die Klausur der lieblichen
Frau nicht besonders behagte.
» Zwei Tage später kam die Zofe her
ern:
»Frau Gräfin, der Geldbriesirä
aer.«
»Ach, so laß doch irgend jemand
unterschreiben.«
»Er sagte, das sei gegen die Vor
schrifU
»Was bedeutet denn überhaupt das-?
Meine Gelder kommen doch nie durch
die Post!«
Da aber die Zofe nur bedauernd die
Achseln zuckte, blieb nichts übrig, als
den Mann hereinzulassen.
Er tam, nahm die Mütze ab und
legte der Gräfin eine rosa Karte von
der üblichen Form zur Unterschrift
bor
Sie hob den Kopf erst jetzt von dem
Buche, in dem sie las, und warf einen
flüchtigen Blick auf die Karte-. Darauf
stand geschrieben:
»Umstehenden Betrag erhalten«
(Name.)
Die Gräfin wandte das Blatt um,
und dort las sie die Worte:
»Anweisung auf die Rechte einer
Verlobten und zukünftigen Gattin.
An Gräfin ..... «
Sie hob den Kopf jetzt zu dem
msldbkioftvssinv Auf sci- pas-»- hin-»s
s-- N-, ---—- ·--.s,
hastig der Baron! Und da sie fas
sunaslos und erröthend keine Worte
fand, bückte er sich rasch und drückte
einen Kuß auf ihre weiße Stirn.
,,So!« sagte er. »Diese Anzahlung
genügt für den Moment.«
Da sprangsieauf und wollte zor
nig werden. Aber er ließ es nicht
dazu kommen.
,,Bewundern Sie inich!« rief er, in
dem·er sie mit stolzen Blicken ansah.
»Um zu Jhnen zu dringen, habe ich
mich zu einer gefährlichen Maskerade
entschließen müssen. Vier Studenten
und fünf junge Damen haben mich
am Rockschooß festhalten wollen, wohl
in der Meinung, daß ich ihnen eine
Geldsendung brächte· Jsch habe mich
nur durch eilige Flucht retten tönnen.
Dicht vor Jhrer Van war mir ein
Kriminalschutzmann auf den Fersen
—- wenn Sie mich nicht voraelassen
hätten, wäre ich ins Gefängniß ac
cvandert.«
»Um Gottestvillen!« rief die Grä
sin, die seiner bieoern Miene glaubte,
.,wie furchtbar leichtsinnig von Jhnen!
Was sollen wir jetzt thun. um Sie zu
retten?«
»Es bleibt nur eines übrig,« sagte
der Baron ernsthaft, »Sie behalten
mich bis zum Abend hier und lassen
sofort dieVerI obnnaz anzeigen drucken
damit man nicht behauptet, Sie hätten
ein stundenlanges Stelldichein mit ei
nem Geldbriefträger gehalten.«
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Herr Watnperl ider sich vor.- einem
herankommenden Strolch verstecken
irill): »Jetzt gäb’ i’ was d’rum, wenn
i’ net allaweil so viel ’gessen und
i ’t:unten «hätt’!«
Vereinsachung.
»Wie kommst denn Du dazu, den
sHuberbauer ohne allen Grund durch
« zuhauen?«
s »Ich hatt’ in der vorigen Woch’
sowieso am G’richt zu thun, und da
dacht’ ich mir: jetzt geht’s in einem
s«
bin.
Da hat five-.
Frau (ihreni Manne die durchge
sessenen Hosen zeigend): »Sage mal,
Willem schämst Du Dich nicht, soweit
Deine Sachen zu ruiniren?«
Mann: a liebe Emilie, das ist
doch das Sinxiaiy was ich durchsehen
t .nn!«
Verplappcrt.
Dame: »Nacbdem Sie sich während
der letzten Jahre so aut aufführien,
siäthi. dürfen Sie sich eines meiner
Kleider aussuclxen!'«
Käti)i: »Dann schön, anädige Frau,
ich bitt’ um das blaue im gelben
iennt man mich schon so sehn«
Verbliinii.
Freund ider mit dem Hausherrn
inz- Wirthshaus- Feier-. wiit »Warum
stellst Du denn den Stiefelfsiecht so
weit Wiens Bet«?«
»Ach, damit mach-i mir meine Frau
immer Vorwürfe, wenn ictr spät nach
Hause koinine!«
Auch ein Grund
A.: »Warum hat eigen-lich der
Dichter Reimbold sein altes: Verhält
niss gelöst nnd sich rnit einer anderen
v:-rlobt?«
..B.: »Damit war der Name seiner
iersten Eingebetmn Schuld: sie hieß
iniimlich Aaned und Zia hat er keinen
Hieim daran gefunden Die jetzige
leißt aber Pauline Da bat eij leich
lc TI«
Bei-nun
W
»...Und Sis haben Ihren Mann
nicht l)eraufgeb,olt, als er diese Nacht
betrunken auf der Treppe la·q?«
! ,,«’Fiillt mir ein! Ich hat« nur den
Weder neben ihn gestellt, damit er am
Morgen pünkt!ich im Geschäft fei
konnte«